Bedeutung des Wassers in der Geschichte Südtirols

Zu einer gemeinsamen Initiative laden die italienische Landesbibliothek "Claudia Augusta" und das Staatsarchiv Bozen: Anlässlich der gesamtstaatlichen "Kulturwoche" von 19. bis 23. April 2010 ist das Staatsarchiv zugänglich und zeigt historische Karten und Dokumente über die Bedeutung und Rolle des Wassers in der Geschichte Südtirols.

Die diesjährige gesamtstaatliche "Kulturwoche" bietet der italienischen Landesbibliothek "Claudia Augusta" und dem Staatsarchiv Bozen den Rahmen für eine neue gemeinsame Initiative. Von kommendem Montag, 19. April, bis zum Freitag, 23. April 2010, öffnet das Staatsarchiv in der Bozner Armando-Diaz-Straße 8 den Besuchern seine Tore, auch jene zu den unterirdischen Depots. Zwischen 9 bis 11 Uhr werden Führungen durch die Archivräume angeboten. Außerdem

wurde unter dem Titel "Ein wasserreiches Land" eine Ausstellung von Karten und Plänen vorbereitet. Sie belegt die Bedeutung des Wassers in Südtirol und dokumentiert die verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten (Fischerei, Bewässerung, Wasserkraft, Flussregulierungen). Im unterirdischen Depot des Staatsarchivs werden entsprechende Karten und Dokumente aus mehreren Jahrhunderten aufbewahrt. Für die Teilnahme an den Führungen ist eine Anmeldung unter der Rufnummer 0471 264295 erforderlich.

Weitere Informationen unter http://www.archivi.beniculturali.it/ASBZ/dt/frame_deutsch.htm.

Parallel dazu findet am 21. April um 15.30 Uhr in der italienischen Landesbibliothek ein Vortrag von Katia Occhi über den Wassertransport im historischen Tirol statt. Die Bibliothek stellt zudem eine Auswahl von Büchern und Veröffentlichungen zum Thema "Wasser" vor. Informationen dazu sind auf der Homepage: http://www.bpi.claudiaugusta.it/ oder über Tel. 0471 264444, eMail: info@bpi.claudiaugusta.it erhältlich.

Quelle: Provinz Bozen, Pressemeldung, 15.4.2010

Verbotene Liebe im Vorarlberger Landesarchiv

"Verbotene Liebe" ist das Thema einer historischen Vortragsreihe, zu der das Vorarlberger Landesarchiv alle Interessierten nach Bregenz (Kirchstraße 28) einlädt. Der erste Vortrag fand am 14. April 2010 statt. Manfred Tschaikner referierte zum Thema "Die Gattenwahl vor der Einführung der kirchlichen Eheschließung". Anhand eines Gerichtsfalls aus der Mitte des 16. Jahrhunderts bot Tschaikner Einblicke in die volkstümlichen Vorformen der kirchlichen Eheschließung.

In der Vortragsreihe "Verbotene Liebe" geht es um Geschichten, die das Leben wirklich schrieb. Es geht um Recht, Sitte und Moral, um Normen, die uns im Rückblick zum Teil erheitern und erstaunen, zum Teil erschrecken und beschämen; um Vorschriften und Haltungen, die das Leben vieler Menschen bestimmten. Liebe als Verbrechen, Ehe als Kostenfaktor, Bigamie als Lebensvariante, Lust als Ärgernis, Erotik als Haupt- oder Nebensache. Es geht um erfolgreiche und vergebliche Versuche, Schranken zu überwinden oder zu umgehen; auch um das Spiel mit Tabus. Auch in Vorarlberg wurden Ehen lange Zeit ohne Priester geschlossen. Es bedurfte großer Anstrengungen der Kirche, die Eheschließung in eine obrigkeitlich geregelte und kontrollierte Einrichtung umzuformen. Vordergründig ging es dabei auch darum, bigamistische Verhältnisse zu verhindern.

