Forschung zum Department of Defense Dependent Schools

Überall auf der Welt, wo US-amerikanisches Militär stationiert ist, finden sich Schulen für die Kinder der Militärangehörigen. Auch in Würzburg gibt es bereits seit 1946 solche Einrichtungen, an denen neben amerikanischen Lehrern einheimische Lehrkräfte den Schülern Kenntnisse der Landessprache und -kultur vermitteln. Mit der Geschichte dieser Schulen beschäftigt sich Simone Gutwerk in ihrer Doktorarbeit. Zum Quellenstudium reiste die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Universität Würzburg nach Kansas. Wenn im Herbst 2008 die US-amerikanischen Truppen Würzburg verlassen, endet auch ein Kapitel lokaler Schulgeschichte mit einer mehr als 50-jährigen Tradition. 1946 hatte das Militär die erste Grundschule für die Kinder der hier stationierten Soldaten eröffnet. Untergebracht war sie damals im Gebäude der heutigen Goethe-Schule. Wegen der stetig steigenden Schülerzahlen war ein Umzug bald notwendig. 1951 nahmen auf dem Gelände der Leighton Barracks drei Schulen (Elementary, Middle und High School) den Betrieb auf. Bis vor einigen Jahren wurden hier zeitweise bis zu 2 000 Schüler und Schülerinnen unterrichtet. Mit dem Aus für den hiesigen Truppenstandort endet auch für Würzburg eine Besonderheit, die allen Schulen weltweit gemeinsam ist: Innerhalb eines so genannten \“Host Nation Programs\“ organisieren sie Kontakte zwischen amerikanischen und einheimischen Kindern und Jugendlichen.

\“Es ist ein sehr ungewöhnliches Schulsystem, das im Jahr 1946 für US-amerikanische Schüler in Deutschland gegründet wurde\“, erzählt Simone Gutwerk. Die Grundschulpädagogin erforscht zurzeit im Rahmen ihrer Doktorarbeit die Geschichte dieses Schulsystems. Sein Ursprung liegt kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als US-amerikanische Schulen für Kinder von Militärangehörigen in Deutschland und Japan gegründet wurden. Heute breitet es sich auf dem gesamten Globus aus – eben überall dort, wo Truppen stationiert sind. Seine Verwaltung liegt beim Verteidigungsministerium, was auch den Namen des Schulsystems erklärt: Department of Defense Dependent Schools (DoDDS).

Vor allem zwei Besonderheiten zeichnen das System aus: \“Es ist zum einen ein lokal offenes und äußerst flexibles Schulsystem; zum anderen beinhaltet es in seinem Lehrplan ein für Amerika recht ungewöhnliches Schulfach: das Host Nation Program\“, erklärt Simone Gutwerk. Ziel des Programms sei es, \“amerikanischen Schülern die jeweilige Umgebungskultur – Host Nation – nahe zu bringen\“. Dies gelte sowohl für die amerikanischen Klassenlehrkräfte, die ihre Unterrichtsinhalte auf kulturelle Gegebenheiten abstimmen, wie auch für die muttersprachlichen Fachlehrkräfte, die den Kindern in einem eigenen Schulfach die Kultur und Sprache der Host Nation vermitteln. Im Falle der hiesigen Schulen sind dies also deutsche Lehrkräfte, die an allen 35 in Deutschland noch bestehenden Grundschulen unterrichten.

\“Überraschend ist, dass das \“Host Nation Program\“ bereits in der Gründungsphase eingerichtet wurde. Kultur und Sprache wurden also bereits in jener Zeit von deutschen Lehrkräften unterrichtet, als die Host Nation kurz zuvor noch ein Kriegsgegner, \“the mortal enemy\“, gewesen war\“, sagt Simone Gutwerk. Die Intention der amerikanischen Bildungsadministration war damit klar: \“Since we are uninvited \’guests\‘ in this land let us first explore the possibilities of creating good will, understanding and cooperation with its people, of commanding their respect for us and for our democratic ideals\“, heißt es dazu in den Akten der Militärregierung am 1. Januar 1946.

