Archiv Aschersleben erhält bedeutenden Publizisten-Nachlass

Das Stadtarchiv Aschersleben ist um einen bedeutenden Bestand reicher. Der Nachlass des 1905 in Aschersleben geborenen Journalisten, Publizisten und Autoren Hans-Heinrich Welchert, welcher nicht nur jahrelang als freier Mitarbeiter verschiedener Zeitungen tätig war, sondern auch in den Jahren zwischen 1952 und 1970 die Funktion als Referatsleiter im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung innehatte, wurde im März 2010 als Dauerleihgabe vom Bundesarchiv dem Stadtarchiv Aschersleben übergeben.

Der 1988 in Bonn verstorbene Welchert war auf dem Höhepunkt seiner Karriere Leiter des Kulturreferates im Bundespräsidialamt. Im Zentrum des Nachlasses stehen neben Welcherts privaten Aufzeichnungen und Briefwechseln die Manuskripte seiner unveröffentlichten Werke (Kurzgeschichten, Romane, Sachbücher). Von besonderem historischem Wert sind darüber hinaus die im Nachlass überlieferten Schriftwechsel zwischen Hans-Heinrich Welchert und dem ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Theodor Heuss.

Der 33 Archivkartons umfassende Nachlass wurde in den letzten Wochen durch die zwei Archivare Hans-Peter Nielitz und Björn Schmalz mit einem Datenerfassungsprogramm erschlossen und über ein Findhilfsmittel für die dauerhafte Aufbewahrung gesichert. Aufgrund bestehender Persönlichkeitsrechte ist der Nachlass Welcherts jedoch für die Benutzung erst in einigen Jahren voll zugänglich.

Kontakt:
Stadtarchiv Aschersleben
An der Darre 11
06449 Aschersleben
Tel.: 03473 22659-40
Fax: 03473 22659-41
archiv@aschersleben.de

Quelle: Stadt Aschersleben, Pressemitteilung, 26.8.2010

500 Jahre altes Lemgoer Rechnungsbuch restauriert

Nach längerer Restaurierungsphase wurde am 26. August 2010 im Stadtarchiv Lemgo das restaurierte Rechnungsbuch des Siechenhauses St. Jürgen (1486-1607) der Öffentlichkeit vorgestellt. Dank eines großzügigen Engagements der "Frauen für Lemgo" und einer 30-prozentigen öffentlichen Förderung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe war die aufwendige Restaurierung durchführbar. In Anwesenheit von Teda Wellmer von den Frauen für Lemgo und Geschäftsbereichsleiterin Annette Paschke-Lehmann stellte Janine Schröder vom Lemgoer Stadtarchiv das Rechnungsbuch vor.

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Abb.: Janine Schröder vom Lemgoer Stadtarchiv und Geschäftsbereichsleiterin Annette Paschke-Lehmann zeigen den "Frauen für Lemgo" unter Leitung von Teda Wellmer das restaurierte Rechnungsbuch (Foto: Stadt Lemgo).

Anfang Dezember 2006 hatte die damalige Lemgoer Archivleiterin Dr. Anikó Szabo, die seit August 2010 das Universitätsarchiv Paderborn leitet, in Anwesenheit des Büroleiters des Bürgermeisters, Karl-Heinz Mense in Minden vom stellvertretenden Leiter des Kommunalarchivs Minden, Vinzenz Lübben, das historische Kleinod übernommen (siehe Bericht vom 15.12.2006). Die Erben einer verstorbenen Mindenerin, deren Ehemann aus Lemgo stammte, hatten dem Mindener Archiv verschiedene historisch wertvolle Unterlagen u. a. auch das eindrucksvolle Rechnungsbuch des Siechenhauses St. Jürgen überlassen. Frau Dr. Monika M. Schulte aus dem dortigen Kommunalarchiv stellte damals fest, dass alle Archivalien Lemgoer Provenienz, also Lemgoer Herkunft, waren und bot dem Stadtarchiv Lemgo die kostenlose Übernahme an.

Janine Schröder machte in der Vorstellung deutlich, dass das Siechenhaus erstmals im Jahre 1342 als "Leprosorium" (Quarantänehaus) bei der Kapelle St. Jürgen (St. Georg) erwähnt wird. Die Gebäude lagen damals vor den Stadtmauern – zwischen der heutigen Leopold- und noch heute so genannten Siechenstraße. Die Rechnungsbücher des Siechenhauses waren bisher im Stadtarchiv erst ab 1606 überliefert, mit der wertvollen Abgabe des Rechnungsbuches, wird nun auch die Zeit von 1486 bis 1607 erfasst.

