Populäre Medienrezeption okkulter Themen

Fremde Kulte und furchteinflößende Rituale haben immer wieder die Phantasie der Filmschaffenden angeregt. Auch im Archiv des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene eV (IGPP) lassen sich an verschiedenen Stellen Hinweise auf die Rezeption okkulter Themen innerhalb der weiten Welt des Filmbusiness finden, so etwa im umfangreichen Teilbestand „Fernsehen – Film – Funk“ oder in den verschiedenen Pressesammlungen. 

\"Presseheft

Eines der bekanntesten Beispiele aus diesem Genre dürfte Alan Parkers Erfolgsfilm "Angel Heart" aus dem Jahr 1987 sein, während der im gleichen Jahr in den deutschen Kinos gezeigte Streifen "Das Ritual" (Regisseur: John Schlesinger) weitaus weniger Aufmerksamkeit erreichen konnte. Der auf einem Roman von Nicholas Condé (The Religion, 1982) basierende Film mit dem bekannten Schauspieler Martin Sheen als Hauptdarsteller erschien zunächst in der US-Fassung unter dem Titel "The Believers". Dem Konkurrenzprodukt "Angel Heart" nicht unähnlich speist sich der Plot aus dem Fundus von Ahnenkult, Voodoo und Ritualmord und hat speziell den exotischen Santería-Kult zum gruselig aufbereiteten Sujet. Diese insbesondere auf Kuba und in der Karibik verbreitete Religion verbindet das katholische Heiligenwesen mit der Verehrung eigener, ursprünglich aus dem westafrikanischen Kontext herrührender Santería-Gottheiten und enthält viele Elemente der Magie und des Spiritismus. Die Adaption dieser geheimnisvollen Welt führt in "Das Ritual" schließlich zu einer mehr oder weniger aufregenden Filmhandlung. Unabhängig von der eigenen Qualitätsbewertung stellt der Film ein bemerkenswertes Beispiel für die populäre Medienrezeption okkulter Themen dar, die seit geraumer Zeit Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung im IGPP ist. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Willhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins Archiv 02/07, 1.2.2007

Kaisergeburtstage unter Wilhelm I. und Wilhelm II.

Der Geburtstag von Kaiser Wilhelm II. am 27. Januar war für die meisten seiner Untertanen ganz selbstverständlich der höchste Feiertag im Jahr, der mit großem Aufwand begangen wurde und folglich auch in Form von vielen Augenzeugenberichten festgehalten wurde, von denen sich einige im volkskundlichen Archiv des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) finden. Die Idee, den Geburtstag eines Oberhauptes zu zelebrieren, war nicht neu. In Teilen Deutschlands war diese Tradition schon vor Gründung des Kaiserreiches 1871 etabliert, indem in den deutschen Einzelstaaten die Geburtstage der herrschenden Fürsten gefeiert wurden. „Die Kaisergeburtstage unter Wilhelm I. und später besonders auch unter Wilhelm II. waren mit diesen Festlichkeiten in keinster Weise zu vergleichen, da sie auf nationaler Ebene stattfanden und somit ganz andere Dimensionen und Möglichkeiten der Selbstinszenierung mit sich brachten“, betont Laura Bröker, die sich im Rahmen ihres Praktikums bei der Volkskundlichen Kommission für Westfalen näher mit den Kaisergeburtstagsfeiern auseinandergesetzt hat. 

