Ein Leben für Baden – Ausstellung über Leo Wohleb

In Erinnerung an den herausragenden Politiker, der zu den Gründervätern unserer Nachkriegsdemokratie zählt, ist vom 23. März bis 22. April 2007 die Ausstellung „Leo Wohleb – ein Leben für Baden“ im Regierungspräsidium Karlsruhe am Rondellplatz zu sehen. Sie wurde gemeinsam vom Landesverein Badische Heimat e.V. und dem Staatsarchiv Freiburg erarbeitet. Das Regierungspräsidium freut sich, dass es gelungen ist, diese interessante Ausstellung in Karlsruhe präsentieren zu können. Eröffnet wird sie am22. März 2007 um 18 Uhr von Regierungspräsident Dr. Rudolf Kühner und Oberbürgermeister Heinz Fenrich.

Leo Wohleb (1888-1955), den Altphilologen als Mitverfasser einer bis heute in Gebrauch befindlichen lateinischen Schulgrammatik bekannt, hat 1918-1919, dann von 1931 bis 1934 und einige Monate im Jahre 1945 in der Karlsruher Kulturverwaltung gewirkt. Nach 1933 gehörte er zu den wenigen Pädagogen, die eine kritische Distanz zu den braunen Machthabern wahrten. Seine beispielhafte Humanität und seine Begeisterungsfähigkeit waren Charakterzüge, die ihm nach 1945, als er sich mit voller Kraft dem Wiederaufbau des materiell zerstörten und moralisch diskreditierten Nachkriegsdeutschlands widmete, auszeichneten und zu Gute kamen. Von 1947 bis 1952 war er Staatspräsident des Landes (Süd)Baden. Einem größeren Publikum bekannt geblieben ist Leo Wohleb im Zusammenhang mit der Badenfrage, die zwischen 1948 und 1952 politisch aktuell war. Sein letztendlich erfolgloses Beharren auf die Wiederherstellung Badens brachte ihm viele Anfeindungen und Verunglimpfungen ein. Mit der Gründung des Südweststaates Baden-Württemberg ging 1952 das staatliche Eigenleben des Landes (Süd)Baden zu Ende. Noch im gleichen Jahr ernannte Bundeskanzler Adenauer ihn zum Gesandten der Bundesrepublik Deutschland in Portugal. Zu sehen ist die Ausstellung vom 23. März bis 22. April 2007 täglich von 11 bis 18 Uhr. Über die Osterfeiertage vom 6. bis 9. April 2007 ist das Regierungspräsidium geschlossen. Der Eintritt ist frei.

Kontakt
Regierungspräsidium Karlsruhe am Rondellplatz
Karl-Friedrich-Str. 17
76133 Karlsruhe
Tel.: 0721 / 926 – 4060
Fax: 0721 / 926 – 4020
ausstellungen@rpk.bwl.de

Staatsarchiv Freiburg
Colombistraße 4
79098 Freiburg
Tel.: 0761 / 38060 – 0
Fax: 0761 / 38060 – 13
stafreiburg@la-bw.de 

Quelle: Pressemitteilung Regierungspräsidium Karlsruhe, 8.3.2007; ka-news, 21.3.2007

Symposium über Hegels »Phänomenologie des Geistes« in Jena

Die Universität Jena lädt zu einem Symposium über Hegels \“Phänomenologie des Geistes\“ ein. Unter dem Donner preußischer und französischer Kanonen während der Schlacht bei Jena und Auerstedt schloss Georg Wilhelm Friedrich Hegel sein fulminantes Manuskript der \“Phänomenologie des Geistes\“ ab. Im März 1807 erschien das erste große Werk des deutschen Philosophen erstmals in gedruckter Form und verhalf ihm später als einem der führenden Denker der Moderne zu Weltruhm. Genau 200 Jahre nach ihrem Erscheinen widmet sich eine Internationale Tagung der \“Phänomenologie des Geistes\“, die am 21. März 2007 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften begonnen hat. \“Das 200. Jubiläum ist für uns Anlass, an Hegels Werk zu erinnern und vor allem nach seiner Aktualität zu fragen\“, erläutert Prof. Dr. Birgit Sandkaulen von der Friedrich-Schiller-Universität Jena das Anliegen. Die Professorin für Philosophie mit Schwerpunkt deutscher Idealismus leitet das Symposium gemeinsam mit Prof. Dr. Volker Gerhardt von der Humboldt-Universität zu Berlin und Prof. Dr. Walter Jaeschke vom Hegel-Archiv der Ruhr-Universität Bochum.

