Mittelalterprojekt des Stadtarchivs Recklinghausen

Im Sommersemester 2009 betreiben das Stadtarchiv Recklinghausen und das Seminar für Klassische Philologie an der Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl Professor Dr. Reinhold Glei, erstmals ein gemeinsames Urkundenprojekt, das zum Ziel hat, mittelalterliche lateinische Originaldokumente aus dem 13. Jahrhundert zu transkribieren, zu übersetzen und die Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Edition festzuhalten. Dafür kommen am Samstag, dem 20. Juni 2009, ca. 12 Latein-Studenten/-innen ins Stadtarchiv Recklinghausen, um persönlich an den Originalpergamenten aus dem 13. Jahrhundert zu arbeiten. Durchführende der Lehrveranstaltung sind Dr. Wolfgang Polleichtner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Lateinische Philologie, Ruhr-Universität Bochum und Dr. Matthias Kordes, Leiter des Stadtarchivs Recklinghausen.

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Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
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Quelle: Pressemeldung Stadt Recklinghausen, 18. Juni 2009

Quellen zum Schillerverein im Stadtarchiv Leipzig

Der Leipziger Schillerverein (1840 bis 1948) steht im Zentrum eines Vortrags von Dr. Frauke Gränitz am 18. Juni 2009 um 18.30 Uhr im Stadtarchiv Leipzig. Anlass ist der 250. Geburtstag Friedrich Schillers im November dieses Jahres. Der pünktlich zu diesem Schillerjubiläum archivisch erschlossene Nachlass des Schillervereins, der Dokumente von der Vereinsgründung 1842 bis zur Auflösung 1948 enthält, liefert vielfältige Aussagen zur Geschichte des Vereins und zu den literarischen und politischen Zielen seiner Gründer im Vormärz, zeigt aber auch die politische Instrumentalisierung der Schillerverehrung in den verschiedenen gesellschaftlichen Systemen, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus. 

Die Beziehungen zwischen Leipzig und Schiller sind eng. Mehrfach weilte der Dichter in Leipzig, schloss zahlreiche Bekanntschaften und schuf im heutigen Stadtteil Gohlis die erste Fassung der später durch Ludwig van Beethoven vertonten „Ode an die Freude“. Viele seiner Werke weisen als Verlagsort Leipzig aus. Schillerstraße, Schillerdenkmal und Schillerhaus sind im Stadtbild als sichtbare Zeugen der Erinnerung an den Dichter allgegenwärtig. Bereits 1840 organisierte der Theatersekretär, Demokrat und spätere Abgeordnete des Paulskirchen-Parlaments Robert Blum die erste Schillerfeier in Leipzig. 1842 gründete ein Sympathisantenkreis, der sich um ihn gebildet hatte, den „Schillerverein zu Leipzig“. In den bewegten Jahren des Vormärz trug der Verein durch seine personellen Verflechtungen mit zahlreichen Leipziger Vereinigungen und Institutionen und seinen umfangreichen Aktivitäten zur Verbreitung des Schillerschen Freiheitsideals bei, gründete eine Schillerbibliothek und organisierte jährlich Schillerfeiern. Der Initiative des Schillervereins, der mit seinem Beitritt zur Schillerstiftung und mit Spendensammlungen den Kauf und die Sanierung des Schillerhauses unterstützte, verdankt die Stadt Leipzig die Erhaltung dieses Denkmals der deutschen Nationalkultur. 

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Quelle: News Stadt Leipzig, 16.6.2009

Archive und Politik. Internationales Archivsymposion in Münster

Zum Internationalen Archivsymposion haben sich in Münster am 15. und 16. Juni 2009 Politiker und Archivare aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg zusammengefunden, um über das wechselseitige Verhältnis von Archiven und Politik zu beraten.

In einer Podiums- und Plenumsdiskussion, an der u. a. der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg, der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens Karl-Heinz Lambertz, der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Prof. Dr. Wilfried Reininghaus und der Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums Dr. Arie Nabrings teilnahmen, wurde am ersten Tag des Symposions das Verhältnis von Archiven und Politik anhand von drei Leitfragen erörtert:

1) Was erwartet die Politik von den Archiven?
2) Was erwarten umgekehrt die Archive von der Politik?
3) Wo liegen die Schnittmengen dieser Erwartungen?

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Abb.: Podiums- und Plenumsdiskussion „Politik trifft Archiv“ (Foto: Kristian Peters, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen). Von links nach rechts: Dr. Arie Nabrings (Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums), Prof. Dr. Karel Velle (Generalarchivar des Königsreichs Belgien), Josée Kirps (Direktorin Archives nationales, Luxemburg), Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen), Martin Berendse (Direktor Nationaal Archief/Algemeen Rijksarchivaris, Niederlande), Dr. Norbert Tiemann (Chefredakteur der Westfälischen Nachrichten, Münster), Karl-Heinz Lambertz (Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Belgien), Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg (Kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen), Dipl.-Ing. Gerard van den Hengel (Beigeordneter für Kultur der Stadt Barneveld, Niederlande).

