nestor Handbuch Version 2.0

Das „nestor Handbuch – Eine kleine Enzyklopädie der digitalen Langzeitarchivierung“ ist in der Version 2.0 sowohl in gedruckter Form als auch in der bewährten Online-Variante erschienen. Am 4. Juni 2009 wird es, im Rahmen eines nestor Workshops auf dem 98. Deutschen Bibliothekartag der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

Seit 2007 ist das Handbuch in einer ständig erweiterten und überarbeiteten Online-Version ein wichtiges Werkzeug für alle an der digitalen Langzeitarchivierung interessierten Kolleginnen und Kollegen. Die nun vorgelegte Version 2.0 erscheint sowohl als frei zugängliche Online Version unter Creative Commons Lizenz und daneben auch als gedruckte Hardcover-Ausgabe.

Die Version 2.0 ist erheblich erweitert, umstrukturiert und überarbeitet worden. Das Herausgeberteam hat etwa 50 Autorinnen und Autoren für die Erstellung von Fachartikeln gewonnen, die mit ihren Artikeln den aktuellen Wissensstand zur digitalen Langzeitarchivierung übersichtlich und fundiert präsentieren.

Die Print-Version hat einen Umfang von ca. 620 Druckseiten und sollte zum Preis von 24,90 € nicht nur für Kolleginnen und Kollegen im Beruf, sondern hoffentlich auch für studentische Nutzerinnen und Nutzer attraktiv und erschwinglich sein. Sie ist in einer Kooperation des „Verlag Werner Hülsbusch Fachverlag für Medientechnik und -wirtschaft“  und des „Universitätsverlag Göttingen“ entstanden.

Das Werk wird nicht nur beim nestor Workshop während des Bibliothekartages, sondern auch bei der nestor Abschlussveranstaltung am 10. Juni 2009 in der Staatsbibliothek zu Berlin präsentiert.

Kontakt:
Stefan Strathmann
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
– Goettingen State and University Library, Germany (SUB) –
Research & Development
Historisches Gebäude
Papendiek 14
37073 Göttingen
Deutschland
Tel.: +49 (0) 551 39 7806
strathmann@sub.uni-goettingen.de
www.sub.uni-goettingen.de

Wehrmachtssoldaten diskutieren den Zweiten Weltkrieg

Wie ist in der deutschen Wehrmacht über den Krieg, das Regime, die Kriegsverbrechen und die militärischen Erfahrungen gedacht und gesprochen worden und hingen diese Wahrnehmungen mit dem sozialen Hintergrund der Soldaten zusammen. Seit 2008 befasst sich das Forschungsprojekt „Kriegswahrnehmung und Kollektivbiographie“ an der Universität Mainz, gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung, mit diesen Fragen. Der Historiker Dr. Felix Römer (Mainz) hat für dieses Projekt 102.000 Seiten Material aus dem US-Speziallager Fort Hunt bei Washington, in dem von 1942 bis 1945 rund 3000 deutsche Kriegsgefangene interniert, vernommen und heimlich abgehört wurden, gesichtet. Über erste Zwischenergebnisse berichtet Dr. Römer am Mittwoch, 3. Juni 2009, 20 Uhr, im Rahmen der Mittwochsgespräche in der Villa ten Hompel in seinem Vortrag „Wehrmachtssoldaten diskutieren den Zweiten Weltkrieg“ – Die Abhörprotokolle des amerikanischen Military Intelligence Service und die Mentalitätsgeschichte der deutschen Streitkräfte 1939-45. Der Eintritt ist kostenlos.

Dr. Felix Römer wurde 1978 in Hamburg geboren und studierte von 1998 bis 2003 Mittlere und Neuere Geschichte, Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Alte Geschichte in Kiel und Lyon. Nach dem Abschluss seines Dissertationsprojekts zur Geschichte des Kommissarbefehls, das er als Stipendiat der Graduiertenförderung des Landes Schleswig-Holstein (2004) und der Gerda Henkel Stiftung (2004-2007) in Freiburg i.Brsg. realisierte, wurde er 2007 an der Universität Kiel promoviert. Im Winter 2008/09 war Felix Römer außerdem Postdoc-Fellow am Deutschen Historischen Institut in Washington D.C.

Kontakt:
Geschichtsort "Villa ten Hompel"
Stadt Münster
Der Oberbürgermeister
Dezernat für Bildung, Familie, Jugend, Kultur und Sport
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Telefon 0251/492-7101
tenhomp@stadt-muenster.de
www.muenster.de/stadt/villa-ten-hompel

Schätze in Archiven bewahren

Nicht ausreichend gesichert seien die historischen Bestände in den Archiven und Bibliotheken. Das meint die \“Allianz Schriftliches Kulturgut erhalten\“ und mahnt ein nationales Konzept an. Eine entsprechende Denkschrift mit Handlungsempfehlungen haben Vertreter der Allianz Ende April in Berlin dem Bundespräsidenten überreicht (siehe Bericht vom 30.4.2009). Die Deutsche Gesellschaft für Hochschulkunde (Würzburg) und das Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg unterstützen das Anliegen. Der Brand in der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek, der Einsturz des Kölner Stadtarchivs: Diese Vorfälle hätten gezeigt, dass das schriftliche Kulturgut in Deutschland vom baulichen Gesichtspunkt her nicht gut genug gesichert sei, meint die Allianz. Hinzu komme die schleichende Bedrohung der Altbestände durch unzureichende Klimabedingungen, unsachgemäße Lagerung oder Schadinsekten. Die Allianz mahnt darum kontinuierliche Erhaltungsmaßnahmen an. In ihr sind unter anderem die Berliner und die Bayerische Staatsbibliothek, die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, die Bundesarchive Koblenz und Berlin sowie das Deutsche Literaturarchiv Marbach vertreten.

