Archive im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Düren suchen Zeitzeugen für gemeinsame Ausstellung

„Zur Wanderungsgeschichte der Menschen in der Region Rhein-Erft-Rur“. So lautet der vorläufige Titel einer Ausstellung, die die Arbeitsgemeinschaft der Archivare im Rhein-Erft-Kreis gemeinsam mit dem Kreisarchiv Düren plant. In der Ausstellung soll verdeutlicht werden, dass Migration und Integration stets die regionale Geschichte begleiteten.

Die Organisatoren suchen nun nach Menschen, die in diese Region gezogen sind. Sie werden gebeten, für die geplante Ausstellung Fotos und andere Gegenstände zur Verfügung zu stellen, die in Zusammenhang mit ihrer Migration standen oder stehen.

Zur Verfügung gestellte Fotos werden gescannt und zurückgegeben. Gegenstände, die in der Ausstellung gezeigt werden, sind etwa ein bis zwei Jahre lang in den verschiedenen Kommunen zu sehen und werden danach zurückgegeben. Für die Dauer der Schau sind sie versichert.

Das Stadtarchiv Kerpen als koordinierende Stelle ist unter der Telefonnummer 02237/922170 und per e-mail über susanne.harke-schmidt@stadt-kerpen.de (Leiterin) erreichbar. Darüber hinaus ist es möglich, sich an eines der übrigen teilnehmenden Archive zu wenden.

Kontakt:
Stadtarchiv Kerpen
Leiterin Susanne Harke-Schmidt
Jahnplatz 1
50171 Kerpen
Telefon: 02237-922170
Telefax: 02237-922171
susanne.harke-schmidt@stadt-kerpen.de

Quelle: Kölnische Rundschau, 5.10.2010

Archivgut der Evangelischen Kirchengemeinde Tecklenburg erschlossen

Die Evangelische Kirchengemeinde Tecklenburg hat nun ein umfangreiches Gemeindearchiv. In einem speziellen Magazinraum des Gemeindeamtes in Ledde lagern die Archive der ehemaligen Evangelischen Kirchengemeinden Ledde, Leeden, Brochterbeck und Tecklenburg, die sich vor zwei Jahren zur neuen Evangelischen Kirchengemeinde Tecklenburg vereinigten. Vorher war das historische Schriftgut der vier Kirchengemeinden, das bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht, vom Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) nach Bielefeld geholt worden, um es inhaltlich zu erschließen und archivgerecht in konservierende Mappen und Kartons zu verpacken.

Archivarin Ingrun Osterfinke erinnert sich: „Die einzelnen Archivbestände waren zwar schon früher einmal geordnet worden und es gab auch systematische Verzeichnisse. Sie entsprachen jedoch nicht mehr alle den heutigen Standards." Zudem sei man heute bemüht, alle Archivbestände innerhalb der Evangelischen Kirche von Westfalen in das elektronische Datenbanksystem zu übertragen. Die inhaltliche Erschließung sei allerdings keine immer einfache Angelegenheit, reichen die Unterlagen doch teilweise in das 18., 17., und z.T. sogar bis in das 15. Jahrhundert zurück. Ingrun Osterfinke: „Das Beherrschen der Deutschen Schrift ist schon erforderlich, um die historische Überlieferung verstehen zu können. Damals gab es noch keine Schreibmaschinen, alles wurde mit Hand verfasst. Doch die Handschriften verschiedener Personen sind unterschiedlich gut lesbar, so dass manchmal die sorgfältigen Urkundenschriften des 15. Jahrhunderts besser zu entziffern sind, als fahrige Konzepte aus dem 19. Jahrhundert!“

Vergangene Woche sind die Archivbestände zurückgekehrt. Ingrun Osterfinke übergab sie feierlich an Pfarrer André Ost und Vertreter des Presbyteriums. In den Regalen des Magazins lagern nun 240 Kartons – nach Gemeinden getrennt, denn die Wahrung der Herkunft ist oberstes archivarisches Prinzip. Benutzbar sind die Bestände über so genannte Findbücher, die alle Akten nach ihrem Inhalt systematisch gegliedert aufführen. Jetzt sind die Archivbestände in einem Archivraum vereint. Dort kann Geschichte angefasst und erlebt werden. Die Kirchengemeinde Tecklenburg lädt dazu ein.