Um das restaurierungsbedürftige Rechnungsbuch dauerhaft aufbewahren zu können, wurde es 2009 an das LWL-Archivamt für Westfalen zur Restaurierung gegeben. Durch die vorrangigen Unterstützungsmaßnahmen der Restaurierungswerkstätten für das Stadtarchiv Köln verzögerte sich die Restaurierung des Lemgoer Rechnungsbuches.

Die Werkstätten des Landschaftsverbandes restaurierten u. a. den stark verunreinigten und beschädigten, aus Pergament bestehenden Einband. Ebenso behandelte man die sehr mitgenommenen und auch defekten Blattkanten, um ein gefahrloses Umblättern der Seiten zu ermöglichen und weiteren Verlust zu vermeiden. Bei allen Arbeiten war gleichzeitig größter Wert darauf zu legen, das originale Erscheinungsbild so wenig wie möglich zu verändern.

Geschäftsbereichsleiterin Annette Paschke-Lehmann zeigte sich sehr erfreut über die gelungene Restaurierung und dankte Teda Wellmer, stellvertretend für die "Frauen für Lemgo" für das besondere Engagement zum Erhalt des historischen Werkes.

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Telefon: 05261-213-413
Telefax: 05261-213215
stadtarchiv(at)lemgo.de
www.stadtarchiv-lemgo.de

Quelle: Stadt Lemgo, Büro des Verwaltungsvorstandes, Pressemitteilung, 26.8.2010

AOK sichert historisches Schriftgut im Stadtarchiv Münster

„Mit diesem Bestand haben wir historisches Material übernehmen können, das für die Erforschung der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Münsters von sehr hohem Wert ist. Ein Archivschatz, der gehoben werden will.“ Dr. Hannes Lambacher, Leiter des Stadtarchivs Münster, weiß den jüngsten Neuzugang für sein Haus zu schätzen. Jetzt überreichte er dem Leiter Büroservice der AOK Regionaldirektion Münster/Coesfeld/Warendorf, Gerd Wehner, den Vertrag, der das Depot mit umfangreichen AOK-Akten besiegelt.

4,5 laufende Meter Protokollbücher der Selbstverwaltungsgremien, Unterlagen zu den Sozialwahlen, Satzungen, Haushaltspläne, Rechnungsunterlagen und Geschäftsberichte aus den Jahren 1913 bis 1995 umfasst der neue Bestand für das Stadtarchiv. Die 177 Archiveinheiten geben Schwarz auf Weiß Auskunft über die Organisation der Krankenversicherung, die Ausgestaltung sozialer Sicherheit bei der Leistungsentwicklung sowie die demokratische Mitbestimmung der Versicherten und Arbeitgeber. Und lassen so zum Beispiel Rückschlüsse auf die öffentlich-rechtliche Daseinsvorsorge im Krankheitsfall zu. Die flächendeckende Archivierung des Schriftgutes ehemaliger Allgemeiner Ortskrankenkassen in Westfalen-Lippe bietet auch aussagekräftiges Material für vergleichende Untersuchungen.

Die Weichen für die Archivierung der Unterlagen aus den Regionaldirektionen des Krankenversicherers wurden mit der Kooperation zwischen der AOK Westfalen-Lippe, den Kommunalarchiven und dem LWL-Archivamt für Westfalen gestellt. Das Archivamt des Landschaftsverbandes bewertete vorhandenes Schriftgut in den Geschäftsstellen der Krankenkasse und bereitete es fachlich für die Übergabe in die Kommunalarchive auf.

Von dieser Zusammenarbeit profitierte jetzt auch das Stadtarchiv Münster. So bedankte sich Dr. Lambacher bei Hans-Jürgen Höötmann (LWL-Archivamt) für die fruchtbare Kooperation und den guten Service: „Schließlich konnten wir einen hervorragend erschlossenen und konservatorisch aufgearbeiteten Bestand übernehmen – das ist erfreulich und hat es bisher so noch nicht gegeben.“

