Umfangreiche Chronik über das Siebengebirge

„Es wird späterer Geschichtsschreibung überlassen bleiben müssen, die vaterländische Tat heimattreuer Einwohner der Siebengebirgsgegend ins rechte Licht zu setzen, und ich zweifle nicht daran, dass man auch in späterer Zeit die Akten des Siebengebirgsvereins ausgraben wird, um geschichtliches Material darin zu finden.“ Diese Zeilen eines unbekannten Zeitgenossen finden sich im umfangreichen Archiv des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), das seit einigen Tagen im Bonner Stadtarchiv untergebracht ist.

Nicht zuletzt dadurch sind die Grundlagen geschaffen worden, nicht nur die „vaterländischen Taten“ der Siebengebirgsbewohner wissenschaftlich korrekt aufzuarbeiten. Die Ausführungen stammen aus dem Jahre 1923 und sind Teil eines fünfseitigen Augenzeugenberichts über die Separatistenkämpfe im Siebengebirge. Der Leiter des Bonner Stadtarchivs, Dr. Norbert Schloßmacher, ist froh, „dass die Überlieferung des Vereins jetzt bei uns liegt und den Bürgern die Möglichkeit gegeben wird, die Unterlagen einzusehen“.

Insgesamt 775 Aktenstücke mit einem Umfang von 36 Regalmetern hat Archivmitarbeiter Daniel Schütz in den vergangenen Monaten fachgerecht geordnet. Die „absolut mustergültige“ Aktenführung des 1869 gegründeten Vereins war dem Archivar dabei sehr dienlich. Trotzdem war es nach Ansicht von VVS-Geschäftsführer Herbert Losem und VVS-Vorsitzenden Herbert Krämer an der Zeit, die umfangreiche Dokumentensammlung des Vereins in die Hände von „Profis“ zu geben.

2001 entschied der Verein, den Bestand fachgerecht archivieren zu lassen. Der Grund dafür ist zum einen die aktenunverträgliche Feuchtigkeit im Forsthaus am Lohrberg, wo der Bestand bislang untergebracht war. Die Geschichte des VVS sei außerdem seit jeher eng mit der Stadt Bonn verbunden, berichtet Krämer. Zudem dokumentiert der Aktenbestand nicht nur die Vereinsgeschichte, sondern ist gleichzeitig eine Chronik des Zeitgeschehens im Siebengebirgsraum.

Kontakt:
VVS
Margarethenhof
Königswinterer Str. 409
Eingang Löwenburger Straße
53639 Königswinter
Tel.  02223 – 90 94 94
Fax: 02223 – 90 97 00
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Quelle: Kölnische Rundschau, 11.2.2004

Geheimnis um mittelalterlichen Ring von Paußnitz gelüftet

Experten haben erstmals eine verschlüsselte religiöse Inschrift auf einem Ring aus dem Mittelalter entziffert. Der 5,1 Gramm schwere Silberring wurde vor mehr als 100 Jahren in Paußnitz (Sachsen) gefunden. Die Zeichen des mittelalterlichen Silberstückes bedeuten in mittelhochdeutscher Schrift «NAINE MI XPS», was so viel heißt wie «Verneine mich, Christus», sagte der Münchner Anthropologe Olav Röhrer-Ertl am Mittwoch in Halle.

Er interpretierte den Satz im Sinn einer religiösen Bittformel auch als «Vernichte mich, Christus», als Ausdruck innigster religiöser Hingabe zur Erlangung des Seelenheils. Der Ring habe wahrscheinlich einem Kreuzfahrer gehört.

Die Inschrift wurde in etwa einjähriger Arbeit von Experten aus Halle und München entschlüsselt. Nach Angaben von Röhrer-Ertl gibt es insgesamt 25 bis 30 Ringe mit solchen Inschriften, die aber alle noch nicht vollständig entziffert wurden. Jedes der zwölf Felder auf der Außenseite des Ringes ist mit einem Zeichen versehen. Als Vorbild für die Mehrzahl der Buchstaben, die mittels Verfremdung und Drehung verschlüsselt wurden, diente die bis ins 9. Jahrhundert verwendete eckige Auszeichnungsschrift irischer Handschriften.

