Umgang mit Archiven der Geheimpolizei nach 1989

Der Sammelband "Die Überlieferung der Diktaturen" von Agnés Bensussan, Dorota Dakowska und Nicolas Beaupré, den Katarzyna Stoklosa für H-Soz-u-Kult rezensiert hat, bietet nach den Worten der Verfasser einen Vergleich \“der deutschen und polnischen Erfahrungen in ihrem jeweiligen Umgang mit den Polizeiarchiven des Kommunismus\“. Die meisten Buchbeiträge betreffen die Öffnung der Archive der Geheimpolizeien und deren Auswirkungen auf politische und wissenschaftliche Debatten in Deutschland und Polen, wodurch mögliche Analogien bzw. Konvergenzen festgestellt werden sollen. Der Sammelband gliedert sich in zwei Teile: \“Geheimpolizeiarchive: Archive wie andere?\“ (I.) und \“Geschichte schreiben\“ (II.).

\"Überlieferung

Die Autoren des ersten Teiles, die überwiegend Mitarbeiter der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) und des polnischen Instituts für Nationales Gedenken (IPN) sind, beschreiben die beiden Institutionen, ihre Funktionsweisen, die Gründungsgeschichten sowie Möglichkeiten und Probleme, die sich aus dem Zugang zu den Archivquellen ergeben. Bei der Analyse der rechtlichen Voraussetzungen kommt der Historiker Krzysztof Persak zu dem Schluss, Wissenschaftler hätten leichteren Zugang zu den Akten als die \“Geschädigten\“ selbst.

Günter Bormann schildert aus der internen Perspektive die Arbeit der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen mit dem Ziel, die für die Wissenschaftler relevanten Probleme und Chancen erkennbar zu machen. Das BStU-Archiv sei \“ein besonders schwieriges, anspruchsvolles und in der Erschließung befindliches Archiv\“, das den Wissenschaftlern mit Einschränkungen zur Verfügung stehe. Johannes Beleites übt dabei in seinem Beitrag deutliche Kritik an den Eingriffen in die Wissenschaftsfreiheit durch die Vorauswahl der vorzulegenden Unterlagen seitens der BStU und den begrenzten Zugang zu Findmitteln. Er plädiert für uneingeschränkten Aktenzugang und die Anonymisierungspflicht nicht schon vor der Auswertung der Unterlagen, sondern erst vor deren Veröffentlichung.

Im Teil II des Sammelbandes beschäftigen sich deutsche und polnische Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologen mit Themen, die dank der Nutzung der Akten der Geheimdienste der DDR und der VR Polen wissenschaftlich bearbeitet werden konnten. Im abschließenden Artikel plädiert Konrad H. Jarausch "für eine differenzierte DDR-Geschichte\“. Wenn die Welt zu stark aus der Sicht des Geheimdienstes betrachtet werde, drohe eine \“dichotomische Perspektive\“, \“die überall Feinde sieht, wo nur Andersdenkende vorhanden sind, und Verschwörungen auch dort wittert, wo es nur um unabhängige Aktivitäten geht\“, so Jarausch. 

Für diejenigen, die mit Unterlagen der Geheimdienstarchive arbeiten, wird sich der Band, so die Rezensentin, mit Sicherheit als nützliches Nachschlagewerk erweisen. 

Info:
Dakowska, Dorota; Bensussan, Agnés; Beaupré, Nicolas (Hrsg.): 
Die Überlieferung der Diktaturen. Beiträge zum Umgang mit Archiven der Geheimpolizei in Polen und Deutschland nach 1989. 
Essen: Klartext Verlag 2004. ISBN 3-89861-164-7; 247 S.; EUR 39,90.

