Südtirols Chronisten tagen zum neunten Mal

Südtirols Chronisten treffen sich einmal jährlich, um über ihre Arbeit, Anliegen und Probleme zu diskutieren. Chronisten dokumentieren – meist ehrenamtlich – das Zeitgeschehen in ihrem Dorf oder ihrer Heimatgemeinde. In diesem Jahr findet der Tag der Chronisten am 24. November 2006 statt. Beginn ist um 9.30 Uhr im Landhaus 2, Auditorium Bozen, Crispistraße 2. Ab 15 Uhr werden die Chronistinnen und Chronisten gemeinsam das Palais Menz in der Bozner Mustergasse besichtigen. Eröffnet wird dieser 9. Chronistentag durch Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, dem Direktor des Landesarchivs Südtirol Josef Nössing und dem Vorsitzenden vom Tiroler Bildungsforum Innsbruck Bernhard Mertelseder. Auf dem Tagungsprogramm stehen außerdem Vorträge über den Alltag als Thema in der Chronik (Barbara Stocker, Bruneck), über Hausinventare als Quelle für Chronisten (Marlene Huber, Amt für audiovisuelle Medien und Harald Toniatti, Staatsarchiv Bozen), über Tirolensien und Graue Literatur in öffentlichen Bibliotheken (Volker Klotz, Direktor des Amtes für Bibliotheken und Lesen) sowie zum Thema \“Erinnerungskultur 1809. Erhebung von Kleindenkmälern\“ (Bernhard Mertelseder, Tiroler Bildungsforum Innsbruck). Als Rahmenveranstaltungen sind eine Chronikenausstellung über die Tätigkeit in den verschiedenen Bezirken und ein Infostand über die Aufbewahrung von Schriftstücken und Fotos vorgesehen.

Quelle: Autonome Provinz Bozen, Pressemeldung, 20.11.2006

Kulturelle Überlieferungen. Vereine, Verbände, Gesellschaften

In den letzten Jahrzehnten hat sich eine Verschiebung des Dokumentationsschwerpunktes von der staatlichen und kommunalen auf die private Überlieferung ergeben. Von Einzelpersönlichkeiten, Vereinen oder Verbänden strukturierte Überlieferungen werden immer wichtiger für die historische und kulturwissenschaftliche Forschung.

Um diesem Bedeutungswandel Rechnung zu tragen, veranstaltete das Rheinische Literaturarchiv (RLA) des Heinrich-Heine-Instituts in Düsseldorf vom 25. bis 26. Oktober 2006 eine interdisziplinäre Tagung zum Thema "Kulturelle Überlieferungen\“. Der Schwerpunkt, konzentriert auf den Untersuchungszeitraum der Jahre 1850 bis 1950, lag dabei auf der Geschichte von kulturellen Vereinigungen im Rheinland, Fragen der Bürgertumsgeschichte sowie der Vermittlung von Literatur und Kultur in rheinischen Städten.
Eingeteilt in drei Sektionen, Sektion I – Kulturelle Überlieferung und Sozialgeschichte. Ein theoretischer Ausblick; Sektion II – Literarische Vereine und Instanzen im Rheinland; Sektion III – Zensur und Volksbildung, beschäftigte man sich mit Fragen nach der spezifischen Ausprägung literarischer Infrastruktur. 

Sektion I:
Daniel Schläppi aus Bern gab eine Einführung in die aktuelle Fragestellung, einen "Crashkurs" in Überlieferungsbildung und einen Einblick in zukunftsweisende sozialgeschichtliche Forschungsansätze. Mit seinem Vortrag schuf er eine theoretische Analysebasis, auf die viele der folgenden Referenten verwiesen. 

Enno Stahl aus dem Rheinischen Literaturarchiv (RLA) im Heinrich-Heine-Institut folgte mit einem Überblick über die theoretischen Fundamente, die Theorie und Praxis einer Sozialgeschichte der Literatur. Er vertrat die Ansicht, dass die klassische Hermeneutik nicht zwingend in eine Sozialgeschichte der Literatur einbezogen werden müsse. Bisherige Ansätze der Münchner Forschergruppe greifen seiner Meinung nach zu kurz und versuchen immer noch die ästhetische Dimension der Texte heraus zu arbeiten, anstelle konkrete Funktionszusammenhänge von Literatur auf der Basis von archivischen Quellen zu analysieren. 

