Notfallübung des Koblenzer Notfallverbandes

Gerüstet sein für die hoffentlich niemals eintretende Katastrophe – das war das Ziel einer Übung des im Herbst 2012 gegründeten Koblenzer Notfallverbundes auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle in Koblenz-Metternich am 14. Mai 2014.

Dem Koblenzer Notfallverbund gehören das Bundesarchiv, das Landeshauptarchiv Koblenz, das Stadtarchiv Koblenz, die Stadtbibliothek Koblenz und das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz an. Rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Einrichtungen probten jetzt den Ernstfall, professionell begleitet und unterstützt von Vertretern der Koblenzer Berufsfeuerwehr.

Zunächst konnte an Kassationsgut und Makulatur aus den teilnehmenden Häusern das Brandverhalten unterschiedlicher Arten von Archiv- und Bibliotheksgut – einschließlich verschiedener Verpackungs- und Lagerungsformen – studiert werden. Im Hauptteil der Übung praktizierten die Teilnehmer danach das fachgerechte Bergen und Sichern der verbrannten und gelöschten Unterlagen. Einzelne Teams waren dabei zum Beispiel für Bergung, Transport, Sortierung, Schadenserfassung, Reinigung und Verpackung sowie für die Gesamtleitung verantwortlich. Ein wesentliches Anliegen der Übung bestand darin, mit- und aufeinander abgestimmte Abläufe zwischen den einzelnen Teams zu trainieren, die auch in einem echten Notfall funktionieren müssen und dann aufgrund der Praxiserfahrung leichter abgerufen werden können.

Abb.: Während der Notfallübung des Koblenzer Notfallverbandes am 14. Mai 2014 (Foto: LHA Koblenz)

Abb.: Während der Notfallübung des Koblenzer Notfallverbandes am 14. Mai 2014 (Foto: LHA Koblenz)

In der abschließenden gemeinsamen Manöverkritik haben die Teilnehmer die in der Übung gewonnenen Erkenntnisse kritisch aufgearbeitet, aber zugleich auch den positiven Effekt für das Funktionieren des Verbundes in einem etwaigen Ernstfall betont.

Quelle: Landeshauptarchiv, Aktuelles, 15.5.2014

28. Archivpädagogenkonferenz in Weimar zur Reformation

Erstmals widmete sich eine Archivpädagogenkonferenz mit dem Thema „Reformation“ einem einzigen inhaltlichen Schwerpunkt. Die 28. Archivpädagogenkonferenz, die am 23. und 24. Mai 2014 in Weimar stattfand, beschäftigte sich mit dem Einsatz frühneuzeitlicher Quellen in7 Archivpädagogik und Historischer Bildungsarbeit, also nicht zuletzt: im schulischen Unterricht.

Die Konferenz, die mit einer Führung durch das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar begann, fand im Herderzentrum statt, dem im Sommer 2013 eröffneten zentralen kirchlichen Veranstaltungsort in direkter Nachbarschaft zur Stadtkirche St. Peter und Paul (sog. „Herderkirche“). Die traditionell enge Zusammenarbeit zwischen dem Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Weimar und dem Hauptstaatsarchiv Weimar, das die Archivpädagogenkonferenz für den VdA-Arbeitskreis Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit organisiert und durchgeführt hat, drückte sich in den einleitenden Grußworten von Superintendent Henrich Herbst und von Staatsarchiv-Direktor Dr. Bernhard Post, aber auch in jenen von Dr. Christina Kindervater (Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur) und Dr. Andreas Jantowski (Direktor des Thillm in Bad Berka) aus. Sie betonten die Notwendigkeiten und Möglichkeiten quellengestützten Lernens für die kritische Rezeption historischer Traditionsbestände, die in Thüringen als Kernland der Reformation anhand zahlloser authentischer Quellen und Orte stattfinden kann. Sie wiesen dabei darauf hin, dass die kritische Geschichtsaneignung gerade in Weimar eine besondere Chance beinhalte, aber auch Verantwortung impliziere, da hier nicht nur die Geistesgrößen der deutschen Klassik, wie Goethe, Schiller, Wieland und Herder, öffentlich gewirkt hätten, sondern auch schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit offen praktiziert wurden – woran unter anderem die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald erinnert.

Abb.: Teilnehmende an der 28. Archivpädagogenkonferenz sowie Ltd. Archivdirektor Dr. Bernhard Post (Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar) bei seiner Begrüßung (Foto: Susanne Freund, Potsdam)

Abb.: Teilnehmende an der 28. Archivpädagogenkonferenz sowie Ltd. Archivdirektor Dr. Bernhard Post (Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar) bei seiner Begrüßung (Foto: Susanne Freund, Potsdam)

