Im Stadtarchiv Bottrop wird für ein halbes Jahr der Historiker Jörg Lesczenski im Rahmen einer AB-Maßnahme Material über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bottrop zusammentragen. Insbesondere Erinnerungsinterviews mit Zeitzeugen sollen in die Arbeit einfließen, da diese zur Ergänzung der nur spärlich vorhandenen schriftlichen Quellen unerlässlich seien, erläutert Stadtarchivarin Heike Biskup gegenüber der WAZ.
Mit Jörg Lesczenski konnte das Bottroper Kulturamt einen Fachmann verpflichten, der zuvor bereits in der Gedenkstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“ gearbeitet hat.
Kontakt:
Stadtarchiv Bottrop
Kulturzentrum August Everding
Blumenstr. 12-14 / Postfach 101554
D-46215 Bottrop
Telefon: 02041-70-3754
Telefax: 02041-70-3833
Quelle: WAZ Bottrop, 9.6.2004
Archive als vielseitige Wissensquellen
„Das kommunale Archivwesen – eine Standortbestimmung“ lautete das Thema des 18. Schleswig-Holsteinischen Archivtages, der diese Woche in Eckernförde stattfand. Rund 80 Teilnehmer aus rund 40 Archiven waren erschienen, unter anderen Professor Dr. Reimer Witt vom Landesarchiv Schleswig-Holstein sowie Volker Dornquast, Bürgermeister von Henstedt-Ulzburg und zugleich Vorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetages.
Das Eckernförder Archiv als Tagungsort war bis 1992 ehrenamtlich von Willers und Hans Jessen betreut worden. Nachdem Mit der Leiter des Museums Eckernförde, Dr. Uwe Beitz, diese Aufgabe ehrenamtlich übernommen hatte, mit dem Landesarchiv ein Beratervertrag abgeschlossen, um jene Aufgaben erfüllen zu können, die mit dem Inkrafttreten des neuen Landesarchivgesetzes im Jahr 2000 verbunden waren.
Wenngleich die Auffassungen über die gesetzlichen Vorgaben des Archivgesetzes insbesondere aus Sicht des Städtebundes auseinander gehen, da die Archivierung nicht der kommunalen Selbstverwaltung überlassen worden sei, so sei der zurückgelegte Weg seit Inkrafttreten des Archivgesetzes doch recht erfolgreich. Reimer Witt zeigte sich sehr erfreut, dass die Kommunen die Pflicht zur Archivierung akzeptiert hätten. Das Landesarchiv konnte bereits 36 Beraterverträge mit Ämtern und Kommunen abschließen, um die qualitativ hochwertige Archivierung durch ehrenamtliche Fachleute sicherzustellen.
Angelika Volquarts referierte auf dem 18. Schleswig-Holsteinischen Archivtag über die Rolle des Archivs aus der Sicht der Verantwortungsträger. Dr. Ernst Otto Bräunche aus Karlsruhe sprach über das Positionspapier Kommunalarchiv des Deutschen Städtetages. Jutta Briel vom Landesverband der Kommunalarchivare informierte über Angebote starker Kommunalverwaltungen zum Thema Archivwesen (Programm, pdf).
Kontakt:
Stadtarchiv Eckernförde
Gartenstraße 10
24340 Eckernförde;
Telefon 04351/712407 und 712548
Fax 712549
Quelle: Dirk Steinmetz, Eckernförder Zeitung, 9.6.2004
Erforschung und Pflege des KPM-Archivs
Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten widmet sich weiterhin der Erforschung und Pflege des Berliner Archivs der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM). Eine entsprechende Vereinbarung wurde am Montag von Berlins Kultursenator Thomas Flierl (PDS) und dem Generaldirektor der Stiftung, Hartmut Dorgerloh, unterzeichnet. Die Stiftung hatte die Verantwortung für das landeseigene Archiv bereits mit ihrer Gründung 1995 übernommen.
Beim KPM-Archiv handelt es sich um das älteste geschlossene Archiv eines Berliner Wirtschaftsunternehmens, das in herausragender Weise Aspekte der Kunst- und Sozialgeschichte in Preußen dokumentiert. Es sei ein „einzigartiges Zeugnis von Hof- und Tafelkultur, Diplomatie sowie besonderer Berlin-Brandenburgischer Hochzeiten und Jubiläen“ und gehöre zu den drei bedeutendsten Archiven seiner Art, sagte Flierl.