Auch wenn die europäische Schuladministration in Deutschland lokalisiert ist, musste die Doktorandin zum Quellenstudium weit reisen. Aktenbestände zur Geschichte des Schulsystems existieren nur noch in den USA, daher unternahm Gutwerk eine Studienreise nach Wichita, Kansas, um dort das American Overseas Schools Historical Archive aufzusuchen. Den nicht ganz billigen Studienaufenthalt unterstützte die Jubiläumsstiftung der Universität Würzburg. 15 Pfund kopiertes Archivmaterial sind Ergebnis der Recherche. Zu Tage kamen offizielle Dokumente und Berichte der damaligen Militärregierung, die auch das Schulwesen betreute. Zudem fand Gutwerk Unterrichtsmaterialien, Tagebücher, Fotos und Stoffverteilungspläne, die die Konzeption des Sprach- und Kulturprogramms der ersten amerikanischen Schulen in Deutschland offen legen.

\“Die Daten geben, soweit ausgewertet, Hinweis darauf, dass neben einem grundlegenden Sprachunterricht intensive Kontakte zur deutschen Umgebungskultur initiiert wurden\“, berichtet Simone Gutwerk. Dies gelte zum einen auf unterrichtlicher Ebene, indem bereits in den Anfangsjahren Schulpartnerschaften mit deutschen Klassen gegründet und gemeinsame Ausflüge oder Sportveranstaltungen geplant wurden. Sie fanden aber auch auf schuladministrativer Ebene statt, indem die Koordinatoren des Programms im Pentagon Beratung und Unterstützung von deutscher Seite suchten, zum Beispiel beim Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt. Bis alle Daten ausgewertet sind, wird es noch ein wenig dauern. Ende 2010 will Simone Gutwerk ihre Doktorarbeit beendet haben. Dann kann jeder Interessierte die Geschichte eines ungewöhnlichen Schulprogramms nachlesen.

Kontakt
Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik der Universität Würzburg
Simone Gutwerk, Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Wittelsbacherplatz 1
97074 Würzburg
Tel.: 0931 / 888 – 4864
Fax: 0931 / 888 – 7223
simone.gutwerk@mail.uni-wuerzburg.de

Quelle: Pressemitteilung Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 22.05.2007

Digitale Archive werden lebendig

Was sich in digitalen Archiven verbirgt, wird zumeist in Listen und karteikartenähnlichen Interfaces dargestellt. So nützlich diese Form für Archivare oder Wissenschaftler sein mag, so wenig inspirierend wirkt sie etwa auf Ausstellungsbesucher. Wie man Besuchern Lust macht, ein digitales Archiv zu benutzen und zu durchforsten, zeigt der vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) entwickelte \“Medienfluss\“. Für diese neuartige Präsentations-Technologie erhielt die Bremer Projektgruppe \“eCulture Factory\“ des Fraunhofer IAIS jetzt den IF communication design award 2007. Denn die Installation \“Medienfluss\“ macht das Archiv der Internetplattform netzspannung.org auf einfache Weise zugänglich, indem zwei parallele Medienflüsse, einer aus Bildern und einer aus Worten, als großformatige Projektion durch den Ausstellungsraum fließen. Der Wortfluss zeigt Schlagworte, Autoren und Titel der archivierten Dokumente. Dieser textbasierte Zugang wird ergänzt durch einen visuellen Fluss aus Bildern, welche die Archivdokumente repräsentieren. Über ein integriertes Text-to-Speech-Modul werden die Begriffe durch Computerstimmen ausgesprochen. Sie beleben – neben der Repräsentation durch Text und Bild – die Darstellung des Archivs auch akustisch. Der Medienfluss und die bildbezogene akustische Sphäre erzeugen den Eindruck eines medialen Raumes. Dass der \“Medienfluss\“ durch sein hervorragendes Kommunikationsdesign besticht, zu diesem Schluss kam jetzt die hochkarätig besetzte Jury des IF communication design award 2007, die das Projekt am 15. Mai 2007 unter 1.140 Einsendungen aus 25 Ländern auszeichnete.

