Vermisste Bach-Kantate in Japan wieder aufgetaucht

Seit 80 Jahren vermisste Original-Manuskripte einer Kantate von Johann Sebastian Bach sind im Nachlass einer japanischen Pianistin entdeckt worden. Dabei handelt es sich um acht Seiten der Hochzeitskantate von 1728 (BWV 216), wie der Musikwissenschaftler Tadashi Isoyama jetzt in Tokio mitteilte.

Für die Wissenschaft ist der Fund von hohem Wert, da bisherige Kopien der Noten in einigen Details vom Original abweichen. Es wird vermutet, dass die Handschrift von Bach-Schülern unter der Aufsicht des Meisters erstellt wurde und auch der Uraufführung der Kantate zugrunde lag.

Bis 1926 war das Manuskript mit Alt- und Sopran-Stimmen im Besitz der Nachfahren des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy und galt seitdem als verschollen. Aufgetaucht ist es jetzt im Nachlass der Pianistin Chieko Hara, die vor allem in Europa auftrat und vor drei Jahren verstarb.

Hara war mit dem spanischen Cellisten Gaspar Cassado (1897-1966) verheiratet. Es wird vermutet, dass der Cellist die Noten einst von der Familie Mendelssohn erhalten hat. Die Musikhochschule Kunitachi in Tokio plant jetzt eine Faksimile-Edition der wertvollen Notenhandschrift.

Quelle: ORF.at, 4.4.2004

Neue Archivarin in Tornesch

Letzte Woche übergab Hans-Joachim Wohlenberg, seit vier Jahren Archivar der Gemeinde Tornesch, sein Amt an die Ortshistorikerin Annette Schlapkohl. Nachdem Wohlenberg im Jahr 1985 im Festausschuss bei der 700-Jahr Feier der Gemeinde mitwirkte, gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Kulturgemeinschaft, der er seit 1992 vorsitzt. Der Archivar ist seit 1991 Mitglied im Dorferneuerungsausschuss und arbeitete vor allem im Bereich der Bauleitung an der Entwicklung und Konzeption für die Restaurierung des ehemaligen Ostermann´schen Hofes mit. Im September des Jahres 2002 wurde dem engagierten Mitglied der Gemeinde für seine unzähligen Leistungen die Schleswig-Holstein Medaille verliehen. „Wenn wir das Archiv damals nach der neuen Gesetzgebung nicht so zügig eingerichtet hätten, wären die gesamten Materialien wahrscheinlich zum Kreis- oder Landesarchiv gegangen“, berichtete er in Bezug auf das Archivgesetz. Neben seinen anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten nimmt die Arbeit im Archiv mittlerweile zu viel Zeit – wöchentlich etwa zehn Stunden – in Anspruch.

In die Räume des Archivs wurde jüngst massiv investiert: So wird eine maximale Raumausnutzung durch auf Schienen fahrbare Regalreihen erreicht. Außerdem sind neue Brandschutzmaßnahmen getroffen worden, die die wertvollen Dokumente auch im Fall eines Reetdachbrandes schützen werden.

Bürgermeister Roland Krügel zeigte sich hoch erfreut über die seit zwölf Jahren am Ort lebende neue Archivarin Schlapkohl. Seit geraumer Zeit arbeitet die gebürtige Hamburgerin bereits an der Dorfchronik Torneschs, mit der zum Ende dieses Jahres gerechnet werden darf. „Es ist schön zu wissen, dass wir eine würdige Nachfolgerin gefunden haben.

Als erstes möchte Schlapkohl ihre Kontakte zu den Kollegen intensivieren, die sie auf Kreisarchivtreffen bereits kennen lernen konnte. Nach diesen Vorbildern soll dann mit einer Computererfassung der Archivbestände begonnen werden, und in naher Zukunft eine Suchmaschine für die wissensdurstigen Tornescher zu Verfügung stellen zu können. Denn außer der Möglichkeit, geschichtlich womöglich bedeutende Gegenstände aus Nachlässen im Archiv abzugeben, besteht für jeden das Recht, selbiges auch einzusehen.

