Akademie der Künste zeigt Klaus Schlesinger Archiv

Die Akademie der Künste in Berlin hat am 9. Januar 2007 das Archiv des Schriftstellers und Akademiemitglieds Klaus Schlesinger (1937-2001) eröffnet, das sie im Jahr 2004 erworben hat. Das Archiv umfasst Manuskripte zu Romanen, Erzählungen, Reportagen, Hörspielen, Funkbearbeitungen, Filmszenarien sowie zu publizistischen Arbeiten Klaus Schlesingers. Der Bestand, der sieben laufende Meter umfasst, dokumentiert Schlesingers Weg vom Chemielaboranten zum kritischen Journalisten und namhaften Schriftsteller deutscher Gegenwartsliteratur. Als Reporter schulte er in den 60er Jahren seinen Blick für soziale Widersprüche: das Gegebene nicht als Bestehendes hinzunehmen, wurde ihm zur Maxime. Auch die Prosatexte, wie z.B. „Michael“, „Alte Filme“ und „Berliner Traum“ bedienten weder offizielle Denk- noch Sprachmuster und forcierten deshalb Konflikte mit den Institutionen der DDR.

Klaus Schlesinger ist in besonderem Maße Berliner Schriftsteller und Chronist. Die Stadt avancierte in seinen Werken immer wieder zum zentralen Handlungsraum seiner Figuren, der sie bis in ihre Träume bestimmt– sei es in der surrealen Erzählung „Die Spaltung des Erwin Racholl“ oder in den Romanen „Die Sache mit Randow“ und „Trug“. In den Werken skizzierte er ein zeithistorisches Bild Berlins, von der Nachkriegszeit über das Trauma der Teilung bis hin zur Wiedervereinigung, die er von der westlichen Seite her erlebte. Neben Werkmanuskripten zeugen Briefe und biografische Dokumente von Utopien, Utopieverlusten und davon, dass er weder im Osten noch im Westen, in den er 1980 übersiedelte, korrumpierbar war. 1968 war er nicht nur Beobachter des Aufruhrs und der Bewegung. Er sammelte in geheimer Aktion Spendengelder für Helme und Regenmäntel, die den Protestlern über die Grenze nach West-Berlin gebracht wurden. Die Initiative gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann und seine Protestbriefe an Erich Honecker lösten 1979 den Ausschluss aus dem DDR-Schriftstellerverband aus. 

Essays, Tagebuchaufzeichnungen, daneben umfängliche Material- und Flugblattsammlungen belegen die Überzeugungen eines rebellischen Demokraten, der an linken Kampagnen und Demonstrationen der Friedensbewegung in West-Berlin, Bonn und Gorleben teilnahm. Nachdem Klaus Schlesinger fast ein Jahrzehnt in einem von jungen Autonomen besetzten Haus in West-Berlin lebte, kehrte er nach der Wiedervereinigung in den Ostteil der Stadt zurück, wo er im Mai 2001 verstarb. Eine Auswahl aus dem Archivbestand ist jetzt erstmals öffentlich bis zum 7. Februar 2007 in einer Vitrinenpräsentation (Archiv-Schau-Fenster) in der Akademie der Künste am Pariser Platz zu sehen. 

Kontakt
Akademie der Künste 
Pariser Platz 4
10117 Berlin-Mitte 
Tel.: 030 / 200 57-0
info@adk.de