Sektion II:
Beispiele der kulturellen Überlieferung auf der Grundlage archivischer Quellen aus dem Stadtarchiv Düsseldorf gab Susanne Schwabach-Albrecht. Sie erläuterte die Funktion einzelner Vereine für die Stadt, betonte aber, dass es sich bei den vorliegenden Ergebnissen nur um eine vorläufige Bestandsaufnahme handele. Eine weiterführende Auswertung der hiesigen Zeitungs- und Zeitschriftenbestände, ergänzt um weitere Recherchen in Verbands- und Vereinsarchiven sowie in Nachlässen von Funktionsträgern wird sie im Rahmen des Projekts \“Literarisches Leben am Rhein\“ folgen lassen. 

Daniela Anna Frickel aus Bonn lieferte konkrete Beispiele dafür, wie Einzelpersönlichkeiten profilgebend für Institutionen sein können. So stellte sie führende Kritiker des Rheinlands wie Carl Enders, Dettmar Heinrich Sarnetzki und Otto Brües vor. Das Augenmerk lag vor allem auf der Intention der Kritiker beim Verfassen ihre Rezensionen und auf ihren Einfluss in der Literaturlandschaft.

Daniel Mühlenfeld aus Mühlheim referierte über das Beispiel des Literarischen Vereins zu Mühlheim an der Ruhr referierte. Nachdem er zunächst über die vorhandene Quellenlage berichtete, folgte eine Darstellung der Besonderheiten des Vereins und seine Auswirkungen für Mühlheim an der Ruhr. Der Verein trug zur Ausbildung und Stärkung einer regionalen bzw. lokalen Identität bei. Die Vereinsgründung geschah jedoch durch externe Impulse. Eine eigentliche Bürgerschicht wie sie von der Bürgertumsforschung verstanden wird, existierte in Mühlheim Mitte des 19. Jahrhunderts noch nicht und bildete sich erst allmählich unter Einflussnahme des Wirtschaftsbürgertums heraus. 

Sektion III
Jürgen Herres lieferte auf der Basis der komplizierten Überlieferungsbildung im Preußischen Staatsapparat Beispiele für Zensurakten, darunter auch aus der Zensur für die berühmte und regional populäre Kölnische Zeitung. 

Norbert Friedrich aus Düsseldorf verlagerte in seinem Vortrag die analytische Perspektive, indem er aus organisationsgeschichtlicher Sicht über die Gustav-Adolf-Vereine berichtete. Einen besonderen Schwerpunkt legte er auf ihre Gründungsgeschichte und die damit verbundenen spezifischen Erinnerungsleistungen.

Positiv hervorgehoben werden kann die auf der Tagung fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Weder Historiker noch Germanisten versteckten sich hinter ihren fachspezifischen Ansichten und es zeigte eine hohe Bereitschaft, neue Erkenntnisse zu diskutieren und mit den eigenen Theorien zu vergleichen.

Ein zweiter Teil der Tagung ist für Oktober 2007 geplant. Beide Kolloquien werden in einem Tagungsband publiziert.

Daniela Schilling

Link:
Langversion des Tagungsberichtes in der Elektronischen Zeitschrift www.literatur-archiv-nrw.de.

Auszeichnung für ehemalige Leiterin des Stadtarchivs Lübeck

Beim Stiftungsfest der Gemeinnützigen Lübecks am 17.11.2006 erhielt Prof. Dr. Antjekathrin Graßmann eine besondere Ehre: Die Denkmünze der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeiten. 1970 begann Antjekathrin Graßmann ihre Tätigkeit im Archiv der Hansestadt Lübeck. Am 1. April 1978 wurde sie Leiterin des Archivs und übernahm gleichzeitig den Vorsitz des "Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde", der ältesten Tochter der Gemeinnützigen. 560 Veranstaltungen hat sie in 28 Jahren durchgeführt. 

