Kreisheimatbund Diepholz beleuchtete das Schicksal von Gefangenen

„Auseinandersetzung mit der Vergangenheit“ war das Thema des Ausschusses „Heimatkunde im Unterricht“ des Kreisheimatbundes Diepholz am Donnerstag Nachmittag bei seiner Zusammenkunft im Syker Kreismuseum. Unter den Teilnehmern konnte Museumschef Dr. Ralf Vogeding als Gastgeber neben Vertretern der Heimatvereine auch Frauen und Männer aus dem Schuldienst begrüßen.
Manfred Schimpff, der im Kreisheimatbund Diepholz den Ausschuss „Heimatkunde im Unterricht' leitet, lag am Herzen, dass in Schulen wie auch in der Öffentlichkeit das Schicksal von 20 000 Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern, die während des II. Weltkriegs im Bereich des Kreisheimatbundes darbten, nicht länger totgeschwiegen wird.

Er konnte verschiedene Referenten gewinnen, die sich bereits intensiv mit diesem bedrückenden Kapitel deutscher Geschichte befasst haben. Angeführt wurden sie vom Museumsdirektor Dr. Vogeding selbst. Auf Anregung des früheren Oberkreisdirektors hatte das Kreisheimatmuseum die Wanderausstellung „Der Willkür ausgesetzt' diesem Thema gewidmet.

Nur die enge Zusammenarbeit mit den Gemeindearchiven habe sie ermöglicht, beteuerte Vogeding und fühlte sich dadurch bestätigt, dass die Ausstellung ab kommender Woche „auf Tour geht“ und bereits für ein ganzes Jahr ausgebucht ist. Dann erläuterte er sehr bewegend die Fotos und Dokumente dieser regionalen Konfrontation mit erlebter Geschichte.

Aus Nienburg/Weser war die Journalistin Sabine Hildebrandt gekommen, deren Dokumentations-Roman „Wir wussten nichts davon' 2002 erschien. Sie entwickelte daraus eine Homepage mit Zeitzeugenaussagen, Dokumenten und Links zu weiteren Quellen. Offensichtlich kam diese sehr gut an und wird nun als CD-ROM den Schulen angeboten.

Falk Liebezeit, Archivar aus Diepholz, hatte für den Landkreis die Ortspresse nach Spuren der NS-Zeit durchforstet und daraus eine Materialsammlung erstellt: „Ein Findbuch', wie er sich äußerte, „für ortsnahe Unterlagen über Zwangsarbeiter, Kriegsgefangenenlager oder NS-Strukturen.'

Erich Hillmann-Apmann stellte sein Buch „Schwarme – ein Dorf im Nationalsozialismus' vor, das diese Strukturen wiedergibt. Daneben nimmt es sich aber auch der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter an. Wolfgang Wortmann schließlich zeigte seinen Videofilm „Heil Hitler, Herr Lehrer', in dem Zeitzeugen anschaulich ihre Jugend zwischen 1933 und 1948 Revue passieren lassen.
Mit ihrer Ehrlichkeit beeindruckten die Zeitzeugen sichtlich die Zuschauer.

Quelle: Weser Kurier (Syker Kurier), 10.1.2004

Archiv der Gesellschaft Casino jetzt im Stadtarchiv Duisburg

Altes kann so schön sein. Gerade ist wieder ein bedeutendes Stück Gesellschaftsgeschichte der Stadt sichergestellt worden. Das Stadtarchiv Duisburg hat jetzt das Archiv der traditionsreichen „Gesellschaft Casino“ in Verwahrung genommen und damit vor dem Auflösen gerettet. Die Gesellschaft Casino wurde 1858 gegründet und ist somit eine der ältesten Gesellschaften in der Umgebung. In ihrem Archiv finden sich entsprechend interessante wie alte Vermächtnisse aus dem gesellschaftlichen Leben des bürgerlichen und gut situierten Milieus wieder.

Hauptsächlich sind es Akten, alte Jubiläumsfestschriften, Korrespondenzen. So ist beispielsweise ein Dankensschreiben von Hindenburg aus dem Jahr 1932 zu finden, mit dem er sich für die Einladung zu einem der traditionellen Herrenabende im Duisburger Hof bedankt. Auch etwas zu früherer Zeit sicher Schmackhaftes ist wieder aufgetaucht. Eine Flasche Wein aus dem Jahr 1946. Jener Traubensaft war in früherer Zeit für die ehrwürdige Herrengesellschaft ein wichtiges Element ihrer Existenz.