\“Hegels Werk basiert auf dem Gedanken, dass die Geschichte menschlichen Lebens in einer langen Reihe von ,Gestalten des Bewusstseins\‘ aufbewahrt wird\“, so Prof. Sandkaulen. Diese \“Genealogie\“ des menschlichen Bewusstseins schließe alle Bereiche des geistig-kulturellen Lebens in sich ein und stelle für Hegel nicht nur die Voraussetzung unseres gegenwärtigen Selbstverständnisses, sondern auch der Wissenschaft dar. In den kommenden vier Tagen wollen zahlreiche Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, den USA, Frankreich, Italien und Israel diskutieren, ob Hegels Ansatz auch heute noch verständlich gemacht werden kann oder ob er aufgegeben oder in eine andere Form übersetzt werden muss. \“Wir wollen Hegels Denkmodell der Genealogie vor allem disziplinenübergreifend und in der Auseinandersetzung mit anderen Modellen genealogischen Denkens untersuchen\“, betont Prof. Sandkaulen. So werden als Referenten nicht nur Philosophen und Hegel-Spezialisten erwartet, sondern auch führende Vertreter der Lebenswissenschaften, der Wissenschaftsgeschichte, der Rechtswissenschaft und der Theologie.

Ein Schwerpunkt der Tagung wird die Wissenschaft des Lebens sein. Hegel hat in der \“Phänomenologie des Geistes\“ die Entwicklung des Lebens unter den Begriff der \“Dialektik\“ gestellt und nicht nur mit der Entfaltung des \“Geistes\“, sondern auch mit der \“Freiheit\“ verbunden und im \“Bewusstsein\“ zur Geltung gebracht. \“Somit steht das gesamte Spektrum von Erkenntnis, Leben, Wissenschaft, Moral, Politik und Recht, Religion und Kunst zur Diskussion\“, kündigt Prof. Sandkaulen an. Das Internationale Symposium \“Gestalten des Bewusstseins. Genealogisches Denken im Kontext Hegels\“ ist eine gemeinsame Veranstaltung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Internationalen Hegel-Gesellschaft, dem Hegel-Archiv der Ruhr-Universität Bochum und dem Institut für Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Tagung wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.

Kontakt
Prof. Dr. Birgit Sandkaulen
Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Zwätzengasse 9
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944125
birgit.sandkaulen[at]uni-jena.de 

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Uni-Protokolle, 21.3.2007

Evangelisch am Rhein – Werden und Wesen einer Landeskirche

Ein neues umfangreiches Werk rheinischer Kirchengeschichte mit dem Titel „Evangelisch am Rhein – Werden und Wesen einer Landeskirche“ wird das Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland im Juni 2007 vorlegen. 23 Autorinnen und Autoren haben in nur zwei Jahren die Entwicklung der rheinischen Kirche von den Anfängen bis zur Neuzeit nachgezeichnet. Im ersten Teil des 300 Seiten starken Werkes geht es in fünf Kapiteln um „geschichtliche Abrisse“ von Konstantin bis heute, genauer: bis zur Präseswahl von Peter Beier im Jahre 1989. Im zweiten Teil informieren „vertiefende Zugänge“ in weiteren fünf Kapiteln über die Zusammenhänge von Kirche und Moderne, Bildung, Diakonie sowie Bekenntnis, Frömmigkeit, Theologie. Außerdem werden ausgewählte Persönlichkeiten porträtiert. Das historische Werk erscheint im Auftrag des Ausschusses für rheinische Kirchengeschichte und kirchliche Zeitgeschichte und füllt eine Lücke: Die letzte umfassende Bestandsaufnahme rheinischer Kirchengeschichte stammt aus den 1970-er Jahren. Doch nicht nur das: „Wir wollen mit dem Buch auch neue aktuelle Akzente setzen. Man findet dort vieles, was man nicht erwartet“, so Dr. Stefan Flesch, Direktor des Archivs der evangelischen Kirche im Rheinland und, zusammen mit Joachim Conrad, Nicole Kuropka und Thomas Martin Schneider, Mitherausgeber der Publikation. „Wir schreiben die Kirchengeschichte bis in die Zeitgeschichte fort, und das Biografiekapitel zeigt nicht nur Wege, sondern auch Irrwege von Theologen auf, z.B. von problematischen Gestalten wie Karl Dungs, einer rheinische Größe unter den Deutschen Christen.“

Das Buch bietet nicht nur einen aktuellen Überblick über die rheinische Kirchengeschichte auf dem neuesten Stand der Forschung. Es zeigt auch ca. 150 Abbildungen mit Kartenskizzen von der Spätantike bis heute, Urkunden, Zeichnungen und Porträts und Bilddarstellungen von Abendmahlsgeräten und Bauwerken. Und: Die mitgelieferte CD ist umfangreicher als das Buch. Sie enthält einen ungekürzten Anhang mit Literatur- und Quellenangaben und Quellenzitaten sowie eine Verlinkung der Beiträge – ein besonders interessantes Angebot für Theologiestudierende und die wissenschaftliche Forschung.

