Stadtarchiv Reutlingen erwirbt Brief von Friedrich List

Das Reutlinger Stadtarchiv konnte über die Autographenhandlung Stargardt Berlin das Konzept eines 25-seitigen Briefes von Friedrich List (von der Hand seiner Tochter Emilie mit eigenhändigen Zusätzen und Streichungen) an den liberalen Politiker und Herausgeber des „Staatslexikons“ Carl von Rotteck erwerben. In dem Entwurf vom 3. August 1838 – die nicht mehr vorhandene Reinschrift trug offenbar das Datum 16. Oktober – schildert Friedrich List nicht nur seine wichtigsten Lebensstationen inklusive finanzieller Schiffbrüche und Gefängnis-Episoden, sondern legt auch ausführlich seine politischen und ökonomischen Gedanken, die Motive seiner Mitarbeit am „Staatslexikon“ und die Hintergründe seiner Differenzen mit dem anderen Herausgeber Carl Theodor Welcker dar, den er der Dummheit, Gemeinheit und Habsucht bezichtigt. An verschiedenen Stellen kommt List auch auf wichtige biographische Stationen zu sprechen, z. B. auf seine Reformbemühungen in Württemberg und deren Folgen oder auf die Zeit in Leipzig und seinen Einsatz für das sächsische Eisenbahnwesen. Insofern liegt hier ein zentrales und aussagekräftiges Zeugnis für das Leben und Wirken einer der bedeutendsten Persönlichkeiten auf dem Feld der Wirtschaftspolitik, des Verkehrswesens und des Frühliberalismus in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor. Die Handschrift ist sowohl vom Umfang wie vor allem vom Inhalt her eine absolute Rarität, wie sie heutzutage nur noch äußerst selten auf dem Antiquariatsmarkt auftaucht (laut einer früheren Aussage von Stargardt der umfangreichste List-Brief, der bisher im Handel gewesen ist). Für die List-Forschung besonders interessant ist die Tatsache, dass der als Reinkonzept vorliegende Brief diverse noch unbekannte Passagen enthält. Bislang ist nur eine spätere Abschrift aus dem Jahr 1844 bekannt, die auch die Grundlage für den Abdruck in der Listschen Werke-Ausgabe (Band VIII, S. 512–525) bildete und bei der, wie sich nun zeigt, auf Lists Veranlassung eine Reihe von Streichungen bzw. Kürzungen vorgenommen worden sind, weil ihm diese Passagen offenbar nachträglich zu emotional und persönlich erschienen, wie Stadtarchivleiter Dr. Heinz Alfred Gemeinhardt erläutert.

Für das Reutlinger Stadtarchiv, welches im Friedrich-List-Archiv die schriftliche Hinterlassenschaft des bedeutenden Reutlinger Sohnes verwahrt (mehr als 2700 Dokumente), ist der Erwerb dieses Briefes eine ungemein wertvolle Ergänzung, zumal das Antwortschreiben Rottecks auf Lists Brief hier im Original vorliegt. Das Listarchiv, dessen Grundstock der 1889 von der Tochter Emilie der Stadt Reutlingen übergebene Nachlass bildet und das seither durch zahlreiche Erwerbungen und Zuwendungen systematisch ausgebaut wurde, ist die zentrale Dokumentationsstätte zu Leben und Wirken Friedrich Lists und Anlaufstelle für Forscher aus dem In- und Ausland. Das Findbuch (Repertorium) zum Bestand des Listarchivs und die Titel der mittlerweile über 800 Veröffentlichungen umfassenden List-Spezialbibliothek sind inzwischen online recherchierbar. Das Stadtarchiv hat bei der Auktion den Zuschlag für den Erwerb der Handschrift bei 6 500 Euro erhalten; der Gesamtpreis einschließlich Aufgeld und Mehrwertsteuer betrug 8 078 Euro. Ursprünglich wurde die Handschrift als „List-Autograph“ für einen wesentlich höheren Preis, nämlich für 25 000 Euro angeboten, doch konnte das Stadtarchiv dank einer Expertise des Handschriftenexperten Prof. Dr. Volker Schäfer aus Tübingen nachweisen, dass der Brief-Entwurf nicht von List, sondern im wesentlichen von der Hand seiner ihm vielfach als Sekretärin dienenden Tochter Emilie stammt.