\“Schätze von nationalem Interesse werden nicht nur in den großen Einrichtungen der Allianz, sondern auch in kleinen Archiven und Bibliotheken aufbewahrt und der Forschung zugänglich gemacht.\“ Darauf weisen Dr. Karsten Bahnson, Vorsitzender der Gesellschaft für Hochschulkunde, und Professor Dr. Stefan Kummer hin, wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Hochschulkunde und Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Universität Würzburg. Über eine einzigartige Sammlung verfüge auch das Institut für Hochschulkunde: In seiner Bibliothek stehen – aus vier Jahrhunderten – rund 40.000 Bände zur Universitäts-, Wissenschafts- und Studentengeschichte. Dazu kommen an die 3.500 graphische Blätter zur Studenten- und Hochschulgeschichte sowie museales Kulturgut aus studentischen Kreisen, darunter Keramik, Waffen und Stammbücher. Das Institut pflegt zudem die Archive mehrerer Studentenkorporationen. Sichernde bauliche Maßnahmen benötige das Institut für Hochschulkunde zwar nicht, sagen Bahnson und Kummer. Dringend nötig seien aber finanzielle Mittel, um die kontinuierliche Pflege des wertvollen Bestandes zu gewährleisten. \“Wir appellieren darum an kulturbeflissene Mäzene, Kulturstiftungen und die öffentliche Hand, uns, den ehrenamtlich tätigen Vorständen, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um unser gemeinsames kulturelles Erbe auch künftigen Generationen zu erhalten.\“

Kontakt
Deutsche Gesellschaft für Hochschulkunde e. V.
Institut für Hochschulkunde an der Universität Würzburg
Universitätsbibliothek (3. OG)
Am Hubland
97074 Würzburg
Tel.: 0931 / 888 – 59 82
Fax: 0931 / 888 – 59 83
info@hochschulkunde.de

Quelle: idw, 28.5.2009

Wissenschaftliche Bibliothek des Archivs des Rhein-Sieg-Kreises für zwei Wochen geschlossen

Urlaubs- und Umzugsbedingt ist die wissenschaftliche Bibliothek des Archivs des Rhein-Sieg-Kreises ab dem 2. Juni 2009, bis einschließlich Freitag, den 12. Juni 2009, für Besucher geschlossen. In dringenden Fällen können sich Interessenten direkt an die Mitarbeiter des Kreisarchivs wenden. Nach Fertigstellung des neuen Straßenverkehrsamtes im Erdgeschoss des Kreishauses kehrt nun auch das Kreisarchiv in seine ursprünglichen Räume zurück. Nach dem Umzug steht die Bibliothek ab Montag, dem 15. Juni 2009, wie gewohnt zu den üblichen Öffnungszeiten wieder zur Verfügung. 

Die Wissenschaftliche Bibliothek wurde 1861 als selbstständige Einrichtung des damaligen Kreises Bonn begründet und ist damit der älteste Teil des Archivs des Rhein-Sieg-Kreises. Sie ist eine Präsenzbibliothek und umfasst ca. 25.000 Bände. Die ältesten Bücher gehen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Der Bibliotheksbestand wird laufend durch Ankauf erweitert; daneben erfolgt eine Ergänzung durch Belegexemplare, Schriftentausch sowie Schenkungen. Zudem ist das Kreisarchiv bemüht, sämtliche das Kreisgebiet betreffende Literatur zu sammeln, z.B. Monographien, Publikationen der örtlichen Heimat- und Geschichtsvereine sowie Festschriften von Vereinen, Verbänden und Organisationen. Weitere Sammelschwerpunkte sind: Allgemeine Geschichte, Rheinische Landesgeschichte, Historische Hilfswissenschaften, Kirchengeschichte, Kunstgeschichte und Judaica; letztere Abteilung umfasst ca. 1.200 Bände. Der Wissenschaftlichen Bibliothek angeschlossen ist die Verwaltungsbücherei des Rhein-Sieg-Kreises.

Kontakt
Archiv und Wiss. Bibliothek des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1 (Kreishaus)
53721 Siegburg
Tel.: 02241 / 13 – 2567 oder – 13 – 2928
Fax: 02241 / 13 – 3271
archiv@rhein-sieg-kreis.de

Quelle: Pressemeldung Rhein-Sieg-Kreis, 29.5.2009; Archiv und Wissenschaftliche Bibliothek des Rhein-Sieg-Kreises