Quelle: Pressemitteilung Akademie der Künste, 2.1.2007

Seeger an der Lutz: Arzt, Dichter, Lebensreformer

Der 1831 in Thüringen geborene Dr. Ludwig Gabriel Seeger wirkte zuerst gemeinsam mit seinem Vater als Arzt in Ludesch, übersiedelte nach dessen Tod aber nach Wien, wo er sich als einer der bedeutendsten Lebensreformer Österreichs profilierte. Im Sinne gesundheitlicher Prophylaxe entwickelte er ab den 1850er Jahren ein ausgeklügeltes Fitness- und Ernährungssystem. Mit Fug und Recht kann man ihn als den ersten „Wellnessguru“ Österreichs bezeichnen. So zählte Kaiserin Elisabeth, genannt Sissi, neben einigen anderen fortschrittlichen Damen des Wiener Hochadels zu seinen treuesten Schülerinnen. Als Lebensreformer zählte auch die damals noch junge Elektromedizin zu Seegers Forschungsgebieten. Und so baute er ab den 1860er Jahren im Wiener Krankenhaus auf der Wieden eine entsprechende Abteilung auf, die später dann von seinem Sohn Ludwig Eduard Seeger (1862-1927) übernommen wurde.

 Den Sommer verbrachte Ludwig Seeger über viele Jahrzehnte hinweg in seinem Ludescher Haus. Dabei schloss er sich dem so genannten Walgauischen Weimar an, einer Art freien Sommerakademie von Künstlern, Gelehrten und Lebensreformern. Er starb 1893 in Wien. In Vorarlberg blieb Seeger unter dem Pseudonym Seeger an der Lutz als populärer Schriftsteller in Erinnerung. In der Vorarlberger Literaturgeschichte gehört er in die erste Reihe der frühen Mundartdichter und –sammler. Zu besonderer Popularität gelangte Seegers Gedicht „Uf da Berga ischt mi Läba“, das Wunibald Briem 1893 vertonte und heute noch zu den bekanntesten Volksliedern zählt. 2006 widmete die Elementa Walgau Ludwig Seeger eine Doppelausstellung in Ludesch und Thüringen, die vom 24. Januar bis 9. Februar 2007 auch im Landhaus in Bregenz zu sehen sein wird. Das Vorarlberger Landesarchiv begleitet die Ausstellung "NET LUGG LO – 175 Jahre Seeger an der Lutz" mit einer kleinen Vortragsreihe zu dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit.

Vortragsreihe des Vorarlberger Landesarchivs 

Mittwoch, 17. Januar 2007, 17:00 Uhr
Bregenz, Landesarchiv (Kirchstraße 28)
Die gesellschaftspolitische Situation in Vorarlberg in der Ära Dr. Ludwig Seegers
Vortrag Univ.-Prof. Dr. Alois Niederstätter, Vorarlberger Landesarchiv

Mittwoch, 31. Januar 2007, 17:00 Uhr
Bregenz, Landesarchiv (Kirchstraße 28)
„Uf da Berga ischt mi Läba“ – eine Preiskomposition erobert den Vorarlberger Volksgesang
Vortrag Dr. Annemarie Bösch-Niederer, Vorarlberger Landesarchiv, mit Musikbeispielen

Mittwoch, 7. Februar 2007, 17:00 Uhr
Bregenz, Landesarchiv (Kirchstraße 28) 
Seeger an der Lutz oder: Der Ort spricht
Vortrag Dr. Jürgen Thaler, Franz-Michael-Felder-Archiv der Vorarlberger Landesbibliothek

Kontakt
Vorarlberger Landesarchiv 
Kirchstraße 28
A-6900 Bregenz
Tel.: 0043 (0)5574 / 511 – 45005
Fax: 0043 (0)5574 / 511 – 45095
landesarchiv@vorarlberg.at

Quelle: Vorarlberger Landesarchiv

Landesarchiv Baden-Württemberg vereinfacht Benutzung

Mit der Einführung eines Benutzerausweises, der in allen baden-württembergischen Staatsarchiven gültig ist, und der Möglichkeit der Online-Bestellung von Archivalien hat das Landesarchiv Baden-Württemberg die Archivbenutzung weiter vereinfacht.

Die Vorbereitung eines Archivbesuchs kann nun vom heimischen Computer über das Internet erfolgen. Der Nutzer kann sich online anmelden und Archivalien termingenau vorbestellen. Dabei kann er in den Online-Findbüchern recherchieren und einzelne Dokumente auswählen, die dann im Lesesaal vorgelegt werden. Wenn noch keine Online-Findmittel vorliegen, kann auch eine schon bekannte Signatur direkt eingegeben werden.