Kontakt:
Gemeinde Tornesch
Rathaus Tornesch
Wittstocker Str. 7
25436 Tornesch
Tel.: 04122/9572-0

Archiv und Ortschronik
Annette Schlapkohl
Tel. 04122/960480
Schlapkohl@t-online.de

Quelle: Patrick Delaney, Schenefelder Tageblatt, 31.3.2004

Osterhofen hat weiter Probleme mit der NS-Vergangenheit

Nachdem der örtliche Kulturausschuss auf Antrag des Ehrenbürgers und Stadtarchivars Hans Schön dem Themenkomplex 'Nationalsozialismus und Drittes Reich' in Osterhofen kein Kapitel im neuen Heimatbuch widmen wird (siehe Bericht), sorgte bereits im Vorfeld auch ein jetzt gehaltener Vortrag von Professor Winfried Becker (Uni Passau) zum Thema für Wirbel.

Marco Naumann führte darüber für die Passauer Neue Presse ein Interview mit dem Historiker.

Herr Professor Becker, können Sie die Diskussionen, die bereits im Vorfeld Ihres Vortrags geführt wurden, nachvollziehen?

Becker: Eigentlich nicht. Die Regionalgeschichte ist im Rahmen der allgemeinen Erforschung der Zeitgeschichte und des Nationalsozialismus bereits fest etabliert. Selbstverständlich ist es keineswegs zu früh, über Osterhofen während der nationalsozialistischen Zeit zu forschen. Eine der ersten Pilotstudien über den Nationalsozialismus behandelte übrigens die Geschichte einer Kleinstadt zwischen 1933 und 1945, allerdings in Norddeutschland.

Hat Johann Schön, der sich ja vehement gegen eine Veröffentlichung Ihres Vortrags im Heimatbuch ausgesprochen hat, sich jemals mit Ihnen in Verbindung gesetzt bzw. den Inhalt des Vortrags gekannt?

Becker: Nein, ich erfuhr aus der Zeitung bzw. von meinen Osterhofener Schülern von diesem Vorbehalt, als ich noch an dem Referat schrieb und den Inhalt selbst noch nicht kannte. Wir wollen aber Herrn Schöns Verdienste auch erwähnen. Ich habe seine Veröffentlichungen über die Zeit nach 1945 mit Gewinn benutzt, und Herr Schön ist auch ein sehr guter Kenner des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Osterhofen und Altenmarkt.

Herr Schön sprach davon, für die Stadt Osterhofen „höchst peinliche Dokumente“ im Archiv gefunden zu haben. Können Sie sich vorstellen, was er damit gemeint haben könnte?

Becker: Darüber kann ich nicht viel sagen. Bei meinen Besuchen im Kulturamt der Stadt Osterhofen wurde mir mitgeteilt, dass ein Archiv aus der NS-Zeit nicht bestünde. In einer mir zugänglich gemachten Archiv-Übersicht endeten die Materialien etwa um 1920.

Welche Quellen bzw. Literatur haben Sie herangezogen? Wurden Sie bei Ihren Recherchen unterstützt?

Becker: Man ist mir, wie seinerzeit bei dem von mir herausgegebenen Passau-Band, sehr entgegengekommen. […] Ich benutzte hauptsächlich die Osterhofener Zeitungen, die Chroniken von Nestler und Sinds, das Beratungsbuch der Gemeinde Osterhofen und die bereits vorhandene Literatur, u. a. in den „Deggendorfer Geschichtsblättern“.

Quelle: Passauer Neue Presse (Lokalteil Deggendorf), 3.4.2004

Märkischer Kreisarchivar 30 Jahre im öffentlichen Dienst

„Geschichte ist außerordentlich spannend!“ – Die Begeisterung für das Studium von Originalquellen, das Aufspüren historischer Details und die Aufbereitung für geschichtsbewusste Bürger nimmt man Kreisarchivar Dr. Rolf Dieter Kohl auch noch nach 30 Jahren im öffentlichen Dienst ab.

Als er am 1. April 1974 im Staatsarchiv Detmold seine Ausbildung für den höheren Archivdienst für das Land Nordrhein Westfalen begann, erhielt er gleich seine Verbeamtung auf Widerruf. Eintrittskarte für die Archivschule waren ein Philologisches Studium in Köln, Bonn und Münster, das erste Staatsexamen und seine Dissertation über das Thema „Absolutismus und städtische Selbstverwaltung – Die Stadt Soest und ihre Landesherren im 17. Jahrhundert.“ Sein Studium hatte Dr. Kohl sehr vielseitig angelegt: Geschichte, Anglistik, Kunstgeschichte, Erziehungswissenschaften, Theologie, Philosophie und andere Fächer standen auf dem Lehrplan des neugierigen Studenten.