Die Fachvorträge des ersten Konferenztages bauten sinnvoll aufeinander auf. Zunächst präsentierte Prof. Dr. Anke John (Geschichtsdidaktik Universität Jena) empirische Befunde zum Quelleneinsatz im Geschichtsunterricht. Grundlage bildeten zwei Schullehrbücher in ihren Thüringer Ausgaben: „Geschichte und Geschehen 7/8“ sowie „Das waren Zeiten 2“. Schulbücher stellen immer noch das „Leitmedium“ dar, zumal Lehrerinnen und Lehrer mit anderen Medien nicht derart vollumfänglich vertraut seien, wie John am Beispiel Historischer Spielfilme (hier: dem Spielfilm „Luther“ von 2003) aufzeigte. Der Unterricht habe es zu leisten, Legenden um Luther bzw. des Lutherbildes zu hinterfragen und die Unterscheidung von Quelle und Deutung zu ermöglichen. John konstatierte eine „Rekonventionalisierung der Geschichtsvermittlung“ und kritisierte, dass Bildquellen häufig nur illustrativ eingesetzt würden. Im Rahmen von „Methodentrainings“ zum Filmeinsatz müssten hingegen Absichten von Bildern sowie Beziehungen von Bildelementen erkannt und herausgearbeitet werden. Bei der Quellenauswahl für die Thüringer Geschichtsbücher zeige sich zudem, dass die regionalgeschichtliche Konkretion von Themen zugunsten der europäischen Dimension verloren gehe. Auch kämen Gender-Perspektiven zu kurz. Dem ließe sich begegnen, indem z.B. auf die Beteiligung von Frauen an der Reformation wie an der Gegenreformation hingewiesen werden würde: als Flugfschriftenautorinnen, als Predigerinnen oder als Dichterinnen. Johns empirischen Befunde verdeutlichten, dass der Einsatz von Bildquellen und von Textquellen ein sehr unterschiedliches Profil habe. Das zeige sich beispielsweise in der höheren Aufmerksamkeit, die Bildquellen gemeinhin erführen, aber auch in der längeren Bearbeitungszeit für Textquellen. Empirisch belegbar sei, so fasste John abschließend zusammen, dass es einen  hohen Nutzen von Quellenarbeit im Geschichtsunterricht gebe, wenn es um die Faktoren Wissensvermittlung, Einnehmen von unterschiedlichen Perspektiven, Umgang mit Quellen sowie Konstruktion von Geschichte gehe.

Dagmar Blaha, die die Abteilung für ältere Bestände im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar leitet, konnte diese Befunde aufgreifen und ein neues Produkt für die Nutzung reformationsgeschichtlicher Quellen im Schulunterricht präsentieren: das Digitale Archiv der Reformation. Ab Ende 2015 werden in einer Internetplattform reformationsgeschichtliche Schriftzeugnisse aus Staatsarchiven „Mitteldeutschlands“ präsentiert und digital nutzbar gemacht. Projektbeteiligt sind die Länder Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen. Es sollen ganz unterschiedliche Zielgruppen erreicht werden, von interessierten Bürgern bis hin zu Wissenschaftlern, für die aber jeweils unterschiedliche Module bereit gestellt werden (so ein „Forschungsmodul“ und ein „Wissensmodul“). Zunächst sollen 119 intensiv aufbereitete Dokumente, z.B. umfangreiche Visitationsprotokolle, sowie zudem „Schlüsseldokumente“ der Frühen Neuzeit präsentiert werden. Das Angebot wird dabei neben dem Digitalisat auch Kurzregesten (mit Signatur), Abschriften, Übertragungen in modernes Deutsch, historische Einführungen und nach Möglichkeit auch Übersetzungen ins Englische umfassen. Das Portal „DigiRef“ ist ausbaufähig und soll perspektivisch neben Schriftzeugnissen auch digitalisierte Fotos und Baudenkmäler etc. beinhalten. Der Einsatz der mehrstufig erschlossenen Quellen wird sich vermutlich gut für Schulen eignen, Wissenschaftler werden hingegen ihre eigene Quellenauswahl treffen wollen und auch weitere Bestände zur Kontextualisierung ihrer jeweiligen Fragestellungen vor Ort in den Archiven nutzen müssen.

Im dritten Fachvortrag des Tages benannte Rigobert Möllers vom Arbeitsbereich „Medien und Informationstechnologien“ der Thillm die Aktivitäten dieses „Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien“ (Bad Berka) im Rahmen der Lutherdekade. Er will Originalquellen sowie deren Digitalisate als „Zumutung“, also als positiv verstandene Herausforderung für Schülerinnen und Schüler verstanden wissen. In seinem sehr engagierten Vortrag, der implizit die Anteile politischer Bildungsarbeit in der Geschichtslehrerfortbildung verdeutlichte, stellte er die Luther-Wanderausstellung des Thillm in ihrer animierten, dreidimensional online-gestellten Form vor. Mit ihr könne man lernen (und lehren), den Freiheitsbegriff Luthers differenziert zu betrachten: als individuelle Freiheit und als gesellschaftliche Verantwortung. So leiste die Ausstellung jene für die Pädagogik notwendige Verbindung aus problemorientierter Aufbereitung historischer Probleme und deren lebensweltlicher Adaption. In der Ausstellung werden das geistliche und das weltliche Regiment in je drei Stelen vorgestellt (2 x Glaube und Freiheit, Kirche und Welt, Mensch und Kultur, Sprache und Medien, Erziehung und Schule). – Dass angesichts des bevorstehenden Reformationsjubiläums 2017 die besondere Chance für die unterrichtliche Befassung mit frühneuzeitlichen Quellen gerade darin liege, dass man es nicht mit einem solitären Reformationsereignis, sondern mit einem langen Reformationsprozess im 16. und 17. Jahrhundert zu tun habe und dass man die ausgerufene „Lutherdekade“ bis zum Jubiläumsjahr eher als „Reformationsdekade“ auffassen müsse, kam an verschiedenen Stellen der Archivpädagogenkonferenz zum Ausdruck.