Bei seinem ersten Besuch in einem der Staatsarchive erhält der Nutzer einen Ausweis, der ihm die Nutzung aller baden-württembergischer Staatsarchive ermöglicht. Die Anmeldeformalitäten müssen nicht mehr beim Besuch jedes Archivs von neuem abgewickelt werden. Auch die internen Arbeitsabläufe innerhalb Landesarchiv werden durch das neue System transparenter und einheitlicher.

Das Landesarchiv Baden-Württemberg ist eines der ersten Archive in Deutschland, das ein solches Verfahren eingeführt hat.

Es bedeutet für den Archivbenutzer, besonders wenn er von weiter her das Archiv besucht, eine deutliche Zeit- und damit häufig auch eine Kostenersparnis. Er kann sich, nachdem er bereits zu Hause einen Teil seiner Recherche durchgeführt hat, sofort nach Ankunft im Archiv daran begeben, aus den Dokumenten der Vergangenheit Schätze für die Gegenwart zu heben, seien es Details zur großen Politik oder faszinierende Entdeckungen für die Geschichte der Region.

Kontakt:
Landesarchiv Baden-Württemberg
Eugenstraße 7
70182 Stuttgart
Tel.: 0711/212-4272 
Fax: 0711/212-4283 
landesarchiv@la-bw.de
www.landesarchiv-bw.de

Historischer RückKlick des Stadtarchivs Bielefeld online

Einen neuen Service bietet das Stadtarchiv Bielefeld ab dem 15. Januar 2007: Monatlich erscheint auf der Homepage der Stadt ein „Historischer RückKlick“ in vergangene Jahrhunderte der Bielefelder Stadtgeschichte. Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Stadtarchiv abgerundete Texte erinnern an Menschen und Ereignisse vom Mittelalter bis ins das 20. Jahrhundert. Zum Auftakt befasst sich Bernd J. Wagner, Historiker im Stadtarchiv, mit der Produktionsaufnahme durch die Ravensberger Spinnerei am 15. Januar 1857. Er wirft den virtuellen Blick zurück in das Zeitalter der Industrialisierung, als in Bielefeld in schneller Folge Seidenwebereien, Maschinenbleichen und Spinnereien entstanden. Ferdinand Kaselowsky, einer der fähigsten Spinnereiexperten Preußens und technischer Direktor der Ravensbeger Spinnerei, schrieb damals in sein Tagebuch: „Am 15. Januar 1857, 5 Minuten vor ½ 6 Uhr abends, ging die große Maschine der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld zum 1ten Mal.“ 

Der fundierte Text stellt Aufstieg und Niedergang der Ravensberger Spinnerei vor, die sich bereits in den 1860er Jahren zur größten Flachsgarnspinnerei Deutschlands entwickelt hatte, sich aber 100 Jahre später gegen die Krise der europäischen Textilindustrie nur schwer behaupten konnte, ehe sie 1988 in den Konkurs ging. Bereits 1968 hatte die Stadt das Gelände an der Ravensberger Spinnerei angekauft, um das Gebäudeensemble zugunsten eines großzügigen Verkehrskreuzes abzureißen. Langjährige Bürgerproteste trugen zu einem Meinungswandel bei, so dass sich der Industriestandort zu einem wichtigen innerstädtischen Kulturtreffpunkt mit Volkshochschule, Historischem Museum und dem Museum Huelsmann entwickelt hat. Eine vielseitige Zusammenstellung von Abbildungen aus den Beständen des Bielefelder Stadtarchivs illustriert den Text zur Ravensberger Spinnerei: Eine Gesamtansicht der repräsentativen Fabrikgebäude aus den 1870er Jahren, Fotos des Firmenmitbegründers Hermann Delius sowie der Shedhalle, ein „Situationsplan“ des Fabrikgeländes oder zeitgenössische Flugblätter und Zeitungsanzeigen. 

