Der Rhein in Vergangenheit und Gegenwart – Filmvorführung im LHA Koblenz

„Ein Bildgesang auf den Rhein, eine Beschwörung herrlicher Geister“ – in höchsten Tönen lobt der Kinematograph in seiner Ausgabe vom 29. Oktober 1922 den im selben Jahr hergestellten Stummfilm, der bei einer öffentlichen Veranstaltung des Vereins für Geschichte und Kunst des Mittelrheins (VGKM) am 5.7.2011 um 18 Uhr im Landeshauptarchiv Koblenz zu sehen ist.

Die Filmemacher und die Produktionsfirma Universum Film AG (Ufa) wagten etwas Neues: Sie kombinierten Bilder für Lehrfilme mit gestellten historischen Spielszenen und Trickaufnahmen. Entstanden ist „ein belehrendes Bild vom Entstehen, vom Lauf und den Mündungen des Rheins“, wie in der Vossischen Zeitung am 3. Dezember 1922 zu lesen war. Die Interalliierte Rheinlandkommission untersagte die Vorführung in den besetzten Gebieten des Rheinlands. Frau Martina-Werth-Mühl, Referatsleiterin im Bundesarchiv, gibt weitere Hinweise zu diesem besonderen Film aus den Beständen des Bundesarchiv-Filmarchivs. Auch Nichtmitglieder und Gäste sind herzlich willkommen.

Veranstaltungsdatum:
5. Juli 2011, 18 Uhr

Veranstaltungsort:
Landeshauptarchiv Koblenz
Karmeliterstraße 1-3
56068 Koblenz
Telefon: 0261/9129-0
Telefax: 0261/9129-112
post@landeshauptarchiv.de

Kontakt:
Verein für Geschichte und Kunst des Mittelrheins e.V.
56068 Koblenz
r.hanke@landeshauptarchiv.de

Quelle: Verein für Geschichte und Kunst des Mittelrheins e.V., Pressemitteilung, 23.6.2011

21. Landesarchivtag Mecklenburg-Vorpommern in Neubrandenburg abgehalten

Am 21. Juni 2011 wurde der 21. Landesarchivtag Mecklenburg-Vorpommern in Neubrandenburg abgehalten. In diesem Jahr standen die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und die der Nachkriegszeit im Mittelpunkt der Tagung. Dem entsprechend widmete sich der erste Tag der Konferenz der Geschichte einzelner Archive während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur. Matthias Manke (Schwerin) sprach über das Geheime und Hauptarchiv Schwerin, Dirk Schleinert (Magdeburg) über das preußische Staatsarchiv Stettin, Angela Hartwig (Rostock) über das Universitätsarchiv Rostock und Uwe Kiel (Greifswald) über das Stadtarchiv Greifswald.

Am zweiten Tag lag der Fokus dann mehr auf der archivarischen Tätigkeit und dem Umgang mit historischem Kulturgut aus der Zeit des Nationalsozialismus. Hierbei verdeutlichte den Tagungsteilnehmern der Vortrag von Andreas Wagner (Rostock) über die Gedenkstättenlandschaft Mecklenburg-Vorpommern, dass die Aufarbeitung der Geschichte nicht Aufgabe der Archive und Museen allein sein kann, ehe sich die nachfolgenden Referenten zur aktuellen Forschungssituation in verschiedenen Kontexten äußerten.

Klaus Dieter Müller (Dresden) referierte zur Archivsituation und zum Forschungsstand betreffend sowjetischer Kriegsgefangener in deutscher Gefangenschaft, Michael Buddrus (Berlin) über Forschungen zur mecklenburgischen Kommunalgeschichte im Dritten Reich und Ekkehardt Kumbier (Rostock) zum Thema Euthanasie und Eugenik unter besonderer Berücksichtigung von Mecklenburg. Außerdem zeigte Eleonore Wolf, Gastgeberin und Leiterin des Stadtarchivs Neubrandenburg, interessante Aspekte zur Neubrandenburger Regionalgeschichte auf. Beispielsweise konnte die Archivarin durch ihre Forschungsergebnisse die bisher vorherrschende Ansicht widerlegen, dass sich tausende Neubrandenburger beim Einmarsch der Roten Armee das Leben genommen hätten. Nach Auswertung der Quellen ließen sich lediglich etwa 150 Suizide nachweisen, die meisten begangen von Frauen.

Zum Abschluss der Tagung besuchten die Teilnehmer die Gedenkstätte Fünfeichen. Hierbei handelt es sich um ein ehemaliges Kriegsgefangenenlager der deutschen Wehrmacht, welches 1939 als Stammlager (Stalag) II A errichtet wurde. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es von der sowjetischen Besatzung als Speziallager genutzt und dort als gefährlich eingestufte Personengruppen inhaftiert. Das Gefangenenlager Fünfeichen wurde 1949 aufgelöst.

Kontakt:
Dr. Dirk Alvermann (Vorsitzender Landesverbandes Mecklenburg Vorpommern im VdA)
Universitätsarchiv Greifswald
Baderstraße 4-5
17487 Greifswald
Telefon: 03834/ 861156
Telefax: 03834/ 861159
alvermann(@vda.archiv.net
www.vda.lvmecklenburg-vorpommern.archiv.net

Quelle: Nordkurier, 23.6.2011

Greven vor 100 Jahren

Das größte Dorf im Münsterland – so stellte sich Greven vor 100 Jahren selbst dar, so lernten es die Kinder. Denn die Industrialisierung hatte seit 1855 für einen großen Wachstumsschub gesorgt. Wie das Leben im Dorf zum Anfang des 20. Jahrhunderts verlief, präsentiert das Stadtarchiv Greven in einigen Facetten nun in einer Ausstellung, die vom Donnerstag, 30. Juni bis Dienstag, 2. August 2011 im Rathausfoyer zu den Öffnungszeiten des Rathauses gezeigt wird. Unterstützt wird die Ausstellung durch den Heimatverein Greven, dessen Arbeitskreis Bilddokumente zahlreiche zeitgenössische Ansichten Grevens beisteuert.

Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 30. Juni um 19 Uhr. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Peter Vennemeyer wird Privatdozentin Dr. Sabine Mecking (Uni Münster/Uni Düsseldorf) einen Vortrag halten mit dem Titel: "Westfalen im Kaiserreich 1871-1918". Der Eintritt ist frei, alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Auch diese Veranstaltung ist eine Kooperation von Stadtarchiv und Heimatverein. "Die Ausstellung ist eine schöne Möglichkeit zu zeigen, wie wenig bislang über die Zeit des Kaiserreichs für die Ortsgeschichte geforscht wurde", sagt Stadtarchivar Dr. Stefan Schröder. "Und auch die Ausstellung selbst kratzt vielfach nur an der Oberfläche. Was kein Wunder ist – schließlich finden sich im Stadtarchiv hunderte Akten aus dieser Zeit."

Thematisiert werden in der Ausstellung bislang eher unbekannte Aspekte wie die Lokalpolitik, Lokalzeitungen, der Beginn gewerkschaftlicher Aktivitäten, die Veränderung des Dorfes durch die Industrialisierung oder die Mentalitäten der Einwohnerschaft. Angesichts des diesjährigen Schuljubiläums des Gymnasium Augustinianum darf ein Rückblick auf eine der Vorgängerschulen, die als Rektoratschule 1911 ihr 50-jähriges Jubiläum feierte, nicht fehlen. "Wenn mit der Ausstellung deutlich wird, wie viel Forschungsbedarf über Greven im 19. Jahrhundert besteht und wie gut die Recherchemöglichkeiten dafür im Stadtarchiv Greven sind, würde damit ein weiteres Ziel erreicht. Mit unserer Öffentlichkeitsarbeit wollen wir auch dafür werben, aktiv zu werden und weiterzuforschen. Das Angebot ist so vielfältig, dass sich damit von der Schülerfacharbeit über Heimatforschung bis zur Doktorarbeit alles machen ließe!", schildert Schröder die Möglichkeiten für die aktive Nutzung des Stadtarchivs.

Kontakt:
Stadtarchiv Greven
Rathaus, Raum B 18 (Untergeschoss)
Rathausstraße 6
48268 Greven
Tel. 02571 920-358

Quelle: Stadt Greven, Pressemitteilung, 22.6.2011

Mord und Totschlag in Remscheid

Im Rahmen des Wettbewerbs "Archiv und Jugend" des Landes Nordrhein-Westfalen arbeiten Schüler der Albert-Einstein-Gesamtschule Remscheid seit vier Monaten mit dem Archiv der Stadt Remscheid und der Museumspädagogik des Deutschen Werkzeugmuseums zusammen.

Ein Teil des Projekts mit dem Titel "Mord und Totschlag in Remscheid" beschäftigte sich mit der Recherche zu Gewalttaten im Remscheider Stadtgebiet zwischen Kriegsende und den späten 1970er Jahren. Die Ergebnisse dieser Recherche werden ab dem 27. Juni im Rahmen einer Ausstellung präsentiert, die bis zum 7. Juli 2011 im Remscheider Stadtarchiv gezeigt wird.

Veranstaltungsdaten:
27. Juni 2011 – 7. Juli 2011, Öffnungszeiten: Dienstags: 14.00-19.00 Uhr, Mittwochs: 09.00-13.00 Uhr und 14.00-16.00 Uhr, Donnerstags: 09.00-13.00 Uhr, Eintritt frei

Veranstaltungsort:
Stadtarchiv Remscheid
Hastener Str. 100-102
42855 Remscheid

Kontakt:
Archiv
Historisches Zentrum der Stadt Remscheid
Hastener Str. 100-102
Postfach 42849
42855 Remscheid
Telefon: 02191/162519
Telefax: 02191/162055
werkzeugmuseum-hiz@str.de

Quelle: Stadt Remscheid, Pressemitteilung, 22.6.2011

Historische Postkartensammlung dauerhaft ans Stadtarchiv Magdeburg verliehen

Magdeburgs Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper hat am 20. Juni 2011 aus den Händen von Jens Eckhardt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kunst und Kultur der Stadtsparkasse Magdeburg, die historische Postkartensammlung der Familie Lück entgegengenommen. Sie kann ab sofort im Stadtarchiv Magdeburg genutzt werden.

Die Ansichtskartensammlung der Eheleute Annemarie und Johannes Lück umfasst rund 300.000 Karten, von denen ca. 12.000 einen stadtgeschichtlichen Bezug zu Magdeburg haben. Diese Karten sind bereits digitalisiert und für die Archivarbeit erschlossen. Die weiteren Ansichtskarten zeigen Städtefotos oder Landschaften aus aller Welt, vertreten sind auch sogenannte Anlasskarten, also Karten, die zu Geburtstagen oder Jubiläen verschickt wurden. Die ältesten Exemplare aus der Sammlung stammen von ca. 1875 und waren so genannte "Korrespondenzkarten".

"Ich freue mich, dass eine der größten und wertvollsten Sammlungen von Ansichtskarten unserem Stadtarchiv anvertraut wird", so Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper anlässlich der Übergabe. "Dies ist nicht nur ein Vertrauensbeweis gegenüber unserem Archiv, hier erhalten wir einen Schatz, der Wissenschaftlern und Heimatforschern vielfältige Möglichkeiten der Nutzung bietet." Teile der Sammlung waren bereits in verschiedenen Ausstellungen zu sehen, z.B. in der Präsentation "Magdeburg gesammelt" zum Stadtjubiläum oder im IBA-Shop, wo ca. 600 Karten aus der Sammlung zeigten, wie die Magdeburger um die Jahrhundertwende von, mit und an der Elbe lebten.