Antje Peters-Hirt, Direktorin der Gemeinnützigen, hob in ihrer Rede hervor, dass die herausragenden Eigenschaften von Antjekathrin Graßmann historisches Wissen, weite Kenntnisse verschiedenster Art, Einsatz, Fleiß, wissenschaftliche Redlichkeit, Authentizität und schließlich Liebe zum Gegenstand seien. Obwohl sie zum 1.6.2005 aus dem aktiven Dienst ausgeschieden ist (siehe Bericht vom 26.5.2005), besucht Dr. Graßmann noch oft das Archiv. Sie arbeitet an weiteren Publikationen über die Geschichte der Hansestadt Lübeck. Zwei aktuelle Werke von ihr aus dem Jahr 2006 sind 

  • Antjekathrin Graßmann (Hrsg.), Lübeck-Lexikon – Die Hansestadt von A bis Z, Lübeck 2006, Preis: 29,80 EUR 
  • Beständeübersicht des Archivs der Hansestadt Lübeck, hrsg. von Antjekathrin Graßmann unter Mitarbeit von Kerstin Letz u.a. (Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, Reihe B, Bd. 29), Lübeck 2005, Preis: 19,50 EUR, (soeben in 2. Auflage, völlig überarbeitet und erweitert, erschienen). 

Kontakt:
Archiv der Hansestadt Lübeck
Mühlendamm 1-3
23552 Lübeck
(neben dem Dom)
Tel.: 0451/122 4152
Fax: 0451/122 1517
archiv@luebeck.de 

Quelle: hl-live, 18.11.2006

Stadtarchiv Ratingen gewährt Einblick in seine Arbeit

Einmal im Jahr, diesmal am 18.11.2006, bietet das Stadtarchiv Ratingen abends Führungen durch seine sonst nicht zugänglichen Arbeitsräume und Magazine an. Eröffnet wurde das gut vierstündige Angebot durch die Präsentation der neuesten Quellendokumentation \“Ratingen 1945-1955\“ durch Kulturdezernent Dirk Tratzig. Bearbeitet wurde das Werk von der Historikerin Andrea Niewerth und enthält außer vielfältigem Bildmaterial aus den Beständen des Stadtarchivs Ratingen auch zahlreiche Kommentare und Anmerkungen. 

Allen Interessierten wurde darüber hinaus auch eine Einführung in die elektronische Recherche in den Archivdatenbanken angeboten und auch Fragen des Datenschutzes wurden behandelt. Einen Überblick über die täglich geleistete Archivarbeit gab Archivleiterin Dr. Erika Münster in ihrem Vortrag, in dem sie außerdem noch einmal die Bedeutung des Archivs für die Stadt und alle Bürger betonte. Sie erwähnte darüber hinaus, dass viele Quellen bereits elektronisch erfasst sind und über das Internet abgerufen werden können, wodurch so manchem Hobby-Forscher die Recherche nach bestimmten Themen erleichtert werden könne. 

Kontakt
Stadtarchiv Ratingen
Mühlheimer Str. 47
40878 Ratingen
Tel.: 02102- 550-4190
Fax: 02102- 550-9419
stadtarchiv@ratingen.de 

Quelle: Marc Cechura, Westdeutsche Zeitung, 20.11.2006

100 Jahre Kreisklinik Bruchsal

Eine Ausstellung der besonderen Art gibt es ab dem 17. November 2006 im Foyer der Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal zu sehen. \“Eine Zierde unserer Stadt\“, so der Titel der Ausstellung und des gleichnamigen Buchs, welches das Kreisarchiv im Landratsamt Karlsruhe zur 100 Jahr Feier des historischen A-Baus der Bruchsaler Kreisklinik herausgegeben hat. 

