Archivmitteilungen Nr. 19, 2009 erschienen

Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln am 3. März 2009 hat über mehrere Wochen das Interesse der Medien für das Archivwesen geweckt. Neben der Klärung der Ursachen und Verantwortlichkeiten stellt sich in weiten Teilen der Archivszene seitdem die Frage nach Bestandserhaltung, nach den Chancen und Grenzen der Digitalisierung sowie nach der Bildung von Notfallverbünden. Diese Herausforderungen bestimmten den Archivalltag, und sie waren auch Thema bei der Archivpflegetagung der westfälischen Kirche. Die neue Ausgabe 19 (2009) der vom Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen herausgegebenen "Archivmitteilungen" dokumentiert diese Veranstaltung.

Neben den beiden Referaten der Archivpflegetagung über Pfarrer Eduard Putz (1907-1990) und über die Bruderschaft Nazareth in den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal beinhaltet der Jahresband weitere Beiträge zu historischen Themen. Durch Seminare, Praktika und Recherchearbeiten sind auch im Jahr 2009 eine Reihe von Studierenden der Universität Bielefeld im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld tätig gewesen. Ihre Rückmeldungen ermöglichen eine selbstkritische Betrachtung der alltäglichen Archivarbeit. Darüber hinaus bereichern einige Beiträge aus der Feder von Seminarteilnehmern und Praktikanten diese Ausgabe der "Archivmitteilungen".

Nicht zuletzt legt die Publikation neuerlich Rechenschaft über die Arbeit des Landeskirchlichen Archivs ab. So beinhaltet die Ausgabe Berichte und Neuigkeiten aus dem landeskirchlichen Archivwesen sowie über Informationen zu neuen Findbücher und über die verfilmten Kirchenbücher der Kirchenkreise Paderborn, Plettenberg, Recklinghausen, Schwelm und Siegen.

Inhalt

Vorwort (4)

Claudia Brack
Bericht von der 17. Archivpflegetagung (5)

Wolfgang Günther
61. Deutscher Genealogentag 2009 in Bielefeld (14)

Reinhard Neumann
Diakonie im zweigeteilten Deutschland – Die Bruderschaft Nazareth in den Hoffnungstaler Anstalten Lobetal 1905 bis 1990. Ein Forschungsvorhaben (16)

Hans-Bodo Thieme
Eduard Putz (1907-1990): Lutherischer Pfarrer, Träger des Goldenen Parteiabzeichens der NSDAP, Mitglied der Bekenntnissynode von Barmen 1934 (24)

Wolfgang Kosubek
Der Haller Schulstreit von 1799 bis 1824 (44)

Martin Gensch
Entstehung und Geschichte der Perikopen – Eine kurze Übersicht und Zusammenfassung (55)

Jens Murken
Hilfe bei der Archivgutrettung in Köln (61)

Lisa Schuler
„Das Gedächtnis Kölns ist ausgelöscht“ – Der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln in der überregionalen Presseberichterstattung (66)

Kristina Ruppel
Schimmelbefall in Archivmagazinen (76)

Niko Rohé
„Langzeitarchivierung“ – Chancen und Grenzen der Digitalisierung im Archivwesen (84)

Wolfgang Apelt
Aus dem Schriftarchiv der Archiv- und Museumsstiftung der VEM (95)

Wolfgang Günther/Jens Murken
Recklinghausens Blick auf die Mittelebene – Neues aus der Kirchenkreisgeschichtsforschung (101)

Wolfgang Günther
Aktuelle Fragen zur Kirchenbuchordnung (KBO) (111)

Ingrun Osterfinke
Der ältere ist der wahre Jakob – oder wie die Evangelische Kirchengemeinde Werther den Schutzpatron ihrer Kirche nachwies (116)

Neue Räume für das Archiv der Kirchengemeinde Herscheid (119)

Volker Bandusch
1933: Moralisches Widerstehen und intellektuelle Selbstgleichschaltung – Über zwei Fundstücke aus der Kirchenkampfsammlung (122)

Fabian Hartl
Johannes Busch – Ein Baumeister an Gottes Himmelreich (126)

Jan-Willem Waterböhr
Geschichts-Informatiker – Neue Chance für Archive? Ein Praktikumsbericht (133)