Traditionell beschliesst eine Runde der Konferenzteilnehmer mit eigenen kurzen „Berichten aus den Archiven“ den ersten Konferenztag. In diesen knappen Jahresrückblicken wurde beispielsweise auf das Angebot von Erarbeitungsvorschlägen modularer Art für Lehrerinnen und Lehrer als Service von Archiven bzw. Archivpädagogen hingewiesen (so im Staatsarchiv Hamburg, im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden oder im Landesarchiv NRW Abt. Detmold). Aufgrund großer Nachfrage hat das Stadtarchiv Hilden zusammen mit der dortigen VHS eine „Stadtführerausbildung“ für Senioren etabliert. Das Stadtarchiv bereitet zudem Thementafeln für „Haltestellen“-Geschichten auf, die den Wartenden an Bushaltestellen insbesondere biografische Hintergründe der Namenspatrone der jeweiligen Hildener Haltestellen liefern. Das Westfälische Wirtschaftsarchiv in Dortmund hat einen „Archivführerschein“ für Lehrerinnen und Lehrer der gymnasialen Oberstufe entwickelt. Das Historische Archiv der Stadt Köln interaktive Führungen, in denen beispielsweise Fließbandarbeit in einer Werkshalle nachgestellt wird. Und im Landesarchiv Baden-Württemberg geht man derzeit an die Planungen für die nächsten Karlsruher Tagung zur Archivpädagogik, die dort am 6.3.2015 stattfinden wird.

Am zweiten Tag der 28. Archivpädagogenkonferenz in Weimar ging es im Rahmen dreier Fachvorträge um Praxisbeispiele der Geschichtsvermittlung in Schule, Kirchenarchiv und Stadtmuseum: Heike Fiedler, die vom Grabbe-Gymnasium in Detmold stundenweise an die dortige Landesarchiv-Abteilung abgeordnete Archivpädagogin, und Tobias Knecht, derzeit Studienreferendar am Gymnasium Leopoldinum in Detmold, zeichneten im Rahmen ihrer „Reflexion zum Lernen im Archiv am Beispielen von Zeugnissen der Reformation in Lippe“ eine aktuelle gemeinsame Unterrichtsreihe nach. Wichtig war ihnen, dass dieses Pilotprojekt sorgfältig an die jeweiligen infrastrukturellen Voraussetzungen und inhaltlichen Bedürfnisse der Partner Schule und Archiv angepasst wurde. Die Unterrichtsreihe zielte auf die gleichsam vertikale Progression in der Fachwissenvermittlung ab – vom Sachurteil bis hin zum abschließenden Werturteil über die Religionsfreiheit als Menschenrecht. An historischen Quellen standen aus Gründen der didaktischen Reduktion zwei Dokumente im Zentrum. Sie sollten zudem den Beginn und den Abschluss der zeitgenössischen Entwicklung repräsentieren: Zu Beginn wurde ein Ablassbrief für Simon V. zur Lippe aus dem Jahr 1515 genutzt, im weiteren Verlauf dann der – im original 16 Seiten umfassende – Röhrentruper Rezess von 1617, mit dem sich der reformierte Graf zur Lippe und die lutherische Stadt Lemgo verglichen. Insgesamt 14 Unterrichtsdoppelstunden, von denen zwischen Ende März und Anfang Mai 2014 sechs in der Schule und acht im benachbarten Archiv durchgeführt wurden, widmeten sich in verschiedenen Modulen den archivischen Methoden und historischen Inhalten. Das von beiden Seiten (sowie insbesondere von der beteiligten Lerngruppe) als sehr gelungen bezeichnete Unterrichtsprojekt war von Zwischen- und Abschlussevaluationen begleitet worden, so dass deren differenzierte Ergebnisse auch als Handreichung für vergleichbare Projekte dienen können.

In ihrem anschließenden Vortrag zeigte Dr. Hannelore Schneider, die mit ihrem Landeskirchenarchiv in Eisenach jüngst einen neuen Standort beziehen konnte, wie sie mit wenig Mitteln und Kapazitäten für die Archivpädagogik dennoch ihrem Interesse an einer schulischen Begegnung mit dem Archiv nachzukommen versucht. Neben einem Seminarraum, der ihr nunmehr im neuen Gebäude zur Verfügung steht, verfügt sie über einen alten Schrank (aus dem Historismus). Hier, unter anderem in einem eingebauten Geheimfach, hinterlegt sie archivisches Schaumaterial, um mit Schülern anschließend gemeinsam „Geschichte aus dem Schrank“ heben zu können. Als naheliegende Kooperationspartnerin für die Kirchenarchivpädagogik bietet sich nunmehr die benachbarte Evangelische Grundschule an, für die Schneider im Zuge der Archivbauarbeiten extra eine eigene Gartenpforte auf das Archivgelände in den Zaun hat einbauen lassen. Dadurch ist ein kurzer Weg ins Archiv – und in die Geschichte – gewährleistet.