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts lagerte die Gesellschaft Casino Wein im Wert von damals etwa 400 000 Mark in ihren Kellern in der Altstadt. „Heute wären das Millionenwerte“, schwärmt der Ehrenpräsident Helmut Wehage. Bis zu 30 Fuderfässer (Inhalt: 1000 l) müssen sich in nur einem Gewölbe befunden haben. Von ihren Besitztümern musste sich die Gesellschaft allerdings trennen.

Vieles ist im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges zerstört worden. Später mussten die diversen Immobilien an der Kasinostraße, der Steinschen Gasse und der Beekstraße verkauft werden. Der Erlös hilft den etwa 150 Mitgliedern heute noch in der Finanzierung ihrer Veranstaltungen, an deren Top der traditionelle Herrenabend steht. Die Inhalte des Archivs waren bisher in diversen Kellern verteilt. Mit der neuen Lösung sind die Gesellschaft wie Stadtarchivar Hans Georg Kraume sehr glücklich.

Kontakt:
Stadtarchiv Duisburg
Karmelplatz 5
47049 Duisburg
stadtarchiv@stadt-duisburg.de

Quelle: NRZ online, 10.1.2004

Praktisch: Archivkunde für FAMI

Seit dem Sommer 1998 gibt es den Ausbildungsberuf \“Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste\“ (FAMI), der unter anderem in der Fachrichtung Archiv angeboten wird. Umfassende praktische und theoretische Ausbildungsanforderungen sollen für ein attraktives fachliches Niveau der Absolventen des neuen Berufsfeldes sorgen. Als problematisch erwies sich bisher allerdings häufig die inhaltliche Qualität des Unterrichts.

Der nunmehr erschienene Leitfaden \“Praktische Archivkunde\“ kann hier gegensteuern. Das als \“Gemeinschaftswerk\“ aller Referentinnen und Referenten des Westfälischen Archivamtes in Münster (WAA) entstandene Buch ist dabei in der Geschichte der Bundesrepublik das erste archivfachliche Handbuch, das das gesamte Archivwesen behandelt.

Das 360 Seiten umfassende, u.a. mit einem Sachindex, einem Glossar, einem separaten Literaturverzeichnis sowie zahlreichen Bildern und sinnvollen tabellarischen Übersichten ausgestattete Werk handelt in einzelnen Aufsätzen schwerpunktmäßig die diversen archivarischen Tätigkeiten von der Überlieferungsbildung über die Erschließung von Archivgut bis zur Öffentlichkeitsarbeit ab. Es ist dabei trotz seines Umfangs keine schwer handhabbare Enzyklopädie, sondern präsentiert neben den jeweils grundlegenden Sachinformationen zu einzelnen Praxisfeldern auch regelmäßig Problemlagen, vor die die aktuelle Archivarbeit gestellt ist.

So erläutert beispielsweise Hans-Jürgen Höötmann die Einflussmöglichkeiten der Archivarinnen und Archivare auf die Schriftgutverwaltung vor dem Hintergrund der durch die Büroreform um 1930 eingetretenen Veränderungen. Oder Brigitta Nimz, die Initiatorin des Leitfadens, wägt in einem ihrer Beiträge für das Buch die Chancen und Grenzen der dauerhaften Archivierung elektronischer Informationen und Informationsträger ab.

Der Leitfaden ist in seiner Anlage und seinen Beispielen als Produkt des WAA naturgemäß (nordrhein-)westfälisch geprägt; aufgrund der Funktion des WAA als Archivberatungsstelle insbesondere für das kommunale Archivwesen kommen dem Band und den Lesern die hierdurch gesammelten Erfahrungen und Mitwirkungen bei der Installierung des neuen Ausbildungsganges FAMI jedoch sehr zugute, so dass er bundesweit einsetzbar ist.