Die weiteren Termine: Am Mittwoch, 28. April wird Alfons Dür einen abenteuerlichen Fall so genannter "Rassenschande" während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft schildern, der in Feldkirch ein dramatisches Ende fand. Am Mittwoch, 12. Mai wird Ulrich Nachbaur den in Vorarlberg bis 1949 geltende "Lehrerinnenzölibat" thematisieren. Am Mittwoch, 26. Mai wird Alois Niederstätter eine Blütenlese zu einer Sittengeschichte Vorarlbergs bieten, am Mittwoch, 9. Juni Annemarie Bösch-Niederer "Musik und Eros" im Visier moralischer Instanzen behandeln.

Die Veranstaltungen im Landesarchiv in Bregenz (Kirchstraße 28) beginnen jeweils um 17.00 Uhr und dauern rund eine Stunde bei freiem Eintritt. Weitere Informationen www.landesarchiv.at.

Tagung zu digitalen Unterlagen in den Archiven des Alpenraums

Am 6. und 7. Mai 2010 findet in der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns die ArgeAlp-Fachtagung "Digitale Unterlagen und Digitalisierung in den Archiven des Alpenraums" statt. Die Tagung wird sich mit verschiedenen Aspekten der elektronisch-digitalen Archivierung beschäftigen. Sie richtet sich gleichermaßen an das gesamte archivische Fachpublikum in Deutschland, Italien, Schweiz und Österreich sowie in deren Nachbarstaaten.

In einem ersten Teil werden verschiedene Probleme, Fragestellungen und Lösungsansätze hinsichtlich der Archivierung digitaler Unterlagen thematisiert. Ein zweiter Themenklomplex ist dann der Digitalisierung von Archivalien und Archivbeständen inklusive Präsentationsformen gewidmet.

Programm

6.5.2010

Sektion 1 "Digitale Unterlagen / Digitale Archivierung"

13.15 Eröffnung und Begrüßung durch Frau Dr. Ksoll-Marcon, Leiterin der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns
13.30 35 Jahre "Elektronische Archivierung" in der Archivverwaltung Baden-Württembergs: Ein Lernprozess (Dr. Christian Keitel, Landesarchiv Baden-Württemberg)
14.00 Digitale Langzeitarchivierung im Österreichischen Staatsarchiv. Ein Statusbericht (Mag. Susanne Fröhlich, Österreichisches Staatsarchiv)
14.30 Der Weg der digitalen Langzeitarchivierung – Strategie im Staatsarchiv St. Gallen (Martin Lüthi, Staatsarchiv St. Gallen)
15.30 Arbeitsteilige digitale Langzeitarchivierung für kleine Organisationen und die Rolle der Staatsarchive im Bewertungsprozess (Prof. Dr. Niklaus Stettler, Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur)
16.00 Come costruiamo is sistema documentale in vista della conservazione a medio e lungo termine (Dr. Anna Guastalla, Azienda provinciale per i Servizi Sanitari Trento)
16.30 PADUA – Digitale Langzeitarchivierung von unstrukturierten Daten im Stadtarchiv Stuttgart (Heike Maier, Stadtarchiv Stuttgart)
17.00 Ungelöstes Problem oder ignorierte Aufgabe? Web-Archivierung aus Sicht deutscher öffentlicher Archive (Dr. Kai Naumann, Landesarchiv Baden-Württemberg)
17.30 Schlussdiskussion

7.5.2010

Sektion 2 "Digitalisierung von Archivalien und Archivbeständen / Digitale Präsentationen"