Ausstellung über drei Eisenacherinnen aus der Goethezeit im Thüringer Museum

Gleich drei berühmte Frauen aus dem Umfeld des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethes kamen aus Eisenach: Charlotte von Stein, Luise von Göchhausen und Julie von Bechtolsheim. Diesen drei Frauen aus dem Umfeld Goethes ist die Ausstellung „Der Strahl der Dichtersonne fiel auf sie …“ gewidmet, die vom 27. Mai bis zum 27. September 2009 im Thüringer Museum Eisenach zu sehen ist. Anlass für die Ausstellung ist der 260. Geburtstag Goethes, der in diesem Jahr gefeiert wird. Veranstalter sind das Thüringer Museum und die Goethe-Gesellschaft Eisenach e.V. Zu sehen sind kulturelle Zeitzeugnisse wie Möbel, Gemälde, Plastiken, Grafik sowie Porzellane, Gläser und Bücher, Zeichnungen, Briefe, aber auch Gedichtniederschriften und Billetts, die von Goethe und den drei Eisenacherinnen angefertigt wurden. Die Ausstellung im Erdgeschoss des Schlosses und im Marstall ist montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Der Hauptteil der Exponate stammt aus dem Thüringer Museum, dem Goethe-Museum Düsseldorf, der Stiftung Weimarer Klassik und dem Stadtarchiv Eisenach. Freundlicherweise stellten auch weitere Museen und Privatpersonen Leihgaben zur Verfügung. Anhand der Urkunden und des Schriftguts sowie der Preziosen lässt sich das Leben und Wirken der drei Frauen in Eisenach aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Eröffnet wurde die Ausstellung im Marstall des Stadtschlosses am Markt am 27. Mai 2009. Zur Eröffnung sprachen Oberbürgermeister Matthias Doht und die stellvertretende Direktorin des Goethe-Museums Düsseldorf, Dr. Heike Spies. Die Goetheschule Eisenach und die Musikschule „Johann Sebastian Bach“ sorgten für die Umrahmung. Im Laufe der Ausstellung wird in einem facettenreichen Begleitprogramm auf biografische Besonderheiten der drei Eisenacherinnen aus der Goethezeit eingegangen. 

Gemeinsam ist Charlotte von Stein, Louise von Göchhausen und Julie von Bechtolsheim ihre biografische Nähe zu Eisenach – und dabei insbesondere der direkte Bezug zum barocken Schloss im Zentrum der Stadt, das Mitte des 18 Jahrhunderts nach Plänen von Gottfried Heinrich Krohne errichtet wurde. Das Stadtschloss am Markt bietet also einen authentischen Rahmen für die Ausstellung. 1742, als Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar und Eisenach den Bau des Schlosses veranlasste, wurde Charlotte von Schardt, die später verheiratete von Stein in Eisenach geboren. Zehn Jahre später kam am gleichen Ort Louise von Göchhausen zur Welt. Julie von Bechtolsheim, die Gattin des Kanzlers, eines der höchsten Repräsentanten des Herzogtums in Eisenach, verbrachte Jahrzehnte ihres Lebens im Palais am Jacobsplan in unmittelbarer Nähe zum Schloss. In dem Gebäude befindet sich heute die Städtische Wohnungsgesellschaft. 

Charlotte von Stein, Louise von Göchhausen und Julie von Bechtolsheim waren hochgebildete Frauen. Sie nahmen teil am Leben des Weimarer Hofes und standen auf vertrautem Fuße mit Herder, Wieland, Goethe und Schiller. Ihre Biografien sind geprägt von den turbulenten Ereignissen des Jahrhunderts und verwoben mit dem Geschick Eisenachs. Zu Recht nehmen sie einen herausragenden Platz in der deutschen Literaturgeschichte ein. In der Ausstellung wird den Spuren, die sie hinterließen, nachgegangen. Zudem werden die vielfältigen Beziehungen Goethes zu Eisenach dokumentiert. Zahlreich belegt sind seine Aufenthalte in der Stadt und ihrer Umgebung, über die er in einem Brief schwärmte, dass sie so herrlich und wild sei. Die Ausstellung konnte dank einer Förderung durch das Thüringer Kultusminsterium und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen realisiert werden. 

Charlotte Albertine Ernestine von Stein 

\“Sie hat große schwarze Augen von der höchsten Schönheit. Ihre Stimme ist sanft und bedrückt […] Ihre Wangen sind sehr rot, ihre Haare ganz schwarz, ihre Haut italienisch wie ihre Augen, der Körper mager, ihr ganzes Wesen elegant […]\“, so beschrieb ihr Leibarzt einst Charlotte von Stein. Kühl, reserviert, scharfsinnig und höchst empfindsam – so urteilen andere über sie. Am 25. Dezember 1742 wurde sie als Tochter des Hofmarschalls Christian von Schardt in Eisenach geboren. Sie wuchs in Weimar auf und war, als sie dort Goethe kennen lernte, Hofdame der Herzogin Anna Amalia.
Goethe fühlte sich von ihr magisch angezogen, obwohl sie fast sieben Jahre älter war als er. Überdies war sie verheiratet und hatte bereits sieben Kinder zur Welt gebracht. Goethes erstes Weimarer Jahrzehnt ist entscheidend von seiner Liebe zu Charlotte von Stein geprägt. 1700 \“Zettelgen\“ und unzählige Briefe des Dichters künden von dieser Leidenschaft, geben aber auch Auskunft, was er in dieser Zeit über Dichtung, Naturwissenschaft und Politik gedacht hat. Die Briefe Goethes aus Eisenach und von der Wartburg sind ein Beispiel dafür. Die Liebe Goethes zu Charlotte von Stein war untrennbar verbunden mit der höfisch- aristokratischen Atmosphäre und Lebenshaltung am Weimarer Hof. Als ihm diese zu eng wurde und er ohne Abschied zu einer fast zweijährigen Reise nach Italien aufbrach, endete ihre Beziehung. In späteren Jahren verkehrten sie freundschaftlich-distanziert miteinander. Charlotte von Stein starb am 6. Januar 1827 in Weimar. Kurz vor ihrem Tod verbrannte sie ihre eigenen Briefe an den Freund, die sie nach dem Zerwürfnis von ihm zurück gefordert hatte. Mit seinen Briefen an Charlotte von Stein aus den Jahren 1776 bis 1820 hat Goethe ihr ein Denkmal gesetzt und sie literarisch unsterblich gemacht. 