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Quelle: Stadtarchiv Reutlingen Aktuell; Ulrike Glage, Reutlinger General-Anzeiger, 1.8.2007

Ferienregelung im Stadtarchiv Witten

Vor wenigen Wochen hat das Stadtarchiv Witten darauf aufmerksam gemacht, dass in der Zeit vom 6. bis zum 31. August 2007 die „Aktenaushebung“ nur in dringenden Einzelfällen möglich sei. „Diese Mitteilung hat für etwas Verwirrung gesorgt, denn einige Nutzer und Nutzerinnen waren der Meinung, das Stadtarchiv sei nun für vier Wochen geschlossen“, stellt Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs Witten, nun klar. Einige Archivbestände, die im Gebäude Ruhrstr. 69 untergebracht sind, können selbstverständlich auch im oben genannten Zeitraum themenbezogen eingesehen werden können. Diese sind u. a. lokale und regionale Zeitungen seit 1848 auf Mikrofilm, die archivierte stadtgeschichtliche Literatur, Chroniken und Festschriften, Adressbücher und Verwaltungsberichte, Ratsprotokolle nach 1945, Postkartensammlungen und ein Teil der Fotosammlungen. Genutzt wird das Stadtarchiv von der städtischen Verwaltung und von externen Verwaltungen, von der auch überregionalen wissenschaftlichen Forschung und von so genannten Laienforschern und -forscherinnen, die zur Geschichte von Stadt und Region arbeiten. Dazu gehört die Geschichte von Wittener Persönlichkeiten, Parteien, Gebäuden, Firmen, Vereinen, Straßen, städtischen und sonstigen Einrichtungen usw. Auch Familienforscher finden über Auskünfte aus der mikroverfilmten Meldekartei und Einwohnerlisten zweckdienliche Hinweise für ihre zum Teil akribischen Recherchen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs geben personenbezogene Auskünfte für Versicherungsangelegenheiten, gelegentlich auch für polizeiliche Ermittlungen und häufig für Erbenmittlungen. Im Hause erfolgen Bestandsauskünfte und Rechercheempfehlungen für Schülerfacharbeiten, studentische Hausarbeiten, Diplom-, Magister-, Doktorarbeiten und Habilitationsprojekte.

„Es sind nicht nur allein die über 2.500 Nutzungen unseres Angebots in beispielsweise 2006 (ohne Besucherinnen und Besucher einer stadtgeschichtlichen Ausstellung), sondern unsere Nutzerinnen und Nutzern sind auch kommende Generationen, für die die Überlieferung der Gegenwart für die Zukunft zu sichern ist,“ so die Archivleiterin. „Aufgrund der derzeitigen Raumsituation mit der Unterbringung des Hauptteils der städtischen Archivalien an mehreren Standorten, das heißt u. a. mehreren zigtausend Verwaltungsakten, die etwa 400 Meter von Nutzerräumen und Büros nach spezieller Nummeridentifikation eingelagert sind, so Dr. Kliner-Fruck, kann es schon mal bei der aufwendigen Aktenaushebung zu personellen Engpässen kommen. „In den nächsten vier Wochen werden wir nicht – wie bisher – dreimal wöchentlich nach vorheriger Bestellung die Aktenholung leisten können. Selbstverständlich laufen jedoch unsere üblichen Beratungen und die Einsichtnahme in das in der Ruhrstraße 69 vorhandene Archivgut. Da aber auch die Leseplätze an Mikrofilmgeräten begrenzt sind, empfiehlt sich eine telefonische Anmeldung.