Quelle: Rezension für H-Soz-u-Kult von Katarzyna Stoklosa, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung, TU Dresden
Katarzyna.Stoklosa [at]mailbox.tu-dresden.de

URL zur Zitation dieses Beitrages: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2004-4-012 

Editionsprobleme im 20. Jahrhundert

Über den eintägigen Workshop, der am 27.9.2004 im Bundesarchiv, Koblenz, zusammen mit dem Jahrestreffen des Arbeitskreises \“Editionsprobleme im 20. Jahrhundert\“ der AHF durchgeführt wurde, berichtet Jörg Filthaut (Bundesarchiv) in H-Soz-u-Kult. Der Fokus der Tagung lag auf der Präsentation von Projektergebnisse und der Demonstration des durch die Digitalisierung erzeugten Mehrwertes.

In der ersten Sektion zur digitalen Erschließung referierte Dr. Matthias Meusch (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) über das DFG-Projekt \“Entwicklung von Werkzeugen zur Retrokonversion archivischer Findmittel\“, das Ende Juni 2004 erfolgreich angeschlossen wurde. Im Zentrum des Vorhabens stand die automatisierte Konvertierung analoger oder in Textdateien vorliegender Findmittel in ein Datenbankformat und eine anschließende Online-Präsentation [http://www.archive.nrw.de/dok/tagung-retro].

Petra Rauschenbach (SAPMO, Berlin) informierte über die Retrokonversion von Findkarteien des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes mit dem Ziel, Online-Findbücher bereitzustellen [http://www.bundesarchiv.de/aktuelles/projekte/00018/index.html]. Dr. Oliver Sander (Bundesarchiv, Koblenz) referierte über \“Elektronisches Erschließen – Online-Findmittel des Bundesarchivs mit BASYS-Fox\“ und zeigte zum ersten Mal vor einem größeren Fachpublikum, wie die Ergebnisse des DFG-Projektes \“Präsentation von Online-Findbüchern unter Berücksichtigung des EAD-Systems\“ im Bundesarchiv umgesetzt wurden. EAD wird als Austauschformat verwendet, während nach den Erschließungsrichtlinien des Bundesarchivs in dessen Erschließungsdatenbank BASYS (BundesArchiv-IT-SYStem) gearbeitet wird. BASYS-Fox (Akronym für Findmittel Online in XML) ist dabei ein Redaktions- und Transformationswerkzeug, das aus der Datenbank onlinefähige Findmittel generiert, die sowohl auf den Webseiten des Bundesarchivs bestandsübergreifende Recherchen ermöglichen als auch in EAD ausgelesen auf dem Server der Research Libraries Group (RLG) eingestellt und dort archivübergreifend bei Suchabfragen gefunden werden [http://www.bundesarchiv.de/aktuelles/projekte/00005/index.html].

Dr. Dirk Alvermann (Universitätsarchiv Greifswald) präsentierte \“ARIADNE (Archive Information & Administration Network)\“, ein DFG-Projekt des Archivverbundes Mecklenburg-Vorpommern, in dem mit Open-Source-Software gearbeitet wird [http://ariadne.uni-greifswald.de].

Die zweite Sektion eröffnete ein Vortrag von Dr. Gerald Maier (Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Stuttgart) zum Thema \“Digitalisiertes Archivgut im Internet als Dienstleistung der Archive\“, in dem er die Ergebnisse des 2002 beendeten DFG-Projekts \“Workflow und Werkzeuge zur digitalen Bereitstellung größerer Mengen von Archivgut\“ vorstellte und abschließend Verbindungslinien zu Nachfolgeprojekten, wie dem BAM-Portal und dem InnoNet-Projekt ARCHE aufzeigte [http://www.lad-bw.de/workflow].

Dr. Andreas Pilger (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf) referierte den \“Stand und Perspektiven einer digitalen Edition der Kabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen (Legislaturperiode 1966-1970)\“ und hob dabei zum einen auf die Möglichkeit ab, durch eine Verknüpfung der Texte und den Einbau erweiterter Recherchefunktionen die Zugänglichkeit der Edition für den Benutzer zu erleichtern, und zum anderen darauf, durch eine netzförmige Einbindung von Verweisen auf bereits vorhandene Informationsressourcen auch das inhaltliche Profil der Edition zu verbessern.

