Stadtarchiv Iserlohn präsentiert seltenes Filmdokument

Am 17.6.2014 wird die stadtgeschichtliche Vortragsreihe von Stadtarchiv Iserlohn und Volkshochschule Iserlohn mit einem besonderen Zeitdokument fortgesetzt. Präsentiert wird erstmals seit 45 Jahren der Film „Iserlohn im Aufbruch – Entscheidung für Iserlohn„.

Kürzlich erhielt das Iserlohner Stadtarchiv diesen SPD-Wahlwerbefilm von 1968/69, den der Iserlohner Gernot Wendte für den Kommunalwahlkampf 1969 produziert hat. Diese einmalige zeitgeschichtliche Dokumentation ist vom LWL-Medienzentrum für Westfalen in Münster digitalisiert worden. Der vom damaligen Oberbürgermeister Günter Einert gesprochene Begleittext musste vom Stadtarchiv rekonstruiert werden und wurde von Thomas Brenck, Förderverein Lokalfunk Iserlohn e.V., neu eingesprochen.

Zu erleben ist eine Reise durch das alte und neue Iserlohn, zu sehen sind die Veränderungen des Stadtbildes, geplante und bereits verwirklichte Baumaßnahmen sowie die damaligen politischen Akteure – rund dreißig Minuten lebendige Stadtgeschichte.

Dr. Walter Wehner wird in einem einleitenden Vortrag die Umbruchzeit 1968/69 in Iserlohn skizzieren und kommentieren. Das Stadtarchiv verbindet mit der Präsentation den Wunsch, einzelne Akteure im Film zu identifizieren und möglicherweise sogar weitere Filmschätze aus Privatbesitz aufzuspüren.

Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im Stadtarchiv Iserlohn in der „Alten Post“, Theodor-Heuss-Ring 5. Der Eintritt kostet vier Euro, Ermäßigungsberechtigte zahlen zwei Euro.

Kontakt:
Stadtarchiv Iserlohn
Theodor-Heuss-Ring 5
58636 Iserlohn
Telefon: 02371/217-1920 oder -1921
Telefax: 02371/217-2982
archiv@iserlohn.de

Quelle: Stadt Iserlohn, Pressemitteilung, 11.6.2014

Zeichnungen aus den Schützengräben des 1. Weltkriegs in der UB Heidelberg

Von Mitte Juni bis Mitte September 2014 werden im Foyer der UB Heidelberg Zeichnungen des pfälzischen Lehrers Wilhelm Weber (geb. 1887 in Neustadt/Weinstraße, gest. 1964 in Speyer) präsentiert. Weber diente als Soldat und Offizier der bayerischen Armee im Ersten Weltkrieg an der Westfront. Er erlebte einige der grauenvollsten Schlachten des Krieges mit, etwa die Schlacht an der Somme.

Die kleine Ausstellung zeigt einen kleinen Querschnitt seines künstlerischen Schaffens an bzw. hinter der Front: Im Stadtarchiv Speyer werden über 60 Graphit-, Tusche- und Buntstiftzeichnungen Webers verwahrt. Sie zeigen den „Alltag“ der Schützengräben, aber auch Landschaften und Gebäude/Dörfer hinter den Frontlinien sowie Unterstände und Quartiere Webers und seiner Kameraden. Weber verschickte seine Zeichnungen, mit denen er sich auch die Zeit des Wartens und der Ungewissheit an der Front vertrieben haben dürfte, zumeist zusammen mit Feldpostbriefen an seine Frau – in aller Regel überschrieben mit: „Mein liebes Herz“.

Die kleine Ausstellung der Abteilung Kulturelles Erbe/Stadtarchiv Speyer stellt den Künstler Weber sowie dessen Biographie und Zeichnungen in exemplarischer Form vor. Die Präsentation wird ergänzt um ein erweitertes Web 2.0-Angebot: Mittels QR-Codes, die unter anderem auf das Bildernetzwerk Pinterest verweisen, stehen sämtliche Zeichnungen mit zusätzlichen Beschreibungen und Texten online zur Verfügung.

Zeichnungen aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs von Wilhelm Weber (Stadtarchiv Speyer)

Abb.: Zeichnungen von Wilhelm Weber aus dem Ersten Weltkrieg (Stadtarchiv Speyer)

Eine Ausstellung der Abteilung Kulturelles Erbe/Stadtarchiv Speyer in Kooperation mit der UB Heidelberg. Einsehbar zu den Öffnungszeiten der UB (bis Mitte September 2014). Die Zeichnungen werden im Rahmen einer größeren Präsentation zum 1. Weltkrieg in Speyer und der Pfalz auch im November/Dezember im Stadtarchiv Speyer gezeigt.