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort (7)

Einführung

  • Brigitta Nimz: Das Berufsbild der Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste – Fachrichtung Archiv (11)
  • Norbert Reimann: Grundfragen und Organisation des Archivwesens (19)

Archivarische Tätigkeiten

  • Hans-Jürgen Höötmann: Schriftgutverwaltung und Überlieferungsbildung (49)
  • Katharina Tiemann: Bewertung und Übernahme von amtlichem Registraturgut (77)
  • Brigitta Nimz: Archivische Erschließung (97)
  • Gunnar Teske: Sammlungen (127)
  • Brigitta Nimz: Archivbibliothek (147)
  • Rickmer Kießling: Archivtechnik (169)
  • Brigitta Nimz: EDV und Archive (201)
  • Rickmer Kießling: Benutzung von Archivalien (227)
  • Horst Conrad: Archivische Öffentlichkeitsarbeit (251)

Hilfswissenschaften und Geschichte

  • Wolfgang Bockhorst: Quellenkunde (263)
  • Wolfgang Bockhorst: Hilfswissenschaften der Geschichte (273)
  • Werner Frese: Zur Entwicklung der Schrift (283)
  • Horst Conrad: Grundzüge der Verwaltungsgeschichte in Nordrhein-Westfalen (299)

Anhang

  • Fachbegriffe des Archivwesens (315)
  • Literaturverzeichnis (325)
  • Verzeichnis wichtiger Internetadressen (335)

Anlagen

  1. Musterdienstanweisung (339)
  2. Musterbenutzungsordnung (340)
  3. Musterdepositalvertrag (342)
  4. Bundesarchivgesetz (344)
  5. Archivgesetz NW (347)
  6. Informationsfreiheitsgesetz (350)
  7. Code of Ethics (353)

Sachindex (355)

Info:
Norbert Reimann (Hg.): Praktische Archivkunde. Ein Leitfaden für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv, Ardey-Verlag Münster 2004, geb., 360 Seiten, 29,90 Euro, ISBN 3-87023-255-2

Beste Arbeitsbedingungen im Kreisarchiv Apolda

Es war und ist ein Kraftakt ohnegleichen: Kurz vor Weihnachten 2002 zog das Kreisarchiv aus der Apoldaer Brandesstraße 7 in ein früheres Berufsschulinternat in der Lessingstraße 48 und damit in ein weitaus geräumigeres und auch helleres Domizil. Nun ist die Villa zwar längst beräumt, doch solange in dem Plattenbau an der Lessingstraße noch die Handwerker das Sagen haben, kann der Schlussstrich unter den Umzug nicht gezogen werden.

„Im Moment wird die Brandmeldeanlage eingebaut und die vierte von insgesamt vier Etagen gemalert“, erklärt Archivarin Annette Beyer, weshalb sich noch Kabel durch die Flure schlängeln und hie und da Werkzeugkisten, Leitern und Farbeimer im Wege stehen. Etwa 3000 laufende Meter Akten – papierne Geschichte aus fünf Jahrhunderten – und rund 250 laufende Meter Bücher, Zeitungen, Broschüren, Karten und Pläne mussten Archivleiterin Ingeborg Depner und ihre Kolleginnen Renate Schur und Annette Beyer in der Brandesstraße in Umzugskisten packen – und am neuen Ort wieder in die Regale stellen. „Drei Wochen lang hat ein Lkw täglich zwei Ladungen transportiert – 300 Umzugskisten pro Tour. Ein laufender Meter Akten wiegt ungefähr einen Zentner“, macht Annette Beyer deutlich, wie viel Arbeit trotz der Umzugs-profis auf den drei Frauen lastete – bei insgesamt nur drei Schließtagen.

Doch die Gegebenheiten im neuen Domizil entschädigen das Trio für diese Tortur: Auf allen vier Etagen ist in 20 Räumen Platz für jeweils etwa 48 laufende Meter Akten, die zu beiden Seiten der großen Fenster gut sichtbar in Regalen aufbewahrt werden, dazu Arbeitstisch und Stuhl. Im Keller lagern – gleichfalls trocken und vor Zugriff sicher – in Hebelschubanlagen die Verwaltungsakten des Landratsamtes.