Ganz andere Bedingungen für die Geschichtsvermittlung besitzt naturgemäß ein Stadtmuseum: Gudrun Noll-Reinhardt, Stadtarchäologin vom Stadtmuseum Erfurt, präsentierte im abschließenden Vortrag der Archivpädagogenkonferenz, das von ihr und Museumsdirektor Hardy Eidam entwickelte „Geschichtslabor“ vor, einer Ausstellung zum komplexen Thema „Rebellion – Reformation – Revolution„, die am Reformationstag 2012 im Stadtmuseum Erfurt eröffnet wurde. Noll-Reinhardt, die im Zuge der Ausstellung, die sie kuratierte, auch museumspädagogische Kompetenz erwarb, führte die Konferenzteilnehmer virtuell durch die platzgreifende Ausstellung, die sie als „installative Konfrontation von Geschichte und Gegenwart“ verstanden wissen will. Das Museum bietet Platz und Gelegenheit für eine kreative Aneignung von Geschichte. Einerseits werden in eher klassischer Form Erfurt, wo Martin Luther zwischen 1501 und 1511 gelebt und studiert hatte, als „Wiege“ der Reformation vorgestellt. Andererseits führen eindrucksvolle, großformatige Installation verschiedene Fragehinsichten an (z.B. „Ich und das Andere?“), mit denen das Fortwirken reformatorischer Errungenschaften im eigenen Leben überprüft werden kann. Das Stadtmuseum erinnert mit dieser Ausstellung en passant daran, dass die Reformation, wenn man dabei den Fokus von Erfurt auf Wittenberg aufzieht, zunächst ein Universitätsereignis gewesen ist, der man die Entwicklung einer kritischen und unabhängigen Wissenschaft zu verdanken hat.

Im Anschluss an eine Konferenzzusammenfassung der Koordinatorin des VdA-Arbeitskreises Archivpädagogik und Historische Bildungsarbeit, Dr. Annekatrin Schaller (Stadtarchiv Neuss), die zugleich die nächste, die 29. Archivpädagogenkonferenz 2015 in Koblenz avisierte, bot Hausherr Dr. Bernhard Post den Teilnehmern eine kurzweilige Führung durch das Hauptstaatsarchiv Weimar und seine beeindruckenden Bestände, die in der aktuellen Archivausstellung zur Geschichte der Pädagogik in Thüringen endete und eine Generalprobe für die anschließende Lange Nacht der Museen in Weimar darstellte. Die von Katrin Göring, Ina Maletz und weiteren Mitarbeitenden des Hauptstaatsarchivs Weimar professionell und liebevoll organisierte 28. Archivpädagogenkonferenz gab den mehr als 40 Teilnehmern, darunter erneut einige Studierende der FH Potsdam, etliche Anregungen nicht nur zum Einsatz frühneuzeitlicher Archivquellen im Unterricht mit auf den Heimweg. Angesichts dieses Potenzials an motivierten und kompetenten Menschen, vielfältigen Archivbeständen und behördlicher Einsicht in die Notwendigkeit von Archivpädagogik ist es kaum erklärbar, dass es in Thüringen und manch anderen Bundesländern die zwischenzeitlich an die Staatsarchive abgeordneten Archivpädagogen nicht mehr gibt.

Jens Murken, Bielefeld

»Ihr lebt in einer großen Zeit …« Propaganda und Wirklichkeit im Ersten Weltkrieg

Der Titel der aktuellen Ausstellung „Ihr lebt in einer großen Zeit …“ im Steiermärkischen Landesarchiv ist ein wörtliches Zitat aus einem Plakat mit der Aufforderung zur Zeichnung der zweiten Kriegsanleihe im Mai 1915. „Ihr lebt in einer großen Zeit, der größten Eures Volkes. Sie verlangt starke Herzen, starkes Selbstvertrauen, die Kraft, sich zu behaupten im festen Ausharren – bis zum endlichen Siege.“

Der Begriff Propaganda hat von seinem ersten Auftauchen bis zu dessen heutiger Bedeutung einen starken inhaltlichen Wandel erfahren. Propaganda war im Ersten Weltkrieg sowohl nach innen – an die „Heimatfront“ – als auch an die Bevölkerung der Kriegsgegner sowie an die Menschen der nicht unmittelbar am Krieg beteiligten Staaten gerichtet.

Ausstellungsplakat © StLA

Abb.: Ausstellungsplakat © StLA

Erstmals wurde massiv das Mittel systematisch betriebener Propaganda eingesetzt, um die Moral von Soldaten wie Zivilbevölkerung zu stärken. Da der Krieg nicht nur von den Militärs an der Front geführt wurde, musste die gesamte Bevölkerung hinter dem kriegerischen Ziel vereint werden. Bewusste und zielgerichtete Manipulation stellte ein besonderes Charakteristikum in diesem Krieg dar.

Leistungen und Ereignisse der eigenen Seite an der Front wurden in idyllischer Weise verklärt, Taten des Gegners als unglaubliche Gräueltaten dargestellt. Für den Empfänger der Nachricht war es oft nicht möglich, die propagandistischen Lügen zu erkennen. Sowohl auf Seite der Mittelmächte als auch der Entente spielten in der Propagandamaschinerie Künstler, Schriftsteller, Intellektuelle und Wissenschaftler eine wichtige Rolle. Alle verfügbaren Kommunikationskanäle wurden zu Propagandazwecken aktiviert.

Die Ausstellung im Steiermärkischen Landesarchiv spricht anhand authentischer Quellen jene „Informationen“ an, die das „Leben in einer großen Zeit“ prägten und die Menschen beeinflussen sollten. Dem wird die Realität gegenübergestellt: die Grausamkeit des Geschehens an der Front sowie die Not, die Restriktionen im Alltagsleben, das Elend im Hinterland bzw. der Heimatfront und der daraus resultierende propagandistische Wandel vom Verteidigungskrieg hin zum Kampf einer Opfer- bzw. Leidensgemeinschaft.