Jens Murken
„,Halbe Christen gibt es nicht‘. Der evangelische Pfarrer und Christ jüdischer Herkunft Hans Ehrenberg“. Eine Ausstellung des Landeskirchlichen Archivs der EKvW (137)

Was ist wo? Übersicht über die verfilmten Kirchenbücher im Landeskirchlichen Archiv (142)

Neue und überarbeitete Findbücher in der Evangelischen Kirche von Westfalen (178)

Personalia (201)

Autorinnen und Autoren (203)

Info:
Archivmitteilungen,
hg. v. Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen, Nr. 19, 2009.
203 Seiten, ISSN 1614-6468
Druck: Anzeigen und mehr, Bielefeld

Bezugsadresse:
Evangelische Kirche von Westfalen
– Landeskirchliches Archiv –
Altstädter Kirchplatz 5
33602 Bielefeld
Tel.: 0521/594-164
archiv@lka.ekvw.de
www.archiv-ekvw.de

Archive in Nordhessen

Die Arbeitsgemeinschaft „Archive in Nordhessen“ legt nach 2006 einen neu gestalteten Flyer vor. Ziel der Arbeitsgemeinschaft, der aktuell zehn Archive aus Nordhessen angehören, ist es, die Archivangebote der Region bekannter zu machen.

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Der Beginn der Zusammenarbeit liegt im Jahr 2001, als einige Archive in Kassel den ersten bundesweiten „Tag der Archive“ gemeinsam organisiert haben. Anfang Mai 2006 fand eine "Woche der Archive in Nordhessen" statt, ebenfalls im Rahmen des damaligen "Tages der Archive".

Die graphische Gestaltung des neuen Flyers wurde durch das Archiv der Kasseler Sparkasse ermöglicht, die Druckkosten konnten diesmal vom Archiv der deutschen Jugendbewegung übernommen werden.

Zu beziehen ist die 24-seitige, farbige Broschüre mit einer Auflage von 2.500 Exemplaren über Prof. Dr. Christina Vanja, Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen (kontakt.archiv@lwv-hessen.de) oder Dr. Bettina Wischhöfer, Landeskirchliches Archiv Kassel (archiv@ekkw.de).

Bettina Wischhöfer

Wasserschaden im Stadtarchiv Blomberg soll glimpflich verlaufen sein

Vermutlich ein Defekt im Heizungssystem war Ursache dafür, dass mindestens vier Tage lang Wasser ins Stadtarchiv Blomberg eindrang. Von der Heizung im Dachgeschoss lief das Wasser durch das Erdgeschoss bis in den Keller mit den Archivalien. Die Lehmwände in der ehemaligen Synagoge haben sich aufgelöst, das Flechtwerk ist blankgewaschen und aufgequollen, und im Keller stand das Wasser 60 Zentimeter hoch. Krankheitsbedingt wurde der Schaden erst spät und durch Zufall entdeckt.

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Die Wiederherstellung der Lehmwände der unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Synagoge ist aufwändig. Zur Rettung der durchnässten Archivalien richteten die beiden Papierrestauratorinnen Birgit Geller vom LWL-Archivamt für Westfalen und Anna Endreß vom Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen in Münster, eine provisorische Werkstatt ein.

Der Blomberger Stadtarchivar Dieter Zoremba konnte nach Sichtung der Schäden feststellen, dass hauptsächlich die Akten auf den unteren Regalböden vom Wassereinbruch in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die kostbarsten Archivalien lagern \“glücklicherweise auf den obersten Bretter\“, informierte er über die LZ. Die nassen Akten werden tiefgefroren, Trocknungsgeräte sollen das gebotene Raumklima wieder herzustellen helfen.