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Quelle: Pressemitteilung Universitätsstadt Witten, 1.8.2007

Chronik über das Herzogtum Geldern im Stadtarchiv Geldern

Eine Chronik aus dem Jahre 1481 über das Herzogtum Geldern wurde nun in mühsamer zweijähriger Arbeit von Paul Heßler, Alt-Bürgermeister Gelderns, übersetzt. Die notwendigen Lateinkenntnisse brachte er aus seiner Unterrichtstätigkeit am örtlichen Friedrich-Spee-Gymnasium mit. Nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand suchte Paul Heßler nach einer sinnvollen Beschäftigung und wandte sich diesbezüglich an Stadtarchivar Dr. Stefan Frankewitz. Die Handschrift, die dieser für ihn aus den Beständen des Stadtarchivs Geldern aussuchte, wurde von Willem van Berchen verfasst, einem Nimweger Pastor. Die Chronik berichtet von zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Herzogtümern Kleve und Geldern, denn das Gelderner Hoheitsgebiet schloss das Herzogtum Kleve fast von allen Seiten ein und reichte darüber hinaus weit in die heutige niederländische Provinz Gelderland hinein. Ausführlich wird unter anderem auch der Krieg aus dem Jahr 1468 beschrieben, aus dem der Herzog Adolf von Geldern gegen Herzog Johann von Kleve als Sieger hervorging. Interessant waren für Paul Heßler aber auch zahlreiche andere Geschichten und Anekdoten, wie z.B. die vom Wettstreit zwischen den Köchen des Herzogs Wilhelm von Geldern und denen des Königs Heinrich IV. von England. Um als Sieger hervorzugehen, hatten die englischen Köche ihren Kollegen aus Geldern kein Brennholz zur Verfügung gestellt. Doch diese wussten sich zu helfen, indem sie einfach sämtliche hölzernen Schalen und Bestecke des Königs einsammelten und dadurch genügend Brennmaterial für ihre Kochstellen hatten. Erwähnenswert hält Paul Heßler auch die Geschichte über den äußerst korpulenten Herzog Reinhard, der von seinem Bruder Eduard gefangengenommen wurde. Damit dieser nicht aus seinem Gefängnis entweichen konnte, ließ Eduard sämtliche Fenster und Türen verkleinern. Man erfährt aber auch etwas über die zu damaliger Zeit nicht übliche Fürsorge des amtierenden Herzogs von Geldern, der den durch einen Großbrand in der Stadt Grave geschädigten Bürgern nicht nur Mehl austeilen ließ, sondern auch Holzbestände aus den herzöglichen Wäldern für den Wiederaufbau der Stadt zur Verfügung stellte. Das Buch von Paul Heßler trägt den Titel \“Die Geldrische Chronik des Willem van Berchen über die Jahre 1343 bis 1481" und wurde von der Gesellschaft zur Förderung des Stadtarchivs Geldern herausgegeben.

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47608 Geldern
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Quelle: Stephan Sadowski, Neue Ruhr Zeitung, 24.7.2007

Sprechende Tische

Da die Gründung des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) erst im Jahr 1950 erfolgte, sind die Bestände des Institutsarchivs noch sehr jung. Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt auf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Verschiedene Materialien, vor allem aus den aufbewahrten Nachlässen, reichen allerdings bis in das 19. Jahrhundert zurück. 

Das derzeit älteste datierbare Dokument im Archiv des IGPP stammt vom 29. Januar 1854. Es handelt sich um ein Protokoll einer spiritistischen Sitzung im Haus des österreichischen Beamten Johann Heinrich Stratil (1793-1874). Das Dokument stammt demzufolge aus dem Umfeld des damals in Europa aufkommenden Spiritismus, dem als gesellschaftliche Bewegung des 19. Jahrhunderts inzwischen vermehrt die Aufmerksamkeit der Sozialgeschichtsschreibung zukommt. Seit dem Frühjahr 1853 hatte sich die Praxis des „Tischrückens“, aus den USA kommend, in Europa ausgebreitet und sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer „Mode zwischen Spiritismus, Wissenschaft und Geselligkeit“ (Timo Heimerdinger) entwickelt. In vielerorts stattfindenden Sitzungen wollten die Teilnehmer/innen mit Hilfe des Tisches, um den sie sich versammelt hatten, Botschaften aus dem Jenseits einholen. Das „Rücken“ oder „Klopfen“ des Tisches in Reaktion auf gestellte Fragen brachte man in Verbindung zu einem „Klopfalphabet“: der Tisch konnte dadurch zu den Anwesenden „sprechen“. Die Fragen und übermittelten Antworten wurden aufnotiert: ein neuartiges Gesellschaftsspiel – durch viele weitere Faktoren interpretierbar – war entstanden. 

