Box it! Literatur und Archiv

Jugendliche zieht es nicht unbedingt in Archive. Das Archiv des Heinrich-Heine-Instituts in Düsseldorf möchte das ändern! Mit seinem aktuellen Projekt “Box it! Literatur und Archiv”, das sich direkt an Jugendliche wendet, will das Kulturinstitut den Beweis antreten, dass Archive als Orte der Erinnerung ausgesprochen spannende Geschichten und Materialien bereithalten, die helfen, uns selbst und die Vergangenheit besser zu verstehen. Für das Projekt, das unterstützt wird vom Land Nordrhein-Westfalen, wurden drei mobile Archivboxen gestaltet – Häuschen, die in Größe und Aussehen einer Wahlkabine ähneln und die von Juni bis September an verschiedenen Stellen der Stadt Düsseldorf aufgestellt werden. Die “Box it!”-Archivboxen werden speziell an Orten zu finden sein, die von Jugendlichen besucht werden: Schulen, Kinos, Fußgängerzonen, Büchereien. Aber auch bei besonderen Anlässen wie beispielsweise dem Bücherbummel oder bei Stufenparties wird das Box it!-Team in Erscheinung treten.

In den einzelnen Boxen werden – auf Basis von Beständen des Heinrich- Heine-Instituts – in Bild, Ton und Schrift Fragen gestellt, die auch für heutige Jugendliche von Bedeutung sind, und zwar zu Liebe, Schule und Lifestyle. Natürlich können die Jugendlichen in diesen Häuschen selbst aktiv werden und Beiträge abgeben, per Edding, Laptop oder SMS eigene Text-Beiträge schreiben, Erfahrungsberichte auf Voice Recorder speichern oder Fotos schießen. Die Beiträge der Jugendlichen werden unmittelbar dokumentiert, eine Auswahl der Fotos, Klänge, Sprüche etc. wird das Heine-Institut auf einer eigenen Projektseite im Internet präsentieren. Folgende Aufstellorte sind für die Archivboxen bislang festgemacht: 11. Juni 2009: Start Bücherbummel, Bahnstraße/Ecke Kö, 11-16 Uhr; 15. Juni 2009: Luisen-Gymnasium, 9.45-13.45 Uhr; 17. Juni 2009: Heinrich-Heine-Gesamtschule, 10-14 Uhr; 18. Juni 2009: Luisen-Gymnasium, 9.45-13.45 Uh; 25. Juni 2009: Zentralbibliothek, Bertha-von-Suttner-Platz, 13-17 Uhr; 1. Juli 2009: Burgplatz, Treppe, 13-17 Uhr; 2. Juli 2009: Schadowstraße, 13-17 Uhr; 3. Juli 2009: Mittelstraße, Kult/Deichmann, 13-17 Uhr. Weitere Standorte werden folgen. Infos im Heine-Institut und auf der Projektseite im Netz. Am 12. September 2009 wird das Projekt mit einer kleinen Ausstellung und dem “Düsseldorfer Schüler- und Azubi-Slam” im Heinrich-Heine-Institut ausklingen. Kooperationspartner ist das Kulturzentrum ZAKK. Die Gesamtkoordination liegt bei Enno Stahl im Heine-Institut.

Kontakt
H einrich-Heine-Institut
Enno Stahl 
Bilker Straße 12-14
40213 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 89 – 92902
Fax: 0211 / 89 – 29044
enno.stahl@duesseldorf.de
heineinstitut @ duesseldorf.de

Archiv des H einrich-Heine-Instituts
Prof. Dr. Bernd Kortländer 
Bilker Straße 12-14
40213 Düsseldorf
Tel.: 0211 / 89 – 95581
bernd.kortlaender @duesseldorf.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Düsseldorf, 5.6.2009

Rheinisches Schützenmuseum Neuss erweitert Online-Dienste

Das Rheinische Schützenmuseum Neuss mit Joseph-Lange-Schützenarchiv bietet ab sofort wieder einen kostenlosen Newsletter-Service an. Wer an Nachrichten und Termininformationen aus dem Schützenmuseum interessiert ist, kann sich per E-Mail anmelden oder sich in im Museum ausliegende Listen eintragen. Einmal im Quartal soll der Newsletter erscheinen. Außerdem sind die Bestände des Joseph-Lange-Schützenarchivs im Rahmen des Archivportals NRW zu finden. Zahlreiche der über 3000 Akten zur Schützengeschichte können dort recherchiert werden. Neben allgemeinen Hinweisen wie zum Beispiel Öffnungszeiten und Anreise stehen die Findmittel der einzelnen Bestände bereit; so können die Benutzer sich vorab einen Überblick über die vorhandenen Archivalien verschaffen und einen Besuch im Archiv optimal vorbereiten oder konkret nach Auskünften aus einzelnen Akten fragen.

