Überraschungsfund füllt Lücke im Archiv Heiligenstadt

Mit älteren Häusern ist das so eine Sache. Beim Umbau warten sie in bislang verborgenen Ecken und Winkeln oft mit den größten Überraschungen auf. So ging es Heinz Dzick, der in Großtöpfer ein lange leer stehendes Haus erworben hatte und beim Renovieren wertvolle Unterlagen fand: das Protokollbuch der Jahre 1933 bis 1950 der Gemeinde Großtöpfer. Den erstaunlich gut erhaltenen Band übereignete der Finder gestern dem Archiv des Landkreises Eichsfeld.

In einem Zwischenboden „und lediglich, weil es dort durchgeregnet hatte“, entdeckte Dzick die nur äußerlich vom Zahn der Zeit benagten Annalen. Der gebürtige Ostpreuße, der von 1946 bis 1954 in Großtöpfers Nachbardorf Frieda und danach 40 Jahre in Dortmund lebte, um schließlich wieder nach Großtöpfer zurückzukehren, hatte den Band dann der Vorbesitzerin des Hauses gezeigt. Magdalena Bertikow konnte mit dem Fund nichts beginnen, bat aber Albert Kohl, Vorsitzender des Eichsfelder Heimatvereins Hülfensberg-Werratal, sich den Band anzuschauen. Und der umtriebige und engagierte Heimatfreund, lange Zeit auch Vorstandsmitglied im Verein für Eichsfeldische Heimatkunde, knüpfte sogleich die Fäden zum Landkreis. Bei der Übergabe gestern in den Archivräumen strahlte Leiterin Regina Huschenbeth. Das Dokument aus Privatbesitz fülle eine Lücke. Denn im Kreisarchiv würden sämtliche Protokollbücher der Gemeinden gehütet. Nun werde der Band vernünftig aufbewahrt und dauerhaft erhalten. Nur zu oft, weiß die Expertin, kämen solche Unterlagen aus Unkenntnis in falsche Hände oder würden schlimmstenfalls sogar weggeworfen.

Mit Begeisterung blätterten gestern Kohl und Huschenbeth in dem Band aus Großtöpfer. Akribisch sind alle getroffenen Festlegungen und Beschlüsse der Gemeindevertretung und später des Gemeinderates vermerkt. Der Protokollband endet mit der Niederschrift vom 9. November 1950, die unter anderem den Entschluss über die Einführung eines Gemeindesiegels registriert.

Kontakt:
Kreisarchiv des Landkreises Eichsfeld
Leinegasse 12
37308 Heilbad Heiligenstadt
Tel.: 03606/650491
Fax: 03606/612263

Quelle: Monika Köckritz, Thüringer Landeszeitung, 1.4.2004

Archiv Jüterbog für jedermann geöffnet

Seit 1865 gingen Schüler und Lehrer in diesem Gebäude ein und aus. Das bleibt auch so, allerdings ist das Stadtarchiv Jüterbog, das mittlerweile in die ehemalige Knabenschule eingezogen ist, offen für jedermann.

In hellen, modern eingerichteten Räumen lagern nun alle wichtigen Unterlagen wie Akten, Bauzeichnungen und Zeitungen in mehreren Depoträumen. „Wir haben viel mehr Platz als früher“, erklärt Kerstin Paeth, der man wie auch ihrer Kollegin Christine Illesch die Freude über das neue kulturhistorische Archiv ansieht. Arbeit gibt es noch für viele Jahre, denn bisher ist lediglich ein Teil der Unterlagen erschlossen. Das bedeutet, dass zwar der Aktenbestand im Computer erfasst ist, die Unterlagen aber noch nicht bis ins Detail durchgearbeitet und deshalb im Zwischenarchiv untergebracht sind.