Jörg Filthaut (Bundesarchiv, Koblenz) demonstrierte die \“Die Edition ,Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung\‘ online\“ und erläuterte insbesondere den Mehrwert der Online-Edition, die durch vielfältige Navigations- und Recherchefunktionen einen multidimensionalen Zugriff auf den digitalen Volltext ermöglicht [http://www.bundesarchiv.de/kabinettsprotokolle].

Dr. Rüdiger Zimmermann (Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn) beschrieb in seinem Vortrag Erfahrungen und Kosten zweier Retrodigitalisierungsprojekte und erläuterte an Beispielrecherchen den Mehrwert an zusätzlichen Erschließungsinformationen und der Verfügbarkeit von Texten [http://www.fes.de/library/index_gr.html].

Schließlich berichtete Dr. Margarete Wittke (Bayerische Staatsbibliothek, München) über \“Reichstagsprotokolle digital\“. Insbesondere die interne Vernetzung zu anderen bestehenden Angeboten der Bayerischen Staatsbibliothek stand im Mittelpunkt ihrer Ausführungen [http://mdz2.bib-bvb.de/%7Emdz/sammlungen.html].

Wolf Buchmann (Bundesarchiv, Koblenz) wies in seinem Resümee auf ein weiteres, bislang nicht erwähntes Online-Angebot des Bundesarchivs hin, die Datenbank aller in deutschen Archiven verwahrter Nachlässe. Mit Hilfe eines Content-Mangement-Systems könnten die beteiligten Archive dezentral und aktuell ihre Einträge pflegen [http://www.bundesarchiv.de/findbuecher/stab/db_nachlass/index.php].

Die Beiträge des Workshops werden im November auf den Webseiten des Bundesarchivs unter der Rubrik \“Fachinformationen\“ zugänglich gemacht.

Quelle: Bericht in H-Soz-u-Kult von Jörg Filthaut (Bundesarchiv)

URL zur Zitation dieses Beitrages: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=585

\“Archiv und Wirtschaft\“ 3/2004 erschienen

Die Zeitschrift Archiv und Wirtschaft, 37. Jg., 2004, Heft 3, enthält folgende Beiträge:

Aufsätze

  • Ute Schiedermeier: Herausforderung angenommen – zehn Jahre elektronische Archivierung im Siemens-Archiv
  • Manfred Witt: Am Anfang steht der Archivar! Die elektronische Kundenakte der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen in Münster
  • Wolfgang Richter: Standards für Archivformate. Archivische Anforderungen an Dateiformate vor dem Hintergrund der Migrationsstrategie
  • Antje Scheiding: Archiving Websites – Archivierung des Intranets der Dresdner Bank
  • Leopold Kammerhofer: Neue Aufgaben, neue Archive – neue Archivare?
  • Jürgen Hertel: Kundenservice durch Dokumenten-Management-System (DMS) bei der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar in Mannheim

Berichte \"Medienarchiv\"

  • Peter Blum: Asia and Pacific Conference on Archival Education (APCAE) vom 17. bis 19. April 2004
  • Helen Müller: Jahrestagung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW) vom 2. bis 5. Mai 2004 in Iserlohn
  • Horst A. Wessel: Projekt \“Nachweisbeschaffung für ehemalige NS-Zwangsarbeiter\“ kurz vor dem erfolgreichen Abschluss
  • Veronique Töpel: Gemeinsame Tagung des Regionalen Erfahrungsaustauschs der sächsischen Wirtschaftsarchivare und der GeWiS GmbH Radebeul

Rezensionen

  • Manuela Fellner u. a. (Hrsg.): Die Schärfung des Blicks. Joseph Petzval: Das Licht, die Stadt und die Fotografie (Martin Krauß)
  • Ulrich S. Soénius (Hrsg.): Bewegen – Verbinden – Gestalten. Unternehmer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Festschrift für Klara van Eyll zum 28. September 2003 (Alexander Schug)
  • Olaf Schmidt-Rutsch: William Thomas Mulvany – Ein irischer Pragmatiker und Visionär im Ruhrgebiet 1806-1885 (Stefan Goch)
  • Manfred Rasch u. Gerald D. Feldman (Hrsg.): August Thyssen und Hugo Stinnes. Ein Briefwechsel 1898-1922 (Horst A. Wessel)
  • Otto K. Deutelmoser: Kilian Steiner und die Württembergische Vereinsbank (Heidi Maier)
  • Sandra Markus: Bilanzieren und Sinn stiften. Erinnerungen von Unternehmern im 20. Jahrhundert (Alexander Schug)
  • Harold James: Die Deutsche Bank im Dritten Reich (Kurt Schilde)