Der Ring war im Februar 1898 von dem Gutsbesitzer Emil Schreiber in Paußnitz in einem kleinen Keramikgefäß mit zusammen rund 500 Silbermünzen gefunden worden. Der gesamte Schatz datiert aus der Zeit um 1150. Lange galt der Ring in der Fachwelt als verschollen. Erst im Jahr 2001 tauchte er im Rahmen einer wissenschaftlichen Sichtung der Münzbestände im Tresor des Museums Halle wieder auf.

Quelle: dpa, 11.02.2004

Katalog der Codices Palatini germanici

Nachdem die wissenschaftliche Erschließung der lateinischen Palatina-Handschriften mit dem Erscheinen des letzten und vierten Katalogbandes im Jahre 2002 abgeschlossen wurde, gibt die Universitätsbibliothek Heidelberg nun einen ersten Band mit Beschreibungen von 183 deutschen Handschriften der ehemaligen Bibliotheca Palatina heraus. Hiermit werden der Fachwissenschaft Beschreibungen zur Verfügung gestellt, die den heute geltenden Normen und Richtlinien einer modernen Handschriftenkatalogisierung entsprechen. Gefördert wurde die Bearbeitung der Handschriften durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).

Der erste Band der neu bearbeiteten Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg umfasst den Signaturenabschnitt der Codices Palatini germanici (Cod. Pal. germ.) 1 bis 181. Am Anfang stehen im hier behandelten Signaturensegment verschiedene Texte und Sammelhandschriften astrologisch-astronomischen Inhalts. Einige besonders bedeutende Handschriften seien im folgenden genannt: Einen umfangreichen Bestandteil mit überwiegend theologischer Literatur leiten zwei mehrbändige illuminierte Übersetzungen der Bibel aus den Werkstätten Ludwig Henfflins (Cod. Pal. germ. 16-18) und Diebold Laubers (Cod. Pal. germ. 19-23) ein (s. die Darstellung der Judith mit dem Haupt des Holofernes aus der Bibel (AT), Cod. Pal. germ. 21, 70v, 1441-1449). Reformatorisches Schrifttum ist in dem beschriebenen Teilbestand unter anderem durch Abschriften von Predigten Martin Luthers vertreten (Cod. Pal. germ. 41-49). Hierunter befindet sich auch ein aus dem Jahr 1530 stammendes Autograph des Reformators (Cod. Pal. germ. 40). Es folgen einige Handschriften mit literarischen Texten. Hierzu gehören beispielsweise der 'Ackermann aus Böhmen' des Johannes von Tepl (Cod. Pal. germ. 76), der Prosaroman 'Pontus und Sidonia' (Cod. Pal. germ. 142) oder der 'Herpin' Elisabeths von Hessen-Nassau (Cod. Pal. germ. 152). Aus dem Besitz beziehungsweise dem Umfeld der für ihre literarischen Interessen bekannten Pfalzgräfin Mechthild (1419-1482), stammen unter anderem ein Manuskript mit den 'Translatzen' des Niklas von Wyle (Cod. Pal. germ. 101) und ein Exemplar des 'Buchs der Beispiele' von Antonius von Pforr (Cod. Pal. germ. 84).

Die Codices Palatini germanici bilden heute die älteste, über Jahrhunderte gewachsene Sammlung deutscher Manuskripte, die sich geschlossen erhalten hat. Überwiegend handelt es sich bei den Palatini germanici um die volkssprachigen Anteile der Schlossbibliotheken der Heidelberger Kurfürsten und ihrer Familien. Die insgesamt 848 Handschriften waren bis zum Dreißigjährigen Krieg Teil der zu ihrer Blütezeit weltberühmten Heidelberger Bibliotheca Palatina. Unter dieser Bezeichnung werden im Kern die Buchbestände der Universität, der Stiftsbibliothek in der Heiliggeistkirche und der Schlossbibliothek der Kurfürsten von der Pfalz verstanden, die von Kurfürst Ottheinrich (1502-1559; reg. 1556-1559) vereinigt worden waren. Durch wertvolle Zugänge wurde sie auch später noch vermehrt. Etwa ein Drittel des Gesamtbestandes überliefert Medizinisches und Alchemisches. Die zweitgrößte Gruppe ist die der theologischen Codices. Etwa 120 Handschriften lassen sich den Historici zuordnen. Erst an vierter Stelle sind die gut 100 Handschriften zu verzeichnen, die mittelhochdeutsche und frühneuhochdeutsche Literatur überliefern.

Auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes war die Bibliothek nach der Eroberung Heidelbergs durch katholische Truppen im Jahr 1622 dem Vatikan als Kriegsbeute übergeben worden. Insgesamt gelangten so etwa 3500 Handschriften und mindestens 12.000 gedruckte Titel nach Rom. Die lateinischen, griechischen und hebräischen Handschriften sowie die Gesamtzahl der Drucke befindet sich noch heute dort während die Codices Palatini germanici aufgrund von Vereinbarungen, die während der Pariser Friedensverhandlungen getroffen worden waren, 1816 nach Heidelberg zurückkehrten.

Info:
Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1-181), bearbeitet von Karin Zimmermann unter Mitwirkung von Sonja Glauch, Matthias Miller und Armin Schlechter, Wiesbaden 2003, Dr. Ludwig Reichert Verlag (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg 6), 620 S. mit 9 Farbabb., 32 s/w-Abb. (3-89500-152-X), Preis: ca. 138 Euro

Kontakt:
Dr. Nicole Kloth
Universitätsbibliothek Heidelberg
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 06221 542570, Fax 542623
Kloth@ub.uni-heidelberg.de

Stadtgeschichte für Grundschulen

Der Heimatverein Coesfeld e.V. und das Stadtarchiv Coesfeld haben eine Mappe erarbeitet, um Lehrern der Primarstufe die Möglichkeit zu geben, sich über die Stadt Coesfeld zu informieren. Eine Umfrage an den neun Grundschulen hatte ergeben, dass im Primarstufenbereich ca. 47% aller Lehrerinnen und Lehrer nicht in Coesfeld wohnen. Sie sind deshalb oft auf Informationen angewiesen, die aus dem Kollegium kommen oder in Handreichungen kurz und knapp wesentliche Themenschwerpunkte des Sachkundeunterrichts der Klassen 3 und 4 abdecken.

Die knapp 100 Seiten dicke Mappe gibt hierfür von der Stadtgründung bis zur Abwasserentsorgung, von der Coesfelder Kreuzverehrung bis zur Eisenbahn lehrerspezifische Basisinformationen, benennt Lernorte in Coesfeld, gibt Kontaktadressen, liefert aber auch in einem zweiten Teil Quellenmaterial – wie Fotos und kleinere Texte auf Folien – für den Unterricht. Zu den jeweiligen Abschnitten werden vertiefende Literaturangaben genannt. Die als Ordner konzipierte Unterrichtshilfe ist auf Erweiterung angelegt. Jeder Grundschule  wurde zu Weihnachten für jede Klasse drei und vier ein Exemplar übergeben.

Kontakt:
Stadtarchiv Coesfeld
Walkenbrückenstrasse 25
48653 Coesfeld
Tel: 02541 939-1055
E-Mail: norbert.damberg@coesfeld.de

Philipp den Großmütigen online entdecken

500 Jahre alt und doch lebendig. Auf einer Internetseite präsentieren die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und das Hessische Staatsarchiv in Marburg den weltweit bekanntesten hessischen Landgrafen: Philipp den Großmütigen – www.philipp-von-hessen.de. Sie stellten den Web-Auftritt am 6. Februar in Frankfurt am Main vor. Er ist Teil des Projektes „Mit dem Glauben Staat machen“, zu dem auch eine Wanderausstellung gehört.