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Abb.: Protokoll einer spiritistischen Sitzung vom 29.1.1854

Das vorliegende Protokoll aus dem Hause Stratil präsentiert einen etwas eigensinnigen und frechen „Klopfgeist“, der vor allem Spötteleien parat hat. Mit der äußerlich unscheinbaren Niederschrift seiner zwölf Antworten aus dem Jenseits beginnt chronologisch ein großes Konvolut ähnlicher Protokolle aus österreichischen Spiritistenkreisen, die Johann Heinrich Stratil hinterlassen hat (IGPP-Archiv, Bestand 10/10).

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
Wilhelmstraße 3a
79098 Freiburg i.Br.
Telefon: +49-(0)761-2072110 
igpp@igpp.de
www.igpp.de 

Quelle: Uwe Schellinger (IGPP), Schaufenster ins Archiv Nr. 08-07, 1.8.2007

Stadtarchiv Unna erhöht Gebühren für Nachforschungen

Nachdem Stadtarchivar Thomas Wardenga festgestellt hat, dass sich immer mehr professionelle Ahnenforscher, insbesondere Erbenermittler, von ihm ihre Arbeit umsonst oder gegen ein geringes Entgelt erledigen lassen, werden nun in Kürze im Stadtarchiv Unna Gebühren für diesen Service eingeführt bzw. die bereits vorhandenen erhöht. Diejenigen, die z.B. für Privatleute oder den Staat auf der Suche nach Erben sind und dafür ordentliche Prämien und Gebühren kassieren, sollen künftig 30 Euro pro angefangene halbe Stunde für die Archivarbeit bezahlen. Ähnlich sieht es bei der Ahnenforschung aus, die ebenfalls immer öfter von Profis betrieben wird. Wer seinen eigenen Stammbaum erstellen möchte, zahlt demnächst statt 15 Euro dann 20 Euro pro angefangene halbe Stunde. Wer dagegen diese Nachforschungen im Auftrage fremder Familien ausführt bzw. von Thomas Wardenga ausführen lässt, muss künftig 30 Euro für jede halbe Stunde hinlegen. Wer darüber hinaus Abschriften oder die Übersetzung alter Schriften benötigt, muss für diese Dienstleistung pro halber Stunde mit 22 Euro rechnen. Da auch immer öfter von der Möglichkeit Gebrauch gemacht wird, Archivdaten auf Memory-Sticks abzuspeichern, muss in Zukunft je nach der möglichen Speichermenge von 1 MB bis zu 200 MB, zwischen 5 und 90 Euro dafür einkalkulieren. Von der Gebührenregelung befreit sind in den meisten Fällen allerdings auch weiterhin wissenschaftliche Nachforschungen.

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Stadtarchiv Unna
Lindenplatz 1
59423 Unna
Tel.: 02303 / 103 – 727
Fax: 02303 / 103 – 766
zib-archiv@stadt-unna.de 

