Der Heimatverein Coesfeld e.V. und das Stadtarchiv Coesfeld haben eine Mappe erarbeitet, um Lehrern der Primarstufe die Möglichkeit zu geben, sich über die Stadt Coesfeld zu informieren. Eine Umfrage an den neun Grundschulen hatte ergeben, dass im Primarstufenbereich ca. 47% aller Lehrerinnen und Lehrer nicht in Coesfeld wohnen. Sie sind deshalb oft auf Informationen angewiesen, die aus dem Kollegium kommen oder in Handreichungen kurz und knapp wesentliche Themenschwerpunkte des Sachkundeunterrichts der Klassen 3 und 4 abdecken.
Die knapp 100 Seiten dicke Mappe gibt hierfür von der Stadtgründung bis zur Abwasserentsorgung, von der Coesfelder Kreuzverehrung bis zur Eisenbahn lehrerspezifische Basisinformationen, benennt Lernorte in Coesfeld, gibt Kontaktadressen, liefert aber auch in einem zweiten Teil Quellenmaterial – wie Fotos und kleinere Texte auf Folien – für den Unterricht. Zu den jeweiligen Abschnitten werden vertiefende Literaturangaben genannt. Die als Ordner konzipierte Unterrichtshilfe ist auf Erweiterung angelegt. Jeder Grundschule wurde zu Weihnachten für jede Klasse drei und vier ein Exemplar übergeben.
Kontakt:
Stadtarchiv Coesfeld
Walkenbrückenstrasse 25
48653 Coesfeld
Tel: 02541 939-1055
E-Mail: norbert.damberg@coesfeld.de
Philipp den Großmütigen online entdecken
500 Jahre alt und doch lebendig. Auf einer Internetseite präsentieren die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und das Hessische Staatsarchiv in Marburg den weltweit bekanntesten hessischen Landgrafen: Philipp den Großmütigen – www.philipp-von-hessen.de. Sie stellten den Web-Auftritt am 6. Februar in Frankfurt am Main vor. Er ist Teil des Projektes „Mit dem Glauben Staat machen“, zu dem auch eine Wanderausstellung gehört.
In dem Web-Auftritt lassen sich Informationen über die wesentlichen Leistungen des hessischen Landgrafen, aber auch Veranstaltungstermine abrufen. Ein multimediales und interaktives Online-Spiel lädt Besucherinnen und Besucher ein, in das Leben zur Zeit Philipps in Hessen einzutauchen. Die Spieler beteiligen sich aktiv, indem sie mit dem Kundschafter „Johann“ Abenteuer bestehen und ihm helfen, Informationen zu besorgen. Auf diese Weise erfährt der Surfer spielerisch von den herausragenden Verdiensten Philipps: seinem Einsatz für Arme und Kranke, der Gründung wichtiger Bildungseinrichtungen, der Ausbreitung des evangelischen Glaubens und seinen politischen Strategien. Unter den erfolgreichen Teilnehmern werden am 500. Geburtstag des Landgrafen am 13. November fünf DVD-Player ausgelost.
In der virtuellen „Bibliothek“ finden Surfer neben zahlreichen Hintergrundtexten eine bebilderte Biografie Philipps, Anekdoten aus seinem Leben sowie ein Interview mit einem Psychiater, der heute in einem der von Landgraf Philipp gegründeten Hospitäler arbeitet.
Das Internet-Angebot motiviert geschichtlich interessierte Erwachsene auf der Suche nach Fakten, aber auch Kinder, Jugendliche und Spielbegeisterte, sich mit Landgraf Philipp und der Reformation in Hessen auseinander zu setzen.
Links:
- Philipp der Großmütigen: http://www.philipp-von-hessen.de
- Hessisches Staatsarchiv Marburg: www.staatsarchiv-marburg.hessen.de
- Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck: www.ekkw.de
- Evangelische Kirche in Hessen und Nassau: www.ekhn.de
Quelle: Glaube Aktuell, 8.2.2004
DVD zum Thema Zwangsarbeit
Auch im Münsterland wurden während des Zweiten Weltkrieges zahllose Zwangsarbeiter in Landwirtschaft und Industrie eingesetzt. Das Schicksal dieser Menschen greift eine DVD auf, die das Landesmedienzentrum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) und der münsterische „Geschichtsort Villa ten Hompel“ heute vorgestellt haben.