Die Diskussion führte zu folgenden Ergebnissen:

1) Aus Sicht der Politik ist es die Aufgabe der Archive, als unabhängige Instanzen jenseits tagesaktueller Interessen eine offene Überlieferung zu bilden. Archive sollten durch die Auswahl ihrer Unterlagen keine Geschichtsdeutung vornehmen; sie sollten auch selbst keine eigene historische Forschung betreiben. Der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag Sternberg forderte, dass Archive verstärkt mit anderen Kultureinrichtungen kooperieren sollten; sie sollten auf ihre Bestände hinweisen und dadurch zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Geschichte anregen. Der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens Lambertz äußerte die Hoffnung, dass die Archive auf diese Wiese einen wichtigen Beitrag zur kollektiven Identitätsstiftung leisten könnten. Durch den Hinweis auf langfristige historische Entwicklungen seien Archive in der Lage, die Nachhaltigkeit politischen Handelns zu unterstützen. Mit einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit in Gestalt von Publikationen und Veranstaltungen hätten die Archive eine gute Chance auf eine bessere gesellschaftliche Wahrnehmung und könnten so dazu beitragen, das oft noch immer angestaubte Image des Berufstandes aufzubessern.

2) Archive erwarten von der Politik vor allem Verständnis und Unterstützung bei der langfristigen Sicherung und Bereitstellung elektronischer Unterlagen. Diese Aufgabe könne nicht durch die IT-Stellen in den Verwaltungen, sondern nur auf der Grundlage fachlich gesicherter Standards durch die Archive geleistet werden. Der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Reininghaus betonte, dass mit der digitalen Revolution völlig neue Aufgaben auf die Archive zugekommen seien. Für die Bewältigung dieser zusätzlichen Aufgaben müsse die Politik die Archiven entsprechend ausstatten. Dies sei eine langfristige Notwendigkeit, der eine politische Planung im Zeithorizont von Legislaturperioden nicht immer gerecht werden könne. Insbesondere mit Blick auf die veränderten Herausforderungen für die Archive im digitalen Zeitalter sprach sich der belgische Generalarchivar Professor Karel Velle für einen kontinuierlichen und fest institutionalisierten Austausch zwischen Archiven und Politik aus.

3) Die Forderung der Politik nach einer Konzentration der Archive auf die Erschließung und Bereitstellung historischer Unterlagen stieß in der Diskussion bei den Archiven vielfach auf Zustimmung. Einige Archivvertreter äußerten allerdings die Auffassung, dass Archive zur Steigerung ihrer öffentlichen Wahrnehmung und zur Intensivierung ihrer identitätsstiftenden Funktion auf eine Teilnahme an der Forschung nicht gänzlich verzichten könnten. Bei der Archivierung elektronischer Unterlagen erkannten die Vertreter der Politik die Notwendigkeit einer Bereitstellung ausreichender Ressourcen grundsätzlich an. Wichtig sei jedoch, dass die Archive sich – auch im internationalen Kontext – auf verbindliche Standards der elektronischen Langzeitarchivierung verständigten.

Am zweiten Tag des Symposions gaben staatliche und kommunale Archivvertreter aus den beteiligten Ländern anhand von Fallstudien Einblicke in ihre konkreten Auseinandersetzungen mit der Politik. Im Zentrum standen dabei Fragen im Zusammenhang der Novellierung von Archivgesetzen und der Realisierung von Bauprojekten. In beiden Fällen erwies sich die Abstimmung mit der Politik nicht immer als reibungslos. Die Bereitschaft zum „Bohren dicker Bretter“ ist eine Grundvoraussetzung in der Kooperation mit politischen Akteuren, die in vielen Fällen allerdings am Ende aus Sicht der Archive von Erfolg gekrönt ist.

Dr. Urs Diederichs schilderte am anschaulichen Beispiel der Standortverlagerung des Historischen Zentrums der Stadt Remscheid die langwierigen und nicht immer von sachlichen Erwägungen getragenen Diskussionen mit den Vertretern der Kommunalpolitik. Nur durch eine Vernetzung der Archive mit gesellschaftlichen Partnern (Presse, Geschichtsvereinen usw.) und durch die Hilfe des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums als externe Fachstelle sei es möglich gewesen, dem Anliegen des Archivs den nötigen Rückhalt zu geben und die festgefahrenen parteipolitischen Fronten im Interesse einer archivfachlich begründeten Lösung der Standortfrage aufzubrechen.

Von ähnlichen Erfahrungen berichtete auch die Direktorin des Luxemburger Nationalarchivs Josée Kirps. Infolge des Regierungswechsels 2004 in Luxemburg trat bei dem 2002 beschlossenen und im Entwurf bereits fertig vorliegenden Neubauprojekt eine erhebliche Verzögerung ein. Hierfür war in erster Linie eine politische Neubewertung des Projekts unter fiskalischen Gesichtspunkten verantwortlich. Plänen der Politik, das ursprünglich bewusst repräsentativ gestaltete und in seiner Kapazität auf 90 Jahre angelegte Magazingebäude zwischenzeitlich zur Aufnahme der Universitätsbibliothek zu nutzen, trat das Archiv aus fachlichen Gründen entschieden entgegen. Als Kompromiss wurde – nach einer Phase des Stillstandes – schließlich eine Lösung gefunden, die es ermöglichte, den Magazinbau schrittweise mit zunächst nur der halben Kapazität des ursprünglichen Entwurfs zu errichten und so den Kostenaufwand zu reduzieren.

Der belgische Generalarchivar Prof. Dr. Karel Velle berichtete in seinem Beitrag von den erfolgreichen Novellierungen der belgischen Archivgesetze, die auf föderaler wie regionaler Ebene zum Teil bereits abgeschlossen sind, zum Teil noch im Laufe dieses Jahres zum Abschluss gelangen werden. Kernpunkt der Novellierungen ist eine Reduzierung der Sperrfristen auf die in Europa gängige Frist von 30 Jahren. Für diese Sperrfristenreduzierung hat die zeitgeschichtliche Forschung in Belgien einen wesentlichen Anstoß gegeben, der sich mit den archivfachlichen Interessen und Forderungen deckte und diese gegenüber der Politik unterstützte.