08.30 Digitalisierung von Archivgut und digitale Präsentation von Urkunden. Strategie, Workflow und Perspektiven für Nutzung und Forschung (Dr. Gerald Maier / Dr. Maria-Magdalena Rückert, Landesarchiv Baden-Württemberg)
09.00 Das virtuelle Urkundenarchiv des Erzstiftes Salzburg (Dr. Hubert Schopf, Salzburger Landesarchiv / Dr. Joachim Kemper, Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns)
09.30 I documenti del Capitolo del Duomo di Trento in rete (Dr. Giovanni Marcadella, Archivio di Stato di Trento)
10.30 Vom digitalen Faksimile zur Online-Edition. Das Projekt der Digitalisierung und Neuerschließung der wertvollsten Freisinger Amtsbücher im Bayerischen Hauptstaatsarchiv (Univ.-Doz. Dr. Adelheid Krah, Institut für Österreichische Geschichtsforschung / Dr. Stephan Kellner, Bayerische Staatsbibliothek)
11.00 Portale dei catasti storici (Dr. Mario Signori, Archivio di Stato di Milano)
11.30 Digitale Bereitstellung und Erschließung von kirchlichen Matrikeln. Das Beispiel des Archivs des Bistums Passau (Dr. Herbert Wurster, Archiv des Bistums Passau)
12.00 Archivi: da locus secretus a openspace. Progetti di digitalizzazione e fruizione on line della Provincia autonoma di Trento (Dr. Armando Tomasi, Archivio provinciale di Trento)
12.30 8 Euro für ein Terrabyte: Digitale Bibliotheken und Archive aus Vorarlberg und Liechtenstein (Manfred Hauer M.A., AGI – Information Management Consultants)
14.00 Weltweit im Staatsarchiv St. Gallen stöbern. Ein Rückblick auf das Projekt Findmittelkonversion (Patric Schnitzer, lic. phil., Staatsarchiv St. Gallen)
14.30 AriannaWeb: un software per la pubblicazione sul web di descrizioni archivistiche ed immagini ad alta risoluzione (Dr. Cecilia Poggetti, Hyperborea, Navacchio)
15.00 Die Verwendung des internationalen Standards METS für das Präsentationsmodell des Bundesarchivs und das Netzwerk SED- und FDGB-Archivgut (Petra Rauschenbach, Bundesarchiv)
15.30 Die Website "Archive in der ArgeAlp", www.archive-argealp.de (Dr. Thomas Fricke, Landesarchiv Baden-Württemberg)
16.00 Schlussdiskussion

Tagung:
ArgeAlp-Fachtagung "Digitale Unterlagen und Digitalisierung in den Archiven des Alpenraums"
Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns
Schönfeldstr. 5
80539 München

Um Anmeldung zur Teilnahme wird bis zum 30. April 2010 gebeten (poststelle@gda.bayern.de).

1. Spatenstich für das Landesarchiv NRW in Duisburg

Das „schönste Archivgebäude Deutschlands“ wird nach Worten des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers der Neubau des künftigen Landesarchivs NRW. Rüttgers sagte am 12. April 2010 anlässlich des 1. Spatenstichs in Duisburg, der Masterplan von Norman Forster habe in Duisburg einen architektonischen Neuanfang ermöglicht. Mit dem Umbau der alten Speichergebäude werde der Duisburger Innenhafen vollendet. Rüttgers: „Mit dem Neubau des Landesarchivs setzen wir ein Zeichen. Denn das Landesarchiv ist das historische Gedächtnis unseres Landes. Wir in Nordrhein-Westfalen wissen um den Wert unserer Geschichte. Wir müssen unseren kulturellen Reichtum, die Schätze in unseren Archiven und Bibliotheken bewahren.“

Zwei besondere Ereignisse hätten Rüttgers zufolge die Bedeutung von Archiven erneut deutlich gemacht: Der 60. Geburtstag des Landes Nordrhein-Westfalen 2006 und der Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Unschätzbare Dokumente seien schwer beschädigt worden oder ganz verloren gegangen. Rüttgers: „Es wird lange dauern, bis wir das Beschädigte wiederhergestellt haben. Im Guten wie im Schlechten haben wir gelernt, was uns Archive bedeuten. Deshalb müssen wir unsere kulturelle Substanz bewahren. Und das tun wir.“

Das Land Nordrhein-Westfalen hat bereits Ende 2006 die „Landesinitiative Substanzerhalt“ gestartet. Mit 8,7 Millionen Euro wurden seitdem Kunstwerke, wertvolle Bücher, Filme und Werke der Medienkunst erhalten. Außerdem werden jährlich bis zu 2,1 Millionen Blatt historischer Dokumente in nordrhein-westfälischen Archiven vor dem Zerfall bewahrt. Das Programm wird bis 2015 fortgeführt.