„Der monatliche RückKlick soll spezielle Ereignisse und wichtige Persönlichkeiten der Bielefelder Stadtgeschichte oder allgemeine Entwicklungen der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft am Bielefelder Beispiel vorstellen“, erläutert Dr. Jochen Rath, Leiter des Stadtarchivs und der Landesgeschichtlichen Bibliothek, das Konzept. Die kurzen Texte und Abbildungen werden gleichzeitig informieren und die Bevölkerung einladen, sich eingehender mit der Geschichte Bielefelds zu beschäftigen. Für weiterführende Recherchen liefern die Autorinnen und Autoren aus dem Stadtarchiv am Ende des Textes etliche Literaturhinweise und insbesondere Angaben zu Quellen, die im Stadtarchiv Bielefeld eingesehen werden können. Als Referenz an die Bedeutung der „Raspi“ wird der erste RückKlick am Jubiläumstag (15. Januar) freigeschaltet, in Zukunft sollen die Texte jeweils am 1. eines Monats online gehen. Das nächste Mal geht es um die so genannte Hottentottenwahl, als der spätere preußische Innenminister Carl Severing aus Bielefeld in einer Stichwahl am 4. Februar 1907 erstmalig in den Reichstag einzog. 

Kontakt
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Rohrteichstr.19
33602 Bielefeld
Tel.: 0521 / 512471
Fax: 0521 / 516844
stadtarchiv@bielefeld.de 

Quelle: Pressemitteilung Stadt Bielefeld, 9.1.2007

Roburit-Katastrophe Thema beim Archivforum in Witten

Am Abend des 28. November 1906 bricht im Mischgebäude der Wittener Roburitfabrik ein Feuer aus. Kurze Zeit später erschüttern zwei gewaltige Explosionen den Stadtteil: Die Fabrik, die Sprengstoffe für den Bergbau herstellt, ist in die Luft geflogen. 41 Menschen kommen ums Leben, mehrere hundert werden verletzt und über 2000 obdachlos. Die Explosion erregt reichsweite Aufmerksamkeit: Insbesondere das Bürgertum zeigt sich schockiert, ist es doch, im Unterschied zu den zahlreichen Grubenunglücken, unmittelbar betroffen. Großzügig wird für die Opfer der Katastrophe gespendet. Das Unglück verunsichert die Menschen in der Region tief und erschüttert ihr Vertrauen in den technischen Fortschritt. „In vielerlei Hinsicht ist es bis heute exemplarisch für den Umgang mit technischen Katastrophen in der Industriegesellschaft“, so die beiden Historiker Dr. Frank Ahlandt und Stefan Nies, die sich seit einiger Zeit intensiv mit dem Thema beschäftigen und auch die aktuelle Roburit-Ausstellung im Westfälischen Industriemuseum Zeche Nachtigall (siehe Bericht) mit konzipiert haben, die noch bis zum 28. Januar 2007 besichtigt werden kann. 

Mit der Roburit-Katastrophe beschäftigt sich auch das 12. Wittener Archivforum am Mittwoch, 17.1.2007 um 19 Uhr in der Hauptwache der Feuerwehr Witten an der Dortmunder Straße 17. Dr. Martina Kliner-Fruck, Historikerin und Leiterin des Stadtarchivs Witten, lädt zu diesem kostenfreien Vortrags- und Diskussionsabend alle interessierten Wittenerinnen und Wittener herzlich ein. „Mit dem Veranstaltungsort in der Feuerwehrhauptwache möchten wir darüber hinaus an die zahlreichen Hilfskräfte erinnern, die von der Katastrophe und ihren Folgen ebenfalls betroffen waren“, so die Archivchefin mit Blick auf die hoffentlich gut besuchte Veranstaltung. Bereits um 18 Uhr gibt es darum eine Führung durch die Feuer- und Rettungswache der Stadt Witten, um den Besuchern einen Überblick über die heutige Ausstattung und die aktuellen Möglichkeiten effizienter Rettungsarbeit zu geben. 