Die beeindruckenden Bildzeugen informierten über historische Ereignisse, Ausflugsziele, Gaststätten, Sportanlagen, Badeanstalten, Brücken, Fähren, Häfen und Stadtteilansichten. Die Ansichtskartensammlung der Eheleute Lück bleibt Eigentum der Stiftung Kunst und Kultur der Stadtsparkasse Magdeburg. Sie wird dem Archiv als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Das Stadtarchiv wird die Sammlung schrittweise für die Nutzung erschließen. "Wir übergeben dem Stadtarchiv Magdeburg sehr gern unsere Sammlung als Dauerleihgabe", begründet der Vorstandvorsitzende der Stiftung Kunst und Kultur der Stadtsparkasse, Jens Eckhardt die Übergabe. "Hier ist das Personal mit dem entsprechenden historischen Fachwissen und den fundierten Erfahrungen, hier ist die Sammlung gesichert, hier wird sie erschlossen, sorgfältig aufbewahrt und der Forschung sowie interessierten Bürgerinnen und Bürgern zugänglich macht. Alles das konnten wir als Stiftung nicht immer gewährleisten."

Die Idee zur Einführung der Postkarte teilen sich der Österreicher Dr. Emanuel Herrmann (1869) und der Deutsche Heinrich von Stephan (1870). Die Postkarte (früher Correspondenzkarte, Carta postale) ist eine offene Karte, die auf der Vorderseite neben dem Wertstempel (Briefmarke) die Adresse und auf der Rückseite Platz für schriftliche Mitteilungen enthält (s. Meyers Konversationslexikon 1897). Mitteilungen ohne Briefumschlag, offen lesbar auch für Unbeteiligte – ein solches Kommunikationsmittel hielt die Postverwaltung lange für "unschicklich". Erst 1870 führte die norddeutsche Post die "Korrespondenzkarte" ein und es war zunächst der deutsch-französische Krieg, der sofort für reißenden Absatz sorgte: Denn als Feldpostkarte wurde das neue Medium kostenlos zwischen Front und Heimat befördert. Ein Bild sah die von der Post entworfene Korrespondenzkarte nicht vor. Aber am 16.7.1870, dem Tag der Mobilmachung, gab ein Oldenburger Buchdrucker eine Karte auf, die er selbst mit einer kleinen Illustration zum Thema "Es gibt Krieg" versehen hatte. Adressiert war diese Karte, die als erster Vorläufer der Ansichtskarten gilt, an die Schwiegereltern des Druckers – in Magdeburg.

Privat hergestellte Karten beförderte die Post ab 1872, kommerziell arbeitende private Verlage mussten noch warten: 1885 erhielten sie die offizielle Erlaubnis Bildpostkarten herzustellen und zu vertreiben. Und damit begann nun das "Goldene Zeitalter" der Ansichtskarte. 88 Millionen Karten wurden 1899 allein in Deutschland produziert, 5 Jahre später waren es über 1 Milliarde. Es gibt auf den Karten Kitsch, Kurioses, Frivoles, Kaiser- und Fürstenhäuser, Politisches, Propaganda, Soldaten, Krieg, Dichter, Denker und die ach so beliebten Frauengestalten in graziöser Pose (besonders im Jugendstil) zum Verschicken und Sammeln. (Zitat aus: Udo Christoffel, Berlin-Wilmersdorf in Stadtansichten, Berlin 1984, S. 12)

In dieser Zeit um 1900 war die Postkarte das erste und einzige Medium, das massenweise Bilder in die Welt schickte. Jede einzelne Ansicht war eine kleine Sensation und entsprechend begehrt. Nicht nur bei Sendern und Empfängern, sondern auch bei Liebhabern: Schon in den 1890er Jahren gründeten Postkartensammler Vereine, Sammlerzeitschriften und -alben erschienen auf dem Markt. Darüber hinaus wurden zu bestimmten Themen wie Badeleben, Fliegers Werben, Liebesfreuden, etc. Folgen und Serien herausgegeben, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Die Karten waren Zeichnungen, Stahlstiche, Holzschnitte (manchmal auch nur Stempel) und natürlich hochwertige Fotografien. Es waren oft Erzeugnisse hoher Druckqualität, jedoch veränderten die Operateure oft die Oberfläche mit Lack und Firnis, durchsichtigen Folien und Perlmutt (besonders bei Nachtaufnahmen und "Mondkarten") und auch Glaskügelchen, Metall und farbigem Sand. Prägekarten mit Stoff, Seide und Plüsch sind keine Seltenheit und sogar "duftende Postkarten" wurden verschickt.

Neben den besonderen gesellschaftlichen und politischen Höhepunkten wurden unvorhersehbare Ereignisse wie Trockenheit der Elbe, Naturkatastrophen, Schiffsunfälle, Flugzeugabstürze, Eisenbahnunfälle etc. gezeigt. Aber auch das tägliche Leben oder das im Urlaub, seltene Daten (wie 11.12.13) bis hin zu Besonderheiten (der dickste Mann der Welt, der älteste Zooelefant in Leipzig) werden auf Postkarten dokumentiert. Oft mit Rahmen, sind u. a. auch Hufeisen, Kleeblatt, Fisch, Taube oder Briefbote dargestellt. Feste, Tagungen, Ausstellungen und auch der erste Mai (erstmalig 1890) nutzten die Möglichkeiten der Postkarten – oft mit einem Standardtext -, die zum halben Preis eines Briefes verschickt werden konnten.

Bis 1905 war die eine Seite der Postkarte nur der Anschrift, dem Absender und dem Poststempel vorbehalten und Mitteilungen waren lediglich auf der Bildseite erlaubt. So erklären sich die oft beschriebenen Ansichten oder die kleinen Formate der Ansichten und Fotos. Das Lesen der Texte zeigt neben den alltäglichen Dingen auch Geschäfte auf. "Morgen, Donnerstag früh gegen 12.00 Uhr, werden wir den Hund, der auf den Namen "Lug" hört, per Eilgut Ihnen nach Goslar zu…" Jedoch oft überwiegt das scheinbar Banale, es sind ja keine Briefe, die auf die Waage gelegt werden. Die Postkarten sprechen uns heute, 100 Jahre später, mit geschraubten Texten, eleganter, unbeholfener, hastiger, jugendlicher und kindlicher Schönschrift an, oft in Bierlaune und/oder Urlaubsstimmung geschrieben… "In alter Frische, Dein Ottchen".