Quelle: Lars Reckermann, WAZ, 30.7.2007

Wertvolle Unikate im Mainzer Dom- und Diözesanarchiv

Das Dom- und Diözesanarchiv, mitten in der Mainzer Altstadt gelegen, ist als Archiv des Bistums zuständig für die schriftliche Überlieferung des Bischöflichen Ordinariates, des Domkapitels sowie der kirchlichen Einrichtungen auf Diözesanebene. Nach Erfassung und Bewertung des gesamten Schriftgutes wird solches in den Bestand des Archivs übernommen, das erhaltenswert ist. Das Dom- und Diözesanarchiv sieht seine Aufgabe aber auch darin, Pfarreien in bezug auf ihre Archive zu beraten und zu unterstützen. Falls eine ordnungsgemäße Führung des Archivs nicht bzw. nicht mehr gewährleistet ist, wie z. B. bei aufgelösten Pfarreien, werden diese Pfarrarchive übernommen. Aber auch bei anstehenden Restaurierungen und Baumaßnahmen steht das Archiv den Pfarrgemeinden beratend zur Seite. Wer sich mit der wissenschaftlichen und heimatkundlichen Erforschung der Geschichte des Erzbistums bzw. des Bistums Mainz in seiner heutigen Ausdehnung sowie seiner Pfarreien beschäftigt, wird im Dom- und Diözesanarchiv mit seinen vier Stockwerken und seinen rund 5 000 laufenden Metern Akten alle dafür notwendigen Unterlagen und Akten vorfinden. Obwohl die ältesten Archivalien aus der Zeit um 1 000 stammen, reicht der Schwerpunkt der Überlieferung vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Archivdirektor Dr. Hermann-Josef Braun betont jedoch, dass erst die Bestände ab 1815 überwiegend lückenlos sind, da in der Zeit der Säkularisation und der französischen Besetzung viele wichtige Unterlagen verschwanden. 

Zu den wertvollen und historisch bedeutsamen Dokumenten gehören unter anderem ein Exemplar der Enzyklika \“Mit brennender Sorge\“ vom 14. März 1937, verfasst von Papst Pius XI.sowie ein Schreiben des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. aus dem Jahr 1866 an den Mainzer Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler, in dem er sich bei diesem für die Versorgung verwundeter Soldaten nach einer Schlacht bei Aschaffenburg bedankt. Dazu gehört aber auch ein Brief des französischen Präfekten Jeanbon St. André an Bischof Colmar, aus dem hervorgeht, das der Mainzer Dom, der von den Franzosen längere Zeit als Pferdestall, Lageraum sowie als Lazarett genutzt worden war, nun wieder in den Besitz der Kirche zurückgeht. Damit alle diese Schätze unbeschadet auch noch die nächsten hundert Jahre überstehen können, werden sie bei einer Temperatur von 15 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 50 – 55 Prozent gelagert. Da es allerdings keine Klimaanlage in dem Anfang des 18. Jahrhunderts erbauten ehemaligen Rochusstift, wo das Archiv seit 1990 untergebracht ist, gibt, werden Temperatur und Luftfeuchtigkeit mit Hilfe von Messinstrumenten ständig überwacht. 

Kontakt
Dom- und Diözesanarchiv Mainz
Heringsbrunnengasse 4 
Rochusstift 
55116 Mainz 
Tel.: 06131 / 253 -157 und – 432 
Fax: 06131 / 253 – 406 
archiv@bistum-mainz.de 

Quelle: Frank Schmidt-Wyk, Main-Spitze, 21.7.2007; Oliver Koch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.7.2007

Die Bedeutung des Zwischenarchivs für Steinfurt

Im Keller des Rathauses von Steinfurt befindet sich seit mehr als dreißig Jahren das Zwischenarchiv, in dem rund 1.000 Meter Akten untergebracht sind. Alles was in der laufenden Verwaltung nicht mehr gebraucht wird, landet hier und wird von Reinhard Begmann in rostfreien Ringschlaufen abgeheftet und in Kartons verpackt. Je nach Aufbewahrungsfrist lagern diese dann hier zwischen 5 und 30 Jahren. Erst danach entscheidet Stadtarchivar Dr. Ralf Klötzer, ob die Akten entsorgt oder für immer aufbewahrt werden sollen. Jedoch nur ca. zehn Prozent der dort verwahrten Akten erweisen sich als historisch wertvoll und werden ins eigentliche Stadtarchiv, gelegen im Stadtteil Burgsteinfurt, gebracht und dort aufbewahrt. Zu den interessanten und wichtigen Unterlagen gehören unter anderem Bauakten oder auch die Akten über die Bürgermeister. Die Akten, die im Zwischenarchiv lagern, werden nur intern an die einzelnen Fachämter ausgeliehen. Die Öffentlichkeit hat keinen Zugang zum Rathausarchiv. In den eineinhalb Jahren seiner Tätigkeit in Steinfurt hat sich Dr. Ralf Klötzer schon einen guten Überblick über die Stadtgeschichte verschafft, insbesondere über herrschende Spannungen, aber auch freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Stadtteilen Borghorst und Burgsteinfurt, die bereits im Jahre 1975 zur Stadt Steinfurt zusammengeschlossen wurden. Sein Ziel ist es, durch Vorträge, Ausstellungen und Aufsätze, die sich mit der Problematik der zweigeteilten Stadt auseinandersetzen, dazu beizutragen, die Konflikte zu verringern und stattdessen ein überwiegend freundschaftliches Miteinander zu erreichen.

