Neumarkt im Jahre 1860

Ein lebendiges Bild von Neumarkt in der Oberpfalz um 1860 zeichnen eine Ausstellung im Stadtmuseum und der als Buch vorgestellte "Physikatsbericht" des Landgerichtsarztes Dr. Franz Seraph Schweninger. Beides wurde am Montag von Oberbürgermeister Thomas Thumann, Dr. Frank Präger, Leiter des Stadtarchivs Neumarkt, Kulturamtsleiterin Dr. Gabriele Moritz, Petra Henseler, Leiterin des Stadtmuseums und Stadtrat Rudi Bayerl präsentiert

Das Jahr 1860 in Neumarkt: Wie kleideten sich die Bürgersfrauen in der Stadt und wie die Bäuerinnen auf dem Lande? Wie feierte man Hochzeit? Wie zog man die Kinder auf, wie waren die hygienischen Verhältnisse und welche Hausmittel und Geheimrezepte verwendete man gegen Kopfschmerzen und Halsweh? Dies und noch viel mehr über Menschen, Landschaft, Flora und Fauna im damaligen Bezirksamt Neumarkt beschrieb der Landgerichtsarzt Dr. Schweninger in seinem 156seitigen Physikatsbericht an die bayerische Landesregierung. Der in der Handschriftensammlung der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrte Bericht ist in zwei Hauptteile gegliedert, den medizinisch-topographischen und den ethnographischen Teil. In ersterem wurden alle natürlichen Umweltfaktoren dargestellt, von denen man annahm, dass sie Einfluss auf die menschliche Gesundheit hätten, insbesondere Lage, Klima, Saat und Ernte, geographische Beschaffenheit, Quellen, Bäche etc., Mineralquellen, Mineralien, Bodenkultur, die Verteilung des Landes in Feld, Wald etc., Fruchtbarkeit, Pflanzen und Tiere. Der zweite Teil war der Schilderung der sozialen Umwelt und der Lebensweise der Menschen gewidmet mit folgenden Themen: die physische und intellektuelle Konstitution der Bevölkerung, Verteilung der Bevölkerung, Einwohnerschaft, Verteilung, Verhältnis nach Geschlechtern, Alter etc., Bevölkerungsbewegung, Sterblichkeit, Wohnungsverhältnisse, Kleidungsweise, Nahrungsweise, Beschäftigung, Wohlstand, Reinlichkeit, Vergnügungen, Feste, Achtsamkeit bei Wöchnerinnen und Schwangeren, eheliches Leben, Geschlechtsausschweifung, Fruchtbarkeit, geistige Konstitution, Neigung zu höherer Ausbildung, Verharren in der Heimat und ihrem Leben, religiöse Haltung, Aberglaube, Mystizismus. 

Diese einmalige handschriftliche Quelle, in der ein seltenes und lebendiges Zeugnis von Menschen, Landschaft, Flora und Fauna in und um Neumarkt gezeichnet wurde, hat Stadtarchivar Dr. Frank Präger bearbeitet und damit für jedermann lesbar gemacht. Sie ist als Publikation des Historischen Vereins als Neumarkter Historische Beiträge, Band 8 unter dem Titel "Medizinische Topographie und Ethnographie des Physikatsbezirks Neumarkt in der Oberpfalz. Der \’Physikatsbericht\‘ für Neumarkt und Umgebung aus dem Jahr 1860" erhältlich. 

Aus Anlass der Buchpräsentation hat das Stadtmuseum eine begleitende Ausstellung erarbeitet, die ausgewählte Textpassagen dieses Berichtes mit interessanten Exponaten illustriert. Dabei ergeben sich weitere, äußerst aufschlussreiche und zuweilen auch – aus heutiger Sicht – kuriose Einblicke in die Lebenswelt der Neumarkter \“von der Wiege bis zur Bahre\“ Mitte des 19. Jahrhunderts. Aber auch die ärztliche Versorgung in Neumarkt im 19. Jahrhundert wird in der Ausstellung mit interessanten Exponaten und Informationen thematisiert sowie die Person des Verfassers des Physikatsberichtes illustriert. Als Amtsarzt für den Bezirk Neumarkt hatte Schweninger folgende Aufgaben: Aufsicht über das gesamte Heilpersonal vom Bader bis zur Hebamme, über die Medizinaleinrichtungen des Bezirks, die Gesundheitspolizei und die Seuchenbekämpfung, Führen einer Geburts-, Sterbe- und Krankenstatistik, Erstellen gerichtsmedizinischer Gutachten und die kostenlose Behandlung der Armen des Bezirks. Auf eigene Bitte wurde Schweninger am 1. Februar 1886 im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand versetzt. Von der Stadt Neumarkt erhielt er Anfang März das Ehrenbürgerrecht. Am 20. Februar 1891 starb Franz Schweninger in Neumarkt. Ihm zu Ehren benannte die Stadt am 12. Juli 1912 eine Straße. 

