Dokumentarfilm über Kurt Gerstein

Das Leben von Kurt Gerstein nahm wie das vieler Deutscher in der NS-Zeit eine schicksalhafte Wende. In die Geschichte ging er durch den \’\’Gerstein-Bericht\’\‘ ein, den er 1945 in französischer Gefangenschaft verfasste. Darin offenbarte er die Existenz der Vernichtungslager. Bereits zwei Jahre zuvor hatte er der Widerstandsbewegung und den Alliierten Augenzeugeninformationen über das entsetzliche Geschehen im KZ Belzec zukommen lassen, in dem er selber tätig gewesen war.

Aber Gerstein, der die SS von innen unterwandern wollte, wurde Opfer seiner eigenen Strategie. Nach dem Krieg schenkte man ihm keinen Glauben. Aufgrund der Rechnungen, die ihn als Käufer von Zyklon B auswiesen, wurde er sogar für einen aktiven Vollstrecker der Vernichtung gehalten. Seine scharfsinnige Taktik blieb damals unverstanden. Wer sollte und konnte einem Mann in SS-Uniform trauen?

Kurt Gerstein hat leidenschaftliche Diskussionen ausgelöst: Zuerst galt er als Monstrum, dann als Held des Widerstands. Rolf Hochhuth verwendete Gerstein als Vorlage für eine Figur seines Theaterstücks \’\’Der Stellvertreter\’\‘ (1963). Damit lenkte er zwar Aufmerksamkeit auf den Fall, gab die biografischen Fakten aber nicht richtig wieder. Tatsächlich war Gersteins Leben sehr viel komplexer als all die Legenden, die sich um seine Geschichte ranken.

Sein bewegendes Schicksal ist vom großen humanistischen Erbe ebenso wie von der preußisch-lutherischen Tradition Deutschlands geprägt. Doch existierten Voraussetzungen in Deutschland, die die grauenvollen Taten der Nazis möglich, aber nicht unvermeidbar machten. An der tiefen Ambivalenz, die mit diesem Erbe verbunden war, sollte Gerstein schließlich zerbrechen. Nach der Gefangennahme wurde er in seiner Zelle in Paris erhängt aufgefunden. Bis heute ist nicht geklärt, ob es Selbstmord war, oder ob er ermordet wurde. So wirft das Ende seines kurzen Lebens eine letzte, vermutlich nie zu lösende Frage auf.

Interview mit Bernd Hey 

Seit 1985 leitet Professor Dr. Bernd Hey das Landeskirchliche Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen. Als Archivar und Historiker hat er wesentlich dazu beigetragen, Kurt Gersteins Denken und Handeln einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

?    Kurt Gerstein, überzeugter Christ und SS Mitglied zugleich, berichtete im so genannten "Gerstein-Bericht" von den entsetzlichen Verhältnissen im KZ Belzec. Was macht das Besondere seines Berichts aus im Vergleich zu anderen Berichten aus dieser Zeit? 

Der Gerstein-Bericht ist das einzigartige Dokument eines Augenzeugenberichts über Massentötungen jüdischer Deportierter in Belzec und Treblinka mit Autoabgasen bzw. Zyklon B, geschrieben aus der Perspektive eines SS-Offiziers, der die Uniform der Mörder trug, aber gleichzeitig das ganze Entsetzen des Geschehens aus der Sicht eines mitleidenden Christen artiku- lierte. Gerstein war weder überlebendes Opfer noch Täter. Das unterscheidet seinen Bericht von allen anderen. Die Anschaulichkeit und Ausdrucksfähigkeit seiner Sprache, die noch heute die aufgewühlten Gefühle des Miterlebenden wiedergibt, packt jeden, der den Bericht liest.

?    Wann verfasste Gerstein seinen Bericht?

Kurt Gerstein verfasste ihn in französischer Internierung in Rottweil im April/Mai 1945. Er beschrieb darin seine Erlebnisse in den Vernichtungslagern Belzec und Treblinka im August 1942. Dieser Bericht ist in mehreren Fassungen erhalten, die sich z.T. in den National Archives in Washington, z.T. im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld befinden. 

?    Und welche Fassung besitzt ihr Archiv?