Links:

http://de.pinterest.com/speyerarchiv/im-sch%C3%BCtzengraben-wilhelm-weber-1887-1964/
http://de.pinterest.com/speyerarchiv/quartiere-wilhelm-weber-1887-1964/
http://de.pinterest.com/speyerarchiv/landschaften-wilhelm-weber-1887-1964/
http://de.pinterest.com/speyerarchiv/feldpostbriefe-wilhelm-weber-1887-1964/
http://de.slideshare.net/StadtASpeyer

Kontakt:
Universität Heidelberg
Hauptbibliothek
Plöck 107-109
D-69117 Heidelberg
Telefon: +49 6221 54 2380
Fax: +49 6221 54 2623

Stadtarchiv Speyer / Abteilung Kulturelles Erbe
Johannesstraße 22a
67346 Speyer
Tel. (0 62 32) 14 22 65
Fax (0 62 32) 14 27 96
stadtarchiv@stadt-speyer.de

Quelle: Stadtarchiv Speyer, Pressemitteilung, 11.6.2014

Schriftgut des Büros Günter Mittag im ZK der SED jetzt online

Die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) hat Archivgut des Büros Günter Mittag im ZK der SED jetzt online gestellt. 195.731 digitalisierte Seiten Archivgut des Büros Günter Mittag können im Internet eingesehen werden. Insbesondere sind Unterlagen zur Wirtschaftspolitik der DDR enthalten.

Das betrifft zunächst die Dokumente bis einschließlich des Gliederungspunktes „2.4.1. Grundstoffindustrie“ des Bestandes. Mitte 2015 sollen dann auch die weiteren, etwa 200.000 digitalisierten Seiten der Akten, die zu den restlichen Gliederungspunkten gehören, im Internet zur Verfügung stehen. Neben dem Findbuch kann nun auch das Archivgut selbst im Internet recherchiert und ausgewertet werden. Die Nutzer haben die Möglichkeit, die Akten virtuell durchzublättern oder direkt auf hervorgehobene Seiten zuzugreifen.

Helmut Schmidt im Gespräch mit Günter Mittag im Bundeskanzleramt am 17. April 1980 (Quelle: Bundesregierung, B 145 Bild-00087115 / Foto: Lothar Schaack)

Abb.: Helmut Schmidt im Gespräch mit Günter Mittag im Bundeskanzleramt am 17. April 1980 (Quelle: Bundesregierung, B 145 Bild-00087115 / Foto: Lothar Schaack)

Nach dem in der Verfassung der DDR festgeschriebenen Führungsanspruch der SED und der praktizierten Herrschaft ihres zentralen Parteiapparates stellte das Büro Mittag das wirtschaftspolitische Machtzentrum der DDR dar. In den staatlichen Bereichen erstreckte sich die Zuständigkeit des Büros Mittag in den letzten Jahren der DDR auf die Staatliche Plankommission, 19 Ministerien, sechs staatliche Ämter, die Staatsbank, die Außenhandels- und Landwirtschaftsbank, die Zentralverwaltung für Statistik, Post, Reichsbahn, INTERFLUG sowie Generaldirektoren von Kombinaten und Betrieben der Güterproduktion. Als zuständiger Sekretär für die Abteilung Gewerkschaften und Sozialpolitik des ZK der SED nahm Günter Mittag (1926-1994) praktisch Kontrollfunktionen über den FDGB wahr. Er unterstand direkt dem 1. Sekretär bzw. Generalsekretär des ZK der SED und besaß auf Grund seiner Funktionen im Partei- und Staatsystem der DDR eine immense Machtfülle. Er erhielt für die politische Arbeit Einschätzungen, Analysen, Berichte, vertrauliche Informationen und Vorlagen aus dem Partei-, Staats-, und vor allem Wirtschaftsapparat. Umfangreich überliefert sind Unterlagen wirtschaftspolitischer Arbeitsgruppen und Kommissionen des Politbüros, die Günter Mittag oder Walter Ulbricht leiteten. Die Materialien vermitteln dem Leser einen Komplex von Problemen, vor denen die DDR bei der Umsetzung der Wirtschafts- und Sozialpolitik stand.

Im März 2011 wurde der Bestand umsigniert. Die neue Bestandssignatur lautet DY 3023 und die Akten sind fortlaufend nummeriert. Auf der Orientierungsansicht für die jeweiligen Digitalisate erscheint rechts oben die aktuelle Signatur (z.B. DY 3023/1).

Das Findbuch mit den Digitalisaten ist, wie alle weiteren online zugänglichen Bestände der Stiftung, auch im Archivportal Europa zu finden.