Erschienen ist die Produktion mit dem provokanten Titel „Ausgebeutet für die Volksgemeinschaft?“ in der neuen Reihe „Historisches Lernen multi-medial“. „Die DVD macht in 14 Filmsequenzen und über 40 ergänzenden multimedialen Materialien eindringlich sichtbar, wie Menschen zwischen 1940 und 1945 nach Deutschland verschleppt und hier ausgebeutet wurden“, erläutert Prof. Dr. Alfons Kenkmann von der Villa ten Hompel, der als Herausgeber gemeinsam mit dem Leiter des LWL-Landesmedienzentrums, Dr. Markus Köster, für das Konzept der Reihe verantwortlich zeichnet.
Im Mittelpunkt stehen Zeitzeugenaussagen von drei ehemaligen Zwangsarbeitern und einer Zwangsarbeiterin aus der Ukraine. Sie haben ihre Erinnerungen zwischen 1998 und 2002 niedergeschrieben, um vom Stadtarchiv Münster einen Nachweis über ihre Zwangsarbeit zu bekommen. Die Berichte der vier stehen exemplarisch für das Schicksal sowjetischer Zwangsarbeiter in der Industrie, in der Landwirtschaft und bei der Reichsbahn. „Die DVD erinnert an die Verschleppung der Opfer und sie versucht die Lebensbedingungen und Alltagserfahrungen der Zwangsarbeiter in Deutschland zu rekonstruieren. Gleichzeitig beleuchtet sie die Organisation und den Stellenwert der Zwangsarbeit im System der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft“, erklärt die Historikerin Gaby Flemnitz, die das neue Medium gemeinsam mit Karl Reddemann inhaltlich konzipiert hat.
Ergänzend zu den Filmsequenzen haben Flemnitz und Reddemann umfangreiches multimediales Begleitmaterial zusammengestellt: Schriftquellen im Original, Fotos, Tabellen und historische Filmaufnahmen erläutern und vertiefen das Thema. Diese Materialien lassen sich problemlos präsentieren und ausdrucken. Die DVD ist für das historische Lernen konzipiert, für das Selbststudium ebenso wie für Vorträge, für die Unterrichtsvorbereitung und für unterschiedliche Lehr- und Lernformen.
Info:
Interessierte können die DVD 'Ausgebeutet für die Volksgemeinschaft? Zwangsarbeit im Münsterland während des Dritten Reiches' beim Westfälischen Landesmedienzentrum (medienzentrum@lwl.org, Warendorfer Str. 24, 48133 Münster, Tel.: 0251/591-3902) für 19,90 Euro kaufen.
Zwangsarbeit in Wuppertal
Trotz schlechter Quellenlage konnte nun, nach dem dreibändigen Werk von Klaus Goebel, eine weitere historische Untersuchung über Wuppertal zur Zeit des Nationalsozialismus vorgelegt werden. Der Historiker Florian Speer erforschte das Themenfeld Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs in der Stadt; der Titel seines Buches lautet „Ausländer im 'Arbeitseinsatz' in Wuppertal“. Auftraggeber des mit 636 Seiten starken Buches ist die Stadt Wuppertal, die entsprechend bereitwillig ihre Archive öffnete.
Doch für Florian Speer war diese Quelle nur ein Baustein in dem Mosaik, das er in zweijähriger Arbeit mühsam zusammenfügte. So durchstöberte er die Bundesarchive in Berlin und Freiburg, forschte in den Akten der Nachbargemeinden, sah private Fotos und Briefe ein und las damalige Presseberichte. Und natürlich befragte er auch Zeitzeugen, wenngleich der Historiker befindet, dies seien „die schlechtesten Quellen überhaupt“.
Das Thema Zwangsarbeit sei über Jahrzehnte immer mal wieder aufgegriffen, aber nie so recht wahrgenommen worden. Das nimmt angesichts der teilweise erschütternden Fakten nicht Wunder. Allein der Umgang mit Säuglingen, die Zwangsarbeiterinnen in Wuppertal zur Welt brachten, ist ein entsetzliches Stück Stadtgeschichte. Während „rassisch höher eingestufte“ Kinder ausgesondert und in staatlichen Einrichtungen aufgezogen wurden, sollte die Masse möglichst nicht überleben, da das Nazi-Regime fürchtete, Familien aus Polen oder Russland könnten sich im Reich einnisten.