Platz zur Genüge

„Bislang sind erst etwa zwei Drittel der Fläche belegt – wir haben also noch für mindestens 400 laufende Meter Akten Platz“, freut sich Renate Schur darüber, dass mit dem neuen Haus ein Domizil für lange Zeit gefunden wurde. Denn der Bestand wächst ständig – gerade auch in diesen Tagen, da die Stadtarchive von Blankenhain und Kranichfeld in das Kreisarchiv zurückkehren. Längst eingearbeitet in den umfangreichen Bestand wurde Archivmaterial u.a. aus Bad Berka, Tannroda und Hopfgarten.

Über Mangel an Arbeit können sich die Mitarbeiter des Kreisarchivs indes auch nach dem Auspacken der letzten Umzugskiste nicht beklagen: Noch ist nicht alles, was einmal ins Archiv wanderte, auf Karteikarte und per PC erfasst, „auch historische Akten müssen zum Teil noch gesichtet werden“, erklärt Annette Beyer angesichts unzähliger dickleibiger Mappen mit vergilbtem Papier. Überdies sind pro Jahr an die 200 Besucher zu betreuen, die beispielsweise Bauakten einsehen wollen, Ahnenforschung betreiben, historische Dokumente für wissenschaftliche Arbeiten oder für Vereins- oder Ortschroniken suchen. Was das die Besucher kostet, ist in einer Gebührensatzung exakt festgelegt.

Das Kreisarchiv ist montags von 9 bis 12, dienstags von 9 bis 12 und 13 bis 15.30 sowie donnerstags von 9 bis 12 und 13 bis 18 Uhr geöffnet.

Kontakt:
Landratsamt Apolda
Landkreis Weimarer Land
– Kreisarchiv –
Bahnhofstr. 44
D-99510 Apolda
Tel.: 03644-555856
(Dienstsitz: Lessingstraße 48, Apolda) 

Quelle: TLZ Weimar, 7.1.2004

Schrift im Wandel – Wandel durch Schrift

Zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert wurden mehr und mehr die verschiedensten Lebensbereiche des Alltags von der Schriftlichkeit durchdrungen. Die CD-ROM ‚Schrift im Wandel – Wandel durch Schrift’ zeigt die Veränderungen des Schriftgebrauchs und dessen Wirkung. In elf Multimedia-Beiträgen zu den Themen Notariatsurkunden, Welt-, Stadt- und Bistumschroniken, Enzyklopädien, Gebet-, Schul- und Rechnungsbücher, Buchmalerei, Buchgemeinschaft der Devotio Moderna und Einblattdrucke wird der Gebrauch von Schriftstücken in dieser frühen Phase intensiver europäischer Schriftverwendung analysiert.

Dabei werden die Möglichkeiten des neuen Mediums für eine innovative Präsentation der Ergebnisse kulturwissenschaftlicher Forschung nutzbar gemacht. Die Verknüpfung von Lesetext, Bild, Sprechtext und animierten Bildsequenzen ermöglicht es, in ganz anderer Weise als bisher üblich komplexe Forschungsergebnisse in konzentrierter und pointierter Form darzustellen. Neuere Arbeiten zum mittelalterlichen Schriftgebrauch betonen zudem das Prozesshafte sowohl bei der Entstehung wie bei der Verwendung von mittelalterlichen Schriftstücken. Eine Multimedia-Umgebung vermag diese ‚Bewegungen des Textes’ zu visualisieren, kann die ganze Veränderbarkeit und Dynamik des Schreibens und Rezipierens aufzeigen. Die CD-ROM eröffnet damit einen neuen Zugang zum mittelalterlichen Medienwandel.

Fast alle Beiträge basieren auf Arbeiten, die im Rahmen des Münsteraner Sonderforschungsbereichs 231 ‚Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter’ entstanden sind. Neben den Multimedia-Beiträgen ist auf der CD eine Anthologie von 18 Aufsätzen zum Thema Schriftlichkeit im Mittelalter sowie eine Gesamtbibliographie des SFB abgelegt.

Eine englische Version der CD wird voraussichtlich im April 2004 erscheinen.