In dem Web-Auftritt lassen sich Informationen über die wesentlichen Leistungen des hessischen Landgrafen, aber auch Veranstaltungstermine abrufen. Ein multimediales und interaktives Online-Spiel lädt Besucherinnen und Besucher ein, in das Leben zur Zeit Philipps in Hessen einzutauchen. Die Spieler beteiligen sich aktiv, indem sie mit dem Kundschafter „Johann“ Abenteuer bestehen und ihm helfen, Informationen zu besorgen. Auf diese Weise erfährt der Surfer spielerisch von den herausragenden Verdiensten Philipps: seinem Einsatz für Arme und Kranke, der Gründung wichtiger Bildungseinrichtungen, der Ausbreitung des evangelischen Glaubens und seinen politischen Strategien. Unter den erfolgreichen Teilnehmern werden am 500. Geburtstag des Landgrafen am 13. November fünf DVD-Player ausgelost.

In der virtuellen „Bibliothek“ finden Surfer neben zahlreichen Hintergrundtexten eine bebilderte Biografie Philipps, Anekdoten aus seinem Leben sowie ein Interview mit einem Psychiater, der heute in einem der von Landgraf Philipp gegründeten Hospitäler arbeitet.

Das Internet-Angebot motiviert geschichtlich interessierte Erwachsene auf der Suche nach Fakten, aber auch Kinder, Jugendliche und Spielbegeisterte, sich mit Landgraf Philipp und der Reformation in Hessen auseinander zu setzen.

Links:

Quelle: Glaube Aktuell, 8.2.2004

DVD zum Thema Zwangsarbeit

Auch im Münsterland wurden während des Zweiten Weltkrieges zahllose Zwangsarbeiter in Landwirtschaft und Industrie eingesetzt. Das Schicksal dieser Menschen greift eine DVD auf, die das Landesmedienzentrum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) und der münsterische „Geschichtsort Villa ten Hompel“ heute vorgestellt haben.

Erschienen ist die Produktion mit dem provokanten Titel „Ausgebeutet für die Volksgemeinschaft?“ in der neuen Reihe „Historisches Lernen multi-medial“. „Die DVD macht in 14 Filmsequenzen und über 40 ergänzenden multimedialen Materialien eindringlich sichtbar, wie Menschen zwischen 1940 und 1945 nach Deutschland verschleppt und hier ausgebeutet wurden“, erläutert Prof. Dr. Alfons Kenkmann von der Villa ten Hompel, der als Herausgeber gemeinsam mit dem Leiter des LWL-Landesmedienzentrums, Dr. Markus Köster, für das Konzept der Reihe verantwortlich zeichnet.

Im Mittelpunkt stehen Zeitzeugenaussagen von drei ehemaligen Zwangsarbeitern und einer Zwangsarbeiterin aus der Ukraine. Sie haben ihre Erinnerungen zwischen 1998 und 2002 niedergeschrieben, um vom Stadtarchiv Münster einen Nachweis über ihre Zwangsarbeit zu bekommen. Die Berichte der vier stehen exemplarisch für das Schicksal sowjetischer Zwangsarbeiter in der Industrie, in der Landwirtschaft und bei der Reichsbahn. „Die DVD erinnert an die Verschleppung der Opfer und sie versucht die Lebensbedingungen und Alltagserfahrungen der Zwangsarbeiter in Deutschland zu rekonstruieren. Gleichzeitig beleuchtet sie die Organisation und den Stellenwert der Zwangsarbeit im System der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft“, erklärt die Historikerin Gaby Flemnitz, die das neue Medium gemeinsam mit Karl Reddemann inhaltlich konzipiert hat.

Ergänzend zu den Filmsequenzen haben Flemnitz und Reddemann umfangreiches multimediales Begleitmaterial zusammengestellt: Schriftquellen im Original, Fotos, Tabellen und historische Filmaufnahmen erläutern und vertiefen das Thema. Diese Materialien lassen sich problemlos präsentieren und ausdrucken. Die DVD ist für das historische Lernen konzipiert, für das Selbststudium ebenso wie für Vorträge, für die Unterrichtsvorbereitung und für unterschiedliche Lehr- und Lernformen.