Info
Evangelisch am Rhein. Werden und Wesen einer Landeskirche. Im Auftrag des Ausschusses für rheinische Kirchengeschichte und kirchliche Zeitgeschichte hg. v. Joachim Conrad, Stefan Flesch, Nicole Kuropka u. Thomas Martin Schneider, Düsseldorf 2007. (Schriften des Archivs der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nr. 35) ISBN 978–3–930250–48–6. Zum Subskriptionspreis von € 24,80, Ladenpreis € 29,80.
Subskriptionsende: 31.7.2007

Kontakt
Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland 
Landeskirchenamt
Hans-Böckler-Straße 7 
40476 Düsseldorf 
Tel.: 0211 / 45 62 – 268
Fax: 0211 / 45 62 – 421 
marlis.stempel@ekir-lka.de

Quelle: Pressemeldung EKiR, 19.3.2007

Bewegte Reformationsgeschichte – Martin Bucers Auseinandersetzung mit den Altgläubigen in Köln

Band 11,3 der Bucer-Edition wird der Öffentlichkeit vorgestellt – \“Es handelt sich um eine theologiegeschichtlich bedeutsame Auseinandersetzung\“ Am Donnerstag, den 22. März 2007 um 19 Uhr stellt die Forschungsstelle \“Martin Bucers Deutsche Schriften\“ der Heidelberger Akademie der Wissenschaften im Historischen Archiv der Stadt Köln Band 11,3 ihrer Werkedition vor. Mitveranstalter sind die Stadt Köln und das Gütersloher Verlagshaus. Die Begrüßung erfolgt durch Archivleiterin Dr. Bettina Schmidt-Czaia sowie Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes. Eingeleitet wird die Buchpräsentation von zwei Vorträgen: Prof. Dr. Eike Wolgast, Stellvertretender Sekretar der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, behandelt das Thema der \“Grundlagenforschungen in den Geisteswissenschaften\“; der Leiter der Bucer-Forschungsstelle, Prof. Dr. Christoph Strohm, erläutert \“Die Bedeutung des Kölner Reformationsversuchs für die deutsche Reformationsgeschichte\“.

Die Edition des umfangreichen Werks Martin Bucers (1491-1551) ist für die gesamte Epoche der Reformation eines der wichtigsten Vorhaben, da dieser Straßburger Theologe, Kirchenmann und Politiker zu den wirkungsmächtigen Persönlichkeiten der deutschen wie der europäischen Reformationsgeschichte zählt. Von der historisch-kritischen Ausgabe der Deutschen Schriften Martin Bucers sind bisher 15 Bände erschienen.

Die Werke Bucers zu den Reformationsbestrebungen des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied, die er in den Jahren 1542-1545 in dessen Auftrag betrieb, waren auch für die deutsche Reformationsgeschichte von weitreichender Bedeutung. Diese Werke Bucers wurden in drei Bänden ediert, von denen der nun neu vorliegende der letzte ist. Er enthält die Edition der \“Beständigen Verantwortung\“. Dieses im Januar 1545 in Bonn publizierte Werk ist das umfangreichste in deutscher Sprache abgefaßte Werk Bucers, mit dem er im Namen des Kölner Erzbischofs erneut in aller Ausführlichkeit die Angriffe des Kölner Domkapitels und insbesondere die Entgegnungen und Angriffe in Johannes Groppers \“Christlichen und Catholischen Gegenberichtung\“ zurückwies. Dabei führte Bucer kirchenrechtliche und patristische Belege als Argumente für seine reformatorische Theologie ins Feld.

\“Der genannte Kölner Theologe Gropper stand den Reformvorhaben seines Erzbischofs Hermann von Wied zunächst positiv gegenüber und war mit Martin Bucer bis zum Januar 1543 fast freundschaftlich verbunden. Dann aber wurde er zum Wortführer der Gegner der vom Erzbischof mit Hilfe Martin Bucers, Melanchthons und Kaspar Hedios in Gang gebrachten protestantischen Reform des Erzbistums Köln\“, so Dr. Thomas Wilhelmi, der Herausgeber des neuen Bandes. \“Es handelt sich um eine theologiegeschichtlich bedeutsame Auseinandersetzung. Um diese im Detail für den Leser nachvollziehbar zu machen, haben wir auch Groppers im Frühjahr 1544 in Köln publizierte \“Christliche und catholische Gegenberichtung\“ hier als Nachdruck veröffentlicht, da Bucer in seiner \“Beständigen Verantwortung\“ in allen Einzelheiten auf diese Schrift eingeht.\“

Info
Martin Bucer \“Deutsche Schriften\“ Bd. 11,3: \“Schriften zur Kölner Reformation\“ (1545). Bearbeitet von Thomas Wilhelmi. 728 Seiten, 178 Euro. Gütersloher Verlagshaus 2006.
ISBN 978-3-579-04311-1.

Martin Bucer: \“Deutsche Schriften\“ Ergänzungsband: Johannes Gropper \“Christliche und catholische Gegenberichtung\“ Reprint des 1544 in Köln erschienenen Drucks. Herausgegeben von Thomas Wilhelmi. 356 Seiten, 78 Euro. Gütersloher Verlagshaus 2006. 
ISBN 978-3-579-04312-8.