\“Wir wickeln die einzelnen Akten ein, damit sie beim Einfrieren nicht aneinander festkleben und sich später besser trocknen lassen\“, erklärt Birgit Geller, während sie Stadtarchivar Dieter Zoremba zeigt, wie es geht: Eine Akte einwickeln, die nächste drauf, weiterwickeln, dann wieder eine drauf, Folie mit dem Cutter schneiden, weg damit in die Plastikwanne. \“Am besten macht Ihr das zu zweit: Einer bringt die Akten an, einer wickelt\“, so ihr Tipp. Sobald die nassen Akten vollständig hier verstaut sind, wandern sie nach Everswinkel in ein riesiges Kühlhaus, wo sie bei minus 25 Grad erst einmal eingefroren, damit sie nicht schimmeln. Anschließend holt das Archivamt sie dann nach und nach nach Münster, um sie gefrierzutrocknen. Derzeit werden dort Akten aus dem eingestürzten Kölner Stadtarchiv behandelt, die Blomberger Archivalien werden aber dazwischen geschoben, so die Restauratorin.

Kontakt:
Stadtarchiv Blomberg
Im Siebenbürgen 1a
32820 Blomberg
Telefon: 05235-2516
Telefax: 05235-504290
W.Stoeteknuel@blomberg-lippe.de

Quelle: Marianne Schwarzer, Lippische Landes-Zeitung, 2.2.2010; Marianne Schwarzer, Lippische Landes-Zeitung, 3.2.2010

Homepage des Stadtarchivs Münsters generalüberholt

Nach mehr als zwölf Jahren im weltweiten Netz hat das Stadtarchiv Münster seine Homepage "generalüberholt". In bewährter Kooperation mit der Online-Redaktion der Stadt Münster ist der Internetauftritt neu konzipiert und erweitert worden. Die neuen barrierefreien Seiten im städtischen Rahmendesign behalten aber die bekannte Adresse: www.muenster.de/stadt/archiv.

Das Archiv bietet jetzt noch mehr Informationen und Recherchemöglichkeiten an. Am neuen Online-Schalter des Stadtarchivs Münster können erstmals auch Kopien aus archivierten Personenstandsregistern bestellt werden. Die Bezahlung erfolgt bequem im Einzugsverfahren. "Dieser innovative Service", so Dr. Hannes Lambacher, Leiter des Stadtarchivs zur neuen Website, "ist einmalig unter den Archiven Deutschlands und damit das Highlight unseres neuen Internetauftritts."

Kopien bequem online bestellen

Eine am 1. Januar 2009 wirksam gewordene Reform des Personenstandsrechts hat dazu geführt, dass das Standesamt dem Stadtarchiv umfangreiche Personenstandsregister übergeben hat. Zahlreiche Personenstandsregister der Stadt Münster sowie der Gemeinden Albachten, Hiltrup, Nienberge, Roxel, St. Mauritz und Wolbeck sind nun im Stadtarchiv verfügbar. Rechtsanwälte, Gerichte, Notare, aber auch Privatpersonen, Familienforscher oder Wissenschaftler benötigen Auszüge aus diesen Registern. Verfügbar sind Geburtsregister (Zeitraum 1874 bis 1899), Heiratsregister (1874 bis 1929) und Sterberegister (1874 bis 1979). Kopien aus diesen Registern lassen sich nun bequem von zu Hause aus bestellen und per Post in Empfang nehmen.

Neben weiteren umfangreichen Informationen bietet der neue Internetauftritt jetzt auch Online-Recherchemöglichkeiten in den Archivbeständen. So können die Beständeübersicht, der Bibliothekskatalog, aber auch die so genannten Findbücher, denen man inhaltliche Einzelheiten zu vielen im Stadtarchiv lagernden Archivalien entnehmen kann, online "durchstöbert" werden.

Alle Themenabende auf einen Blick

Erkenntnisse zu herausragenden Ereignissen, Einrichtungen, einem Stadtteil oder bestimmten Personen aus der Stadtgeschichte Münsters bieten die stadtgeschichtlichen Vorträge oder Führungen. Die Termine der beliebten und gut besuchten Themenabende sind bereits für das gesamte Jahr 2010 auf der Homepage zu finden. Zu vielen stadtgeschichtlichen Fragen werden online Antworten angeboten. Im Abschnitt "Stadtgeschichte online" der neuen Homepage bieten sich dazu mehrere anschauliche und leicht verständliche Präsentationen des Stadtarchivs an.