Info:
Interessierte können die DVD 'Ausgebeutet für die Volksgemeinschaft? Zwangsarbeit im Münsterland während des Dritten Reiches' beim Westfälischen Landesmedienzentrum (medienzentrum@lwl.org, Warendorfer Str. 24, 48133 Münster, Tel.: 0251/591-3902) für 19,90 Euro kaufen.

Zwangsarbeit in Wuppertal

Trotz schlechter Quellenlage konnte nun, nach dem dreibändigen Werk von Klaus Goebel, eine weitere historische Untersuchung über Wuppertal zur Zeit des Nationalsozialismus vorgelegt werden. Der Historiker Florian Speer erforschte das Themenfeld Zwangsarbeit während des Zweiten Weltkriegs in der Stadt; der Titel seines Buches lautet „Ausländer im 'Arbeitseinsatz' in Wuppertal“. Auftraggeber des mit 636 Seiten starken Buches ist die Stadt Wuppertal, die entsprechend bereitwillig ihre Archive öffnete.

Doch für Florian Speer war diese Quelle nur ein Baustein in dem Mosaik, das er in zweijähriger Arbeit mühsam zusammenfügte. So durchstöberte er die Bundesarchive in Berlin und Freiburg, forschte in den Akten der Nachbargemeinden, sah private Fotos und Briefe ein und las damalige Presseberichte. Und natürlich befragte er auch Zeitzeugen, wenngleich der Historiker befindet, dies seien „die schlechtesten Quellen überhaupt“.

Das Thema Zwangsarbeit sei über Jahrzehnte immer mal wieder aufgegriffen, aber nie so recht wahrgenommen worden. Das nimmt angesichts der teilweise erschütternden Fakten nicht Wunder. Allein der Umgang mit Säuglingen, die Zwangsarbeiterinnen in Wuppertal zur Welt brachten, ist ein entsetzliches Stück Stadtgeschichte. Während „rassisch höher eingestufte“ Kinder ausgesondert und in staatlichen Einrichtungen aufgezogen wurden, sollte die Masse möglichst nicht überleben, da das Nazi-Regime fürchtete, Familien aus Polen oder Russland könnten sich im Reich einnisten.

Bislang lag kein Werk über die Wuppertaler Wirtschaftsgeschichte zur NS-Zeit vor. Speer füllt diese Lücke mit einer Dokumentation, die sachlich schildert, wie die Zwangsarbeiter damals in der Stadt lebten und arbeiteten.

Info:
Florian Speer: „Ausländer im 'Arbeitseinsatz' in Wuppertal. Zivile Arbeitskräfte, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg“,
Stadt Wuppertal 2003, erhältlich im lokalen Buchhandel und beim Stadtarchiv, 36 Euro.

Kontakt:
Stadtarchiv Wuppertal
Friedrich-Engels-Allee 89-91
42285 Wuppertal
Tel.: (0202) 563-66 23
Fax: (0202) 563-80 25
E-Mail: stadtarchiv@stadt.wuppertal.de

Quelle: Westdeutsche Zeitung, 10.2.2004

Greilinger Gemeindearchiv eingerichtet

„Geschichte muss sich weiterentwickeln und darf keine Momentaufnahme bleiben.“ Hans Huber weiß, wovon er spricht. Seit Mai 2003 hat der Archivreferent des Greilinger Gemeinderates wöchentlich rund vier Stunden im Dachgeschoß des Gemeindezentrums zugebracht und dort im Archiv das unsortierte Material katalogisiert. Ein Blick in die Kartei genügt, um – sofern vorhanden – die gewünschte Information zu liefern. Von 230 Schachteln sind bereits 170 gefüllt.