Das Bauarchiv ist ebenfalls mit umgezogen. Seit im Jahre 1839 entsprechende Gesetze erlassen wurden, muss über jedes Gebäude der Stadt Buch geführt, jede Verwaltungsentscheidung erfasst werden. Die älteste Bauzeichnung stammt übrigens aus dem Jahr 1789 – ein Stadtplan, der natürlich wie ein Schatz gehütet wird. Ein Fotoarchiv – schön kühl und dunkel – gibt es ebenfalls. Überhaupt sind auch moderne Arbeitsmittel ins neue Haus eingezogen. Zum Beispiel die neuen Kartenmappen für das Bauarchiv, aber die alten werden nicht aussortiert, sondern weiterhin genutzt.

Die Depoträume sind zwar für Besucher nicht zugänglich, dafür gibt es im Lesesaal mehrere Plätze für Heimatforscher, Studenten oder andere, die einen Blick in Zeugnisse der Zeitgeschichte werfen wollen. Vielleicht kann noch in diesem Jahr ein Computer angeschafft werden, dann wird die Recherche für Besucher einfacher. Wer Nachforschungen anstellen will, sollte sich im Archiv anmelden.

Kontakt:
Stadtarchiv Jüterbog
Rathaus I
Markt 21
14913 Jüterbog

03372 / 46 31 47

Quelle: Martina Burghardt, Märkische Allgemeine, 1.4.2004

Ortsgeschichte von Königsbach und Stein auf 148 Metern wohlgeordnet

Der Archivbestand von Königsbach und Stein bis zur Fusion im Jahr 1974 ist geordnet und registriert. Enzkreis-Archivar Konstantin Huber und Diplomarchivarin Heike Sartorius haben die Ergebnisse im Königsbacher Rathaus präsentiert.

Den Anlass für eine erstmalige detaillierte Erschließung der gemeindlichen Archivbestände, die bislang an verschiedenen Stellen gelagert waren, gab nicht zuletzt der Um- und Neubau des Königsbacher Rathauses, samt Einrichtung eines entsprechenden Kellers. Mit den Erschließungsmaßnahmen wurde Heike Sartorius vom Kreisarchiv des Enzkreises betraut und gegen Kostenersatz von der Gemeinde für die Bearbeitung des Archivbestandes beschäftigt. Dieses „Leasing-Modell“ existiert im Enzkreis seit Oktober 1996.

Nun haben Huber und Sartorius die Arbeit vorgestellt und Bürgermeister Bernd Kielburger in Anwesenheit einiger Gemeinderäte und Gemeindemitarbeiter die beiden zugehörigen „Findbücher“ übergeben. Kielburger würdigte die Arbeit und richtete den Dank an den Gemeinderat, der die Entscheidung getroffen habe, dieses Gebäude zu unterkellern. Die 800.000 Mark, die damals diskutiert worden seien, hätten erst die Voraussetzungen geschaffen, das Archiv unter den dafür notwendigen Bedingungen unterzubringen.

„Eine weitblickende Entscheidung“, lobte Huber. „Der Gemeinderat hat auch die Voraussetzungen geschaffen, dass das Archiv genutzt werden kann und die Geschichte Königsbach-Steins nicht nur wohl sortiert im Keller ruht, sondern auch nach außen getragen werden kann“, merkte Kielburger an.

Rund 300 Tage hat die Archivarin für Sichtung, Ordnung, Bewertung, Verzeichnung und Findbucharbeiten der Archive von Königsbach und Stein, bis zur Fusion im Jahr 1974 benötigt. Herausgekommen sind insgesamt 148,50 laufende Regalmeter, „die Stück für Stück durch meine Hände gelaufen sind – und noch etwas mehr“, stellte Sartorius fest.