Louise Ernestine Christiane Juliane von Göchhausen 

Louise von Göchhausen war eine kunstsinnige, geistreiche Freundin Goethes, seine \“mobile Feder\“, von der er sich durchaus die briefliche Anrede \“Liebster aller Geheimen Räthe!\“ gefallen ließ. Am 13. Februar 1752 kam Louise von Göchhausen im Eisenacher Stadtschloss zur Welt – als Tochter des angesehenen aber wenig begüterten Schlosshauptmanns. Ihre Kindheit und frühe Jugend verbrachte sie in Eisenach. Schwer hatte sie an körperlichen Gebrechen zu tragen. Sie war kleinwüchsig und rachitisch verwachsen. Bitter für die junge Louise war die Erkenntnis, dass sie keinen Ehemann finden würde. Mit 16 Jahren kam sie an den Hof der Markgräfin Luise von Baden (1723-1783) nach Karlsruhe. Die Markgräfin war außergewöhnlich gebildet und vielseitig interessiert. Unter ihrer Obhut wurde Louise in ihren zahlreichen Talenten gefördert und zu einer Hofdame ausgebildet. Ihren Lebensunterhalt erwarb sich Louise als Gesellschafterin zunächst bei der Markgräfin, danach bei der verwitweten Herzogin Anna Amalia in Weimar. 1783 wurde sie deren Erste Hofdame.

Ihr scharfer Verstand, ihre Kenntnisse – sie sprach beispielsweise perfekt Englisch, Französisch und Italienisch – und ihre brillante Unterhaltungsgabe ließen viele Geistesgrößen ihrer Zeit wie Goethe, Herder und Wieland freundschaftlichen Umgang mit ihr pflegen. Zu Goethe hatte sie ein besonders herzliches Verhältnis. Er überließ ihr gern seine Manuskripte zur Abschrift. Am 9. September 1807 starb Louise von Göchhausen in Weimar. Auf Grund einer testamentarischen Bestimmung wurden ihre umfangreichen Aufzeichnungen vernichtet. Erhalten geblieben sind ihre zahlreichen Briefe an Freunde. Diese geben uns Auskunft über ihr Leben und das Leben am Weimarer Hof. Zufällig wurde 80 Jahre nach ihrem Tod in ihrem Nachlass eine von ihr abgeschriebene Fassung eines frühen \“Faust\“-Manuskripts gefunden, dessen Original von Goethe vernichtet worden war. Unter der Bezeichnung \“Urfaust\“ sind diese Texte und damit auch Louise von Göchhausen in die Literatur- und Theatergeschichte eingegangen – sie hat mit ihrer Abschrift das Werk für die Nachwelt gerettet. 

Julie von Bechtolsheim 

Julie von Bechtolsheim wurde 1752 als Tochter des Geheimen Rats Dietrich von Keller in Gotha geboren. Sie gehört in den Kreis von Goethes Musen aus Eisenach, weil sie hier in dauerhafter brieflicher und persönlicher Verbindung mit ihm siebzig Jahre lang lebte. Aufgewachsen ist Julie in Stedten bei Erfurt. Mit 24 Jahren kam sie als junge Mutter mit ihrem Mann und dem kleinen Sohn Emil nach Eisenach. Ludwig von Bechtolsheim begann hier seine Tätigkeit als Vizekanzler und blieb dann als Kanzler bis 1806 der höchste Beamte im Eisenacher Landesteil des Herzogtums. Julies Söhne Gustav und Louis kamen in Eisenach zur Welt. Die Familie verlebte im Palais am Jakobsplan dreißig glückliche Jahre. Ihre literarischen und musischen Neigungen verwirklichte Julie von Bechtolsheim, indem sie ihren Gefühlen dichterischen Ausdruck gab, einen umfangreichen Briefwechsel mit bedeutenden Persönlichkeiten führte und den Salon im Palais zum geistigen Zentrum Eisenachs werden ließ. Da ging „…kein durchreisender Gelehrter, kein Künstler, Welt- und Staatsmann von einiger Bedeutung…“ vorbei, schreibt ein Zeitzeuge.