Kontakt: 
Dr. Johannes Schnurr
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
Tel.: 06221 / 54 34 00
Fax: 06221 / 54 33 55
johannes.schnurr@urz.uni-heidelberg.de
www.haw.baden-wuerttemberg.de

Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Bucer-Forschungsstelle
Dr. Thomas Wilhlemi
Tel.: 06221 / 54 43 96
Fax: 06221 / 54 43 95
bucer@urz.uni-heidelberg.de 
www.haw.baden-wuerttemberg.de/seiten/forschung/forschungsstellen/bucer.php 

Quelle: Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Uni-Protokolle, 20.3.2007

Stadtarchiv Neuss zeigt Geschichte in Gesichtern

In den neuen Räumen des Stadtarchivs Neuss wurde am 15. März 2007 die Ausstellung „Geschichte in Gesichtern“ eröffnet, zeitgleich zu den \“Jüdischen Kulturtagen", die 2007 unter dem Motto: neue töne – jüdisches (er)leben stehen. Sie sind ein gemeinsames Projekt der Städte Bonn, Düsseldorf und Köln (rhein land ag), der acht jüdischen Gemeinden des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und der Synagogen-Gemeinde Köln, der Städte Aachen, Bedburg-Hau, Duisburg, Essen, Krefeld, Leverkusen, Mönchengladbach, Neuss, Nettetal, Ratingen, Wuppertal sowie des Landschaftsverbandes Rheinland und des NRW KULTURsekretariats Wuppertal. In diesem Jahr werden mehr als 270 Veranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Vorträge, Filme oder Ausstellungen angeboten. Grundlage der Ausstellung im Stadtarchiv Neuss sind 25 000 Glasplatten, die vor knapp zwei Jahren an das Stadtarchiv übergeben wurden. Auf ihnen hat das Neusser Fotoatelier Kleu in den Jahren 1903 bis 1973 Neusser Bürger abgelichtet. Dieser lange unentdeckt gebliebene Schatz wird jetzt im Stadtarchiv Neuss gesichert und gesichtet. In dieser für die Kulturgeschichte einzigartigen Überlieferung finden sich auch zahlreiche bislang unbekannte Bildnisse Neusser Jüdinnen und Juden aus der Zeit vor 1945. Namen und Schicksale bekommen mit diesen lebendigen Porträts erstmals ein Gesicht. Alphabetisch und chronologisch geordnete Register ermöglichten es sogar, Geschichten rund um die Portraitierten zu rekonstruieren, die selbst Archivleiter Dr. Jens Metzdorf und Professor Stefan Rohrbacher vom Institut für Jüdische Studien der Uni Düsseldorf überrascht haben. Gemeinsam mit Studenten beteiligte sich Prof. Rohrbacher im Rahmen eines Seminars an dem Projekt. Selbst er – der bereits ein Buch über die Juden in Neuss veröffentlicht hat, erfuhr bei der Recherche noch so manches über die Menschen, die er bisher nur dem Namen nach kannte.

In der Ausstellung, die noch bis zum 27. April 2007 zu besichtigen ist, sind Bildnisse Neusser Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens zu sehen. Die Ausstellung zeigt einerseits die Kunst des Fotografen, andererseits vermittelt sie aber auch einen Eindruck von dem Selbstverständnis eines deutsch-jüdischen Bürgertums in einer rheinischen Mittelstadt und konfrontiert mit den Schicksalen der Porträtierten. Der Betrachter begegnet den Kindern des Viehhändlers, die Schulranzen auf dem Rücken, der Tochter des Kantors in ihrer Schwesterntracht, dem einst angesehenen Geschäftsbesitzer und seiner Frau, die sich im Festtagsstaat ablichten lassen – nur kurze Zeit vor der Deportation. Mit den eindrucksvollen reproduzierten Großaufnahmen werden so beispielhaft Lebensverhältnisse und Schicksalswege Neusser Juden vermittelt. Auf Wandfahnen wurden Informationen zu den Dargestellten kurz und prägnant zusammengefasst. Wer mehr erfahren möchte, kann die ausführlicheren Beschreibungen in den handlichen Mappen lesen, die ebenfalls den Besuchern zur Verfügung stehen. Ergänzend dazu sind zwei Vitrinen mit handgeschriebenen Postkarten der Porträtierten oder wenigen originalen Schriftstücken aus dem Stadtarchiv bestückt. Führungen durch die Ausstellung gibt es am 29. März und 26. April 2007, jeweils um 18 Uhr oder nach Vereinbarung.