Bislang lag kein Werk über die Wuppertaler Wirtschaftsgeschichte zur NS-Zeit vor. Speer füllt diese Lücke mit einer Dokumentation, die sachlich schildert, wie die Zwangsarbeiter damals in der Stadt lebten und arbeiteten.
Info:
Florian Speer: „Ausländer im 'Arbeitseinsatz' in Wuppertal. Zivile Arbeitskräfte, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg“,
Stadt Wuppertal 2003, erhältlich im lokalen Buchhandel und beim Stadtarchiv, 36 Euro.
Kontakt:
Stadtarchiv Wuppertal
Friedrich-Engels-Allee 89-91
42285 Wuppertal
Tel.: (0202) 563-66 23
Fax: (0202) 563-80 25
E-Mail: stadtarchiv@stadt.wuppertal.de
Quelle: Westdeutsche Zeitung, 10.2.2004
Greilinger Gemeindearchiv eingerichtet
„Geschichte muss sich weiterentwickeln und darf keine Momentaufnahme bleiben.“ Hans Huber weiß, wovon er spricht. Seit Mai 2003 hat der Archivreferent des Greilinger Gemeinderates wöchentlich rund vier Stunden im Dachgeschoß des Gemeindezentrums zugebracht und dort im Archiv das unsortierte Material katalogisiert. Ein Blick in die Kartei genügt, um – sofern vorhanden – die gewünschte Information zu liefern. Von 230 Schachteln sind bereits 170 gefüllt.
Dass dies so schnell geschehen konnte, ist mit ein Verdienst von mehreren Helfern, die bei der Sichtung des Materials für die Ortschronik wertvolle Vorarbeit geleistet haben. „Die Unterlagen waren damals auf mehrere große Kartons verteilt“, erinnert sich Josef Langeder. Bürgermeister Hans Ostermünchner war voll des Lobs für dieses Engagement: „Mit bescheidenen Mitteln wurde Großartiges geleistet.“ Dank der drei tatkräftigen Helfer beliefen sich die Kosten auf gerade einmal 5.000 Euro.
Ab sofort können also die Greilinger Blicke in die Vergangenheit ihres Dorfes werfen. Jeden Montag während der Sprechzeiten des Bürgermeisters von 17 bis 19 Uhr ist das Archiv geöffnet. Hans Huber ist gerne behilflich. Schon jetzt konnten einige Nachfragen zu Hausnamen, Hausnummern und der Errichtung von Gebäuden beantwortet werden.
Das älteste Schriftstück stammt aus dem Jahr 1827. Es handelt sich um eine Gemeinderechnung mit einem Jahresvolumen von 209 Gulden, 47 Kreuzer. Finanzprobleme bei Kommunen – das gab es offenbar auch schon früher. Das Schriftstück weist nämlich einen Fehlbetrag von 21 Gulden und 41 Kreuzer aus.
Noch nicht gänzlich sortiert sind die Bilder. Auch sie werden für einen schnellen Zugriff sortiert. Das Archiv soll laufend ergänzt werden. „Auch Filme und Videos wollen wir aufnehmen“, sagt Huber. Auch die nach Reichersbeuern in die Verwaltungsgemeinschaft ausgelagerten Unterlagen werden nach und nach integriert. Ganz besonders hofft Huber darauf, dass alte Unterlagen aus dem Privatbesitz der Greilinger die Sammlung noch bereichern.
Kontakt:
Greiling Gemeindeverwaltung
Schulweg 2
83677 Greiling
Tel.: 08041/9044
Fax: 08041/9046
Quelle: Merkur Online, 9.2.2004
Grafikmappe im Radkasten
Um einen Tisch herum sitzen Männer und Frauen in einem erregten Disput. Die Fenstervorhänge sind zugezogen, ein trübes Licht hüllt die Diskussion ein, wirft Schatten auf die Gesichter. Heimlich lauscht am Nachbartisch einer auf das, was da geredet wird. Diese Szenerie ist Inhalt einer Druckgrafik, die den Titel „Der Streit“ trägt und im Jahre 1987 in Meißen entstanden ist.