Zur Vorgeschichte: Die Allgemeinen Ortskrankenkassen in Westfalen-Lippe wurden mit Inkrafttreten des Bismarckschen Krankenversicherungsgesetzes 1884 auf der Ebene der Gemeinden gegründet. Im Laufe der Zeit passten sie sich in ihrer Struktur dem Verwaltungszuschnitt der heutigem Stadt- und Landkreise an. Die einzelnen Kassen waren bis zu ihrer Fusion zur AOK Westfalen-Lippe im Jahr 1994 rechtlich eigenständig. Mit der Umstrukturierung nun ergab sich der Wunsch, das historische Schriftgut der ehemals selbstständigen Kassen zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel. 02 51/4 92-47 01
Fax 02 51/4 92-77 27
archiv(at)stadt-muenster.de

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 16.8.2010

Staatsarchiv Chemnitz zieht um

Am 19. August 2010 unterzeichneten der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) und die FME Verwaltungs GmbH einen Mietvertrag zur Unterbringung des Staatsarchivs Chemnitz im Peretzhaus an der Elsasser Straße in Chemnitz. Das Staatsarchiv Chemnitz, das derzeit in der Schulstraße 38 sein Domizil hat, wird damit ab 2012 näher an die Innenstadt rücken. Damit wird das geschichtsträchtige Fabrikgebäude der ehemaligen Siegfried Peretz AG künftig durch eine staatliche Einrichtung genutzt.

Der Staatsbetrieb SIB hat mit dem Vermieter umfangreiche Umbauarbeiten verhandelt, die dieser nach Freizug des Peretzhauses ab Herbst 2010 in Angriff nehmen will. Am neuen Standort werden dem Staatsarchiv Chemnitz Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, die eine wesentliche Verbesserung der organisatorischen Abläufe gestatten und ansprechende Bedingungen für die Nutzer und interessierten Besucher des Archivs ermöglichen. Vor allem aber werden in den Magazinbereichen Lagerkapazitäten entstehen, die den hohen klimatischen Anforderungen an die Lagerung des einmaligen und unwiederbringlichen Archivgutes gerecht werden. Der Magazinbereich wird daher in einem eigens dafür konzipierten Neubau untergebracht werden.

Das Staatsarchiv Chemnitz ist nach dem Hauptstaatsarchiv Dresden die zweitgrößte Abteilung des Sächsisches Staatsarchivs und für die Sicherung und Nutzbarmachung der staatlichen Überlieferung der Region Südwestsachsen aus den letzten acht Jahrhunderten sowie der regionalen Überlieferung der Wirtschaft bis 1990, von Parteien, Organisationen und weiteren Einrichtungen verantwortlich. Insgesamt umfasst das Archivgut derzeit 26.000 Meter Akten und Amtsbücher, 4.000 Urkunden, 223.000 Karten sowie 276.000 Fotos.

Derzeit betreut das Staatsarchiv Chemnitz 90 staatliche Behörden und Gerichte, bewertet deren Unterlagen und übernimmt davon circa 1 Prozent als Archivgut. Zu den Nutzern des Archivs zählen wissenschaftliche Einrichtungen, Behörden, Gerichte, Wirtschaftsunternehmen, aber auch Privatpersonen.

Kontakt:
Sächsisches Staatsarchiv
Staatsarchiv Chemnitz
Schulstraße 38
09125 Chemnitz
Telefon: 0371/33479-0
Telefax: 0371/33479-22
poststelle-c@sta.smi.sachsen.de

Quelle: Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB), Medieninformation 62 / 2010, 18.8.2010

Lingener Männerquartett ins Archiv

Ein Lingener Traditionsverein, das 1952 gegründete Lingener Männerquartett (LMQ), gibt seine Unterlagen an das Stadtarchiv Lingen ab. Stadtarchivar Dr. Stephan Schwenke begrüßte die Übergabe von acht mit Schriftstücken und Akten gefüllten Kartons, zahlreichen Platten sowie CD- und Kassettenaufnahmen des LMQ.

Das Lingener Männerquartett ist 1952 als Doppelquartett gegründet worden. Erster Chorleiter war von 1952 bis 1958 der Lehrer Josef Hölscher. Anschließend übernahm Musikdirektor Theo Kwiotek die Leitung, und blieb dem Chor bis zu seinem Tod als Ehrenchorleiter verbunden. Der derzeitige LMQ-Vorsitzende Winfried Aubreville ließ die verstreuten Akten zusammentragen, um sie im Stadtarchiv Lingen für die Nachwelt besser nutzbar zu machen. Eine Besonderheit stellt dabei eine große Holzbox dar, in der alle Plakate und Ausstellungsstücke einer zum 50-jährigen Bestehen des Chores entstandenen Sonderausstellung lagern, die seinerzeit im Foyer des Lingener Theaters gezeigt worden war.