Der Beitrag von Prof. Dr. Alfred Minke über das Staatsarchiv Eupen machte deutlich, dass auch eine intensive und gezielte Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit – gelegentlich durchaus in einem gewissen Spannungsverhältnis zu den archivischen Kernaufgaben – geeignet sein kann, um als Archiv den Interessen und Anforderungen der Politik entgegenzukommen. Die Gründung eines Staatsarchivs Eupen sei nur möglich gewesen durch den starken und anhaltenden Einsatz der deutschsprachigen Politiker, die das Archiv mit seinen Möglichkeiten der Bildungsarbeit als einen Meilenstein auf dem Weg zur kulturpolitischen Autonomie der deutschsprachigen Belgier ansahen.

Wie wichtigen es ist, neben der historisch-wissenschaftlich ausgerichteten Öffentlichkeitsarbeit auch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit für die Verwaltungen und die Politik zu betreiben zeigte Dr. Beate Dorfey vom Landeshauptarchiv Koblenz, die in ihrem Beitrag u. a. die Ansätze des rheinland-pfälzischen Staatsarchive zur Neuorganisation der Behördeninformation erläuterte. Eine ausführliche Darstellung archivischer Artbeitsprozesse für den Kundenkreis der Behörden – in Form von Online-Angeboten oder auch Behördentagen – steigere die Akzeptanz des Archivs auch in der Politik. Das Wissen der Politik um die Arbeit der Archive sei eine wesentliche Voraussetzung für eine stärkere Aufmerksamkeit und ein besseres Eintreten der Politik für archivische Belange.

Prof. Dr. Wilfried Reininghaus betonte in seinem Schlusswort, dass „Archive und Politik“ ein bleibendes Thema sein werden. Die Archive rief er zu eigenen strategischen Überlegungen auf, um so auf „Archivpolitik“ Einfluss zu nehmen. Dieses Politikfeld mit den Akteuren Politik, Verwaltung, Gesellschaft, Technik und Archive müsse aber erst noch konstituiert werden. Es decke sich nicht nahtlos mit Kulturpolitik.

Kontakt:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Fachbereich Grundsätze
Dr. Andreas Pilger
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Tel. 0211 – 159 238 201
Fax 0211 – 159 238 111
andreas.pilger@lav.nrw.de

Quelle: LAV NRW, Pressemitteilung, 17. Juni 2009

Podiums- und Plenumsdiskussion „Politik trifft Archiv“ (Foto: Kristian Peters, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen). Von links nach rechts: Dr. Arie Nabrings (Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums), Prof. Dr. Karel Velle (Generalarchivar des Königsreichs Belgien), Josée Kirps (Direktorin Archives nationales, Luxemburg), Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen), Martin Berendse (Direktor Nationaal Archief/Algemeen Rijksarchivaris, Niederlande), Dr. Norbert Tiemann (Chefredakteur der Westfälischen Nachrichten, Münster), Karl-Heinz Lambertz (Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Belgien), Prof. Dr. Dr. Thomas Sternberg (Kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Nordrhein-Westfalen), Dipl.-Ing. Gerard van den Hengel (Beigeordneter für Kultur der Stadt Barneveld, Niederlande).

Neue Leiterin des Heinrich-Heine-Instituts in Düsseldorf

Professor Dr. Joseph A. Kruse, seit 1975 Direktor des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Instituts und national wie international aufs Engste mit dem Namen Heine verbunden, geht zum 30. Juni 2009 in den Ruhestand. Die Nachfolge tritt – vorbehaltlich eines entsprechenden Ratsbeschlusses am 25. Juni – zum 1. Dezember 2009 Dr. Sabine Brenner-Wilczek an. Dr. Brenner-Wilczek (32) studierte Germanistik und Medienwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und an der University of Wales. Nach dem Abschluss schlossen sich Fernstudien zur Diplom-Archivarin an der Fachhochschule in Potsdam im Fachbereich Informationswissenschaften an. Danach promovierte sie an der Heinrich-Heine-Universität in Neuerer Deutscher Philologie mit Auszeichnung. Bereits in der Zeit von 1999 bis 2006 arbeitete Dr. Brenner-Wilczek als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf. Von 2001 bis 2007 war sie zudem Lehrbeauftragte an der Heinrich-Heine-Universität zum Themenkomplex “Archive-Museum-Ausstellung”. Ab 2001 hat sie darüber hinaus mehrere literatur- und kulturgeschichtliche Sonder- und Wanderausstellungen kuratiert. Forschungsschwerpunkte von Brenner-Wilczek sind die Rheinromantik, Heinrich-Heine und seine Rezeption, die Literaturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, aber auch Stadt- und Regionalgeschichte, Archiv- und Informationswissenschaften. Seit Anfang 2007 leitet sie Schloss Burgfarrnbach mit den Institutionen Stadtarchiv, Stadtbibliothek und Städtische Sammlungen sowie das Stadtmuseum Ludwig Erhard in Fürth. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe freut sich auf die neue Zusammenarbeit in Düsseldorf, will doch Dr. Brenner-Wilczek “noch stärker als bisher das Heinrich-Heine-Institut nach außen öffnen”. 