Link: Findbuch Büro Günter Mittag

Kontakt:
Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO)
Bundesarchiv
Finckensteinallee 63
12205 Berlin
Telefon: 03018/7770-0
Fax: 03018/7770-111
berlin@bundesarchiv.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 5.6.2014

Stiftung PK gibt Archivalien ans Stadtarchiv Diksmuide zurück

Am 9.6.2014 übergab Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, dem Stadtarchiv Diksmuide in Belgien 17 Archivschachteln mit wertvollen spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Urkunden. Die Archivalien wurden im Rahmen einer Neuverzeichnung der Urkundensammlung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz entdeckt. Sie waren im Ersten Weltkrieg verloren gegangen.

Laut Akzessionsbuch hatte das Geheime Staatsarchiv PK die Dokumente 1970 von privater Seite in Berlin für 100,- DM angekauft. Wie sich nun herausstellte, handelte es sich bei den Dokumenten um im Ersten Weltkrieg verschlepptes Kulturgut. Die belgische Stadt Diksmuide hatte 1914 und 1917 im Brennpunkt der Kämpfe in Westflandern gestanden. Ihre Archivbestände waren nach dem Krieg fast vollständig verloren. Daher entschied die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Archivalien nach Diksmuide und ins dortige Stadtarchiv zurückzugeben. Zuvor wurden sie im Geheimen Staatsarchiv PK konservatorisch behandelt. Die kleinformatig zusammengelegten Dokumente wurden geglättet, gereinigt, im Zustand gesichert und in moderne Archivschachteln eingelegt.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte: „Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz weiß aus eigener Erfahrung, dass Kriege neben allem Leid, das sie über Menschen bringen, immer auch Lücken in die kulturellen Überlieferungen reißen. Nicht nur der Zweite, sondern auch der Erste Weltkrieg hat solch schmerzliche Spuren hinterlassen. Ich würde mich freuen, wenn diese Rückgabe, gerade im Gedenkjahr an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 2014, als kleine Geste der Versöhnung zwischen Belgiern und Deutschen verstanden wird.“

Diksmuide wurde im Ersten Weltkrieg im Herbst 1914 von deutschen Reserveregimentern (mit zahlreichen jungen Kriegsfreiwilligen) lange vergeblich bestürmt. Nach seiner Eroberung im November 1914 kam es zu Requirierungen von Lebensmitteln und wohl auch zu Plünderungen von Sachwerten. In ganz Belgien wurden im Zuge der Kampfhandlungen der Mittelmächte gegen die Entente-Mächte auch zahlreiche Kulturgüter zerstört. Gerade in den letzten Jahren sind von der Forschung verstärkt die Kriegsgräuel untersucht worden, die sich 1914 im besetzten Gebiet in Belgien ereignet haben.

Übergeben werden 17 Archivschachteln mit 23 Nummern, von 1446 (1 Nummer), 1519-1582 (13 Nummern), 1608-1647 (6 Nummern) und 1727-1739 (3 Nummern). Bei den meisten dieser Dokumente aus dem 15. bis 18. Jahrhundert handelt es sich um Pergament- oder Papierurkunden, die von Bürgermeistern und Schöffen der Stadt Diksmuide bei Verkauf- und anderen Rechtsgeschäften von Privatpersonen ausgestellt worden waren. Auch zwei an Bürgermeister und Rat von Diksmuide gerichtete Schreiben sind darunter.

Bei der Übergabe sprachen Lies Laridon, Bürgermeisterin der Stadt Diksmuide, Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der SPK, Dr. Marc Therry, Direktor des Rijksarchief België, Dr. Eckart Cuntz, Deutscher Botschafter in Belgien und Karline Ramboer, Stadträtin Diksmuide (Archive und Erbe).

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erinnert im Jahr 2014 im Rahmen des Themenjahres „1914. Aufbruch. Weltbruch“ an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor hundert Jahren. In zahlreichen Ausstellungen und Veranstaltungen beschäftigen sich die fünf Einrichtungen der SPK mit dieser Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts und den vorausgegangenen Jahren des künstlerischen und technischen Aufbruchs in die Moderne.

Kontakt:
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
Archivstraße 12-14
D-14195 Berlin (Dahlem)
Tel.: 030/266 44 75 00
Fax: 030/266 44 31 26
gsta.pk@gsta.spk-berlin.de 
www.gsta.spk-berlin.de

Quelle: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Pressemitteilung, 6.6.2014

Osterholzer Berufsschüler erstellen Verlustlisten des 1. Weltkriegs

Ein praxisnahes Lehrstück in Sachen Ahnenforschung und Archivnutzung mit alten und neuen Medien erlebten jetzt die Berufsschüler des 13. Jahrgangs der Berufsbildenden Schulen (BBS) Osterholz-Scharmbeck, die im Geschichtsunterricht das Online-Portal „Verlustlisten Erster Weltkrieg“ aufgebaut haben. Das Ergebnis reicht weit über den Projekthorizont hinaus, denn die Datenbank ist nun frei im Internet zugänglich.