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Quelle: Neumarkt Online, 6.11.2006

Neuer Leiter des Landesarchivs Schleswig-Holstein

Am Montag, den 16. Oktober 2006, überreichte Staatssekretär Heinz Maurus in der Kieler Staatskanzlei dem neuen Leiter des Landesarchivs Schleswig-Holstein, Herrn PD Dr. Rainer Hering, in feierlichem Rahmen die Ernennungsurkunde. Dr. Hering war bisher stellvertretender Leiter des Staatsarchivs Hamburg und wechselte nach fast zwanzigjähriger Tätigkeit von der Elbe an die Schlei. Dr. Rainer Hering hat in Hamburg Geschichtswissenschaft, evangelische Theologie und Erziehungswissenschaft studiert, wurde dort 1989 zum Dr. phil. promoviert und habilitierte sich 2002. An der Universität Hamburg lehrt er als Privatdozent Neuere Geschichte. Sein Lehr- und Forschungsschwerpunkt ist die deutsche Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere Landesgeschichte, Antisemitismusforschung, Kirchen- und Universitätsgeschichte. In Schleswig folgt er Prof. Dr. Reimer Witt.

Das Landesarchiv hat mit dem Aufbau der Beständeübersicht auf seiner Homepage sein Internetangebot entscheidend erweitert. In einem nächsten Schritt sollen auch die Findbücher online zugänglich sein. Knapp 700.000 Datensätze von 400 Findbüchern sind bereits in die hauseigene Datenbank eingegeben und werden mittelfristig internetfähig gemacht. Bereits jetzt steht die \“Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein\“ im Internet zur Verfügung, die mit über 800 Datensätzen sämtliche Wappen von Kommunen des Landes aufführt. Das Landesarchiv wird die Behörden bei der modernen Schriftgutverwaltung und bei der Einführung neuer Speichersysteme beratend begleiten, so dass sichergestellt ist, dass die elektronisch gespeicherten Informationen der Landesregierung dauerhaft gesichert sind. Des weiteren werden in der Landesverwaltung nicht mehr benötigte Unterlagen archivisch bewertet und wichtiges Schriftgut in das Landesarchiv übernommen. Dadurch sparen die Behörden Raum- und Personalkosten, was dem Landeshaushalt zugute kommt. Um ein reibungsloses Verfahren an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Archiv zu ermöglichen, beteiligt sich das Landesarchiv an der Registratorenfortbildung und bietet darüber hinaus Beratungsverträge und Workshops auch für Kommunalarchive an.

Am 4.11.2006 wurde die erste Ausstellung unter der Regie von Dr. Rainer Hering mit dem Titel "Kostbarkeiten – Glanz, Zerfall und Erhaltung von Archivgut" eröffnet. Das Landesarchiv sieht historische Ausstellungen als wichtigen Teil seiner Öffentlichkeitsarbeit. Damit soll auch ein breiter historisch interessierter Kreis angesprochen werden, der bisher noch keinen Kontakt zum Landesarchiv hatte. In der Regel finden jährlich zwei Ausstellungen zu Themen der schleswig-holsteinischen Geschichte und Landeskunde statt. Die entsprechenden Räume im Erdgeschoss des Prinzenpalais sind barrierefrei und bei freiem Eintritt zu den Öffnungszeiten des Landesarchivs zugänglich. Auf Anfrage sind auch Führungen durch die Ausstellung möglich. Anstelle der sonst üblichen Vorträge werden dieses Mal Führungen durch die Werkstätten und Magazine des Landesarchivs angeboten. Denn Kapazitäten, Klima- und Lichtkonzept sowie Archivtechnik können während einer Führung anschaulich dargestellt werden. Einblicke in die Sicherungsverfilmung und in moderne Restaurierungsmethoden gibt es darüber hinaus in der Foto- und Restaurierungswerkstatt. Durch die Kombination von Ausstellung und Führung erhält jeder Interessierte somit ein nahezu vollständiges Bild von der Bestandserhaltung und Bestandsicherung im Landesarchiv.