DDie Ausstellung kann bis zum 16.6.2014, also auch noch während des Steirischen Archivtags am 12.6.2014, der sich mit „Quellen zum Ersten Weltkrieg aus regionalen Archiven und Sammlungen“ beschäftigen wird, zu den Öffnungszeiten des Steiermärkischen Landesarchivs/a> in Graz bei freiem Eintritt besucht werden.

Kontakt:
Landesarchiv Steiermark
Karmeliterplatz 3
8010 Graz
www.landesarchiv.steiermark.at

Quelle: Landesarchiv Steiermark, Medieninformation

Ausstellung zum 100. Jahr der Fürther Fußballmeisterschaft

Beinahe wäre die Spielvereinigung Greuther Fürth vergangene Woche wieder in die 1. Fußball-Bundesliga aufgestiegen und damit zugleich einen aktuellen Erfolg feiern sowie eines historischen gedenken können. Denn am 31. Mai 2014 jährt sich zum hundertsten Mal der erste Titelgewinn der Spielvereinigung Fürth. Aus diesem Anlass wurde eine sehenswerte Ausstellung konzipiert, die ab diesem Tag bis zum 6. Juli 2014 im Foyer des Stadtmuseums Fürth gezeigt wird. Begleitend dazu gibt es ein extra erstelltes Heft im Design der damaligen Zeit, um den ersten großen Triumph der Vereinsgeschichte zu feiern.

Die Ausstellung zeigt einige besondere Exponate, wie zum Beispiel den original Meisterwimpel von 1914, eine von der Spielvereinigung in Auftrag gegebene Kopie des damaligen Pokals zur Deutschen Meisterschaft, der Viktoria, sowie ein hundert Jahre altes Buch mit gesammelten Bildern und Zeitungsausschnitten von 1914. Zudem wird auf reich bebilderten Tafeln der Weg zur Meisterschaft nachgezeichnet.

Am Eröffnungstag (31. Mai 2014) findet auch ein kleines Rahmenprogramm im Stadtmuseum statt: Jürgen Schmidt, der Archivar der SpVgg Greuther Fürth, würdigt um 13.30 Uhr und um 15.00 Uhr in jeweils einem Kurzvortrag dieses Jubiläum und beantwortet gerne Ihre Fragen zur Ausstellung. Ferner wird das Heft zum Jubiläum vorgestellt, in dem zahlreiche, bisher noch nie gezeigte Fotos aus der Meistersaison abgedruckt sind.

Der Eintritt zu den Kurzvorträgen beläuft sich auf 3 Euro pro Person, ermäßigt 2 Euro, und berechtigt auch zum Besuch der Dauerausstellung und der aktuellen Sonderausstellung „Im Wandel der Zeit – Fürth damals und heute“.

Der Besuch der Foyer-Ausstellung ist frei.

Kontakt:
Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard
Ottostraße 2
90762 Fürth
Tel.: 0911/97922290
Fax: 0911/97922299
info@stadtmuseum-fuerth.de
www.stadtmuseum-fuerth.de

Britischer Historiker brütet im Archiv des Enzkreises über Auswanderer-Quellen

Drei Wochen lang spürte der britische Historiker Dr. James Boyd bei seinem Forschungsaufenthalt in Baden-Württemberg südwestdeutschen USA-Auswanderern nach – die meiste Zeit davon im Kreisarchiv des Enzkreises. Dort ist Boyd durchaus kein Unbekannter: Bereits 2011 und 2012 verbrachte er hier zahlreiche Tage für die Arbeit an seiner Doktorarbeit, die dann im vergangenen Jahr an der Universität Cardiff erschien. Sie befasste sich mit den Ursachen der deutschen Massenauswanderung im 19. Jahrhundert. Boyds regionale Forschungsschwerpunkte waren damals Diefenbach und Ölbronn.

Nun erhielt der dreißigjährige Wissenschaftler aus London ein Stipendium der Düsseldorfer Gerda-Henkel-Stiftung, das ihn sein Thema vertiefen und zugleich auf das 18. Jahrhundert ausweiten ließ. Archivleiter Konstantin Huber findet es bemerkenswert, dass südwestdeutsche Landesgeschichte immer wieder von ausländischen Universitäten aus erforscht wird: „Das liegt einerseits an der guten Quellenlage aufgrund der fortschrittlichen württembergischen Verwaltung in der Frühen Neuzeit“, vermutet Huber. Außerdem sei Württemberg aufgrund von Parallelen in der eigenen Verfassungsgeschichte für Briten und Nordamerikaner besonders interessant.

Sie haben gut lachen: Im Kreisarchiv erhielt der britische Historiker Dr. James Boyd (Mitte) wertvolle Unterstützung von Konstantin Huber und Eveline Sommer-Turkalj. (enz)

Abb.: Sie haben gut lachen: Im Kreisarchiv erhielt der britische Historiker Dr. James Boyd (Mitte) wertvolle Unterstützung von Konstantin Huber und Eveline Sommer-Turkalj. (enz)

Die Mitarbeiterinnen im Kreisarchiv beeindruckte, wie kompetent sich ein junger Brite in schwierige fremdsprachliche Handschriften einlesen konnte, die zudem noch voller Dialektausdrücke stecken. Denn dank der Unterstützung der Bürgermeister Norbert Holme und Jörg-Michael Teply konnte Boyd die Ölbronner und Wurmberger Archivalien zentral in Pforzheim einsehen.