Anlass zu diesem Gemeinschaftsprojekt mit dem Kreisarchiv Osterholz ist das Datum des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, welches sich im August 2014 zum 100. Mal jährt. Es gibt eine Fülle von neuen historischen Aufarbeitungen, doch welches Interesse haben die heutigen Jugendlichen an diesem Ereignis? Wie sieht im 21. Jahrhundert die regional-historische Aufarbeitung der Schicksale der verstorbenen und vermissten Soldaten des Ersten Weltkrieges aus?

Das Projekt zur Einrichtung eines regionalen Online-Portals für die Recherche nach Informationen der im Ersten Weltkrieg eingesetzten Soldaten aus dem Landkreis Osterholz stieß auf großes Interesse. Im Rahmen der historischen Bildungsarbeit zwischen dem Kreisarchiv und der BBS Osterholz-Scharmbeck wurde das Online-Portal „Verlustlisten 1. Weltkrieg“ für den Landkreis Osterholz konzipiert und eingerichtet.

Eine besondere Herausforderung bestand u.a. darin, die wechselnden Gebietsstrukturen des Landkreises Osterholz nachzuvollziehen und die historischen Quellen zu den Verlustdaten herauszufinden. Mit großem Engagement haben die Schüler der BBS Osterholz-Scharmbeck bis zur Eröffnung des Portals die Ehrenmale in den Gemeinden,, die Gedenktafeln in den Kirchen und vorhandene Informationen im Internetportal Genealoy.net gesichtet und ausgewertet.

DDaDa es sich um eine Projektarbeit handelt, besteht nicht der Anspruch auf fehlerfreie und vollständige Auflistung der verstorbenen und vermissten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg. Vielmehr bittet das Kreisarchiv Osterholz auch um Mithilfe, das Online-Portal zu vervollständigen. Wer Unterlagen von Vorfahren vorliegen hat, die zu einer Vervollständigung des Online-Portals beitragen können, kann sich persönlich, telefonisch oder per E-Mail an die Leiterin des Kreisarchivs, Frau Jannowitz-Heumann, wenden. Die nachträglich gesammelten Informationen sollen bis zum Jahre 2019 in halbjährlichen Abständen zur Aktualisierung des Online-Portals beitragen.

Kontakt:
Kreisarchiv Osterholz
Am Barkhof 10a
27711 Osterholz-Scharmbeck
Telefon: +49 4791 930-105
Telefax: +49 4791 930-11105
kreisarchiv@landkreis-osterholz.de

Quelle: Bernhard Komesker, Weser Kurier, 7.6.2014; Landkreis Osterholz, Medienmitteilung.

Neubau des Staatsarchivs Stade in Betrieb

Am 19.5.2014 hat der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil zusammen mit dem Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, den Neubau des Standorts Stade des Niedersächsischen Landesarchivs eingeweiht. Die länderübergreifende Zusammenarbeit beim Bau dieses mit modernster Archivtechnik ausgestatteten Gebäudes – eines der größten Archivgebäude in Norddeutschland – ist innovativ und bundesweit einmalig und findet sowohl regional wie auch überregional große Beachtung. Nach einem Tag der offenen Tür am 24.5. öffnete ab dem 26.5.2014 auch wieder der Lesesaal.

Der Neubau des Niedersächsischen Staatsarchivs in Stade wurde vom Land Niedersachsen errichtet, die Freie und Hansestadt Hamburg beteiligt sich anteilig an den Baukosten und erhält das Recht zur Nutzung des Magazins bis zu einer Lagerkapazität von rund 20.000 laufenden Regalmetern. Dies entspricht 40 Prozent der Magazinfläche. Insgesamt hat der Neubau eine Magazinkapazität von etwa 50.000 Regalmetern. Damit ist für Niedersachsen eine hohe Magazinreserve entstanden, die für das Staatsarchiv insgesamt genutzt werden kann und zu Entlastungen anderer Standorte führt.

Die Gesamtkosten der Baumaßnahme belaufen sich auf rund 21 Millionen Euro, der Anteil Hamburgs beträgt etwa 4,8 Millionen Euro. Der Magazintrakt ist, durch Klimaschleusen abgetrennt, als energieneutrales Gebäude errichtet, das sich dauerhaft selbst klimatisiert. Damit ist keine Klimaanlage erforderlich, die Unterhaltungskosten konnten so reduziert werden.

Für das aus dem Jahr 1965 stammende Archivgebäude in Stade war ein Neubau erforderlich, da die Magazinkapazität weitgehend erschöpft war und ein Ergänzungsbau am bisherigen Standort nicht realisiert werden konnte. Zudem standen bereits größere Zuwächse, insbesondere an Grundbüchern, im Raum – und zwar sowohl in Niedersachsen als auch in Hamburg.