Holt man sich jene Zeit ins Gedächtnis zurück, dann ist die dargestellte Szene geradezu exemplarisch für die Situation der Menschen in der DDR. Das System befand sich – ohne dass man sich dessen gewiss war – bereits im Auflösungsprozess. Nur ein knappes Jahr später wurde das Heft „Sputnik“ verboten, sowjetische Filme wurden aus den Kinos verbannt, das „Neue Forum“ begann sich zu organisieren. Bildende Künstler bewiesen Mut, indem sie sehr viel deutlicher zeigten, was die Menschen in jenen Tagen bewegte.
„Der Streit“ ist eine solche Grafik. Sie ist ein Bestandteil einer ganzen Mappe von Druckgrafiken, die der heute in Radebeul lebende und dort zur Künstlergemeinschaft des „Ateliers Oberlicht“ gehörende Markus Retzlaff, in den Jahren 1985 bis 1987 aus eigenem Antrieb und aus dem Gefühl heraus anfertigte, etwas gegen die Lethargie der Menschen unternehmen zu müssen. Mit der Grafikmappe aber ist eine sowohl spannende als auch recht abenteuerliche Geschichte verbunden. Gerade mal 22 Jahre alt war Markus Retzlaff, als er damals an den Druck der Mappe ging. Sieben Mappen des „Marktberichts 87“ druckte er in der Werkstatt seines Freundes Harald Türke in Dresden-Mickten. Zehn Blätter enthielt die Mappe, hinzu kamen zehn, im Zinkhochdruck gefertigte Gedichte, verfasst von Thomas Eichler, einem anderen Freund Retzlaffs. Beides – Gedichte wie Grafiken – bildeten eine einzigartige und gewissermaßen naive Kritik an den damaligen politischen Verhältnissen. Für 300 DDR-Mark wurde die Mappe unter der Hand verkauft. Auch Stefan H. – er lebt heute in Hameln – erwarb eine davon. Er wollte sie im April 1989 mit in den Westen nehmen und versteckte sie im Radkasten seines Pkw. Natürlich wurde er gefilzt, verhört und lange festgehalten, die Mappe wurde konfisziert und verschwand dann irgendwo in den Aktenkellern des MfS.
Dort übersah man sie im Trubel der Ereignisse des Herbstes 1989 wohl, und daher gelangte sie von dort aus später auch in das Archiv der Gauck-Behörde, wo sie elf Jahre lang vor sich hindämmerte. Markus Retzlaff selbst aber hatte eigentlich mit diesem Kapitel seiner künstlerischen Entwicklung abgeschlossen. Anfang der 90er Jahre begann er sein Studium an der Dresdner Hochschule und hatte den Kopf voll mit anderen Gedanken und Ideen. Als ihn mal der Meißner Holzbildhauer Lothar Sell anrief und ihm sagte „Du hör mal, in der Gauck-Behörde ist eine Mappe mit Druckgrafiken von dir aufgetaucht!“ nahm er das nicht weiter ernst.
Die Druckplatten für den „Marktbericht“ aber existierten noch und als ihn Stefan H. mal besuchte und vom tragischen Verlust seiner Mappe erzählte, druckte Markus Retzlaff ihm eine neue. Dann lagerte er die Druckplatten im Atelier 35 an der Dresdner Kunsthochschule ein – und vergaß sie. Einen Anruf seines Professors Claus Weidensdorfer, der ihn bat, die Druckplatten abzuholen, ignorierte er. So wanderten sie während der Sanierungsarbeiten in der Hochschule in die Bauschuttcontainer und verschwanden für immer.
2001 wurde Markus Retzlaff von Ilona Rau – einer Mitarbeiterin der Behörde – angerufen und mit den Worten „Die Grafikmappe liegt hier im Archiv“ nochmals an seine frühen Grafiken erinnert. Seit kurzem nun ist die Mappe wieder in seinem Besitz und die Ausstellung in der Gauck-Behörde wurde daher zur besten Gelegenheit, das grafische Frühwerk des Künstlers geschlossen zeigen zu können. Übrigens das erstemal überhaupt.