Dass dies so schnell geschehen konnte, ist mit ein Verdienst von mehreren Helfern, die bei der Sichtung des Materials für die Ortschronik wertvolle Vorarbeit geleistet haben. „Die Unterlagen waren damals auf mehrere große Kartons verteilt“, erinnert sich Josef Langeder. Bürgermeister Hans Ostermünchner war voll des Lobs für dieses Engagement: „Mit bescheidenen Mitteln wurde Großartiges geleistet.“ Dank der drei tatkräftigen Helfer beliefen sich die Kosten auf gerade einmal 5.000 Euro.

Ab sofort können also die Greilinger Blicke in die Vergangenheit ihres Dorfes werfen. Jeden Montag während der Sprechzeiten des Bürgermeisters von 17 bis 19 Uhr ist das Archiv geöffnet. Hans Huber ist gerne behilflich. Schon jetzt konnten einige Nachfragen zu Hausnamen, Hausnummern und der Errichtung von Gebäuden beantwortet werden.

Das älteste Schriftstück stammt aus dem Jahr 1827. Es handelt sich um eine Gemeinderechnung mit einem Jahresvolumen von 209 Gulden, 47 Kreuzer. Finanzprobleme bei Kommunen – das gab es offenbar auch schon früher. Das Schriftstück weist nämlich einen Fehlbetrag von 21 Gulden und 41 Kreuzer aus.

Noch nicht gänzlich sortiert sind die Bilder. Auch sie werden für einen schnellen Zugriff sortiert. Das Archiv soll laufend ergänzt werden. „Auch Filme und Videos wollen wir aufnehmen“, sagt Huber. Auch die nach Reichersbeuern in die Verwaltungsgemeinschaft ausgelagerten Unterlagen werden nach und nach integriert. Ganz besonders hofft Huber darauf, dass alte Unterlagen aus dem Privatbesitz der Greilinger die Sammlung noch bereichern.

Kontakt:
Greiling Gemeindeverwaltung
Schulweg 2
83677 Greiling
Tel.: 08041/9044
Fax: 08041/9046

Quelle: Merkur Online, 9.2.2004

Grafikmappe im Radkasten

Um einen Tisch herum sitzen Männer und Frauen in einem erregten Disput. Die Fenstervorhänge sind zugezogen, ein trübes Licht hüllt die Diskussion ein, wirft Schatten auf die Gesichter. Heimlich lauscht am Nachbartisch einer auf das, was da geredet wird. Diese Szenerie ist Inhalt einer Druckgrafik, die den Titel „Der Streit“ trägt und im Jahre 1987 in Meißen entstanden ist.

Holt man sich jene Zeit ins Gedächtnis zurück, dann ist die dargestellte Szene geradezu exemplarisch für die Situation der Menschen in der DDR. Das System befand sich – ohne dass man sich dessen gewiss war – bereits im Auflösungsprozess. Nur ein knappes Jahr später wurde das Heft „Sputnik“ verboten, sowjetische Filme wurden aus den Kinos verbannt, das „Neue Forum“ begann sich zu organisieren. Bildende Künstler bewiesen Mut, indem sie sehr viel deutlicher zeigten, was die Menschen in jenen Tagen bewegte.

„Der Streit“ ist eine solche Grafik. Sie ist ein Bestandteil einer ganzen Mappe von Druckgrafiken, die der heute in Radebeul lebende und dort zur Künstlergemeinschaft des „Ateliers Oberlicht“ gehörende Markus Retzlaff, in den Jahren 1985 bis 1987 aus eigenem Antrieb und aus dem Gefühl heraus anfertigte, etwas gegen die Lethargie der Menschen unternehmen zu müssen. Mit der Grafikmappe aber ist eine sowohl spannende als auch recht abenteuerliche Geschichte verbunden. Gerade mal 22 Jahre alt war Markus Retzlaff, als er damals an den Druck der Mappe ging. Sieben Mappen des „Marktberichts 87“ druckte er in der Werkstatt seines Freundes Harald Türke in Dresden-Mickten. Zehn Blätter enthielt die Mappe, hinzu kamen zehn, im Zinkhochdruck gefertigte Gedichte, verfasst von Thomas Eichler, einem anderen Freund Retzlaffs. Beides – Gedichte wie Grafiken – bildeten eine einzigartige und gewissermaßen naive Kritik an den damaligen politischen Verhältnissen. Für 300 DDR-Mark wurde die Mappe unter der Hand verkauft. Auch Stefan H. – er lebt heute in Hameln – erwarb eine davon. Er wollte sie im April 1989 mit in den Westen nehmen und versteckte sie im Radkasten seines Pkw. Natürlich wurde er gefilzt, verhört und lange festgehalten, die Mappe wurde konfisziert und verschwand dann irgendwo in den Aktenkellern des MfS.