Zur Geschichte der vier Kirchengemeinden Ledde, Leeden, Brochterbeck und Tecklenburg
Vier unabhängige Kirchengemeinden, die sich heute in einer wiederfinden, blicken auf eine höchst unterschiedliche Geschichte zurück, was sich auch in ihrer Überlieferung widerspiegelt: Die Kirchspiele Leeden, Ledde und Tecklenburg gehörten bis zum 18. Jahrhundert zur Grafschaft Tecklenburg, die sich als erstes westfälisches Gebiet der Reformation zuwandte: Durch die Berufung Hermann Kellers zum ersten lutherischen Stadtprediger in Tecklenburg bereits 1527 zählt die Kirchengemeinde Tecklenburg sogar zu den frühesten evangelischen Kirchengemeinden in Westfalen.

Zwei Namen der ersten Pfarrer finden sich auch in einigen der Pergamenturkunden im Tecklenburger Gemeindearchiv wieder: Hermann Keller und Johann Blomendal empfangen in diesen frühen Dokumenten aus den Jahren 1543-1569 Renten oder Landschenkungen für die Kirche. Besonders schön ist die Urkunde über eine Landschenkung von Gräfin Anna von Tecklenburg an Johann Blomendal zur Verbesserung der Einkünfte des Pastorats im Jahr 1569. Das gräfliche Siegel ist noch gut erkennbar.

Bereits wenige Jahrzehnte nach Einführung des lutherischen Bekenntnisses erließ Graf Arnold eine reformierte Kirchenordnung für die Grafschaft. Eine Sonderstellung erfuhr dabei das Kirchspiel Leeden, dessen Ursprünge sich auf ein katholisches Zisterzienserinnenkloster aus dem 13. Jahrhundert zurückführen lassen. Das Stift Leeden bekam früher als die anderen Kirchengemeinden der Grafschaft eine eigene reformierte Kirchenordnung. Hierüber enthält das älteste Rechnungsbuch der Kirchengemeinde, das im Jahr 1768 angelegt wurde, eine recht informative Chronik. Aus ihr sind auch Namen der ersten evangelischen Pfarrer in Leeden zu erfahren.

Im Archiv der Evangelischen Kirchengemeine Ledde verdient die Überlieferung aus der Zeit des Nationalsozialismus besonderes Augenmerk: Der Kirchenkampf, der auch die Kirchengemeinden im Tecklenburger Raum erfasste, wird in den Ledder Archivalien lebendig: Die Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der Bekennenden Kirche und den Deutschen Christen, die um die Besetzung der Pfarrstelle nach 1935 entbrannten, spitzten sich zu einer regelrechten und nachhaltigen Spaltung nicht nur des Presbyteriums, sondern der ganzen Kirchengemeinde zu.

Während diese drei Gemeinden in der Grafschaft Tecklenburg jedoch eine vergleichsweise ruhige Entwicklung und Beständigkeit in der Ausübung ihres seit 1588 reformierten Bekenntnisses erleben durften, war die Kirchengemeinde Brochterbeck den konfessionellen Wirren des Reformationszeitalters in unbeschreiblicher Weise ausgesetzt:

Brochterbeck zählte zur Obergrafschaft Lingen, die Ende des 15. Jahrhunderts infolge von Erbauseinandersetzungen von der übrigen Grafschaft Tecklenburg abgetrennt wurde und als Gebietsabtretung in die Konfessionskriege des 16. und 17. Jahrhunderts hineingezogen wurde.