Die Feiern lenkten die Aufmerksamkeit der benachbarten Staaten auf das Kaiserreich und stellten gleichzeitig dessen Einheit und Geschlossenheit zur Schau. Das versuchten die Organisatoren beispielsweise mit penibel genau geplanten Parademärschen oder großzügig ausstaffierten Musikzügen mit Fackeln zu erreichen. Meist befand sich die gesamte Bevölkerung auf den Beinen, um den besonderen Ehrentag zu begehen und somit die nationale Gesinnung zu demonstrieren. Es wurden Festreden gehalten, Hymnen und Lobpreisungen angestimmt und Geschichtsvorträge gehalten, die von des Kaisers vorbildlichem Leben und seinen Heldentaten berichteten und ihren Teil dazu beitrugen, die Person des Kaisers weiter zu verherrlichen. Nachdem für das Wohl des Kaisers gebetet worden war, machte man sich meist auf den Weg in ein Kaffee- oder Wirtshaus, um dort mit Familie, Freunden und Bekannten weiterzufeiern.

Wie in den Schulen von Ladbergen (Kreis Steinfurt), Gütersloh oder Lünen (Kreis Unna), von wo im LWL-Archiv für westfälische Volkskunde interessante Berichte vorliegen, so war auch in anderen deutschen Schulen der Kaisergeburtstag ein ganz besonderer Tag, der für die Kinder eine willkommene Abwechslung mit sich brachte. So wurden schon Tage vorher die Klassen mit Tannengrün, Efeu und Stechpalmen geschmückt und die Bilder der kaiserlichen Familie, die ohnehin in jedem Klassenraum zu finden waren, mit Moos umkränzt. Diese Ehrenkränze durfte nicht jeder herstellen: In manchen Schulen wurden eigens die besten Schüler ausgesucht, um diese wichtige Aufgabe zu übernehmen. Die Feiern in der Aula fanden am Kaisergeburtstag selbst statt. Sie waren gesetzlich vorgeschrieben und beinhalteten sowohl Ansprachen und Lobreden der Lehrpersonen als auch das Singen von Liedern, die zumeist religiösen, militärischen oder kaiserverherrlichenden Inhalts waren: „Der Kaiser ist ein lieber Mann, er wohnet in Berlin, und wär das nicht so weit von hier, so ging ich heut’ noch hin. Und was ich bei dem Kaiser wollt’? Ich reicht’ ihm meine Hand und gäb die schönsten Blumen ihm, die ich im Garten fand.“

Solche Lieder mussten die Kindern, genau wie detaillierte Angaben zum Werdegang des Kaisers und seiner Familie, von klein auf lernen, um sie jedes Jahr am 27. Januar gemeinsam zum Besten zu geben, bevor die Schüler nach dieser Prozedur schulfrei bekamen. „Die schulische Ausbildung, die ohnehin einer Erziehung zum Untertanengeist und Patriotismus diente und dazu benutzt wurde, das sozialistische Gedankengut, eine zunehmende Bedrohung für das monarchische Kaiserreich, von vornherein aus den Köpfen des Nachwuchses zu verbannen, fand im Kaisergeburtstag ihren Höhepunkt. Durch das Schmücken der Kaiserbilder, das Singen von nationalen Liedern, sowie das Vortragen von kaiserlichen Heldengeschichten wurde für die Kinder eine künstliche Nähe zum kaiserlichen Hof erschaffen, die so niemals existierte“, erklärt Laura Bröker. Hinter dem Kaisergeburtstag stecke viel mehr, als man auf den ersten Blick vermute. Der 27. Januar sei nicht nur ein gewöhnlicher Feiertag, sondern ein perfekt inszeniertes und einstudiertes Großereignis gewesen, dass sowohl darauf abzielte, die nationale Gesinnung zu verschärfen und die Persönlichkeit des Kaisers zu glorifizieren, als auch anderen Staaten zu imponieren und diese dadurch einzuschüchtern, resümiert Laura Bröker. 

Kontakt
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Freiherr-vom-Stein-Platz 1
48147 Münster
Tel.: 0251 591-01
Fax: 0251 591-33 00
lwl@lwl.org 

Quelle: Pressemitteilung LWL, 25.1.2007; Paderzeitung, 26.1.2007

Neuer Masterstudiengang Geschichte an der Uni Hannover

Seit dem laufenden Wintersemester bietet das Historische Seminar der Leibniz Universität Hannover den forschungsorientierten Masterstudiengang Geschichte an. Im Regelfall kann das Studium ausschließlich zum Wintersemester aufgenommen werden, für 2007 gibt es jedoch eine Ausnahmeregelung. Interessierte können ausnahmsweise auch zum Sommersemester einsteigen, Bewerbungsschluss ist der 15. Februar 2007. 