Aus der ersten Generation von Ansichtskartensammlern stammte der Großvater von Annemarie Lück. Seine Sammlung wie seine Leidenschaft gab er an die Enkelin weiter, die wiederum steckte um 1960 ihren Mann an – gemeinsam haben Annemarie und Johannes Lück über 40 Jahre lang rund 300.000 Postkarten aus aller Welt zusammen getragen, ca. 12.000 davon sind Magdeburger Karten. Karten in Alben, in gut sortierten Archivschränken, in Mappen, Kisten und Kästen. Erwerbsdaten auf jeder Karte notieren, dazu ein Archivbuch führen – Sammeln macht nicht nur Spaß, es macht auch Arbeit, verschlingt Zeit, Kraft und Platz. Fast jeder Sammler stößt irgendwann an zumindest eine dieser Grenzen. Und dann? Was passiert mit der Sammlung, wenn der Sammler nicht mehr kann? Findet sich niemand, der die Kapazitäten besitzt, eine komplette Sammlung zu übernehmen, wird sie zerlegt und in Einzelteilen verkauft. Um dies zu verhindern hat die Stiftung Kunst und Kultur der Stadtsparkasse Magdeburg die Sammlung Lück gekauft. Und zwar nicht wegen ihres Handelswertes, sondern um 300.000 Belege gepflegter Dokumentationslust eines Magdeburger Ehepaars zu bewahren. Und um ca. 12.000 historische Magdeburger Ansichtskarten in der Stadt und für die Stadt zu erhalten.

Kontakt:
Stadtarchiv Magdeburg
Bei der Hauptwache 4
39104 Magdeburg
Telefon: 0391/5402515
archiv@magdeburg.de

Quelle: Stadt Magdeburg, Pressemeldung, 20.6.2011

Ausstellung von Originalfotografien aus dem Historischen Archiv Krupp

Herr Krupp im Gehrock. Arbeiter vor glühendem Stahl. Die riesige Schmiedepresse im Einsatz. Das surreale Bild eines fliegenden Geschützwagens. Ernstblickende Direktoren beim Treffen auf Hügel. Bertha, die begehrteste Erbin im Kaiserreich im opulenten Abendkleid und der letzte Krupp auf Reisen. Fotografische Schätze aus zwei Jahrhunderten werden seit dem 18. Juni 2011 in der Villa Hügel Essen gezeigt.

Im einstigen Wohnhaus der Familie Krupp ist damit erstmals eine Ausstellung zu sehen, die eng mit dem Ort selbst verbunden ist: „Krupp. Fotografien aus zwei Jahrhunderten“. Es ist eine Entdeckungsreise in die Geschichte der Fotografie mit mehr als 400 Aufnahmen und Objekten. Sie spiegeln Unternehmens- und Familiengeschichte, werfen Streiflichter auf industriellen Aufschwung und das Weltgeschehen. Aufwändige fotografische Inszenierungen und private Schnappschüsse ergänzen sich und dokumentieren eindrucksvoll die Macht der Bilder von den Anfängen der Fotografie bis zur zeitgenössischen Fotokunst.

"Vor 200 Jahren, am 20. November 1811, gründete Friedrich Krupp in Essen seine Gussstahlfabrik. Das ist ein guter Grund in diesem Jahr einen Blick zurück in die Geschichte zu werfen", erklärt Prof. Dr. h.c. mult. Berthold Beitz, Kuratoriumsvorsitzender der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. "Wir tun das, indem wir zum ersten Mal wertvolle Originale aus der fotografischen Sammlung des Historischen Archivs Krupp ausstellen. Es bewahrt mehr als zwei Millionen Fotografien auf. Von keinem Unternehmen, keiner Industriellenfamilie sind wohl so viele Bilder erhalten. Mit der Sonderausstellung stellen wir einen repräsentativen Querschnitt dieses besonderen historischen Schatzes vor."

In 15 Räumen der Villa Hügel sind in aufwändig gestalteten Themenbereichen gewaltige Produktionsstätten und legendäre Produkte, Arbeiter und Direktoren, prominente Besucher und Sozialeinrichtungen, Familienporträts und Reisealben – Schnappschüsse und Inszenierungen zu sehen. Ein Begleitprogramm, bestehend aus vier Vorträgen, greift die Hauptthemen der Ausstellung auf und vertieft sie. Die Referenten sprechen über Porträtfotografie und frühe Herstellungsverfahren, über die Inszenierung von Industrie und die Blickweisen eines Künstlers mit der Kamera. Die Veranstaltungen am 5. Juli, 2. August, 4. Oktober und 8. November beginnen jeweils um 19 Uhr im Großen Haus der Villa Hügel Essen. Der Eintritt ist frei.

Veranstaltungsdaten:
Öffnungszeiten: 18. Juni – 11. Dezember 2011, Dienstag bis Sonntag 10.00 – 18.00 Uhr, Eintrittspreise für die Villa Hügel inklusive Park, Historische Ausstellung Krupp und Fotografieausstellung: Erwachsene 3 €, Kinder (bis zum 14. Lebensjahr) frei, Schulkassen in Lehrerbegleitung ebenfalls frei.

Veranstaltungsort:
Villa Hügel
Haraldstraße
45133 Essen

Buch zur Ausstellung:
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (Hg.), Krupp. Fotografien aus zwei Jahrhunderten, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2011, 232 S. und rd. 200 Abb., 24,90 Euro, ISBN 978-3-422-02308-6

Kontakt:
Kulturstiftung Ruhr
Villa Hügel
45133 Essen
Telefon: 0201/616290
Telefax: 0201/6162911
office@villahuegel.de
www.villahuegel.de

Quelle: Kulturstiftung Ruhr, Pressemeldung, 16.6.2011

Wettbewerb für Neubau Kölner Stadtarchivs entschieden

Der Wettbewerb für den Neubau des Historischen Archivs der Stadt Köln und der Kunst- und Museumsbibliothek Köln ist entschieden. Das Preisgericht hat am 17. und 18. Juni 2011 getagt und insgesamt 40 Entwürfe von nationalen und internationalen Architektenteams bewertet. Unter dem Vorsitz von Professor Carlo Weber stimmte das Preisgericht für den Entwurf des Büros Waechter + Waechter Architekten Darmstadt.