Seit 2004 bereichert das Schützenmuseum in Haus Rottels an der Oberstraße die Neusser Kulturlandschaft. Mit dieser Institution hat der Neusser Bürger-Schützen-Verein zusammen mit der Stadt Neuss und dem Rhein-Kreis Neuss eine einmalige Dokumentations- und Forschungsstelle für das Schützenwesen in Neuss und im gesamten Rheinland geschaffen. Zu sehen sind Orden, Pokale, Ketten, Uniformen, Fahnen, Plakate, Fotos und vieles mehr. Durch zahlreiche Schenkungen und Leihgaben ist der Sammlungsbestand, der das Schützenwesen vom Mittelalter über die Frühe Neuzeit bis in die Gegenwart dokumentiert, in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. So wurden beispielsweise umfangreiche Unterlagen des im Februar 2007 verstorbenen Joseph Lange übernommen, die seine Sammlung zum Schützenwesen komplettieren.

Das Rheinische Schützenmuseum Neuss mit Joseph-Lange-Schützenarchiv ist mittwochs und sonntags von 11 bis 17 Uhr sowie auf Anfrage geöffnet. Sonderausstellungen, Führungen für Gruppen und museumspädagogische Angebote ergänzen das Programm. So organisiert Museumsleiterin Dr. Britta Spies beispielsweise Kindergeburtstage im Museum: Einmal mit einer Mini-Armbrust den hölzernen Vogel abschießen oder das prächtige Ballkleid einer (Kinder-)Schützenkönigin anprobieren – Träume wie diese können dann für die jüngsten Museumsbesucher in Erfüllung gehen.

Kontakt
Rheinisches Schützenmuseum Neuss
mit Joseph-Lange-Schützenarchiv
Haus Rottels
Dr. Britta Spies (Museum)
Martin Bock M.A. (Archiv)
Oberstraße 58 – 60
41460 Neuss
Tel.: 02131 / 904 – 144
Tel.: 02131 / 904 – 145
Schuetzenmuseum@aol.com
Schuetzenarchiv@aol.com

Quelle: Pressemeldung Stadt Neuss, 8.6.2009; Rheinisches Schützenmuseum 

Die westfälische Landeskirche verwahrt das Original der Barmer Theologischen Erklärung von 1934

Am 31. Mai 1934, vor 75 Jahren, grenzten sich evangelische Christen klar von der herrschenden NS-Ideologie ab: In Wuppertal-Barmen wurde auf einer reichsweiten „Bekenntnissynode” die Barmer Theologische Erklärung verabschiedet. Was kaum jemand weiß: Das Original dieses wegweisenden protestantischen Bekenntnisses wird im Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld verwahrt. Zum Jubiläum ist jetzt eine Broschüre mit Hintergrundinformationen erschienen. In Barmen formierte sich die Bekennende Kirche gegen die hitlerbegeisterten „Deutschen Christen”. Kaum ein Dokument hat die Geschichte des Protestantismus in Deutschland nach 1945 so geprägt wie die Barmer Theologische Erklärung. Ihre sechs Thesen sind eine Art Gründungsurkunde und moralische Legitimation für den Neuaufbau der evangelischen Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg. Weltweit wurde das Barmer Bekenntnis zum Vorbild für christliche Befreiungsbewegungen in Diktaturen.