Sonstiges

  • Personalnachrichten/Verschiedenes
  • Impressum

ISSN 0342-6270 (Jahresabonnement: € 26; Einzelpreis: € 8)

Kontakt:
Dr. Detlef Krause
COMMERZBANK AG
ZKV-Historische Dokumentation
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Kritik an Fastnachtsmuseum

Das Fastnachtsmuseum, das aus dem seit 1972 bestehenden Fastnachtsarchiv mit seinen über 20.000 Einzelobjekten gespeist wird, bildet Mainzer Fastnacht durch die Jahrzehnte ab (Info). Friedrich Schütz, der frühere Direktor des Mainzer Stadtarchivs, ist heute Leiter des im Proviant-Magazin beheimateten Fastnachtsarchivs. Derzeit muss er sich mit Kritik aus den Reihen kleinerer Fastnachtsvereine beschäftigen, die sich in der Präsentation des Fastnachtsmuseums benachteiligt fühlen. 

So müssten nach Auffassung des Präsidenten der Mainzer Carneval-Gesellschaft, der bis vor kurzem noch gar nicht im Museum vertreten gewesen sei, noch mehr Kappen und Orden in die Ausstellung aufgenommen werden. Andere Vereine fehlten zudem immer noch in der Vitrinenschau; die Identität der Vereine bleibe auf der Strecke. 

Archiv- und Museumsleiter Friedrich Schütz kann den Ärger der kleineren Vereine durchaus nachvollziehen, sieht sich jedoch nicht in der Lage, auf 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche alles zu zeigen. Fest geplant seien deshalb häufiger wechselnde Sonderausstellungen im Vorraum des Museums. Auch Ordensausstellungen seien ab sofort möglich, da endlich die nötigen Tischvitrinen aufgetrieben werden konnten. 

Kontakt:
Fastnachtsarchiv Mainz
Proviant-Magazin
Neue Universitätsstr. 2
55116 Mainz
Tel: 06131/1444071
helau@mainzer-fastnachtsmuseum.de
www.mainzer-fastnachtsmuseum.de 

Quelle: Torsten Lauer, Allgemeine Zeitung, 4.10.2004; Main-Rheiner, 27.9.2004

Das Matsov-Archiv braucht ein Zuhause

Dem Matsov-Archiv in Tallin droht die Obdachlosigkeit, berichtet die FAZ. Der estnische Dirigent Roman Matsov (1917-2001), der in den 1930er Jahren in Berlin studiert hatte, hat während der sowjetischen Besatzung Estlands \“unter großem persönlichem Risiko\“ Musik aufführen lassen, \“die für die Sowjetmacht kein Existenzrecht besaß\“.

Heute lagern in der Talliner Wohnung Matsovs, die der Dirigent zum Archiv für den Nachlass staatlich drangsalierter Musiker gemacht hatte, \“die vollständigsten autorisierten Notenausgaben von Schostakowitsch, die auch Hinweise des Komponisten über ihren autobiografischen Sinn enthalten\“, außerdem Schostakowitschs Werkbearbeitungen anderer Komponisten, Partituren und Briefe, 1.500 unpublizierte Konzertaufzeichnungen von hohem Seltenheitswert.

Estland hat jedoch soeben die gesetzliche Mietpreisbindung abgeschafft, Matsovs Sohn versucht daher die Überführung des kostbaren Bestands in ein professionelles Archiv, das die Sicherung des Materials sowie dessen schrittweise Publikation gewährleistet. \“Das, was künstlerischer Heldenmut in schwerer Zeit zusammentrug, droht nun im freien Spiel der Marktkräfte unterzugehen\“, warnt FAZ-Redakteurin Holm. Ein Appell an Mäzene …!