Besondere Angebote für Schulen

Ein gesonderter Abschnitt "Archiv & Schule" richtet sich an Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler. Das Stadtarchiv bietet spezielle Angebote für diese Zielgruppe und stellt die eigens entwickelten Unterrichtsmodule vor. Die Module beinhalten eine Hausführung und anschließendes Arbeiten mit den Originalquellen bestimmten Themenfeldern.

Steht etwa eine Unterrichtseinheit über das Thema "Jugend im Nationalsozialismus" an, lernen die Schüler durch das gemeinsame Lesen und Auswerten der "Chronik des Fähnleins Florian Geyer" die "Pimpfe" als eine Einheit der Hitlerjugend kennen. In weiteren Unterrichtsmodulen geht es um Hexenprozesse in Münster, um den Westfälischen Frieden und die "Machtergreifung" der Nationalsozialisten in Münster.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel. 02 51/4 92-47 01
Fax 02 51/4 92-77 27
archiv(at)stadt-muenster.de

Quelle: Stadt Münster, Pressemitteilung, 1.2.2010

Bocholter Bahnhof im Winter 1940

Das Stadtarchiv Bocholt präsentiert mit dem Bild vom Bocholter Bahnhof im Winter 1940 das Foto des Monats Februar 2010. Außergewöhnlich streng war vor siebzig Jahren der Winter 1939/1940. In Bocholt fiel vier Tage vor Silvester der erste Schnee, nachdem schon fast den ganzen Monat lang die Temperaturen bis weit unter dem Gefrierpunkt gelegen hatten.

Nach Neujahr verschärfte sich der Frost, immer wieder fiel Neuschnee, der angesichts der grimmigen Kälte auch nicht verschwand. Am 13. Februar 1940 zeigte das Quecksilber nachts minus 28 Grad Celsius. Bis zu 150 Soldaten eines in Bocholt einquartierten Infanterie-Regimentes wurden bisweilen zur Schneeräumung verpflichtet. Indessen fror die Aa zu. Bis zu 40 Zentimeter dick war die Eisschicht in den Gewässern, so dass sich reichlich Gelegenheit zum Eissport bot. Es traten aber auch Störungen bei der Gas- und Wasserversorgung sowie beim Transport von Kohlen und Koks für Haushalte und Betriebe auf. Die Volksschulen wurden für zwei Wochen geschlossen.

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Abb.: Am Bocholter Bahnhof im Winter 1940 (© Stadtarchiv Bocholt)

Das historische Foto des Monats entstand im Februar 1940 und zeigt die damalige winterliche Situation vor dem Bahnhofsgebäude an der Ecke Hindenburg- / Hohenstaufenstraße in Bocholt. Zentimeterdicke Schneemassen bedecken den Boden, Übergänge zwischen Bordsteinen und Straßen sind nicht zu erkennen. Die Strenge der Witterung war vergleichbar mit derjenigen von 1928/29, nicht jedoch in Bezug auf die Schneemenge dieses ersten Kriegswinters. Infolge der weißen Niederschläge waren die Straßen – wie im Bild zu sehen – fast unpassierbar geworden. Ein Winterdienst, wie er heute bekannt ist, kam nicht zum Einsatz. Selbst die Stufen an den Ein- und Ausgängen des 1904 eröffneten Bahnhofsgebäudes waren nicht vom Schnee geräumt. Die wenigen zugelassenen Kraftfahrzeuge waren kaum in der Lage, die weiße Masse aufzuweichen. Wer konnte, ließ das Auto zu Hause. Es fehlen ebenso die sonst neben der Litfaßsäule gegenüber dem Bahnhof abgestellten Taxis. Erst Mitte März setzte in langsamen Schritten Tauwetter ein, so dass die Stadt von einem folglich drohenden Hochwasser verschont blieb, doch es blieb noch länger kalt.

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstr.76
46397 Bocholt
Telefon: 02871-953-349
Telefax: 02871-953-347
stadtarchiv@mail.bocholt.de

Quelle: Wolfgang Tembrink, Stadtarchiv Bocholt, Pressemitteilung, 28.1.2010

Haus der Essener Geschichte öffnet nach zehnjähriger Planung

Das neue „Haus der Essener Geschichte“, das auch das Stadtarchiv Essen beherbergt, hatte am 2. Februar 2010 erstmals für alle interessierten Bürger geöffnet. Fortan ist es täglich von dienstags bis freitags zwischen 10 und 15.30 Uhr, donnerstags bis 18 Uhr geöffnet. Das Herzstück des „Hauses der Geschichte“, eine Dauerausstellung über die letzten 100 Jahre der Essener Stadthistorie, ist noch in Arbeit und soll im Sommer eingeweiht werden. Der Inbetriebnahme des neuen Geschichtshauses sind knapp zehn Jahre Planungen vorausgegangen.