Zugleich seien die eng mit der Geschichte des preußischen Hofes verknüpften Dokumente und Kunstwerke für die Denkmalpflege unverzichtbar. Das Archiv umfasst eine Sammlung mit rund 53 000 Druck- und Originalgrafiken des 17. bis 20. Jahrhunderts, knapp 6.000 Fotografien des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, 125 Gemälde des 19. Jahrhunderts sowie eine Aktensammlung und eine Bibliothek.
Das Archiv war 1981 von Ostberlin im Tausch gegen die Schinkelfiguren der Schlossbrücke übergeben worden. Als Eigentum des Landes wurde es zunächst von der damaligen Staatlichen Schlösserverwaltung bewahrt. Verwaltet wurde es bis 1993 von der Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe. Seither ist die Kulturverwaltung verantwortlich.
Kontakt:
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Postfach 60 14 62
14414 Potsdam
Telefon (Zentrale): 03 31 / 96 94 – 0
Fax: 03 31 / 96 94 – 107
http://www.spsg.de/
Quelle: Rundfunk Berlin-Brandenburg, 7.6.2004; taz Nr. 7377 vom 8.6.2004, S. 16
Heiratsurkunde als Unesco-Erbe?
Ein Mitglied des deutschen Komitees für das Unesco-Programm „Memory of the World“ hatte bei einer Ottonen-Ausstellung in Magdeburg die Heiratsurkunde von Prinzessin Theophanu und Kaiser Otto II. aus dem Jahr 972 gesehen und dem Niedersächsische Staatsarchiv Wolfenbüttel, wo das Exponat verwahrt wird, nahegelegt, die Urkunde für die Aufnahme in das Unesco-Programm anzubieten. Jetzt hat eine Findungskommission das Exponat der Unesco als Weltdokumentenerbe vorgeschlagen, worüber sich Archivleiter Dr. Rüdiger Jarck sehr erfreut zeigte.
Die Heiratsurkunde, die in einer speziell gesicherten Vitrine aufbewahrt wird, gilt als schönste und wertvollste Urkunde des europäischen Mittelalters. Sie ist 145 mal 39 Zentimeter groß, der Text ist in Goldschrift auf purpurfarbenes Pergament geschrieben. Überzogen wird das Dokument von kunstvollen Medaillons, die die Verbindung von Orient und Abendland aufgreifen. Vor gut 200 Jahren gelangte das Kunstwerk in den Besitz des Landes und wird seitdem in Wolfenbüttel aufbewahrt.
Ob die Heiratsurkunde zum Weltdokumentenerbe der Unesco erklärt wird, entscheidet sich erst im September 2005 in Paris. Bis dahin will das Archiv ein schlüssiges Konzept entwickeln, in welcher Form der kulturelle Schatz präsentiert werden kann.
Kontakt:
Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel
Forstweg 2
D-38302 Wolfenbüttel
Telefon: (05331) 935-0
Fax: (05331) 935-211
poststelle@staatsarchiv-wf.niedersachsen.de
Quelle: Stephan Hespos, newsclick.de (Braunschweig), 9.6.2004
Spion im Hause Habsburg
Erzherzog Leopold Salvator Habsburg soll als Agent der Gestapo und als Spion für das Dritte Reich gearbeitet haben. Das gehe aus der umfangreichen Aussage von Johann Sanitzer, der eine der Schlüsselfiguren in der Wiener Gestapo-Zentrale gewesen ist, hervor, berichtet das Nachrichtenmagazin „profil“ in seiner jüngsten Ausgabe. Der Gestapo-Mann wurde 1949 von Österreich dem Ministerium für Staatssicherheit der UdSSR übergeben und wurde in Moskau zu 25 Jahren Haft verurteilt. In seinem Verhör sagte er wörtlich: „Leopold Salvator Habsburg, Erzherzog, wurde von mir persönlich im Jahre 1938 zur Mitarbeit in der Gestapo herangezogen.“
In dem nun veröffentlichten Verhörprotokoll heißt es, der 1897 in die Toscana-Linie geborene Habsburger sei wegen der NS-Beschlagnahme der habsburgischen Güter zur Gestapo gekommen. Vor Ausbruch des Krieges Deutschland gegen Frankreich 1940 soll der Habsburger dem Gestapo-Beamten persönlich einen Bericht mit wichtigen Informationen über die militärische Stärke Frankreichs übergeben haben.