Zwölf Schautafeln beschäftigen sich mit der Vorgeschichte der Klinik, des alten Spitals von 1777 auf dem Gelände des heutigen Bürgerzentrums in Bruchsal, mit der Bauphase des neuen Krankenhauses von 1906 – der historische A-Bau der Fürst-Stirum-Klinik mit Dachreiter – und mit dem Architekten des A-Bau, Dr. Friedrich Hirsch, Ehrenbürger der Stadt Bruchsal. Darüber hinaus gibt es die Geschichte und das Wirken der Ordensschwestern des Heiligen Vinzenz von Paul an der Fürst-Stirum-Klinik zu sehen, die bis 1990 einen ganz wichtigen Dienst in der Pflege und Fürsorge der Kranken erfüllten und mit dem Bruchsaler Kreiskrankenhaus eng verbunden sind. Dargestellt sind Portraits aller früheren Ärzte an der Klinik von 1906 bis 1950. Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Januar 2007 zu besichtigen.

Kontakt:
Kreisarchiv des Landkreises Karlsruhe
Nördliche Hildapromenade 2
76133 Karlsruhe
Tel.: 0721/926-2210 und 926-2211
Fax: 0721/926-2204
kreisarchiv@landratsamt-karlsruhe.de

Quelle: ka-news, 17.11.2006; Veranstaltungen Bruchsal, 17.11.2006

Lesung zu Alfred Delp in der Haft der Nazis

Eine Lesung mit Patrick Blank (SWR) mit dem Thema \“Mit gefesselten Händen – Alfred Delp in der Haft der Nazis\“ veranstaltet das Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte in Verbindung mit dem Verein KZ-Gedenkstätte Mannheim Sandhofen, der Alfred Delp-Gesellschaft und Forum A4 am Mittwoch, 22. November, 20 Uhr, in der KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen, Gustav Wiederkehr-Schule, Kriegerstraß 28. 

Am 15. September 2007 wäre der 100. Geburtstag von Jesuitenpater Alfred Delp. Sein Name wird immer mit dem deutschen Widerstand gegen das Dritte Reich verbunden bleiben. Wegen seiner Zugehörigkeit zum \“Kreisauer Kreis", wegen seiner Treue zur Kirche und zum Orden, sowie seiner Vision einer menschlichen und sozialen Gesellschaft wurde er zum Tode verurteilt. Am 2.Februar 1945 wurde Alfred Delp in Berlin-Plötzensee gehängt, seine Asche auf Befehl Hitlers verstreut. Der Gedenktag des 100. Geburtstages ist Anlaß für eine Reihe von Veranstaltungen in seiner Geburtsstadt Mannheim und in der Metropolregion Rhein-Neckar. Offiziell wird das Andenken an Pater Delp am 8.Dezember 2006, das ist der Tag an dem er als Jesuit im Gefängnis seine Letzten Gelübde abgelegt hat, mit einem feierlichen Gottesdienst um 18.00 Uhr in der Mannheimer Jesuitenkirche eröffnet. Seine letzten Aufzeichnungen aus Berlin-Plötzensee "Im Angesicht des Todes\“ werden parallel zu den Zeiten in denen sie niedergeschrieben worden sind in vier Lesungen mit Schauspieler und Fernsehsprecher Patrick Blank zu hören sein. Mit dieser ersten Lesung in der KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen wird gleichzeitig die Lesereihe mit Patrick Blank eröffnet. 

Kontakt
Stadtarchiv Mannheim
Institut für Stadtgeschichte
Collini-Center
Collinistr. 1
68161 Mannheim 
Tel.: +49 621 293-7027
Fax +49 621 293-7476
stadtarchiv@mannheim.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Mannheim, 17.11.2006

Neuer Vorsitzender der Bundeskonferenz kirchlicher Archive

Der Passauer Diözesanarchivar Dr. Herbert Wurster (56) wurde Mitte November 2006 zum neuen Vorsitzenden der Bundeskonferenz kirchlicher Archive in Deutschland gewählt. Er wurde damit Nachfolger seines Hildesheimer Kollegen Dr. Thomas Scharf-Wrede, der vier Jahre lang dem höchsten Gremium der katholischen Archive in Deutschland vorgestanden hatte. In seine Amtszeit fielen die umfangreichen Untersuchungen zu Zwangsarbeitern in katholischen Einrichtungen während des Zweiten Weltkrieges. Außerdem hat sich Scharf-Wrede bemüht, die Arbeit der Bundeskonferenz durch „Arbeitsgespräche“ effektiver zu gestalten. Auch die Fortbildung der Archivare wurde unter dem Vorsitz des Hildesheimer Bistumsarchivars in den vergangenen Jahren verbessert.