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Heinrich-Heine-Institut
Bilker Straße 12-14
40213 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 89 – 92902
Fax: 0211 / 89 – 29044
heineinstitut @ duesseldorf.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Düsseldorf, 17.6.2009

Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive in Linz

Literatur und ihre Archive: Unter diesem Motto fand in Linz die 15. Arbeitstagung der österreichischen Literaturarchive statt. Fachleute aus dem gesamteuropäischen Raum trafen sich zu einem Informationsaustausch. Südtirol war durch den dem Brenner-Archiv anvertrauten Vorlass des Schriftstellers Joseph Zoderer vertreten. Das Brenner-Archiv verwahrt etwa 150 Nachlässe, Teilnachlässe und Sammlungen vor allem von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, aber auch von Philosophen, Musikern und Künstlern (dazu gehören mehrere tausend Fotos, u. a. zahlreiche von Karl Kraus und Georg Trakl). Die Bibliothek umfasst etwa 30.000 Buchexemplare (ein großer Teil davon in Nachlassbibliotheken) und über 300 (historische und aktuelle) Zeitschriften (in unterschiedlicher Vollständigkeit). Der Begriff Nachlass wird hier in einem sehr weiten Sinne verwendet, sodass auch Teilnachlässe und Sammlungen eigens aufgeführt werden.

Anlässlich von \“Linz 09 – Kulturhauptstadt Europas\“ fand im Anschluss an die Tagung eine Literaturnacht statt, bei der namhafte Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu Wort kamen. Das Brenner-Archiv in Innsbruck hatte dazu Joseph Zoderer eingeladen, dessen Vorlass zu den viel beachteten Neuzugängen zählt. Vor zwei Jahren war der umfangreiche Vorlass vom Land Südtirol angekauft und dem Brenner-Archiv zur Archivierung und Aufarbeitung übergeben worden. Dank dieses Vorlasses, der Werkmanuskripte, Tagebücher und Korrespondenzen enthält, sind derzeit einige wissenschaftliche Arbeiten im Entstehen. 

Für Kultur-Landesrätin Sabina Kasslatter Mur ist das Forschungsinteresse am Werk von Joseph Zoderer (1935 in Meran geboren) der Beweis dafür, dass der Ankauf des Vorlasses durch das Land Südtirol einen wichtigen kulturpolitischen Schritt bildet. „Dieser Vorlass\“, betont die Landesrätin, \“muss in Zukunft nicht nur für literaturwissenschaftliche Untersuchungen von Bedeutung sein, sondern kann auch für allgemeine kulturwissenschaftliche und soziologische Studien interessant sein.\“ Durch die Erschließung und Sichtung des Vorlasses im Forschungsinstitut Brenner-Archiv werden einerseits die einzelnen Dokumente für die Nachwelt sicher aufbewahrt, andererseits wird der Zugang zu einer umfassenden wissenschaftlichen Forschung gewährleistet. Der Leiter des Brenner-Archivs Professor Johann Holzner verweist auf die Bedeutung der Anwesenheit von Joseph Zoderer in Linz: Dadurch wird die Verbindung der Südtiroler Literatur mit der österreichischen Literaturlandschaft unterstrichen und auf die Bedeutung des Vorlasses des Schriftstellers für die wissenschaftliche Forschung hingewiesen.

Kontakt
Forschungsinstitut Brenner-Archiv
Josef-Hirn-Str. 5 / 10. Stock
6020 Innsbruck 
Tel.: +43 (0)512 / 507 – 4501 oder – 4504
Fax: +43 (0)512 / 507 – 2960
Johann.Holzner@uibk.ac.at

Quelle: Pressemitteilung Autonome Provinz Bozen, 15.6.2009; Forschungsinstitut Brenner-Archiv

Der 17. Juni 1953 – Ruf nach Freiheit und Demokratie

Am Mittwoch, 17. Juni 2009 hält um 19 Uhr Stefan Wolle, wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums Berlin, in der Gedenk- und Dokumentationsstätte \“Opfer politischer Gewaltherrschaft\“ einen Vortrag mit dem Thema "Revolution in der DDR? – Neue Forschungen und Debatten zum Aufstand am 17. Juni 1953". Ergänzend dazu gibt es bis zum 31. Juli 2009 die Plakatausstellung "17. Juni 1953 – Ruf nach Freiheit und Demokratie" der Stiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur. Veranstaltet wird beides von der Außenstelle Frankfurt (Oder) der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen. Die Ausstellung ist dienstags und donnerstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Die Plakatsammlung im Archiv der Stiftung umfasst ca. 500 Plakate u.a. aus den bisherigen Plakat-Wettbewerben, welche die Stiftung seit 2003 für Studenten künstlerischer Hochschulen in Deutschland auslobt – \“geschichts-codes\“. Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Johannes Rau stand 2003 der Wettbewerb aus Anlass des 50. Jahrestages des Volksaufstandes in der DDR am 17. Juni 1953 unter dem Titel \“Kampf für Freiheit und Demokratie\“. Studenten von Hochschulen wurden aufgefordert Plakatentwürfe einzureichen, die den \“Ruf nach Freiheit und Demokratie\“ grafisch darstellten. Es sollte der Mut und die Zivilcourage unzähliger Menschen, die damals für ihre sozialen und politischen Forderungen auf die Straße gingen, gewürdigt werden.

Die Gedenkstätte in der Frankfurter Collegienstraße befindet sich in einer der ältesten Strafvollzugsanstalten der Mark Brandenburg. Bereits Ende des 18. Jahrhunderts existierte auf dem Gelände ein so genanntes Arbeitshaus, im Jahre 1812 entstand ein Polizei- und Gerichtsgefängnis. In der Zeit der beiden deutschen Diktaturen war das Gefängnis ein Ort politischer Willkür, an dem Menschen ihre Freiheit, ihre Würde und ihr Leben verloren. Viele wurden auf Grund ihrer politischen Überzeugung, ihres Glaubens, ihrer Rasse, ihres widerständigen Verhaltens oder einfach nur auf Verdacht hin inhaftiert.