Info:
Markus Retzlaff: „Figürliche Grafik“ – „davor 1990 danach“ bis 23. April 2004
in der BStu-Außenstelle Dresden, Riesaer Straße 7.
Kontakt:
BStU Außenstelle Dresden
Riesaer Straße 7
01129 Dresden
Tel.: (03 51) 25 08 – 0
Fax: (03 51) 25 08 – 34 19
e-mail: astdresden@bstu.de
Quelle: sz-online, 10.2.2004
Historische Fotos über das Leben Norderstedts um 1900
Das Stadtarchiv Norderstedt ist kürzlich in einen 140 qm großen Keller auf dem Gelände der ehemaligen Stonsdorferei in Harksheide umgezogen. 146 laufende Meter Akten, Gesetzestexte und historische Amtsblätter haben dort ein neues Zuhause gefunden: „Damit stehen alle Akten und historischen Schriften der Stadt zum ersten Mal gesammelt in einem Raum. Das gibt uns eine bessere Übersicht“, sagt der Leiter des Stadtarchives, Manfred von Essen (51).
Zusammen mit zwei Kollegen und weiteren Hilfskräften ist von Essen derzeit mit dem Einordnen der Masse an Dokumenten beschäftigt. Akten, Protokolle und Schriftverkehre aus sämtlichen Amtsbereichen der Stadt. Dabei wird vieles aussortiert und manches wiederentdeckt. „Die Aufgabe des Archivars ist es, zwischen wichtig und unwichtig zu entscheiden. Dabei muss ich mich in einen Forscher hineindenken, der in 50 oder 100 Jahren etwas über Norderstedt herausfinden will und muss abwägen, was ihm dabei weiterhelfen könnte“, sagt von Essen.
Die Entwicklung und Aufgabenverteilung der Stadtverwaltung wird mit den Akten der einzelnen Behörden dokumentiert. Detailbereiche, etwa Akten über die Vergabe von Sozialhilfe über die Jahrzehnte hinweg, geben Aufschluss über die soziale Bevölkerungsstruktur und die Frage, wie die Verwaltung sich organisiert hat. Von Essen: „Die Baubehörde hat gerade angefragt: Da warten die nächsten 15 Meter Akten die ich übernehmen soll. Das Archiv ist so etwas wie der Blinddarm der Verwaltung.“
Die Archivierung ist immer ein Kampf gegen den Verfall. Die größten Feinde der Akten sind das Licht, der Staub, aber auch Büro- oder Heftklammern. „Alle Metallteile müssen wir aus den Akten feinsäuberlich entfernen. Die rosten sonst und fressen sich durch das Papier“, sagt von Essen. In licht- und luftdichten säurefreien Kartons werden die Akten abgelegt und beschriftet: „Friedrichsgabe, Abwasser, 1957-59“ steht auf einem der bereits eingeordneten Kartons.
Im November 2003 hatte der Umzug mit dem Verpacken der Unterlagen begonnen, bis Mai 2004 soll alles in den neuen Regalen stehen. Von Essen, der seit 1980 das Archiv leitet und maßgeblich aufgebaut hat: „Für die nächsten zehn Jahre ist jetzt Platz genug.“
Etwa 18.000 Fotos von Norderstedt und das Zeitungsarchiv bleiben in der Nebenstelle bei der Verbraucherzentrale in den Rathausarkaden. Nun hat Archivar Manfred von Essen 60 historische Fotos zusammengestellt, die das Leben um 1900 widerspiegeln.
„Es ist immer wieder zu hören, dass Norderstedt eine Stadt ohne Geschichte ist“, sagte Lutz Nahke (60), Manager des Herold-Centers. Mit einer Ausstellung will er das Gegenteil beweisen. Die historischen Fotos zeigen, wie es in den vier Ursprungsgemeinden Norderstedts zwischen 1900 und 1920 aussah. Die Dokumente sind im Obergeschoss des Norderstedter Einkaufszentrums zu sehen. Manfred von Essen hat kurze Texte zu den Bilden verfasst.