Unmissverständlich und in der damaligen Zeit mutig sind Sätze wie diese: "Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und dürfe sich die Kirche abseits von diesem Dienst besondere, mit Herrschaftsbefugnissen ausgestattete Führer geben und geben lassen." Die Teilnehmer der Barmer Synode waren in ihrem Denken nicht demokratisch, sondern noch obrigkeitsstaatlich geprägt. Dennoch weist ihre Erklärung in die Zukunft. Sie „tritt gegen den totalitären Machtstaat und für den Rechtsstaat ein”, sagt der westfälische Präses Alfred Buß. Das bedeute einen Wendepunkt in der Geschichte der evangelischen Kirche und Theologie: „Neu ist in Barmen, dass beide, Regierende und Regierte, auf die Verantwortung im Gemeinwesen angesprochen werden.” Damit sei die Tür zu einem demokratischen Verständnis des Staates aufgetan – nicht mehr im Sinne staatlicher Obrigkeit, sondern „ausschließlich als Ausprägung politischer Selbstorganisation der Gesellschaft”, so der leitende Theologe der westfälischen Landeskirche.

Die letzte, handschriftlich überarbeitete Fassung der Barmer Theologischen Erklärung ist einer der kostbarsten Schätze des Landeskirchlichen Archivs Bielefeld. Die neue Broschüre im Format DIN A4 enthält zusätzlich ein Poster, auf dem das Originaldokument abgebildet ist. Wahlweise kann das Poster im Format DIN A2 auch ungefalzt bestellt werden. Die Broschüre mit Poster kostet 2,50 Euro und 1,70 Euro Versandkosten (bis fünf Exemplare). Das Poster kostet 2 Euro zzgl. 5,25 Euro Versandkosten. Beides kann bei der Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche per E-Mail bestellt werden unter oeffentlichkeitsarbeit@ekvw.de oder telefonisch unter 0521/9440-0.

Weitere Informationen auch unter:
www.barmen-2009.de und www.barmen75.de

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen
Altstädter Kirchplatz 5
33602 Bielefeld
Telefon: 0521 594-164
Telefax: 0521 594-267
archiv@lka.ekvw.de

Kulturpolitik und kulturelles Gedächtnis

„kultur macht geschichte – geschichte macht kultur“: Diese These ist das Motto des 5. Kulturpolitischen Bundeskongresses, der am 11. und 12. Juni 2009 in Berlin im Hotel Aquino Tagungszentrum Katholische Akademie stattfindet. Er wird veranstaltet von der Kulturpolitischen Gesellschaft und der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Kooperation mit dem Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI). Der 5. Kulturpolitische Bundeskongress widmet sich dem Thema \“Kulturpolitik und kulturelles Gedächtnis\“. Zu den hochrangigen Referenten gehören u.a. Harald Welzer, Dieter Bartetzko, Werner Durth, Karin Göring-Eckardt MdB, Lutz Hachmeister, Hans Walter Hütter, Volkhard Knigge, Pius Knüsel, Gottfried Korff, Lisa Kosok, Hans Ulrich Reck, Martin Sabrow, Thomas Sternberg MdL, Wolfgang Thierse MdB, Dorothee Wierling, Werner Sewing und Bundestagspräsident Norbert Lammert MdB. Er wird den Kongress am 11. Juni 2009 mit einem Vortrag über \“Zukunft braucht Erinnerung\“ eröffnen. Am Abend des 10. Juni diskutieren bereits die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Aleida Assmann (Konstanz) und der Schriftsteller Marcel Beyer (Dresden) unter der Leitung von Hubert Spiegel (FAZ) über das Thema \“Geschichte erinnern. Der Beitrag der Künste\“. Dabei wird es insbesondere um die Rolle der Literatur im Geschichtsdiskurs gehen. Der Dialog findet in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen Berlin statt und beginnt um 19.00 Uhr.