Zwischen den rivalisierenden Mächten der katholischen Habsburger (sowie später dem Fürstbischof von Münster) auf der einen und dem reformierten Haus Oranien auf der anderen Seite hin- und hergerissen, mussten die Bewohner der Obergrafschaft Lingen einen siebenmaligen Herrschaftswechsel ertragen, der einen ebenso häufigen Konfessionswechsel (!) mit sich brachte.

Die Brochterbecker Dokumente belegen diese Entwicklungen zwar nicht, jedoch andere Ausflüsse haben sich im Archiv niedergeschlagen, so z.B. die Akten der Oberlingenschen Witwen- und Waisenkasse. Unter oranischer Herrschaft war sie zur Unterstützung und Erziehung von Waisenkindern in der reformierten Konfession eingerichtet worden und blieb auch erhalten, als die Grafschaften Tecklenburg und Oberlingen in preußischen Besitz übergingen. Die Akten aus der Zeit von 1829 bis 1916 zeugen von der Vermittlung der Pfarrer zur Verteilung der Mittel an bedürftigen Witwen und Waisen.

Quelle: Evangelisch in Westfalen, 6.10.2010; Westfälische Nachrichten.

Sozio-ökonomische Erfolgsfaktoren für die Langzeitarchivierung in Deutschland

Das Kompetenznetzwerks zur digitalen Langzeitarchivierung in Deutschland, nestor, hat ein Positionspapier zum Abschlussbericht der Blue Ribbon Task Force on Sustainable Digital Preservation veröffentlicht.

Die Blue Ribbon Task Force (BRTF), eine anglo-amerikanische Expertengruppe, betrachtet die Langzeitarchivierung nicht als rein technisches, sondern in erster Linie als sozio-ökonomisches Problem. In ihrem im Februar 2010 erschienenen Abschlussreport formuliert sie Empfehlungen, wie sich Ressourcen für die Langzeitarchivierung nachhaltig mobilisieren lassen können (http://brtf.sdsc.edu/biblio/BRTF_Final_Report.pdf).

Unter dem Dach von nestor haben sich führende Experten mit den BRTF-Empfehlungen auseinandergesetzt und ihre Übertragbarkeit auf Deutschland geprüft. Die Ergebnisse sowie eigene Empfehlungen zur Langzeitarchivierung sind in diesem Positionspapier niedergelegt und sollen Wege zur Umsetzung aufzeigen (http://files.d-nb.de/nestor/berichte/nestor_Stellungnahme_BRTF.pdf).

Quelle: nestor, News, 4.10.2010

Gesangbuchausstellung des Zentralarchivs Speyer

Viele haben ihr erstes zur Konfirmation bekommen. Andere besitzen keines, denn man kriegt ja eins, wenn man es braucht. Jüngere interessieren sich selten dafür, aber Alten waren sie oft ein Helfer in der Not: Das Gesangbuch ist ein Schatz, dessen Wert kaum geachtet wird. Im Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer ist ihm seit Ende April 2010 eine Ausstellung gewidmet, die zur Neuentdeckung einlädt – und die nunmehr bis zum 25. März 2011 verlängert worden ist.

Die Geschichte des Gesangbuches beginnt mit der Reformation. Tatsächlich sind sie eine Erfindung des Protestantismus. Denn Jahrhunderte zuvor war der Gemeindegesang in den Kirchen quasi ausgefallen. Die ersten Christen in der Jerusalemer Ur-Gemeinde waren zwar noch sangesfreudig, so wie sie es aus den Synagogengottesdiensten kannten. Forscher gehen davon aus, dass sich einige Liedtexte aus alter Zeit sogar im Neuen Testament verstecken. Der so genannte "Philipper-Hymnus" im Philipperbrief 2,6-11 könnte so ein Text sein.