„Für uns ist das eine gute Möglichkeit, die Stadtgeschichte einem breiten Publikum bekannt zu machen“, sagt der Stadtarchivar. Zwar sei eine Auswahl der Fotos auch im Stadtmuseum am Friedrichsgaber Weg und immer mal wieder in einzelnen Ausstellungen zu sehen. Doch die Besucherzahlen des Herold-Centers lägen deutlich höher.
Bei der Auswahl der Fotos hat von Essen darauf geachtet, dass die vier Vorläufer Norderstedts – Garstedt, Glashütte, Harksheide und Friedrichsgabe – etwa gleich stark vertreten sind. Prägend für die Zeit vor rund 100 Jahren war das bäuerliche Leben. Die Landwirte hatten es allerdings nicht leicht. Der Sandboden der Harksheide war mager und wenig fruchtbar. Etwas mehr gaben die Böden in Garstedt her. Die Gemeinde war lange die wirtschaftlich stärkste unter den vier Ursprungsgemeinden.
Ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor war der Torfabbau. Viele Menschen verdienten ihr Geld mit dem Torfstechen in den Moorgebieten. Sie zogen die Torfstücke auf einem hochrädrigen Karren, dem so genannten Steertpogg, nach Hamburg. „Gerade für die unteren Schichten war der Torfabbau lebensnotwendig“, sagt von Essen. Mit dem Aufkommen von Kohle und Öl sank die Bedeutung des Torfs als Brennstoff in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Je mehr Menschen in den Orten lebten, desto stärker entwickelte sich die staatliche Infrastruktur. Die Landbriefträger legten jeden Tag 40 Kilometer zurück, fast die Strecke eines Marathonlaufes. 1902 startete der Wachtmannsche Pferdeomnibus, der zwischen Eppendorf und Ochsenzoll pendelte. Der berittene Gendarm Friedrich Jahn, der 1890 seinen Dienst aufnahm, war der erste Polizist im heutigen Norderstedt.
Zweites Standbein der Ausstellung im Herold-Center sind die historischen Fotoapparate des Norderstedter Sammlers Ernst Treimer (69). Der ehemalige Architektur- und Werbefotograf zeigt 170 Kameras aus seiner Sammlung. Das älteste Exponat stammt von 1860.
Die Ausstellung „Fotohistorie aus Norderstedt“ ist noch bis zum 14. Februar im Herold-Center zu sehen. Anschließend erhält das Stadtmuseum die Fotos, die das Center reproduziert und vergrößert hat, als Geschenk. „Wir hoffen zudem, dass die Präsentation Bürger dazu bewegt, alte Fotos oder Dokumente dem Stadtarchiv zu überlassen“, sagt von Essen.
Kontakt:
Stadtmuseum Norderstedt
Friedrichsgaber Weg 290
22846 Norderstedt
(beim Feuerwehrmuseum)
Dr. Manfred von Essen
Tel. 040 / 30 98 27 49
FAX: 040 / 94 36 53 44
Quelle: Hamburger Abendblatt, von 16.1. und 6.2.2004
Ausstellung „Sommer, Sonne, Sonnenschein“
Gerade zu dieser Jahreszeit schwelgt mancher wohl gern in Erinnerungen an die schönste Zeit des Jahres: den Sommer. Natascha, Timo und Max aus der 2b der Grundschule Glehn sind stolz darauf, auch einen Beitrag zur Ausstellung „Sommer, Sonne, Sonnenschein“ geleistet zu haben. Die Klassengemeinschaft zeigt Urlaubsbilder, Aufsätze und Souvenirs, die an die schönste Zeit des Jahres erinnern.
Melina war in den Ferien in Bayern. „Ich habe eine Fahne mitgebracht, sie ist hier ausgestellt“, erklärt die Achtjährige. Der siebenjährige Moritz hat ein Bild von den Ferien am Meer gemalt. „Meine Muschel wurde von den Wellen ans Land gespült“ – ist darauf zu lesen. Jetzt, da Wände und Räume des Stadtarchivs Korschenbroich unzählige Urlaubserinnerungen schmücken, ist die Frage von Lisa Melißen „Wie macht man mit fast Nichts eine Ausstellung?“ kaum zu verstehen.