Die wertvollsten der beschädigten Bände hat die Gemeinde durch einen Fachbetrieb restaurieren lassen. Nun lagert das Gedächtnis Königsbach-Steins, verpackt in säurefreie, archivgerechte Mappen und Boxen, unter optimalen klimatischen Bedingungen in der Rollregalanlage im Archivraum des Königsbacher Rathausneubaus. Das zugehörige Findbuch, auch Repertorium genannt, ist eine Art Verzeichnis des Gemeindearchivs, in dessen Einleitung ein kurzer Überblick über die Ortsgeschichte gewährt wird. Eine umfangreiche Inhaltsübersicht hilft bei der Suche nach Dokumenten.

Die ältesten Belege Königsbachs sind drei Urkunden von besonderer ortsgeschichtlicher Bedeutung aus den Jahren um 1660. Mit Beginn des 18. Jahrhunderts setzen die Bürgermeister- beziehungsweise Gemeinderechnungen ein. Besonders erwähnenswert sind zwei Pergamenturkunden mit anhängenden Wachssiegeln, darunter eine über die Aufhebung der Leibeigenschaft durch Markgraf Karl Friedrich von Baden im Jahr 1756. Das älteste Dokument des Steiner Archivs ist eine Vereinbarung der Gemeinde über einen Grundstückskauf von 1711. Zwei weitere herausragende Archivalien sind schön kolorierte Markungs- und Vermessungspläne über Teile des Gemeindewaldes aus den Jahren um 1723.

Interessant ist auch das „Einschreibbuch“ der einst bedeutenden Steiner Weberzunft, mit Niederschriften aus den Jahren 1785 bis 1862, die unter anderem festhalten, ob ein Lehrling die Lehrzeit „ausgehalten“ hat. „Es gibt einen recht reichen Urkundenbestand in beiden Ortsteilen“, rühmte Huber. „Der Archivbestand ist eine Fundgrube für die heimatkundliche und wissenschaftliche Forschung, wie auch für verwaltungsinterne Recherchen nach älteren, rechtlich noch bedeutsamen Vorgängen.“

Kontakt:
Gemeindeverwaltung
Archivwesen, Hauptamt
Ansprechpartner: Helmut Rexroth
Marktplatz 15
75203 Königsbach-Stein
Telefon: 07232/3008-20
Telefax: 07232/3008-99
rexroth@koenigsbach-stein.de
http://www.koenigsbach-stein.de/

Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Postanschrift: 
Postfach 101080
75110 Pforzheim
Telefon: 07231/308-423
Fax: 07231/308-837
Kreisarchiv@enzkreis.de
http://www.enzkreis.de/index.phtml?NavID=141.56

Quelle: Uli Faulhaber, Pforzheimer Zeitung, 1.4.2004

Auszeichnung für engagierte ehrenamtliche Archivarin

Sie stöbert in alten Dokumenten und blättert in wertvollen Büchern. Christel Passinger ist ehrenamtlich als Archivarin der Marktplatzgemeinde Neu-Isenburg und der Spielvereinigung 03 tätig. Für ihre Arbeit bei der Schrift zum 40-jährigen Bestehen Gravenbruchs und ihre Hilfe bei der Festschrift der Spielvereinigung bekommt sie heute die Auszeichnung „Menschen 2003“ vom Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK) verliehen.

In ihre Archivarbeit steckt Passinger ihr Herzblut. Rund zehn Stunden in der Woche investiert sie in ihr Ehrenamt. Das Archiv in der Marktplatzgemeinde baute sie aus dem Nichts auf. „Ich brauchte Möbel, einen Computer und begann, die Schriften zu archivieren“, erzählt Passinger. Bei der Einrichtung des Archivs sei sie in NeuIsenburg stets auf offene Ohren gestoßen. „Es ist toll, wie die Ehrenamtsarbeit in dieser Stadt unterstützt wird“, berichtet die Gravenbrucherin. Mit der Verleihung der Auszeichnung hatte Passinger nicht gerechnet. „Als ich davon gehört habe, war ich sehr verwundert.“ Im ersten Moment habe sie sich gefragt, warum die Wahl auf sie gefallen sei: „Ich dachte, dass mein Engagement für diese Auszeichnung nicht ausreiche.“ In Isenburg gebe es zahlreiche Menschen, die mehr als sie geleistet hätten. „Ich habe mich sehr gefreut“, sagt Passinger, „wahrscheinlich ist die Auszeichnung auch als Motivation gedacht.“

Sie hofft, dass künftig noch mehr Isenburger ein Ehrenamt bekleiden. „Vor allem junge Leute müssten hier aktiv werden“, findet Passinger, auch wenn es schwierig mit der beruflichen Karriere zu vereinbaren sei.