"Die Stadt Köln hat es sich zum Ziel gesetzt, das sicherste und modernste Archiv Europas zu errichten. Diesen Anspruch haben wir an die Architekten gestellt, und ich bin zuversichtlich, dass wir dies jetzt auch erreichen werden. Sechs Monate nach dem Einsturz in der Kölner Südstadt im März 2009 hat der Kölner Rat bereits den Grundsatzbeschluss für den insgesamt rund 86 Millionen Euro kostenden Neubau gefasst, der Grundlage war für diesen Wettbewerb. Gründlich, aber zügig, sollen die nächsten Schritte erfolgen, so dass das Historischen Archiv und die Kunst- und Museumsbibliothek im Jahr 2015 in ihrem neuen gemeinsamen Gebäude mit modernsten Möglichkeiten wieder für die Öffentlichkeit und Forschung zur Verfügung stehen", so Oberbürgermeister Jürgen Roters bei der Vorstellung der Preisträgerentwürfe.

In der Mitte des Neubaus befindet sich als "Schatzhaus", in der Höhe hervorgehoben, das große mehrgeschossige Magazin des Kölner Stadtarchivs. In der deutlich niedrigeren, umfassenden Bebauung sind Werkstätten und Verwaltungsräume sowohl des Archivs als auch der Kunst- und Museumsbibliothek untergebracht. Das lichtdurchflutete Foyer des Hauses öffnet sich großzügig zum Vorplatz an der Luxemburger Straße. Über eine einladende Treppenrampe sind von hier auf kürzestem Weg über eine mehrgeschossige Halle die Lesesäle des Historischen Archivs und der Kunst- und Museumsbibliothek im 1. Obergeschoss zu erreichen. Weitere für das Publikum interessante Räume, Ausstellungsflächen und ein Vortragssaal, liegen zwischen der Innenhalle und einem baumbestandenen Innenhof. Ein weiterer kleinerer Innenhof befindet sich westlich des Magazinkerns.

Die vorgeschlagene edle Baubronze als Fassadenmaterial unterstreicht die besonderen Werte, die sich im Gebäude befinden. Gegenüber der Wohnbebauung am Eifelwall wird ein wohl proportionierter Straßenraum geschaffen, der insbesondere davon profitiert, dass die Traufhöhe der gegenüberliegenden Bebauung nicht überschritten wird. Der zweite Preis ging an die Architekten Nieto Sobejano Arquite aus Berlin, der dritte Preis an Thomas Müller Ivan Reimann Architekten mbH aus Berlin, der vierte Preis an Staab Architekten GmbH aus Berlin, der fünfte Preis ging nach Köln an Van den Valentyn Architektur.

\"Wettbewerbsentwürfe

Die Preise sind wie folgt dotiert:
1. Preis 62.500 Euro
2. Preis 50.000 Euro
3. Preis 37.500 Euro
4. Preis 30.000 Euro
5. Preis 20.000 Euro

Die mit jeweils 10.000 Euro dotierten fünf Anerkennungen erhielten die Büros Gottfried Böhm, Köln, Stanton Williams, London, Paul Bretz Architekten GmbH, Luxemburg, Max Dudler, Berlin und gmp Generalplanungsgesellschaft, Aachen. Alle Wettbewerbsarbeiten (Modelle, Ansichten, Pläne, Erläuterungen) werden vom 21. Juni bis 5. Juli 2011 im Kölner Rathaus, Spanischer Bau, Lichthof, ausgestellt und sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Öffnungszeiten sind: montags und mittwochs, 8 bis 16 Uhr, dienstags und freitags, 8 bis 18 Uhr, donnerstags, 8 bis 20 Uhr sowie samstags, sonntags und feiertags, 11 bis 18 Uhr. Die Ausstellungseröffnung nahmen am Dienstag, 21. Juni 2011, der Beigeordnete für Planen und Bauen, Bernd Streitberger, und der Beigeordnete für Kunst und Kultur, Professor Georg Quander, vor.

Nach dem Einsturz des Historischen Archivs am 3. März 2009 ist die Verwaltung des Archivs nach einer temporären Zwischenstation im Stadthaus Deutz seit April 2010 vorübergehend am Heumarkt 14 in der Kölner Innenstadt untergebracht. Der Rat der Stadt Köln hat im September 2009 über den neuen, endgültigen Standort für das Historische Archiv und die bisher an fünf Standorten in Köln vorzufindende Kunst- und Museumsbibliothek entschieden: Der Neubau wird auf einem rund 9.000 Quadratmeter großen städtischen Grundstück am Eifelwall/Ecke Luxemburger Straße im Stadtteil Köln-Neustadt/Süd realisiert. Von den Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmern wurden städtebaulich, architektonisch und funktional anspruchsvolle Entwürfe erwartet. Die Planung und die spätere Errichtung eines Gebäudes für diese beiden bedeutenden wissenschaftlichen Einrichtungen verlangt von allen Beteiligten eine intensive Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aufgabenbereichen, Inhalten und Zielen der künftigen Nutzerinnen und Nutzer. Am Eifelwall soll das modernste und sicherste Kommunalarchiv Europas entstehen. Es will zum einen Bürgerinnen, Bürger, Verwaltung und Wissenschaft einladen, an der großen Kölner Geschichte und deren Schätzen teilzuhaben und zum anderen die internationale Kunstgeschichte, insbesondere des 20. und 21. Jahrhunderts, vermitteln.