Offensichtlich gibt es ein neues Interesse an Geschichte. Im aktuellen Jahr zeigt sich dies an den zahlreichen Jubiläen und Gedenkfeiern. Die Termine reichen von der Erinnerung an den Fall der Mauer vor zwanzig Jahren über die Gründung der beiden deutschen Staaten im Jahr 1949 und das Geburtsjahr von Friedrich Schiller vor 250 Jahren bis hin zur Varus-Schlacht vor 2000 Jahren. Keine Fachpolitik hat so viel mit Geschichte und Geschichtsvermittlung zu tun wie die Kulturpolitik. Historische Museen, Denkmäler und Gedenkstätten, Archive und Bibliotheken, Jubiläen und Gedenktage und die Pflege des kulturellen Erbes allgemein sind in der Regel hier ressortiert. Kulturpolitik prägt wesentlich die Geschichtspolitik. Derzeit ist sie mit zwei zentralen Herausforderungen konfrontiert: Mit dem fortschreitenden Einigungsprozess Europas verbindet sich auch die die Verständigung über ein neues, europäisches Geschichtsbild. Zugleich wird die Frage immer drängender, wie das kulturelle Gedächtnis in Einwanderungsgesellschaften geprägt wird. Ist es gerade in Einwanderungsgesellschaften notwendig, sich von überkommenen Mythen zu lösen und eine nach vorne gerichtete Erzählung – eine Art europäischer \“American Dream" – zu konstruieren?

Diesen und anderen Fragen wird der Bundeskongress in sieben Plenarsitzungen und zehn Foren nachgehen. Neben den zeitgeschichtlichen Debatten beleuchten die Foren auch Aspekte der kommunalen Geschichtsarbeit, des Kulturtourismus, des Stellenwerts populärer Kultur, Formen der medialen Vermittlung und museumspädagogische Konzepte. Prof. Oliver Scheytt, Präsident der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V.: \“Unser Ziel ist, mit dem Kongress eine systematische Diskussion über kulturelles Gedächtnis, Erinnerung und Geschichtskultur in der Kulturpolitik anzustoßen und dabei deren Bedeutung für unsere Zukunft deutlich zu machen.\“

Kontakt
Kulturpolitische Gesellschaft
Kathrin Hüfner
Weberstr. 59 a
53113 Bonn
Tel.: 0228 / 20167 – 0
Fax: 0228 / 201 67 – 33
huefner@kupoge.de.

Quelle: idw, 2.6.2009; Pressemitteilung der Kulturpolitischen Gesellschaft und der Bundeszentrale für politische Bildung, 28.5.2009

Präsentation des Faksimiledrucks der Simplicianischen Schreibkalender in Altenburg

Sie sind nur etwa 16 x 20 Zentimeter groß und doch von unsagbarem Wert für die Literaturwissenschaft und Kulturgeschichte. Die jährlich neu verfassten Schreibkalender aus dem 17. Jahrhundert besaßen als Massenmedium bereits in der frühen Neuzeit eine herausragende Bedeutung im Alltagsleben der Menschen. Neben der Bibel und dem Betbuch waren sie die am weitesten verbreiteten und am häufigsten gebrauchten Druckschriften, die in fast jedem Haushalt gebraucht wurden. Im vorangestellten Kalendarium und in einem zweiten Kalenderteil, dem sogenannten Prognostikum, waren Beiträge von astrologischen Texten bis Kurzgeschichten abgedruckt. In den Schreibspalten und auf unbedruckten Blättern wurden handschriftliche Eintragungen vorgenommen, die heute kulturhistorisch nicht zu unterschätzen sind. 

Dr. Klaus-Dieter Herbst gelangen im Rahmen des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts "die wissenschaftliche Professionalisierung des Kalenderwesens im 17. Jahrhundert im Kontext der Frühaufklärung“ am Institut für Deutsche Presseforschung der Universität Bremen unter Leitung von Prof. Dr. Holger Böning zwei spektakuläre Funde. Im August 2007 hatte das Stadtarchiv Altenburg ca.1 500 historische Schreib- und Hauskalender im Rahmen eines gemeinsamen Digitalisierungsprojektes an die Friedrich-Schiller-Universität in Jena ausgeliehen. Dort entdeckte der Jenaer Wissenschaftshistoriker den verschollen geglaubten ersten vollständigen Jahrgang des „Europäischen Wundergeschichten Calenders“. Die Bedeutung dieses Fundes wurde von dem Historiker und Buchhändler Dr. Klaus Matthäus erkannt, der in seiner Arbeit zur Geschichte des Nürnberger Kalenderwesens bereits die dort erschienenen, bislang bekannten Simplicianischen Kalender behandelt hatte. Einen bisher völlig unbekannten Simplicianischen Schreibkalender für 1675 aus Molsheim fand Herbst kurz darauf in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, wo die Leihgabe der Sammlungen des Berlinischen Gymnasiums zum Grauen Kloster (Streitsche Stiftung) aufbewahrt wird. Mit den Funden konnte das Vorhaben, drei vollständige Jahrgänge (1670-1672) des „Europäischen Wundergeschichten Calenders“ und den Molsheimer „Schreib-Kalender“ für 1675 in einer Faksimileausgabe herauszugeben, realisiert werden. Ein Exemplar dieses Druckes kann nach Voranmeldung auch im Altenburger Stadtarchiv eingesehen werden.