Seit frühester Jugend hat ihn aber die Geschichte seiner Geburtsstadt Soest fasziniert. Und so wundert es nicht, dass er nach Ablegen des Assessor-Examens am Institut für Archivwissenschaften in Marburg die sichere Planstelle im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf ausschlug. Statt dessen entschied er sich 1976 wegen des Standortes Märkisches Sauerland für das damals vergleichsweise kleine Burg-Archiv in Altena. Denn auch Soest gehörte ehemals zur Grafschaft Mark und es gibt viele Beziehungen untereinander. „Mich hat einfach die Aufgabe gereizt, aus diesem bescheidenen Bestand mit 200 Archivkartons etwas zu machen“, erinnert sich Dr. Kohl.

Heute ist das Archiv des Märkischen Kreises mit 7,5 Kilometer laufenden Akten eines der größten Kommunalarchive Westfalens. „Es liegt in der Natur eines Archivs, dass es wächst“, ist Dr. Kohls Kommentar. „Viele Dokumente haben wir vor der Vernichtung gerettet, oftmals in letzter Minute aus den Häusern und Dachböden herausgeholt“, erklärt er. Darunter ganze Firmenarchive und Privatnachlässe nicht nur von hochgestellten Persönlichkeiten, sondern auch von normalen Bürgern. Seit Jahren verwaltet das Kreisarchiv durch Vertrag die Archive der Städte und Gemeinden Balve, Herscheid, Nachrodt-Wiblingwerde, Werdohl und Schalksmühle.

Ein gewichtiger und reizvoller Aufgabenbereich ist für den Wissenschaftler die Herausgabe der Landeskundlichen Zeitschrift für den Bereich der ehemaligen Grafschaft Mark und den Märkischen Kreis „Der Märker„, der überregional einen guten Ruf genießt. Etliche Artikel seiner über 300 Publikationen sind in dieser Zeitschrift erschienen.

Kontakt:
Märkischer Kreis, Kulturamt/Kreisarchiv,
Bismarckstr. 15,
58762 Altena
Tel: 02352/966-7056
Fax: 02352/966-7166

Quelle: Westfalenpost, 2.4.2004

Überraschungsfund füllt Lücke im Archiv Heiligenstadt

Mit älteren Häusern ist das so eine Sache. Beim Umbau warten sie in bislang verborgenen Ecken und Winkeln oft mit den größten Überraschungen auf. So ging es Heinz Dzick, der in Großtöpfer ein lange leer stehendes Haus erworben hatte und beim Renovieren wertvolle Unterlagen fand: das Protokollbuch der Jahre 1933 bis 1950 der Gemeinde Großtöpfer. Den erstaunlich gut erhaltenen Band übereignete der Finder gestern dem Archiv des Landkreises Eichsfeld.

In einem Zwischenboden „und lediglich, weil es dort durchgeregnet hatte“, entdeckte Dzick die nur äußerlich vom Zahn der Zeit benagten Annalen. Der gebürtige Ostpreuße, der von 1946 bis 1954 in Großtöpfers Nachbardorf Frieda und danach 40 Jahre in Dortmund lebte, um schließlich wieder nach Großtöpfer zurückzukehren, hatte den Band dann der Vorbesitzerin des Hauses gezeigt. Magdalena Bertikow konnte mit dem Fund nichts beginnen, bat aber Albert Kohl, Vorsitzender des Eichsfelder Heimatvereins Hülfensberg-Werratal, sich den Band anzuschauen. Und der umtriebige und engagierte Heimatfreund, lange Zeit auch Vorstandsmitglied im Verein für Eichsfeldische Heimatkunde, knüpfte sogleich die Fäden zum Landkreis. Bei der Übergabe gestern in den Archivräumen strahlte Leiterin Regina Huschenbeth. Das Dokument aus Privatbesitz fülle eine Lücke. Denn im Kreisarchiv würden sämtliche Protokollbücher der Gemeinden gehütet. Nun werde der Band vernünftig aufbewahrt und dauerhaft erhalten. Nur zu oft, weiß die Expertin, kämen solche Unterlagen aus Unkenntnis in falsche Hände oder würden schlimmstenfalls sogar weggeworfen.