Kontakt:
Stadtarchiv Neu-Isenburg
Beethovenstraße 55
D-63263 Neu-Isenburg
Telefon:  0 61 02 / 24 99 11
claudia.lack@stadt-neu-isenburg.de

Quelle: Frankfurter Neue Presse, 1.4.2004

1.4.1944: Tod bringender Irrtum für Pforzheim

Sie schrieben sich oft und waren wohl Schwestern, Mathilde in Pforzheim und Julie in Heilbronn. Rund 50 Jahre später tauchte eine Reihe ihrer Karten in einem Antiquariat auf. Eine trägt den Stempel vom 2. April 1944. Mathilde stand offensichtlich noch unter dem Eindruck der letzten Stunden: „Liebe Julie! Heute zwischen 11 und 12 Uhr warfen einige Flieger Bomben über Pforzheim. Nicht in meiner Gegend. Konnte aber brennende Häuser von Veranda und Wohnzimmer aus sehen. Es gab auch Tote und viel Leid. … Seid alle Gott befohlen und recht herzlich gegrüßt von Deiner Mathilde“, ist vermerkt und dann noch auf dem Weißrand der Vorderseite ergänzt: „Als ich heute in die Stadtkirche wollte, da sah es böse aus. Man konnte nicht in die Kirche. Das Schieferdach hat es sehr mitgenommen, aber hauptsächlich außen herum. Häuser ohne Fenster: Pflügerstraße, Holzgartenstraße, auch Dillstein. Es fahren jetzt Wagen mit Wasser herum, schreibe mir bald.“

Die Anflüge der Bomberverbände auf Stuttgart und München waren für die Pforzheimer zur Gewohnheit geworden. Manch einer wagte sich darum auch am 1. April 1944 noch vor der Entwarnung zurück in die Wohnung. Um 11.04 Uhr fielen die ersten Bomben. Vier Minuten dauerte der eigentliche Angriff, der an die 100 Menschen das Leben kostete. Die kleinformatigen Todesanzeigen im „Pforzheimer Anzeiger“ nennen die Namen, hier eine Mutter mit ihren drei Kindern, dort die Großeltern mit einem Enkel, die – wie die vorgeschriebene Sprachregelung hieß – bei einem „Terrorangriff“ ihr Leben lassen mussten.

Der Südteil der Stadt, die Holzgarten- und die Pflügerstraße sowie die Au, das Rodviertel und Dillweißenstein, aber auch das Wallberggebiet wurden getroffen. Das Stadtarchiv bewahrt seltene Aufnahmen eines Polizisten auf, die unmittelbar nach dem Angriff entstanden sind. Offiziell war es nicht erlaubt, Aufnahmen von den Folgen der Luftangriffe zu machen.

Was damals nicht bekannt war und erst durch die Forschung von Ursula Moessner-Heckner anhand alliierter Militärakten in dem Buch „Pforzheim. Code Yellowfin“ bekannt geworden ist: Der Angriff auf Pforzheim war ein Versehen und stand mit einem vom selben Tag auf Schaffhausen in direkter Verbindung. Die US Army Air Force wollte einen Routine-Präzisionsangriff auf ein Industrieziel in Deutschland ausführen, auf die IG-Farben-Werke in Ludwigshafen. Doch das Wetter über England und dem Kanal war schlecht, so dass ein größerer Verband bald umkehrte.