Die Fertigstellung des Neubaus erfolgte vergleichsweise rasch und ohne Kostenexplosion. Ein von der Landesregierung bei den Planungen vorgesehener Kostenpuffer in Höhe von zehn Prozent habe eingehalten und damit bereits vor der endgültigen Schlussrechnung knapp zwei Millionen Euro wieder dem Landeshaushalt zugeführt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Staatsarchiv, so Ministerpräsident Weil, leisteten eine wertvolle Arbeit. Ein Staatsarchiv sei das historische Gedächtnis eines Landes und sichere wertvolle Erinnerungsstücke über Jahrhunderte hinweg. Der Ministerpräsident freute sich über die gute Zusammenarbeit zwischen Niedersachsen und Hamburg bei der Finanzierung und dem anstehenden Betrieb des Staatsarchivs.

Auch für den Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz, gehen von der Eröffnung drei gute Botschaften aus: Die Verwaltung sei modern. Die norddeutschen Länder arbeiteten prima zusammen. Und öffentliche Bauprojekte können manchmal weniger kosten als veranschlagt. Das gemeinsame hamburgisch-niedersächsische Grundbucharchiv in Stade sei eines von vielen Projekten, die für die auf vielen Ebenen erfolgreiche regionale und norddeutsche Zusammenarbeit stehen. Die Metropolregion mit ihren nun schon mehr als fünf Millionen Einwohnern wachse seit Jahrzehnten immer mehr zusammen. Hunderttausende pendelten in der Region zur Arbeit nach Hamburg und wieder zurück. Ihre große Zahl, so Scholz, belege tagtäglich, dass der vermeintliche Gegensatz zwischen der Großstadt und dem Umland faktisch kaum noch besteht.

Öffnungszeiten:
Montag – Donnerstag: 9.00 – 17.00 Uhr, ab 15.00 Uhr nur Vorlage vorbestellter Akten
Freitag: 9.00 – 13.00 Uhr

Archivalien-Ausgabezeiten:
Montag – Donnerstag: 10.00, 13.00, 15.00 Uhr
Freitag und vor Feiertagen: 10.00, 11.30 Uhr

Kontakt:
Niedersächsisches Landesarchiv
Standort Stade
Am Staatsarchiv 1 (ehemals Grabenweg)
21680 Stade
Telefon: (04141) 66060-0
Fax: (04141) 66060-35
Stade@nla.niedersachsen.de

Quelle: Niedersächsische Staatskanzlei, Pressemitteilung, 19.5.2014

Projekt Online-Urkundenbuch zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen endet

Das Online-Urkundenbuch zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen wurde bereits 800.000 Mal aufgerufen, berichtet die Siebenbürgische Zeitung (SbZ). Wie ist dieses Recherchemittel zur mittelalterlichen Geschichte der Siebenbürger Sachsen entstanden? Namhafte Historiker und Archivare haben das „Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen“ in sieben Bänden zwischen 1892 und 1991 in Hermannstadt herausgegeben. Es umfasst 4.687 mittelalterliche Urkunden aus den Jahren 1191 bis 1486, die digitalisiert, aufbereitet und Anfang 2012 online gestellt wurden.

In einem vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien geförderten Projekt wird seither die Erschließung der Urkunden bis zum Ende des 15. Jahrhunderts fortgesetzt. Weitere über 1.000 Urkunden sind dadurch online recherchierbar geworden. Die Online-Edition wird an der Universität Koblenz-Landau unter Leitung des Kirchenhistorikers Dr. Ulrich A. Wien von Projektmitarbeiter Dr. Martin Armgart bearbeitet.

Abb.: Matthias Corvinus urkundet zum Grenzstreit zwischen Burzenland und Szeklerstühlen - Staatsarchiv Kronstadt, Privilegiensammlung Nr. 233. Foto: Thomas Şindilariu / SbZ

Abb.: Matthias Corvinus urkundet zum Grenzstreit zwischen Burzenland und Szeklerstühlen – Staatsarchiv Kronstadt, Privilegiensammlung Nr. 233. Foto: Thomas Şindilariu / SbZ

Das Projekt endet nun. Aber es wäre wünschenswert, so die SbZ, diese Urkundenedition fortzuführen. Sie liefert die Quellengrundlage für zahlreiche Aspekte der siebenbürgisch-sächsischen und der Landesgeschichte – zu Wirtschaft, Religion, Sozial- und Rechtsgeschichte.

Link: http://germa229.uni-trier.de:3000/

Quelle: Siebenbürgische Zeitung, 25.3.2012; Siebenbürgische Zeitung, 3.6.2014

60 Jahre Staatsarchiv Leipzig

Am 23. Mai 2014 beging das Staatsarchiv Leipzig sein 60-jähriges Bestehen im Rahmen einer Festveranstaltung gemeinsam mit Partnern aus der Verwaltung, von Institutionen und der Wissenschaft. Gleichzeitig eröffnete das Archiv eine Ausstellung mit einer Auswahl von einzigartigen Archivalien, die die vielfältige Nutzung und überregionale Bedeutung der Archivbestände des Hauses widerspiegeln. Sie ist bis zum 25. September 2014 während der Öffnungszeiten zu besichtigen.