Boyd schreibt aktuell an einem Aufsatz für eine englischsprachige Fachzeitschrift und freut sich schon auf seine Präsentation des Themas, die er im Juni am Deutschen Historischen Institut in Washington DC halten wird. Der Historiker interessiert sich insbesondere für die beiden Auswanderungswellen um 1750 und dann 1816/17, dem „Jahr ohne Sommer“, als ein Vulkan in Indonesien ausbrach und die Aschenwolke auch hierzulande zu Ernteausfall und Hungersnot führte.

Eine von Boyds Grundfragen lautet: Welchen Einfluss hatten die Auswanderer von 1750 auf die Emigranten um 1816/17? Außerdem will er wissen, warum aus einigen Gemeinden – eben Ölbronn und Wurmberg – bereits um 1750 Viele ihr Glück in der Ferne suchten, in anderen Orten wie Sternenfels dagegen erst knapp 70 Jahre später. Hierbei fand er heraus, dass die späteren Emigranten oft Verwandte der frühen Auswanderer waren. Und Boyd entdeckte, dass aus Maulbronn und Ludwigsburg gebürtige Kaufleute von Philadelphia aus die Verknüpfung zwischen der Alten und der Neuen Welt aufrecht hielten. Die Obrigkeit hierzulande bezeichnete sie als „Seelenverkäufer“, die andere Untertanen zur Auswanderung verführten.
James Boyd besuchte auch das Hauptstaatsarchiv und das Landeskirchliche Archiv in Stuttgart sowie die staatlichen Archive in Ludwigsburg und Karlsruhe. Generell zeigte er sich beeindruckt von der Nutzerfreundlichkeit der deutschen Archive, insbesondere des Enzkreis-Archivs. Deshalb zögerte er keinen Moment, dem Enzkreis für die kommende Ausgabe seiner Jahrbuchreihe „Historisches und Aktuelles“ einen Beitrag mit seinen Forschungsergebnissen zu versprechen.

Kontakt:
Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon 07231 308-9423
Telefax 07231 308-9837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 134 / 2014, 15.5.2014

Aachener Archivdirektor im Ruhestand

Archivdirektor Dr. Thomas Kraus, der seit 1979 im Stadtarchiv Aachen wirkte und seit 1997 – nach dem Ausscheiden des langjährigen Archivdirektors Dr. Herbert Lepper – dessen Leiter war, ist Ende April 2014 in den Ruhestand verabschiedet worden.

Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp würdigte den gebürtigen Recklinghäuser zusammen mit einer hochrangigen Gästeschar beim Abschied im Weißen Saal des Rathauses. Er erinnerte unter anderen an die Ausstellung „Aachen in französischer Zeit“, die die Sichtweise auf die französische Epoche Aachens in napoleonischer Zeit deutlich verändert habe.

Auch der Umzug des historisch bedeutenden Stadtarchivs Aachen vom Grashaus am Fischmarkt in die Nadelfabrik am Reichsweg im Jahr 2013 zählte zu den Höhepunkten im beruflichen Leben des gelernten Historikers. In seinem Ruhestand wird sich Kraus weiterhin dem historischen Grundlagenwerk „Aachen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart“ widmen. Den dritten Band, der die Jahre bis 1500 umfasst, wird Thomas Kraus im Alleingang bearbeiten.

Kontakt:
Stadtarchiv Aachen
in der Nadelfabrik
Reichsweg 30
52068 Aachen
Tel.: +49 / (0)241-432-4972
Fax: +49 / (0)241 / 432-4979
stadtarchiv@mail.aachen.de

Quelle: Aachener Zeitung, 28.4.2014

Der »Hellseher« Arthur Orlop (1912-1984): Archivalien zu einem »medialen Berater« in der Nachkriegszeit

Ein kleiner, nunmehr erschlossener Aktenbestand im Archiv des Freiburger Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) dokumentiert das Leben und Wirken des in den ersten Nachkriegsjahrzehnten in Deutschland berühmt gewordenen „Hellsehers“ Arthur Orlop (1912-1984). Die überlieferten Unterlagen zum Fall Orlop sind vor allem im Hinblick auf die Frage nach dem juristischen Umgang mit „medialen“ Anbietern in der Nachkriegszeit von größerem Interesse.

Arthur Orlop in einem Beitrag in der Zeitschrift

Abb.: Arthur Orlop in einem Beitrag in der Zeitschrift „Revue“ vom 28.4.1957 (IGPP)

Arthur Orlop wurde am 18.2.1912 in Mannheim geboren und war auch später durchgängig dort wohnhaft. Nachdem er eine Lehre zum Elektromechaniker abgebrochen hatte, absolvierte er eine Ausbildung als Schauspieler. Seit 1935 arbeitete er in diesem Beruf. Seit 1948 verlegte sich Orlop jedoch auf eine Tätigkeit als sogenannter „medialer Berater“ und erlangte damit im Verlauf der 1950er Jahre einen erheblichen Bekannheitsgrad.