Ministerpräsident Jürgen Rüttgers dankte den zahlreichen Fachleuten und freiwilligen Helfern des Landesarchivs, die das Kölner Stadtarchiv vorbildlich unterstützten. Rüttgers: „Wir ziehen die Konsequenzen aus dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs. Mit besseren Standards für die Standortsicherheit von Archivgebäuden. Und mit der Überprüfung der Strukturen in der Bauaufsicht.“

Kontakt:
Landesarchiv NRW
Zentrale Dienste
Graf-Adolf-Straße 67
40210 Düsseldorf
Tel.: +49 211 159 238-0
Fax: +49 211 159 238-111
poststelle@lav.nrw.de
www.lav.nrw.de

Quelle: Staatskanzlei NRW, Pressemitteilung, 12.4.2010

Bilder aus dem Kriegsgefangenenlager Hemer 1939-1945

Um an das in der deutschen Geschichtserinnerung lange verdrängte Kapitel der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter im "Dritten Reich" zu erinnern, hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Zusammenarbeit mit dem Verein für Hemeraner Zeitgeschichte jetzt die DVD "Kriegsgefangen! Bilder aus dem Lager Hemer" herausgebracht. Am 14. April 2010 sind es genau 65 Jahre her, dass amerikanische Truppen das Kriegsgefangenenlager Stalag VI A im sauerländischen Hemer befreiten.

Weit über 200.000 Kriegsgefangene waren von September 1939 bis April 1945 dem Lager Hemer unterstellt, das damit zu den größten Lagern im Deutschen Reich zählte. Unter unmenschlichen Bedingungen wurden Menschen aus verschiedenen Nationen dort gefangen gehalten – Hunger, Krankheit und Erschöpfung kosteten viele Gefangene das Leben. Besonders schlimm war das Los der Sowjetsoldaten, die ab Oktober 1941 im Stalag VI A inhaftiert waren und unter brutaler Willkür zu leiden hatten.

Anlass für die DVD-Edition ist die Eröffnung der neuen Informations- und Gedenkstätte Stalag VI A, die seit Ende März im Stadtarchiv Hemer auf dem Gelände der Landesgartenschau zu sehen ist. Am Montag, 12. April 2010, wurde die DVD in Hemer erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Hauptelement der DVD sind Filmaufnahmen des Wachsoldaten Hugo Filbrich, der 1940/1941 im Lager Hemer stationiert war. Filbrichs Bilder, die bereits 1995 auf VHS veröffentlicht worden waren, zeigen den zeitgenössischen Blick eines deutschen Soldaten auf die Zustände im Lager. Sie dokumentieren aber nicht die ganze Wirklichkeit des Lebens und Leidens der Kriegsgefangenen, sondern nur die vergleichsweise harmlose Lagersituation der Jahre 1940/41.

In der DVD-Edition wird der 40-minütige Hauptfilm mit den Aufnahmen Hugo Filmbrichs um zwei kurze Filme aus neu entdecktem Filmmaterial ergänzt. Der erste Zusatzfilm zeigt Aufnahmen des Militärarztes Dr. Alfred Bauer, die ebenfalls um 1940/41 in Hemer entstanden sind und damit eine ähnliche Lagersituation wie Filbrichs Filme präsentieren. Diese deutsche Perspektive wird erweitert durch amerikanisches Filmmaterial, das Kameraleute der US-Army unmittelbar nach der Befreiung der Lager im April 1945 drehten. "Darauf zu sehen sind bedrückende Bilder aus vermeintlichen \’concentration camps\‘, bei denen es sich allerdings nachweislich um Kriegsgefangenenlager des damaligen Wehrkreises VI handelte: das Zweiglager Wesuwe im Emsland, das Stalag 326 in Stukenbrock-Senne sowie das Stalag VI F in Münster. Damit liefert insbesondere dieser Kurzfilm eine wichtige neue Sicht auf die Kriegsgefangenenlager des \’Dritten Reiches\‘. Die mit einem umfangreichen Begleitheft versehene Edition vermittelt anschaulich und eindrücklich, was zwischen 1939 und 1945 überall in Deutschland Realität war: die Internierung, Ausbeutung und Misshandlung von Millionen Menschen", erklärt Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums für Westfalen.