Franz-Josef Arlinghaus, Marcus Ostermann, Oliver Plessow und Gudrun Tscherpel (Hgg.): Schrift im Wandel – Wandel durch Schrift. CD-ROM Turnhout 2003 (Utrecht Studies in Medieval Literacy 6a). Elf Multimedia-Beiträge, Aufsatzanthologie, Bibliographie, Euro 49,90. ISBN 2-503-51167-8

Unterkunftssuche für Stadtarchiv Meisenheim geht weiter

Wohin mit dem Stadtarchiv aus dem Turmzimmer im Untertor in Meisenheim? Dies beschäftigte den Stadtrat im November und damals gab es heftige Debatten. Stadtbürgermeister Volkhard Waelder plädierte eindringlich dafür, das Archiv nach Koblenz in Obhut des Landesarchivs zu geben. Dort werde es sach- und fachgerecht gelagert.

Diese Art der Aufbewahrung ist im Turm des Untertores nicht gegeben, da die klimatischen Bedingungen dort in dem alten Gemäuer mehr als mangelhaft sind. Das kann die vielen Dokumente und Altertümchen, die es wert sind, der Nachwelt zu erhalten, auf Dauer schädigen, sie sogar vernichten.

Ein Teil des Meisenheimer Stadtarchivs, hauptsächlich Bücher, wollte Waelder in einem Raum des Feuerwehrhauses unterbringen. Der müsste dann aber noch extra für die Aufbewahrung der geschichtsträchtigen Unterlagen hergerichtet werden. Waelders Vorschlag gefiel der SPD-Fraktion im Rat überhaupt nicht, sie möchte das gesamte Stadtarchiv in Meisenheim behalten. Und einen Raum dafür habe man schon, ließ die SPD damals verlauten, man brauche nur noch etwas Zeit, um die Sache zu regeln.

Der Rat einigte sich dann, ein halbes Jahr den Beschluss zur Verlagerung des Archivs zu verschieben und folgte damit einem Antrag der Genossen. Die im Rat gesetzte Frist läuft im Mai 2004 ab. Wie der Stadtchef gestern mitteilte, hat die örtliche SPD aber bis zum heutigen Tag noch keinen Vorschlag über den künftigen Verbleib des Archivs in Meisenheim eingereicht. „Wir müssen also weiter abwarten, ob die SPD eine adäquate Unterkunft findet“, sagte Waelder. Die innerstädtische Raumsuche der SPD verfolgt er mit Skepsis. „Sollte dieser Raum tatsächlich gefunden werden, müsste dafür wohl auch Miete bezahlt werden“. Das aber lasse die ohnehin schon gebeutelte Stadtkasse nicht zu, meinte Waelder.

Er favorisiert nach wie vor den Ausbau eines Raumes bei der Feuerwehr, wo die alten Bücher und Folianten ordnungsgemäß gelagert werden könnten. „Und das ist dort für die Stadt wesentlich billiger“, sagt Waelder.

Quelle: Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach, 7.1.2004

Archiv und Wirtschaft 4/2003

Die Zeitschrift Archiv und Wirtschaft, 36. Jg., 2003, H. 4, enthält folgende Beiträge:

  • Willi Dietz: Neue Aufgabenstellungen in Wirtschaftsarchiven am Beispiel der Markenpflege
  • Horst A. Wessel: Strukturwandel im deutschen Wirtschaftsarchivwesen
  • Wolfgang Zengerling: „Wie ein Freund“ – Vom Werksarchiv zum Konzernarchiv Henkel

Berichte:

  • Vladimir Marek: Jahrestagung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e. V. (VdW) vom 4. bis 7. Mai 2003 in Wolfsburg
  • Dominik Zier: 50. VdW-Lehrgang „Herausforderungen und Chancen. Bestandserhaltung in Wirtschaftsarchiven zwischen klassischem Überlieferungsmanagement und Electronic Records Management“ vom 29. Juni bis 3. Juli 2003 in Heidelberg und Mannheim
  • Horst A. Wessel: Vierte Sitzung des Archivverbundes zur Nachweisbeschaffung für ehemalige Zwangsarbeiter/-innen am 7. Oktober 2003

Rezensionen:

  • Kai Handel (Hrsg.): Kommunikation in Geschichte und Gegenwart (Siegfried Buchhaupt)
  • Nicolas Stoskopf: Les Patrons du Second Empire. Banquiers et Financiers Parisiens (Nadja Stulz-Herrnstadt)
  • Christopher Kobrak: National Cultures and International Competition. The Experience of Schering AG 1815–1950 (Paul Erker)
  • Saul Friedländer u. a.: Bertelsmann im Dritten Reich u. Bertelsmann 1921–1951 Gesamtverzeichnis (Kurt Schilde)
  • Bernhard Lorentz: Industrieelite und Wirtschaftspolitik 1928–1950. Heinrich Dräger und das Drägerwerk (Werner Bührer)

Nachruf Dr. Gertrud Milkereit (Renate Köhne-Lindenlaub)

Erinnerungen an 30 Jahre Zusammenarbeit mit Dr. Renate Köhne-Lindenlaub (Horst A. Wessel)

Personalnachrichten/Verschiedenes
Impressum 

Kontakt:
Dr. des. Detlef Krause
COMMERZBANK AG
ZKV-Historische Dokumentation
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Tel.: 069/136-23616
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Dokumente zur Vertreibung der Deutschen aus Schlesien

Die hitzigen Debatten des Sommers um das Jahr 1945 und das Leiden der Deutschen am verlorenen Krieg haben mittlerweile einer milderen Stimmung Platz gemacht, die der Jahreszeit angemessener ist und nach Versöhnung heischt, schreibt Christian Jostmann für die SZ in seiner Besprechung des zweiten Bandes der Dokumentation „Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950“. Was immer die Gefühlsaufwallungen veranlasst haben mag, die Krise des Sozialstaats oder die Verkaufsstrategien marktkonformer „Emotionalisten“ – zurückgeblieben ist ein Haufen zerschlagenes Porzellan vor allem in den deutsch-polnischen Beziehungen. Und die bittere Erkenntnis auf seiten der Berufshistoriker, dass die Öffentlichkeit die differenzierten Ergebnisse jahrzehntelanger Forschung zu den Themenfeldern der Debatte weitgehend ignoriert.

Der Gefahr, übersehen zu werden, dürfte auch das hier vorzustellende Buch über die Vertreibung der Deutschen aus Schlesien ausgesetzt sein. Es ist der zweite von insgesamt vier Bänden mit Dokumenten aus polnischen Archiven, die ein polnisch-deutsches Forscherteam in der Rekordzeit von zwei Jahren ausgegraben und zunächst auf Polnisch publiziert hat. Nun erscheinen sie in deutscher Übersetzung. Die ausgewählten Dokumente – Beschlüsse der kommunistischen Regierung, Akten der Militär- und Kommunalverwaltung, Berichte der Propagandabehörden, Zeitungsartikel, Bekanntmachungen – zeigen die Vertreibung aus der Sicht der Täter. Ihnen sind ausführliche, den historischen Kontext erhellende Einleitungen vorangestellt.

Die Dokumente zeichnen das Bild einer hoffnungslos überforderten polnischen Regierung und Zivilverwaltung in den Gebieten östlich von Oder und Neiße, die sich vielfältigen Handlungszwängen ausgesetzt sah. Die Pläne für die „Entdeutschung“ waren bei den Verhandlungen der Alliierten und auf den Schreibtischen der polnischen Exilregierung in London entstanden. Zum einen waren sie eine Reaktion auf das brutale deutsche Besatzungregime in Polen, zum anderen ergaben sie sich zwangsläufig aus dem Willen Stalins, die im Pakt mit Hitler gewonnenen ostpolnischen Gebiete nicht wieder herauszugeben. Die dort lebenden Polen mussten irgendwohin, und so wurde beschlossen, sie in den neuen Westen Polens zu „repatriieren“.

Es war ja nicht so, dass die kommunistische Regierung nach dem Krieg keine anderen Sorgen gehabt hätte. So hatte sie große Schwierigkeiten, bei der polnischen Bevölkerung Anklang zu finden. Zudem musste sie das Wirtschaftsleben wieder in Gang bekommen, dafür sorgen, dass überhaupt die Felder bestellt und die Ernten für den Winter eingefahren wurden. Dazu kam nun die Aufgabe, Millionen Polen nach Westen umzusiedeln und die dort lebenden Deutschen außer Landes zu schaffen. Und dies möglichst, bevor die Alliierten in Potsdam einen anderen Beschluss fassten. Oftmals auch gegen den Widerstand der Roten Armee, die die Vertriebenen nicht in den von ihr verwalteten Gebieten aufnehmen wollte. Viele Dokumente zeigen, dass es Probleme bereitete festzustellen, wer überhaupt ein Deutscher war und wer nicht. Das Chaos war vorprogrammiert – und schuf Raum für Denunziation, Ausschreitungen, Raub, Vergewaltigung und Mord.