Das Bielefelder Archiv besitzt die deutsche maschinenschriftliche Fassung vom 4. Mai 1945, mit handschriftlichen Zusätzen, und drei Teile einer handschriftlichen französischen Fassung vom 26. April bzw. 6. Mai 1945. Es gibt aber noch einen früheren Bericht über Gersteins Erlebnisse in den Vernichtungslagern. Er ist in holländischer Sprache und wurde im Jahre 1943 verfasst. Er wurde über einen niederländischen Studienfreund Kurt Gersteins und dessen Verbindungen zum holländischen Widerstand an die niederländische Exilregierung in London gefunkt. Das Original befindet sich heute in dem Erinnerungszentrum Kamp Westerbork/NL; das Landeskirchliche Archiv Bielefeld besitzt aber ein Faksimile.

?    Wie wird Kurt Gerstein heute angesehen?

Gerstein zeigt viele Gesichter, damals zu Lebzeiten wie heute: ein schwieriges Kind in der Familie, ein aufmüpfiger Schüler, ein nonkonformer Student, aber auch ein charismatischer Jugendführer und mutiger Rebell gegen die kirchliche Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten. Entscheidend war für ihn ein tief empfundenes Erweckungserlebnis zum christlichen Glauben und eine enge Bindung an seinen persönlich erlebten und erfahrenen Gott. Gerstein fühlte sich von Gott geführt und berufen, Zeugnis von den Verbrechen der Nationalsozi- listen abzulegen, die Öffentlichkeit zu informieren und zum Widerstand aufzurufen. Dazu tarnte er sich als SS-Offizier und machte Karriere, nutzte aber gleichzeitig seine Möglichkeiten als „Spion Gottes“ zur Weitergabe von Informationen und Sabotage von Giftgaslieferungen.

?    Was halten Sie von Gersteins medialer Präsenz?

War es zu Lebzeiten sein persönliches Charisma, so fesselt heute seine mediale Präsenz. Er begegnet uns nicht nur in seinen eigenen Briefen und Schriften, sondern auch in den Erinnerungen seiner Zeitgenossen und Freunde, in den drei wissenschaftlichen Biographien, in Rolf Hochhuths berühmten Schauspiel „Der Stellvertreter“ (1963) und dem gleichnamigen Spielfilm Costa-Gavras´ (2002), in der Ausstellung „Kurt Gerstein – Widerstand in SS-Uniform“ des Landeskirchlichen Archivs Bielefeld mit Begleitheft (2000) und in Radio- und Fernsehsendungen. Der Film von ARTE „Kurt Gerstein – Zeuge der Wahrheit“ ist dabei ein vorläufig letzter, aber sehr wichtiger Beitrag zur Erschließung der Persönlichkeit Kurt Gersteins, aber auch zu seiner öffentlichen Anerkennung als Widerstandskämpfer aus christlichem Glauben.

Das Interview führte Perrine Häfner (ARTE)

Info:
Kurt Gerstein – Zeuge der Wahrheit
Dokumentarfilm Frankreich 2007, 75 min.
Regie: Philippe Labrune

Sendetermin: Karfreitag, 6. April 2007, 22.15 Uhr – 23.30 Uhr, ARTE (Erstausstrahlung)

Link: www.kurt-gerstein.de

Leben im Bottroper Süden

\“Leben im Bottroper Süden – Geschichten und Ansichten aus Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark\“, so lautet der Titel eines neuen Buches des Kulturamts. Auf 191 Seiten werden Geschichten und Ansichten aus den Stadtteilen Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark präsentiert. Zusammengestellt wurde es unter Federführung von Heike Biskup, Leiterin des Bottroper Stadtarchivs. Das Buch ist eine Mischung aus stadtgeschichtlicher Vergangenheit, persönlichen Erinnerungen der Bewohner und anschaulichen Fotografien. Die Entwicklung der Stadtteile von einst kaum besiedelten Landstrichen über Bauernschaften bis hin zu eigenständigen Stadtteilen wird anschaulich in Text und Bild dargestellt. 15 langjährige Bewohner aus Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark erzählen private Geschichten über ihr Leben in den Stadtteilen. Die sehr persönlichen Einblicke machen das Buch zu einem authentischen Zeitzeugnis. 