Stadtarchivar Schwenke ist froh, wenn Vereine ihre alten Akten dem Archiv überlassen. Dadurch könne wir der vorhandene Bestand an Akten, Urkunden, Zeitungen und Fotos um wichtige Stücke ergänzt werden, hofft der Historiker auf möglichst viele Nachahmer unter den zahlreichen Vereinen in dieser Region.

Link: www.lmq-lingen.de

Kontakt:
Stadtarchiv Lingen
Dr. Stephan Schwenke
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 9167111
Fax: 0591 9167140
s.schwenke@stadtarchiv-lingen.de

Quelle: Carsten van Bevern, NOZ, 25.8.2010

Tagung zur Option und deren Folgen in Südtirol

In der jüngeren Südtiroler Geschichte war die Option (1939-1943) ein einschneidendes Ereignis. Vom 29. bis zum 31. August 2010 organisieren das Südtiroler Landesarchiv, das ZeitgeschichtsArchiv Pragser Wildsee, die Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Berlin) und das deutsche Pädagogischen Institut am Pragser Wildsee deshalb eine Tagung zur Option und deren Folgen.

Aufgrund eines Abkommens zwischen dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland vor siebzig Jahren mussten die deutsch- und ladinischsprachigen Südtiroler sich entscheiden, ob sie in Italien verbleiben und damit gleichzeitig auf ihre sprachliche und kulturelle Identität verzichten oder die Heimat verlassen und zu einem neuen, unbekannten Bestimmungsort im Deutschen Reich aufbrechen wollten. Die Erinnerung an jene Ereignisse ist immer noch wach, die Wunde von damals noch nicht verheilt.

Ziel der Tagung “Die Option und ihre Folgen”, die vom 29. bis zum 31. August 2010 im Hotel Pragser Wildsee stattfindet, ist es, dieses Ereignis mit dem distanzierten aber teilnehmendem Blick des Historikers zu betrachten. Diese zweite Tagung in der Reihe der Zeitgeschichtstage Pragser Wildsee wird am Sonntag, dem 29. August, am Abend mit einem Runden Tisch zum Thema “70 Jahre Option und ihre Bedeutung für die drei Sprachgruppen in Südtirol” eröffnet.

Am darauf folgenden Tag haben einzelne Referenten das Wort. Bei einigen Beiträgen geht es um den größeren Kontext der europäischen Geschichte, in den die Option der Südtiroler eingebettet war. Dabei werden die NS-Pläne zu einer ethnischen Neuordnung Europas durch Zwangsumsiedlung der Bevölkerung untersucht. Es folgen Fachbeiträge, die unterschiedliche Aspekte der Option beleuchten, wie die Schwierigkeit der Wahl zwischen „Gehen“ und „Bleiben“, die Reaktion der internationalen Presse auf das italienisch-deutsche Abkommen, die Erinnerung an die Option bis hin zur schwierigen Rücksiedlung nach Kriegsende.

Die Referate werden in deutscher Sprache gehalten, während die Teilnehmer am Runden Tisch jeweils in ihrer Sprache Stellung nehmen werden.

Programm [PDF 391 KB]:

Sonntag, 29. August 2010
Anreise
19.00 Begrüßung durch Caroline M. Heiss im Namen der Hotelleitung, anschließend Abendessen
20.45 70 Jahre Option und ihre Bedeutung für die drei Sprachgruppen in Südtirol
Runder Tisch mit Stefan Lechner (Pfalzen), Giorgio Mezzalira (Bozen), Luciana Palla (Fodom), Gottfried Solderer (Bozen) und Leopold Steurer (Meran),
Moderation: Walter Pichler (Lana)
Montag, 30. August 2010
9.00 Begrüßung
Karin Dalla Torre, Ressortdirektorin für Denkmalpflege, Bildungsförderung, deutsche Kultur und Museen
Christine Roilo, Südtiroler Landesarchiv
Hans-Günter Richardi, ZeitgeschichtsArchiv Pragser Wildsee
Walter Pichler, Pädagogisches Institut für die deutsche Sprachgruppe
Allgemeine Aspekte
9.30 Ingo Haar (Wien), Bevölkerungspolitische Szenarien und bevölkerungswissenschaftliche Expertisen im Nationalsozialismus
10.00 Gustavo Corni (Trient), Generalplan Ost: social engineering und Barbarei
10.30 Kaffeepause
11.00 Michael Wedekind (Münster), Rationalisierung von Gewalt: Südtiroler Umsiedlungsplanungen 1939–1943
Diskussion
12.00 Vorstellung der vom Pädagogischen Institut für die deutsche Sprachgruppe herausgegeben Unterrichtseinheiten für die Mittel- und Oberschule zum Thema Kriegsende in Südtirol und zur Geschichte der Sippen- und Sonderhäftlinge am Pragser Wildsee.
Die Unterrichtseinheiten werden von den Autor/innen vorgestellt.
13.00 Mittagessen
Die Schwierigkeiten bei der Wahl
14.30 Günther Pallaver (Branzoll/Innsbruck), Die Motive fürs Gehen oder Bleiben. Eine Typologisierung
15.00 Christoph Hartung von Hartungen (Bozen), „Deutsch oder Walsch?!“ Beweggründe der Südtiroler bei ihrer Option für Deutschland oder Italien. Dargestellt auf Grund italienischer Polizeiakten und Briefzensur
Diskussion
16.00 Kaffeepause
Reaktionen, Verhaltensweisen und Folgen
16.30 Leopold Steurer (Meran), Die Reaktion der ausländischen Presse auf die Umsiedlung
17.00 Hubert Mock (Bozen/Brixen), Hans Egarter – Aspekte seiner politischen Biographie
17.30 Hans-Günter Richardi (Dachau), Friedl Volgger im KZ Dachau
Diskussion
Dienstag, 31. August 2010
Nach der Option
9.30 Brigitte Foppa (Bozen/Montan), Die Option in der Literatur
10.00 Martha Verdorfer (Bozen), Erinnerungen an die Option
10.30 Kaffeepause
11.00 Stefan Lechner (Pfalzen), Die dritte Option 1948
Diskussion
12.30 Mittagessen

Kontakt:
Hotel „Pragser Wildsee“/„Lago di Braies“
I-39030 Prags/Braies (BZ)
Tel. +39 0474 748 602
Fax +39 0474 748 752
archiv@pragserwildsee.com
www.archivpragserwildsee.com

Quelle: Autonome Provinz Bozen, Pressemitteilung, 24.8.2010

Landeskirchliches Archiv Kassel national wertvoll

Kulturgüter müssen geschützt werden, denn sie sind für Menschen und Nationen identitätsstiftend. Wichtige Zeugnisse der Menschheitsgeschichte sollen für die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben und der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die sechzehn Bundesländer haben gemeinsam die Website www.kulturgutschutz-deutschland.de eingerichtet, um das Bewusstsein für den Kulturgutschutz zu stärken und Transparenz für alle Beteiligten herzustellen. Auf die Website kann erst seit wenigen Wochen zugegriffen werden.

Bewahrung des Kulturerbes
Das Ziel des Kulturgutschutzes liegt insbesondere in der Bewahrung des Kulturerbes, um es künftigen Generationen unbeschadet überliefern zu können. Die sich aus diesem Ziel ergebenden Aufgaben bestehen darin, Kulturgüter vor einer Beschädigung, Zerstörung oder Entfernung von ihrem angestammten Ort zu schützen.

Der Schutz der jeweils national wertvollen Kulturgüter dient nicht nur der Festigung der eigenen Identität, sondern – durch die Botschaftsfunktion – auch der Völkerverständigung. Da Kulturgüter immer Zeugnisse der menschlichen Entwicklung in ihrer Gesamtheit sind, kommt ihr Schutz stets der Allgemeinheit zugute.

\"Kulturgutschutz

Zum 29. Februar 2008 ist das UNESCO-Übereinkommen über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut auch für die Bundesrepublik Deutschland in Kraft getreten.

Im entsprechenden Ausführungsgesetz ist die Möglichkeit eröffnet, auch kirchliche Archive und kirchliches Archivgut „mit wesentlicher Bedeutung für die deutsche politische, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte“ zur Aufnahme in das „Verzeichnis national wertvoller Archive“ anzumelden. Dies verstärkt den Rechtsschutz. Die Eintragung hat zur Folge, dass das Archiv bzw. Teile davon grundsätzlich nicht außer Landes verbracht werden dürfen. Im Falle des illegalen Verbringens greifen die Rechtsfolgen nach dem Kulturgüterrückgabegesetz.