Die neue Einrichtung in der ehemaligen Luisenschule am Bismarckplatz versammelt den Bestand des Stadtarchivs, das von 1962 bis zuletzt in einem Seitenflügel der Alten Synagoge untergebracht war, sowie alte Zeitungsbände und die Bücher zur Regional- und Lokalgeschichte, die bisher im Untergeschoss der Stadtbibliothek im Gildehof-Center zur Verfügung standen. Außerdem wird in der neuen Einrichtung das Ernst-Schmidt-Archiv zu Verfolgung und Widerstand im „Dritten Reich“ verwahrt.

Das neue „Haus der Essener Geschichte“ beheimatet außerdem Vereinsbestände (u.a. von Rot-Weiß Essen) und das Personenstandsregister des Standesamtes, das für die Familienforschung genutzt wird. Man rechnet damit, dass die Zahl der Archiv-Nutzer im neuen Haus sprunghaft ansteigen wird – von derzeit 800 auf geschätzte 5.000 pro Jahr. Für viele Recherchen reicht der einfache Lese-Ausweis der Stadtbibliothek.

Kontakt:
Haus der Essener Geschichte / Stadtarchiv
Bismarckstraße 10
45128 Essen
Telefon: 0201-88-41300
Telefax: 0201-88-41313
stadtarchiv@essen.de
www.stadtarchiv.essen.de

Quelle: Martin Spletter, WAZ Essen, 1.2.2010

Paderborner Stadtarchiv freut sich über Werke des Kulturpreisträgers Schrader

Das Stadtarchiv Paderborn wird immer mehr auch zu einem Hort von Kunst und Kultur. Neben einer umfangreichen Plakat- und Fotosammlung sind dort beispielsweise die Nachlässe der Paderborner Kulturpreisträger Hans Humpert, Paul Michels (ehemaliger Stadtbaurat) und Dr. Käthe Sander-Wietfeld zu finden. Seit kurzem ist ein neuer Schatz hinzugekommen. Prof. Walter Schrader, der 2005 mit dem Kulturpreis der Stadt Paderborn geehrt wurde, hat einen Großteil seines Werkes dem Stadtarchiv übergeben. Beigeordneter Carsten Venherm und Stadtarchivar Rolf-Dietrich Müller zeigten sich beeindruckt von den Skizzenbüchern, Manuskripten, Veröffentlichungen, Reden und Vorlagen. "Wir freuen uns über diese Werke. Sie sind ein bedeutendes Stück Kunst- und Kulturgeschichte unserer Stadt", so Kulturdezernent Carsten Venherm.

Auf insgesamt etwa 10.000 Seiten, die einen Umfang von etwa drei Regalmetern ausmachen, kommen die jetzt von dem 80-Jährigen übergebenen Arbeiten. Diese Unterlagen seien hervorragend sortiert und katalogisiert, was dem Stadtarchiv die Arbeit erleichtere, sprach Rolf-Dietrich Müller Prof. Walter Schrader auch in dieser Hinsicht seine Anerkennung aus.

Als Kunstdidaktiker, geborener Pädagoge, in der Rolle des Vermittlers von Kunst, aber auch als Berater und sich nicht in das Kunstsilo der Uni zurückziehender Professor hat Prof. Dr. Schrader nicht nur besondere Leistungen im Bereich der Kultur, sondern auch Herausragendes für die Stadt Paderborn geleistet.

Im Gespräch im Stadtarchiv erinnerte sich Prof. Walter Schrader an seine erste Begegnung mit dem Kulturpreis. Diese sei 1965 gewesen, als er die Urkunde für den damaligen Preisträger Josef Dominicus entwarf. Die Verleihung des Kulturpreises an ihn im Jahre 2005 sei ihm fast vorgekommen, wie die Taufe mit Paderwasser, ließ er seinen rheinländischen Humor anklingen. Seit 1962 hat der Künstler sein reichhaltiges Schaffen in mehr als 100 Ausstellungen präsentiert. Es reicht von Ölgemälden, Aquarellen bis hin zu Druckgrafiken und Federzeichnungen.