Quelle: Kerstin Holm, FAZ, 4.10.2004.

Problem der Archivierung von elektronischen Daten

Die elektronische Erfassung der Bestände im Thurgauer Staatsarchiv ist mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die meisten Akten mitsamt einer kurzen Inhaltsangabe über eine Datenbank gefunden werden können. Langfristig soll der Zugriff auch über das Internet möglich sein. Die größte archivfachliche Herausforderung für das Thurgauer Staatsarchiv in Frauenfeld besteht derzeit allerdings in der Archivierung elektronischer Daten. Eine Lösung dieses Problems liege noch in ferner Zukunft, erklärt der dortige Staatsarchivar André Salathé gegenüber der Thurgauer Zeitung. Als besonders kompliziert erweise sich die Ordnung und archivische Aufbereitung der Daten, beispielsweise einer komplex vernetzten Datenbank.

Die Umwandlung der Datensätze in eine unvernetzte Form (als pdf-Datei) kommt für Archivleiter Salathé nicht in Frage, weil dies nicht den vollen Funktionsumfang der Datenbanken erhalten würde. Dieses zu gewährleisten stellte hingegen hohe Anforderungen an die Kompatibilität der Software, denn schließlich müsse der Zugriff auf die Daten auch noch in Jahrzehnten möglich sein. Da Lösungen nicht im Alleingang gefunden und getragen werden können, sei es notwendig, dass in der Schweiz alle Kantone gemeinsam verschiedene Lösungsmodelle ausprobieren. Auf diese Art könne dann eventuell ein Standard entwickelt werden, nach dem alle Archive vorgehen könnten.

Kontakt:
Staatsarchiv des Kantons Thurgau
Regierungsgebäude
8510 Frauenfeld
Tel. 052 724 24 30
Fax 052 724 28 97
archiv.benutzung-arc@arc.tg.ch

Quelle: Kristof Eickstädt, Thurgauer Zeitung, 2.10.2004

In Mainz hat das Kabarett ein Zuhause

Nach dem seit Ostern bewerkstelligten Umzug mit rund 20.000 Büchern und knapp 10.000 Tonträger (siehe Bericht) stellt das Kabarett-Archiv im Mainzer Proviant-Magazin nach den Worten von Archivleiter Jürgen Kessler "eine starke Einheit" auf Kabarett und Kleinkunst dar.

Das neue Archiv in den dicken, historischen Mauern des im 19. Jahrhundert als Getreidelager des Militär genutzten Magazins, in dem jetzt die zentrale Veranstaltung der Mainzer Archive zum TAG DER ARCHIVE stattfand, ist großräumig angelegt und durch verschiedene Exponate wie ein Museum aufgemacht. In einer Ecke steht eine Orgel von Hanns Dieter Hüsch aus den siebziger Jahren. In den Seitenflügeln des Archivs befinden sich prall gefüllte Regale mit Büchern von und über Kabarettisten. 

Das Archiv wird von Leuten der satirischen Zunft ebenso genutzt, wie von Forschern und Studierenden, die für Abschlussarbeiten über die rund 100-jährige Geschichte des deutschsprachigen Kabaretts recherchieren. Zehn bis fünfzehn Examensarbeiten entstehen so jährlich mit Hilfe des 1961 gegründeten Kabarett-Archivs in Mainz. Speziell über die Geschichte des DDR-Kabaretts soll demnächst die neue Niederlassung des Kabarettarchivs in Bernburg in Sachsen-Anhalt informieren. Die Eröffnung steht, wie berichtet, am 5. November an. 