Kontakt
Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS
eCulture Factory – Projektgruppe Bremen
Gabriele Blome
Hermann-Koehl-Str. 7
28199 Bremen
Tel.: 0 421 / 9601 – 423 oder 0 22 41 / 14 – 3447
Fax: 0 22 41 / 144 – 3447 
info@eculturefactory.de

Quelle: Presseinformation Fraunhofer IAIS, 24.5.2007

Greven von oben: Luftbildausstellung des Stadtarchivs

Eine reiche Auswahl von über hundert historischen Luftaufnahmen von Greven, Gimbte und Reckenfeld seit den 1950er Jahren zeigt das Stadtarchiv Greven in einer Ausstellung, die ab Mittwoch, 23. Mai 2007 zu den üblichen Öffnungszeiten (Mo.-Mi. 8-17, Do. 8-18, Fr. 8-12.30 Uhr) im Rathausfoyer und im Sitzungstrakt zu sehen ist. Der Eintritt ist frei.

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Abb.: Luftbild Greven 1959: Das Grevener Stadtzentrum 1959 (Foto: Stadtarchiv Greven) 

Bei der Auswahl der Fotos, um die sich die Archivare Angelika Haves und Dr. Stefan Schröder gekümmert haben, galt es zum einen, die wichtigsten Aspekte der Stadtentwicklung der letzten Jahrzehnte im Bild zeigen zu können. Emsbegradigung und Stadtkernsanierung spiegeln sich daher ebenso in der Ausstellung wie die Ausweitung der Bebauung in den Randbereichen von Greven sowie in den Ortsteilen Reckenfeld und Gimbte.

Zum Teil mussten dazu Fotos erstmals datiert werden. Auch stellten sich bei genauerer Betrachtung einige bisherige Angaben als falsch heraus und konnten nun korrigiert werden. Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen: \“Für jeden, der die letzten Jahrzehnte selbst erlebt hat oder gerne wissen möchte, wie Greven früher aussah, ist die Ausstellung ein Anreiz zum genauen Hinsehen\“, versichert das Team des Stadtarchivs. Die Ausstellung wird bis zum 27. Juli 2007 zu sehen sein.

Kontakt:
Stadtarchiv Greven
Rathausstr. 6
48268 Greven
Telefon: 02571/920-358 (-458)
Telefax: 02571/920-320
archiv@stadt-greven.de 

Quelle: Stadt Greven, Pressemitteilung, 23.5.2007

Eröffnung des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte

Nach 23 Jahren an der Kronenstraße 47-49 hat das Stadtarchiv Bochum seinen Standort gewechselt und befindet sich nun an der Wittener Straße 47. Hier arbeitet es auf einer neune konzeptionellen Grundlage: als Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte.

Die Einweihung des neuen Gebäudes am Sonntag, den 3. Juni 2007, 13.00 – 19.00 Uhr, wird begleitet von der Eröffnung der Ausstellung \“Sieben und neunzig Sachen. Sammeln – bewahren – zeigen. Bochum 1910-2007\“. Gezeigt werden Schätze aus den Bochumer Stadtgeschichtlichen Sammlungen. Sie entstammen unterschiedlichen Epochen – von der Urzeit bis zur Gegenwart – und legen Zeugnis ab von Bochums Vergangenheit.

Programm:

Führungen durch die Ausstellung: 14.00, 15.30, 17.00 Uhr

Die Besichtigungen der Magazine und der Restaurierungswerkstatt beginnen stündlich.

Aktive Werkstatt. Selbst Buntpapier herstellen: 14.00, 16.00 und 18.00 Uhr

Aktive Werkstatt. Selbst Papier schöpfen: 15.00 und 17.00 Uhr

Ausstellung des Landschaftsverbandes Rheinland: \“Konservierung und Restaurierung von Archiv- und Bibliotheksgut\“

Eine szenische Lesung des Jungen Schauspielhauses Bochum mit Texten aus dem Archiv: \“Bochum, ich komm´ aus Dir\“ (Teil 1): 13.30 Uhr und 16.30 Uhr

Eine szenische Lesung des Jungen Schauspielhauses Bochum mit Texten aus dem Archiv: \“Bochum, ich komm´ aus Dir\“ (Teil 2): 15.00 Uhr und 18.00 Uhr

Archivkino. Historische Filme über Bochum: Beginn stündlich.