Getragen von tiefem christlichen Glauben wuchs Julie von Bechtolsheim nach schweren Schicksalsschlägen über sich selbst hinaus, indem sie sich unermüdlich für die Menschen einsetzte, die durch den Krieg gegen Napoleon in Not und Elend geraten waren. Sie gründete das „Patriotische Fraueninstitut“ in Eisenach und förderte die Bildung von Frauenvereinen in der Stadt und auf den Dörfern. Damit junge Mädchen kostenlos Nähen, Stricken und andere Tätigkeiten lernen konnten, entstand durch ihre Bemühungen eine „Arbeitsschule“. Sie richtete eine „Armenspinnerei“ und ein Altersheim für fünfzig verarmte Dienstboten ein. Für unverschuldet in größte Not geratene Eisenacher erbat sie vom Großherzog Carl Friedrich und von der Großfürstin Maria Pawlowna in Weimar erfolgreich finanzielle Hilfe. Bis in ihr hohes Alter wurden ihr von allen Seiten Liebe und Verehrung entgegen gebracht für ihre Wohltätigkeit, Leutseligkeit und Warmherzigkeit, die sich auch in ihren Gedichten ausdrückten. 

Johann Wolfgang von Goethe und Eisenach 

Eisenach und die Wartburg haben in Goethes Leben eine bedeutsame Rolle gespielt. Insgesamt achtzehn Mal weilte er in der Stadt, die zu seinen Zeiten die Nebenresidenz des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach war. Seine Aufenthalte trugen sowohl dienstlichen als auch privaten Charakter. Aus der jugendlich-freundschaftlichen Bindung Goethes an den jungen Herzog Carl August war bald ein von gegenseitiger Achtung geprägtes Dienstverhältnis geworden. In Eisenach erlebte Goethe den Arbeitsalltag eines herzoglichen Staatsmannes und dessen Schwierigkeiten bei der Minderung sozialer Missstände. Er klagte über die Eisenacher \“Sauwirtschaft\“ und den \“Mansch\“, an dem man noch lange werde leiden müssen. „Gar nicht lieb\“ hatte er auch das Stadtschloss (in dem jetzt die Ausstellung „Der Strahl der Dichtersonne fiel auf sie“ gezeigt wird). Ein ganz anderer Goethe begegnet uns auf der Wartburg und in der \“überherrlichen\“ Natur rund um Eisenach. Mit den Familien von Bechtolsheim und Streiber aber auch mit \“charmanten Misels\“ genoss er die Unbeschwertheit des Lebens. Daneben ging er bei seinen Besuchen in der Region seinen vielfältigen naturwissenschaftlichen Neigungen und Interessen nach. Sie lagen in der Botanik, der Medizin, der Morphologie, Mineralogie, Geologie, Meteorologie, der Farbenlehre sowie der sich entwickelnden Technik am Beginn des 19.Jahrhunderts. Den Aspekt dieser Tätigkeiten in Eisenach will die Ausstellung in besonderer Weise hervorheben. 

Kontakt
Thüringer Museum im Residenzschloss
Markt 24
99817 Eisenach
Tel.: 0 36 91 / 670 – 4 50 
Fax: 0 36 91 / 670 – 9 45 

Stadtarchiv Eisenach
Am Markt 24 
99817  Eisenach 
Tel.: 03691 / 670 132 -135 
Fax: 03691 / 670 – 913 
archiv@eisenach.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Eisenach, 18.5.2009; Susanne Reinhardt,  Thüringer Landeszeitung, 28.5.2009

Schweizer Luftfahrt in Bildern

Die ETH-Bibliothek übernimmt von der Stiftung Luftbild Schweiz die Sammlung historisch bedeutender Luftaufnahmen sowie das Fotoarchiv der Swissair. Die Bestände werden bis zum Jahr 2013 sukzessive in das Bildarchiv der ETH-Bibliothek integriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Stiftung Luftbild Schweiz verfügt über einen außergewöhnlichen Fundus an Fotografien, die ein Stück Schweizer Luftfahrtgeschichte dokumentieren. Eine Kooperation mit der Eidgenössische Technische Hochschule Zürich ermöglicht nun, diese Bestände und den Fotonachlass der Swissair langfristig zu sichern und besser öffentlich zugänglich zu machen. Die ETH-Bibliothek übernimmt dazu das Archiv der Stiftung. Mit rund 250 000 Luftaufnahmen und anderen Fotografien aus der Aviatik erweitert die ETH-Bibliothek ihre technisch-wissenschaftshistorischen Bildbestände.

Walter Mittelholzer, Flugpionier und Mitgründer der Swissair, war einer der ersten Fotografen, der die Schweiz aus der Vogelperspektive dokumentierte. Er legte den Grundstein zum Bildarchiv der Luftbild Schweiz, das seit 1917 laufend ergänzt und aktualisiert wird. Im Lauf der Jahrzehnte ist so eine umfassende Dokumentation der schweizerischen Siedlungs- und Landschaftsentwicklung entstanden. Das Archiv umfasst aber nicht nur Luftaufnahmen, sondern auch Fotos zur Schweizerischen Luftfahrtgeschichte: die Entwicklung der Zivilaviatik von ihren Anfängen bis ins Jet-Zeitalter lässt sich visuell nachvollziehen. Sämtliche Flugzeugtypen der ehemaligen Swissair wie auch unzählige Arbeitsbereiche rund um den Flugbetrieb vor und hinter den Kulissen sind fotografisch festgehalten. 