In ihrem Vortrag – \“… mindestens die moralische Verpflichtung des Staates …\“ Konsequenzen 
aus der Roburit-Explosion vom 28.11.1906 in Witten – behandeln Dr. Frank Ahlandt und Stefan Nies die Nachwirkungen der Katastrophe: technisch, legislativ, sozialpolitisch, religiös, sozial, mental. Nach welchen Kriterien werden die eintreffenden Spendengelder verteilt? Warum kommt es zu Vorwürfen des Antisemitismus? Wie reagieren die Behörden auf das Unglück? Was ergibt das eingeleitete Strafverfahren gegen die Roburitfabrik? Was ergeben die Entschädigungsprozesse? Wie wird die Katastrophe psychisch verarbeitet? Die Beerdigungsfeiern geben Aufschluss über die Entstehung eines Wir-Gruppen-Gefühls. Schließlich: Welchen Stellenwert nimmt die Katastrophe im kollektiven Gedächtnis der Stadt ein? Dr. Martina Kliner-Fruck: „Auf die Besucherinnen und Besucher warten am 17. Januar nicht nur viele Sachinformationen zum Thema, sondern vielmehr ein rundherum spannender Abend.“ 

Mit seiner Vortragsreihe „Archivforum“ will das Stadtarchiv Witten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Heimatforschern sowie Schülerinnen und Schülern Gelegenheit geben, ihre Forschungsergebnisse zur Wittener Stadtgeschichte der Öffentlichkeit vorzustellen. Im Anschluss an die jeweilige Präsentation der Referenten bietet sich die Möglichkeit zur öffentlichen Diskussion und Aussprache. Die Archivforen finden an wechselnden Orten in Witten statt, wobei die Wahl der Veranstaltungsorte am jeweiligen Thema orientiert ist. Nicht selten werden die Archivforen in Räumlichkeiten präsentiert, die nur bedingt öffentlich zugänglich sind oder wenig Beachtung finden.

Kontakt
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58449 Witten
Tel.: 02302 / 581 – 2415
Fax: 02302 / 581 – 2497
stadtarchiv@stadt-witten.de 

Quelle: Forum Geschichtskultur an Ruhr und Emscher, 10.1.2007; Pressemitteilung Universitätsstadt Witten, 11.1.2007

Heimatverein Greven erwirbt historisches Flugblatt von 1589

Greven erlebte wegen seiner guten geographischen Lage Ende des 16. Jahrhunderts einen gewissen Aufschwung durch den Fernhandel; unter anderem lebte die Emsschifffahrt wieder auf. Der Grevener Markt sah sich 1589 jedoch einem dramatischen Überfall von niederländischen Reitern ausgesetzt, bei dem Verluste von über 30.000 Reichstalern protokolliert werden, was seinen guten Ruf im ganzen Münsterland schmälerte und wodurch er an überregionaler Strahlkraft verlor.

Über 400 Jahre alt ist das Flugblatt, das den Überfall auf den Grevener Markt im Jahre 1589 zeigt. Eines dieser seltenen Exemplare konnte der Heimatverein Greven vor kurzem erwerben. „Es ist ein außergewöhnlicher Glücksfall, ein so wichtiges Zeugnis der Grevener Geschichte nun auch hier vor Ort zu besitzen“, sagt Hans-Dieter Bez, dessen Bemühungen den Ankauf ermöglicht haben. Gleichzeitig bedankte er sich bei den beteiligten Sponsoren, unter anderem Thomas Borgmeier von der Kreissparkasse Steinfurt Hauptstelle Greven, ohne die dieses Stück Grevener Kulturgeschichte nicht nach Greven gekommen wäre.