\"Gesangbücher

Aber im Laufe der ersten Jahrhunderte wurde der Gesang in den Gottesdiensten immer stärker vom Klerus, von den kirchlichen Offiziellen übernommen. Der Gemeinde blieb es nur noch übrig, im Rahmen von liturgischen Gesängen auf das zu antworten, was der Priester oder die "Schola", der vortragende Chor, angesungen hatte. Erst die Reformation Anfang des 16. Jahrhunderts änderte daran wieder etwas. Sie, die die Beteiligung der "Laien" am Gottesdienst in den Blick nahm, brachte nämlich geistliche Lieder hervor, die vom Kirchenvolk gesungen werden sollten. Die Gemeinde wurde damit selbst zum Träger des Gottesdienstes, sie waren plötzlich nicht mehr nur Zuschauer. Luther selbst schrieb zahlreiche Lieder, teilweise auf die Melodien der zeitgenössischen Gassenhauer.

Manche von ihnen wurden gedruckt, bald wurden die ersten Sammlungen auch gebunden herausgegeben. Obwohl bereits 1501 von den Böhmischen Brüdern, einer geistlichen Erweckungsbewegung, eine Sammlung volkssprachlicher Lieder herausgegeben wurde, zählt ein anderes als die "Mutter aller Gesangbücher": Das "Achtliederbuch" von 1524, in dem insgesamt acht Lieder zu fünf verschiedenen Melodien auf zwölf Seiten zusammengetragen sind. Sie stammen von Martin Luther, Paul Speratus und einem anonymen Autor; das erste Lied ist Luthers "Nun freut euch, lieben Christen gmein", das im heutigen Evangelischen Gesangbuch (EG) unter der Nummer 341 immer noch zu finden ist.

Seit der Reformation wurden unzählige neue Gesangbücher herausgegeben, auch von der katholischen Kirche: Schon 1537 zog die römische Kirche nach und veröffentlichte ein Gemeindegesangbuch, das zum Teil auf bearbeiteten Luther-Liedern beruhte. Aber auch die anderen sich entwickelnden Konfessionen gaben ihre eigenen Gesangbücher heraus. Durch den jungen Buchdruck war es möglich, die Bücher in großer Zahl verhältnismäßig kostengünstig zu produzieren.

Nunmehr bis zum 25. März 2011 ist die Ausstellung "Gesangbücher – Weggefährten des Glaubens" im Zentralarchiv der pfälzischen Landeskirche in Speyer am Domplatz 6 zu besuchen. Anschließend soll sie auf Wanderschaft gehen. Interessierte Gemeinden können für Kosten ab 130 Euro alle Bild- und Texttafeln ausleihen und in eigenen Räumlichkeiten aufhängen.

Info:
Gesangbücher – Weggefährten des Glaubens
Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz
Domplatz 6
67346 Speyer
www.zentralarchiv-speyer.de
Öffnungszeiten: Mo. – Do. 8.00 – 16.00 Uhr; Fr. 8.00 – 13.00 Uhr
Gruppen bitte vorher anmelden unter 06232 667 182 oder archiv@evkirchepfalz.de

Quelle: Ingo Schütz, Schatz von unerkanntem Wert: Das evangelische Gesangbuch, evangelisch.de, 28.5.2010

Nachlass des Opern-Erbauers Kunz Nierade an das Stadtarchiv Leipzig übergeben

Der Nachlass von Kunz Nierade (1901-1976), nach dessen Entwürfen u a. die Leipziger Oper errichtet wurde und der maßgeblich am Bau der Deutschen Hochschule für Körperkultur und Sport (DHfK) mitwirkte, befindet sich seit dem 30. September 2010 im Stadtarchiv Leipzig. Im Auftrag der Familie übergab Stephan Nierade, ein Sohn des Architekten, die Unterlagen an Hauptamtsleiter Dr. Christian Aegerter, zu dessen Amt das Stadtarchiv gehört. Dieser dankte der Familie Nierade herzlich für ihre Schenkung, mit der die Unterlagen der Nachwelt langfristig gesichert werden.