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Quelle: Das Landesarchiv begrüßt seinen neuen Leiter!, 19.10.2006; Pressegespräch mit dem Chef der Staatskanzlei Heinz Maurus, 3.11.2006

Spezial-Geschichte und Nachrichten von Wiedenbrück

Florenz Karl Joseph Harsewinkel (1738-1818) war in der Zeit um 1800 Stiftsdechant in Wiedenbrück. Nach Studium und weiten Reisen ließ er sich in Wiedenbrück im Schönhof (befindet sich seit dem Jahre 2003 im Freilichtmuseum Detmold) nieder, und befasste sich u.a. mit Schriften und Überlieferungen zur Stadtgeschichte. Ihm standen noch viele Urkunden und Dokumente zur Verfügung – die z.T. heute verschwunden sind – und kopierte sie im Wortlaut. Alles, was ihm zur Geschichte der Stadt und zu den Geschehnissen seiner Zeit wichtig erschien, schrieb er genauso wie Überlieferungen, die seinen Zeitgenossen noch geläufig waren, geflissentlich in seiner Handschrift nieder, die er \“Spezial-Geschichte und Nachrichten von Wiedenbrück\“ nannte. Viele Dinge aus der Wiedenbrücker Vergangenheit, z.B. Gilden, Münzprägungen, alte Verträge, Kriege usw. sind nur durch seine handschriftlichen Aufzeichnungen belegt. Er beschreibt aber auch Löhne und Preise, Erfolge und Missstände in Landwirtschaft und Gewerbe, Wahl des Bürgermeisters usw. aus seiner Zeit um 1800. In einem \“Herbarium\“ führt er zudem 365 Pflanzen und Kräuter auf. Insgesamt bestehen seine Aufzeichnungen zur Wiedenbrücker Geschichte aus 342 Kapiteln auf ca. 450 Seiten. Das Original dieser Handschrift befindet sich im Besitz des Heimatvereins Wiedenbrück-Reckenberg und ist im Heimatmuseum Wiedenbrück ausgestellt. 

Um diese Schrift, die nur schwer zu lesen und zu entziffern ist, allen Interessierten zugänglich machen zu können, bildete sich unter Anleitung von Dr. Günter Brüning, Leiter des Kreisarchivs Gütersloh, bereits im Jahre 1990 ein Arbeitskreis der Volkshochschule und des Heimatvereins Wiedenbrück-Reckenberg. In mehrjähriger Arbeit wurde der gesamte Text erarbeitet und in das heutige Schriftbild übertragen. Die Hauptaufgabe jedoch, diese Handschrift in mühsamer Kleinarbeit in eine buchstaben-, zeilen- und seitengetreue Druckschrift – einschließlich der Abkürzungen, Überschreibungen und Fehler – zu transkribieren, übernahm dann Alfons Brielmann vom Heimatverein Wiedenbrück-Reckenberg. Die sog. \“Harsewinkel-Chronik\“ kann nun jeder in gedruckter Form in einem Buch nachlesen, das von Alfons Brielmann herausgegeben wurde. Am 26.9.2006 stellte er es der Öffentlichkeit vor. Erschienen ist es im Verlag für Regionalgeschichte Gütersloh. 

Weitere Schriften, die von Florenz Karl Joseph Harsewinkel verfasst wurden sind \“Ordo ac series clericorum Wiedenbrugensium\“ und eine \“Beschreibung des Amtes Reckenberg und der Stadt Wiedenbrück\“. Letztere ist leider seit einiger Zeit verschwunden. Der Heimatverein Wiedenbrück-Reckenberg und Dr. Brüning vom Kreisarchiv Gütersloh wären über Informationen zu einem möglichen Verbleib dieser Schrift sehr dankbar.