Der fachwissenschaftliche viersemestrige Masterstudiengang umfasst von der alten Geschichte bis zur Zeitgeschichte die gesamte Breite des Fachs. Während andere Studiengänge des Historischen Seminars stärker an Epochen orientiert sind, ist der Masterstudiengang an systematischen Themenfeldern ausgerichtet. Belegt werden müssen themenspezifische Module, die teils fachliche, teils interdisziplinäre Inhalte vermitteln. Die Studierenden können sich Berufsperspektiven in international orientierten Bereichen der Wissenschaft, Forschung und Bildung, der Politik, internationalen Institutionen, im Archiv- und Verlagswesen sowie im Medien- und Kulturbereich eröffnen.

Schwerpunkte der Lehre sind der osteuropäische Bereich sowie die Regionen Afrika und Lateinamerika/Karibik. Angesichts der zunehmenden Globalisierung von Politik und Wirtschaft sollen die Studierenden über die nationalen und europäischen Entwicklungen hinaus Deutungs- und Aufklärungsfähigkeit erwerben. Der Studiengang verbindet eine zügige und bewusste Schwerpunktausrichtung mit einem ausgeprägten Praxisbezug und diversen Möglichkeiten, Auslandserfahrung zu sammeln. Bewerbungsvoraussetzung für den Masterstudiengang ist ein Bachelor-Abschluss im Fach Geschichte.

Kontakt
Beratungsstelle für Bachelor- und Masterstudiengänge 
Historisches Seminar der Leibniz Universität Hannover 
Im Moore 21
30167 Hannover 
Tel.: 0511 / 762 – 4429 
doerry@hist.uni.hannover.de

Zentrale Studienberatung der Leibniz Universität Hannover
Tel.: 0511 / 762 – 5587 
info@zsb.uni-hannover.de

Quelle: Uni-Protokolle, 26.1.2007

Selbst Geschichte schreiben

Zu einem Vortrag mit dem Titel „So schreiben Sie Geschichte“ lädt der Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte am Donnerstag, dem 1. Februar 2007 um 18.30 Uhr ins Bocholter Stadtarchiv ein. Dr. Ziko van Dijk aus Varsseveld/NL erklärt in seinem Referat, wie man aus Quellenmaterial eine lesbare Geschichte schreibt. Der Historiker beschäftigt sich ganz praktisch mit dieser Frage und erklärt, worauf es beim Planen, Sammeln, Schreiben und Veröffentlichen ankommt – egal, ob die Zuhörer selbst forschen oder nur die Arbeit der Geschichtsschreiber besser nachvollziehen wollen. Die Moderation hat Stadtarchivar Dr. Hans D. Oppel. Der Einritt ist frei.

Kontakt
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstr.76
46397 Bocholt
Tel.: 02871-953-349
Fax: 02871-953347
stadtarchiv@mail.bocholt.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Bocholt, 16.1.2007

»Steinkeller-Dokumente« gehen ans Südtiroler Landesarchiv

Das Südtiroler Landesarchiv ist seit dem 24. Januar 2007 um einen wertvollen Bestand reicher. Doris Pizzecco Manfrini und Utta Steinkeller Brugger haben dem Archiv nämlich die so genannten „Steinkeller-Dokumente“ als Dauerleihgabe übergeben. „Die Geschichtsforschung ist auf Bürger angewiesen, die ihre private Überlieferung der Öffentlichkeit zugänglich machen", so Landesarchivar Josef Nössing bei der Übergabe. Die „Steinkeller-Dokumente“ sind im April 2006 im Dachboden des Mauracher-Hofes in Bozen entdeckt worden und wären wohl den Mäusen zum Opfer gefallen oder im Bauschutt verschwunden, wenn sie nicht vom Kunstauktionator Stefano Consolati gerettet worden wären. Consolati hat auch die Übergabe an das Südtiroler Landesarchiv angeregt.