Kontakt
Stadtarchiv Neuss
Oberstr. 15
41460 Neuss
Tel.: 02131 / 90 – 4250
Fax: 02131 / 90 – 2433

Quelle: Aktuelles Stadtarchiv Neuss, 6.3.2007; Helga Bittner, Neuss-Grevenbroicher-Zeitung, 15.3.2007

Findbuch zum Gemeindearchiv Eisingen 1702-1981

Die Gemeinde Eisingen liegt wenige Kilometer nordwestlich der Stadt Pforzheim am Übergang vom Kraichgau zum Schwarzwald. Die überlieferte Geschichte der Gemeinde Eisingen im Enzkreis beginnt mit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 919. Neben der Tierzucht spielte stets der Weinbau in der Gemeinde eine bedeutende Rolle. Die Industrialisierung sorgte Ende des 19. Jahrhunderts auch in Eisingen für einen Strukturwandel: Aus dem rein bäuerlichen Dorf wanderten von Jahr zu Jahr in steigendem Maße Arbeiter als Pendler in die aufblühende Industrie Pforzheims ab. In den letzten siebzig Jahren wuchs die Bevölkerung hingegen stark an – von 1.071 im Jahr 1939 über 1.350 im Jahr 1950, 2.186 im Jahr 1970 bis zu 4.300 heute.

Viele Geschichten aus dem alten Eisingen waren bislang in verschiedenen Archiven verstreut. So befanden sich u.a. über 54 laufende Meter „alte Akten“ unterm Rathausdach. Und auch beim Generallandesarchiv in Karlsruhe waren Eisinger Unterlagen eingelagert. Jetzt aber stehen die Archivalien erschlossen, verzeichnet und restauriert im neuen Archivraum der Gemeinde Eisingen.

Auf einstimmigen Beschluss des Eisinger Gemeinderates war das Kreisarchiv des Enzkreises mit der Sicherung der geschichtlichen Überlieferung Eisingens beauftragt worden. Die Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten leistete Archivarin Heike Sartorius, auch Ursula Reister und Anke Huber waren beteiligt. Zusammen mit Amtsleiter Konstantin Huber konnte Heike Sartorius jetzt das „Findbuch zum Gemeindearchiv Eisingen“ an die Verwaltung übergeben.

Das über 300 Seiten starke Werk mit genauer Bezeichnung aller vorhandenen Unterlagen ist der Schlüssel zu den fast 1.500 Archivalieneinheiten aus dem Zeitraum von 1702 bis 1981. Rund 28.000 Euro hat die Aufarbeitung und Sicherung der Archivunterlagen gekostet.

Kontakt:
Gemeinde Eisingen
Talstraße 1
75239 Eisingen
Telefon: 07232-38110
Telefax: 07232-381120
gemeinde@eisingen-enzkreis.de

Landratsamt Enzkreis – Kreisarchiv
Zähringerallee 3 
75177 Pforzheim
Telefon: (07231) 308-423 
Fax: (07231) 308-837 
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Pforzheimer Zeitung, 16.3.2007

Sichere Aufbewahrung von Akten im Untertagearchiv Heilbronn

Uta lautet die Abkürzung für das Untertagearchiv, das die Südwestdeutsche Salzwerke AG im Stollen Heilbronn im Jahre 1997 eingerichtet hat. Wo Uta genau liegt, will Bergwerksdirektor Dr. Gerd Bohnenberger allerdings aus Sicherheitsgründen nicht verraten. Denn Uta enthält unter anderem wertvolle Akten und Dokumente von Firmen, die ihre Unterlagen krisensicher lagern wollen. Aber auch Unterlagen des eigenen Unternehmens sowie Materialien aus dem Stadtarchiv Heilbronn sind dort gelagert. Seit über einhundert Jahren wird im Verbundbergwerk Heilbronn/Kochendorf Salz abgebaut. In etwa 200 m Tiefe und mit ca. 1 800 Abbaukammern ist dabei ein Streckennetz entstanden, das in etwa dem darüberliegenden Straßennetz der Stadt Heilbronn entspricht. Jede dieser Kammern ist etwa 200 m lang, 15 m breit und 10 – 20 m hoch. Gleichgroße Pfeiler zwischen den Kammern stützen das Gebirge unter und über dem Salzlager. Die ältesten Kammern existieren bereits seit über einhundert Jahren ganz ohne technische Stützen. Die Kammern zeichnen sich dadurch aus, dass sie standsicher, trocken, erdbeben- und einbruchsicher, ganzjährig mit etwa 18° C gleichbleibend temperiert – ohne Heizung oder Kühlung – ungezieferfrei und frei von Elektrosmog sind. Mit dem Uta steht somit ein von Naturkatastrophen, Klimaschwankungen, Wasserrohrbrüchen, Ungezieferplagen und Elektrosmog unberührter Lagerraum zur Verfügung, der auch preislich ein attraktives Angebot darstellt. Denn die Kosten für die gemieteten Lagerflächen orientieren sich an denen, die für oberirdische Flächen verlangt werden. Aufbewahrt werden können dort Akten, die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen unterliegen, Akten, die Sicherheitsbestimmungen unterliegen, Röntgenbilder, Datenträger, Bücher, Wertgegenstände jeglicher Art, Kunstgegenstände, wie z.B. Bilder, Statuen und Skulpturen sowie Möbel. Das Fassungsvermögen der Stollen im Salzbergwerk Heilbronn, die bis zu 100 Meter lang sind, ist nahezu unerschöpflich. Im Gegensatz zu Kanada und England, wo solche Untertagearchive gerne genutzt werden, ist bis jetzt die Nachfrage in Deutschland nach diesem sicheren Aufbewahrungsort eher gering. 