Dort übersah man sie im Trubel der Ereignisse des Herbstes 1989 wohl, und daher gelangte sie von dort aus später auch in das Archiv der Gauck-Behörde, wo sie elf Jahre lang vor sich hindämmerte. Markus Retzlaff selbst aber hatte eigentlich mit diesem Kapitel seiner künstlerischen Entwicklung abgeschlossen. Anfang der 90er Jahre begann er sein Studium an der Dresdner Hochschule und hatte den Kopf voll mit anderen Gedanken und Ideen. Als ihn mal der Meißner Holzbildhauer Lothar Sell anrief und ihm sagte „Du hör mal, in der Gauck-Behörde ist eine Mappe mit Druckgrafiken von dir aufgetaucht!“ nahm er das nicht weiter ernst.

Die Druckplatten für den „Marktbericht“ aber existierten noch und als ihn Stefan H. mal besuchte und vom tragischen Verlust seiner Mappe erzählte, druckte Markus Retzlaff ihm eine neue. Dann lagerte er die Druckplatten im Atelier 35 an der Dresdner Kunsthochschule ein – und vergaß sie. Einen Anruf seines Professors Claus Weidensdorfer, der ihn bat, die Druckplatten abzuholen, ignorierte er. So wanderten sie während der Sanierungsarbeiten in der Hochschule in die Bauschuttcontainer und verschwanden für immer.

2001 wurde Markus Retzlaff von Ilona Rau – einer Mitarbeiterin der Behörde – angerufen und mit den Worten „Die Grafikmappe liegt hier im Archiv“ nochmals an seine frühen Grafiken erinnert. Seit kurzem nun ist die Mappe wieder in seinem Besitz und die Ausstellung in der Gauck-Behörde wurde daher zur besten Gelegenheit, das grafische Frühwerk des Künstlers geschlossen zeigen zu können. Übrigens das erstemal überhaupt.

Info:
Markus Retzlaff: „Figürliche Grafik“ – „davor 1990 danach“ bis 23. April 2004
in der BStu-Außenstelle Dresden, Riesaer Straße 7.

Kontakt:
BStU Außenstelle Dresden
Riesaer Straße 7
01129 Dresden
Tel.: (03 51) 25 08 – 0
Fax: (03 51) 25 08 – 34 19
e-mail: astdresden@bstu.de

Quelle: sz-online, 10.2.2004

Berlin, Paris und Tokio koordinieren Hilfe für Irak

Deutschland, Frankreich und Japan wollen gemeinsam mit einem umfangreichen Kooperationsprogramm zum zivilen Wiederaufbau des Irak beitragen. Auf die Grundlinien solch eines trilateralen Projekts haben sich Regierungsvertreter der drei Staaten jetzt bei einem Treffen in Berlin verständigt. Bundeskanzler Gerhard Schröder will die Initiative des Trios Ende Februar bei seinem Amerika-Besuch Präsident George W. Bush im Detail erläutern. Berlin, Paris und Tokio wollen ihre Zusammenarbeit im Irak auf vier Bereiche konzentrieren.

Neben der Ausbildung von irakischen Polizisten, der Neuordnung des Berufsschulwesens und einer abgestimmten Entwicklungshilfe für die Wasser- und Energieversorgung im Irak , sollen in der kulturellen Zusammenarbeit vornehmlich die Franzosen sich um den Wiederaufbau des Universitätssystems, der Bibliotheken und Archive kümmern.

Quelle: Spiegel Online, 7.2.2004