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33378 Rheda-Wiedenbrück 
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Fax: 05241-85-2000
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Quelle: Presseinformation Kreisarchiv Gütersloh, 26.9.2006; Johannes Bitter, Die Glocke, 28.9.2006

Von der gemalten Landschaft zum vermessenen Land

Das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München besitzt einen der größten und bedeutendsten Bestände an handgezeichneten Karten in Deutschland. Diese Sammlung ist jedoch selbst unter Experten noch weitgehend unbekannt. Auf dieser Materialgrundlage stellt die jetzt gezeigte Ausstellung die Entwicklung der Kartographie in Bayern dar, wie sie im Auftrag der Behörden und Gerichte vom Spätmittelalter bis zum Ende des Alten Reichs 1806 betrieben wurde, um für die notwendigen Entscheidungen der Landesverwaltung und Rechtsprechung die geographischen Kenntnisse zu verschaffen. Dabei beschreibt die Kartographie einen großen Bogen von schlichten Umrissskizzen (Ende 15. Jahrhundert) über künstlerisch anspruchsvolle Landschaftsgemälde (16. und 17. Jahrhundert) zu weiterhin künstlerisch gestalteten Grundrisskarten, die bereits auf der Grundlage von Vermessungen entstanden (17. und 18. Jahrhundert). Am Ende steht die Katastervermessung des frühen 19. Jahrhunderts. In der Zusammenschau ergeben die Karten, die zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen sind, einen völlig unerwarteten Blick auf das Bayern früherer Jahrhunderte.

Bilder und Karten sind Zeugnisse der sich entfaltenden Fähigkeit des Menschen, sein geographisches Umfeld abzubilden. Diese Entfaltung spiegelt sich beispielhaft in den seit dem Mittelalter entstandenen Produkten der zentralen Verwaltung des Herzogtums bzw. Kurfürstentums Bayern. Für die Verwaltung war es von Anfang an notwendig, geographische Situationen oder ganze Gebiete zu erfassen, um diese Kenntnisse zur Rechtssicherung zu bewahren oder für Entscheidungen in Streitigkeiten andernorts vorzulegen. Bis zur modernen amtlichen Landesvermessung war es jedoch noch ein weiter Weg. Die mittelalterliche Vorgeschichte der neuzeitlichen Raumdarstellung wird im ersten Abschnitt der Ausstellung dokumentiert: Das Mittelalter war noch geprägt von der Herrschaft des Worts. Grenzlinien wurden von erfahrenen Männern mündlich bezeugt oder in Urkunden verbal beschrieben, Grundbesitz in Urbarbüchern erfasst. Ganz beiläufig traten in Grundbeschreibungen und auf Urkundensiegeln realistische Bilder von einzelnen topographischen Elementen in Erscheinung. Erst im ausgehenden 15. Jahrhundert entstanden einige wenige skizzenartige Karten größerer Gebiete. Sie sind zeitlich die direkten Vorläufer der großen bildlichen Kartenwerke der Frühen Neuzeit (16. – 18. Jahrhundert). Dieser Epoche ist nun der Hauptteil der Ausstellung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv gewidmet. Zur Ausstellung, die vom 6. Oktober bis 22. Dezember 2006 in den Ausstellungsräumen Ludwigstr. 14 zu sehen ist, erscheint ein Katalogbuch, das viele der gezeigten Karten in Farbe wiedergibt.

Kontakt
Bayerisches Hauptstaatsarchiv 
Schönfeldstraße 5-11 
80539 München 
Tel. 089/28638-2596
Fax: 089/28638-2954 
poststelle@bayhsta.bayern.de 

Quelle: Pressemeldung zur Ausstellung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv.

Stadtarchiv Eschwege erhält Hessischen Archivpreis

Zum zweiten Mal nach 2005 vergibt der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. – Landesverband Hessen Preise im Archivwesen. Den mit 3.000 Euro dotierten Hessischen Archivpreis, der sich an kleinere nichtstaatliche, insbesondere kommunale Archive richtet, die sich in vorbildlicher Weise um den Kulturgutschutz und die Archivierung von Schriftquellen und Dokumentationsgut verdient gemacht haben, erhält im Jahre 2006 das Stadtarchiv Eschwege. Das Geld ist zweckgebunden und kommt somit in vollem Umfang der weiteren Archivarbeit zugute. Leiter des Archivs, das erst seit 1990 hauptamtlich betreut wird, ist Dr. Karl Kollmann, der zugleich auch als Fachdienstleiter Kultur tätig ist und somit nicht nur Verantwortung für das Archiv trägt, sondern auch für Bibliothek, Vereinsarbeit und kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen. Unter seiner Regie fanden bereits einige Ausstellungen zur Stadt- und Regionalgeschichte statt. Einen Namen hat er sich darüber hinaus mit zahlreichen Publikationen gemacht, die er entweder selbst verfasste oder herausgab. Er ist auch Vorsitzender der Historischen Gesellschaft des Werralandes. 