Um dieses einmalige Archiv zu erhalten, gründete die SAirGroup im Jahr 1997 die Stiftung Luftbild Schweiz. Die Stiftung pflegt, sichert und aktualisiert die fotografischen Zeitdokumente. \“Mit der ETH Zürich haben wir den idealen Partner für die professionelle Betreuung unseres Luftbildarchivs gefunden\“, sagt Dr. Hans Jörg Hunziker, Präsident der Stiftung, \“damit können wir die historisch wertvollen Dokumente nachhaltig sichern und auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.\“

Die Bibliothek der ETH Zürich besitzt mit über 1,5 Millionen Dokumenten eines der größten historischen Bildarchive der Schweiz. Mit der Übernahme der Fotografien der Luftbild Schweiz ergänzt sie ihre eigenen fast 100 000 Luftaufnahmen aus dem Archivbestand der Comet Photo AG. Damit wertet sie ihre Bestände zu den Themen Technik und Luftfahrtgeschichte nochmals auf. \“Die ETH-Bibliothek erhält mit dem Fotoarchiv der Luftbild Schweiz einen einmaligen Quellenbestand für die Forschung, beispielsweise in Technikgeschichte oder Raumplanung\“, meint Dr. Wolfram Neubauer, Direktor der ETH-Bibliothek.

Das Bildarchiv der ETH-Bibliothek wird ausgewählte Teile des neuen Bestands digitalisieren und über seine Datenbank "Bildarchiv Online" allen Interessierten zugänglich machen. Um die historischen Bilder aus dem Fotobestand der Swissair optimal indexieren zu können, wurden bereits Kontakte zu ehemaligen Swissair-Angestellten geknüpft. Die ETH-Bibliothek übernimmt die Bestände sukzessive ab dem Jahr 2009. Bis Ende 2013 wird der gesamte Archivbestand in das Bildarchiv der ETH-Bibliothek integriert sein. Bis zu diesem Zeitpunkt können die Fotografien nach wie vor auch durch die Luftbild Schweiz in Dübendorf bezogen werden. 

Kontakt
ETH Zürich
ETH Bibliothek
Nicole Graf
Rämistrasse 101
8092 Zürich
Tel.: +41 (0) 44 632 80 81
nicole.graf@library.ethz.ch 

Luftbild Schweiz
Air Force Center 
Archivierung und Information
Elisabeth Bengzon
Überlandstrasse 255
8600 Dübendorf
Tel.: +41(0)43 355 05 30
info@luftbild.ch 

Quelle: Pressemitteilung ETH Zürich, 18.5.2009

Fotoausstellung über Alltag in Lahr zwischen 1950 und 1959

Am 17. Mai 2009 wurde im Untergeschoss des Museum der Stadt Lahr, das sich in der Villa Jamm im Stadtpark befindet, eine Ausstellung mit Fotografien der Lahrer Fotografenmeister Eugen (1910 bis 1983) und Rolf Dieterle eröffnet. Eugen Dieterle hatte die Aufnahmen vor allem für die Lahrer Zeitung gemacht. Sein Sohn Rolf hatte dann im Jahr 2000 aus dem Nachlass seines Vaters dem Stadtarchiv Lahr 5000 Rollen Negative als Dauerleihgabe übergeben. Nahezu 100 Aufnahmen – alle natürlich in schwarz-weiß – dokumentieren in der Ausstellung den Alltag in Lahr zwischen 1950 und 1959. In dieser Zeit hat sich die Stadt rasant entwickelt und große öffentliche Bauprojekte wurden in Angriff genommen: das Max-Planck-Gymnasium und das Terrassenbad wurden erbaut, aber auch die Kirche Sancta Maria. Das Arbeitsleben und die Freizeitgestaltung in dieser Zeit sind ebenso zu sehen wie Ereignisse, von denen man vor 50 Jahren in der Stadt sprach. Die Ausstellung im Stadtmuseum läuft bis zum 14. Juni 2009 und ist dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, an Sonn- und Feiertagen auch von 10 bis 12 Uhr. Montags ist das Museum geschlossen.

Kontakt
Stadtarchiv und Museum Lahr
Rathausplatz 4
77933 Lahr
Tel.: 07821 / 910 – 0416
Fax: 07821 / 910 – 7416
stadtarchiv@lahr.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Lahr, 15.5.2009; Badische Zeitung, 17.5.2009

Gedanke, Witz und Bild im Aphorismus

Im Herbst 2008 ist das 3. internationale Aphoristikertreffen unter dem Titel “”WITZ – BILD – SINN” in Hattingen wieder mit vielen Teilnehmern und Interessierten durchgeführt worden. Am Freitag, 5. Juni 2009 um 19 Uhr, stellen der Förderverein Deutsches Aphorismus-Archiv Hattingen und das Stadtmuseum Hattingen das druckfrische Buch zu den drei Facetten “WITZ – BILD – SINN” des Aphorismus vor. Der Eintritt zur Veranstaltung im Café des Stadtmuseums in Hattingen-Blankenstein ist frei. 