Aber die Diplom-Sozialwissenschaftlerin, die gemeinsam mit Professor Dieter Oelschlägel das Lehrforschungsprojekt der Universität Duisburg-Essen betreut hat, erinnert sich gut an die Startschwierigkeiten. „Ein Jahr intensivste Arbeit liegt hinter uns und es hat sich gelohnt“, ließ sie anlässlich der Ausstellungseröffnung wissen.
Allerdings betont sie auch, dass es ohne die große Unterstützung seitens der Lehrerinnen und Kinder der Gemeinschaftsgrundschule Glehn sowie der Zeitzeugen und Leihgeber aus Korschenbroich nicht möglich gewesen wäre, die Besucher auf diese Erinnerungsreise zu schicken. Michaele Messmann, Stadtarchivarin, ist von dem Ergebnis der Zusammenarbeit überzeugt: „Es ist gelungen, einen Bogen in die Vergangenheit zu schlagen“, und sie ist sicher, auch in Zukunft Veranstaltungen zum Thema „Geschichte vor Ort“ anbieten zu können.
Zufrieden zeigten sich auch Nadine Höhner, Vanessa Kühn, Ulrike Diecker, Maren Tuitje, Yvette Tempel, Tanja te Heesen und Wiebke Neumann, Studentinnen des Fachbereichs Sozialwissenschaften des Campus Duisburg. Ihnen ist es gelungen, aus den Erinnerungsstücken eine in zwei Teile gegliederte Ausstellung zu gestalten. Zum einen werden Fotos, Mitbringsel, Bilder und Berichte von Klassenfahrten und Sommeraktivitäten gezeigt, erstellt von den Kindern der Klassen 2b und 4c der Glehner Schule.
Das Thema „Mobilität früher – heute“ wird im zweiten Teil durch Leihgaben Korschenbroicher Bürgerinnen und Bürger anschaulich vervollständigt. Unter anderem sind an einer Litfaß-Säule Pressenotizen aus den 50er und 60er Jahren zu sehen. Hier wird an die Sturmflut in Hamburg 1962 erinnert, an die Fußball-Weltmeisterschaft 1954, einen Deutschland-Auftritt der Beatles im Jahr 1964 und anhand eines Wahlplakates an Konrad Adenauer.
Bowlepicker, eine Schwimmhilfe aus Kork und ein Zelt nebst Kochgeschirr erinnern, welches Freizeitvergnügung vor rund 50 Jahren im Trend lag. Mit Hilfe der Unterstützung der Sparkasse Neuss ist ein Stück Zeitgeschichte entstanden, das für mehrere Korschenbroicher Generationen gleichermaßen interessant sein dürfte.
Wer sich in Urlaubsstimmung versetzen lassen und sehen möchte, welches Bild der siebenjährige Justin unter der Überschrift „Ich war Henchen essen“ gemalt hat, kann das bis zum 2. April im Stadtarchiv tun. Öffnungszeiten und Infos gibt es unter 02161/ 613212 oder www.korschenbroich.de.
Kontakt:
Stadtarchiv Korschenbroich
Friedrich-Ebert-Str. 3
D-41352 Korschenbroich
Telefon: (02161) 613-211 / 613-212
Telefax: (02161) 613-240
stadtarchiv@korschenbroich.de
Quelle: NGZ-online, 6.2.2004
Berlin, Paris und Tokio koordinieren Hilfe für Irak
Deutschland, Frankreich und Japan wollen gemeinsam mit einem umfangreichen Kooperationsprogramm zum zivilen Wiederaufbau des Irak beitragen. Auf die Grundlinien solch eines trilateralen Projekts haben sich Regierungsvertreter der drei Staaten jetzt bei einem Treffen in Berlin verständigt. Bundeskanzler Gerhard Schröder will die Initiative des Trios Ende Februar bei seinem Amerika-Besuch Präsident George W. Bush im Detail erläutern. Berlin, Paris und Tokio wollen ihre Zusammenarbeit im Irak auf vier Bereiche konzentrieren.
Neben der Ausbildung von irakischen Polizisten, der Neuordnung des Berufsschulwesens und einer abgestimmten Entwicklungshilfe für die Wasser- und Energieversorgung im Irak , sollen in der kulturellen Zusammenarbeit vornehmlich die Franzosen sich um den Wiederaufbau des Universitätssystems, der Bibliotheken und Archive kümmern.