Bei den Archivalien handelt es sich um private Briefe, Gerichtsakten, Kauf- und Pachtverträge, die Julius Steinkeller, Besitzer des Bozner Mauracherhofes, im Laufe seines Lebens gesammelt hat. Die Zeitspanne dieser, sowohl für die Familiengeschichte, als auch für die Bozner Stadtgeschichte interessanten Dokumente, erstreckt sich von den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg bis in die 1950er Jahre. Auch ein beachtlicher Fotobestand, der unter anderem eine Dokumentation des Russlandfeldzuges im Zweiten Weltkrieg umfasst und vom Schwiegersohn des Julius Steinkeller stammt, gehört zum Fundus, der gestern dem Landesarchiv übergeben worden ist.

„Die Geschichtsforschung ist auf aufgeschlossene Bürger angewiesen, die ihre private Überlieferung der Öffentlichkeit zugänglich machen. Diese ist eine wichtige Ergänzung zum behördlichen Schriftgut. Dadurch gelingt ‚der andere Blick’ auf das Geschehen. Gerade die Zeitgeschichte steht heute im Mittelpunkt des Interesses, durch diese Dokumentation hilft man der Geschichtsforschung, Lücken zu schließen“, sagte Landesarchivar Josef Nössing bei der gestrigen Übergabe des Bestandes an das Südtiroler Landesarchiv.

Kontakt
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471 411940
Fax: 0471 411959
Landesarchiv@provinz.bz.it 

Quelle: Pressemeldung Autonome Provinz Bozen, 25.1.2007

Region Neuenbürg in der Großen Landesausstellung »Königreich Württemberg« vertreten

Überraschende Bezüge zur Pforzheimer Region entdeckte kürzlich Enzkreis-Landrat Karl Röckinger im Alten Schloss in Stuttgart beim Besuch der Landesausstellung „Das Königreich Württemberg 1806 bis 1918 – Monarchie und Moderne“. So ist im Treppenaufgang zum Ausstellungsraum in großen Lettern folgendes Zitat zu lesen: „Im Allgemeinen verblüht das weibliche Geschlecht auffallend bald und die Gesichtsfarbe der Weiber ist meist gelblich und blaß“. Es handelt sich dabei um die wenig schmeichelhafte Beschreibung der Damen in einer Gemeinde im ehemaligen Oberamt Neuenbürg.

Die Ausstellung des Landesmuseums Württemberg dokumentiert anlässlich der 200-jährigen Jubiläums der Erhebung des bisherigen Herzogtums Württemberg zum Königreich die Geschichte bis zum Ende der Monarchie 1918. Das Herzogtum war in den Jahren um 1800 durch Napoleons Gnaden auf etwa doppelte Größe angewachsen und konnte diesen Besitzstand – nunmehr als Königreich – auch auf dem Wiener Kongress wahren. Nun aber galt es, die altwürttembergischen Gebiete mit den Neuerwerbungen auch administrativ und kulturell zu vereinigen. Zu dem früheren – rein evangelisch geprägten – Herzogtum waren im Zuge der Mediatisierung umfangreiche Gebiete kleinerer Fürsten, Reichsritter und Reichsstädte sowie – besonders in Oberschwaben – durch die Säkularisation Gebiete aufgehobener bischöflicher und klösterlicher Herrschaften hinzugetreten. Das Land wurde ohne besondere Rücksicht auf bisherige historische Strukturen in 64 Oberämter eingeteilt. Ein Instrument zur Schaffung eines neuen Landesbewusstseins war die Beschreibung dieser neuen Bezirke in Buchform. Der aller erste dieser Bände galt dem Bezirk Neuenbürg und war betitelt „Beschreibung des Oberamt Neuenbürg und der damit vereinigten vormaligen Oberämter Herrenalb, Liebenzell und Wildbad“ – diese Bezirke waren wie Neuenbürg bereits seit Jahrhunderten württembergisch gewesen. Als Autor fungierte Regierungsrat Christian Kausler, der sein Werk „Seiner Majestät, dem König Wilhelm von Wirtemberg, in tieffster Ehrfurcht“ widmete.