Während des Zweiten Weltkriegs sah dieses noch anders aus. In den Bergwerken Heilbronn und Kochendorf wurden damals – wie Prof. Dr. Christhard Schrenk, Direktor der Heilbronner Stadtarchivs, in einer Publikation zusammengestellt hat – vor allem sakrale und profane Kunstgegenstände, Lizenzen und Patentschriften, Modelle und Originalmaschinen, aber auch sonstige Wertgegenstände und Hausrat in Kisten eingelagert, die nach Kriegsende nach gründlicher Überprüfung der Besitzansprüche von den Amerikanern den rechtmäßigen Eigentümern unversehrt zurückgegeben wurden. In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts sind die Heilbronner und Kochendorfer Schatzkammer-Stollen verfüllt worden. Uta wurde daher 1997 von der Südwestdeutsche Salzwerke AG an einem benachbarten Ort eingerichtet.

Kontakt
Südwestdeutsche Salzwerke AG
Salzgrund 67
74076 Heilbronn
Tel.: 0 71 31 / 9 59 – 0
Fax: 0 71 31 / 17 90 71

Stadtarchiv Heilbronn
Eichgasse 1 (Deutschhof)
74072 Heilbronn
Tel.: 07131 / 56 – 2290
Fax: 07131 / 56 – 3195

Quelle: Maria Theresia Heitlinger, Heilbronner Stimme, 12.3.2007

Stadtarchiv Münster erinnert an die »armen Leute von Kinderhaus«

Man nannte sie „ame lude tor Kinderhues“ oder schlicht „Leprosi“. Gemeint waren die Bewohner des Leprosoriums Kinderhaus vor den Stadtmauern des mittelalterlichen Münsters. Ihnen widmet das Stadtarchiv Münster am Donnerstag, 22. März 2007, einen Themenabend. Beginn ist um 18 Uhr. Erstmals erwähnt wurden Leprakranke im Testament des Münsteraners Goswin von Klanktorp, der 1332 starb. Etwa zeitgleich entstand das Leprosorium samt einer kleinen Kapelle. Referent Mirko Crabus lässt anhand von Urkunden und anderen historischen Quellen dessen Geschichte Revue passieren. Er präsentiert aus dem Magazin des Stadtarchivs auch eine Hausordnung anno 1558. Fein säuberlich sind dort die strengen Regeln des Zusammenlebens der Bewohner notiert. Tanz und Musik war ihnen untersagt. Der Eintritt zum Themenabend ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92 – 47 01
Fax: 02 51 / 4 92 – 77 27
archiv@stadt-muenster.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 16.3.2007

Die Geschichte der Juden im Nachkriegsdeutschland

Die VolkswagenStiftung bewilligt rund 278.000 Euro für ein außergewöhnliches Projekt zur Aufarbeitung und Gesamtdarstellung der deutsch-jüdischen Geschichte nach 1945 Juden in Deutschland – ein Thema, das in der Betrachtung zumeist auf den Holocaust beschränkt bleibt oder in noch weiter in die Vergangenheit reichender Perspektive interessiert. Über die Nachkriegsgeschichte der Juden in Deutschland hingegen ist wenig bekannt; die Jahreszahl 1945 markiert für viele das vermeintliche Ende des Judentums in diesem Land. Und doch hat das jüdische Leben hierzulande viele Facetten: Wussten Sie, dass die hiesige jüdische Gemeinde die drittgrößte Europas ist? Derzeit gehören dem Zentralrat der Juden 102 einzelne Gemeinden mit rund 105.000 Mitgliedern an, doch man schätzt, dass wohl rund 200.000 Juden in Deutschland leben. Und deren Zahl wächst stetig. Dabei stellt – etwa mit Blick auf Fragen der Integration – vor allem die Zuwanderung aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion gerade für die Gemeinden selbst eine aktuelle Herausforderung dar. 

Dieser stark vernachlässigten zeithistorischen Spur nachgehen und ein umfassendes Werk zur Geschichte der Juden in Deutschland seit 1945 erarbeiten: Das will Professor Dr. Michael Brenner von der Abteilung für Jüdische Geschichte und Kultur der Universität München, der zugleich Vorsitzender der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft des Leo Baeck Instituts ist. Mit Hilfe namhafter jüdischer und nicht-jüdischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler soll eine Gesamtdarstellung entstehen, die alle Facetten jüdischen Lebens in der Bundesrepublik und in der DDR behandelt. Die VolkswagenStiftung unterstützt die Forscher bei ihrer Arbeit mit rund 278.000 Euro. Auf diese Weise soll ein fünfter Band zur \“Deutsch-jüdischen Geschichte in der Neuzeit\“ entstehen; an der Finanzierung der Arbeit an den ersten vier Bänden dieses Werkes hat sich die Stiftung zwischen 1990 und 1996 ebenfalls beteiligt.