Quelle: Spiegel Online, 7.2.2004
Zwangsarbeit im Kreis Mettmann
Mit dem Thema „Zwangsarbeit im Kreis Mettmann“ setzt sich die gleichnamige Broschüre auseinander, die jetzt vom Arbeitskreis der Archive im Kreis Mettmann herausgegeben worden ist. Alleine im für den Kreis zuständigen Arbeitsamtsbezirk Düsseldorf waren 1944 fast 40.000 Zwangsarbeiter beschäftigt, in der gesamten Bundesrepublik waren es bekanntlich weit über 10 Millionen. Der Einsatz von Zwangsarbeitern wurde vor allem mit Fortdauer des Krieges wichtig, weil es dadurch zu immer stärkerem Arbeitskräftemangel kam. Zunächst wurden Kriegsgefangene zum Arbeitseinsatz nach Deutschland geschickt, später dann auch Zivilisten.
Eingesetzt wurden sie zunächst in der Landwirtschaft, später dann in allen Betrieben, vor allem der Rüstungsindustrie. „Kein Betrieb konnte es sich leisten, auf Zwangsarbeiter zu verzichten“, so Wolfgang Antweiler, Leiter des Hildener Stadtarchivs. Demzufolge gibt es auch keine Stadt im Kreis, die eine „weiße Weste“ hat. Allerdings ist die Vergangenheit unterschiedlich gut dokumentiert und aufgearbeitet. Ersteres ist vor allem auf Kriegsschäden und bewusste Aktenvernichtung zurückzuführen.
Vor allem seit der gerichtlichen Klage auf Entschädigung von in den USA lebenden ehemaligen Zwangsarbeitern steht das Thema wieder auf der Tagesordnung. Im Jahr 2000 wurde ein Gesetz verabschiedet, dass die Entschädigung regeln soll. Das Geld dafür stammt aus einem Fond der deutschen Industrie. Dennoch sind bis heute nicht alle Zwangsarbeiter entschädigt worden. Aber nicht nur die zahlreichen Briefe ehemaliger Zwangsarbeiter, die eine Bestätigung für die Entschädigungszahlungen benötigen, haben die Archivare zur Erstellung der Broschüre veranlasst.
Auch immer mehr Schulen wollten sich mit dem Thema lokal befassen. Die gesetzlichen Richtlinien sehen zwar in der Oberstufe die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus vor, aber in den Schulbüchern wird Zwangsarbeit nur am Rande behandelt und ohne den lokalen Bezug. Dabei sei vor allem für Jugendliche die Beschäftigung mit der Geschichte „vor der Haustür“ wichtig, wie Joachim Pieper, Archivpädagoge des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf und Geschichtslehrer, anmerkt, der die Erstellung der Broschüre pädagogisch begleitet hat. Auch das häufig junge Alter der Zwangsarbeiter würde dabei helfen, dass sich die Jugendlichen in deren Lage versetzen könnten.
Auf knapp über 100 Seiten bietet die Broschüre jetzt die Möglichkeit, das Thema „Zwangsarbeit“ lokal aufzubereiten. Die Broschüre ist vor allem als Unterstützung für Geschichtslehrer gedacht, deren Richtlinien auch die Archivarbeit in der Klasse 12 festschreiben. Daher werden in der Broschüre auch mögliche Aufgaben und Projektideen vorgeschlagen. Aber auch alle anderen Interessierten sind angesprochen, sich mit der Geschichte „vor der Haustür“ zu beschäftigen. Eine CD-Rom enthält weiteres Datenmaterial, zum Beispiel Fotos. Sämtliche Dateien sind im Word-Format, so dass sichergestellt sein sollte, dass die CD an jeder Schule genutzt werden kann. Im Anhang der Broschüre befinden sich die Adressen und Öffnungszeiten der einzelnen Archive, die nach vorheriger Anmeldung allen Interessierten zugänglich sind.
Die Broschüre ist im Buchhandel zum Preis von 11,90 Euro erhältlich (ISBN 3-9808326-1-9).
Kontakt:
Kreisverwaltung Mettmann
Düsseldorfer Straße 26
40822 Mettmann
Tel.: 02104-990
Fax: 02104-994444
Quelle: Westdeutsche Zeitung, 7.2.2004