Mit Begeisterung blätterten gestern Kohl und Huschenbeth in dem Band aus Großtöpfer. Akribisch sind alle getroffenen Festlegungen und Beschlüsse der Gemeindevertretung und später des Gemeinderates vermerkt. Der Protokollband endet mit der Niederschrift vom 9. November 1950, die unter anderem den Entschluss über die Einführung eines Gemeindesiegels registriert.

Kontakt:
Kreisarchiv des Landkreises Eichsfeld
Leinegasse 12
37308 Heilbad Heiligenstadt
Tel.: 03606/650491
Fax: 03606/612263

Quelle: Monika Köckritz, Thüringer Landeszeitung, 1.4.2004

Archiv Jüterbog für jedermann geöffnet

Seit 1865 gingen Schüler und Lehrer in diesem Gebäude ein und aus. Das bleibt auch so, allerdings ist das Stadtarchiv Jüterbog, das mittlerweile in die ehemalige Knabenschule eingezogen ist, offen für jedermann.

In hellen, modern eingerichteten Räumen lagern nun alle wichtigen Unterlagen wie Akten, Bauzeichnungen und Zeitungen in mehreren Depoträumen. „Wir haben viel mehr Platz als früher“, erklärt Kerstin Paeth, der man wie auch ihrer Kollegin Christine Illesch die Freude über das neue kulturhistorische Archiv ansieht. Arbeit gibt es noch für viele Jahre, denn bisher ist lediglich ein Teil der Unterlagen erschlossen. Das bedeutet, dass zwar der Aktenbestand im Computer erfasst ist, die Unterlagen aber noch nicht bis ins Detail durchgearbeitet und deshalb im Zwischenarchiv untergebracht sind.

Das Bauarchiv ist ebenfalls mit umgezogen. Seit im Jahre 1839 entsprechende Gesetze erlassen wurden, muss über jedes Gebäude der Stadt Buch geführt, jede Verwaltungsentscheidung erfasst werden. Die älteste Bauzeichnung stammt übrigens aus dem Jahr 1789 – ein Stadtplan, der natürlich wie ein Schatz gehütet wird. Ein Fotoarchiv – schön kühl und dunkel – gibt es ebenfalls. Überhaupt sind auch moderne Arbeitsmittel ins neue Haus eingezogen. Zum Beispiel die neuen Kartenmappen für das Bauarchiv, aber die alten werden nicht aussortiert, sondern weiterhin genutzt.

Die Depoträume sind zwar für Besucher nicht zugänglich, dafür gibt es im Lesesaal mehrere Plätze für Heimatforscher, Studenten oder andere, die einen Blick in Zeugnisse der Zeitgeschichte werfen wollen. Vielleicht kann noch in diesem Jahr ein Computer angeschafft werden, dann wird die Recherche für Besucher einfacher. Wer Nachforschungen anstellen will, sollte sich im Archiv anmelden.

Kontakt:
Stadtarchiv Jüterbog
Rathaus I
Markt 21
14913 Jüterbog

03372 / 46 31 47

Quelle: Martina Burghardt, Märkische Allgemeine, 1.4.2004

Ortsgeschichte von Königsbach und Stein auf 148 Metern wohlgeordnet

Der Archivbestand von Königsbach und Stein bis zur Fusion im Jahr 1974 ist geordnet und registriert. Enzkreis-Archivar Konstantin Huber und Diplomarchivarin Heike Sartorius haben die Ergebnisse im Königsbacher Rathaus präsentiert.

Den Anlass für eine erstmalige detaillierte Erschließung der gemeindlichen Archivbestände, die bislang an verschiedenen Stellen gelagert waren, gab nicht zuletzt der Um- und Neubau des Königsbacher Rathauses, samt Einrichtung eines entsprechenden Kellers. Mit den Erschließungsmaßnahmen wurde Heike Sartorius vom Kreisarchiv des Enzkreises betraut und gegen Kostenersatz von der Gemeinde für die Bearbeitung des Archivbestandes beschäftigt. Dieses „Leasing-Modell“ existiert im Enzkreis seit Oktober 1996.

Nun haben Huber und Sartorius die Arbeit vorgestellt und Bürgermeister Bernd Kielburger in Anwesenheit einiger Gemeinderäte und Gemeindemitarbeiter die beiden zugehörigen „Findbücher“ übergeben. Kielburger würdigte die Arbeit und richtete den Dank an den Gemeinderat, der die Entscheidung getroffen habe, dieses Gebäude zu unterkellern. Die 800.000 Mark, die damals diskutiert worden seien, hätten erst die Voraussetzungen geschaffen, das Archiv unter den dafür notwendigen Bedingungen unterzubringen.