Nach verlorenem Funkkontakt innerhalb des restlichen Geschwaders und nach einem Navigationsfehler flogen die Bomber ungefähr 160 Kilometer südlich der vorgesehenen Stelle in deutsches Hoheitsgebiet ein und erreichte gegen 10.30 Uhr Straßburg, über dem ein Teil der Bomber seine todbringende Ladung abwarf und zurückkehrte. Zwei Verbände entdeckten unabhängig voneinander den Fehler. Der eine flog bei weiter schlechten Witterungsverhältnissen in Richtung Südost und suchte nach einem Gelegenheitsziel: es war Schaffhausen.

Der zweite Teilverband machte im Raum Freiburg kehrt und flog Richtung Norden. . . und so geradewegs auf Pforzheim zu. Der Leitoffizier entdeckte aus mehreren Kilometern Höhe eine durch Flüsse geteilte Stadt, glaubte Ludwigshafen gefunden zu haben und befahl den Flugzeugen, ihre Bomben auszuklinken. Wenige Minuten später wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Der vermeintliche Rhein entpuppte sich als ein schmaler Wasserlauf.

Am 6. November 1944 erschien Pforzheim zum ersten Mal auf einer britischen Liste, unter den weniger wichtigen Verkehrszielen, die alle Kriterien für einen Flächenangriff erfüllten. Das Ende dieser Geschichte ist bekannt. Nach mehreren Gelegenheits- oder „Not“-Abwürfen, so auch an Heiligabend 1944, wobei 90 Tote zu verzeichnen waren, ging die Stadt Pforzheim am 23. Februar 1945 und mit ihr rund 20.000 Menschen unter.

Kontakt:
Stadtarchiv Pforzheim
Kronprinzenstr. 28
75177 Pforzheim
07231-39 2899
07231-39 1674
archiv@stadt-pforzheim.de

Quelle: Pforzheimer Zeitung, 1.4.2004

Das Heilbronner „Dachsteinunglück“ 1954

Am 10. April findet auf dem Krippenstein im österreichischen Dachsteingebirge eine offizielle Gedenkfeier statt, die an einen tragischen Bergunfall von Heilbronner Schülern und Lehrern vor 50 Jahren erinnert. Zusätzlich zu verschiedenen Gedenkveranstaltungen hat das Stadtarchiv Heilbronn eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Originalquellen über „Das Heilbronner Dachsteinunglück“ herausgegeben, in der erstmals die sachlichen und emotionalen Seiten des Geschehens umfassend beleuchtet werden.

Im Rahmen einer Ferienreise hatte sich am 15. April 1954 eine Gruppe aus Heilbronner Lehrern und Schülern aufgemacht, um den über 2000 Meter hohen Krippenstein zu ersteigen. Nachdem sie auf der Schönbergalm bereits die Hälfte des Weges hinter sich hatten, schlug das Wetter plötzlich um. Schneefall setzte ein, der Wind wurde immer böiger und die Sicht schlechter. Doch die 13köpfige Truppe kehrte trotz Warnungen nicht um und stieg weiter auf, wo sie noch von einigen ins Tal gehenden Seilbahnarbeitern gesehen wurde. Danach verliert sich ihre Spur im Schnee. Die Suche nach ihnen begann bereits am selben Tag, dem Vorabend zu Karfreitag, doch erst am 28. Mai konnten die letzten beiden Vermißten tot geborgen werden.