Bei der diesjährigen Jahreskonferenz der Vereinigung im Priesterseminar Hildesheim, an der auf Anregung von Dr. Scharf-Wrede neben den Archivdirektoren erstmals auch Archivleiter überdiözesaner Einrichtungen, wie der Caritas und kirchlicher Hilfswerke, teilnahmen (insgesamt rund 30 Teilnehmer), ging es inhaltlich unter anderem um die Neuordnung der Schriftgutverwaltung in den Bistümern angesichts von Gemeindefusionen, Pfarrhofverkäufen und anderen großen Umstrukturierungsmaßnahmen der kirchlichen Organisationen. Eine Arbeitsgruppe der Bundeskonferenz erarbeitet dafür in den nächsten Monaten konkrete Vorschläge für die Organisation der Schriftgutverwaltung. 

Eine weitere wesentliche Koordinationsaufgabe der Bundeskonferenz der nächsten Jahre betrifft den Umgang mit der elektronischen Überlieferung. "Wir müssen das so organisieren, dass diese elektronische Überlieferung in einer neuen technischen Umwelt weiterleben kann", beschreibt der neue Vorsitzende Herbert Wurster die Herausforderung für die Archivare.

Quelle: Raimund Meisenberger, Gespräch mit Herbert Wurster, Passauer Neue Presse (PNP), 15.11.2006; katholisch.de, 13.11.2006

Kriegskinder zwischen Hitlerjugend und Nachkriegsalltag

Sie waren Flakhelfer und Schülersoldaten, sie waren Mädchen und Jungen in Jungvolk, Hitlerjugend und im Bund Deutscher Mädel, sie waren Flüchtlinge und ausgebombte, vaterlose Kinder: Die Generation der Kriegskinder. Gemeinsam mit dem Stadtarchiv Lippstadt widmet das LWL-Medienzentrum für Westfalen der Generation der Kriegskinder jetzt den Bildband \“Kriegskinder. Zwischen Hitlerjugend und Nachkriegsalltag". Am 15. 11.2006 wurde das von Barbara Stambolis und Volker Jakob herausgegebene Buch in Lippstadt präsentiert. 

Die zahlreichen Fotos, die der Lippstädter Fotograf Walter Nies ab ca. 1935 machte, sind ein Spiegelbild der damaligen Zeit in Westfalen. So werden anhand dieser Fotos zum ersten Mal der Alltag und die Schicksale der westfälischen Kriegskinder, aber auch der Kinder, die durch Flucht und Vertreibung hier gelandet sind, dargestellt. Denn von 1942 bis 1945 fotografierte Walter Nies für die Bann-Bildstelle der Hitlerjugend in Lippstadt und danach für die Bildstelle der HJ Westfalen-Süd in Bochum. Nach Kriegsende arbeitete er für die \“Katholische Osthilfe\“, die Hilfsorganisation für Flüchtlinge im Erzbistum Paderborn. 