Das Staatsarchiv Leipzig ist als Abteilung 3 des Sächsischen Staatsarchivs zuständig für die Überlieferung der Gerichte, Behörden und sonstigen öffentlichen Stellen in der nordwestsächsischen Region (ehemaliger Direktionsbezirk Leipzig). Die Direktorin des Sächsischen Staatsarchivs, Dr. Andrea Wettmann, betont: „Im Mittelpunkt unserer Tätigkeit stehen die Bildung einer aussagekräftigen Überlieferung und die Bereitstellung des Archivgutes für Bürger, Verwaltung und Wissenschaft: die Regelung offener Vermögensfragen, Verfolgung in der NS-Zeit, Heimerziehung in der DDR, Aufarbeitung der SED-Diktatur oder Recherchen zum Schicksal einzelner Personen sind nur einige aktuelle Themengebiete, die ohne unsere Quellen nicht bearbeitet werden könnten.“

Das Staatsarchiv Leipzig hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem modernen Archiv mit unverwechselbarem Beständeprofil entwickelt. Zu den Besonderheiten seiner Überlieferung gehören umfangreiche genealogische Nachlässe und Sammlungen sowie die kulturgeschichtlich bedeutsamen Bestände Leipziger Verlage und der Messe. Insgesamt verwahrt das Staatsarchiv Leipzig gegenwärtig rund 22.300 laufende Meter Akten. Das Spektrum der archivarischen Aufgaben reicht von der Überlieferungsbildung, Erschließung, Erhaltung und Nutzbarmachung bis zur Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Der Abteilungsleiter für das Staatsarchiv Leipzig, Dr. Volker Jäger, sagt: „Nicht nur angesichts des permanenten Stellenabbaus sind immer wieder Überlegungen zur effizienteren Aufgabenwahrnehmung notwendig. Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern ist einer von mehreren Wegen zur Bewältigung der archivgesetzlich gestellten Aufgaben.“

„Die Gründung des Archivs vor 60 Jahren war ein Glücksfall für die Region“, resümiert Volker Jäger, „jetzt sind die historischen Unterlagen dort verfügbar, wo sie entstanden sind.“ Das am 1. Januar 1954 eröffnete „Landesarchiv Leipzig“ fungierte zunächst als Außenstelle des Sächsischen Landeshauptarchivs in Dresden. 1961 erhielt es seine Eigenständigkeit, vier Jahre später wurde es in „Staatsarchiv Leipzig“ umbenannt. Das Archiv war ursprünglich im Gebäude des früheren Reichsgerichts untergebracht, bis 1995 der Archivzweckbau in Leipzig-Paunsdorf bezogen werden konnte. Mit dem Einzug in das neue Gebäude verband sich auch die Eingliederung der ehemals selbstständigen Deutschen Zentralstelle für Genealogie in das Staatsarchiv Leipzig. Seit 2005 ist das Leipziger Haus Teil des Sächsischen Staatsarchivs, das vier weitere Standorte in Dresden, Chemnitz, Freiberg und Wermsdorf unterhält.

In der Ausstellung zum 60. Jubiläum zeigt das Staatsarchiv Leipzig die vielfältige Nutzung und überregionale Bedeutung der Archivbestände des Hauses anhand einzigartiger Archivalien – Briefe berühmter Dichter und Musiker, Kaiser- und Königsurkunden, Verlagsunterlagen, familiengeschichtliche Quellen, Fotos und Plakate vom Messegeschehen, Zeugnisse der NS-Euthanasie und Judenverfolgung und vieles mehr. Zu sehen sind z.B. ein aufwändig gestalteter kaiserlicher Wappenbrief, der Stammbaum der Familie Cranach, Autographe von Richard Strauss und weitere „Schätze“ des Hauses.

Ihnen sind jeweils aktuelle Forschungsergebnisse von Partnern, mit denen das Archiv arbeitsteilig Projekte verfolgt, zugeordnet. Deren Palette reicht vom Goethe-Briefrepertorium über die Aktion „Stolpersteine“, die universitäre Ausbildung bis zu Crowdsourcing-Projekten von Familienforschern.