Info:
Christhard Schrenk:
Das Heilbronner Dachsteinunglück 1954. Zehn Schüler und drei Lehrer verlieren am Karfreitag ihr Leben (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 44), Stadtarchiv Heilbronn 2004
16,00 Euro, ISBN 3-928990-87-X, 202 Seiten, über 55 Abbildungen

Kontakt:
Stadtarchiv Heilbronn
Eichgasse 1 (Deutschhof)
74072 Heilbronn
Telefon (07131) 56-2290
Telefax (07131) 56-3195
http://www.stadtarchiv-heilbronn.de

Quelle: Maria Daldrup, Damals, 1.4.2004

Archiv des FC Basel nun im Staatsarchiv

Der Fußballclub Basel 1893 (FCB) und das Staatsarchiv Basel-Stadt haben eine Archivierungsvereinbarung unterzeichnet, welche die Aufbewahrung historischer Dokumente des Basler Stadtclubs dauerhaft sichert und deren Benutzung durch die Öffentlichkeit im Staatsarchiv regelt.

Der „Umzug“ der Akten wurde nötig, als der FCB 2001 seine ursprüngliche Heimstätte, das Stadion Landhof, endgültig in Richtung St. Jakobs-Park verliess. Das Staatsarchiv und das Schweizerische Sportmuseum hatten sich damals nach dem künftigen Verbleib des Vereinsarchivs erkundigt.

Im Tribünengebäude stiessen sie auf eine umfangreiche Aktensammlung sowie unzählige Trophäen, Wimpel, Matchplakate und Bilddokumente. Es war sofort klar, dass diese Materialien auf Dauer erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten. Das Engagement der beiden Institutionen beruhte auf der Überzeugung, dass der FC Basel 1893 sowohl lokal als auch national zweifellos einer der wichtigsten Vereine ist und der FCB über Jahrzehnte hinweg die Stadt Basel in vielfältiger Weise geprägt hat.

Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts, das für die Schweiz Pioniercharakter hatte, übernahm das Staatsarchiv das Schriftgut und das Schweizerische Sportmuseum die Objekte sowie das Bildmaterial zur dauerhaften Archivierung. Der Stadtclub bezahlte einen nennenswerten Teil der Kosten für die Ordnung und Erschliessung der Unterlagen. Im März 2002 wurde das weitgehend ungeordnete Schriftgut ins Staatsarchiv transferiert, wo es gereinigt, von Mikroben befreit, inhaltlich strukturiert und übersichtlich verzeichnet wurde.

Die Unterlagen, die heute als Privatarchiv 1006 im Staatsarchiv verwahrt werden, sind außerordentlich vielfältig und enthalten Akten (Berichte, Protokolle, Mitgliederverzeichnisse, Buchhaltungsunterlagen, Korrespondenzen), Drucksachen (Statuten, Cluborgan, Matchprogramme) und eine Sammlung von Zeitungsausschnitten (Dokumentation). Sie beschlagen einen Zeitraum, der von der Gründung des FCB 1893 bis zum Jahr 1997 reicht. Dokumentiert ist in erster Linie der Spielbetrieb rund um die erste Mannschaft, während die Überlieferung zum Breitensport und zum Nachwuchsbereich etwas bescheidener ausfällt.

Die Unterzeichnung der Archivierungsvereinbarung setzt nun den formellen Schlusspunkt unter dieses Projekt. Die historischen Unterlagen des FC Basel 1893 können im Lesesaal des Staatsarchivs konsultiert werden. Damit steht der Forschung ab sofort eine Quelle zur Verfügung, die nicht bloß für die Sportgeschichte, sondern auch für die Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts von grossem Wert ist. Die Vereinbarung legt zudem die Grundlage für weitere, spätere Aktenablieferungen des FCB an das Staatsarchiv.

Kontakt:
Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt
Martinsgasse 2
Postfach
CH-4001 Basel
stabs@bs.ch
http://www.bs.ch/stabs/

Quelle: Basler Zeitung online, 1.4.2004

Jahresbericht 2003 des Stadtarchivs Isny

Mit 14 Wochenstunden schwach besetzt, in den Räumen beengt: am Zustand des Stadtarchivs Isny hat sich auch im Jahr 2003 wenig geändert. Dennoch: Stadtarchivarin Nicola Siegloch tat engagiert das Ihrige und berichtete darüber dem Ausschuss für Bildung, Kultur und Tourismus.