Link: www.kabarett.de bzw. www.kabarettarchiv.de  

Kontakt:
Stiftung Deutsches Kabarettarchiv e.V.
Neue Universitätsstr. 2
55116 Mainz · Deutschland
Telefon: +49 (0) 6131 – 14 47 30
Telefax: +49 (0) 6131 – 23 16 75
info@kabarettarchiv.de

Quelle: Thomas Struk, Lausitzer Rundschau, 2.10.2004

Zugang nach dem TAG DER ARCHIVE

Ein überaus positives Nachspiel hatte der bundesweit durchgeführte TAG DER ARCHIVE für das Stadtarchiv Heiligenstadt. Nachdem ein Besucher angekündigt hatte, der Einrichtung eine Schenkung machen zu wollen, nahm Stadtarchivar Thomas T. Müller diese bereits eine Woche später in Empfang. Es handelt sich dabei um einen seit 1945 im Stadtarchiv verschollenen Zeitungsband aus dem zweiten Halbjahr 1933.

Dieser Band des Eichsfelder Tageblatts, das damals den Untertitel \“Nationalsozialistische Zeitung für die Kreise Heiligenstadt, Worbis und Mühlhausen\“ trug, war von Wissenschaftlern und Heimatforschern immer wieder schmerzlich vermisst worden, da darin viel über den Alltag in Heiligenstadt und im Eichsfeld in der Zeit des Beginns des Nationalsozialismus zu erfahren ist.

Fraglich ist weiterhin, was aus dem ebenfalls verschollenen Band mit den Ausgaben des Eichsfelder Tageblatts aus dem ersten Halbjahr 1933 geworden ist.

Kontakt:
Stadtarchiv Heiligenstadt
Kollegiengasse 10 
(im Gebäude des Eichsfelder Heimatmuseums
37308 Heiligenstadt 
Telefon: 03606 / 60 43 36

Quelle: TLZ Heiligenstadt, 30.9.2004.

Gesetzliche Angleichung von Datenschutz und Archivwesen

Im Zusammenhang mit der Einführung des Öffentlichkeitsprinzips und der Regelung des Datenschutzes soll im Schweizer Kanton Aargau auch das Archivwesen den modernen gesetzgeberischen Anforderungen angepasst werden. Der Kanton versucht sich dabei an einer dreigliedrigen Kombigesetzgebung. Schweizweit einzigartig und vielleicht sogar wegweisend sei der Einbezug des Archivwesens in ein Informations- und Datenschutzgesetz, sagte Staatsarchivarin Andrea Voellmin bei der Vorstellung der Gesetzesvorlage, die folgenden Grundsätzen unterliegt:

1. Die Archivierungspflicht für die öffentlichen Organe umfasst die Sicherstellung, Registrierung und Bewahrung aller Dokumente, denen für den Kanton, die Öffentlichkeit und die Wissenschaft Bedeutung zukommt.

2. Das Staatsarchiv des Kantons macht die aufbewahrten Dokumente nach einer Schutzfrist von 30 Jahren seit ihrer Erstellung der Öffentlichkeit zugänglich, Dokumente, die besonders schützenswerte Personendaten enthalten, allerdings erst 10 Jahre nach dem Tod der Betroffenen.

3. Das Staatsarchiv kann die Einsichtnahme einschränken, aufschieben oder verweigern, wenn ein besonders schutzwürdiges Interesse vorliegt oder der Schutz der Archivalien es erfordert.

4. Die Einsichtnahme in Dokumente vor Ablauf der Schutzfrist kann bewilligt werden, wenn überwiegende öffentliche oder private Interessen es gebieten, wobei die Bestimmungen über den Datenschutz sowohl bei Forschungs- als auch bei Statistikzwecken zu berücksichtigen sind.

Staatsarchivarin Voellmin beurteilt diese Regelungen als zweckdienliche Konkretisierungen des Archivwesens. Die Archivierungspflicht bilde eine unabdingbare Voraussetzung für Rechtsstaatlichkeit und eine demokratische Verwaltungskontrolle "sowie die Basis für die Aufarbeitung unserer gemeinsamen Geschichte." Die Archivierungspflicht müsse allerdings fachgerecht realisiert werden.