Kontakt:
Stadtarchiv Paderborn
Pontanusstraße 55
33102 Paderborn
Telefon: 05251 / 88 1593
Telefax: 05251 / 88 2047
stadtarchiv@paderborn.de

Quelle: Stadt Paderborn, Pressemitteilung, 29.1.2010

ICA-Aufruf zur Rettung von Dokumenten auf Haiti

Der Internationale Archivrat ICA hat sich nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti an die haitianische Regierung und die Hilfsorganisationen gewandt, um auf die Notwendigkeit der Bergung von Personenstands- und anderen Dokumenten hinzuweisen. Für den Wiederaufbau des Landes sei es von elementarer Bedeutung, neben den Menschenleben nun auch das Archiv- und Verwaltungsschriftgut zu retten. Nur auf diesem Wege könne die Arbeitsfähigkeit der Behörden wiederhergestellt werden. Auch sei für die Klärung von Rechten, Ansprüchen sowie Identitäten nötig, die Menschen wieder in den Besitz ihrer Unterlagen zu bringen.

Am 27. Januar 2010 veröffentlichte der ICA folgende Erklärung

"Second ICA statement on Haiti – Reconstruction
Reconstruction rather than Destruction
The International Council on Archives is following very closely the progress of relief operations underway in Port-au-Prince (Haiti). As the rubble is gradually cleared away, the information we receive can only encourage us to alert the international community on the need to take measures to ensure the sustainable reconstruction of Haiti. The safeguarding of the so-called vital records is fundamental. Whether records from the registrar\’s office or other documents enabling citizens to prove their identity or their rights, or other records of strategic importance produced and still preserved in the ministries, all these records must be subject to special protection. They are the basis for a rapid resumption of political and administrative activity.
These documents are preserved partly by the National Archives and partly under the rubble of destroyed public buildings. There are currently two problems in Port-au-Prince and other cities affected by the earthquake:

  • The increase in theft and deliberate destruction of documents: destroyed sites are not subject to adequate protection, including at night.
  • Clearing the ruins of strategic buildings: such operations are conducted without taking into account the documents or objects that could be preserved.

The International Council on Archives reminds the Haitian government and all partners providing military aid and civil protection in Haiti that these records need to be preserved. The aim is that the Haitian government should quickly resume its operations on solid administrative foundations, including the use of information contained in the records, as well as preserving a culture that should be transmitted to future generations."

Bereits am 14. Januar 2010 meldete sich der ICA erstmals mit einer Solidaritätserklärung zu Wort:

"ICA Statement about the situation in Haïti
It is with great emotion that the International Council on Archives has learned about the earthquake which hit Haiti on Tuesday, 12th January 2010. Through the Council, the whole archival community expresses its deepest sympathy to the victims of this disaster and their relatives.
We are following the course of events very closely and, together with our colleagues in the international network of Blue Shield, we are collecting the necessary information, which will enable us to provide effective help as quickly as possible. We are organizing ourselves to provide assistance at the appropriate time. The immediate priorities are of a completely different kind and scale, namely to find the missing and to rescue the injured and homeless.
If you have any information about the situation and needs on site for the archives, could you please contact Christophe Jacobs, project officer at the ICA Secretariat responsible for the Emergency Management Programme (jacobs@ica.org).
Please consult our website regularly in order to keep up to date with the situation on the spot. You can also follow the actions of the Blue Shield through the Facebook group "Haiti Solidarity 2010 Blue Shield" and this Twitter thread # blueshieldcoop."