“Übrigens Buch ist eine Bereicherung für alle, die Freude an der “Kunst der Verknappung bis zur Spruchreife” (nach Krizfeld) haben. Die Leser finden neue Aphorismen der Tagungsteilnehmenden aus allen Teilen Deutschlands, Österreich und der Schweiz. Mit dabei natürlich auch die Fachvorträge der Tagung. Und zur Auflockerung fürs Auge gibt’s wieder Zeichnungen der Künstler Zygmunt Januszewski und Hans-Joachim Uthke”, so Petra Kamburg vom Deutschen Aphorismus-Archiv. “Das 128-Seiten umfassende Buch bietet alle Aspekte der literarischen Gattung des Aphorismus in Wort und Bild und ist für Fortgeschrittene und Neulinge gleichermaßen lesenswert.” Der Abend bietet einen unterhaltsamen wie informativen Querschnitt durch die Inhalte des Buches: so werden Autorinnen und Autoren persönlich ihre Aphorismen lesen und die Herausgeber Petra Kamburg, Friedemann Spicker und Jürgen Wilbert jeweils eine der drei Facetten “Gedanke, Witz und Bild” im Aphorismus beleuchten. Das Wolf-Hasebrink-Trio (E-Piano,Bass und Schlagzeug), drei junge Musiker aus Hattingen, spielt Jazz, mit dabei zum Beispiel auch Stücke von John Coltrane.
“Ein wortwitziger, tiefsinniger und dabei humorvoller Abend für die Freunde des Aphorismus und solche, die es (vielleicht) werden wollen”, versprechen die Veranstalter.

Das Deutsche Aphorismus-Archiv ist am 3. November 2006 im Rahmen des 2. Aphoristikertreffens in Hattingen offiziell eröffnet worden. Es befindet sich in den Räumen des Stadtmuseums Hattingen (Museumsleiterin: Petra Kamburg) und wird ehrenamtlich von Dr. Friedemann Spicker geleitet. Aufgabe des Archivs ist es, den Aphorismus, vorzugsweise den deutschsprachigen, und seine Nachbargattungen zu sammeln und zu erforschen. Es besteht aus der Bibliothek, dem Archiv im engeren Sinne und einer Datenbank. Die laufenden Arbeiten werden auf ehrenamtlicher Grundlage ausgeführt.
Die Bibliothek sammelt Originalbände, Gesamtausgaben mit aphoristischem Anteil und gebundene Kopien von nicht erhältlichen Exemplaren samt der zugehörigen Sekundärliteratur. Sie verfügt bisher über ca. 1500 bibliothekarische Einheiten. Die unselbstständige Literatur ist in ca. 50 Ordnern erfasst.

Das Archiv sammelt alles gedruckte und ungedruckte Material, das mit dem Aphorismus und seinen Nachbargattungen in Verbindung gebracht werden kann. Es sind bisher einige ungedruckte Texte und Textsammlungen, dazu Rezensionen und Briefe zu Hans Arndt, Elazar Benyoëtz, Franz Josef Czernin, Joachim Günther, Hans Margolius und anderen erfasst. Das Archiv bemüht sich um den Vorlass von Aphoristikern; die Autoren werden gebeten, ihm solche Materialien zur Aufbewahrung und Forschung zu überlassen. Die Datenbank wird im Jahre 2009 online mit Passwort verfügbar sein (Anmeldung: AFSpicker@t-online.de). Für die nahe Zukunft ist als nächster Schritt der Aufbau einer Volltextdatei (der urheberrechtsfreien Aphorismenbände) geplant. 

Kontakt
Deutsches Aphorismus-Archiv Hattingen e. V.
Stadtmuseum Hattingen
Marktplatz 1-3
45527 Hattingen-Blankenstein
Tel.: 02324 / 68 16 10
info@aphorismus-archiv.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Hattingen, 27.5.2009; Das Deutsche Aphorismus-Archiv im Stadtmuseum Hattingen

Fulda und die Weltchronik des Marianus Scottus

Auf Einladung der bürgerschaftlichen Initiative „Konrad I. – der König, der aus Hessen kam“ referierte Privatdozentin Dr. Lotte Kéry (Universität Bonn) am 14. Mai 2009 ergänzend zur Ausstellung „Konrad I. – der König, der in Fulda ruht“ im Dommuseum Fulda, die noch bis zum 14. Juni 2009 besichtigt werden kann, über „Fulda und die Weltchronik des Marianus Scottus“. Die Veranstaltung fand im Vortragsraum der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars statt und wurde von der genannten Initiative gemeinsam mit der Bibliothek des Priesterseminars, dem Vonderau-Museum und dem Stadtarchiv Fulda durchgeführt und von Stadtarchivar Dr. Thomas Heiler moderiert.

Wie Frau Dr. Kéry in ihrem „Werkstattbericht“ über eine von ihr angestellte „quellenkrische Untersuchung“ hervorhob, ist die Weltchronik des Marianus Scottus für die Geschichte des Klosters Fulda nicht nur von Interesse, weil ihr Verfasser, ein irischer Mönch und Priester, von 1059 bis 1069 als Inkluse am „Ort des Geschehens“ lebte – und damit als Repräsentant der Fuldaer Geschichtsschreibung und des Fuldaer Geisteslebens in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zu gelten hat. Eine spezielle Bedeutung kommt dieser Chronik auch deshalb zu, weil Marianus Scottus als einziger Geschichtsschreiber die genaue Lage der Grabstelle König Konrads I. (911-918), des „Königs, der aus Hessen kam“ in der Fuldaer Klosterkirche bezeichnet.