Seit Juli 2002 ist Norbert Schwarz zu ihrer Unterstützung mit drei Wochenstunden ehrenamtlich im Stadtarchiv tätig. Er kümmert sich um die Zeitungsdokumentation und das Einordnen der Sammlungsbestände. Auch die Dipl.-Museologin Ines Ebert konnte wieder beschäftigt werden. Die zwischen Isny und Leutkirch geteilte Tätigkeit der Stadtarchivarin beschränkt sich notgedrungen auf die laufenden Geschäfte, Verwaltungsaufgaben, Anfragen und Archivbenutzung.

Das Stadtarchiv benutzten 2003 18 Personen. 121 schriftliche und telefonischen Anfragen erreichten das Archiv. Privatpersonen, Wissenschaftler, Schüler und Studenten, Heimatforscher, Vereine suchen die historische Auskunft, um beispielsweise eine Jubiläumsschrift zu fertigen oder einem bestimmten Thema nachzugehen.

Von der Grundschule Beuren wurden Akten und Bände aus der Zeit von 1820 bis 1970 ins Stadtarchiv übernommen. Der Bestand konnte bereits geordnet und verzeichnet werden. Zum Findbuch Neutrauchburg legte das Stadtarchiv ein Ergänzungsverzeichnis für Akten der ehemaligen Gemeinde Neutrauchburg an. Die Archivbibliothek wurde mit 52, die zeitgeschichtliche Sammlung mit 848 Neuzugängen ergänzt.

Erfreuliches aus Großholzleute: am 28. Mai 2003 konnte der Ortschaftsrat das in einem Kellerraum des Rathauses untergebrachte Archiv einweihen. Es umfasst circa 35 laufende Meter Schriftgut aus der Zeit von 1810 bis 1972. Das Archiv ist durch ein umfangreiches Findbuch erschlossen.

Zu den Perspektiven äußerte sich die Stadtarchivarin kritisch. Die weitere Entwicklung sei vor allem von der Lösung der Raumfrage abhängig. Zudem werde für sie die gemeinsame Betreuung der Stadtarchive Isny und Leutkirch zunehmend schwieriger. Bürgermeister Manfred Behrning berichtete, dass Gespräche über eine Verlegung des Archivs in das Schloss noch kein Ergebnis gezeitigt hätten. Stadträtin Sylvia Seitz brachte das allgemeine Unbehagen zum Ausdruck. Die Archivfrage dürfe nicht als nebensächlich beiseite gestellt werden. Für alle bestünde die Verpflichtung, die Zeugnisse der Vergangenheit zu erhalten und dafür sichere Aufbewahrungsmöglichkeiten zu schaffen.

Kontakt:
Stadtarchiv Isny
Wassertorstraße 3
88316 Isny im Allgäu
Postfach 1162
88305 Isny im Allgäu
Telefon: 07562/984-132
Fax: 07562/984-333
Siegloch@Rathaus.Isny.de
http://www.isny.de

Quelle: Fritz Hartmann, Schwäbische Zeitung, 31.03.2004

Sponsoren für die Museen in Soest

Verstärkt private Gelder und Sponsoren finden, um die Museumslandschaft in Soest zu stärken, das ist die Quintessenz aus dem jüngsten Gespräch der Gesellschaft Ressource. Zum Thema „Ein neues Stadtmuseum für Soest – Utopie oder doch realisierbar?“ startete die Gesellschaft jetzt eine neue öffentiche Gesprächsreihe, die relevante Soester Themen aufgreifen will. Es muss etwas passieren, war man sich einig. Denn die Exponate im Morgner-Haus werden werden unsachgemäß aufbewahrt und leiden. Klaus Kösters vom Westfälischen Museumsamt Münster wies noch einmal auf diese katastrophale Lage hin.