Das Stadtarchiv Eschwege und das Stadtarchiv Witzenhausen sind die einzigen, die im gesamten Werra-Meißner-Kreis hauptamtlich geleitet werden. Alle übrigen Archive in der Region werden – vor allem aus Kostengründen – ehrenamtlich geführt. Unterstützt wird Dr. Karl Kollmann bei seiner Archivarbeit von einigen Hilfskräften. Der Archivbestand setzt sich aus ca. 450 laufenden Meter Akten, tausenden Karten und Plänen, 16.500 Bildern und 5.600 Buchtiteln zusammen. Genutzt wird das Archiv überwiegend von Heimat- und Familienforschern sowie von Schülern und Studenten. Verliehen wird der Preis am 6. Dezember 2006. 

Kontakt
Stadtarchiv Eschwege 
Stadthaus V (ehem. Hochzeitshaus) 
Vor dem Berge 3 
37269 Eschwege 
Tel.: 05651/304-281
Fax: 05651/ 304-282

Quelle: Werner Keller, HNA, 1.11.2006.

Seminar der Bundeskonferenz der Kommunalarchive erstmals in Fulda

Der bei der Eröffnung der VdA-Geschäftsstelle geäußerte Wunsch des Fuldaer Oberbürgermeisters geht in Erfüllung. Im März diesen Jahres war sich OB Möller in seinem Wunsch bereits sehr sicher, dass vom neu angesiedelten größten nationalen Fachverband für Archivare in Fulda „Impulse für die Stadt und die Region“ ausgehen.

Knapp 10 Monate später blicken der Verband selbst und die Stadt Fulda mit großer Zufriedenheit auf das Erreichte. Die VdA-Geschäftsstelle in der Wörthstraße ist zu einem Treffpunkt für Archivare aus ganz Deutschland geworden. Besprechungen und Konferenzen der Organe des Verbandes (Geschäftsführender Vorstand, Gesamtvorstand, Arbeitskreise, Ausschüsse, Landesverbände) haben seit Eröffnung der Geschäftsräume fast ausschließlich in Fulda stattgefunden. Die anreisenden Verbandsmitglieder aus ganz Deutschland fühlen sich in der Barockstadt sehr wohl und schätzen immer wieder die gute Erreichbarkeit und die Gastlichkeit der Stadt. VdA-Vorsitzender Dr. Robert Kretzschmar (Stuttgart): „Die gute Entwicklung unseres Verbandes und die Ansiedelung in Fulda in diesem Jahr ist überaus erfreulich. Fulda ist binnen kürzester Zeit zu einem zentralen Ort des Archivwesens in Deutschland geworden.“

Die angenehme Atmosphäre und die zentrale Lage Fuldas ziehen nun auch Fortbildungsvereinigungen außerhalb des Verbandes an. So findet vom 7. bis 9. November 2006 in Fulda erstmals die Fortbildungsveranstaltung der Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag (BKK) statt, zu der Professor Norbert Reimann aus Münster etwa 60 bis 80 Archivare aus dem kommunalen Archivwesen in Fulda erwartet. Im Mittelpunkt des Seminars stehen die „Kommunalen Archive und ihre Benutzer im digitalen Zeitalter“. Moderne Öffentlichkeitsarbeit, Präsentationen der Archive und ihrer Quellen im Internet sollen dabei einen besonderen Schwerpunkt setzen. Professor Reimann: „Wir freuen uns sehr in der wunderschönen Barockstadt Fulda tagen zu können und bedanken uns für das Interesse und die Unterstützung der Stadt Fulda, allen voran bei Herrn Oberbürgermeister Gerhard Möller und beim Fuldaer Stadtarchivar Herrn Dr. Thomas Heiler“.

Um die Positionierung der Archive im sich neu organisierenden digitalen Produktionsprozess geht es dann eine Woche später beim Seminar des Vereins Fortbildung Medienarchivare/-dokumentare (VFM), das unter dem Thema steht „Dokumentare und Informationsvermittler im Contentmanagement“. Das Seminar, welches nun ebenfalls erstmals in Fulda stattfindet, richtet sich in erster Linie an Mitarbeiter und Leiter von Rundfunk- und Medienarchiven.