Nach der politischen Wende wurde das Gebäude in zwei Etappen (1990/2001) für die Frankfurter Musikschule und die Stadt- und Regionalbibliothek hergerichtet. In einem Zellentrakt im Erdgeschoss des Erweiterungsbaues aus dem Jahre 1899 entstand die Gedenk- und Dokumentationsstätte, die am 17. Juni 1994, dem 41. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR eröffnet wurde. Die Gedenkstätte dokumentiert Schicksale von Personen, die wegen persönlichem Mut, widerständigem Verhalten, politischer Überzeugung, durch ihren Glauben, durch ihre Rasse oder einfach nur auf Verdacht in das Räderwerk der politischen Strafsysteme des „Dritten Reiches“, der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED-Herrschaft gerieten.

Die Initiative zum Aufbau der Gedenkstätte ging von einer 1990 gebildeten Arbeitsgruppe des Runden Tisches in Frankfurt (Oder) aus. Die Arbeitsgruppe setzte sich für die Rehabilitierung der Opfer der Diktatur in der SBZ/DDR ein. Bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Ausstellung wirkten Opfer des Stalinismus mit. Seit einem Kooperationsvertrag zwischen der Stadt Frankfurt (Oder) und der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) im Januar 2004 betreibt die BStU die Gedenkstätte, während die Stadt weiter Träger der Einrichtung ist. Das Städtische Museum Viadrina verantwortet die Darstellungen zur NS-Zeit, die BStU die Informationen zu der Zeit nach 1945. 

Kontakt
Gedenk- und Dokumentationsstätte
\“Opfer politischer Gewaltherrschaft\“
Collegienstraße 10
15230 Frankfurt
Tel.: 0335 / 6802 – 712
Fax: 0335 / 401 56 – 11

Außenstelle Frankfurt (Oder)
Fürstenwalder Poststraße 87
15234 Frankfurt
Tel.: 0335 / 60 68 – 0 
Fax: 0335 / 60 68 – 24 19 
astfrankfurt@bstu.bund.de 

Archiv der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Kronenstraße 5 
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 98 95 – 219
Fax: 030 / 31 98 95 – 210

Quelle: Veranstaltungen der Behörde der BStU ; Plakatsammlung; Ausstellungen der Behörde der BStU ; Gedenk- und Dokumentationsstätte 

Ausstellung über den Bonner Fotografen Heinz Engels

„Fotos: Heinz Engels" heißt die Ausstellung, die das Stadtarchiv Bonn aus Anlass des 80. Geburtstages des Pressefotografen Heinz Engels vom 17. Juni bis 31. Juli im Stadthausfoyer zeigt. Eröffnet wird die Ausstellung am 16. Juni 2009 von Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann.

An diese schlichte Urheberangabe „Fotos: Heinz Engels" waren insbesondere die Leser des General-Anzeigers fast 60 Jahre lang gewöhnt. Was in Bonn und Umgebung sowohl auf bundespolitischer als auch auf lokaler Ebene geschah, hat Heinz Engels fotografisch festgehalten und anschaulich vermittelt. Es ist ein glücklicher Zufall, der sich aus seinem Jahrgang 1929 und seinem Eintritt ins Berufsleben 1949 als Zwanzigjähriger ergibt, dass seine fotografische Tätigkeit fast deckungsgleich mit der Entwicklung Bonns als so genannter „vorläufiger Bundessitz" verläuft. Das Jahr 2009 wird erheblich gekennzeichnet von den vielfältigen Erinnerungsvorhaben, die der Gründung der Bundesrepublik Deutschland vor 60 Jahren gewidmet sind.

Szenen auf dem Wege Bonns zum „vorläufigen Bundessitz\“ und aus der sich entwickelnden Bundeshauptstadt sind von Heinz Engels sehr authentisch festgehalten worden. Dank günstiger Umstände konnte das Stadtarchiv Bonn den größten Teil seines Fotobestandes übernehmen. Mit diesen fast 80.000 Fotos besitzt die Stadt Bonn einen großen Bilderschatz, in dem sich nahezu alle Ereignisse befinden, die diese Stadt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts besonders bestimmt haben. Aus den ersten drei Jahrzehnten dieser bildjournalistischen Tätigkeit werden rund 100 Fotos vom 17. Juni bis zum 31. Juli 2009 im Foyer des Bonner Stadthauses gezeigt.

Kontakt
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn
Tel.: 0228 / 77 – 25 30 
Fax: 0228 / 77 – 43 01 
stadtarchiv@bonn.de 
dr.norbert.schlossmacher@bonn.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Bonn, 9.6.2009; Marianne Antwerpen, General-Anzeiger Bonn, 4.6.2009

Werkschau zum 80. Geburtstag von Jürgen Habermas in der Deutschen Nationalbibliothek

Am Vorabend des 80. Geburtstages des Philosophen Jürgen Habermas, der bis 1994 an der Goethe-Universität Frankfurt am Main forschte und lehrte, eröffnet die Deutsche Nationalbibliothek am 17. Juni 2009 die Ausstellung „’… die Lava des Gedankens im Fluss’. Jürgen Habermas. Eine Werkschau“. Zur Eröffnung der Ausstellung um 18 Uhr sprechen die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, der Vize-Präsident der Johann Wolfgang Goethe-Universität Matthias Lutz-Bachmann und Habermas\‘ Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz. Der Filmemacher, Medienwissenschaftler und Schriftsteller Prof. Alexander Kluge trägt den \“Glückwunsch eines Freundes\“ vor und Jürgen Habermas selbst hält eine Ansprache.