Info:
Kriegsgefangen! Bilder aus dem Lager Hemer
Spielzeit ca. 52 Minuten (Hauptfilm und zwei Zusatzfilme),
Schwarz-Weiß und Farbe,
DVD, Preis 14,90 Euro.
Bezug: LWL-Medienzentrum für Westfalen, Fürstenbergstr. 14, 48147 Münster,
medienzentrum@lwl.org, Fax: 0251/ 591-3982,
www.westfalen-medien.lwl.org

Kontakt:
Verein für Hemeraner Zeitgeschichte e.V.
c/o Stadtarchiv Hemer
Ostenschlahstr. 60, Gebäude 15
58675 Hemer
Telefon: 02372-5506-288
Fax: 02372/551-5-288
E.Thomas@hemer.de

Quelle: LWL, Pressemitteilung, 12.4.2010

Studentin erschließt Marfels-Portaits im Kreisarchiv Stormarn

Nadine Mahnke studiert in Hamburg Italienisch und Politikwissenschaften. In den letzten sechs Wochen tauschte sie ihren Platz im Hörsaal gegen einen Schreibtisch im Kreisarchiv Stormarn. „Ich wollte mal einen Blick in die Praxis werfen“, sagt sie. „Ich war schon öfter als Benutzerin in Archiven und deshalb neugierig, wie die Arbeit eines Archivars ist.“ Die Ankündigung bei Freunden und Familie ein Archivpraktikum zu machen, löste aber als erstes fragende Gesichter aus. Verstaubte Akten in Regale legen? Und das in Stormarn, als Italienischstudentin?

Staubige Finger holte sich die junge Studentin aber keine. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, Notizen des Journalisten Raimund Marfels zu Portraitbildern in der Archivdatenbank zu erfassen. Dipl.-Archivar Stefan Watzlawzik vom Kreisarchiv betreute ihre Arbeit: „Die Abbildungen von Raimund Marfels sind nach Orten sortiert – das hat er noch selbst gemacht, kurz bevor er 1990 verstorben ist. Für uns heute ist es allerdings schwierig, Fotos zu einzelnen Personen oder Themen wie Gleichstellung von Frauen oder Umweltschutz zu finden. Da wird die Suche bei rd. 50.000 Aufnahmen wirklich die Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen“. Deshalb ist eine Tiefenerschließung der Fotos von Marfels in der Datenbank sowie die Digitalisierung ein aktuelles Projekt des Kreisarchivs.

Bei der Arbeit von Nadine Mahnke war oft detektivisches Gespür gefragt. „Oft war nicht eindeutig wer auf dem Foto zu sehen ist, es fehlten Vornamen oder andere Angaben. Kompliziert wurde es vor allem bei den älteren Aufnahmen, die teilweise über vierzig, fünfzig Jahre zurück lagen. Da mussten Telefonate geführt und Fragen gestellt werden wie: Wissen Sie noch wie ihr Kreisbrandmeister Anfang der 1960er Jahre mit Vornamen hieß?“ erzählt sie.

Überrascht war die Studentin darüber, dass die meisten Fragen trotz der langen Zeit beantwortet werden konnten. Dies zeigt, wie wichtig den Stormarner ihre eigene Geschichte ist. Das Kreisarchiv als zentrales Gedächtnis des Kreises erhält und bewahrt diese für die künftigen Generationen. „Es war mir besonders wichtig“ erzählt die Praktikantin „an einem richtigen Projekt zu arbeiten. Hier konnte ich stets eigenständig arbeiten und deshalb war die Zeit im Kreisarchiv für mich ein voller Erfolg.“

Besonders gefallen hat der Studentin, dass sie neben ihrer Hauptaufgabe viele andere interessante Aufgaben zugeteilt bekam. Wie z.B. das Beantworten von Benutzeranfragen und das Redigieren von Texten für eine Archivausstellung, die im Sommer gezeigt werden soll.