Der Antrag des Landeskirchlichen Archivs Kassel wurde im Herbst 2008 auf den Weg zum Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gebracht. Die oberste Landesbehörde entschied über die Aufnahme, nachdem sie einen Sachverständigenausschuss gehört hatte. Ende 2009 hat der Ausschuss empfohlen, das Landeskirchliche Archiv Kassel in die Liste national wertvollen Kulturguts aufzunehmen. Inzwischen ist das Archiv zusammen mit dem Zentralarchiv der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (Darmstadt) in das Verzeichnis national wertvoller Archive aufgenommen, wie Kirchenrat Dulige, der Beauftragte der evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz der Landesregierung, dem Archiv mitteilte. Der Eintrag betont die kulturelle Bedeutung und erhöht den Stellenwert des Landeskirchlichen Archivs Kassel.

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der
Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Lessingstraße 15A
34119 Kassel
Tel.: (0561) 78876 – 0
Fax: (0561) 78876 – 11
archiv@ekkw.de
www.ekkw.de/archiv

Neue Heimat für das Stadtarchiv Bielefeld in Vorbereitung

Im Herbst 2011 sollen die Stadtbibliothek Bielefeld und das Stadtarchiv Bielefeld ihr neues Domizil beziehen können, das Gebäude des ehemaligen Amerikahauses am Bielefelder Neumarkt. Der Ausbau hat begonnen. Bauherr ist der Eigentümer der Immobilie, die Wealth-Cap Real Estate Management GmbH München, die Stadt Bielefeld ist Mieter.

Der Magazinraum für das Stadtarchiv Bielefeld ist auf Zuwachs ausgelegt, steigt von heute 6.000 Regalmetern auf 9.200. Stadtarchivleiter Dr. Jochen Rath hat eine Reserve für die nächsten 25 Jahre eingeplant. Die Stadtbibliothek Bielefeld bringt in ihrem Magazin rund 170.000 Bände aus dem Altbestand unter. Die Magazinräume werden in der heutigen Tiefgarage des Amerikahauses integriert. Dort wird eine moderne Rollregalanlage eingebaut, die Räume halten eine Temperatur von 18 bis 20 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent.

Der Boden der Tiefgarage ist komplett abgeschliffen worden, die Untergeschosse werden grundsaniert. Im künftigen Eingangsbereich von Bibliothek und Archiv wird zum Neumarkt hin ein Café entstehen, in dem auch Veranstaltungen, wie z.B. Lesungen, stattfinden könnten.

Andere Teile des Amerikahauses sind bereits von städtischen Ämtern bezogen worden. Dazu gehören das Kulturamt, das Amt für Stadtforschung, Statistik und Wahlen, das Rechnungsprüfungsamt, Wohnungsbauförderung und die Kfz-Anmeldung.

Kontakt:
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Rohrteichstraße 19
33602 Bielefeld
Tel. 0521/51 24 71
Fax 0521/51 68 44
stadtarchiv@bielefeld.de
www.bielefeld.de/de/biju/stadtar

Quelle: Burgit Hörttrich, Westfalen-Blatt, 19.8.2010

Mülheims Haus für Stadtgeschichte und Musik entsteht

In Mülheim an der Ruhr entsteht derzeit ein Haus für Stadtgeschichte und Musik. Die alte Augenklinik an der Von-Gräfe-Straße wird unter großem Aufwand, mit rund 10 Millionen Euro Investitionskapital, umgestaltet. Die Leonhard-Stinnes-Stiftung stellt als Eigentümerin den weitaus größten Teil des Geldes für das Projekt zur Verfügung.

Die Stadt Mülheim wird mit dem Stadtarchiv Mülheim und der Musikschule als Mieter in den Komplex einziehen. Die wird voraussichtlich im Sommer 2011 geschehen. Der Altbau ist bereits komplett entkernt und wird in den nächsten Monaten neu aufgebaut, mit einer verstärkten Statik.

Als Begegnungsstätte war das Haus 1901 errichtet worden. „Ausflugslokal Johannesburg“ hieß es damals. Aber bereits im Juli 1907 wurde der Klinikbetrieb aufgenommen. Im Krieg wurde der Bau stark zerstört, wieder aufgebaut. Bis Mitte der 1980er Jahre haben Ärzte dort operiert. So viel wie möglich soll von der alten Schönheit des Baus erhalten bleiben, unter anderem soll die Fassade weitgehend nach den ursprünglichen Mustern wieder hergestellt werden.