Die Ausstellung veranstalten das Archiv der Peter Suhrkamp Stiftung an der Goethe-Universität, dessen Leiter Wolfgang Schopf die Ausstellung kuratiert hat, und die Deutsche Nationalbibliothek. Gezeigt werden zudem Quellen aus dem Suhrkamp Verlag, dem Universitätsarchiv Frankfurt, der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, dem Archiv des Instituts für Sozialforschung und dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main. Die Veranstalter danken für die Unterstützung des Kulturamts der Stadt Frankfurt am Main, der Vereinigung von Freunden und Förderern der Johann Wolfgang Goethe-Universität und des Suhrkamp Verlags.

Jürgen Habermas veröffentliche 1986 mit Blick auf Heinrich Heine einen Aufsatz über »die Rolle des Intellektuellen in Deutschland«. Anläßlich seines 80. Geburtstags nähert sich die Ausstellung dem eigenen Beitrag von Habermas zum intellektuellen Diskurs seiner Zeit an. Diese Werkgeschichte beginnt 1954, dem Jahr der Dissertation, und führt bis in die lebendige Gegenwart seines wissenschaftlichen Schaffens und publizistischen Wirkens. Die Entstehung und Aufnahme der Bücher von Jürgen Habermas illustrieren Arbeitskorrespondenzen, Manuskriptteile oder Rezensionen. Entlang einzelner »Stichworte« weist die Ausstellung auf exemplarische Schwerpunkte in der Arbeit des Philosophen und Soziologen hin, etwa auf die Bildung und Vermittlung kritischer Gesellschaftstheorie, auf deren Wirkung unter den Studierenden, auf das Verhalten des Intellektuellen in Zeiten des Umbruchs wie 1968.

Mit alldem agiert Habermas als »öffentlicher Sprecher«, zudem als Theoretiker und Praktiker »kommunikativen Handelns«, weshalb seiner Publizistik eine eigene Ausstellungsstation gewidmet ist. Sie fordert, mit Faksimiles der meisten seiner in sechs Jahrzehnten erschienen Aufsätzen und Essays, zum Wichtigsten auf: zum Lesen. Studierende mehrerer Generationen gehören zu seinen engagierten Lesern. Das Lebenswerk des Hochschullehrers Jürgen Habermas steht genauso im Zentrum der Ausstellung, die bis zum 8. Juli 2009 besichtigt werden kann, wie das des Weltautors, dessen Schriften bislang in 33 Sprachen übersetzt wurden.

Zum 80. Geburtstag des renommierten Frankfurter Philosophen erscheint auch das Wissenschaftsmagazin „Forschung Frankfurt“ 2/2009 mit einem ausführlichen Beitrag zu seiner Person und verschiedenen Artikeln, die dokumentieren, wie präsent Habermas’ Philosophie in der aktuellen Forschung der Goethe-Universität ist. Die Ausgabe, die am 16. Juni 2009 gedruckt vorliegen wird, kann bereits im Internet abgerufen werden.

Kontakt
Archiv der Peter Suhrkamp Stiftung
an der Johann Wolfgang Goethe-Universität
DSL 2
Grüneburgplatz 1
60629 Frankfurt am Main
Tel.: 0 69 / 798 – 32443
schopf@archiv-suhrkamp-stiftung.de

Deutsche Nationalbibliothek 
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 1525 – 1001
Fax: 069 / 1525 – 1010 
info-f@d-nb.de 

Quelle: Pressemitteilung Uni Frankfurt, 9.6.2009; Archiv der Peter Suhrkamp Stiftung; Ausstellungen Deutsche Nationalbibliothek

Jugend im Nationalsozialismus

„Was sind wir? Pimpfe! Was wollen wir werden? Soldaten!“ Dieser markige Spruch prangt auf einer Tafel im Stadtmuseum Hagen. Dort ist vom 8. Juni bis zum 15. November 2009 die Ausstellung „Und sie werden nicht mehr frei – Jugend im Nationalsozialismus“ zu sehen. In einer großformatigen Collage geben Fotografien, erläuternde Texte und zeitgenössische Zitate einen umfassenden Einblick in die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen zur Zeit des Nationalsozialismus. Zahlreiche Ausstellungsstücke und szenische Darstellungen beleben die Ausstellung und bringen zusätzliche Anschaulichkeit. Ebenso wie die großen Figuren, auf denen Jugendliche per Video von einem Ausschnitt aus ihrem Leben berichten. Als besonderer Gast berichtete bei der Eröffnung der Ausstellung am Sonntag, den 7. Juni 2009 Herbert Shenkman über seine Jugend in Hagen bis zu seiner Deportation. Der heute in Berlin lebende Jude verkörpert ein Stück Geschichte, das er in bewegenden Worten schilderte.

Möglich geworden ist die Ausstellung durch das große Engagement von dem Lokalen Aktionsbündnis für Toleranz und Demokratie Hagen sowie des Fördervereins des Historischen Centrums Hagen „Pro Stadtgeschichte Hagen e. V.“. Mit Hilfe des engagierten Vereins konnten für das Ausstellungsprojekt 20.000 Euro Fördergelder aus dem Bundesprogramms „VIELFALT TUT GUT“ Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie eingeworben werden. Jetzt zeigt sich der Verein hoch erfreut, dass mit der gelungenen Ausstellung ein wertvoller Beitrag gegen den Vormarsch rechtsextremer Bestrebungen geleistet wird und das Stadtmuseum Hagen mit diesem Bildungsauftrag vor allen Dingen die Schulen aber auch andere Organisationen unterstützt. Das Stadtmuseum Hagen und der Förderverein Pro Stadtgeschichte Hagen e. V. freuen sich, dass die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Dr. Ursula von der Leyen die Schirmherrschaft über die Ausstellung übernommen hat.