Beteiligt war auch das Stadtarchiv Greven, das den Hinweis auf das Flugblatt erhalten hatte, das wertvolle Stück nun in seinen Räumen sicher verwahrt und auch nötige kleinere Restaurierungsarbeiten fachkundig erledigen lässt. Damit jeder Interessierte einen Blick auf das Flugblatt werfen kann, wird in Kürze eine Kopie im Schaukasten des Heimatvereins und auf seinen Internetseiten zu sehen sein. 

\"Flugblatt

Abb.: Flugblatt 1589: Überfall auf den Grevener Markt (© Stadt Greven)

Kontakt:
Stadtarchiv Greven
Dr. Stefan Schröder
Rathausstraße 6
48268 Greven
Tel. 0 25 71/920 358

Heimatverein Greven e. V.
Hans-Dieter Bez 
Paulusstraße 19 
48268 Greven 
02571/503221 
info@heimatverein-greven.de 
www.heimatverein-greven.de

Quelle: Stadt Greven, Pressemeldung, 10.1.2007

Erlebnisse eines Wolfenbütteler Vagabunden und Arbeitshäuslers

Gemeinsam mit dem Schweizer Volkskundler Professor Paul Hugger hat Silke Wagener-Fimpel, Archivarin beim Staatsarchiv Wolfenbüttel, das Leben des Vagabunden und Arbeitshäuslers Carl Twele aufgearbeitet. Ende des 19. Jahrhunderts lebte dieser gescheiterte Lehrer, Zirkusartist, Zeichner, Musiker, Trinker und Weltenbummler, der schließlich auch noch ein Opfer der Justiz wurde. Dieser gebildete und durchaus ehrbare Vagabund war ein innerlich zerrissener Mensch, der während seiner Zeit im Wolfenbütteler Arbeitshaus auf dem Tiefpunkt seines Lebens anlangte. Carl Twele hat seine dortigen Erfahrungen handschriftlich aufgezeichnet und mit Zeichnungen versehen. Dieses in Leder gebundene Manuskript erwarb Professor Hugger im Jahre 2006 bei einer Auktion. Da alle vorkommenden Ortsbezeichnungen nur mit dem Anfangsbuchstaben versehen sind, war es nicht einfach, die Ereignisse zu lokalisieren. Seine Vermutung – es könne sich bei dem mit W. abgekürzten Ort um Wolfenbüttel handeln, erwiesen sich als richtig, als er mit Silke Wagener-Fimpel Kontakt aufnahm. In mühsamer Recherche fanden sie schließlich eine Gefängnis-Liste, in dem ein Zeichner namens Twele sowie seine Mithäftlinge vermerkt sind. Silke Wagener-Fimpel fügte in Fußnoten alles zu dem Bericht hinzu, was sie über die Orte herausfand, an denen sich Twele aufgehalten hatte – wie das von ihm besuchte Lehrerseminar, die Besserungsanstalt und den Steinbruch, in dem die Insassen Schwerstarbeit leisten mussten sowie die Badeanstalt an der Oker, wo es ihm gelang, zu fliehen. Des weiteren versuchte die Archivarin, so viel wie möglich über das Leben des Richters und des Staatsanwaltes herauszufinden, denen Twele seine Verurteilung zu verdanken hatte. Der komplette Lebensbericht von Carl Twele ist jetzt unter dem Titel "Der Arbeitshäusler" im Limmat-Verlag als Buch erschienen.

Kontakt
Niedersächsisches Landesarchiv-Staatsarchiv Wolfenbüttel 
Forstweg 2
38302 Wolfenbüttel
Tel.: 05331) 935-0
Fax: (05331) 935-211
Wolfenbuettel@nla.niedersachsen.de