Der Nachlass besteht aus schriftlichen Aufzeichnungen zur beruflichen Tätigkeit Kunz Nierades sowie aus rund tausend Plänen und Entwürfen zu verschiedenen Bauprojekten, Materialsammlungen, Fotos, Diapositiven, künstlerischen Studien und Zeichnungen. Zeitlich erstreckt er sich von 1923 bis 1976. Für die Leipziger Architektur- und Stadtgeschichte ist er aus mehreren Gründen von hoher Bedeutung. Zum einen sind kaum Nachlässe von Privatarchitekten in Leipzig überliefert, so dass sich deren Schaffen und das private Bauen allgemein nur sehr schwer nachvollziehen lassen. Hier verspricht der Nachlass weiteren Aufschluss. Zudem stand zwischen 1945 und 1989 das kollektive Planen und Entwerfen im Vordergrund, so dass der Einzelne hinter der Gesamtleistung zurücktrat und in der Öffentlichkeit nur das Gesamtergebnis wahrgenommen wurde.

Der Nachlass macht es möglich, Kunz Nierade konkrete Entwürfe zuzuschreiben sowie Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten festzustellen. Da zu einigen Projekten verschiedene Skizzen und Entwürfe vorhanden sind, können die Entstehungsstufen bis zum Endergebnis nachvollzogen werden. Dies ist bei den kommunalen Bauprojekten oftmals nicht möglich, da häufig nur die realisierten Entwürfe überliefert sind. Die im Nachlass befindlichen Unterlagen zur DHfK und zur Leipziger Oper ergänzen die kommunale Überlieferung, die zum großen Teil auf dem Schriftverkehr zwischen den zentralen Behörden und Einrichtungen und den Abteilungen der Stadtverwaltung beruht. Auf der anderen Seite dokumentieren sie die architektonische Leistung Kunz Nierades.

Die Unterlagen sind grob vorsortiert und werden nun vom Stadtarchiv erschlossen, wobei jedes einzelne Stück mit seinen Merkmalen in eine Datenbank aufgenommen und beschrieben wird. Parallel dazu erfolgen Recherchen zur Biografie und zum Werk. Die Ergebnisse werden in einem Findbuch zusammengestellt, das nach Abschluss der Arbeiten im Lesesaal einsehbar sein wird. Der Nachlass wird somit öffentlich zugänglich und für Interessierte und Wissenschaftler gleichermaßen nutzbar.

Zur Biographie Kunz Nierades
Kunz Nierade wurde am 7. November 1901 in Wohlau/Schlesien geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Waldenburg/Schlesien. Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums im schlesischen Waldenburg und einer Maurerlehre studierte er an der Staatlichen Gewerbeakademie Chemnitz. Ab 1931 bekleidete er eine Stelle im Hochbauamt der Stadt Leipzig, bevor er dann ab 1933 als freischaffender Architekt wirkte. Sein erster großer Auftrag war die Organisation und Projektierung der vorstädtischen Kleinsiedlung Portitz. Von 1941 bis 1944 wirkte er im von deutschen Truppen besetzten polnischen Gebiet für Behörden und private Auftraggeber. Ende 1944 kehrte er mit seiner Familie nach Leipzig zurück und wurde Einsatzleiter für die bauliche Instandsetzung der luftkriegsgeschädigten Bauten des zivilen Sektors. Die Verantwortung für die Erfassung und Projektierung der zerstörten Gebäude behielt er bis 1947.

In den ersten Nachkriegsjahren übernahm Nierade vor allem kleinere Projekte. Auch beteiligte er sich erfolgreich an vielen Wettbewerben. So erhielt sein Entwurf für die Gestaltung der Grabstätte Johann Sebastian Bachs in der Thomaskirche 1948 den ersten Preis und wurde zwei Jahre später realisiert. 1950 wurde er in die von Hanns Hopp (1890-1970) geleitete Meisterwerkstatt II des Instituts für Städtebau und Hochbau in Berlin aufgenommen. Gemeinsam mit Hopp beteiligte er sich am Wettbewerb für die Deutsche Hochschule für Körperkultur und Sport (DHfK) in Leipzig. Beide gewannen den ersten Preis, und die DHfK wurde unter ihrer Leitung in mehreren Bauabschnitten bis 1958 realisiert, wobei Kunz Nierade ab 1954 die Arbeiten vor Ort leitete und überwachte.