Ob Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1621/22-1676) als Verfasser des „Ewig-währenden Calenders“ auch mit dem „Europäischen Wundergeschichten Calender“ des Simplicius Simplicissimus in Verbindung gebracht werden kann, ist eine der noch offenen Fragen in der Grimmelshausen-Forschung. Während neuere Forschungen einen Zusammenhang ablehnen, hat sich die Situation nach den Funden entschieden geändert. „Durch die neuen Fundstücke spricht immer mehr dafür, dass Grimmelshausen der Autor war“, weiß Dr. Klaus-Dieter Herbst. Matthäus und Herbst, die Herausgeber der Faksimileausgabe, legen in begleitenden Aufsätzen dar, dass die simplicianischen Texte mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der Feder von Grimmelshausen stammen. „Wenn andere Experten diese Ansicht bestätigen, so handelt es sich bei der Entdeckung um eine Sensation für die Literaturgeschichtsschreibung wie auch für die Kulturgeschichte. Einzelne Aspekte rücken in ein völlig neues Licht und müssen neu überdacht werden“, so Prof. Dr. Klaus Manger vom Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Uni Jena. Seit nunmehr 200 Jahren sind Wissenschaftler den ungeklärten Fragen der Grimmelshausen-Forschung auf der Spur. „Die Kalenderfunde bringen nicht nur Licht in das Dunkel, sondern zwingen dazu, bisherige Annahmen grundsätzlich zu überprüfen“, ist sich Dr. Klaus Matthäus sicher. Sollten die Kalendertexte wirklich von Grimmelshausen stammen, seien diese gleichzeitig eines der letzten authentischen Zeugnisse des deutschen Schriftstellers.

Um dieses wertvolle Werk auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, laden das Altenburger Stadtarchiv und die Geschichts- und Altertumsforschende Gesellschaft am Mittwoch, den 10. Juni 2009, alle Interessierten in den Altenburger Bachsaal ein. Dort werden dann um 19 Uhr die Herausgeber Dr. Klaus-Dieter Herbst und Dr. Klaus Matthäus den Faksimiledruck der Simplicianischen Schreibkalender vorstellen. 

Kontakt:
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
Dr. Klaus-Dieter Herbst
Bibliotheksplatz 2
07743 Jena 
Tel.: 03641 / 940039
klaus-dieter-herbst@t-online.de

Dr. Klaus Matthäus
Burgbergstr. 33 d, 
91054 Erlangen
Tel.: 09131 / 26709
kl.matthaeus@t-online.de

Stadtarchiv Altenburg
Markt 1 
04600 Altenburg 
Tel.: 03447 / 579062 
Fax: 03447 / 511816 
ursula.schreiber@stadt-altenburg.de

Quelle: Mitteilungen Uni Jena, 5.2.2009; Ursula Schreiber, ABG-Info, 5.6.2009

Frauen am Gothaer Hof

Über die Jahrhunderte und Epochen hinweg haben Frauen einen wichtigen Beitrag für die Gothaer Hofkultur geleistet: Herzogin Luise Dorothee, die mit Voltaire befreundet war, ist dafür nur ein Beispiel. Ein Arbeitsgespräch des Forschungszentrums Gotha, das vom 4. bis 5. Juni 2009 im Konferenzraum der Forschungsbibliothek Gotha auf Schloss Friedenstein stattfindet, möchte erstmals den Forschungsstand zusammenfassen. Dr. Bärbel Raschke, wissenschaftliche Leiterin der Tagung, über das Vorhaben: „Uns geht es um eine diachrone Betrachtung vom 16. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert und die Einbettung der Problematik in die neueren Tendenzen der Genderforschung.“ Außerdem sollen weitere Schritte zur Erschließung der reichen Quellen sowohl im Thüringischen Staatsarchiv Gotha als auch in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha diskutiert werden. 