Orlop wurde von zahlreichen Personen und Institutionen, u.a. durch Polizeibehörden, konsultiert, musste sich aber auch vor mehreren Karlsruher Gerichtsinstanzen verantworten. Schon Ende 1950 hatte man ihn wegen „Hellseherei“ belangt. 1959 wurde vom Verwaltungsgericht Mannheim gegen Orlop ein Berufsverbot als „Handschriftendeuter“ verhängt.

Die möglichen hellseherischen Fähigkeiten Orlops war zudem eine mehrfach diskutierte Forschungsfrage, verstärkt auch dem Karlsruher Gerichtsurteil. Mehrere Wissenschaftler führten wissenschaftliche Experimente mit ihm durch. Orlop selbst hatte das Interesse, durch die wissenschaftlichen Experimente eine offizielle Bestätigung seiner Fähigkeiten zu erhalten. Er arbeitete schwerpunktmäßig mit „psychometrischen Objekten“ (vor allem Handschriften), anhand derer er Aussagen über Personen, Orte oder Sachverhalte machte. Orlop war bis etwa Mitte der 1970er Jahre aktiv, dann wurde er durch einen schweren Unfall sehr beeinträchtigt.

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Uwe Schellinger M.A.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br.
0761-20721-61
schellinger@igpp.de
http://igpp.academia.edu/UweSchellinger
http://www.igpp.de

Appell zur Bestandssicherung von Aufzeichnungen auf U-matic

Der Arbeitskreis Filmarchivierung NRW wendet sich mit einem Appell zur Bestandssicherung von Aufzeichnungen auf U-matic an die archivischen Fachkolleginnen und -kollegen. Denn in Archiven mit Film- und Videobeständen wird oft eine Vielzahl unterschiedlicher Filmformate sowie analoger und digitaler Videoformate aufbewahrt, die aufgrund formatspezifischer Besonderheiten unterschiedlich gefährdet sind und spezielle konservatorische Maßnahmen erfordern.

Zu den Videoformaten, die aktuell sehr gefährdet sind, zählt das U-matic-Format. Das U-matic-Format ist ein Videoformat in Kassettenform mit ¾ Zoll breitem Band. Für die drei Formate U-matic Low Band, U-matic High Band und U-matic High Band SP wurden Kassetten der Hersteller AGFA, Ampex, BASF, Fuji, Kodak Eastman, Maxell, Memorex, Scotch 3M und Sony mit den Typ- und Konfektionierungsbezeichnungen z.B. BCA-10, BCA-60, KCA-05, KCA-10, KCA-15, KCA-20, KCA-30, KCA-60, UCA-05, UCA-30, UCA-60, KCA-20, KCA-30, KCA-60, KSA-60, KCS-20, KSP-20, SPS-20 eingesetzt.

Die Nutzung archivierter U-matic-Bestände wird zunehmend komplizierter und eingeschränkter, da in vielen Fällen U-matic-Kassetten sich wegen mechanischer Probleme nicht abspielen lassen und U-matic-Videomaschinen nicht mehr zur Verfügung stehen oder mangels an Ersatzteilen nicht mehr repariert werden können. Noch gravierender sind aber formatbedingte Schadensarten wie hoher Bandabrieb, Schichtablösungen, Verkleben der Bänder, niedrige Restmagnetisierung oder gar Entmagnetisierung des Videobandes.

Die Sicherung der U-matic-Bestände sollte daher in allen Archiven als unaufschiebbare Aufgabe angesehen und möglichst bald begonnen werden.

Die Sicherungsmaßnahmen sollten sich grundsätzlich auf U-matic-Kassetten beschränken, die originale Aufnahmekassetten oder geschnittene Masterbänder sind, also keine U-matic-Kassetten einschließen, die lediglich Kopien von Film- oder anderen Videoformaten enthalten, zu denen das Ausgangsmaterial noch existiert.

Für die Überspielung von U-matic-Beständen können, sofern die Förderkriterien erfüllt werden, Fördermittel aus dem NRW-Programm „Substanzerhalt – Rettet die Filmbilder des Landes“ beantragt werden.

Für Rückfragen zu Aspekten der Bestandssicherung und zur Antragstellung stehen die Mitglieder des AK Filmarchivierung NRW zur Verfügung.

Link: Appell zur Bestandssicherung von Aufzeichnungen auf U-matic

Kontakt:
Arbeitskreis Filmarchivierung NRW
Andreas Thein (Sprecher)
Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Schulstraße 4
40213 Düsseldorf
Telefon (0211) 8993724
Telefax (0211) 8929316
andreas.thein@duesseldorf.de
www.filmarchivierung-nrw.de 

Archivare im Kreis Gießen dokumentieren den Ersten Weltkrieg

Im Sommer jährt sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal: Anlass für Gedenkveranstaltungen und Ausstellungen. Auch in den Stadt- und Gemeindearchiven im Gießener Kreisgebiet finden sich zahlreiche Unterlagen, die sich auf den Ersten Weltkrieg beziehen. Feldpostbriefe, Propagandamaterial, Unterlagen und Fotos über Lazarette im Landkreis, Kriegschroniken, Postkarten und vieles andere mehr geben Auskunft zum Kriegsgeschehen in der Region.