Links:

Neues rheinland-pfälzisches Archivgesetz soll historische Forschung erleichtern

Akten, Daten und Materialien, die von öffentlichen Stellen stammen und in den rheinland-pfälzischen Landesarchiven gesammelt werden, sollen künftig für die wissenschaftliche Forschung, für Dokumentationszwecke und für Projekte, die der Schaffung einer wissenschaftlichen Infrastruktur – insbesondere Datenbanken – dienen, schneller und einfacher zur Verfügung stehen. Daneben werden mit der Neufassung des rheinland-pfälzischen Landesarchivgesetzes eine Straffung der Landesarchivverwaltung ermöglicht sowie die Neuordnung der Zuständigkeiten im Rahmen der Archivverwaltung und eine Konzentration des Archivguts auf wesentliche Materialien erleichtert.

„Mit der heute [19.1.2010] vom Ministerrat gebilligten Änderung des Landesarchivgesetzes werden die Sperrfristen für Akten und Vorgänge, die von Behörden und Verwaltungen bearbeitet wurden, auf ein zeitgemäßes Niveau gebracht. Selbstverständlich werden dabei die schutzwürdigen Belange betroffener Personen auch weiterhin berücksichtigt“, unterstrich Wissenschafts- und Kulturministerin Doris Ahnen. „Die Archivverwaltungen erhalten zudem mehr Entscheidungsspielraum, wenn es darum geht, Sperrfristen – beispielsweise für Akten aus der Zeit des Nationalsozialismus – auf Antrag zu verkürzen und die darin enthaltenen Informationen für die Forschung oder Dokumentation zugänglich zu machen“, ergänzte sie und verwies darauf, dass Ministerpräsident Kurt Beck diesen Schritt 2009 angekündigt hatte.

Das Landeshauptarchiv in Koblenz und das Landesarchiv in Speyer erfassen, lagern, sichern und ordnen in den Verwaltungen des Landes erstellte Akten und Verwaltungsentscheidungen, die von bleibendem Wert sind, und werten die darin enthaltenen Informationen aus. Das Landeshauptarchiv in Koblenz ist dabei zuständig für Vorgänge aus den Ressorts der Landesregierung und aus oberen Landesbehörden wie der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion oder der Landesämter. In Koblenz werden zudem bisher Unterlagen aus allen Mittel- und Unterbehörden des Landes und des Bundes, aus kommunalen und sonstigen Dienststellen ohne eigenes Archiv in den ehemaligen Regierungsbezirken Trier und Koblenz archiviert, das Landesarchiv Speyer erfüllt diese Aufgabe für die Behörden im früheren Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz. Mit der jetzigen Gesetzesnovelle wird die bisherige Unterordnung des Speyerer Landesarchivs aufgehoben, Landeshauptarchiv und Landesarchiv werden gleichrangig einer zentralen Landesarchivverwaltung nachgeordnet. Nach der Verabschiedung des Gesetzes soll ein Organisationserlass des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur diese neue Struktur weiter ausgestalten und zu einer Neuordnung der Zuständigkeiten der beiden Archive führen.

Kern der Gesetzesnovelle seien allerdings die Veränderungen der Zeiträume, nach denen Informationen aus den Landesarchiven für wissenschaftliche Zwecke oder zeitgeschichtliche Dokumentationen zugänglich gemacht würden, betonte die Wissenschafts- und Kulturministerin. Entsprechend der Regelungen in anderen Bundesländern werde die Sperrfrist für personenbezogene Unterlagen von bislang 30 Jahren nach dem Tod der oder des Betroffenen auf nun 20 Jahre oder – wenn das Todesjahr der oder des Betroffenen nicht bekannt sei – auf künftig 90 Jahre nach dem Geburtsjahr (bislang 110 Jahre) verkürzt. Bei Unterlagen, die der Geheimhaltung unterliegen, werde die Sperrfrist von bislang 80 Jahren auf künftig 60 Jahre verkürzt, erläuterte die Ministerin. Erweitert werde zudem der Spielraum der Landesarchivverwaltung, wenn es darum gehe, Sperrfristen von für die Wissenschaft oder die Gesellschaft heute besonders bedeutsamen Informationen zu verkürzen. Wenn überwiegende schutzwürdige Interessen von Betroffenen oder aber von Dritten dies nicht verhinderten, solle die Archivverwaltung künftig nach einer Güterabwägung festlegen, ob Informationen unter der Auflage einer Anonymisierung personenbezogener Angaben auch schon vor Ablauf der eigentlichen Sperrfrist freigegeben werden. „Damit wird es zum Beispiel für Forscherinnen und Forscher leichter, die historische Aufarbeitung von Vorgängen in der Zeit des Nationalsozialismus voranzutreiben. Bislang noch gesperrte Akten von Vorgängerbehörden der jetzigen Landesbehörden können so für die Wissenschaft geöffnet werden“, sagte Doris Ahnen. Der Gesetzentwurf wird nun dem Landtag zugeleitet.