Die Beiträge des Arbeitsgesprächs umfassen ein breites Spektrum: biografisch angelegte Studien, Probleme der sozialen Rollenzuweisung und Identität, genretheoretische Fragestellungen nach oralen und verschriftlichten Literaturformen weiblicher Kultur am Hofe, Vernetzungen mit der politischen und Kultureliten der Zeit und nicht zuletzt Fragen der Wirkungsgeschichte einzelner Frauen sind Themen der Vorträge. Ziel sei es, den Anteil der Frauengeschichte an der Gothaer Hofgeschichte über die bislang vereinzelten Studien hinaus stärker ins Bewusstsein zu heben. Raschke, die zur Zeit als DAAD-Stipendiatin am Forschungszentrum Gotha arbeitet, weist weitergehende Möglichkeiten auf: „Über die Forschung hinaus ergeben sich perspektivisch aus einem solchen Projekt fruchtbare Möglichkeiten einer wirksamen Aufbereitung der Ergebnisse, um die Präsenz des Zentrums im öffentlichen Bewusstsein der Stadt und Region zu profilieren.“ Als Modell könne das Forschungs- und Veranstaltungsmodell Sachsen-Anhalt „Frauen im 18. Jahrhundert“ 2008 dienen. 

Referentinnen und Referenten des Arbeitsgesprächs sind Rosemarie Barthel (Thüringisches Staatsarchiv Gotha), Gillian Bepler (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel), Daniel Gehrt (Forschungsbibliothek Gotha), Helga Maria Meise (Universität Reims), Roswitha Jacobsen (Universität Erfurt/Deutsche Literaturgeschichte), Carolin Doller (Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg/Institut für Geschichte der Neuzeit, Ingo Pfeiffer (Kulturstiftung DessauWörlitz) sowie Bärbel Raschke (DAAD-Stipendiatin am FGE).

Kontakt
Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
Schloss Friedenstein, \“Turmzimmer\“
Prof. Dr. Martin Mulsow
99867 Gotha
Tel.: 0361 / 737 – 5591
Fax: 0361 / 737 – 5599 
martin.mulsow@uni-erfurt.de

Thüringisches Staatsarchiv Gotha 
Schloss Friedenstein 
99867 Gotha 
Tel.: 03621 / 30279 – 0 
Fax: 03621 / 30279 – 47 
gotha@staatsarchive.thueringen.de

Quelle: Pressemitteilung Uni Erfurt, 3.6.2009

Als Politik Frauensache wurde

Vor 15 Jahren gab es mit Margarete Humpert (SPD) in der Geschichte der Stadt Dinslaken erstmals eine stellvertretende Bürgermeisterin. Fünf Jahre später eroberte Sabine Weiss (CDU) gar den Chefsessel im Rathaus. Erfolge, von denen in Dinslaken die Generation der politischen Urgroßmütter noch geträumt hat. Erst seit 90 Jahren dürfen Frauen wählen und ist ihnen der Einzug in die Parlamente und in die Gemeinderäte möglich. Daran erinnert eine Vitrine in der ersten Etage des Rathauses. Die Auslage will den Betrachtern mehr Appetit auf dieses Thema machen. Zugleich erhofft sich Gisela Marzin vom Stadtarchiv Dinslaken Hinweise aus der Bevölkerung, weil manches zu diesem Thema mit Blick auf die Stadthistorie im Dunkel liegt.

Lediglich über Agathe Nett, die ab 1924 für kurze Zeit Stadtverordnete war, verfügt das Stadtarchiv über gesicherte Informationen. Aus den Anfangsjahren der politischen Emanzipation (1919) gibt es nur ungenaue Hinweise auf lokale Mandatsträgerinnen. Dem städtischen „Armenausschuss“ gehörten im Jahr 1919 zehn Männer und sechs Frauen an. Namentlich genannt sind die weiblichen Ausschussmitglieder Wiemhoff, Werres, Köster (Oberlohberg), Eckerhoff, Rotzki (Sohlenstraße) und Althülser. „Vielleicht kann jemand aus den Familien etwas zu den Biographien dieser Frauen sagen beziehungsweise darüber, wo welche Quellen zu erschließen sind“, hofft Archivarin Gisela Marzin, die in der Vitrine vor dem Ratssaal gern mehr Dokumente aus den Jahren 1919 bis 1924 gezeigt hätte.