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Stadtarchiv Steinfurt
An der hohen Schule 13
48565 Steinfurt
Tel.: 02551 / 919 – 742
Fax: 02551 / 919 – 743 
kloetzer@stadt-steinfurt.de 

Quelle: Axel Roll, Westfälische Nachrichten, 19.7.2007; Axel Roll, Westfälische Nachrichten, 19.7.2007

Deutsches Literaturarchiv Marbach ersteigert einen Brief Schillers

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat kürzlich bei Christie\’s in London mehrere wertvolle Autografen ersteigert, darunter einen längeren Brief von Friedrich Schiller an seinen vertrauten Freund Christian Gottfried Körner aus dem Jahr 1788. Das Schreiben ergänzt das Konvolut in Marbach. Die im 19. Jahrhundert zerstreute Korrespondenz mit diesem neben Goethe wohl wichtigsten Briefpartner Schillers ist im Deutschen Literaturarchiv Marbach zum großen Teil wieder zusammengeführt worden. Weiterhin wurden Briefe von Hofmannsthal, Rilke (an Harry Graf Kessler) und Josef Roth erworben, letzterer mit einer Invektive gegen die Gilde der Lektoren: »Denn die Impotenz macht einen Menschen zum Lektor und gerade was ich schreibe mißfällt den Impotenten …«. Angekauft wurde auch eine Folge von 27 Briefen und Postkarten Franz Werfels aus den Jahren 1916/17 an die spätere Theoretikerin der marxistischen Psychoanalyse und Freundin Leo Trotzkis, Alice Rühle-Gerstel. 

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Deutsches Literaturarchiv Marbach
Schillerhöhe 8-10
71672 Marbach am Neckar
Tel.: 07144 / 848 – 0
Fax: 07144 / 848 – 299

Quelle: Pressemitteilung Deutsches Literaturarchiv Marbach, 24.7.2007

40 Jahre Archiv-Arbeit in Lüneburg

Das Gedächtnis von Lüneburg, das ist seit Jahrzehnten Stadtarchivarin Dr. Uta Reinhardt. Die Hüterin über vier Regal-Kilometer Urkunden, Briefe und Akten feiert jetzt ihr 40-jähriges Dienstjubiläum. Oberbürgermeister Ulrich Mädge gratuliert der Historikerin: „Weil Archive nur so gut sind wie ihre Archivare, schätzen wir uns sehr glücklich, mit Ihnen, Dr. Reinhardt, seit so vielen Jahren eine kompetente Leiterin für unser Stadtarchiv zu haben.“ Alles, was an schriftlicher Überlieferung des städtischen Gemeinwesens erhalten ist, wurde von der Historikerin unter die Lupe genommen. Darunter mehr als 10 000 Urkunden aus 800 Jahren, 8 000 Briefe seit 1305, Aktenberge vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart, dazu massenweise Bücher, Stadtkarten und Fotos. Diese Schriftstücke, ein bedeutender Teil des kulturellen Erbes Lüneburgs, zu beschaffen, zu bewerten und bereitzustellen, das ist die Aufgabe der Stadtarchivarin. Nicht zuletzt ihr sei es zu verdanken, dass das Stadtarchiv Lüneburg keine geheime Schatzkammer mehr ist, sondern moderne Dienstleistung für jedermann, ob Wissenschaftler oder Privatperson, meint Ulrich Mädge. Ihre Arbeit endet aber nicht hinter den alten Mauern des Rathausgartens: Dr. Uta Reinhardt hat sich um die historische Forschung in der Stadt Lüneburg und um die Lüneburger Museumslandschaft verdient gemacht, insbesondere um das Deutsche Salzmuseum. Zahlreiche Publikationen und Ausstellungen zeugen von der unermüdlichen Energie, die auch auf die Zukunft gerichtet ist. Wie man in Archiven heute die Strukturen für die Überlieferung von morgen bildet, ist derzeit ein besonderes Anliegen der Stadtarchivarin. 