Ergänzt werden die Fotos, die im Stadtarchiv Lippstadt aufbewahrt werden, durch fünf Aufsätze. Sie sind als Lese- und Wahrnehmungshilfe gedacht und betrachten das Leben der Kriegskinder aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Sie sollen den Betrachter dazu anregen, sich mit den Bildern intensiv auseinander zu setzen und – speziell bei der älteren Generation – mit eigenen Erinnerungen an diese Zeit zu vergleichen. Die Bilder zeigen höchst facettenreich die Erfahrungswelten der heute 60 bis 80-Jährigen – die politische Vereinnahmung durch die nationalsozialistische Ideologie, den Zusammenbruch 1945 und schließlich den schweren Neuanfang danach. Dr. Volker Jakob, Referatsleiter des Bild-, Film- und Tonarchivs im LWL-Medienzentrum für Westfalen – in dessen Publikationsreihe das Buch erscheint – hob auch hervor, dass der Bildband von der Jury des "Deutschen Fotobuchpreises 2006/2007" für eine Wanderausstellung der besten deutschen Fotobücher ausgewählt wurde.

Info
Barbara Stambolis / Volker Jakob (Hg.): Kriegskinder. Zwischen Hitlerjugend und Nachkriegsalltag. Fotografien von Walter Nies.(Reihe: Aus Westfälischen Bildsammlungen, Bd. 4). Mit Beiträgen von Claudia Becker, Ralf Blank, Volker Jakob, Hartmut Radebold, Barbara Stambolis. 
178 Seiten, ca. 210 Abbildungen, Preis: 19,95 €. ISBN 3-89688-290-2 

Kontakt
Stadtarchiv Lippstadt
Soeststraße 8
59555 Lippstadt
Tel.: 02941/980-262
Fax: 02941/720893
stadtarchiv@stadt-lippstadt.de
andreas.moersener@stadt-lippstadt.de

Quelle: Paderzeitung, 15.11.2006; Presseforum LWL, 15.11.06

Auszeichnung für ehemaligen Leiter des Stadtarchivs Recklinghausen

Mit der Auszeichnung "Vestischer Ehrenbürger\“ sollen diejenigen geehrt werden, die sich in herausragender Weise um den Kreis Recklinghausen verdient gemacht und durch ihre Mit- und Eigenverantwortung positive Impulse gegeben haben. Der erste, der diese Auszeichnung am 14.11.2006 erhielt, ist Dr. Werner Burghardt, der das Städtische und Vestische Archiv Recklinghausen von 1958 bis 1985 zunächst nebenamtlich und nach seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst dann hauptamtlich bis zum Jahre 2000 führte. Auf ihn geht nicht nur die Gründung des Arbeitskreises der Vestischen Geschichts- und Heimatvereine zurück, sondern er gab auch den Vestischen Kalender heraus, arbeitete intensiv bei der Vestischen Zeitschrift mit und veröffentlichte bisher mehr als 100 wissenschaftliche Abhandlungen. 

Kontakt
Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
Hohenzollernstr. 12
45659 Recklinghausen
Tel.: 02361-501902
Fax: 02361-501234
stadtarchiv-recklinghausen@t-online.de 

Quelle: WAZ, 14.11.2006

Bäuerliche Rechtsverhältnisse im westlichen Münsterland 1800 – 1850

Zu einem Vortrag über die Auswirkungen der so genannten Bauernbefreiung im Gebiet des heutigen Kreises Borken lädt der Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte am Donnerstag, dem 23. November ins Stadtarchiv Bocholt ein. Der Referent, Dr. Dieter Wigger aus Dingden, stellt in seinem Referat zunächst die bäuerliche Struktur des Fürstbistums Münster dar, die sich im Forschungsgebiet erheblich von anderen Gebieten unterschied. 

Durch den napoleonischen Einfluss und die Gründung neuer Satellitenstaaten wurde der einheitliche Rechtsraum zerteilt und die Bauernbefreiung in verschiedenen Geschwindigkeiten durchgeführt – im Bereich Bocholt erst im Jahr 1813. Die Preußen nahmen den Rechtszustand als gegeben hin, versuchten aber mit Hilfe unbestimmter Rechtsbegriffe die erfolgten Veränderungen zu revidieren. Erst 1850 wurden im Hinblick auf die bevorstehende Industrialisierung alle Lasten vollständig aufgehoben. Beginn des Vortrages ist um 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstr.76
46397 Bocholt
Tel.: 02871-953-349
Fax: 02871-953347
stadtarchiv@mail.bocholt.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Bochum, 16.11.2006