Marianus Scottus ging es in seinem dreiteiligen Werk, dessen wichtigster Textzeuge, der Vaticanus Palatinus lat. 830, in einem Faksimilie in der Ausstellung präsentiert wird, vor allem darum, seine Korrektur an der bisherigen Zeitrechnung darzulegen. Er ist in erster Linie an der chronologischen Einordnung der Geschehnisse interessiert und weniger an deren historischer Darstellung oder politischen Hintergründen. Zudem kennt man – was für das Mittelalter ganz außergewöhnlich ist – in seinem Fall nicht nur den Namen des Verfassers, sondern dieser teilt auch Einzelheiten aus seiner Biographie in seinem Werk mit. Auf seine besondere Beziehung zu Fulda weist Marianus vor allem durch seinen Bericht hin, wie er die Nachfolge des einige Jahrzehnte vor ihm dort lebenden iroschottischen Inklusen Animchad angetreten habe, dessen Heiligmäßigkeit er betont.

Eine genauere quellenkritische Analyse anhand von drei Beispielen – den Nachrichten über Konrad I. und seine Zeit sowie über die Äbte von Fulda und die Darstellung des Bonifatius in der Weltchronik des Marianus Scottus – zeigt jedoch, dass der irische Inkluse deutlich weniger, als man auf Grund seines langen Aufenthaltes in Fulda erwarten könnte, über die Geschichte dieses bedeutenden Königsklosters und seine Bonifatius-Tradition berichtet. Auf Grund seines vordringlichen Interesses für die Chronologie hat Marianus Scottus andere Schwerpunkte gesetzt. Trotzdem können über die bisher bekannten Vorlagen hinaus einige Quellen namhaft gemacht werden, die ihm zusätzliche Informationen geliefert haben, die auch unübersehbare Beziehungen zu Fulda aufweisen, aber nicht mit letzter Sicherheit als in Fulda vorhanden oder gar entstanden nachgewiesen werden können.

Außerhalb der Daten über die Amtszeiten der Äbte erhält man aus der Weltchronik des Marianus Scottus jedoch nur wenige Nachrichten über Vorgänge und Ereignisse, die sich in Fulda abgespielt haben. Selbst in dem Teil, der seine eigene Lebenszeit betrifft, wird Marianus in dem, was er über Fulda berichtet, nur dann ausführlicher, wenn es um Ereignisse geht, die seine eigene Person betreffen. Hier und da streut er kleinere Nachrichten ein, über Kirchenbau und Kirchweihe, erwähnt einen Kaiser- und Papstbesuch, ohne jedoch Näheres mitzuteilen. Dagegen zeigt sich auch schon in enger Verbindung mit den Nachrichten über Fulda ein erhebliches Interesse des Chronisten für Vorgänge, die den Mainzer Metropolitansitz und dessen herausragende Stellung betreffen und damit für die Kirche und den Ort, an dem Marianus seit 1069 im Anschluss an seinen Aufenthalt in Fulda als Klausner den Rest seines Lebens verbrachte.

An den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion an, in der unter anderem die praktische Seite des Inklusentums beleuchtet wurde: Der Klausner lebte eingemauert in einer kleinen Zelle; der Kontakt mit der Außenwelt beschränkte sich auf die Essensaufnahme – bei dieser Gelegenheit konnte ein kleiner Informationsaustausch stattfinden, viel mehr aber nicht. Danach bestand für die knapp 40 Personen, die sich zum Vortrag eingefunden hatten, bei einem Glas Wein die Gelegenheit zum Gedankenaustausch.

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Stadtarchiv Fulda
Dr. Thomas Heiler 
Bonifatiusplatz 1+3
36037 Fulda
Tel.: 0661 / 1 02 – 14 50
Fax: 0661 / 1 02 – 24 51
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Dommuseum Fulda 
Domplatz
36037 Fulda
Tel.: 0661 / 87 – 207
dommuseum@bistum-fulda.de

Quelle: Pressemeldung Bistum Fulda, 25.5.2009

Rückblick auf den Wiederaufbau der Stadt Rheydt

Er ist die Grundlage für den Neuaufbau der Stadt Rheydt nach den Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg. Bis in die 1960er Jahre hinein hatte er seine Gültigkeit und legte wichtige Merkmale für das städtebauliche Bild der Rheydter Innenstadt. In einer gemeinsamen Ausstellung vom 3. bis 19. Juni 2009 zeigen das Stadtarchiv Mönchengladbach, der Fachbereich Stadtentwicklung und Planung und die Stadtsparkasse, unterstützt durch das Rheydter City-Management, den nun aufwändig restaurierten Bauleitplan, auch Leitl-Plan genannt, von 1948/49 in der Sparkassengeschäftsstelle Marktstraße. Den Namen „Leitl-Plan“ erhielt der Plan nach dem in der Erarbeitung des Planwerks federführend tätigen Stadtplaner Alfons Leitl. Die Ausstellung verdeutlicht die schwierige und aufwändige Restaurierung des Plans und stellt den Stadtplaner und Architekt Alfons Leitl (1909 – 1975) vor, der neben dem Plan auch einige Bauten in Mönchengladbach entwarf. Auf weiteren Stellwänden zeigt die Ausstellung, wie der Bauleitplan den Wiederaufbau prägte und wie er bis heute fortgeschrieben wurde. Die Ausstellung wird durch den Beigeordneten Dr. Gert Fischer und Heinz Willems von der Stadtsparkasse Mönchengladbach am Mittwoch, 3. Juni 2009, um 11 Uhr eröffnet. 

Kontakt
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Fax: 02161 / 253 – 259
stadtarchiv@moenchengladbach.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Mönchengladbach, 26.5.2009