\"Die

Abb.: Die Neuenbürger Oberamtsbeschreibung von 1860 – ein Werk aus einer vielbeachteten landeskundlichen Reihe von 64 Bänden (Foto: Sabine Burkard)

Bis 1885 erschienen auch für alle anderen Bezirke entsprechende Oberamtsbeschreibungen, darunter Werke für Leonberg (1852) und Maulbronn (1870). Die Bücher gliedern sich nach einer einheitlichen Struktur in die Kapitel Topographie, Natur, Bevölkerung, Wirtschaft, Geschichte des Oberamts und enthalten eine detaillierte Beschreibung aller Gemeinden. Für diese landeskundliche Buchreihe war Württemberg im 19. Jahrhundert bekannt – und wurde zugleich darum beneidet, da Ähnliches im „Ausland“ – etwa in Baden – nicht existierte. 1860 wurde auch für Neuenbürg eine völlig überarbeitete Neuausgabe veröffentlicht, deren Hauptbearbeiter Finanzrat Karl Eduard Paulus war.

Aus diesem Band nun stammt die eingangs zitierte Aussage, der man weitere hinzufügen kann. So werden etwa die Leute in Schwann wie folgt beschrieben: „Die Einwohner sind im Allgemeinen gut gewachsene gesunde Leute, die sich durch Fleiß und Betriebsamkeit wie durch ein höfliches Benehmen auszeichnen.“ Bei Conweiler macht sich die Grenzlage zu Baden bemerkbar: „Die im Allgemeinen kräftig und großgebauten Einwohner erfreuen sich nicht selten eines hohen Alters; was ihre Sitten betrifft, so haben sie Manches mit den nahewohnenden Badensern gemein.“ Und besonders ausführlich ist der Abschnitt für die damalige Doppelgemeinde Gräfenhausen-Obernhausen formuliert: „Die Einwohner, unter welchen Heirathen mit Auswärtigen nicht vorkommen, sind im Allgemeinen von auffallend schwächlichem Körperbau, eine Erscheinung, deren Grund theils in unkräftiger Nahrung, welche meist aus Kartoffeln und Salat besteht, theils in übertriebenem Fleiß gesucht wird, wie denn der Volkswitz von den Gräfenhausern sagt, daß sie nur mit Einem Fuß in’s Bett gehen, die Obernhauser aber knieen nur in’s Bett.“

Zitate ähnlicher Art ließen sich beliebig fortsetzen und können gerne im Kreisarchiv des Enzkreises nachgelesen werden (Tel. 07231 / 308-508). Alle 64 Bände sind indes in der Großen Landesausstellung noch bis 4. Februar hinter Glas zu bestaunen (Info: www.koenigreich-wuerttemberg.de).