1954 erhielten er und der Theaterbauspezialist Kurt Hemmerling (1898-1978) den Auftrag zur Erarbeitung eines Vorprojekts für die Leipziger Oper, das in überarbeiteter Form zwischen 1956 und 1960 umgesetzt wurde. Am 8. Oktober 1960 wurde die Oper als erster Theaterneubau der DDR mit einem Festakt eingeweiht und am 9. Oktober mit der Aufführung von Richard Wagners „Meistersingern“ eröffnet.

1960 zog Kunz Nierade nach Berlin. Zu seinen Berliner Projekten gehörte das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten am damaligen Marx-Engels-Platz und der Umbau der Komischen Oper 1964 bis 1966. Für den Aufbau des Potsdamer Stadtzentrums übernahm er 1967 die städtebauliche und architektonische Beratung des Oberbürgermeisters. Am 2. Dezember 1976 verstarb er.

Kontakt:
Stadtarchiv Leipzig
Torgauer Str. 74
04318 Leipzig
Tel.: 0341 2429-0
Fax: 0341 2429-121
stadtarchiv@leipzig.de

Quelle: Stadt Leipzig, Pressemitteilung, 30.9.2010

Historische Karte des Königreichs Bayern von 1810 für Bozen

Florian Gamper aus Klobenstein am Ritten hat eine Historische Karte des Königreichs Bayern dem Südtiroler Landesarchiv in Bozen übergeben. "Die Karte ist dort am besten aufgehoben, wo sie der Geschichtsforschung dienen kann", so Florian Gamper. Die Direktorin des Südtiroler Landesarchivs, Christine Roilo, zeigte sich "über die großzügige Geste sehr erfreut". "Ich hoffe, dass Gampers Beispiel Schule machen wird", sagte die Landesarchivarin.

Die Historische Karte gibt Einblick in eine kurzfristige politische Situation im süddeutschen Raum: Das seit 1806 bayerische Tirol war nach dem letztlich fehlgeschlagenen Aufstand von 1809 auf mehrere staatliche Gebilde aufgeteilt worden. Der nördliche Teil (inklusive Brixen und Meran) verblieb als Innkreis bei Bayern, der südliche Teil mit Bozen und dem alten Trienter Hochstiftsterritorium als "Dipartimento dell’Alto Adige" gehörte zwischen 1810 und 1813 zum napoleonischen Königreich Italien, das Lienzer Becken und das Hochpustertal bis Innichen zu den kurzlebigen Illyrischen Provinzen.

Schenkungen und Deponierungen von Archivalien Privater gehören neben den behördlichen Schriftgutabgaben zu den wichtigen Formen des Bestandsaufbaus des Landesarchivs. Hier werden die Stücke verzeichnet, fachgerecht gelagert und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel. 0471 411940
Fax 0471 411959

www.provinz.bz.it/landesarchiv

Quelle: Autonome Provinz Bozen, Pressemitteilung, 28.9.2010

Ausstellung mit geretteten Archivalien aus dem Historischen Archiv der Stadt Köln

Der Titel erinnert an die Katastrophe: „Köln 13 Uhr 58. Geborgene Schätze aus dem Historischen Archiv“ ist eine Ausstellung überschrieben, die einen Eindruck vom Umfang des Verlustes und von den bereits ergriffenen Vorkehrungen zur Rettung und Restaurierung der Bestände vermittelt. Am 3. März 2009 um 13 Uhr 58 waren das Archivgebäude und zwei benachbarte Wohnhäuser in der Kölner Innenstadt eingestürzt.