Quelle: Landesregierung Rheinland-Pfalz, Pressemitteilung, 19.1.2010

11. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik

Für Schülerinnen und Schüler ist der Umgang mit dem Internet absolut selbstverständlich. Informationen, Nachrichten, Unterhaltung und Spiele werden gleichermaßen im Internet gesucht. Wie können Archive diese Dominanz des Internets nutzen und auf ihre Aufgaben und Angebote aufmerksam machen? Sind neue mediale Formen der Internetpräsenz gefragt?

Zugleich ist es aber auch erforderlich, die Aufmerksamkeit auf (Online)Angebote zu lenken, die in Archiven längst erarbeitet wurden und zur Nachahmung von Schülern und Lehrern einladen: Wie gestalte ich einen motivierenden Einstieg bei einer Archivführung? Welche Erfahrungen gibt es mit Quellenarbeit? Wie sehen Archivprojekte aus, die „machbar“ sind? Können Wettbewerbe eine eigenständige Beschäftigung von Schülerinnen und Schülern mit detektivischer Archivarbeit fördern? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Vorträge, Workshops und Diskussionen der elften Tagung für Archivpädagogik in Karlsruhe am 26. Februar 2010 ("Praxis-Test Archivpädagogik. Neue Zugänge zum Archiv").

Auf dem Markt der Möglichkeiten am Nachmittag präsentieren sich Projekte des aktuellen Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten ebenso wie weitere Präsentationen zum Thema. Ziel ist es, Lehrerinnen und Lehrern Schwellenängste vor „schwieriger“ Projektarbeit zu nehmen und interessierten Archivarinnen und Archivaren Anregungen zu bieten, wie für die Zielgruppe Schule ein passendes und effektiv zu betreibendes Programm erarbeitet werden kann.

Info:
Praxis-Test Archivpädagogik. Neue Zugänge zum Archiv
11. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik
Freitag 26. Februar 2010 im Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Karlsruhe

Programm:

10.00 Uhr Begrüßung

10.15 Uhr Merit Kegel
Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Leipzig –
Neue Wege in der Archivpädagogik des sächsischen Staatsarchivs

10.45 Uhr Diskussion
11.00 Uhr Kaffeepause

11.30 Uhr Workshop

Dr. Wolfhart Beck
Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium Münster
Erstkontakt / Einstiegsmodule

Dr. Monika Schaupp
Landesarchiv Baden-Württemberg – Archivverbund Main-Tauber –
Archivpädagogische Angebote: Ein Themenkanon für die Jahrgangsstufen 6-13

Dr. Rainer Hennl
Regierungspräsidium Karlsruhe, Abt. 7 Schule und Bildung
Kleine „machbare“ Projekte

Freiburger Netzwerk Geschichte
Regionale Wettbewerbe

12.45 – 13.45 Mittagspause

13.45 Uhr
Projektvorstellung / Markt der Möglichkeiten
Stände der Projekte in der Ausstellungsfläche, u.a. Schülerarbeiten aus dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten und Internetanwendungen

15.30 Uhr Schlussdiskussion
16.00 Uhr Ende

Tagungsort:
Landesmedienzentrum Baden-Württemberg, Karlsruhe,
Moltkestraße 64 (Parkplätze im Hof)
Wegbeschreibung: www.lmz-bw.de/uploads/media/anfahrt_ka_neu.pdf

Anmeldung:
landesarchiv@la-bw.de
(es wird keine Tagungsgebühr erhoben)

Ansprechpartner:
Landesarchiv Baden-Württemberg
Prof. Dr. Sabine Holtz
sabine.holtz@la-bw.de

Regierungspräsidium Karlsruhe
Abt. 7 Schule und Bildung
Dr. Rainer Hennl
Rainer.Hennl@rpk-bwl.de