Bewusst haben die Ausstellungsmacher das Thema Jugend im Nationalsozialismus gewählt. Anhand dieses historischen Beispiels soll den heute lebenden Jugendlichen der Alltag ihrer Altersgenossen während der Zeit des Nationalsozialismus gezeigt werden. Kindern und Jugendlichen, die Hauptzielgruppe der Ausstellung sind, wird so vor Augen geführt, wo eine Gesellschaft endet, die nicht die Vielfalt als Leitziel ihr Eigen nennt. Dies geschieht in einem Bereich, der nicht abstrakt und weit entfernt ist, sondern in Lebensumfeldern, in denen sich Kinder und Jugendliche der heutigen Zeit selbst bewegen. Gerade dadurch, dass die Welt von Kindern und Jugendlichen zur Zeit des Nationalsozialismus Gegenstand der Ausstellung ist, wird der gegenwärtigen U-20-Generation der Zugang zum Thema ermöglicht. So können sie sich fundiert ihre Meinung darüber bilden, ob dieser Entwurf einer Gesellschaftsordnung für sie eine tragfähige Variante darstellt. Dies befähigt sie auch, zeitgenössische Formen rechtsradikaler Ideologien besser einordnen und beurteilen zu können.

Als Gegenentwurf zu einer Gesellschaft, die Werte wie Vielfalt, Toleranz und Demokratie für unerlässlich hält und sie deshalb fördert, steht der Nationalsozialismus. Dort bedeutet es für den Sektor der Jugendlichen gerade nicht, dass Vielfalt, Toleranz und Demokratie zu den Leitzielen gehörten, sondern dass Kinder und Jugendliche schon früh durch den nationalsozialistischen Staat für sich vereinnahmt werden sollten und sie sich bedingungslos seinen Zielen unterzuordnen hatten. Dieser nationalsozialistische Ansatz markiert den am weitest entfernt gelegenen Punkt zu einer auf Vielfalt angelegten pluralistischen Gesellschaft.

Die Ausstellung bietet ganz unterschiedliche Wege, das Thema zu erschließen. Dabei wurden die speziellen Belange von Jugendlichen besonders berücksichtigt und ein jugendgerechter Zugang zum Thema gewählt. Formen der Darstellung, wie sie Jugendlichen geläufig sind, finden sich in der Ausstellung wieder. Besonders deutlich wird dies an den lebensgroßen Figuren, auf denen die Videoclips präsentiert werden, die ein Stück aus dem Leben eines Jugendlichen darstellen. Hier spricht ein Jugendlicher einen Altergenossen an und überbringt damit plastisch und leicht verständlich sonst nur schwer vermittelbare Inhalte. Bei der Produktion der Videoclips musste nicht lange nach geeigneten Darstellerinnen und Darstellern gesucht werden. Am Theodor Heuss Gymnasium in Hagen wurde man schnell fündig. Die Theater AG war sofort bereit, den Part zu übernehmen und konnte die Aufgabe professionell und gekonnt ausführen. Die Suche nach geeigneten Exponaten gestaltete sich schwierig. Obwohl die Zeit noch nicht sehr lange zurück liegt, ist nicht besonders viel überliefert worden. Schließlich gelang es dann aber doch, die Ausstellung mit zahlreichen anschaulichen Dingen auszustatten.

Zwischen 1933 und 1945 herrschten in Deutschland die Nationalsozialisten. Sie legten besonderen Wert auf die Erziehung von Kindern und Jugendlichen. Aus ihnen sollten gläubige, gehorsame und regimetreue Bürger werden. Für Vielfalt, Toleranz und Demokratie gab es dabei keinen Raum. Die Ausstellung zeigt, welchen Einfluss der Nationalsozialismus auf Kinder und Jugendliche nahm. Sie thematisiert die verschiedenen Lebensbereiche von Jungen und Mädchen. Viele einzigartige Bilder und Ausstellungsstücke veranschaulichen den Alltag. Sie zeigen eine Lebenswelt, die das Wort Freiheit nicht kennt. Bereits die Schule sollte die Kinder im Sinne des Staates formen. Statt Wissen zählte der Glaube an den Führer-Staat. Und Sport war wichtiger als Lesen. Die Hitlerjugend erzog die Kinder im Sinne des Krieges. Jungen wurden zu Soldaten erzogen und Mädchen auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet. Im Alltag änderte sich das Spielzeug. Musik, die man noch vor wenigen Jahren ganz selbstverständlich hörte, war plötzlich geächtet.

Die Ausstellung zeigt auch, wie sich das Leben der Kinder und Jugendlichen durch den Krieg änderte. Kinderlandverschickung, Bombenkrieg und Volkssturm zerstörten die Jugend von Abertausenden. Viele wurden im Krieg verheizt und verloren ihr Leben. Kinder und Jugendliche, die nicht in das Bild des Nationalsozialismus passten, wurden verfolgt. Wer sich auch nur in geringster Weise auflehnte, musste mit Strafe rechnen. Gehorsam stand an erster Stelle.
Besonders traf es Jungen und Mädchen, die aus rassistischen Gründen ausgegrenzt wurden. Verfolgung und Tötung von Kindern und Jugendlichen in Ghettos und Konzentrationslagern war Alltag im Dritten Reich. Am Ende der nationalsozialistischen Herrschaft lebten so gut wie keine jüdischen Kinder und Jugendlichen sowie aus anderen rassisch verfolgten Familien mehr in Deutschland.