Vom 3. Oktober bis 21. November 2010 zeigt das Kölnische Stadtmuseum mit etwa 100 Exponaten einen breiten Querschnitt sowohl zeitlich vom Mittelalter bis in die jüngste Zeit, als auch im Hinblick auf die Schadensbilder nach dem Einsturz – von beinahe unversehrt geborgenen Objekten bis hin zu den schwerstgeschädigten Stücken. Gleichzeitig macht die Schau deutlich, mit welch hohem Aufwand die Wiederherstellung der Bestände des bedeutendsten europäischen Kommunalarchivs nördlich der Alpen verbunden ist.

Das Begleitprogramm zur Ausstellung bietet nicht nur Vorträge von Fachleuten sowie Diskussionen und Gespräche mit Mitarbeitern des Historischen Archivs, sondern auch die Möglichkeit, private Schätze von Fachleuten prüfen zu lassen. Zu bestimmten Terminen können Besucher alte Briefe, Urkunden, Tagebücher, oder Fotoalben in Augenschein nehmen lassen und Tipps zur optimalen Aufbewahrung sowie Hilfe bei der Identifikation erhalten.

Kontakt:
Kölnisches Stadtmuseum
Zeughausstraße 1-3
50667 Köln
Telefon: 0221-22125789
Telefax: 0221-22124154
ksm@museenkoeln.de

Quelle: Pressrelations, 29.9.2010

Bocholts Stadtarchivar nach 34 Jahren im Ruhestand

Mit dem 30. September 2010 trat der Leiter des Stadtarchivs Bocholt, Dr. phil. Hans-Detlef Oppel, in den Ruhestand. Knapp 34 Jahre lang amtierte der Städtische Oberverwaltungsrat als Stadtarchivar im Westmünsterland an der niederländischen Grenze. Der 65-jährige gebürtige Franke, der aus Bad Kissingen stammt, wird in Bocholt bleiben, das zu seiner Heimat geworden sei. Zum 1. Januar 1977 hatte er dort seine Stelle angetreten.

\"Dr.

Zuvor hat Oppel nach einem Studium der Geschichte und Volkskunde sowie einer Dissertation über die Mirakel des Engelhard im Jahr 1976 sieben Jahre lang an seiner Alma Mater, der Universität Würzburg, als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet. In dieser Zeit war er für das Archiv der ehemaligen Reichsstudentenführung und des NS-Studentenbundes zuständig.

Hans-Detlef Oppel hat als Bocholter Stadtarchivar u.a. die Schriftleitung der Zeitschrift für Kultur und Heimatpflege „Unser Bocholt“ inne gehabt und dabei 135 Hefte dieser Reihe betreut. Er fungierte zudem, im Bereich der Neuen Medien, als Redaktionsleiter des 2005 begonnenen Bocholter online-Stadtlexikons. Bis 2002 war Oppel Vorsitzender des Arbeitskreises Heimatzeitschriften im Deutschen Heimatbund (heute: Bund Heimat und Umwelt). Er war zudem Gründer und erster Leiter der "Bibliothek der Deutschen Heimatzeitschriften", die heute in der Stiftung Naturschutzgeschichte in Königswinter geführt wird. Bis 1993 zeichnete der in Jugendzeiten als Gitarrist einer erfolgreichen Schul- und Teenband aktive Oppel verantwortlich für den deutschen Teil der Euregio-Bibliographie (mit ca. 43.000 Titeln). Grenzüberschreitend war auch sein Engagement als Mitbegründer und Mitveranstalter des zweijährlich stattfindenden Deutsch-niederländischen Archivsymposiums, dessen 16. Veranstaltung zum Thema Bestandserhaltung vom 2.-3. September 2010 wiederum in Bocholt durchgeführt wurde.

Im Sommer hat sich die Stadt Bocholt auf die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für Stadtarchivar Hans-Detlef Oppel begeben. Diese oder dieser könnte 2011 ggfls. ein neues Domizil beziehen, sofern auch das Stadtarchiv Bocholt neben der VHS, der Musikschule und der Kulturverwaltung mit im neuen Kulturhaus an der Industriestraße untergebracht werden sollte.