Bei der jüngsten Arbeitstagung der Archivbetreuerinnen und Archivbetreuer im Landkreis Gießen wurden erste Schritte für eine gemeinsame Ausstellung zum Thema besprochen. Dokumente müssen ausgewählt und Ausstellungstafeln konzipiert werden. Auf Grund einer gewissen Vorlaufzeit und wegen diverser anderer anstehenden Arbeiten könne die Ausstellung mit historischen Dokumenten aber erst 2015 realisiert werden, erklärte die Gießener Kreisarchivarin Sabine Raßner ein Ergebnis der Arbeitsbesprechung.

14 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zusammen, um sich fachlich auszutauschen. So waren die Archivpfleger aus Buseck, Freienseen, Grünberg, Heuchelheim, Hungen, Langgöns, Laubach, Lollar, Pohlheim, Rabenau, Reiskirchen, Staufenberg und Wettenberg vertreten. Da in der Regel in den Kommunalarchiven nur eine Person tätig ist, sind regelmäßige Treffen mit Kollegen wichtig für den fachlichen Austausch.

Bei der vorherigen Sitzung hat sich eine Arbeitsgruppe „Notfallplanung“ gegründet. Sie hat sie Aufgabe, Maßnahmen zur Prävention und zum Umgang mit möglichen Krisensituationen zu entwickeln, die alle darauf abzielen, Archivgut vor Schaden zu bewahren, beispielsweise vor einem Wasser- oder Feuerschaden. Auch über Bergungsmaßnahmen nach einer Katastrophe soll rechtzeitig nachgedacht werden. Als ein erstes Ergebnis hat die Arbeitsgruppe eine Alarmtafel entworfen. Sie gibt zum einen Auskunft, wer über welchen Notfall zu alarmieren ist, und nennt zum anderen Dienstleister und Auslagerungsorte.

Alle Beteiligten sind sich einig: Kleine Archive wären mit dem Arbeitsanfall in einem Notfall überlastet. „Deshalb ist es aus unserer Sicht wichtig, dass die umliegenden Städte und Gemeinden sich gegenseitige Hilfestellung zusichern, um den Erhalt des regional bedeutsamen Schriftguts im Krisenfall sicherzustellen. Die Bildung eines Notfallverbundes Archivwesen für den Landkreis Gießen erscheint in diesem Zusammenhang sinnvoll“, sagte Sabine Raßner.

Ein wichtiges Thema der Arbeitstagung war auch die Bereitstellung und Präsentation von archivischen Erschließungsleistungen und digitalisiertem Schriftgut im Internet. Schon jetzt können mehr als 130.000 Verzeichnungseinheiten der kommunalen Archive im Landkreis Gießen im Internet recherchiert werden. Um die Bekanntheit und Auffindbarkeit ihrer Bestände sowie ihrer Einrichtung zu verbessern, wird eine Beteiligung an der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) und dem Archivportal-D angestrebt. Dieses bietet allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern einen spartenübergreifenden Zugang zu Kulturgut in unterschiedlichen Einrichtungen, also in Bibliotheken, Archiven, Museen und Wissenschaftseinrichtungen.

Abschließendes Thema der Arbeitstagung war die Broschüre „Kommunalarchive im Landkreis Gießen“, die aktualisiert und neu aufgelegt werden soll. Sie gibt Informationen über die Kommunalarchive im Landkreis Gießen und ihre Bestände. „Wenn am 3. Juni dieses Jahres in Gießen der Hessische Archivtag stattfindet, wollen wir uns aktuell präsentieren“, machte Sabine Raßner deutlich.

Kontakt:
Landkreis Gießen
Kreisarchiv
Riversplatz 1-9
35394 Gießen
Tel. 0641 9390 1603
sabine.rassner@lkgi.de

Quelle: Landkreis Gießen, Pressemitteilung, 15.4.2014

Tag der offenen Tür am neuen Standort des Archivs des Salzlandkreises

Das Kreisarchiv des Salzlandkreises feiert am 29.4.2014 die Eröffnung des neuen Archivstandortes mit einem Tag der offenen Tür. Das Kreisarchiv hatte bisher vier Standorte in Aschersleben, Bernburg und Schönebeck. Die drei Standorte in Bernburg und Schönebeck sind nun vereint in der Thomas-Müntzer-Straße 32 in Bernburg.

Die Umbauzeit des ehemaligen Berufsschulgebäudes dauerte beinahe ein Jahr, das Ein- und Auspacken der Umzugskartons mehrere Monate. Doch jetzt ist alles geschafft. Die Zeiten im Keller des Kreishauses Bernburg und einem weiteren provisorischen Fahrradkeller mit unzumutbaren Arbeitsverhältnissen gehören der Vergangenheit an. Ebenso die große räumliche Trennung von Akten und Archivmitarbeitern in Schönebeck.

Untergebracht wurden im neuen Archivgebäude 5.000 lfd. Meter Akten, für die zwei Archivarinnen und eine Archivassistentin zuständig sind. Sämtliche Akten finden in den angeschafften Regalanlagen Platz und ausreichend Reserven sind ebenfalls noch vorhanden.

Alle Interessierten sind herzlich zu einem Tag der offenen Tür am 29.4.2014 von 9:30 Uhr bis 18 Uhr eingeladen.

Kontakt:
Archiv des Salzlandkreises
Thomas-Müntzer-Straße 32
06406 Bernburg (Saale)
Tel.: 03471/684-1160 (Leiterin Kreisarchiv, Frau Seifert)
Fax: 03471 684-2828
kreisarchiv@kreis-slk.de
www.salzlandkreis.de