Quelle: Martin Jasper, newsclick, 9.1.2007

Sozialpolitik und Sozialarbeit in Vorarlberg

Das Jahr 1972 markiert in Vorarlberg eine grundlegende Wende der Sozialpolitik: von der Fürsorge zur Sozialarbeit. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte war dieser Wandel verbunden mit der Umgestaltung und dem Ausbau der sozialen Landschaft. An die Stelle öffentlicher und kirchlicher Einrichtungen traten privatrechtlich verfasste Trägerorganisationen. Aus der Fülle der anfänglichen Initiativen, die oft von Absolventinnen und Absolventen der früheren Akademie für Sozialarbeit in Bregenz getragen waren, hat sich eine recht überschaubare Anzahl größerer Organisationen mit Millionenumsätzen herauskristallisiert. Der vorliegende Bericht zeichnet diese Entwicklung nach unten nach und untersucht, wie dieses „Modell Vorarlberg“ zukünftigen Anforderungen gerecht werden kann. Ist es tauglich für die Herausforderungen einer globalisierten Welt? Das Buch entstand gemeinsam mit einer Filmdokumentation, in deren Verlauf mit rund 40 sozialpolitischen Akteuren der vergangenen 35 Jahre ausführliche Interviews durchgeführt wurden. Das ergibt neben der historisch-sozialwissenschaftlichen Analyse auch im Wortsinn ein Bild der Sozialpolitik dieser Zeit. Zur Präsentation dieser aktuellen Studie, veröffentlicht in der Reihe des Instituts für sozialwissenschaftliche Regionalforschung beim Vorarlberger Landesarchiv, lädt das Landesarchiv gemeinsam mit der Fachhochschule Vorarlberg, Studiengang Soziale Arbeit, für Freitag, den 12. Januar 2007, um 16.00 Uhr ins Vorarlberger Landesarchiv in Bregenz ein.

Info
Heinz Allgäuer-Hackl/Hermann Denz/Kurt Greussing/Hubert Matt, Sozialpolitik und Sozialarbeit in Vorarlberg 1970-2010. Ein multimediales Projekt (Institut für sozialwissenschaftliche Regionalforschung Veröffentlichungen 3). Regensburg: Roderer Verlag 2006. 130 Seiten; ISBN 978-3-89783-563-4; EUR 21.

Kontakt
Vorarlberger Landesarchiv 
Kirchstraße 28
A-6900 Bregenz
Tel.: 0043 (0)5574 / 511 – 45005
Fax: 0043 (0)5574 / 511 – 45095
landesarchiv@vorarlberg.at

Quelle: Vorarlberg Online, 9.1.2007; Vorarlberger Landesarchiv

Neue Veröffentlichungen aus dem Hamburger Staatsarchiv

In der Reihe „Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt“ sind zwei neue Bände erschienen.

Forschung in der digitalen Welt : Sicherung, Erschließung und Aufbereitung von Wissensbeständen ; Tagung des Staatsarchivs Hamburg und des Zentrums \“Geisteswissenschaften in der digitalen Welt\“ an der Universität Hamburg am 10. und 11. April 2006 / hrsg. von Rainer Hering, Jürgen Sarnowsky, Christoph Schäfer und Udo Schäfer
Tagung des Staatsarchivs Hamburg und des Zentrums \“Geisteswissenschaften in der digitalen Welt\“ an der Universität Hamburg am 10. und 11. April 2006
Hamburg : Hamburg University Press, 2006. – 191 S. : Ill.
(Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg ; 20)
ISBN 3-937816-27-5 *Gb. : EUR 20.00

Bei Projekten zur Digitalisierung in den Geisteswissenschaften ist heute die Realisierung größerer, überregionaler und über das World Wide Web abfragbarer Lösungen erforderlich. Die Beiträge dieses Bandes leisten einen interdisziplinären Beitrag zur erforderlichen Standardisierung dieser Angebote, die erst den dringend notwendigen Austausch erleichtern und die gemeinsame Nutzung strukturierter Daten ermöglichen kann.