Das Buch gliedert sich in drei Teile. Das erste Kapitel befasst sich mit stadtgeschichtlichen Themen des Bottroper Südens. Fünf Aufsätze führen von den frühesten Spuren menschlicher Besiedlung in der Urzeit, über das Leben im Mittelalter und der frühen Neuzeit, hin zur industriellen Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. Die Stadtteile Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark werden in Teil zwei ausführlich vorgestellt. Einleitend wird die geschichtliche Entwicklung der Stadtteile beschrieben. Dann schildern langjährige Bewohner ausführlich ganz persönliche Erinnerungen, die sie mit dem Leben in \“ihrem\“ Stadtteil verbinden. Die Erzählungen vermitteln ein lebendiges Bild der damaligen Zeit und frischen Vergangenes und schon Vergessenes wieder auf. Zahlreiche Fotografien aus früherer Zeit illustrieren die unterhaltsamen Geschichten und ermöglichen einen heute nicht mehr bekannten Blick auf den Bottroper Süden. Das Buch schließt mit einer Fotoreihe heutiger Ansichten aus dem Bottroper Süden. Der Fotograf Volker Engels hat sich auf eine fotografische Reise durch die Stadtteile begeben. Dabei sind auf 32 Seiten interessante, zum Teil ungewöhnliche Einblicke in das Leben im Bottroper Süden entstanden. Die Stadtteile haben sich in der vergangen Zeit stark verändert, doch einiges, was in den Geschichten der Bewohner geschildert wurde, ist heute noch sichtbar und wurde von Volker Engels in den bunten Fotografien eingefangen. Die aktuellen Fotos bilden reizvolle Kontraste zu den zahlreichen historischen Fotos, die das Buch im ersten und zweiten Teil bereichern. Das Buch über den Bottroper Süden ist im Zusammenhang mit dem Förderungsprogramm "Soziale Stadt NRW" entstanden. Die Stadtteile Lehmkuhle, Ebel und Welheimer Mark wurden im November 2002 in das Programm aufgenommen, mit dem das Land NRW verschiedene Maßnahmen zur Stadterneuerung unterstützt. Zum Preis von 14,90 Euro ist das Buch im Stadtarchiv und in den Bottroper Buchhandlungen Erlenkämper und Humboldt erhältlich.

Kontakt
Stadtarchiv Bottrop
Blumenstraße 12-14 
46215 Bottrop
Tel.: 02041 / 70 – 3754
Fax: 02041 / 70 – 3833 

Quelle: Pressemeldung Stadt Bottrop, 2.4.2007

70 Jahre Erneuerung des Großen Gartens in Hannover-Herrenhausen

Am 1.4.2007 wurde in Hannover die Ausstellung \“70 Jahre Erneuerung des Großen Gartens\“ eröffnet. 2007 jährt sich die Erneuerung des Großen Gartens, welche die Landeshauptstadt nach dem Erwerb der Herrenhäuser Gärten 1936 bis 1937 mit großem Einsatz betrieb. Anlässlich des 70. Jahrestages haben die Herrenhäuser Gärten gemeinsam mit dem Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur der Leibniz Universität Hannover, dem Historischen Museum, dem Stadtarchiv Hannover und anderen Partnern das Thema aufbereitet. Mit einer Vortragsreihe im Historischen Museum, vier Ausstellungen sowie speziellen Stadt- und Gartenführungen wird die Öffentlichkeit im Verlauf des ersten Halbjahres über die Hintergründe und den Umfang der Erneuerung informiert. 

Der Große Garten in Hannover-Herrenhausen gehört zu den wenigen Barockgärten, deren geometrisch-architektonische Grundstruktur bis heute bewahrt werden konnte. Die meisten Besucher kennen das Alter des Gartens und sind sich des Seltenheitswerts dieses Kulturdenkmals durchaus bewusst. Viele sind auch über die Bauherren und die Nutzung der Sommerresidenz im 17. und 18. Jahrhundert gut informiert. In welchem Ausmaß das heutige Erscheinungsbild des Gartens durch eine zweite wichtige Gestaltungsphase in den 1930er Jahren geprägt wurde, ist dagegen nur wenigen Kennern bekannt, weil die eingefügten Elemente in historisierenden Formen gestaltet wurden und für den Laien kaum von der älteren Substanz zu unterscheiden sind.