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstraße 76
46397 Bocholt
Tel.: (0 28 71) 95 33 47
Fax: +49 2871 24 11 0 – 17

Quelle: Renate Witteler, Westfälische Nachrichten, 25.9.2010‎; Foto: privat.

Abend-Kultur im Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard

Das Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard präsentiert in seiner Veranstaltungsreihe „Abend-Kultur“ am Donnerstag, 7. Oktober 2010, 18.00 Uhr, eine Lesung mit dem Kriminalautor Veit Bronnenmeyer. Der Fürther Krimiautor – für eine „Abend-Kultur“- Veranstaltung 2011 vorgesehen – sprang spontan für Ewald Arenz ein. Er betätigt sich seit 1999 als Schriftsteller und veröffentlichte mehrere spannende Romane. 2009 gewann er den „Agatha-Christie-Krimipreis“ für den Kurzkrimi „Eigenbemühungen“, aus dem er im Stadtmuseum Fürth vorlesen wird.

Nächste Termine:

4.11.2010, Uhrzeit wird noch bekanntgegeben, Veranstaltung mit der Spielvereinigung Fürth zur Sonderausstellung „Der Ronhof – 100 Jahre Fußball in Fürth“: „ „Weißt du noch damals…!?“ – Legenden erzählen.“

2.12.2010, 18.00 Uhr, Beamer-Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Ingo Klöcker. Thema: Meine Fürther Jahre – Betrachtungen über Technik, über Kunst und Skurriles.
Prof. Dr.-Ing. Ingo Klöcker ist Entwickler, Konstrukteur, Designer sowie Professor an der Fachhochschule Nürnberg, viele nationale Ausstellungen haben ihm renommierte Preise beschert.

Das Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard ist Di, Fr und So von 11 bis 17 Uhr geöffnet, Mi von 9 bis 12 Uhr, Do von 11 bis 20 Uhr und Sa von 13 bis 17 Uhr. Telefonische Auskünfte unter 0911/97 92 22 90 oder per Mail: info@stadtmuseum-fuerth.de. Alle Infos auch im Internet: www.stadtmuseum-fuerth.de.

Kontakt:
Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard
Ottostraße 2
90762 Fürth
Tel.: 0911/97 92 22 90
info@stadtmuseum-fuerth.de
www.stadtmuseum-fuerth.de

Onlinerecherche in den Beständen des Stadtarchivs Grünberg

Die Stadt Grünberg nimmt am Pilotprojekt für hessische Kommunalarchive zur Onlinerecherche teil, wodurch nun einzelne Bestände des Stadtarchivs Grünberg im Internet recherchierbar sind. Das Onlineangebot wird sukzessive ausgebaut. Das Stadtarchiv Grünberg greift dafür auf das Hessische Archiv-Dokumentations- und Informationssystem (HADIS) zurück. Dieses wurde als Recherchedatenbank für die hessischen Staatsarchive entwickelt. Nun soll es auch den hessischen Kommunalarchiven für Erschließungsarbeiten an ihren Beständen zur Verfügung stehen. Das Stadtarchiv Grünberg gehört zu den ersten kommunalen Archiven, die an dem Pilotprojekt teilnehmen. Ziel ist es, Nutzern die Möglichkeit zu bieten, Archivbestände über das Internet zu recherchieren und dann im Stadtarchiv Grünberg zu bestellen und einzusehen.

In einigen Jahren sollen alle im Stadtarchiv Grünberg verwahrten Bestände in HADIS erschlossen werden. Zudem sollen die Findbücher des Stadtarchivs nach Abschluss des Projektes über HADIS online gestellt werden. Die Findbücher werden zurzeit im Rahmen des Retrokonversionsprojektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft digitalisiert.

Die Recherchedatenbank HADIS kann auch direkt über http://www.hadis.hessen.de eingesehen werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Grünberg
Rabegasse 1
35305 Grünberg
Telefon: 06401/8040
Telefax: 06401/804103
m.soehngen@gruenberg.de

Quelle: Gießener Anzeiger, 24.9.2010