Kreisarchivleiter Dr. Johannes Spallek freut sich über ein weiteres Stück Stormarner Geschichte, dass jetzt zugänglich ist. „Die Portraitfotografien von Raimund Marfels haben nicht nur eine hervorragende fotografische Qualität, sondern sind auch häufig die einzigen Abbildungen von bekannten Personen im Kreis. Deshalb ist es für Stormarn sehr wichtig, dass die Erschließung jetzt beginnt, damit wir Zeitzeugen befragen können, die sich noch an diese Personen erinnern können.“

Praktikumsbericht als Download (PDF):
http://www.kreis-stormarn.de/aktuelles/pressemeldungen/files/PraktikumsberichtMahnke.pdf

Kontakt:
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
Tel. 04531/160-514
Fax: 04531 / 160-536
kreisarchiv@kreis-stormarn.de

Quelle: Kreis Stormarn, Pressemitteilung, 1.4.2010

Stadtarchiv Mülheim in Schweizer Literatur-Krimi über das Heidi verwickelt

Das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr besitzt Schätze, die durchaus auch im Ausland Interesse wecken können. So drehte vor einigen Wochen ein Team des Schweizer Fernsehens für die Sendung „kulturplatz“ einen Beitrag im Stadtarchiv, da der Germanist Peter Büttner eine erstaunliche Entdeckung gemacht hat: Der Mülheimer Dichter Hermann Adam von Kamp (1796-1867), dessen Nachlass im Stadtarchiv verwahrt wird, könnte der geistige Vater von Heidi sein!

Von Kamp schrieb bereits 1830 eine Geschichte mit dem Titel „Adelaide vom Alpengebirge“, in der bereits alle Versatzstücke des erst 50 Jahre später von Johanna Spyri (1827-1901) verfassten Romans „Heidis Lehr- und Wanderjahre“ zu finden sind. Es scheint, als ob damit die von der Forschung bislang vergeblich gesuchte literarische Vorlage des weltberühmten Romans gefunden ist.

Unwidersprochen ist die These Büttners allerdings nicht. So bleibt abzuwarten, ob sich die Literaturwissenschaft in der Schweiz mit der überzeugenden Argumentation Büttners anfreunden kann. Schließlich steht in diesem Literatur-Krimi nicht weniger auf dem Spiel, als das Schweizer Urbild schlechthin.

„Selbstverständlich“, so Archivleiter Dr. Kai Rawe, „steht unser Archiv mit den Schriften und Publikationen von Kamps auch denjenigen offen, die nicht glauben mögen, dass Heidis Vater ein Mülheimer gewesen sein soll.“

Nachdem am 7. April 2010 das Schweizer Fernsehen seinen Bericht ausgestrahlt hat, ist das Stadtarchiv jedenfalls für einen Besucheransturm aus der Schweiz gerüstet. 

Filmbeitrag online unter www.sf.tv/sendungen/kulturplatz bzw. http://videoportal.sf.tv/video?id=96208e60-9f81-41ad-9aa9-dac57f389538

Kontakt:
Stadt Mülheim an der Ruhr
Kulturbetrieb / Stadtarchiv
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Tel.: 02 08 / 4 55 42 60
Fax: 02 08 / 4 55 42 79
stadtarchiv@stadt-mh.de
www.stadtarchiv-mh.de

Quelle: Stadt Mülheim, Pressemitteilung, 9.4.2010

Standpunkte Kölner Persönlichkeiten zum Einsturz des Stadtarchivs

Der ursprünglich für die noch bis zum 11. April 2010 im Martin-Gropius-Bau in Berlin laufende Ausstellung zahlreicher Fundstücke aus dem zerstörten Kölner Stadtarchiv geplante Katalog ist nicht erschienen, weil – wie die ZEIT und die FAZ unisono kommentieren – "einige der Texte nach Ansicht des Kölner Kulturdezernenten Georg Quander offensichtlich zu kritisch mit der Kölner Kulturpolitik umsprangen". So kritisiert der Kulturwissenschaftler Friedrich Wilhelm Heubach in seinem Beitrag "solche Witze wie Kölns Bewerbung als Kulturhauptstadt, seine Hochhauspläne, die dem Dom den Status des Unesco-Welterbes zu nehmen drohten".