Anlässlich des 70. Jahrestages werden vom 1. April bis 13. Mai 2007 vier Ausstellungen im Großen Garten, in der Leibniz Universität, im Historischen Museum und im Stadtarchiv Hannover gezeigt. Die Ausstellung in den Herrenhäuser Gärten – Großer Garten trägt den Titel "Hinter der Prächtigkeit". Auf über 15 Großbannern werden am Originalstandort historische Ansichten dem jetzigen Zustand gegenüber gestellt. Neben diesen Bannern sieht man auch drei Installationen, die in einem studentischen Workshop des Zentrums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) erarbeitet wurden. 

In der Leibniz Universität Hannover, Fakultät Architektur und Landschaft ist die Ausstellung "Die Erneuerung des Großen Gartens 1936/37" zu sehen. Stammt alles im Großen Garten, was typisch barock wirkt, tatsächlich aus der Barockzeit? Diese Frage beantwortet die Ausstellung über die Erneuerung des Großen Gartens in den 1930er Jahren. Viele historische Fotos zeigen den Zustand vorher, die Arbeit auf der Großbaustelle und das Ergebnis der Erneuerung. 

Im Historisches Museum am Hohen Ufer ist die Ausstellung "Deutsche Pflanzen, deutsche Gärten? Hannovers Grün in brauner Zeit" zu sehen. Einige der bedeutendsten Grünanlagen sind während der NS-Zeit entstanden oder erneuert worden. Die Ausstellung thematisiert die Grünpolitik Hannovers daraufhin, ob und wo sich NS-spezifische Grünkonzepte finden lassen. 

Die Ausstellung im Stadtarchiv Hannover trägt den Titel "Marketing und Propaganda. Werbemittel und Plakate von 1936 bis 1966" Mit Plakaten und anderen Werbemitteln wurde für den Garten und für \“Kraft durch Freude\“ geworben. Die Bedeutung des Großen Gartens als besondere Attraktion der Stadt für Einheimische und Besucher von Außerhalb war den Zeitgenossen bereits vor der Eröffnung 1937 bewusst. Das touristische Gartenangebot passte zur Imagewerbung unter dem Slogan der „Großstadt im Grünen“ aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Daran konnte die Stadt auch mit ihrer Presse- und Propagandaarbeit im Nationalsozialismus anknüpfen. Während und nach dem 2. Weltkrieg verlagerte sich das zentralstädtische Kulturangebot nach Herrenhausen in das nicht zerstörte Galeriegebäude. In den 1950er Jahren begann die Neuentdeckung des Gartens als kulturell eigenständiger Ort: „Musik in Herrenhausen“ entwickelte sich zur „Marke“. Die „Wiederwiedereröffnung“ des Gartens zum 300-jährigen Jubiläum war der kulturelle Höhepunkt des Jahres 1966 in Hannover.

Die begleitende Vortragsreihe spannt den Bogen von der Gartendenkmalpflege in der Zeit zwischen den Weltkriegen über die Hintergründe der Erneuerung des Großen Gartens bis hin zur Situation der jüdischen Bevölkerung in den Gärten und Parks während der NS-Zeit. Der Vortrag von Dr. Karljosef Kreter, Stadtarchiv Hannover, am 12. April 2007 trägt den Titel "Es gibt kein schöneres Symbol für das neue Deutschland.“ Die feierliche Wiedereröffnung des Großen Gartens am 13. Juni 1937. 

Am 3. Mai 2007 beendet Heike Palm, Gartenhistorikerin, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur, Leibniz Universität Hannover die Vortragsreihe mit dem Thema "…prächtiger und reizvoller denn jemals. Die Erneuerung des Großen Gartens 1936/37" Ergänzend werden zusätzlich auch noch spezielle Führungen und Radtouren angeboten. Außerdem ist ein reich bebilderter Ausstellungskatalog, der neben allen Ausstellungen auch Kurzfassungen der Vortragsreihe enthält, für 14,90 Euro im Infopavillon am Großen Garten, im Historischen Museum und im Stadtarchiv erhältlich.

