Stadtarchiv Siegen erinnert an den Tabakanbau im Siegerland

Ausstellung im Leseaal zeigt Exponate aus nassau-oranischer Zeit.

Foto: Stadtarchiv Siegen.

Wer hätte das gedacht? Knapp 250 Jahre vor der Erlaubnis des kontrollierten Anbaus von Cannabis für den Eigenbedarf wurde schon im Fürstentum Nassau-Oranien der private Anbau von Tabakpflanzen beworben. Die 1780 in Herborn gedruckte Broschüre „Anweisung wie der Tabak zur eigenen Bedürfnis des Nassauischen Landmannes zu pflanzen und zum Rauchen zu bereiten ist“ ist Bestandteil der Historischen Bibliothek des Stadtarchivs Siegen, in der sie unter der Signatur-Nummer 1283 geführt und seit dem 2. September 2025 mit anderen Exponaten in einer Glasvitrine des Lesesaals präsentiert wird.

Schriftliche Nachweise über einen „Empfang von Tabak“ datieren bereits ins 17. Jahrhundert zurück, wie Warenrechnungen (sogenannte „Imposten“) aus dieser Zeit berichten. Neben Malz, Hopfen, Wolle, Hanf, Bier, Essig, Wein und Lederhäuten wurden beispielsweise im Jahr 1690 auch mehrere „Centner Tabak“ nach Siegen gebracht, wie die Stadtschöffen notierten. Die Erzeugnisse wurden damals entweder von einem „Cöllnischen Fuhrman“ oder von „Italianer, Frantze [Franzosen] undt Juden“ nach Siegen transportiert. Doch erst einhundert Jahre später wurde augenscheinlich der Versuch unternommen, den Anbau mit landesherrlicher Genehmigung auch im Siegerland zu fördern und zu reglementieren. „Ausdrücklich wir in der Druckschrift aus dem Jahr 1780 beispielsweise vor dem sogenannten ‚türkischen Tabak‘ mit seinen dunkelgrünen Blättern und seiner berauschenden Wirkung gewarnt“, wie Christian Brachthäuser vom Stadtarchiv Siegen zu berichten weiß. „Die Broschüre trägt aber weniger den Charakter eines Ratgebers für Hobbygärtner in nassau-oranischer Zeit als vielmehr einer erzieherischen Maßnahme, um möglichen Missbrauch vorzubeugen“, so der Bibliothekar. Offenbar handelte es sich schon damals um ein lukratives Geschäft. Zu Jahresbeginn 1798 kündigte der Siegener Tabakfabrikant Johann Henrich Schweisfurth die Eröffnung einer Tabak-Schule auf der Sieghütte an. Seine Motivation: Durch einen erlernten Umgang mit Tabakpflanzen sei man besser imstande, „unächte, schlechte, manchmal durch allerhand Schmierereyen und schädliche Farben verfälschte, der Gesundheit nachtheilige Waare“ aus dem Verkehr zu ziehen, wie es in einer Presseannonce vom 6. Januar 1798 in den „Dillenburgischen Intelligenz-Nachrichten“ heißt. Denn längst hatte man auch unter dem „Krönchen“ erkannt, dass Rauchtabak „zu einem wichtigen Handels-Artickel geworden ist“, so Schweisfurth.

Ausgewählte historische Schriftzeugnisse zur Geschichte des Tabakanbaus und -konsums in Stadt und Land Siegen können in einer Glasvitrine im Lesesaal des Stadtarchivs Siegen (KrönchenCenter, Markt 25 in 57072 Siegen – 3. Etage) besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Stadtarchiv Siegen
KrönchenCenter
Markt 25
57072 Siegen
Tel: 0271/404-3086
E-Mail: stadtarchiv@siegen.de

Quelle: Stadtarchiv Siegen, Pressemeldung, 26. August 2025.

Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 3/2025


Wer kennt nicht die beiden weltbekannten Sportartikelhersteller „Adidas“ und „Puma“? Mag die Verbindung beider Sportmarken zur Textilindustrie beziehungsweise zunächst natürlich vorrangig zur Sportschuhherstellung auf der Hand liegen, so dürfte eine bisher unbekannte Facette der Geraer Stadtgeschichte und gleichzeitig ein Aspekt der Familiengeschichte der berühmten Dassler-Brüder überraschen. Lernten sich doch die Eltern der Firmengründer von „Adidas“ (Adolf Dassler) und „Puma“ (Rudolf Dassler), Christoph und Pauline Daßler, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Gera kennen und gingen auch hier den Bund der Ehe ein.