Kontakt
Stadtarchiv Dinslaken
Platz d\‘ Agen 1 
46535 Dinslaken
Tel.: 02064 / 66 – 268
Fax: 02064 / 66 – 435
gisela.marzin@dinslaken.de

Quelle: Aktuelles Stadt Dinslaken, 4.6.2009

Helden-Ausstellung im Rathaus Greven

Im zweijährigen Rhythmus schreiben die Körber-Stiftung (Hamburg) und der Bundespräsident einen spannenden Geschichtswettbewerb für Jugendliche aus. Das Thema des Wettbewerbs 2008/09 hieß "Helden: verehrt – verkannt – vergessen". Dazu haben fünf Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Augustinianum in Greven ihre Forschungsarbeiten eingereicht.

Die Themenpalette, die Stefanie Aufderhaar, Kathrin Frönd, Lena Knoll, Laura Stelzer und Lukas Eiligmann bearbeitet haben, reicht von Greven bis zum Mond und vom 19. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit. Grund genug, die Leistungen mit einer Ausstellung zu honorieren. Am Mittwochabend, 3. Juni 2009, wurde sie im Rathausfoyer durch die stellvertretende Bürgermeisterin Annegret Welling-Post eröffnet. Auch seitens des Gymnasiums Augustinianum werden kurze Grußworte der Schulleitung und der Tutorin Stephanie Bathe zu hören sein. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

"Es ist unseres Wissens bislang die höchste Zahl eingereichter Beiträge aus Greven", betonen Dr. Stefan Schröder und Angelika Haves vom Stadtarchiv Greven, die sich neben den Tutoren Stephanie Bathe, Dirk Breulmann und Johannes Fromm vom Gymnasium als sachkundige Ansprechpartner zur Verfügung gestellt und mit einer Archivführung im vergangenen Herbst erste Anregungen gegeben hatten. Ende Juni werden die Landessieger aus Nordrhein-Westfalen prämiert. Möglicherweise geht es auch dabei mit Grevener Beteiligung weiter – noch ist alles offen. Im November steht zuletzt noch die Ehrung der Bundessieger durch Bundespräsident Horst Köhler an, der in diesem Wettbewerb die Besten aus bundesweit über 1.800 Beiträgen mit rund 6.500 Teilnehmern beglückwünscht.

Die Ausstellung kann bis zum 14. August 2009 während der Öffnungszeiten des Rathauses besucht werden.

Kontakt:
Stadt Greven
Rathausstraße 6
48268 Greven
Telefon 02571-9200
Fax 02571-920320

Quelle: Stadt Greven, Pressemitteilung, 29.5.2009

Neue Lesegeräte im Erzbistumsarchiv Paderborn

Den Besuchern ist es bereits aufgefallen: Im Lesesaal des Erzbistumsarchiv des Erzbistums Paderborn im Erzbischöflichen Generalvikariat wurden jetzt fünf neue Lesegeräte für Mikrofilme aufgestellt. Vor allem Familienforscher besuchen das Archiv im Konrad-Martin-Haus und nutzen die Möglichkeit, in den Kirchenbüchern des Erzbistums Paderborn zu recherchieren. Das erfreulich große Interesse von Forschern habe den Kirchenbüchern selbst jedoch mehr und mehr zu schaffen gemacht, so Erzbistumsarchivar Dr. Arnold Otto. Eine Sperrung der originalen Kirchenbücher sei zum Schutz dieses meist benutzten Bestandes nötig geworden. „Dennoch muss keiner auf seine Recherche verzichten, denn die Kirchenbücher bleiben in Zukunft über Filme zugänglich. Wir sind dankbar, dass wir allen durch die neuen Lesegeräte diese Dienstleistung weiter anbieten können.“