Kontakt
Herrenhäuser Gärten
Herrenhäuser Straße 4
30419 Hannover
Tel.: 0511 / 168 – 44543
Fax: 0511 / 168 – 47374
herrenhaeuser-gaerten@hannover-stadt.de

Stadtarchiv Hannover
Am Bokemahle 14-16
30171 Hannover 
Tel.: 05 11 / 1 68 – 4 21 73 
Fax: 05 11 / 1 68 – 4 65 90 
stadtarchiv@hannover-stadt.de 

Quelle: Leibniz Universität Hannover, Uni-Protokolle, 28.3.2007; Pressemeldung Herrenhäuser Gärten, 27.3.2007; Ausstellungen Hannover-Herrenhausen; Veranstaltungen Hannover-Herrenhausen;  Aktuell Hannover-Herrenhausen; Ausstellung Stadtarchiv Hannover.

Neue Heimat für das Bremer Schnoor-Archiv

Nach einigen Jahren der Ungewissheit, was mit seinem seit 1959 zusammengetragenen und aufgebauten Schnoor-Archiv werden solle, konnte nun der ehemalige Schnoor-Bürgermeister Wolfgang Loose sein Lebenswerk der Öffentlichkeit in neuen Räumlichkeiten präsentieren. Bis zum Jahr 2004 hatte Wolfgang Loose gemeinsam mit seiner Frau das Schnoor-Archiv im Haus Schnoor 21/22 in Bremen betreut. 

Ende März 2007 wurde das Schnoor-Archiv nun beim "Bremer Geschichtenhaus" im Jakobus-Packhaus an der Wüstestätte mit einer Ausstellung offiziell eröffnet. Gezeigt werden Zeichnungen von Karl Dillschneider (1904-1998), der als Denkmalpfleger für die große Sanierung des Bremer Schnoor-Viertels in den 1960er Jahren des letzten Jahrhunderts verantwortlich war. Aus dieser Zeit stammen auch die Zeichnungen. Denn im Februar 1959 hatte die Bremer Bürgerschaft das \“Gesetz zur Wiederherstellung des Schnoor-Viertels und der Umgebung der St.-Johannis-Kirche\“ beschlossen, wodurch das 2,2 Hektar große Gebiet mit 120 Häusern unter Denkmalschutz gestellt wurde. Der erste Entwurf des "Ortsstatuts für das Schnoorviertel" aus dem Jahre 1955 befindet sich ebenfalls im Archiv. Weitere Ausstellungen aus dem immensen Quellenschatz, zu dem Dokumente, Briefe, Fotografien, Bilder, Schriften, Zeichnungen, Karten, Baupläne, Zeitungen und Zeitungsausschnitte sowie archäologische Fundstücke und historische Gegenstände aus dem Schnoor gehören, sind geplant. Besucher sind nach vorheriger Anmeldung jederzeit im Archiv willkommen. Zahlreiche Geschichten über Bewohner und Ereignisse im Schnoor- Viertel hat Wolfgang Loose gesammelt und viele davon sogar – gemeinsam mit Karl Dillschneider – in den 1970er Jahren in einem Buch veröffentlicht. 

Kontakt
Bremer Geschichtenhaus
Stavedamm 8
28195 Bremen
Tel.: 0421 / 3362650
Fax: 0421 / 3362652
info@bremer-geschichtenhaus.de

Quelle: Thomas Kuzaj, Verlagsgruppe Kreiszeitung, 28.3.2007; Eva Rhode, TAZ Bremen, 23.1.2002

Die Geschichte des Kreises Stormarn ab 1980

Im Auftrag der Kulturstiftung Stormarn, die das Projekt auch finanziert, erforscht Dr. Norbert Fischer, ein Kenner der Geschichte des Kreises Stormarn, die Entwicklung Stormarns von 1980 bis heute. Seine Forschungsarbeit soll Ende 2008 abgeschlossen sein. Für diesen Zeitraum ist auch die Publikation seines Buches geplant, das den Titel "Auf dem Weg zur Metropolregion" tragen wird. Dr. Fischer, Privatdozent am Historischen Seminar der Universität Hamburg, beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit der Geschichte des Kreises Stormarn und hat bereits mehrere Bücher darüber veröffentlicht, die sich mit dem Zeitraum bis 1980 auseinandersetzen. Sein aktuelles Projekt führt ihn mindestens zweimal die Woche ins Kreisarchiv Stormarn, wo er nicht nur Protokolle aus den Ausschüssen des Kreistages, sondern auch weitere Dokumente und Karten studiert, um sich ein umfassendes Bild zu diesem Thema zu verschaffen. Dazu gehören selbstverständlich auch Fotos aus dieser Zeit, von denen es im Kreisarchiv jedoch nur wenige gibt. Deshalb bittet Dr. Norbert Fischer alle Hobbyfotografen, die Aufnahmen aus den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts besitzen, die die Besonderheiten und Charakteristika des Kreises Stormarn zeigen, sich mit Jutta Gaede vom Kreisarchiv (Telefon: 04531 / 160 – 514) in Verbindung zu setzen.