Die Ausstellung \“Sieben und neunzig Sachen. Sammeln – bewahren – zeigen. Bochum 1910-2007\“ wird bis zum 31. März 2008 zu sehen sein.

Ort:
Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Wittener Straße 47, Bochum

Kontakt:
Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Wittener Str. 47
44789 Bochum
Telefon: 0234/910 95 11
Telefax: 0234/910 95 04
stadtarchiv@bochum.de

Siegener Wissenschaftliche Bibliothek zur Regionalgeschichte startet Ausleihe

Seit dem 15. Mai 2007 können in der Wissenschaftlichen Bibliothek zur Regionalgeschichte im Stadtarchiv Siegen auch die heimat- und landeskundlichen Bücher entliehen werden, die sich zuvor in der Bibliothek des Siegerlandmuseums im Oberen Schloss befanden. Das reichhaltige Angebot über Kultur und Historie des Siegerlandes sowie der angrenzenden Regionen reicht dabei von Publikationen zur Orts- und Familiengeschichte über Fest- und Jubiläumsschriften von Vereinen, Schulen und Kirchengemeinden bis hin zu Veröffentlichungen über die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des hiesigen Raumes. Ein großer Teil der Bücher ist allerdings noch nicht nach modernen bibliothekarischen Aspekten katalogisiert worden und wird zudem als Präsenzbestand in den Räumlichkeiten des Stadtarchivs verbleiben müssen, wie Christian Brachthäuser, der zuständige Sachbearbeiter der Wissenschaftlichen Bibliothek, erklärt. Das Stadtarchiv bietet seinen Benutzern aber den Service an, von den Präsenzexemplaren entweder Kopien anfertigen zu lassen oder im Lesesaal in aller Ruhe mit den Materialien zu arbeiten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, im Lesesaal des Stadtarchivs Siegen  auch Akten, Zeitungen und andere archivarische Dokumente zu nutzen. Die Leserausweise der Stadtbibliothek Siegen berechtigen übrigens ebenso zur Benutzung der Wissenschaftlichen Bibliothek zur Regionalgeschichte wie umgekehrt auch. 

Kontakt
Stadtarchiv Siegen
KrönchenCenter
Markt 25
57072 Siegen
Tel.: 0271 / 404 – 3095
Fax: 0271 / 404 – 3099
l_burwitz@siegen.de 

Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Siegen; My Siegerland, 20.5.2007

Wassereinbruch im Stadtarchiv Bonn

Das schwere Unwetter vom Dienstagabend (22.5.2007) hat in Bonn auch an zahlreichen historischen und städtischen Gebäuden massive Schäden angerichtet. Betroffen war auch das Stadthaus, in dem das Stadtarchiv untergebracht ist. Im Erdgeschoss des Stadtarchivs Bonn stand das Wasser zeitweise bis zu 30 Zentimeter hoch. Da jedoch zum Zeitpunkt des Unwetters zahlreiche Helfer vor Ort waren, konnten die Magazine abgedeckt werden, so dass sich der Schaden in Grenzen hält.

Kontakt
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn
Tel.: 0228 / 77 – 2410
Fax: 0228 / 77 – 4301
stadtarchiv@bonn.de

Quelle: net-tribune, 23.5.2007; ad-hoc-news, 23.5.2007

Ar-schiefe. Fotografien zum Archivfinder des Kreises Siegen-Wittgenstein

Wenn sich Fotografie und Archiv begegnen, dann handelt es sich im Allgemeinen um historische Aufnahmen von Stadtansichten oder Personen. Es sind also potentielle Insassen, gern gesehene Dauergäste eines Archivs, sprich Archivalien, die begeistern.