Zwanzig Kölner Prominente wie Jürgen Becker, Dieter Wellershoff und Frank Schätzing hatte der Verlag der Buchhandlung Walther König für den Katalog um Beiträge gebeten. Die Einwilligung Quanders zum Druck des Katalogs wurde an die Bedingung geknüpft, bestimmte Beiträge zu verändern bzw. zu entfernen. Dies lehnte der Verlag Walther König ab. Er vertreibt die 20 Textbeiträge letztlich doch – in einem 32 Seiten starken Heft, das bundesweit in allen Filialen der Buchhandlung Walther König kostenlos zu haben war, jetzt im Druck vergriffen ist und daher zum freien Download angeboten wird:

www.buchhandlung-walther-koenig.de/termine/standpunkte.pdf

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Info:
Standpunkte – Kölner Persönlichkeiten zum Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln
2010 © Autoren und Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln
Gestaltung: Sabine Pflitsch (probsteibooks), Köln
Druck: Prima Print, Köln
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln
Ehrenstraße 4, 50672 Köln

Quelle: Die Zeit 14/2010.

Bayerische Landeskirche baut neues Archiv

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern errichtet für 19 Millionen Euro in Nürnberg einen Neubau ihres Landeskirchlichen Archivs. Das derzeit größte kirchliche Bauprojekt soll bis 2013 fertig sein und die drückende Raumnot in dem als "Gedächtnis des evangelischen Bayern" bezeichneten Altbau beenden. Aus einem Architektenwettbewerb ging das international tätige Hamburger Büro Gerkan, Marg und Partner (gmp) hervor, das bereits das Stadtplanungsarchiv in Shanghai und den Christus-Pavillon der Expo 2000 in Hannover entworfen hat.

Im Landeskirchlichen Archiv werden die historisch bedeutsamen Unterlagen der Kirche verwahrt, geordnet und für die Forschung bereitgestellt. Darunter sind Urkunden von Päpsten und Kaisern, Briefe von Luther und Melanchthon, Originale von Dürer, Filme, Plakate, Zeitungsausschnitte und 120.000 Bücher. Es birgt zudem die knapp 30 Prozent der Kirchenbücher, die nicht mehr von den örtlichen Gemeinden selbst aufbewahrt werden. Mit derzeit 17 Regalkilometern ist das Nürnberger Archiv das zweitgrößte Kirchenarchiv in Deutschland.

Der Neubau sei kein überflüssiges Luxusprojekt, erklärte Archivdirektorin Andrea Schwarz. Weil es schon lange keinen Platz mehr gebe, seien derzeit zwei Drittel der Archivalien in angemieteten Hallen über die ganze Stadt verteilt. Das ständige Hin und Her verschlinge Arbeitszeit, koste Geld und beschädige die Dokumente. In den Leseräumen des Hauptgebäudes säßen die Besucher gedrängt wie Ölsardinen.

Der Neubau soll die Regalkilometer auf 34 verdoppeln, eine Restaurierungswerkstatt und großzügige Besucherräume schaffen. "Ein modernes Archiv ist kein Elfenbeinturm der Forschung, sondern Dienstleister für jeden Interessierten", sagte die Direktorin.

Ohne Erinnerung an ihre Wurzeln könne die Kirche nicht leben, betonte der Nürnberger Regionalbischof Stefan Ark Nitsche. 19 Millionen Euro seien zwar viel Geld, sie müssten jedoch in Relation gesehen werden zu den 50 Millionen Euro, die für die Renovierung von Pfarrhäusern bereitstünden und zu den 14 neugebauten Kirchen seit der Jahrtausendwende.

Der seit Jahrzehnten diskutierte Archivneubau scheiterte lange an den Kosten. Erst 2006 machte die Landessynode die Mittel dafür frei. Der Neubau soll in Nachbarschaft des bisherigen Hauptgebäudes auf einem ehemaligen Fabrikgelände in der Nürnberger Veilhofstraße entstehen. Zunächst muss die ehemalige Maschinenfabrik abgerissen und der Boden dekontaminiert werden.