Schüler-Wettbewerb »Geschichte im Landkreis Biberach«

Wie lebten die Menschen früher? Was hat sich verändert? Was ist besser geworden, was schlechter? Wer verstehen will, was heute ist, muss danach fragen, wie es entstanden ist. Die Geschichte zeigt, wie die Entwicklung gelaufen ist und erklärt die Gegenwart. Der Landkreis Biberach ruft alle Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis Biberach auf, sich mit der Lokal- und Regionalgeschichte zu befassen und an einem Geschichtswettbewerb teilzunehmen. In diesem Jahr soll er unter dem Motto stehen: „Jung und Alt“. Die Wahl des Themas ist freigestellt. Empfohlen wird aber, sich an dem Rahmenthema „Jung und Alt“ zu orientieren. Um den Einstieg zu erleichtern, wurden konkrete Themen vorbereitet, die bearbeiten werden können. Eine ganze Reihe von Einrichtungen wie z.B. Archive und Museen stehen zur Unterstützung bereit. Bei dieser Gelegenheit kann jeder Interessierte auch einmal hinter die Kulissen dieser Institutionen sehen. Mögliche Fragestellungen wären zum Beispiel:

– Wieso wurde der Scharfrichterberuf über Jahrhunderte weitervererbt? (Einstiegshilfe beim Altertumsverein Riedlingen)
– Totenbräuche im Sterbehaus (Einstiegshilfe beim Altertumsverein Riedlingen)
– Spielzeug im Nationalsozialismus (Einstiegshilfe beim Braith-Mali-Museum)
– Jugendliche in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus (Einstiegshilfe bei den Städtischen Archiven Biberach)
– Die 68er und der Generationenkonflikt in Biberach (Einstiegshilfe bei den Städtischen Archiven Biberach) 
– Kinderlandverschickung nach dem 2. Weltkrieg (Einstiegshilfe beim Kreisarchiv Biberach)
– Erntekindergärten: Berufstätige Mütter und die Kinderbetreuung in den 1930er Jahren (Einstiegshilfe beim Kreisarchiv Biberach)
– Frühere Schulversäumnisse und ihre Hintergründe (Einstiegshilfe beim Kreisarchiv Biberach)
– Wie wohnten Alte und Junge auf dem Land zusammen? (Einstiegshilfe beim Museumsdorf Kürnbach)
– Schwabenkinder und ihr Schicksal (Einstiegshilfe beim Museumsdorf Kürnbach)
– Wie lebten Steinzeitkinder? (Einstiegshilfe beim Federseemuseum Bad Buchau).

Teilnehmen können alle Schülerinnen und Schüler aus dem Landkreis Biberach. Es sind sowohl Einzelarbeiten möglich als auch die Teilnahme von Gruppen. Zur Form des Beitrags gibt es keine Einschränkungen. Schriftliche Ausarbeitungen sind genauso willkommen wie Modelle, Fotodokumentationen, Internet-Seiten o.ä. Der Beitrag ist in deutscher Sprache zu verfassen. Bei ihrer spannenden Spurensuche entdecken die Schüler nicht nur alte Schriftstücke und Bilder, sondern blättern auch in alten Zeitungen und befragen Zeitzeugen. Dabei erfahren sie, dass Geschichte auch lebendig und zuweilen sogar richtig spannend sein kann. Während die ersten Arbeiten bereits abgegeben wurden, arbeiten andere Teilnehmer noch an den Quellen. Da der Abgabeschluss erst am Freitag, den 2. März 2007 ist, ruft das Kreisarchiv nochmals alle Schüler zur Teilnahme am Wettbewerb auf. Alle Arbeiten müssen im Kreisarchiv Biberach abgegeben werden.

Kontakt
Landratsamt Biberach
Kreisarchiv
Rollinstraße 9
88400 Biberach
Tel.: 07351/52-204
Fax: 07351/52-5204
kreisarchiv(at)biberach.de