Der Arbeitskreis der Archive im Kreis Siegen-Wittgenstein hat sich im vergangenen Jahr jedoch ganz mutig für eine neue Begegnung von Fotografie und Archiv entschieden. Der in Planung befindliche Führer durch die Archive im Kreisgebiet, sollte ein besonderer Leitfaden werden, aus dem klassischen Muster ausbrechen und die historisch Interessierten mit einem Augenzwinkern zur Entdeckungsreise in die Überlieferungen einladen. Dazu sollte nicht nur der etwas ungewöhnliche Titel \“Archivfinder\“ die Suchenden locken, sondern auch die Bebilderung über die reine Dokumentation hinausgehen.

Für den experimentellen Kontakt zwischen Archiv und Fotografie konnte der Künstler Thomas Kleynen gewonnen werden. Im Bereich der Bildenden Kunst längst kein unbeschriebenes Blatt mehr, stürzte sich Thomas Kleynen mit Begeisterung in die Aufgabe, in den Archiven im Kreis Siegen-Wittgenstein auf Motivjagd zu gehen.

Die Verfremdung ist dem experimentellen Fotografen Kleynen als Mittel des Perspektivenwechsels ein wichtiges Anliegen. Spannend war der Prozess für Künstler und Archivare, was wird aus den Räumlichkeiten, den heiligen Hallen der historischen Überlieferung. Verdoppelt sich ein Gebäude, indem es in der Mitte gespiegelt wird, entspringt aus der Siegquelle eine Urkunde des Mittelalters, wird der Mensch im Angesicht der jahrhunderte alten Überlieferung winzig klein, all dies wurde möglich aus der Perspektive der Fotografen.

Vertrautes wird ungewohnt, aus grauen Archivkartons wird eine Erlebnislandschaft, das staubige Image der Archive ist mit diesen künstlerischen Fotografien abgeschüttelt.

Anlass genug, die entstandenen fotografischen Arbeiten nicht nur dem Historiker als Leitfaden-Zugabe an die Hand zu geben und ansonsten \“im Archiv verschwinden zu lasen\“, sondern eine Ausstellung zusammen zu stellen.

Vom 23.5. bis 17.6.2007 sind die fotografischen Arbeiten von Thomas Kleynen zum Archivfinder des Kreises Siegen-Wittgenstein im Museum der Stadt Bad Berleburg zu sehen. Ar-schiefe ist die Ausstellung betitelt und gibt damit gleich den Hinweis, hier wird nicht im klassischen Sinne dokumentiert. Die Perspektive, aus der die Archive und ihr Inhalt wahrgenommen werden, gerät in Schräglage. Doch der künstlerische Blickwinkel legt gleichzeitig den Kern frei. Historische Schätze werden hier verwahrt, sowohl im kleinen Stadtarchiv als auch in den großen staatlichen Institutionen. Eine Begegnung mit der Vergangenheit beinhaltet viel mehr als nur Massen alten Papiers, die Archivalien sind eine Zeitmaschine für Exkursionen in die Vergangenheit.

Die Begegnung zwischen Archiv und künstlerischer Fotografie ist dank Thomas Kleynen sowohl ein Erfolg für die Archivkultur als auch für die Bildende Kunst geworden. So wird die Ausstellung ein breites Publikum ansprechen und sicher auch überraschen und begeistern. Archiv und Kunst, einmal nicht als Ort und Inhalt, sondern als Kommunikationspartner.

Für die Einführung in die Ausstellung konnte VdA-Vorstandsmitglied Dr. Clemens Rehm gewonnen werden. Kunst und Archiv ist ein Thema, dem er sich mit Begeisterung zuwendet. 

Info:
Thomas Kleynen:
Ar-schiefe, Fotografien zum Archivfinder des Kreises Siegen-Wittgenstein
Oder: Warum gerade Archive und nicht schiefe Geraden?