Man solle nicht auf die Hilfe der Stadt Soest warten, hieß es im Gespräch. Deshalb soll die private Initiative gefördert werden, sprich Vereine wie der Heimat- und Geschichtsverein oder der Kreiskunstverein sollen verstärkt auf Sponsorensuche gehen. Wenn das nicht klappt, sei die Gründung von Fördervereinen für das Burghofmuseum und das Osthofentor-Museum eine Möglichkeit, die Museumslandschaft in Soest aufzuwerten. Schließlich sei es eine Schande, dass wertvolle stadtgeschichtliche Exponate im Stadtarchiv schlummern und der Öffentlichkeit weitgehend unzugänglich sind. Am Gespräch beteiligten sich unter anderem Geschichtsvereins-Vorsitzender Dr. Ulrich Löer, Ex-Stadtarchivar Dr. Gerhard Köhn und der ehemalige Stadtarchäologe Dr. Walter Melzer.

Quelle: Der Soester Anzeiger, 30.3.2004

Mielkes geheimnisvoller Koffer kehrt zurück

Nach fast fünfzehn Jahren Irrfahrt durch Archive verschiedener Behörden ist am Dienstag Erich Mielkes geheimnisumwitterter roter Koffer an seinen Ursprungsort zurückgekehrt. Das Bundesarchiv übergab den Koffer am Abend der Behörde für die Stasi-Unterlagen, die ihn fortan als Dauerleihgabe aufbewahren wird.

Genau genommen ist der Mielke-Koffer damit allerdings nicht dort, wo er bis zum Rücktritt des Stasi-Ministers lagerte. Der hatte das Behältnis Jahrzehnte lang in einem Stahlschrank seines Dienstzimmers im Haus 1 des Stasi-Komplexes an der Lichtenberger Normannenstraße aufbewahrt. Jetzt steht der Koffer im benachbarten Haus 7, wo das von der Birthler-Behörde verwaltete MfS-Aktenarchiv untergebracht ist.

In dem Koffer sollen sich unter anderem Unterlagen aus der NS-Zeit befunden haben, die den späteren SED-Chef Erich Honecker belasten. Diese Dokumente, die angeblich aus den dreißiger Jahren stammen, betreffen Honeckers Zeit als Jungkommunist und seine Zeit im Untergrund. Sie sollen – so heißt es – das Bild Honeckers als aufrechter und unbeugsamer Widerstandskämpfer korrigieren. Der Grund dafür, warum Mielke diese Originalakten aufbewahrte, liefert seit langem Stoff für Diskussionen: Brauchte der Stasi-Minister die Unterlagen, um im Notfall Erpressungsmaterial gegen seinen Boss in der Hand zu haben? Oder wollte Mielke Honecker nur beschützen vor möglichen Anfeindungen?

Anfang 1990, als die Stasi aufgelöst wurde und die DDR-Justiz gegen Mielke ermittelte, beschlagnahmte das Zentrale Landeskriminalamt den Koffer-Inhalt. Ein Stasi-Offizier aus der MfS-Abteilung IX/3, der damals in der Ermittlungsbehörde arbeitete, kopierte das Material und versuchte, es zu Geld zu machen. Für 60 000 D-Mark wollte er die Unterlagen verscherbeln, die unter anderem den Häftlingsfreikauf durch die Bundesregierung, die Beteiligung Mielkes am zweifachen Polizistenmord in Berlin 1931 und Kontakte Honeckers zur Gestapo betrafen. Ein Käufer aber fand sich nicht. Selbst der BND winkte ab – zu teuer. Eine weise Entscheidung, denn der Dienst konnte nach dem 3. Oktober 1990 gratis in die Akten schauen: Die Bundesanwaltschaft übernahm den Koffer von der DDR-Justiz.

Im Januar wurden bereits Schriftstücke aus dem roten Koffer vom Bundesarchiv an die BStU übergeben.

Quelle: Andreas Förster, Berliner Zeitung, 31.3.2004