Die Wissenschaftler wollen sowohl die inneren Beziehungen dieser Gruppe als auch die Beziehungen der Juden zu ihrer \“Umwelt\“ untersuchen. Wie etwa sieht das Verhältnis zur deutschen, nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft aus? Wie gestalten sich die Verbindungen zu den Juden außerhalb Deutschlands? Und wie bewältigen die jüdischen Gemeinden den großen Zustrom an Glaubensbrüdern und -schwestern aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion? Seit 1989 kamen 190.000 von ihnen als so genannte jüdische Kontingentflüchtlinge nach Deutschland, von denen bislang 80.000 in die jüdischen Gemeinden Deutschlands integriert werden konnten. Die jüdische Gemeinde zu Berlin war zum Beispiel wegen der Zuwanderung in den 1990er Jahren weltweit die am schnellsten wachsende ihrer Art. 

Fünf Fragestellungen konturieren die gesamte Untersuchung:
1. Wie stellt sich die demografische Struktur der Juden in Deutschland nach 1945 dar, und wie wirken sich die jüdischen Migrationsströme, die teilweise aus Deutschland herein- und herausführten, aus?
2. Welche Sozialstruktur und Geschlechterbeziehungen lassen sich im Vergleich zur deutschen, nicht-jüdischen Mehrheitsgesellschaft ausmachen?
3. Wie haben sich politische und kulturelle Beteiligungsprozesse der Juden in Deutschland verändert?
4. Welche Rolle spielen Religion und Ethnizität für individuelle und kollektive jüdische Identitäten?
5. Wie lässt sich das Verhältnis zwischen den Juden in Deutschland und der sich entwickelnden Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik unter Berücksichtigung des Spannungsverhältnisses zur DDR beschreiben?

Das Wissenschaftlerteam wird hierzu die Bestände verschiedener Archive in Deutschland – darunter das Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland – sowie in Großbritannien, den USA und in Israel in ihre Analysen einbeziehen. Neben der archivalischen Überlieferung ist eine Auswertung von Medien (Zeitungen, Hörfunk, Fernsehen), aber auch von Literatur und Theater geplant.

Kontakt
VolkswagenStiftung
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Christian Jung
Tel.: 0511 / 8381 – 380
jung@volkswagenstiftung.de

Universität München
Historisches Seminar
Prof. Dr. Michael Brenner
Tel.: 089 / 2180 – 5570
Michael.Brenner@lrz.uni-muenchen.de

Quelle: VolkswagenStiftung, Uni-Protokolle, 16.3.2007

Ausstellung »Aufbau West« jetzt im Haus Oberschlesien

Ab dem 18. März 2007 präsentiert das Oberschlesische Landesmuseum die vielbeachtete und aufwändig gestaltete Ausstellung Aufbau West des Westfälischen Industriemuseums. Dafür wurde bereits ab Ende November 2006 mit umfangreichen Aufbau- und Umgestaltungsmaßnahmen auf zwei Museumsetagen begonnen.

Die 2005/2006 auf der Zeche Zollern II/IV in Dortmund-Bövinghausen gezeigte Ausstellung fand ein positives Echo und erfreute sich zahlreicher Besucher. Im Überblick und an vielen Einzelschicksalen verdeutlicht Aufbau West, wie Millionen Menschen, die 1944/45 und nach Kriegsende als Flüchtlinge oder Vertriebene ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten und in ihren Siedlungsgebieten in Osteuropa verlassen mussten, maßgeblich zum Wiederaufbau von Wirtschaft und Industrie in Nordrhein-Westfalen beigetragen haben.

Die Ausstellung
Über 10 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene kamen nach 1945 in die westlichen Besatzungszonen. Die Ausstellung Aufbau West erzählt ihre Geschichte und berichtet über ihre Erfahrungen. Sie zeigt, wie die Menschen aus Ost und West den schwierigen Neuanfang bewältigten, die Produktion in Fabriken und Bergwerken wieder in Gang setzten und in Betrieben und Siedlungen zueinander fanden. 

300 Objekte, 40 Lebensgeschichten, zahlreiche historische Fotos, Film- und Tondokumente begleiten die Besucher auf ihrer Zeitreise von 1945 bis in die Gegenwart. Die Ausstellung macht damit ein wichtiges und bislang kaum beleuchtetes Stück deutscher Zeitgeschichte lebendig. Denn fest steht: Arbeitskräfte, Knowhow und Unternehmergeist aus dem Osten haben maßgeblich zum Wirtschaftswunder beigetragen.