Museum der Stadt Bad Berleburg
Goetheplatz 3
57319 Bad Berleburg

Öffnungszeiten: di., fr., sa. und so. 15.00 bis 18.00 Uhr
Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen unter
http://www.bad-berleburg.de/kultur_medien/kultur_medien.html

Zuckertütchen zeigen historische Fotos des Stadtarchivs Saarbrücken

Das Stadtarchiv Saarbrücken verwahrt insgesamt rund 150.000 Fotos. Die Sammlung reicht bis ins Jahr 1870 zurück. Einer der bedeutendsten Bestände des Stadtarchivs ist der Nachlass des Saarbrücker Fotografen Fritz Mittelstaedt. Er fotografierte zwischen 1925 und 1989 vor allem in St. Johann und bei gesellschaftlichen Ereignissen. Außerdem hat das Archiv im Bestand des Liegenschaftsamtes noch gut 6.500 Fotos die Kriegszerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg zeigen. 

Eine neue Serie von Zuckertütchen zeigt historische Bilder der Stadt aus dem Saarbrücker Stadtarchiv. Insgesamt zwölf Motive mit bekannten Ansichten und verschwundenen Stadtbildern werden auf den Untertassen Saarbrücker Kaffeehäuser zu finden sein. Die Anregung, auf Zuckertütchen (in einer neuen ovalen Form) historische Stadtansichten zu drucken, kam von der Firma German\’s Best. Zehn der zwölf Motive stammen aus der 2.500 Stück umfassenden Ansichtskartensammlung des Stadtarchivs. Außerdem wurden zwei Motive aus dem Bestand des Amtes für Stadtmarketing und Öffentlichkeitsarbeit ausgewählt, die zwischen 1919 und 2000 für Werbezwecke entstanden sind. 

Kontakt:
Stadtarchiv Saarbrücken
Nauwieser Straße 3 
66104 Saarbrücken 
Tel: 0681/905-1258 (Sekretariat)
Fax: 0681/905-1215 
stadtarchiv@saarbruecken.de

Quelle: Landeshauptstadt Saarbrücken, Pressemitteilung, 15.5.2007

Datenbank für Stammbuchforschung

Rund 16.000 Datensätze enthält das weltweit größte Online-Nachweisinstrument für Stammbücher und Stammbuchfragmente, das vom Institut für Germanistik der Universität Erlangen-Nürnberg in den vergangenen neun Jahren aufgebaut wurde. Solche Stammbücher, wie sie von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert unter Privatleuten üblich waren, spiegeln Beziehungsgeflechte wider und sind aus vielen weiteren Gründen wertvolle Forschungsquellen. Seit kurzem ist die Datenbank nach einer technischen Neugestaltung und Aufwertung im Internet wieder frei zugänglich.

Ein Eintrag von Goethe ins Stammbuch war eine hohe Ehre; will man dagegen heute jemandem etwas „ins Stammbuch schreiben“, hat das eher einen negativen Beiklang. Trotzdem verweist die Redewendung noch auf eine Bedeutung, die mit Heirat und Abstammung nichts zu tun hat. Kulturwissenschaftler bezeichnen mit diesem Begriff eine bestimmte Buchgattung: das „Album Amicorum“, das Freundschaftsbuch. An diese über Jahrhunderte gepflegte Sitte knüpfen Mädchen unwissentlich an, wenn sie im Grundschulalter ein Poesiealbum führen und bei Verwandten und Freundinnen Sprüche oder Verse sammeln. Damals wurden Gönner, Bekannte und Freunde von Erwachsenen darum gebeten, zur dauerhaften Erinnerung einige handschriftliche Zeilen ins Stammbuch einzutragen. Zunächst war dies unter Studenten und Adligen verbreitet; Diplomaten, Handelsleute und Handwerker folgten, und ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert wurden Stammbücher auch bei jungen Frauen gebräuchlich. 