Kontakt:
Staatsarchiv des Kantons Aargau
Entfelderstrasse 22
Buchenhof
CH – 5001 Aarau
Tel. + 41 (0)62 / 835 12 90
Fax + 41 (0)62 / 835 12 99
staatsarchiv@ag.ch

Quelle: Zofinger Tagblatt, 30.9.2004 

Aus evangelischen Archiven 44

Das neue Heft \“Aus evangelischen Archiven" (Nr. 44/2004), das im Auftrag des Verbandes kirchlicher Archive publiziert wird, dreht sich vor allem um zwei Themenkomplexe: kirchlicher Archivbau und kirchliche Erinnerungskultur. Drei Aufsätze behandeln dabei das neue Landeskirchliche Archiv der Ev. Kirche A.B. in Rumänien bzw. das Archivgut der Kronstädter Gemeinde.

Inhalt: 

  • Editorial 5
  • Hartmut Sander:
    Das Kirchliche Archivzentrum Berlin. Ein neues Haus für das Evangelische Zentralarchiv in Berlin und das Landeskirchliche Archiv Berlin-Brandenburg 7
  • Margit Müller:
    Neuer Standort des Archivs der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in Magdeburg 29
  • Norbert Haag:
    Das neue Dienstgebäude des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart 41
  • Werner Jürgensen: 
    Archivneubau in der Entstehungsphase am Beispiel Nürnberg 49
  • Bettina Wischhöfer:
    Das Kasseler Modell der natürlichen Klimastabilisierung in Archivmagazinen. Eine Auswertung von 545.000 Messdaten der Jahre 1997 – 2003 57
  • Helmut Baier:
    Eine Diasporakirche, ihr Kulturgut und ihre Geschichte als verpflichtendes Erbe. Das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien 65
  • Wolfram G. Theilemann:
    Das neue Zentralarchiv der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien – endlich ein angemessener Ort für die Schriftgutüberlieferungen der traditionsreichen Minderheitenkirche 75
  • Thomas Sindilariu:
    Enteignung von Archivgut aus dem Besitz evangelischer Gemeinden A.B. in Rumänien nach 1944 am Beispiel des Archivs der Honterusgemeinde in Kronstadt 95
  • Gabriele Stüber und Andreas Kuhn:
    Die Gedächtniskirche der Protestation zu Speyer. Protestantische Erinnerungskultur zwischen 1856 und 1904 als Ausdruck deutschen Zeitgeistes 115
  • Wolfgang Krogel:
    Kulturelles Gedächtnis, Erinnern und Gedenken. Geschichtstheoretische Versuche zur kirchlichen Erinnerungsarbeit 149
  • Sigrid Lekebusch:
    Die Lebenslaufbücher der Rheinischen Missionsgesellschaft in Barmen 169
  • Christa Stache:
    Das Erbe der Ostkirchen. Evangelisch-kirchliche Vertriebenenorganisationen und ihre archivische Überlieferung 177
  • Annette Göhres/Stephan Linck/Doris Jurkschat/Hansjörg Buss/Bernhard Liesching:
    Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933 – 1945. Zwischenbilanz einer Wanderausstellung 195
  • Wolfgang Günther
    Rechtsstreit um ein Kirchenbuch 237
  • Hinweise zur Manuskriptgestaltung 243
  • Autorinnen und Autoren 245

Info:
Aus evangelischen Archiven (Neue Folge der „Allgemeinen Mitteilungen“), Nr. 44/2004,
Im Auftrag des Verbandes kirchlicher Archive in der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche hrsg. v. Bernd Hey und Gabriele Stüber

Bezugsadresse
Verband kirchlicher Archive – Geschäftsführung
Landeskirchliches Archiv Hannover
Goethestraße 27
30169 Hannover

Verantwortliche Redaktion
Prof. Dr. Bernd Hey, Bielefeld
Dr. Gabriele Stüber, Speyer 

Adressen für Einsendungen
Archiv der Ev. Kirche im Rheinland
Postfach 300 339
40403 Düsseldorf

Landeskirchliches Archiv 
der Ev. Landeskirche in Baden
Postfach 22 69 
76010 Karlsruhe 

Druck: Druckerei Kock, Bielefeld, ISSN: 1617-8238

Link: www.evangelische-archive.de