Info
WLODIZMIERZ BORODZIEJ, HANS LEMBERG (Hrsg.): „Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden . . . “. Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven. Bd. 2. Zentralpolen. Wojewodschaft Schlesien. Verlag Herder-Institut, Marburg 2003. 768 Seiten, 75 Euro. 

Quelle: SZ, 5.1.2004

1. Infoblatt des Stadtarchivs Potsdam

Archivare strukturieren Erinnerung nach Beständen. Im Stadtarchiv der Landeshauptstadt Potsdam gibt es zum Beispiel den Alt-Aktenbestand bis zum Jahr 1945 und den intern „Sozialismusbestand“ genannten Abschnitt von 1945 bis 1989. Der Bestand nach der Wende, sagt Archivleiterin Angelika Schulz, wird erst dann zusammengefasst, „wenn eine neue Struktur beginnt“. Was nicht notwendigerweise eine Revolution sein muss, sondern auch eine neue Verwaltungsstruktur sein kann.

Für einen knappen Überblick über seine Bestände und Leistungen liegt jetzt beim Stadtarchiv sowie beim Bürgerservice das erste Informationsblatt des Archivs aus. Auflage: 2000 Stück. „Wir wollen ein breites Publikum ansprechen“, sagte Angelika Schulz gestern bei der Vorstellung des Blättchens, „besonders auch Schulen“. Im Jahr 2003 verzeichnete das Stadtarchiv beispielsweise Nachforschungen zur Entwicklung von Stadtgebieten wie der Waldstadt II und, mit steigender Tendenz, Anfragen zur Familiengeschichte. In Einzelfällen meldeten sich sogar Interessenten aus Australien, Kanada, den USA. Kostenpflichtige Recherchen schlagen mit 17 Euro pro angefangener halber Stunde zu Buche. Mit 400 Nutzungsvorgängen gab es im Vergleich zum Jahr zuvor einen Rückgang um 50. Ein Grund: der Umzug in die einstige Alexandrinen-Grundschule in der Helene-Lange-Straße 14 im Mai. Die frühere Turnhalle, in der die Bestände nun lagern, wurde 1924/25 nach einem Entwurf des Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe errichtet. Sie beherbergt – aneinandergereiht – drei Kilometer Dokumente: Urkunden und Chroniken des 15. bis 20. Jahrhunderts, Melderegister und -karteien von 1855 bis 1883 und 1950 bis 1994, Karten und Pläne ab 1850 oder Aufzeichnungen über Gewerke vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Stolz präsentierte Schulz den 1956 von den Stadtverordneten bestätigten Stadtwappen-Originalentwurf von Werner Nerlich sowie zwei historische Originale: einen handgeschriebenen und -illustrierten Gesellenbrief eines Gärtners von1797, dessen Abbild auch den Flyer ziert, und eine städtische Urkunde von 1450, an der das älteste erhaltene städtische Siegel prangt. Das genaue Gründungsdatum des Stadtarchivs selbst dagegen ist unbekannt; Magistrats-Dokumenten zufolge muss sie Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgt sein.

Für 2004 ist zum zweiten Mal ein „Tag der offenen Tür“ beim bundesweiten „Tag der Archive“ am 25. September geplant. Seit gestern ist das Stadtarchiv auch im Internetangebot www.potsdam.de unter „Potsdam“ entdecken“ und dort unter „Wissenschaft und Bildung“ zu finden.

Eine Schriftenreihe, wie sie andere Archive herausgeben, steht in Potsdam derzeit nicht auf der Tagesordnung, wohl aber eine große Bestandsübersicht. Sie erscheint aber, so Schulz, „nicht vor 2005“. 