Darüber hinaus regt Aufbau West Fragen an, die auch für die heutige Diskussion um Migration und Integration wichtig sind: Was bedeutete nach dem Krieg der Verlust von Heimat? Wie wurden die Menschen aus dem Osten im Westen empfangen? Welche Akzente haben die Zuwanderer von damals gesetzt?

Die Themen
Flucht und Vertreibung
Auf dem Außengelände des Museums weisen Gesichter prominenter Politiker und Künstler aus dem Osten sowie lebensgroße historische Fotos von Flucht und Vertreibung den Weg in das Museumsgebäude.

Ablehnung und Hilfsbereitschaft
Auf dem Land trafen die Flüchtlinge auf eine Bevölkerung, die Fremden eher ablehnend gegenüberstand. Willkommen waren die von der Vertreibung gezeichneten Menschen dort in der Regel nicht. In den kriegszerstörten Städten hatten die Einheimischen durch Luftangriffe genau wie die Vertriebenen fast alles verloren, waren oft selbst evakuiert und teilten damit viele Erfahrungen der Zuzügler. Inventar aus Notunterkünften, Fotos, Dokumente und Erinnerungsstücke veranschaulichen das Thema.

Wirtschaft und Gesellschaft
In Nordrhein-Westfalen war Ende der 1950er Jahre jeder fünfte Einwohner Flüchtling oder Vertriebener. Hier befanden sich außerdem die Schlüsselindustrien für den Wiederaufbau. Deshalb stellt die Ausstellung die Entwicklung zwischen Rhein und Weser in den Mittelpunkt und liefert damit gleichzeitig einen Beitrag zum 60. Gründungsjubiläum des Bundeslandes NRW im Jahr 2006. An den Beispielen Bergbau und Bauwirtschaft, Textil- und Bekleidungsindustrie, Glasherstellung und Maschinenbau zeigt Aufbau West, in welchem Maße Flüchtlinge und Vertriebene nach dem Krieg fehlende Arbeitskräfte ersetzten, wo Unternehmer neue Industriezweige ansiedelten und wie durch den Ost-West-Transfer die einheimische Produktpalette erweitert wurde. Das Spektrum der Exponate reicht vom Streichholzbriefchen bis zum Drahtwebstuhl, vom Glasknopf bis zur Nähmaschine, von der Maurerkelle bis zum Modellhaus.

Menschen und Schicksale
Aufbau West zeigt keine abstrakte Industriegeschichte: Anhand von Biografien erzählt die Ausstellung, wie Menschen die Flucht, die Ankunft und den Neubeginn erlebt und welche Leistungen sie erbracht haben. Die Interviewpartner haben nicht nur ihre persönliche Geschichte, sondern auch viele Erinnerungsstücke zur Verfügung gestellt. Mit ihrer Hilfe erweckt die Ausstellung die Jahre des Wiederaufbaus zu neuem Leben und macht die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen sowie ihr heutiges Verhältnis zur alten Heimat anschaulich.

Spuren
Denkmäler und Straßenschilder, Patenschaften und Museen, politische und literarische Debatten – in all diesen Bereichen zeigen sich bis heute Spuren der Flüchtlinge und Vertriebenen. In Partnerschaften und Kooperationsprojekten entwickelt sich gleichzeitig ein neues Verhältnis zu den heutigen Bewohnern der Herkunftsregionen. Mit einem Bogen in die Gegenwart und dem Ausblick in ein zusammenwachsendes Europa entlässt die Ausstellung ihre Besucherinnen und Besucher.

Info:
Aufbau West
Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder
Eine Ausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe – Westfälisches Industriemuseum (WIM) Landesmuseum für Industriekultur
18. März – 21. Oktober 2007
Offizielle Eröffnung: Sonntag, 18. März 2007, 14.30 Uhr im Haus Oberschlesien.

Begleitprogramm / Führungen / Museumspädagogik
Zur Ausstellung werden Vorträge, Filmabende, Lesungen sowie Führungen und museumspädagogische Programme für Schulklassen (Grundschulen und weiterführende Schulen), Kinder- und Jugendgruppen angeboten, auf die gesondert hingewiesen wird.  

Medien zur Ausstellung
Dagmar Kift (Hg.): Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder. Ausstellungskatalog: Essen (Klartext) 2005. 
\“Aufbau West\“ – Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder, DVD. Westfälisches Landesmedienzentrum, Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Münster 2005. 
Weitere Informationen finden Sie im Web unter www.ausstellung-aufbau-west.de

Kontakt
Dr. Susanne Peters-Schildgen
Oberschlesisches Landesmuseum
Bahnhofstr. 62,
40883 Ratingen
Tel.: 0 21 02 / 96 52 33,
Fax: 0 21 02 / 96 52 40
kontakt@oslm.de
www.oberschlesisches-landesmuseum.de