Vorgesehen ist ein einladendes, offenes und gleichzeitig hochfunktionales Haus, das sowohl Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftler als auch Studentinnen, Studenten sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger anspricht. Strengste konservatorische Erfordernisse sollen mit Energieeffizienz und möglichst geringen Betriebskosten vereint werden. Daher sollte die Planung auch unter dem Aspekt eines energieoptimierten Bauens im Sinne des so genannten Passivhausstandards erfolgen. Eine große Herausforderung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs war die Umsetzung des funktional äußerst vielschichtigen und anspruchsvollen Raumprogramms. Es weist einen Umfang von rund 30.400 Quadratmetern Bruttogeschossfläche zuzüglich einer Tiefgarage auf. Hiervon entfallen etwa 20.000 Quadratmeter auf das Historische Archiv und rund 10.400 Quadratmeter auf die Kunst- und Museumsbibliothek. Eine wichtige Forderung war zudem, dass die unterschiedlichen Nutzungen einerseits eigenständig betrieben werden können, und dass das Haus andererseits für das Publikum attraktive gemeinsame Foyer- und Veranstaltungsräume aufweist. So sind künftig der Lesesaal des Historischen Archivs und der Lese- und Arbeitsbereich der Kunst- und Museumsbibliothek vom gemeinsamen Foyer aus zugänglich.

An die Sicherheit der Magazinräume werden baulich und klimatisch höchste Anforderungen gestellt, um größtmöglichen Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen, Vandalismus, Diebstahl und Naturkatastrophen zu gewährleisten. Aus dem hohen Eigengewicht der Regalanlagen und Planschränke und dem beträchtlichen Gewicht der eingelagerten Bestände ergeben sich ebenso höchste Anforderungen an die Statik und Magazinflächen. Da falsche Klimabedingungen und Klimaschwankungen zu irreparablen Schädigungen des Archiv- und Bibliotheksguts führen, müssen Schwanken der Temperatur und Luftfeuchtigkeit soweit wie möglich reduziert werden. Auf die Restaurierungswerkstatt kommt in den nächsten Jahrzehnten über die normalen, erhaltenden und konservierenden Aufgaben auch die große Aufgabe der Wiederherstellung der vom Einsturz geschädigten Bestände zu. Daher wird die Restaurierungswerkstatt künftig neben den normalen Räumen wie Werkstatt und Labor auch über spezielle Nass- und Trocknungsräume und einen eigenen Bereich für die Gefriertrocknung verfügen. Der Neubau bildet den Auftakt zu der im Masterplan Innenstadt vorgeschlagen baulichen Erweiterung entlang des Inneren Grüngürtels. Derzeit steht auf dem städtischen Gelände ein veraltetes Gebäude, in dem das städtische Umweltlabor, ein Lebensmittellabor sowie eine Holzhandlung untergebracht sind. Ergänzend zum Neubau für Archiv und Kunst- und Museumsbibliothek soll am Eifelwall Wohnbebauung entstehen, die zusammen mit den städtischen Neubauten als städtebauliches Ensemble wirken soll.

Der Wettbewerb war als einphasiger, begrenzter Wettbewerb mit europaweiter Ankündigung und vorgeschaltetem Auswahlverfahren ausgelobt. Das Wettbewerbsverfahren war anonym, ihm lagen die Regeln der Auslobung von Wettbewerben (RAW 2004) zugrunde. Ausloberin des Realisierungswettbewerbs war die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln. Der Wettbewerb wurde von dem Darmstädter Architekturbüro Freischlad + Holz durchgeführt und begleitet.

Kontakt:
Historisches Archiv der Stadt Köln
Heumarkt 14
50667 Köln
Telefon: 0221/22124455
Telefax: 0221/22122480
historischesarchiv@stadt-koeln.de
www.stadt-koeln.de/historisches-archiv

Quelle: Stadt Köln, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressemitteilung, 19.6.2011

Portal Lippische Ziegler eröffnet

„Archive müssen auch und gerade in der digitalen Welt ihre Potentiale und Angebote einer breiten Öffentlichkeit bekannt und zugänglich machen. Das Portal "Lippische Ziegler" leistet dazu einen wichtigen Beitrag“. Mit diesen Worten stellte NRW-Kulturministerin Ute Schäfer in der Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs NRW ein Kooperationsprojekt zwischen dem Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam und dem Landesarchiv NRW vor.

„Wir hüten einen richtig wertvollen Schatz“, so die Ministerin über die im Landesarchiv verwahrten Archivalien. Das Internetportal „Lippische Ziegler“ verbindet und präsentiert in fast einmaliger Weise digitalisiertes Archivgut zur Geschichte der Wanderarbeiter aus Lippe, Informationen zu den Archivbeständen des Landesarchivs NRW, Quellenkunde und Forschungsergebnisse zur historischen Arbeitsmigration. Die Ministerin lobte die Initiative, weil sie dazu beitrage, „historische Themen modern zu präsentieren und sie damit auch denen zugänglich zu machen, die wenig Berührungspunkte mit traditioneller Archivarbeit haben“.

Zusammen mit Prof. Dr. Jan Lucassen vom Internationalen Institut für Sozialgeschichte und Dr. Bettina Joergens vom Landesarchiv NRW demonstrierten Ministerin Schäfer bei der Freischaltung des Angebots, auf welche Weise das vom Landesarchiv NRW betriebene Portal „Archive in NRW“ und das Angebot des IISG miteinander verbunden sind. Sie navigierte von der Internetseite der Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs NRW direkt zum Portal „Lippische Ziegler“ auf den Seiten des IISG.

Neben Informationen zur Geschichte der Wanderarbeit aus Lippe bietet das Internetportal „Lippische Ziegler“ eine Datenbank, in der nach Personennamen gesucht werden kann. Die Ergebnisse der Datenbankrecherche können direkt online in den erstmals digital veröffentlichten historischen Akten aus dem Landesarchiv NRW überprüft werden. Mit dieser Aufbereitung der Akten aus der Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs NRW erführen „die Menschen hier in Lippe und in ganz Nordrhein-Westfalen … mehr über ihre Geschichte ihrer Heimat und ihrer Vorfahren“, betonte die Ministerin. Gleichzeitig wies sie auch auf die Bedeutung der Archive als „außerschulischen Lernort für Schülerinnen und Schüler sowie insbesondere Studierende“ hin.