Der Titel des Projektes geht auf die Gründung des Verbundes \“Metropolregion\“ im Jahre 1991 zurück. Um eine bessere und effektivere Zusammenarbeit gewährleisten zu können, einigten sich die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg damals darauf, den Stadtstaat Hamburg, acht niedersächsische Landkreise und sechs schleswig-holsteinische Kreise zu der Metropolregion Hamburg zusammenzufassen, in der auf einer Fläche von ca. 20.000 km² etwa 4,3 Millionen Menschen leben. Das Ziel Dr. Fischers ist es herauszuarbeiten, wie ein großstadtnaher Kreis wie Stormarn seine Identität trotz einer stattfindenden Globalisierung im Kleinen bewahren kann. Eine gute Möglichkeit dieses Ziel zu erreichen, sieht der Historiker unter anderem darin, mit gezielter Kultur- und Geschichtsarbeit dem Identitätsverlust entgegenzusteuern. Dazu zählen nicht nur Bücher, die sich mit der Region beschäftigen sowie die vom Kreisarchiv herausgegeben Stormarner Hefte, sondern auch das zunehmende Angebot an kulturellen Veranstaltungszentren, um die Menschen an ihre Heimatregion zu binden. 

Kontakt:   
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
Tel: 04531 / 160 – 448
Fax: 04531 / 160 – 536
kreisarchiv@kreis-stormarn.de

Quelle: Ulrike Schwalm, Hamburger Abendblatt, 31.3.2007

Neuer Internetauftritt der Archivgemeinschaft Schwarzenbek

Bei der Konferenz der Archivgemeinschaft Schwarzenbek am 22. März 2007 wurde der neue Internetauftritt der Archivgemeinschaft vorgestellt. Er wird in der Zukunft das wichtigste Mitteilungsmedium für die regionale Archivarbeit im südlichen Kreis Herzogtum Lauenburg sein. 

Seit 1985 kooperieren in der Archivgemeinschaft Schwarzenbek die Städte Schwarzenbek, Geesthacht und Lauenburg/Elbe sowie die Gemeinde Wentorf bei Hamburg und das Amt Hohe Elbgeest bei der Aufarbeitung und Präsentation der Regionalgeschichte im südlichen Kreis Herzogtum Lauenburg. – Die Archive der Archivgemeinschaft sind nach vorheriger Vereinbarung zugänglich. 

Link: http://schwarzenbek.archivgemeinschaft.de

Kontakt:
Archivgemeinschaft Schwarzenbek
Dr. William Boehart
Stadtarchiv Schwarzenbek
Ritter-Wulf-Platz 1
21493 Schwarzenbek
Tel: 04151.8810 
William.boehart@schwarzenbek.de
http://schwarzenbek.archivgemeinschaft.de