Die Ausstellung wendet sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche, aber auch an all diejenigen, die sich mit der deutschen Geschichte auseinander setzen. Sie richtet sich gegen das Vergessen und mahnt zur Erinnerung. In der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit befähigt sie, zeitgenössische Formen des Rechtsextremismus besser einordnen und beurteilen zu können. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, wo eine Gesellschaft endet, die nicht Werte wie Vielfalt, Toleranz und Demokratie ihr Eigen nennt. Ein umfangreiches Programm für alle Zielgruppen begleitet die Ausstellung. Besonders Schulklassen finden in ihr eine attraktive Ergänzung zum Unterricht.

Kontakt
Historisches Centrum Hagen
Stadtmuseum/Stadtarchiv
Eilper Straße 71 – 75
58091 Hagen
Tel.: 02331 / 207 – 2740
Fax: 02331 / 207 – 2447 
info@historisches-centrum.de

Quelle: Veranstaltungen Stadt Hagen

Helden-Ausstellung in Münster

Drei Wochen wird das Foyer im Stadthaus 1 in Münster voller Helden und Heldinnen sein. Ab 15. Juni 2009 ist dort die vom Stadtarchiv Münster vorbereitete Ausstellung \“Helden – verehrt, verkannt, vergessen\“ zu sehen. So lautet auch der Titel des diesjährigen Geschichtswettbewerbes des Bundespräsidenten, an dem 320 Kinder und Jugendliche aus 17 Schulen Münsters teilgenommen haben. Alle 151 Beiträge sind in Ausschnitten gleichwertig in der Ausstellung vertreten. Vorab aber wurden die jungen Forscherinnen und Forscher schon am Sonntag, 14. Juni 2009, im Festsaal des Rathauses für ihr Engagement geehrt. \“Wenn wir die 151 münsterschen Arbeiten mit der Zahl der bundesweiten Beiträge zum Wettbewerb vergleichen, dann stammt jeder zwölfte Beitrag aus Münster. Soviel Engagement muss belohnt und öffentlich bekannt gemacht werden\“, findet Dr. Andrea Hanke, Münsters Beigeordnete für Jugend, Bildung und Kultur. Bei der Feier zur Ausstellungseröffnung stellten einige Schülerinnen und Schüler ihre Arbeiten vor. Die Klasse 10b des Kardinal-von-Galen-Gymnasiums trat außerdem mit einem \“Helden-Rap\“ auf, den sie eigens für diesen Tag geschrieben hat. Für die Musik sorgte die Bigband des Gymnasiums. 

\“Helden – verehrt, verkannt, vergessen\“. Mit vielen Fragen und großem Engagement erforschten die 320 jungen Spurensucher die Geschichte von Helden, in ihrer Stadt und in ihren Familien. Sie recherchierten in Archiven, befragten Zeitzeugen und Experten und stellten die Frage: Was macht jemanden zum Helden? Dabei fanden sie erstaunliche Antworten und entdeckten Heldenhaftes in allen Zeiten der Geschichte. Lara Hochbahn vom Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium (Jahrgangstufe 7) zum Beispiel fand heraus: \“Wen wir als Held ansehen, sagt nicht nur etwas über die Menschen aus, die wir als Helden ehren. Es sagt genau so viel aus über uns selbst. Denn wir verraten gleichzeitig, was wir als heldenhaft ansehen und was uns als wichtig erscheint.“ Sie hat Informationen und Dokumente über das Leben ihrer beiden Urgroßmütter gesucht und gesammelt, um die Frage zu beantworten: Waren sie Heldinnen? Für Lara lautet die Antwort: ja. 

Dass sich die Helden-Sicht im Laufe der Zeit ändern kann, erkannten Julia Fischer und Kristina van Vorst vom Geschwister-Scholl-Gymnasium (9. Klasse): \“… im Dritten Reich (galt) als heldenhaft, wenn man sich für das Vaterland einsetzte. Demnach gehören unserer Meinung nach diese Soldaten dem früheren Heldentum an, aber nicht unbedingt dem heutigen. Mittlerweile wären sie nur noch Helden, wenn sie sich wirklich gegen den eigentlich längst verlorenen Krieg gestellt und damit großen Mut aufgebracht hätten.\“ 

\“Wir sind sehr stolz darauf, wie viele junge Münsteraner bereit sind, sich mit Vergangenem zu beschäftigen und dabei etwas für heute und morgen zu lernen\“, unterstreicht Dezernentin Hanke noch einmal den Einsatz der Wettbewerbsteilnehmer. Roswitha Link, Projektleiterin im Stadtarchiv Münster kennt die genauen Zahlen: \“Bundesweit nehmen 1826 Arbeiten am Wettbewerb teil. Die besten Beiträge kämpfen dann um einen der 50 Bundespreise. Die Beteiligung in Münster ist so groß wie nie zuvor. Das ist absoluter Rekord.\“ Die Bekanntgabe der Landes- und Förderpreisträger durch den Projektleiter bei der Körber-Stiftung, die den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten organisiert, Sven Tetzlaff, wird von den Schülerinnen und Schülern mit Spannung erwartet. Den Spitzenpreisträgern winkt eine Reise zum Bundespräsidenten in Berlin. 

Die vom Stadtarchiv vorbereitete Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten ist bis zum 4. Juli 2009 im Foyer des Stadthauses 1 montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr freitags und samstags von 8 bis 12 Uhr zu sehen. Im Stadtarchiv Münster werden alle Beiträge in voller Länge aufbewahrt und können dort eingesehen werden. 

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 0251 / 492 – 47 01
Fax: 0251 / 492 – 77 27
archiv@stadt-muenster.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 14.6.2009