Verschiedene geisteswissenschaftliche Disziplinen entdecken hier hochinteressantes, teilweise lange brachgelegenes Material. Die Einträge dokumentieren Netzwerke persönlicher Beziehungen und nützen Historikern bei der systematischen Erforschung bestimmter Personenkreise. Die Literaturgeschichte findet Hinweise auf die Bekanntheit von Autoren oder die Verwendung literarischer Motive. Die Texte erlauben Rückschlüsse auf denkgeschichtliche, religiöse und politische Strömungen. Illustrationen entpuppen sich als reizvolle Schätze für Kunstwissenschaft und Kulturgeschichte, und Musikwissenschaftler profitieren von gelegentlichen Notenfunden zwischen den Blättern. Dem breiten Forschungsinteresse standen jedoch lange Zeit die äußerst begrenzten Recherchemöglichkeiten entgegen. Allein schon die Existenz bestimmter Alben, geschweige denn deren gegenwärtige Standorte herauszufinden, erforderte einen hohen Aufwand. Online-Kataloge gab es nur in seltenen Fällen und für kleine Bestände.

Um hier Abhilfe zu schaffen, hat das Erlanger Institut für Germanistik im März 1998 begonnen, eine Datenbank zu erstellen, die seither von etwa 3.000 auf 16.000 Datensätze angewachsen ist. Das „Repertorium Alborum Amicorum“ (RAA) bietet Aufschluss über den ehemaligen Stammbuchhalter, nennt die Laufzeit des Albums und die Eintragsorte, den Standort und die Signatur. In jeder der Kategorien lässt sich gesondert recherchieren. Aufgenommen sind momentan Alben aus rund 520 Bibliotheken, Archiven und Museen in 23 Ländern, außerdem eine große Zahl von Nachweisen aus Antiquariatshandel, Auktionen und privaten Sammlungen. Besonders wichtig für die praktische Arbeit sind die gegenwärtig rund 45.000 Literaturangaben, die in vielen Fällen die Benutzung der wertvollen Unikate vor Ort unnötig machen. Das gesondert aufrufbare Literaturverzeichnis umfasst momentan knapp 1.000 Aufsatz- und Buchtitel.

Weltweit verweisen Linksammlungen der großen Bibliotheken mittlerweile auf das Nachweisinstrument des Erlanger Instituts für Germanistik. Bibliotheken und Archive, aber auch Privatsammler melden ihre Bestände an die Redaktion. Enge Kooperation besteht mit einem ähnlichen Projekt an der Universität Szeged. Zu den besitzenden Institutionen und den führenden Stammbuchforschern werden rege Kontakte unterhalten. Die derzeitige erneuerte Version der Datenbank wurde mit Hilfe des Regionalen Rechenzentrums Erlangen erstellt. Für die Zukunft ist geplant, auch die Suche nach einzelnen Einträgern, zitierten Autoren oder Bildmotiven zu ermöglichen.

Kontakt
Institut für Germanistik
PD Dr. Werner Wilhelm Schnabel
Bismarckstraße 1
91054 Erlangen
Tel.: 09131 / 85 – 22424 oder – 29126
Fax: 09131 / 85 – 29323
wwschnab@phil.uni-erlangen.de

Quelle: Pressemitteilung Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 22.5.2007

Umzug der Mülheimer Kulturbetriebe erst 2009

Sowohl die Mülheimer Musikschule als auch das Mülheimer Stadtarchiv leiden an ihren derzeitigen Standorten unter akutem Platzmangel. Zum 200-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2008 sollte in Mülheim an der Ruhr durch den Umbau einer ehemaligen Augenklinik ein \“Haus der Stadtgeschichte\“ geschaffen werden (siehe Bericht vom 30.8.2005). Der Bautermin kann allerdings nicht eingehalten werden, doch soll zumindest der Baubeginn Anfang 2008 sein.

Mit einem Einzug der beiden Kultureinrichtungen Musikschule und Stadtarchiv in den Umbau ist Mitte 2009 zu rechnen. Das Gebäude ist im Besitz der Leonhard-Stinnes-Stiftung, die auch den Umbau finanziert, die Stadt wird nach Fertigstellung dann als Mieter dort einziehen. 

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85 
45473 Mülheim an der Ruhr
Telefon 02 08 / 4 55 42 60 
Telefax 02 08 / 4 55 42 79
stadtarchiv@stadt-mh.de
www.muelheim-ruhr.de/stadtarchiv.html

Quelle: NRZ, 18.5.2007