Münsterstraße 76 – ein Haus voller Geschichte(n) in Bocholt

Als Haus voller Geschichte kann man das Gebäude Münsterstraße 76 in Bocholt bezeichnen, dessen Bild das Stadtarchiv Bocholt zum Foto des Monats April 2007 gewählt hat. Das ursprüngliche Bürohaus der Maschinenfabrik des Unternehmers Otto Pieron (gest. 1943) entstand im Jahre 1923 an der Münsterstraße Nr. 76 nach den Plänen des Düsseldorfer Architekten Carl Staudt. Die Firma hatte hier bis 1927 produziert, in deren Schreinerei wurde 1932 die Notkirche Heilig Kreuz eingerichtet. Das ehemalige Verwaltungsgebäude – zunächst Sitz der Kreisleitung der NSDAP – bezog im März 1938 die Bocholter Schutz- und Kriminalpolizei. Es erhielt nach dem Kauf durch die Stadt Bocholt die Bezeichnung „Hermann-Göring-Haus“. Auch die Dienststelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) war hier untergebracht. Einige Berichte und Erinnerungen bezeugen Vorfälle über Folter und Misshandlungen von Gegnern des Nazi-Regimes in seinen Mauern. Den Opfern zum Gedenken und den Lebenden zur Mahnung enthüllte man am 9. November 1988 im Eingangsbereich des Hauses eine Gedenktafel. Beim Bombenangriff im März 1945 wurde das Gebäude schwer beschädigt und nach Kriegsende bis Januar 1946 durch britische Besatzungstruppen belegt. Anschließend zogen die Polizeiverwaltung hier wieder ein sowie vorübergehend auch noch andere Ämter der Stadtverwaltung, das Arbeitsamt, die Industrie- und Handelskammer und die Kreishandwerkerschaft. Als am 8. Februar 1946 nach tagelangen Regenfällen die Aa über die Ufer trat, gelangte das Wasser bis über die Stufen des Haupteinganges. Nachdem die Polizeiverwaltung hier bis Juli 1975 ihren Sitz hatte, nutzten vorübergehend wieder verschiedene Ämter der städtischen Verwaltung die Räumlichkeiten. Auch Asylbewerber erhielten hier nach Umzug der städtischen Ämter in das neue Rathaus am Berliner Platz zeitweise eine Unterkunft. Die linke Hälfte des Gebäudes nutzte zwischen 1982 und 2007 das Arbeitsgericht, wogegen die benachbarte Seite seit 1984 die Hauptstelle des Bocholter Stadtarchivs beheimatet, das als „Haus voller Geschichte“ die wichtigsten Dokumente aus der Bocholter Vergangenheit bewahrt. 

Kontakt
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstr.76
46397 Bocholt
Tel.: 02871 / 953 – 349
Fax: 02871 / 953 – 347
stadtarchiv@mail.bocholt.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Bocholt, 31.3.2007

Museums- und Archivleitung der Stadt Offenburg in Personalunion

Nach einer dreijährigen Probezeit wurde jetzt vom städtischen Gremium in Offenburg entschieden, dass Museum und Archiv der Stadt auch weiterhin in Personalunion geführt werden. Seit Juni 2004 hatte der Leiter des Stadtarchivs Offenburg, Dr. Wolfgang Gall, nach dem Ausscheiden des bisherigen Museumsleiters Michael Friedmann, auch die Leitung des Ritterhausmuseums übernommen. Wie erfolgreich die Museumsarbeit von Dr. Gall ist, belegen nicht nur die hohen Besucherzahlen im Ritterhausmuseum, sondern zeigt auch die aktuelle Ausstellung »Neue Welt & Altes Wissen« , die aufgrund der großen Resonanz bis zum 15. April 2007 verlängert wurde.

Kontakt
Stadtarchiv Offenburg
Ritterstraße 10
77652 Offenburg 
Tel.: 0781 / 82 – 2577 
Fax: 0781 / 82 – 7521
wolfgang.gall@offenburg.de 

Quelle: Bettina Kühne, Baden-Online, 29.3.2007

Hundert Jahre Stadtarchiv Kiel

Das Stadtarchiv Kiel ist die zentrale Dokumentations- und Forschungsstätte für die über 750-jährige Geschichte der Landeshauptstadt. Es ist im Rathausturm untergebracht, was aufgrund der engen Räume und zahlreichen Treppen nicht sonderlich vorteilhaft für die Archivarbeit ist, wie Stadtarchivar Johannes Rosenplänter erläutert. Das Archiv ist das öffentliche Gedächtnis der Stadt, bewahrt ihre historischen Quellen und bildet die Grundlage der Stadtgeschichtsforschung. Das Kieler Stadtarchiv ist eines der bedeutendsten Kommunalarchive in Schleswig-Holstein. Die Erforschung, Präsentation und Vermittlung der Stadtgeschichte teilt sich das Stadtarchiv mit dem Stadtmuseum und der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte. Alle drei Einrichtungen arbeiten eng zusammen und sind bestrebt, Fachwissenschaft und Öffentlichkeit zur Auseinandersetzung mit der lokalen Geschichte anzuregen und deren Initiativen zu fördern.