Quelle: BiberBlatt, 26.1.2007; Aktuelles Landkreis Biberach

Sechstausend Jahre Bad Homburger Geschichte

Am Mittwoch, 31. Januar 2007, um 19 Uhr, gibt es im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, Interessantes aus Ober-Erlenbach. Im Rahmen der Vortragsreihe \“Aus dem Stadtarchiv\“ geht es in „Sechs Jahrtausende Bad Homburger Geschichte“ um archäologische Untersuchungen im Stadtteil Ober-Erlenbach. Zwischen 2001 und 2002 führten die Abteilungen Vor- und Frühgeschichte sowie Archäologie und Geschichte der Römischen Provinzen am Institut für Archäologische Wissenschaften der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main in Ober-Erlenbach unter der Leitung von Professor Dr. Jens Lüning verschiedene archäologische Untersuchungen durch. Die Ausgrabungen konzentrierten sich auf drei verschiedene Fundstellen in der Trasse einer Umgehungsstraße, je eine der jungsteinzeitlichen Bandkeramik (ca. 5500-5000 v. Chr.) mit den Spuren von vier Häusern, der Bronzezeit (Urnenfelderzeit: ca. 1200-800 v. Chr.) mit Nachweisen von Besiedlung und Bestattungen sowie der römischen Kaiserzeit (2./3.Jh. n. Chr.) mit einem Gutshof.

Die Grabungsfunde werden nun in Kürze vom Saalburg-Museum übernommen, die Forschungsergebnisse stehen kurz vor der Publikation – Anlass genug, die Ergebnisse im Stadtarchiv Bad Homburg der Öffentlichkeit vorzustellen. Entsprechend dieser Einheiten wurden an die Referenten Nico Fröhlich, Jan Christoph Breitwieser und Michael Müller Magisterarbeiten vergeben, die 2003 bzw. 2004 abgeschlossen wurden. Der Vortrag stellt die Auswertungen vor. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

Kontakt
Stadtarchiv Bad Homburg
Gotisches Haus
Tannenwaldweg 102
61350 Bad Homburg
Tel.: 06172 / 37882
Fax: 06172 / 937216
stadtarchiv@bad-homburg.de

Quelle: Bad-Vilbel-Online, Pressemeldung, 17.1.2007

400 Jahre politische Bildung in Gießen

Studierende produzieren interaktive CD-ROM zum Universitätsjubiläum. Dass politische Bildung eine wichtige Aufgabe des Bildungswesen ist, erscheint heute als selbstverständlich. An der Universität gibt es die Politikwissenschaft, an den Schulen ein Schulfach \“Politik und Wirtschaft\“. Das war nicht immer so, dennoch hatten die Schulen seit den Anfängen des neuzeitlichen Schulwesens im 17. Jahrhundert immer auch eine politische Erziehungsaufgabe. In der Frühzeit wurde diese vom Religionsunterricht wahrgenommen, später auch vom Geschichts- oder vom Deutschunterricht, bis sich dann im 20. Jahrhundert ein eigenes Schulfach hierfür durchsetzte. 

Das 400. Jubiläum der Universität Gießen bot einem studentischen Projektseminar unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Sander, Didaktik der Sozialwissenschaften, die Gelegenheit, der Geschichte der politischen Bildung am Beispiel der Gießener Bildungslandschaft nachzugehen. Die Geschichte der Universität gibt in mehrfacher Hinsicht Anlass für eine solche Untersuchung, denn Gießener Wissenschaftler spielten insbesondere um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert sowie in den 1960er- und 1970er-Jahren eine herausragende Rolle bei der Entwicklung der politischen Bildung in Deutschland. 

Die Projektgruppe wollte darüber hinaus wissen, wie sich die Geschichte dieser Bildungsaufgabe in der historischen Entwicklung Gießener Schulen niederschlug. Dafür wurden neben der einschlägigen lokalgeschichtlichen Literatur die Archive des Landgraf-Ludwigs-Gymnasiums, der Liebig– und der Herderschule sowie das Universitätsarchiv und das Stadtarchiv Gießen ausgewertet. Die Ergebnisse dieser Arbeit liegen jetzt in Form einer virtuellen Ausstellung auf einer CD-ROM vor. Die Ausstellung enthält zahlreiche Dokumente wie Schüleraufsätze, Schulbuchauszüge, Erlasse und Bilder aus vier Jahrhunderten Gießener Bildungsgeschichte. Auch Porträts Gießener Persönlichkeiten, von Georg Büchner über August Messer bis zu Wissenschaftlern aus dem 20. Jahrhundert, sind Teil dieser Ausstellung. Abgerundet wird sie durch mehrere Videos mit Experteninterviews und einen Einblick in die heutigen Forschungsarbeiten zur politischen Bildung an der Justus-Liebig-Universität Gießen