Kontakt:
Stadtarchiv@Rathaus.Potsdam.de

Quelle: Märkische Allgemeine, 3.1.2004

Jüdische Ansprüche gerettet

Die Rückgabe und Entschädigung jüdischer Grundstücke in Ostdeutschland kann weitergehen. Zwar hatte das Bundesverwaltungsgericht Ende Oktober 2003 die Anträge der Jewish Claims Conference (JCC) als teilweise unwirksam eingestuft. Doch aus dem jetzt schriftlich vorliegenden Urteil ergibt sich: Die Claims Conference muss künftig nur etwas mehr Aufwand betreiben.

In Westdeutschland wurden „arisierte“ jüdische Grundstücke relativ bald nach 1945 zurückgegeben oder entschädigt. Dagegen fühlte sich die DDR nicht für Zwangsverkäufe und NS-Enteignungen zuständig. Erst nach der ostdeutschen Wende stand das Thema auf der politischen Tagesordnung.

Zwei wichtige Klauseln konnte die Claims Conference damals im „Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen“ unterbringen. Zum einen sollten jetzt nicht nur die kommunistisch enteigneten Grundstücke, sondern auch das ab 1933 „arisierte“ jüdische Eigentum zurückgegeben oder zumindest entschädigt werden. Außerdem sollte die Jewish Claims Conference selbst forderungsberechtigt sein, wenn keine Betroffenen mehr leben und sich auch keine Nachfahren melden. Denn weder die Erben der NS-Gewinnler noch der deutsche Staat sollten davon profitieren, dass die ostdeutschen Juden vertrieben oder vernichtet wurden.

Große Probleme bereitete der Claims Conference allerdings die Sperrfrist, die im Juli 1992 ins Vermögensgesetz eingebaut wurde. Schon sechs Monate später – bis zum 31. Dezember 1992 – sollten alle Ansprüche angemeldet sein. Doch hatte die JCC anders als private Antragsteller kein persönliches oder in der Familie weitergegebenes Wissen über verlorene Werte. Auch waren ostdeutsche Archive damals noch nicht zugänglich oder in schlechtem Zustand. Als Notlösung behalf sich die JCC kurz vor Ablauf der Frist mit drei „Globalanmeldungen“. Damit wurden alle jüdischen Grundstücke zurückgefordert, die der JCC später noch bekannt werden sollten.

Die Vermögensämter akzeptierten die Globalanmeldungen auch jahrelang. Für Gefahr sorgte erst ein Urteil des Verwaltungsgerichts Berlin aus dem Jahr 2002. Dort verlangte man, dass auch im Fall der Claims Conference lediglich die bis Ende 1992 eingereichten Anträge als fristgerecht gelten. Nur so könne das Ziel der Frist – Rechtssicherheit – erreicht werden. Damit waren immerhin zwei Drittel der bisher rund 100.000 JCC-Anträge in Frage gestellt.

Das Bundesverwaltungsgericht hat den Streit mit einem Kompromiss beendet. Nur eine der drei Globalanmeldungen von Ende Dezember 1992 sei so konkret, dass damit Grundstücke „individualisiert“ werden konnten. Diese „Anmeldung 3“ verweist auf Archive und Aktenbestände, die damals in einer mehr als 70 Seiten umfassenden Liste aufgezählt wurden. Überzeugend ist das nicht. Manche der aufgeführten Archive befanden sich in Russland oder Israel oder waren nicht zugänglich. Faktisch konnte sich auch anhand der Globalanmeldung 3 niemand Gewissheit verschaffen.

Die Claims Conference ist inzwischen zufrieden. Direkt nach dem Urteil hatte Karl Brozik, der Direktor der JCC in Deutschland, noch vor „unüberwindbaren Hürden“ gewarnt. Doch nach Studium der jetzt veröffentlichten Urteilsbegründung kommt JCC-Anwalt Stefan Minden zu einem milderen Schluss: „In den allermeisten Fällen wird uns der Nachweis gelingen, dass die Immobilie in einem der aufgeführten Archive erwähnt war.“

Die neuen bürokratischen Anforderungen sind für 38.000 noch unbearbeitete Anträge relevant. Auf bereits rechtskräftige Entscheidungen haben sie faktisch keine Auswirkungen.

Quelle: taz Nr. 7248 vom 3.1.2004, S. 4