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Stadtarchiv Lüneburg 
Dr. Uta Reinhardt
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21335 Lüneburg
Tel.: 04131 / 309 – 223 
Fax: 04131 / 309 – 586
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Quelle: Pressemitteilung Stadt Lüneburg, 27.7.2007

35 Jahre Eingemeindung in Marktoberdorf

Bei der Landkreisreform von 1972 sind die sechs bis dahin selbständigen Gemeinden Bertoldshofen, Geisenried, Leuterschach, Rieder, Sulzschneid und Thalhofen a. d. Wertach der Stadt Marktoberdorf ( Landkreises Ostallgäu) eingegliedert worden. Die Gemeindeakten dieser heutigen Ortsteile wurden dem Stadtarchiv Marktoberdorf übergeben. Sie sind in den letzten Jahren von der Stadtarchivarin Ursula Thamm gesichtet, geordnet und verzeichnet worden. Für die Archivarin sind Archive Orte der Erinnerung, in der die Geschichte lebendig bleibt, und somit eine Identifikation mit der Heimat auch für nachfolgende Generationen ermöglicht wird. Um die Beschäftigung mit der Vergangenheit zu erleichtern, wurden zahlreiche Akten in die heute übliche Schreibweise übertragen. In einer anschaulichen und informativen Ausstellung, die unter ganz besonderen Gesichtspunkten von Ursula Thamm zusammengestellt wurde, präsentiert das Stadtarchiv Marktoberdorf diese Bestände der eingemeindeten Ortsteile nun erstmals der Öffentlichkeit, damit jeder sehen kann, was mit den Gemeindeakten nach der Eingliederung geschehen ist. Für jeden Ortsteil wurden schwerpunktmäßig zwei Sachgebiete, je nach Attraktivität des vorhandenen Archivgutes, ausgearbeitet, so dass die Besucher in jeder Abteilung unterschiedliche Themen erwarten. Anhand authentischer Dokumente kann somit das Leben vom 16. bis zum 20. Jahrhundert nachvollzogen werden. Aus den Unterlagen von Geisenried erfährt man z.B. etwas über einen jahrzehntelangen Streit zwischen der Gemeinde Hattenhofen und dem Pfarrer von Geisenried, dem sog. "Fall Angerer" sowie über die örtliche Schulgeschichte. Das älteste Schriftstück aus dem Jahre 1551 stammt aus der Gemeinde Sulzschneid, aus der sich auch die meisten historischen Akten erhalten haben. Dazu gehört auch ein Weide- und Triebsbrief vom Jahr 1670. Anhand der Akten aus den Jahren 1922 bis 1934 lässt sich auch erkennen, dass zu dieser Zeit beinahe alle wichtigen Handwerksberufe vor Ort vertreten waren. Die Gemeinde Leutersbach wird in Verbindung mit ihrem Feuerwehrwesen präsentiert und die Gemeinde Rieder durch Unterlagen, die die Entstehung des Gemeinwesens belegen. Für Thalhofen war es von großer Bedeutung, dass es gelang, die Wertach zu zähmen und zu nutzen. Anhand von Dokumenten aus Bertoldshofen wird schließlich die Entwicklung bis zur modernen Wasserversorgung aufgezeigt. Die Ausstellungseröffnung fand am 29. Juli 2007 im Künstlerhaus Marktoberdorf statt. Dort ist die Ausstellung auch bis zum 16. September 2007 zu besichtigen.

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Quelle: Kalender Marktoberdorf; all-in.de, 28.7.2007; Künstlerhaus Marktoberdorf Aktuell