Die Bücher, die bislang Tag für Tag im Lesesaal zur Verfügung standen, müssten jetzt nach Jahrzehnten der Benutzung in großen Teilen restauriert werden, erläutert Dr. Otto weiter. Langfristig werde angestrebt, sie zu digitalisieren und die dann sehr hochwertigen Ablichtungen in zeitgemäßer Form den Benutzern zur Verfügung zu stellen. Mit der Bereitstellung neuer Lesegeräte ergeben sich für die Nutzung neue Regeln: Erfahrene Benutzer werden gebeten, benötigte Filme zusammen mit dem Sitzplatz zu reservieren. Die Vorlage von nicht verfilmten Büchern aus der Zeit vor 1875 kann bis auf weiteres im Original erfolgen. Separat geführte Register können weiterhin vorgelegt werden. In Originalen enthaltene Personenstandsdaten aus der Zeit nach 1874, die auf den Filmen nicht enthalten sind, können einstweilig nicht mehr zugänglich gemacht werden.

Kontakt
Erzbistumsarchiv des Erzbistums Paderborn
Domplatz 3
33098 Paderborn
Tel.: 05251 / 125 – 1252
Fax: 05251 / 125 – 1470
archiv@erzbistum-paderborn.de 

Quelle: Nachrichten Erzbistum Paderborn, 29.5.2009; Marcus Kaiser, Wochenspiegel Paderborn, 1.6.2009

Bildreportage zur Historie von Wien-Donaustadt

Im Bezirksmuseum Donaustadt wird am Donnerstag, 4. Juni 2009, der historische Bildband \“Wien-Donaustadt\“ präsentiert. Der Verlag beschreibt das Werk als \“Bildreportage über die Geschichte des 22. Bezirkes\“. Wien-Donaustadt ist der jüngste, flächenmäßig jedoch größte Wiener Gemeindebezirk und zählt zu einem der wichtigsten Stadterweiterungsgebiete der Stadt. Um 19 Uhr beginnt die Veranstaltung. Der Bezirksvorsteher des 22. Bezirkes, Norbert Scheed, wohnt der Buch- Präsentation bei. Mit rund 200 Fotoaufnahmen, Luftbildern, Grußkarten und Plänen aus dem Archiv des Bezirksmuseums Donaustadt beschreibt Mag. Karl Zillinger den Alltag in der Donaustadt in früherer Zeit und macht Änderungen im Laufe der letzten 100 Jahre sichtbar. Ein großer Teil der Fotos wird zum ersten Mal veröffentlicht. Das Buch erscheint im Rahmen der Reihe \“Archiv-Bilder\“ im "Sutton-Verlag". Die Buch-Präsentation ist frei zugänglich.

Neben Bezirksvorsteher Norbert Scheed sprechen der Autor Karl Zillinger sowie Vertreter des Verlages und der Wirtschaft zu den Besuchern der Buch-Präsentation. Museumsleiter Helmut Just begrüßt das Publikum. Mag. Karl Zillinger ist Historiker, der sich auch als Fremdenführer schon lange Jahre intensiv mit der Geschichte Wiens befasst. Vielerlei interessante Entwicklungen zeigt der gefällige Bildband auf: Wo vor 100 Jahren noch Felder waren, stehen jetzt moderne Wohnhäuser und Bürogebäude. Zillinger veranschaulicht die enge Verbindung von Tradition und Moderne im 22. Bezirk und die große Beliebtheit der Freizeit-Areale Alte Donau und Donauinsel. Mit der Alten Donau und der Donauinsel besitzt der Bezirk eines der größten Naherholungsgebiete Europas inmitten einer Millionenstadt. Motive aus den Bezirksteilen Kagran, Hirschstetten, Stadlau, Aspern, Eßling, Süßenbrunn, Breitenlee, Kaisermühlen und Lobau sind im neuen Buch enthalten. Von der Jahrhundertwende bis in die 60er-Jahre reicht das Fotomaterial. Veränderungen im Erscheinungsbild der Donaustadt und im Alltag der dort lebenden Menschen sind auch beim Rundgang durch das örtliche Bezirksmuseum gut erkennbar.

Kontakt
Bezirksmuseum Donaustadt
Kagranerplatz 53-54
1220 Wien 
Tel.: +43-1 / 203 21 26

Quelle: Pressemitteilung Stadt Wien, 2.6.2009; Kurzbeschreibung "Wien-Donaustadt", Sutton-Verlag.