Die erste Ordnung des Stadtarchivs vom Ende des 17. Jahrhunderts durch Bürgermeister Asmus Bremer (1652 bis 1720), der erste alphabetische Verzeichnisse angelegt hatte, wurde im Laufe der Zeit wieder zerstört. Erst im Jahre 1905 wurde mit Franz Gundlach zum ersten Mal ein professioneller Archivar mit der Arbeit betraut, der dann 1907 offiziell eingestellt wurde. Seitdem wird das Stadtarchiv Kiel hauptamtlich von einem Wissenschaftler geleitet. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zu einer Neuverzeichnung – auch der inzwischen entstandenen Akten – nach archivfachlichen Grundsätzen. Bei der Auslagerung während des letzten Krieges wurde nahezu die Hälfte des Urkundenbestandes, einzelne Protokolle und Handschriften sowie Siegelstempel und der größte Teil der alten Bildersammlung vernichtet. Die Urkunden reichen bis 1259 zurück, die Stadtbücher bis 1264, Protokolle des Magistrats, der Stadtvertretung und der Gerichte liegen seit dem 17. Jahrhundert vor, ebenso Stadtrechnungen. Rund 50 000 Akteneinheiten seit 1575 bilden den Grundstock des Archivs, zu denen dann auch Registraturen der seit 1869 eingemeindeten Ortschaften, des Oberpräsidiums der Stadt Kiel (1801-1815), des königlichen Polizeiamts, verschiedener Stiftungen, Gilden, Innungen und Firmen sowie einige Privatnachlässe hinzukommen. Die Archive der Nikolai- und Heilig-Geist-Kirche 1334-1871 liegen als Depositum im Stadtarchiv. Hinzu kommen Sammlungen von Karten, Plänen, Bildern, Stichen, Fotos, Gedenkmünzen, Kieler Tageszeitungen sowie Dokumente zur Zeitgeschichte und eine stadtgeschichtliche Handbibliothek. Welche Schätze im Stadtarchiv schlummern, wird ab Sonntag, 15. April 2007 in einer Ausstellung im Stadtmuseum Warleberger Hof gezeigt, zu dem es auch ein Begleitprogramm geben wird.

Kontakt
Stadtarchiv Kiel
Fleethörn 9-17
24103 Kiel
Tel.: 0431 / 901 – 3420
Fax:0431 / 901 – 3423

Quelle: Annemarie Heckmann, Kieler Nachrichten, 28.3.2007; Stadtarchiv Kiel.

Unter die Haube gebracht – Ausstellung in Neu Wulmstorf

Unter dem Titel \“Unter die Haube gebracht\“ zeigt das Gemeindearchiv Neu Wulmstorf, Landkreis Harburg, eine Ausstellung zur Geschichte und Entwicklung der Hochzeit, Hochzeitsbräuche einst und jetzt. Vom 1.4.2007 bis zum 7.7.2007 erfährt der Besucher im Rathaus Neu Wulmstorf interessante Informationen zum Thema Hochzeit. Zu sehen sind zahlreiche Exponate vom Brautkleid bis zum Hochzeitsbild. Ausstellungsbegleitend zeigen die aktiven Kunstschaffenden des Kulturvereins Neu Wulmstorf e.V. ihre Jahresausstellung \“Die Farbe Weiß\“ in der Galerie zum Ratssaal. Am 31.3.2007 um 15.00 Uhr findet im Ratssaal die musikalisch-literarische Eröffnung der Ausstellung \“Hochzeit\“ und der Jahresausstellung \“ Die Farbe Weiß\“ der Aktiven Kunstschaffenden mit einer Brautmodenkleiderschau statt. Am 7.7.2007, dem magischen Hochzeitsdatum dieses Jahres, endet die Ausstellung mit der Gelegenheit, sich in der Galerie zum Ratssaal im festlich geschmückten Rathaus trauen zu lassen, umgeben von Exponaten und Kunstwerken der Hochzeitsausstellung. Die Anmeldungen dafür nimmt das Standesamt entgegen.

Kontakt
Gemeindearchiv Neu Wulmstorf 
Bahnhofstr. 39
21624 Neu Wulmstorf
Tel.: 040 / 70078 – 167
Fax: 040 / 70078 – 181
d.mueller-staats@rh-neu-wulmstorf.de

Quelle: Aktuelles Gemeinde Neu Wulmstorf, 15.3.2007; A.Br., Hamburger Abendblatt, 26.3.2007