Das nunmehr veröffentlichte Dokument wurde in Moskau vom Wiener Historiker Hans Schafranek (Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft)gefunden, dessen Spezialgebiet die Erforschung der gegen das Dritte Reich eingesetzten Geheimagenten ist. Schafranek bezeichnet die Aussagen des Gestapo-Mannes Sanitzer als im Wesentlichen zuverlässig. Sanitzer ist 1957 in Österreich verstorben, Erherzog Leopold Salvator starb 1958 in den USA.
weiterführende Lit. und Quellen:
- Thomas Mang: „Gestapo-Leitstelle Wien“, Lit Verlag, 2003;
- Baier/Demmerle: „Otto von Habsburg“, Amalthea, 2002;
- Stephan Malinowski: „Vom König zum Führer“, Akademie Verlag, 2003;
- Archiv Heraldisch-Genealogische Gesellschaft „Adler“, Wien;
- Akten aus: Zentralarchiv des Ministeriums f. Staatssicherheit Moskau,
- Archiv der Republik und Dokumentationsarchiv d. Österr. Widerstands Wien.
Quelle: Der Standard, 5.6.2004
Frankfurts kleinstes Museum wird 10
Selbst ein kleines Schmuckstück, beherbergt das Fachwerkhäuschen in der Turmstraße 11 in Bornheim einige Schätze in seinen Räumen: Im «Bernemer Museumslädchen» ist Frankfurts kleinstes Museum untergebracht. Nun feierte das sich in der Trägerschaft des «Bürgervereins und Förderkreises historisches Bornheim» befindende Museum sein zehnjähriges Bestehen.
Der Verein betrachtet sich als das historische Gewissen Bornheims, sammelt alles mit Bezug zum Stadtteil. Aufbewahrt wird der Museumsbestand im Archiv. Das Museumslädchen, ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, ist aus Platzgründen zum Lagern all der historischen Zeugnisse wenig geeignet.
Kontakt:
«Bürgerverein und Förderkreis historisches Bornheim»
Turmstraße 11
60385 Frankfurt/M.
http://www.historischesbornheim.de/
Quelle: Frankfurter Neue Presse, 7.6.2004
Ausstellung zum Wunder von Bern
Auch in Bern schwappt die Fussballnostalgiewelle aus Anlass des 50. Jahrestages des WM-Endspiels zwischen Ungarn und Deutschland im Berner Wankdorfstadion derzeit über. Im altehrwürdigen Erlacherhof ist nun eine Ausstellung zum sog. Wunder von Bern eröffnet worden, die bis zum 1. August gezeigt wird. Die Ausstellung «Die Stadt Bern und die Fussball-WM 1954» wurde vom Stadtarchiv Bern mit Unterstützung des Gemeinderats der Stadt Bern realisiert.
Zahlreiche Bilder und Dokumente erinnern an das Endspiel der Fussballweltmeisterschaft von 1954 in Bern. Nobody Deutschland besiegte damals den Favoriten Ungarn – ein Endspiel das zur Legende wurde. Der WM-Titel der Deutschen Nationalelf löste eine Art Wiedergeburt des nationalen Selbstbewusstseins in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg aus, wie den Unterlagen der Ausstellungsverantwortlichen zu entnehmen ist.
In der Euphorie wurde das Berner Wankdorfstadion gar zur eigentlichen Gründungsstätte der Bundesrepublik erklärt. Als das baufällig gewordene Stadion 2001 abgebrochen wurde, war dies in der internationalen Presse ein vielbeachtetes Ereignis. Fans, Sammler und Museen retteten Bruchstücke als Reliquien einer Kultstätte des Weltfussballs.
Kontakt:
Stadtarchiv Bern
Erlacherhof
Junkerngasse 47, Postfach
3000 Bern 8
Telefon: 031 321 62 12
Telefax: 031 321 60 10
stadtarchiv@bern.ch
Quelle: News.ch, 6.6.2004
Dessau in Trümmern 1940-1947
Zwischen dem 20. August 1940 und dem 8. April 1945 trafen 20 Fliegerangriffe die Stadt Dessau. Nach den Angriffen waren mehr als 1.000 Tote zu beklagen; das alte Dessau hatte sein unverwechselbares Gesicht verloren, das Flair der Residenzstadt war ausgelöscht.