Die Hintergründe rund um den Erwerb des Geraer Bürgerrechts durch den in Herzogenaurach geborenen Tuchmacher Christoph Daßler und die Berührungspunkte seiner Familie zur Stadt Gera werden in der dritten diesjährigen Ausgabe der „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ in den Blick genommen.

Unter dem Titel „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ informiert das Stadtarchiv Gera vierteljährlich die interessierte Öffentlichkeit über aktuelle Herausforderungen und historische Themen rund um die Arbeit des Stadtarchivs.

Der Informationsbrief wird per E-Mail versandt und kann auf der Internetseite im Downloadbereich heruntergeladen werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-214
stadtarchiv@gera.de

Römische Funde aus Frechen-Königsdorf

Ausstellung im Stadtarchiv Frechen zeigt Leihgaben des LVR-Landesmuseums Bonn.

Bei Ausgrabungen in Frechen-Königsdorf kamen im Jahr 2004 beeindruckende Funde einer villa rustica ans Licht – eines römischen Landguts, das vom 1. bis zum 5. Jahrhundert nach Christus bewohnt war. Das Gut lag am nördlichen Ortsrand von Königsdorf, wo sich heute das Neubaugebiet „In der Widdau“ erstreckt.


Abb.: Die Ausstellung eröffneten Bürgermeisterin Susanne Stupp (2.v.r.), der Beigeordnete Andreas Pöttgen (3.v.r.) und Archivleiterin Isabell Porschen (r.) mit Prof. Dr. Paul Stelkens (l.), Kuratorin Anna Klara Falke (2.v.l.) und Prof. Dr. Michael Schmauder (Foto: Stadt Frechen).

Vor rund 1.800 Jahren führte südlich der Villa eine wichtige römische Fernstraße vorbei, die Köln mit dem belgischen Tongern verband. Entlang dieser Verkehrsadern errichteten die Römer Landgüter, um die Bevölkerung mit Lebensmitteln zu versorgen – so auch hier in Frechen. Die außergewöhnlich lange Nutzungsdauer macht diese Anlage zu einem besonderen Beispiel römischer Besiedlung im Rheinland.

Im 1. und 2. Jahrhundert umfasste allein das Hofareal ohne die landwirtschaftlichen Bereiche eine Fläche von 152 Meter Länge und 71 Meter Breite. In zwei Gräberfeldern fanden sich Urnen- und Brandbestattungen. Der Hofbereich der Villa wurde im 2. und 3. Jahrhundert erweitert. Im 3. Jahrhundert setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein. Ein privater burgus, eine kleine Befestigung, wurde als Reaktion auf die Germaneneinfälle errichtet. Im 4. Jahrhundert nahmen die Siedlungsaktivitäten erneut zu; neben dem Bau von zwei größeren Steingebäuden wurde das Wasserver- und -entsorgungssystem ausgebaut.


Abb.: Öllampe, Frechen-Königsdorf, 2.-3. Jahrhundert n. Chr (Foto: LVR-Landesmuseum Bonn, Jürgen Vogel).

Nach der Ausgrabung der römischen Villa wurden die Funde zunächst im LVR-Landesmuseum Bonn restauriert. Dort werden sie seitdem fachgerecht aufbewahrt und erforscht. In der Ausstellung im Stadtarchiv Frechen sind nun 40 ausgewählte Objekte aus dem Landesmuseum zu sehen, die somit erstmals wieder an ihren Fundort zurückkehren. Grabbeigaben aus vier Bestattungen – datiert in das 2. bis 4. Jahrhundert – erzählen, wie die Menschen damals ihre Verstorbenen für die „Reise ins Jenseits“ ausstatteten. Ziegelsteine vom Villenbau, ein Mahlstein und weitere Alltagsgegenstände lassen den Alltag der Bewohner lebendig werden. Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist eine sogenannte Firmalampe mit dem Stempel des Herstellers Eukarpus – ein Name, der im gesamten Römischen Reich bekannt war. Solche Lampen spendeten Licht in den Häusern von Britannien bis Nordafrika und verbinden Frechen-Königsdorf mit der weiten Welt der Antike. Anna Klara Falke, wissenschaftliche Referentin am LVR-Landesmuseum Bonn, hat die Präsentation kuratiert.

Die Ausstellung kann zu den Gebäudeöffnungszeiten noch bis zum 24. Oktober 2025 im Foyer des Stadtarchivs (Hauptstraße 110-112) besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Stadtarchiv Frechen
Hauptstraße 110-112
50226 Frechen
Tel.: 02234/501-1239 oder -1708
archiv@stadt-frechen.de
www.stadtarchiv-frechen.de

Quelle: Stadt Frechen, Pressemitteilung.