Die Hamburgisch-Lübischen Pfundgeldlisten 1485 – 1486 / hrsg. von Dennis Hormuth, Carsten Jahnke und Sönke Loebert
Hamburg : Hamburg University Press, 2006. – 312 S.
(Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg ; 21)
ISBN 3-937816-29-1*Gb. : EUR 30.00

Die beiden hier vorliegenden Pfundgeldlisten sind Teil einer acht Bände umfassenden Reihe. Sie zeichnen die Einnahmen eines Zolls auf, der zur Deckung von Kosten bei der Ausrüstung von Friedeschiffen eingerichtet und der von 1480 bis 1487 bei der Ein- und Ausreise im Hamburger Hafen erhoben wurde. Diese acht Pfundgeldbücher befinden sich heute im Archiv der Hansestadt Lübeck.

Beide Bände sind über den Buchhandel oder direkt bei der Hamburg University Press erhältlich. Informationen auch unter http://hup.sub.uni-hamburg.de

Kontakt:
Freie und Hansestadt Hamburg
Kulturbehörde
Staatsarchiv
Kattunbleiche 19
22041 Hamburg 
Tel.: 040 42831 3129
Fax : 040 42831 3201

Die Hanse – Kaufleute erobern Europa

Die Hanse ist vielen ein Begriff – aber die wenigsten wissen, dass es neben Hamburg, Lübeck und Rostock noch viele weitere Hansestädte gibt. Deshalb bringt die KWL Kultur und Werbung Lippstadt GmbH in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft „Historische Stadtkerne NRW das Unterrichtsheft „Die Hanse – Kaufleute erobern Europa“ heraus. Woher kommt das Hansaplast? Wie funktionierte die Hanse? Warum ging sie im 17. Jahrhundert zu Ende und begann vor 25 Jahren wieder von neuem? Diese und viele andere Fragen rund um das Thema „Hanse“ müssen nicht länger ungeklärt bleiben, denn ab sofort gibt es das Hanse-Unterrichtsheft für Kinder ab circa acht Jahren. 

Wie der Name schon sagt, lernen Kinder in diesem Heft allerhand über Koggen und Kriegsherren, Stockfisch und Stadträte, Pelzhändler und Piraten. Wie die Hanse entstand, warum sie so erfolgreich war und wie abenteuerlich das Leben eines Kaufmanns damals sein konnte – dies und noch viel mehr kann ab sofort in der informativen und kurzweiligen Lektüre nachgelesen werden! Begleitet werden die Kinder dabei von Gretke, einer waschechten Kaufmannstochter aus dem 15. Jahrhundert, die mit interessanten Informationen und Tipps durch das Heft führt. Doch nicht nur das kleine Mädchen macht Lust darauf mehr über die Hanse zu erfahren. Mit vielen farbigen Illustrationen, Landkarten, zahlreichen Worterklärungen und einem großen Hanserätsel wird die Geschichte der alten und neuen Hanse kindgerecht erklärt. Außerdem gibt es vier Seiten, die ausschließlich über Lippstadts „Hansegeschichte“ informieren. Dazu hat der Fachdienst Archiv und Museum alle historisch überlieferten Beweise und Zeugnisse über Lippstadts Aktivitäten in der Hanse zusammengetragen und festgehalten. Dabei wurde viel Wissenswertes über die Stadtgeschichte aufbereitet und bietet auch Erwachsenen interessanten Lesestoff. Oder wussten Sie, dass es einen Lippstädter gab, der im 15. Jahrhundert Ratsherr in Lübeck war? 

Ganz besonderer Dank gilt an dieser Stelle der Autorin Sybille Klose, der Stadt Osnabrück, dem Arbeitskreis „Historische Stadtkerne NRW“, Dr. Claudia Becker und Martina Kowollik vom Stadtarchiv Lippstadt und Edith Schulte-Fülling von der Kultur und Werbung Lippstadt GmbH. Ohne sie wäre die Realisierung des Projektes nicht möglich gewesen! Das Heft ist ab sofort für 3,- € in der Kulturinformation Lippstadt im Rathaus erhältlich.

Kontakt
Stadtarchiv Lippstadt
Soeststraße 8
59555 Lippstadt
Tel.: 02941 / 980-262
Fax: 02941 / 720893
stadtarchiv@stadt-lippstadt.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Lippstadt, 9.1.2007