„Eine weitblickende Entscheidung“, lobte Huber. „Der Gemeinderat hat auch die Voraussetzungen geschaffen, dass das Archiv genutzt werden kann und die Geschichte Königsbach-Steins nicht nur wohl sortiert im Keller ruht, sondern auch nach außen getragen werden kann“, merkte Kielburger an.

Rund 300 Tage hat die Archivarin für Sichtung, Ordnung, Bewertung, Verzeichnung und Findbucharbeiten der Archive von Königsbach und Stein, bis zur Fusion im Jahr 1974 benötigt. Herausgekommen sind insgesamt 148,50 laufende Regalmeter, „die Stück für Stück durch meine Hände gelaufen sind – und noch etwas mehr“, stellte Sartorius fest.

Die wertvollsten der beschädigten Bände hat die Gemeinde durch einen Fachbetrieb restaurieren lassen. Nun lagert das Gedächtnis Königsbach-Steins, verpackt in säurefreie, archivgerechte Mappen und Boxen, unter optimalen klimatischen Bedingungen in der Rollregalanlage im Archivraum des Königsbacher Rathausneubaus. Das zugehörige Findbuch, auch Repertorium genannt, ist eine Art Verzeichnis des Gemeindearchivs, in dessen Einleitung ein kurzer Überblick über die Ortsgeschichte gewährt wird. Eine umfangreiche Inhaltsübersicht hilft bei der Suche nach Dokumenten.

Die ältesten Belege Königsbachs sind drei Urkunden von besonderer ortsgeschichtlicher Bedeutung aus den Jahren um 1660. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts setzen die Bürgermeister- beziehungsweise Gemeinderechnungen ein. Besonders erwähnenswert sind zwei Pergamenturkunden mit anhängenden Wachssiegeln, darunter eine über die Aufhebung der Leibeigenschaft durch Markgraf Karl Friedrich von Baden im Jahr 1756. Das älteste Dokument des Steiner Archivs ist eine Vereinbarung der Gemeinde über einen Grundstückskauf von 1711. Zwei weitere herausragende Archivalien sind schön kolorierte Markungs- und Vermessungspläne über Teile des Gemeindewaldes aus den Jahren um 1723.

Interessant ist auch das „Einschreibbuch“ der einst bedeutenden Steiner Weberzunft, mit Niederschriften aus den Jahren 1785 bis 1862, die unter anderem festhalten, ob ein Lehrling die Lehrzeit „ausgehalten“ hat. „Es gibt einen recht reichen Urkundenbestand in beiden Ortsteilen“, rühmte Huber. „Der Archivbestand ist eine Fundgrube für die heimatkundliche und wissenschaftliche Forschung, wie auch für verwaltungsinterne Recherchen nach älteren, rechtlich noch bedeutsamen Vorgängen.“

Kontakt:
Gemeindeverwaltung
Archivwesen, Hauptamt
Ansprechpartner: Helmut Rexroth
Marktplatz 15
75203 Königsbach-Stein
Telefon: 07232/3008-20
Telefax: 07232/3008-99
rexroth@koenigsbach-stein.de
http://www.koenigsbach-stein.de/

Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Postanschrift: 
Postfach 101080
75110 Pforzheim
Telefon: 07231/308-423
Fax: 07231/308-837
Kreisarchiv@enzkreis.de
http://www.enzkreis.de/index.phtml?NavID=141.56

Quelle: Uli Faulhaber, Pforzheimer Zeitung, 1.4.2004

Auszeichnung für engagierte ehrenamtliche Archivarin

Sie stöbert in alten Dokumenten und blättert in wertvollen Büchern. Christel Passinger ist ehrenamtlich als Archivarin der Marktplatzgemeinde Neu-Isenburg und der Spielvereinigung 03 tätig. Für ihre Arbeit bei der Schrift zum 40-jährigen Bestehen Gravenbruchs und ihre Hilfe bei der Festschrift der Spielvereinigung bekommt sie heute die Auszeichnung „Menschen 2003“ vom Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK) verliehen.