Über 4.000 Quadratmeter wird das Gebäude künftig verfügen, Musikschule und Archiv werden sich den Platz teilen. "Es soll ein Gebäude für die Bürger sein, ein Haus, in dem die Stadtgeschichte endlich ausreichend Raum findet, in dem Maße, wie auch das Interesse an der Stadtgeschichte in der Bevölkerung gewachsen ist", berichtet die NRZ.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Tel.: 02 08 / 4 55 42 60
Fax: 02 08 / 4 55 42 79
stadtarchiv@stadt-mh.de
www.stadtarchiv-mh.de

Quelle: Andreas Heinrich, NRZ Lokalausgabe Mülheim an der Ruhr, 11.8.2010

VdA-Neuerscheinung »Archive im digitalen Zeitalter«

In der vom VdA herausgegebenen Reihe Tagungsdokumentationen zum Deutschen Archivtag ist druckfrisch Band 14 erschienen. Die Publikation wird in der 34. KW an alle persönlichen und korporativen VdA-Mitglieder kostenlos als Mitgliedsleistung verschickt. Sie ist ausschließlich über den Verband zu beziehen. Informationen zur Buchbestellung gibt es auf der VdA-Homepage.

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Neben einleitenden Referaten und der Dokumentation der Abschlussdiskussion des 69. Deutschen Archivtags in Regensburg 2009 zur \“Rolle der Archive im digitalen Zeitalter\“ beinhaltet der Tagungsband sechs Abschnitte, die die Sektionen des Archivtags nachzeichnen.

Im Abschnitt über die Einführung von Dokumentenmanagementsystemen bzw. Vorgangsbearbeitungssystemen (DMS/VBS) wird verdeutlicht, dass die Archivierung elektronischer Unterlagen für die Archive keine Herausforderung der Zukunft darstellt. Archive halten bereits derzeit elektronische Unterlagen, ohne dass die Probleme der sog. Langzeitarchivierung gelöst wären. Die Praxis der Übernahme und Bewertung elektronischer Unterlagen erfordere eine frühzeitige Einbindung der Archive und eine enge Zusammenarbeit mit der Schriftgutverwaltung der Archivträger.

In puncto Benutzerinteressen wird argumentiert, dass Übernahme, Archivierung und Benutzung unterschiedliche Informationsobjekte schaffen. Die Benutzerinteressen leiten sämtliche Erhaltungsprozesse und ermöglichen eine jeweils archivbezogene Erhaltungsstrategie.

Im Abschnitt zur Bildungsarbeit im Internet wird auf neue Möglichkeiten der historisch-politischen Bildungsarbeit durch die moderne Informationstechnik hingewiesen. Vorbedingung sei die archivische Vorarbeit (Erschließung, Erhaltung etc.). Das Stichwort Web 2.0 zielt auf die interaktive Beteiligung der Nutzer ab. Feststellbar ist aber gleichsam ein Professionalitätsdilemma: komplexe Angebote erfordern hohen Mitteleinsatz, was vielen Archiven in der alltäglichen Arbeit nicht möglich ist oder möglich scheint.

Auf dem Feld der Online-Dienstleistungen von Archiven benennt der Tagungsband Beispiele von Archiven auf dem Weg in die digitale Welt. Zugleich wird deutlich, dass noch eine beträchtliche Wegstrecke bis zum „elektronischen Archiv“ zurückzulegen ist.

Im Abschnitt Open Access und Gemeinfreiheit werden u.a. verschiedene Definitionsfragen behandelt. Open Access meint dabei den freien Zugang zu wissenschaftlichen Materialien im Internet. Der Band diskutiert Chancen und Grenzen von Open Access – und postuliert, dass Open Access eine Herausforderung für die Archive darstellt, die es anzunehmen gelte. – Gemeinfreiheit (Public Domain) beziehe sich nur auf das Urheberrecht und bezeichnet alles, an dem kein Urheberrecht besteht. Eigentumsschutz und Archivgesetze können sich jedoch einschränkend auf die Gemeinfreiheit auswirken.

Im Abschnitt Internet und Digitalisierung wird die spürbare Ausweitung der Online-Dienstleistungen von Archiven behandelt. Digitalisierung und Online-Angebote dienen zur Rationalisierung der Archivarbeit. Problematisch erscheint, wenn Nutzer nur noch Digitalisate abrufen, den Überlieferungszusammenhang aber nicht mehr kennen(lernen können und wollen). Der wissenschaftliche Nachwuchs, so der archivarische Wunsch, müsse im Umgang mit Digitalisaten geschult werden.