Besichtigungen sind während der Öffnungszeiten des Archivs möglich. Zu öffentlichen Archivführungen mit Rundgängen durch die Ausstellung lädt das Archiv am 10. September 2014, 16 Uhr, ein. Um Voranmeldung wird gebeten (Tel. 0341/2555520). Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch 8.30-18 Uhr, Dienstag und Donnerstag 8.30-16 Uhr.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Staatsarchiv Leipzig
Schongauerstraße 1
04328 Leipzig
Telefon: 0341/255-5500
Telefax: 0341/255-5555
poststelle-l@sta.smi.sachsen.de
www.archiv.sachsen.de

Quelle: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Medieninformation 4/2014

Kundige Rolle von 1489 nach siebzig Jahren zurück in Bremen

Einen Sensationsfund konnten Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen und der Bremer Staatsarchivdirektor Prof. Dr. Konrad Elmshäuser am 26.5.2014 im Bremer Rathaus präsentieren. Völlig unerwartet hat das Staatsarchiv Bremen eines der wertvollsten Dokumente zurückerhalten, das seit dem Zweiten Weltkrieg verschollen war – die Kundige Rolle von 1489. Seit dem 15. Jahrhundert wurden Ergänzungen des Bremer Rechts auf dieser Pergamentrolle festgeschrieben. Bürgermeister Böhrnsen: „Das ist eine großartige Nachricht. Mit ihr erhält Bremen unerwartet das längst verloren geglaubte „missing link“ seiner über 700-jährigen Rechts- und Verfassungsgeschichte und ein imposantes und einzigartiges Dokument im Original zurück. Und das haben wir ganz wesentlich dem Ansehen und Verhandlungsgeschick von Konrad Elmshäuser zu verdanken.“

Rund sieben Meter lang ist die Kundige Rolle, 15 cm breit, in jedem Jahr trug der Bürgermeister die Regeln des Zusammenlebens in Bremen vor. Bürgermeister Böhrnsen: „Wir wollen, dass die Bremerinnen und Bremer sich selbst einen Eindruck verschaffen können von diesem Schatz aus unserer Geschichte. Deshalb werden wir die Kundige Rolle am Jubiläumstag zum zehnjährigen Weltkulturerbe Roland und Rathaus am 7. Juli 2014 in der Oberen Halle ausstellen.“

Abb.: Bürgermeister Böhrnsen und Professor Elmshäuser präsentieren im Bremer Rathaus die Kundige Rolle (Foto: Staatsarchiv Bremen)

Abb.: Bürgermeister Böhrnsen und Professor Elmshäuser präsentieren im Bremer Rathaus die Kundige Rolle (Foto: Staatsarchiv Bremen)

Die Freie Hansestadt Bremen blickt auf eine lange Geschichte der bremischen Gesetzgebung und Rechtsprechung zurück. 1303 wurde das Bremer Recht erstmals in einem Stadtrechtsbuch systematisch zusammengefasst, seit dem 15. Jahrhundert schrieb man Zusätze zum Bremer Recht auf eine Pergamentrolle. Diese Kundige Rolle wuchs im Laufe der Jahre zu einem fast sieben Meter langen Schriftstück mit 225 Artikeln an. Sie wurde bis 1756 jährlich vom Rathaus öffentlich verkündigt und gedruckt.

Die Originale der mittelalterlichen Handschriften wurden vom Senat als ehrwürdige Denkmäler des bremischen Rechts stets in hohen Ehren gehalten. Im Zweiten Weltkrieg zählten die Stadtrechtshandschriften daher zu den wertvollsten Archivalien, die in ein Bergwerk in Sachsen Anhalt ausgelagert wurden. Sie überstanden Luftangriffe und Krieg unbeschadet, wurden dort aber bei Kriegsende zunächst von amerikanischen, dann von sowjetischen Besatzungstruppen beschlagnahmt. Im Frühjahr 1945 verliert sich daher die Spur der Kundigen Rolle. Auf die Verbringung der Bremer Archivalien in die UdSSR folgten langwierige Rückgabeverhandlungen, die erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Erfolg hatten. Seither kamen fast alle vermissten Archivalien aus der ehemaligen UdSSR und ihren Teilrepubliken nach Bremen zurück – nicht jedoch die Kundige Rolle von 1489. Sie galt bis vor wenigen Tagen als verschollen.

Der Hinweis eines Londoner Auktionshauses hat das Staatsarchiv Bremen nun zu einer Adresse im kalifornischen Kunsthandel geführt. Dort war man im Besitz eines ungewöhnlichen mittelalterlichen Manuskripts, dessen Zweck und Herkunft unklar waren. Der Austausch von Fotos mit dem Staatsarchiv brachte schnell Gewissheit, dass es sich um das Original der Kundigen Rolle handelte. Die Besitzerin war sofort bereit, das Stück so schnell wie möglich seiner Archivheimat zuzuführen. Konrad Elmshäuser erzählt begeistert: „Sicher verpackt und gut behütet kam die Kundige Rolle am 14. Mai 2014 als Luftfracht aus den USA im Staatsarchiv Bremen an. Unbeschädigt, vollständig und perfekt erhalten – über 500 Jahre nach ihrer Entstehung und über 70 Jahre nach dem Beginn ihrer Odyssee.“