In ihre Archivarbeit steckt Passinger ihr Herzblut. Rund zehn Stunden in der Woche investiert sie in ihr Ehrenamt. Das Archiv in der Marktplatzgemeinde baute sie aus dem Nichts auf. „Ich brauchte Möbel, einen Computer und begann, die Schriften zu archivieren“, erzählt Passinger. Bei der Einrichtung des Archivs sei sie in NeuIsenburg stets auf offene Ohren gestoßen. „Es ist toll, wie die Ehrenamtsarbeit in dieser Stadt unterstützt wird“, berichtet die Gravenbrucherin. Mit der Verleihung der Auszeichnung hatte Passinger nicht gerechnet. „Als ich davon gehört habe, war ich sehr verwundert.“ Im ersten Moment habe sie sich gefragt, warum die Wahl auf sie gefallen sei: „Ich dachte, dass mein Engagement für diese Auszeichnung nicht ausreiche.“ In Isenburg gebe es zahlreiche Menschen, die mehr als sie geleistet hätten. „Ich habe mich sehr gefreut“, sagt Passinger, „wahrscheinlich ist die Auszeichnung auch als Motivation gedacht.“

Sie hofft, dass künftig noch mehr Isenburger ein Ehrenamt bekleiden. „Vor allem junge Leute müssten hier aktiv werden“, findet Passinger, auch wenn es schwierig mit der beruflichen Karriere zu vereinbaren sei.

Kontakt:
Stadtarchiv Neu-Isenburg
Beethovenstraße 55
D-63263 Neu-Isenburg
Telefon:  0 61 02 / 24 99 11
claudia.lack@stadt-neu-isenburg.de

Quelle: Frankfurter Neue Presse, 1.4.2004

1.4.1944: Tod bringender Irrtum für Pforzheim

Sie schrieben sich oft und waren wohl Schwestern, Mathilde in Pforzheim und Julie in Heilbronn. Rund 50 Jahre später tauchte eine Reihe ihrer Karten in einem Antiquariat auf. Eine trägt den Stempel vom 2. April 1944. Mathilde stand offensichtlich noch unter dem Eindruck der letzten Stunden: „Liebe Julie! Heute zwischen 11 und 12 Uhr warfen einige Flieger Bomben über Pforzheim. Nicht in meiner Gegend. Konnte aber brennende Häuser von Veranda und Wohnzimmer aus sehen. Es gab auch Tote und viel Leid. … Seid alle Gott befohlen und recht herzlich gegrüßt von Deiner Mathilde“, ist vermerkt und dann noch auf dem Weißrand der Vorderseite ergänzt: „Als ich heute in die Stadtkirche wollte, da sah es böse aus. Man konnte nicht in die Kirche. Das Schieferdach hat es sehr mitgenommen, aber hauptsächlich außen herum. Häuser ohne Fenster: Pflügerstraße, Holzgartenstraße, auch Dillstein. Es fahren jetzt Wagen mit Wasser herum, schreibe mir bald.“

Die Anflüge der Bomberverbände auf Stuttgart und München waren für die Pforzheimer zur Gewohnheit geworden. Manch einer wagte sich darum auch am 1. April 1944 noch vor der Entwarnung zurück in die Wohnung. Um 11.04 Uhr fielen die ersten Bomben. Vier Minuten dauerte der eigentliche Angriff, der an die 100 Menschen das Leben kostete. Die kleinformatigen Todesanzeigen im „Pforzheimer Anzeiger“ nennen die Namen, hier eine Mutter mit ihren drei Kindern, dort die Großeltern mit einem Enkel, die – wie die vorgeschriebene Sprachregelung hieß – bei einem „Terrorangriff“ ihr Leben lassen mussten.

Der Südteil der Stadt, die Holzgarten- und die Pflügerstraße sowie die Au, das Rodviertel und Dillweißenstein, aber auch das Wallberggebiet wurden getroffen. Das Stadtarchiv bewahrt seltene Aufnahmen eines Polizisten auf, die unmittelbar nach dem Angriff entstanden sind. Offiziell war es nicht erlaubt, Aufnahmen von den Folgen der Luftangriffe zu machen.