Das Fürstentum Lippe war vom 18. bis zum 20. Jahrhundert Ausgangsregion für Tausende von Ziegeleiarbeitern. Sie verließen in jedem Frühjahr aufs Neue ihre Heimat, um in ganz Deutschland und in den Nachbarländern Arbeit zu finden. Die Niederlande waren ein frühes Ziel der Ziegler, die sich in den großen Kreis der Hollandgänger aus dem Rheinland und Westfalen einreihten. Wie z. B. die heute noch existenten Zieglervereine belegen, identifizieren sich viele Lipper mit der Geschichte der Wanderarbeit. Kein Wunder, denn sie prägte etwa zwei Jahrhunderte lang das soziale Gefüge, die wirtschaftliche und familiäre Situation der gesamten Region. Umso erfreulicher ist es, dass nun Originalquellen für die private und wissenschaftliche Forschung online zugänglich und komfortabel auswertbar sind.

Jan Lucassen und Piet Lourens vom Internationalen Institut für Sozialgeschichte Amsterdam (IISG) in Amsterdam erforschen seit vielen Jahren die Geschichte der Ziegeleiarbeiter, deren Arbeitsbiografien und familiäre Situationen. Grundlage dafür sind die im Landesarchiv NRW Abt. OWL aufbewahrten Akten, denn, so Prof. Lucassen: „Nirgendwo sonst auf der Welt lassen sich so viele und dichte Informationen zu Saisonarbeitern mit Angaben zu Herkunft und Zielort für einen so großen Zeitraum und eine so frühe Zeit in diesem Umfang finden. Für die Geschichte der Migration, der Arbeit und der Familien sind sie von unschätzbarem Wert.“ Für das Internetportal zu den lippischen Zieglern haben Lucassen und Lourens die Ergebnisse ihrer Forschung zusammengestellt und verbunden mit den vom Landesarchiv NRW bereitgestellten Findmitteln und archivischen Quellen. „Dank der Zusammenarbeit zwischen dem Internationalen Institut für Sozialgeschichte in Amsterdam (IISG) und dem LAV NRW werden diese Daten, eingebettet in ihrem historischen Kontext, nun zur Verfügung gestellt“, so der Historiker Jan Lucassen.

Die bewährte deutsch-niederländische Zusammenarbeit im Archivwesen werde mit diesem „Joint-Venture“ fortgesetzt, ebenso die Zusammenarbeit zwischen Archiv und historischer Forschung. Dies betont Prof. Dr. Wilfried Reininghaus, Präsident des Landesarchivs NRW. Das Ziegler-Projekt stelle eine „moderne, zeitgerechte Form der Archivarbeit“ dar. Gleichzeitig knüpfe das Kooperationsprojekt an die Tradition der Detmolder Abteilung an, die seit langem – etwa beim Detmolder Sommergespräch – den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Archivarinnen und Archivaren einerseits und wissenschaftlich und privat motivierten Archivnutzern und -nutzerinnen andererseits unterstützt. Mit der Bereitstellung von über 15.000 Digitalisaten hat das Landesarchiv NRW die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass die Quellengrundlage für die historische Erforschung des Wanderzieglerwesens einer breiten Öffentlichkeit leichter zugänglich gemacht werden kann.

Grundsätzlich sei die Digitalisierung für die Archive keine Kleinigkeit, so Reininghaus. Die Menge und die besondere Beschaffenheit archivischer Unterlagen erforderten hohe Aufwände für die Digitalisierung und folglich eine Priorisierung der Projekte; auch setze jede Digitalisierung eine solide und elektronisch bereits verfügbare Erschließung der Archivbestände voraus. Kooperationen wie die mit dem IISG im Rahmen des Zieglerportals könnten den Archiven helfen, Schwerpunkte für Digitalisierungsprojekte zu ermitteln und in diesen Schwerpunkten einen Mehrwert archivischer Angebote durch Einbindung der Quellen in den historischen Kontext zu erzielen. Anlässlich der Freischaltung des Zieglerportals zeigt die Abteilung Ostwestfalen-Lippe des Landesarchivs NRW eine Ausstellung von 17 historischen Fotos von Ziegeleiarbeitern sowie Beispiele von Originalakten mit Ziegelbotenlisten aus dem Bestand der Lippischen Regierung. Diese kleine Ausstellung ist noch bis zum 2. September 2011 in Detmold zu sehen.

Kontakt:
Landesarchiv NRW Abt. Ostwestfalen-Lippe
Dr. Bettina Joergens
Willi-Hofmann-Str. 2
32756 Detmold
Telefon: 05231/766-112
bettina.joergens@lav.nrw.de

Quelle: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Pressemitteilung, 20.6.2011

Fertigstellung des Hauses der Stadtgeschichte in Mülheim verzögert sich

In Mülheim an der Ruhr wird derzeit die ehemalige Augenklinik in der Von-Graefe-Straße zum "Haus der Stadtgeschichte" umgebaut, in welchem nach Fertigstellung sowohl das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr als auch die Musikschule eine neue Heimat finden sollen. Zu Beginn der Planungsphase im Jahre 2009 war der Bezug des Gebäudes auf Anfang 2011 terminiert worden. Aufgrund unvorhersehbarer Probleme bei der Sanierung verschiebt sich der Einzug nach derzeitigem Stand jedoch auf April 2012.

Die Baumängel an der Immobilie wurden erst im Rahmen der Umbauarbeiten bemerkt. Zum einen handelt es sich um teilweise fingerbreite Risse im Mauerwerk, welche erst beim Abschlagen des Putzes sichtbar wurden und wahrscheinlich von einer Bombardierung in der Nacht auf den 23. Juni 1943 herrühren. Zum anderen stellte die ausgefallene Bauweise besonders die zuständigen Statiker vor immer neue Probleme. Da das Gebäude in den 50er und 60er Jahren etappenweise renoviert und umgebaut wurde, war jede Decke anders. Daher mussten einige Decken komplett erneuert, andere mit Stahlträgern versehen werden. Doch auch das Einlassen der Stahlträger war mit Schwierigkeiten verbunden, da die Arbeiter oftmals auf Hohlräume in den Wänden stießen, weil in der ehemaligen Augenklinik teilweise diagonale Schornsteine verlegt worden waren.