An diese Ereignisse erinnernd, präsentierte Frank Kreißler, Dessaus Stadtarchivar, am Mittwochabend in der Anhaltischen Landesbücherei sein neues Buch „Dessau in Trümmern“. Zudem konnte die mit Hilfe der Mitteldeutschen Zeitung zustande gekommene Foto-Ausstellung zum Buch besichtigt werden.
Das Buchprojekt war entstanden, als Archivar Kreißler eines Tages etwa 600 Agfa-Color-Dias des ehemaligen Dessauer Fotografen und Mitarbeiters der Bildstelle im Stadtarchiv, Otto Leyse, von dessen Sohn erhielt. Mehr als 250 beeindruckende und bislang unveröffentlichte Fotos, die von Leyse, aus dem Archiv und von anderen Dessauern stammen, werden nunmehr u.a. in dem Buch gezeigt.
Hinzu kommen neben der historischen Einordnung noch Zeitungsausschnitte, Karten und auch Erinnerungen von Zeitzeugen. Beschrieben werden nachvollziehbar die Angriffe, die entstandenen Schäden und die Reaktionen der Stadtverwaltung sowie der Bevölkerung. Einsatzberichte der Feuerwehr und der Polizei, besonders die Zerstörungen der städtischen Infrastruktur betreffend, vermitteln des Weiteren ein authentisches Bild des Geschehens, resümiert die MZ in ihrer Besprechung des Buches.
Info:
„Dessau in Trümmern – Bilder aus Dessau, 1940 bis 1947“, Frank Kreißler, Funk-Verlag Bernhard Hein e. K., ISBN 3-936124-64-7, Band 2 der Veröffentlichungen des Dessauer Stadtarchivs, 22 Euro
Kontakt:
Stadtarchiv Dessau
Lange Gasse 22
06844 Dessau
Fon: 0340 215550
Fax: 0340 5169620
archiv@stadtarchiv.dessau.de
Quelle: Henrik Klemm, Mitteldeutsche Zeitung, 4.6.2004
Kirchengemeinde digitalisiert ihr Archiv
Die kleine evangelische Kirchengemeinde Bretzenheim feiert dieses Jahr ein zweifaches Jubiläum: 150 Jahre Pfarrhaus und 50 Jahre eigene Kirche. Ihr Pfarrer Wolfgang Lermen hat sich gemeinsam mit einigen Helfern anlässlich der Jubiläen an die Transkription und Digitalisierung des Pfarrarchivs gemacht. Nach Abschluss der Arbeiten soll das Ganze unter www.ev-bretzenheim.de im Internet zu finden sein. In diesem „Gläsernen Archiv“ können User durch die Dokumente blättern, per Volltextsuche einzelne Begriffe recherchieren und eigene Fragestellungen entwickeln.
Wenn in absehbarer Zeit das Pfarrarchiv erforscht sein wird, dann kann Pfarrer Lermen für weitere Arbeiten übrigens auf das von ihm geleitete evangelische Synodalarchiv in Bad Kreuznach beziehungsweise auf das Bopparder Archivstelle der Evangelischen Kirche im Rheinland zurückgreifen.
Kontakt:
Kirchengemeinde Bretzenheim
Stephanskapellenweg 4
55559 Bretzenheim/Nahe
Quelle: Allgemeine Zeitung (Bad Kreuznach), 4.6.2004
Internet-Datenbank zur Geschichte der Psychoanalyse
Bis zum 150. Geburtstag Sigmund Freuds im Jahr 2006 soll die erste europaweite Katalog- und Wissensdatenbank fertiggestellt sein, in der Primärquellen zur Geschichte der Psychoanalyse über das Internet zugänglich gemacht werden. Die Sigmund-Freud-Privatstiftung Wien wird dabei gemeinsam mit dem Londoner Wellcome Trust und der Sándor Ferenczi-Gesellschaft in Budapest nicht nur die Daten zu Freuds Leben und Werk aufarbeiten, sondern auch jene von weiteren 40 bis 50 Vertretern der Psychoanalyse. Dabei werden nicht nur Scans von Originaldokumenten eingearbeitet, sondern auch ausführliche Bibliografien und Verzeichnisse der Nachlass-Aufbewahrungsorte.
Kontakt:
Sigmund Freud-Museum Wien
Berggasse 19, A-1090 Wien
T: +43-1- 319 15 96
F: +43-1- 317 02 79
office@freud-museum.at
http://www.freud-museum.at/
Quelle: Roman David-Freihsl, Der Standard, 5./6.6.2004