Was damals nicht bekannt war und erst durch die Forschung von Ursula Moessner-Heckner anhand alliierter Militärakten in dem Buch „Pforzheim. Code Yellowfin“ bekannt geworden ist: Der Angriff auf Pforzheim war ein Versehen und stand mit einem vom selben Tag auf Schaffhausen in direkter Verbindung. Die US Army Air Force wollte einen Routine-Präzisionsangriff auf ein Industrieziel in Deutschland ausführen, auf die IG-Farben-Werke in Ludwigshafen. Doch das Wetter über England und dem Kanal war schlecht, so dass ein größerer Verband bald umkehrte.

Nach verlorenem Funkkontakt innerhalb des restlichen Geschwaders und nach einem Navigationsfehler flogen die Bomber ungefähr 160 Kilometer südlich der vorgesehenen Stelle in deutsches Hoheitsgebiet ein und erreichte gegen 10.30 Uhr Straßburg, über dem ein Teil der Bomber seine todbringende Ladung abwarf und zurückkehrte. Zwei Verbände entdeckten unabhängig voneinander den Fehler. Der eine flog bei weiter schlechten Witterungsverhältnissen in Richtung Südost und suchte nach einem Gelegenheitsziel: es war Schaffhausen.

Der zweite Teilverband machte im Raum Freiburg kehrt und flog Richtung Norden. . . und so geradewegs auf Pforzheim zu. Der Leitoffizier entdeckte aus mehreren Kilometern Höhe eine durch Flüsse geteilte Stadt, glaubte Ludwigshafen gefunden zu haben und befahl den Flugzeugen, ihre Bomben auszuklinken. Wenige Minuten später wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Der vermeintliche Rhein entpuppte sich als ein schmaler Wasserlauf.

Am 6. November 1944 erschien Pforzheim zum ersten Mal auf einer britischen Liste, unter den weniger wichtigen Verkehrszielen, die alle Kriterien für einen Flächenangriff erfüllten. Das Ende dieser Geschichte ist bekannt. Nach mehreren Gelegenheits- oder „Not“-Abwürfen, so auch an Heiligabend 1944, wobei 90 Tote zu verzeichnen waren, ging die Stadt Pforzheim am 23. Februar 1945 und mit ihr rund 20.000 Menschen unter.

Kontakt:
Stadtarchiv Pforzheim
Kronprinzenstr. 28
75177 Pforzheim
07231-39 2899
07231-39 1674
archiv@stadt-pforzheim.de

Quelle: Pforzheimer Zeitung, 1.4.2004

Das Heilbronner „Dachsteinunglück“ 1954

Am 10. April findet auf dem Krippenstein im österreichischen Dachsteingebirge eine offizielle Gedenkfeier statt, die an einen tragischen Bergunfall von Heilbronner Schülern und Lehrern vor 50 Jahren erinnert. Zusätzlich zu verschiedenen Gedenkveranstaltungen hat das Stadtarchiv Heilbronn eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Originalquellen über „Das Heilbronner Dachsteinunglück“ herausgegeben, in der erstmals die sachlichen und emotionalen Seiten des Geschehens umfassend beleuchtet werden.

Im Rahmen einer Ferienreise hatte sich am 15. April 1954 eine Gruppe aus Heilbronner Lehrern und Schülern aufgemacht, um den über 2000 Meter hohen Krippenstein zu ersteigen. Nachdem sie auf der Schönbergalm bereits die Hälfte des Weges hinter sich hatten, schlug das Wetter plötzlich um. Schneefall setzte ein, der Wind wurde immer böiger und die Sicht schlechter. Doch die 13köpfige Truppe kehrte trotz Warnungen nicht um und stieg weiter auf, wo sie noch von einigen ins Tal gehenden Seilbahnarbeitern gesehen wurde. Danach verliert sich ihre Spur im Schnee. Die Suche nach ihnen begann bereits am selben Tag, dem Vorabend zu Karfreitag, doch erst am 28. Mai konnten die letzten beiden Vermißten tot geborgen werden.

Info:
Christhard Schrenk:
Das Heilbronner Dachsteinunglück 1954. Zehn Schüler und drei Lehrer verlieren am Karfreitag ihr Leben (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 44), Stadtarchiv Heilbronn 2004
16,00 Euro, ISBN 3-928990-87-X, 202 Seiten, über 55 Abbildungen

Kontakt:
Stadtarchiv Heilbronn
Eichgasse 1 (Deutschhof)
74072 Heilbronn
Telefon (07131) 56-2290
Telefax (07131) 56-3195
http://www.stadtarchiv-heilbronn.de

Quelle: Maria Daldrup, Damals, 1.4.2004