Links:

Kontakt:
Staatsarchiv Bremen
Am Staatsarchiv 1
28203 Bremen
Telefon: 0421 / 361-6221
Telefax: 0421 / 361-10247
office@staatsarchiv.bremen.de
www.staatsarchiv.bremen.de

Quelle: Staatsarchiv Bremen, 26.5.2014

Ausstellung zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen in Hessen

Das Hessische Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden hat eine Wanderausstellung über die Aufarbeitung von nationalsozialistischen Verbrechen durch die hessische Justiz erarbeitet. Sie trägt den Titel „Die historische Wahrheit kund und zu wissen tun„. Der Titel ist ein Zitat von Fritz Bauer, der von 1956 bis zu seinem Tod 1968 als hessischer Generalstaatsanwalt amtierte und wichtige Beiträge zur Aufarbeitung der NS-Verbrechen leistete.

Abb.: Ausstellung 'Die historische Wahrheit kund und zu wissen tun.' Die justizielle Aufarbeitung von NS-Verbrechen in Hessen

Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus war die Justiz als Handlangerin dieses verbrecherischen Systems zunächst diskreditiert. Die unter der NS-Herrschaft begangenen Straftaten beschäftigten seither immer wieder Ermittlungsbehörden und Gerichte, wenngleich mit unterschiedlicher Intensität. Unbestrittener Höhepunkt der Strafverfolgung war der „1. Frankfurter Auschwitz-Prozess„, den der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer auf den Weg gebracht hatte. Das Hessische Hauptstaatsarchiv dokumentiert in seiner Wanderausstellung über den Auschwitz-Prozess hinaus exemplarisch wichtige, in Hessen geführte NS-Verfahren der Nachkriegszeit.

Das ursprüngliche Verbrechen wird dabei seiner justiziellen Aufarbeitung gegenübergestellt. Die bemerkenswerte Ausstellung zeigt somit Opfer und Täter der Nazi-Zeit sowie die Staatsanwälte und Richter, die nach dem Krieg in Hessen Recht über die Verbrechen sprachen. Kurator Johann Zilien vom Hessischen Hauptstaatsarchiv hat dafür die Akten der Justiz in seinem Archiv ausgewertet, die nun erstmals in größerem Stil der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Sie sagen mehr, als der Laie von nüchternen Justizdokumenten erwarten würde, wie die FR konstatiert. In den Prozessakten finden sich Briefe, Postkarten und Persönliches.

Aus diesen Dokumenten spricht das Grauen des Nazi-Terrors. Die Prozessakten dokumentieren aber auch, auf welche Weise die Angeklagten in Schutz genommen wurden. Ein Gießener Psychiater attestierte beispielsweise dem früheren SS-Mann Hubert Gomerski,, der bereits am Verbrennungsofen der Tötungsanstalt Hadamar gestanden hatte und später als Wachmann im Vernichtungslager Sobibór eingesetzt wurde, dass „speziell bei ihm denkbar ungünstige Voraussetzungen zum Widerstand“ vorgelegen hätten – nämlich „Autoritätsgläubigkeit, Werkzeugpersönlichkeit, hohe Abhängigkeit vom Denken und Handeln seiner jeweiligen Bezugsgruppe“.

Die Aufarbeitung in der Ausstellung umfasst vor allem die Zeit von 1945 bis 1970, reicht aber auch bis zum Prozess gegen a href=“http://de.wikipedia.org/wiki/John_Demjanjuk“>John Demjanuk vor wenigen Jahren in München. Dabei zeigt sie, wie sich die Rechtsprechung im Laufe der Jahre veränderte. Schon kurz nach Kriegsende nahmen US-Militärgerichte ebenso wie unbelastete Justizbedienstete in den neu aufgebauten hessischen Behörden die Arbeit auf. Es gab zahlreiche Prozesse, teilweise drakonische Strafen – und mit dem Frankfurter Euthanasie-Prozess (1946-1948) ein herausragendes Verfahren.

Im Mai 2014 waren die 53 großformatigen Tafeln der Ausstellung im Foyer des Hauptstaatsarchivs in Wiesbaden zu sehen. Die Wanderausstellung kommt bis 2015 auch in andere Städte. Der Katalog umfasst die gesamte Ausstellung außer den Ton- und Filmdokumenten. Er kann auf der Internetseite www.hauptstaatsarchiv.hessen.de vollständig heruntergeladen werden.

Schulen können die Ausstellung als Poster erhalten. Ansprechpartner ist der Kurator Johann Zilien.

Kontakt:
Dr. Johann Zilien
Hessisches Hauptstaatsarchiv
Mosbacher Str. 55
65187 Wiesbaden
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Quelle: Pitt von Bebenburg, Frankfurter Rundschau, 27.5.2014; Hessisches Hauptstaatsarchiv, Aktuelles.