Die von Wolfgang Sander herausgegebene und von einer Medienagentur professionell gestaltete CD-ROM trägt den Titel \“\’Ein notwendiger Bestandteil aller Menschenbildung\‘ – 400 Jahre politische Bildung in Gießen\“ und ist im Wochenschau-Verlag in Schwalbach erschienen.

Info
CD-ROM: \“Ein notwendiger Bestandteil aller Menschenbildung\“ – 400 Jahre politische Bildung in Gießen. Autor: Wolfgang Sander. ISBN: 978-3-89974334-0. Erscheinungsjahr: 2007. Preis: 19,80 EUR (unverbindliche Preisempfehlung), Sonderpreis für Studierende (Tel. 0641 99-23401).

Kontakt:
Institut für Schulpädagogik und
Didaktik der Sozialwissenschaften
Prof. Dr. Wolfgang Sander
Karl-Glöckner-Straße 21 E
35394 Gießen
Tel.: 0641 / 99-23400
Fax: 0641 / 99-23409
Wolfgang.Sander@sowi.uni-giessen.de 
http://www.isd.uni-giessen.de/didaktik/

Quelle: Uni-Protokolle Justus-Liebig-Universität Gießen, 24.1.2007

Die protestantische Kirche und ihre Zuwanderer in Berlin 1849-1914

Mitte des 19. Jahrhunderts machten sich Hunderttausende aus den östlichen Provinzen des preußischen Königreiches auf den Weg nach Berlin, um dort Arbeit und bessere Lebenschancen zu finden. Berlin wurde damit zur Metropole, zum Inbegriff der Moderne. Sorgenvoll beobachteten protestantische Kirche und Innere Mission diese Entwicklung. Drohten die Zuwanderer nicht im Dickicht der Großstadt sich selbst, der Gesellschaft und auch der Kirche verloren zu gehen? Diese Gedanken standen am Beginn eines beeindruckenden gesellschaftlichen Engagements. Ein »Netz der Liebe« sollte über Berlin geworfen und von dort in die Provinzen gespannt werden.

Bettina Hitzer, Wissenschaftliche Assistentin an der Universität Bielefeld, folgt in ihrer Studie "Im Netz der Liebe. Die protestantische Kirche und ihre Zuwanderer in der Metropole Berlin (1849-1914)" den Wegen der Zuwanderer und begegnet dabei den Helfern der protestantischen Vereine: am Bahnhof, in ihren Herbergen und Heimen, als Stadtmissionare auf der Straße und schließlich in den Anstalten für Arbeits- und Obdachlose, Kriminelle oder Prostituierte. Die Autorin lotet dabei das spannungsreiche Verhältnis von Liebe und Kontrolle, von Fürsorge und Repression, von Strategien der In-und Exklusion aus. Sie zeigt, wie sich Kirche in diesem Prozess neu positionierte und tiefgreifend reformierte, aber auch auf einmal gefundenen Standpunkten beharrte.

Info
Bettina Hitzer: Im Netz der Liebe. Die protestantische Kirche und ihre Zuwanderer in der Metropole Berlin (1849-1914)
(Industrielle Welt, Band 70) Böhlau Verlag GmbH & Cie Köln Weimar Wien 2006. XII, 446 Seiten. 16 s/w-Abbildungen auf 16 Tafeln. Gebunden.
€ 54,90 [D] / € 56,50 [A] / SFr 93,–
ISBN 978-3-412-08706-7