Der Tagungsband zum 69. Deutschen Archivtag in Regensburg 2009 belegt, dass das digitale Zeitalter eine weitere Öffnung der Archive erfordert und bewirkt. Als notwendig erweisen wird sich ein interaktiver Dialog mit externen Nutzern und der Öffentlichkeit. Notwendig ist aber zugleich auch ein verstärkter Dialog mit den Registraturbildnern der Archive.

Inhalt

Vorwort (9)

Robert Kretzschmar: Rahmenthema, Programm und Ergebnisse des 79. Deutschen Archivtags (11)

Peter Haber: digital.past – Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter (17)

Dornröschen aufgewacht? Neue Arbeits- und Kommunikationsprozesse im Archiv

  • Christian Keitel: Benutzerinteressen annehmen und signifikante Eigenschaften festlegen. Einige neue Aufgaben für Archivare (29)
  • Mario Glauert: Archiv 2.0. Vom Aufbruch der Archive zu ihren Nutzern (43)

Bewertung elektronischer Unterlagen und Überlieferungsbildung

  • Ilka Stahlberg: Archivische Anforderungen an die Einführung eines DMS/VBS in der Ministerialverwaltung Brandenburgs – Ein Erfahrungsbericht (57)
  • Matthias Manke, René Wiese: Aktenbewertung elektronisch – eine DOMEA®-Lösung im Landeshauptarchiv Schwerin (67)
  • Andrea Hänger, Katharina Ernst: Ein System – zwei Lösungen. Digitale Archivierung im Bundesarchiv und im Stadtarchiv Stuttgart 77
  • Raymond Plache: Zusammenfassung und Diskussion 85

Bildungsarbeit im Netz

  • Birgit Jooss: Potentiale der Einbindung externen Wissens. Die digitale Edition der Matrikelbücher der Akademie der Bildenden Künste München 91
  • Peter Pfister: Wege kirchlicher Archivalien ins Netz 107
  • Hanns Jürgen Küsters: Das Internetportal „Konrad Adenauer“ als Bildungs- und Forschungsquelle 113
  • Maria Rita Sagstetter: Zusammenfassung und Diskussion 121

Archive als Online-Informationsdienstleister

  • Nils Brübach: Internationale Erschließungsstandards in der deutschen Erschließungspraxis 127
  • Johannes Kistenich, Martina Wiech: Auf dem Weg zum elektronischen Landesarchiv? 135
  • Alfons Ruch: Das MonArch-Projekt in Nürnberg. Kontextorientierte Präsentation von digitalisiertem Archivgut im Einzelarchiv, in Verbünden und Fachportalen 149
  • Gisela Haker: Zusammenfassung und Diskussion 159

Open Access und Archive

  • Angela Ullmann: Schutzwürdige Belange, kommerzielle Verwertung, Nutzungsrechte und Co. Die Grenzen des Open Access 165
  • Oliver Sander: Open Access vs. E-Commerce? Digitalisierung, Erschließung, Präsentation und Verwertung von Bildern aus dem Bundesarchiv 171
  • Klaus Graf: Die Public Domain und die Archive 177
  • Beate Dördelmann: Zusammenfassung und Diskussion 187

Internet und Digitalisierung – zukünftige Herausforderungen für die Archive

  • Jürgen Treffeisen: Komplementäre Bewertung konventioneller Akten und elektronischer Daten 193
  • Bernhard Grau: Die Einführung der digitalen Leistungsakte bei der Bundesagentur für Arbeit und ihre Auswirkungen auf Bewertung und Überlieferungsbildung 201
  • Tobias Hillegeist: Probleme mit unbekannten Nutzungsarten bei der Retrodigitalisierung 211
  • Horst-Dieter Beyerstedt: Online-Dienstleistungen von Kommunalarchiven 219

Robert Kretzschmar mit Ulrike Gutzmann, Gerald Maier, Michael Häusler, Ute Schwens, Veit Scheller und Robert Zink: Die Rolle der Archive im digitalen Zeitalter (225)

Biografien der Autorinnen und Autoren (249)

Info:
Archive im digitalen Zeitalter. Überlieferung, Erschließung, Präsentation. 79. Deutscher Archivtag 2009 in Regensburg
Tagungsdokumentationen zum Deutschen Archivtag, Band 14,
hrsg. vom VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.
Fulda 2010, ISBN 978-3-9811618-3-0

Quelle: VdA, Pressemitteilung und Abbildung, 20.8.2010