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv Nürnberg
Postfach 25 04 29
90129 Nürnberg
Telefon: +49 911 58869-0
Telefax: +49 911 58869-69
archiv@elkb.de
www.lkan-elkb.de

Quelle: epd, 1.4.2010

Den westfälischen Vorfahren auf der Spur

Es ist neun Uhr morgens. Der Türöffner am Besuchereingang des Landeskirchlichen Archivs Bielefeld summt. Die ersten Besucher nehmen zielstrebig Kurs auf die Fensterplätze im Benutzerraum. Hier heben sie die Schutzhüllen von den Lesegeräten und vertiefen sich in die Bildschirmarbeit. Sie suchen in den handschriftlichen Einträgen alter Kirchenbücher nach Anhaltspunkten, um Verwandschaftsverhältnissen und anderen genealogischen Fragen auf die Spur zu kommen.

Im Nebenraum sitzt Johann Melzer. Er ist Ansprechpartner für Hobby- und Berufsgenealogen im Landeskirchlichen Archiv: „Die Ahnenforschung ist in den letzten Jahren richtig in Mode gekommen“, so seine Beobachtung. Im vergangenen Jahr gab es rund 870 Anfragen, etliche Besucher kamen aus dem Ausland nach Bielefeld, um hier im Archiv nach ihren Wurzeln zu forschen. Auch in Erbschaftsfragen werden die Dienste des Landeskirchlichen Archivs in Anspruch genommen.

Die flächendeckende Aufzeichnung der Amtshandlungen in den Kirchengemeinden beginnt mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1648. „Von da an stellen die Kirchenbücher die wichtigsten und bekanntesten kirchlichen Quellen für die Familienforschung dar“, erklärt Archivarin Ingrun Osterfinke, die unter anderem für die Archivbestände im Kirchenkreis Bielefeld zuständig ist. In den Kirchenbüchern sind alle Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Sterbefälle einer Kirchengemeinde verzeichnet. In den älteren Büchern sind die Eintragungen kurz gehalten. Auf deren Basis sind Rekonstruktionen von Familienzusammenhängen kaum möglich: so fehlen in manchen Kirchenbüchern beispielsweise die Namen der Ehefrauen bei den Hochzeitseintragungen.

Erst Mitte des 18. Jahrhunderts steigt der Quellenwert der Kirchenbücher: die Eintragungen werden umfassender. Viele Gemeinden haben in dieser Zeit Register angelegt, die die Suche erleichtern. Bielefeld ist für die genealogische Forschung ein Sonderfall, weil die Kirchenbücher der Altstädter Nicolaikirchengemeinde von 1820 bis 1944 bis auf wenige Ausnahmen im Krieg verbrannt sind und für diesen Zeitraum eine Lücke klafft. „Das ist besonders schade, weil die Altstadt zu der Zeit eine sehr große Gemeinde war und viel Material unwiederbringlich verloren ist“, meint Ingrun Osterfinke.

Familienforschung kann mühsam sein. „Viele Interessenten haben die Vorstellung, dass wir hier nur auf einen Knopf drücken müssen und ihr kompletter Stammbaum erscheint“, schüttelt Johann Melzer den Kopf. Durch die Möglichkeiten im Internet ist der Einstieg in die Ahnenforschung einfacher geworden. Es gibt Suchmaschinen, auf die weltweit zugegriffen werden kann. Doch die elektronischen Datenbanken haben ihre Grenzen. Details über die eigene Familie sind am ehesten in den Kirchenbüchern zu finden.

Um die alten Kirchenbücher vor Überbeanspruchung zu schützen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen, sind sie auf „Microfiche“ gespeichert worden. Aufbewahrt werden die rechteckigen Microfiche-Karten in einem Schubladenschrank im Büro von Johann Melzer – sortiert nach Kirchenkreisen und Gemeinden. An den Lesegeräten können Besucherinnen und Besucher die stark verkleinerten Aufnahmen aller existierenden Kirchenbücher in Westfalen bis 1874 ansehen. Die meisten Originale der Kirchenbücher werden in den Gemeinden vor Ort verwahrt. Sie werden nur in Ausnahmefällen vorgelegt. Für Familienforschende mit Wurzeln in Westfalen führt am Landeskirchlichen Archiv kein Weg vorbei.

Das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Ritterstraße 19, ist Montag bis Donnerstag von 9–12.30 Uhr, sowie von 13.30–16 Uhr geöffnet und kann nach Voranmeldung besucht werden. Telefon (0521) 594 164.

Quelle: Katharina Aufderheide, EKvW, 25.3.2010