Auch die für einen Archivbau notwendige Trockenheit musste erst einmal hergestellt werden. Sowohl der Keller als auch das Dach erwiesen sich als undicht. Mittlerweile hat sich nicht nur die Bauzeit verlängert, sondern auch die Baukosten haben sich erheblich erhöht. In der Planungsphase waren diese noch auf 10,2 Millionen € veranschlagt worden, nun muss der Bauherr des Projektes, die Leonhard-Stinnes-Stiftung, mit etwa 20 Prozent mehr rechnen. Nach der Fertigstellung soll das Mülheimer ‚Haus der Stadtgeschichte‘ circa 4000 Quadratmeter Nutzfläche umfassen, 60 Prozent davon wird die Musikschule belegen.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon: 0208/4554260
Telefax: 0208/4554279
stadtarchiv@muelheim-ruhr.de

Quelle: Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung, 17.6.2011

Neue Broschüre »Mittelalterliche Schätze auf Pergament« des Stadtarchivs Bad Kreuznach

Jahrelang lagerten sie ohne besondere Beachtung in einem Kasten. Doch eine wissenschaftliche Anfrage brachte einen „kostbaren Schatz“ im Stadtarchiv Bad Kreuznach zu Tage. Handschriftenfragmente aus dem Mittelalter, die zum Teil älter sind als das Wahrzeichen unserer Stadt, die alte Nahebrücke mit ihren Brückenhäusern, und älter als die Kauzenburg.

Oberbürgermeister Andreas Ludwig präsentiert gemeinsam mit der Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann die Publikation „Mittelalterliche Schätze auf Pergament. Einige Kreuznacher Handschriftenfragmente.“ Ziel der neuen Schriftenreihe ist es, zum einen unbekannte, besondere oder herausragende Bestände des Stadtarchivs vorzustellen. „Zum anderen sollen bisher unerforschte Themen zur Bad Kreuznacher Stadtgeschichte einem interessierten Leserkreis näher gebracht werden; wissenschaftlich fundiert und mit interessanten Bildquellen illustriert“, so der OB.

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Abb.: Die kostbaren Schätze im Stadtarchiv präsentieren Oberbürgermeister Ludwig und Franziska Blum-Gabelmann (Foto: Stadt Bad Kreuznach)

Bei ihrer Recherche für die wissenschaftliche Erschließung und Katalogisierung von deutschen und lateinischen mittelalterlichen Schriften fragte Dr. Brigitte Pfeil im Jahr 2007 auch beim Stadtarchiv Bad Kreuznach an. Dort fand sich zunächst der gesuchte „Rennewart“, ein Werk in mittelhochdeutscher Sprache, das ursprünglich von Ulrich von Türheim, einem berühmten Dichter des Mittelalters, verfasst worden war. „Rennewart“ ist der „heidnische Königssohn aus dem Orient“. Erzählt wird sein Leben vom Aufstieg am karolingischen Königshof bis hin zu seinem Eintritt ins Kloster.

Gefunden wurden weitere handschriftlichen Fragmente aus dem 12. bis 15. Jahrhundert, mindestens eines aus dem 11. Jahrhundert. Herausragend dabei, da in dieser Form der Wissenschaft bis dato unbekannt, das „Speculum Virginum“. Der „Jungfrauenspiegel“ wurde um 1140 in lateinischer Sprache als Lehrtext für Klosterfrauen verfasst. Gemeinsam mit ihrem Doktorvater Universitätsprofessor (em.) Dr. Uwe Ruberg stellt Dr. Brigitte Pfeil in der Broschüre einige Handschriftenfragmente vor.

Die Broschüre, die vom Verlag Ess realisiert und gestaltet wurde, ist für 7,50 Euro im Buchhandel sowie im Stadthaus, Hochstraße 48, und im Stadtarchiv, Dessauer Straße 49, zu erwerben. Mit finanzieller Hilfe der Hans und Harry Staab Stiftung konnten die Pergamente restauriert werden. Dank gilt auch Dekanatskantor Klaus Evers, der im Graduale Romanum die Gesänge der Handschriften identifizieren konnte.

Aus diesen Ergebnissen leitete Stadtarchivarin Franziska Blum-Gabelmann die Idee „ mittelalterliches Hören und Sehen an einem authentischen Ort ab“. Am 29. März 2009 war die St. Nikolauskirche voll besetzt. Das „Chorale Augustiniense“ aus Pfaffen-Schwabenheim unter der Leitung von Martin Hindrichs sang Choräle. Ingo Espenschied präsentierte die Pergamentfragmente im Zusammenspiel mit den Referenten und dem „Chorale Augustiniense“. Für Oberbürgermeister Andreas Ludwig hat das Stadtarchiv einen hohen Stellenwert: „Das ist der Ort, an dem unsere historische Identität gewahrt und gepflegt wird.“ Mit dem Kauf des ehemaligen Hauses „Betten-Golling“ als neue Heimat für ein Stadtarchiv ist nach der Gründung der Stiftung Haus der Stadtgeschichte ein weiterer wichtiger Schritt getan.

Info:
Stadtarchiv Bad Kreuznach (Hg.),
Mittelalterliche Schätze auf Pergament, einige Kreuznacher Handschriftenfragmente,
Verlag Matthias Ess, Bad Kreuznach 2011,
32 S., 7,50 €, ISBN 978-3935516655

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Kreuznach
Dessauerstraße 49
55545 Bad Kreuznach
Telefon: 0671 / 9201162
stadtarchiv-bad-kreuznach@t-online.de

Quelle: Stadtverwaltung Bad Kreuznach, Pressemitteilung, 17.6.2011