Kontakt:
VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V.
Geschäftsstelle
Wörthstraße 3
36037 Fulda
Tel. +49 661 29109-72
Fax. +49 661 29109-74
info@vda.archiv.net
www.vda.archiv.net

Quelle: VdA-Geschäftsstelle, Pressemitteilung, 2.11.2006

60 Jahre NRW – Ausstellung, Katalog und Internetpräsentation

Das Land Nordrhein-Westfalen feiert 2006 seinen 60. Geburtstag und schaut aus diesem Anlass zurück auf sein Gründungsjahr. Eine genaue Geburtsstunde des Landes lässt sich nicht bestimmen. Die Gründungsphase reichte von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis weit über das Jahresende 1946 hinaus. 

Die Präsidentin des nordrhein-westfälischen Landtags, Regina van Dinther, hat am 26. Oktober 2006 die von Landesarchiv und Landtag gemeinsam konzipierte Ausstellung „1946 – Politik und Alltag im Gründungsjahr des Landes Nordrhein-Westfalen“ eröffnet. Im Rahmen der Eröffnungsfeier wurde der Katalog zur Ausstellung präsentiert, der für 5,- € im Buchhandel, über den Landtag NRW oder über das Landesarchiv NRW erhältlich ist. 

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Die Ausstellung „1946 – Politik und Alltag im Gründungsjahr des Landes Nordrhein-Westfalen“ stellt diese Gründungsphase in den Mittelpunkt. Sie präsentiert das Jahr 1946 als ein „Schwellenjahr“, das geprägt ist von den schwierigen Lebensbedingungen der Nachkriegszeit. Zugleich entstanden in dieser Zeit aber neue gesellschaftliche und politische Strukturen. Die Weichen für die weitere demokratische Entwicklung des Landes wurden gestellt. Anhand ausgewählter Themen wird in der Ausstellung ein Bild der Gründungsphase des Landes Nordrhein-Westfalen gezeichnet, das sowohl die politische Entwicklung als auch den Alltag der Menschen in den Blick nimmt.

Rund 100 Exponate aus der Gründungsphase des Landes haben die Ausstellungsmacher dafür zusammengetragen. Dazu gehören das Protokoll der ersten Kabinettssitzung ebenso wie typische Gegenstände aus dem Nachkriegsalltag an Rhein und Ruhr. Sie dokumentieren, wie das Land unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegzeit entstanden ist, und die Menschen ihren Alltag zwischen Trümmern bewältigten. 

Die Ausstellung ist vom 26. Oktober bis 26. November 2006 im Landtag NRW (Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf) zu besichtigen. Der Besuch ist kostenlos. Anmeldung unter 0211/ 884-2197 oder veranstaltungen@landtag.nrw.de.

Auch im Internetangebot des Landesarchivs NRW findet man ab sofort eine Präsentation des Landesarchivs zur Gründungsphase des Landes. Neben Texten und Abbildungen ist dort auch der in der Ausstellung gezeigte Film zu sehen.

Kontakt:
Landesarchiv NRW
Grundsatzfragen und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Martina Wiech
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Tel: 0211 – 159 238 202
Fax: 0211 – 159 238 111
martina.wiech@lav.nrw.de

125 Jahre Heinrich Drake

Mit Ausstellungen, Vorträgen und einer Geburtstagsparty feiert Lippe in diesem Herbst den 125. Geburtstag seines früheren Landespräsidenten Heinrich Drake. An der zentralen Festveranstaltung im Landestheater Detmold wird auch Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, teilnehmen. 

Am 20. Dezember würde er 125 Jahre alt: Lippes charismatischer Landespräsident, später Regierungspräsident und Landesverbandsvorsteher, ist vielen noch in guter Erinnerung. Bis ins hohe Alter war Heinrich Drake aktiv, hat wie kaum ein anderer die jüngere Geschichte Lippes beeinflusst und geprägt. Er war maßgeblich beteiligt, als der Anschluss Lippes an das Land Nordrhein-Westfalen stattfand, der sich im kommenden Jahr zum 60. Mal jährt. Ohne sein hartnäckiges Verhandeln wäre auch das lippische Vermögen, das seit 1949 vom Landesverband Lippe verwaltet wird, den Lippern nicht erhalten geblieben. Ab 1920 führte Drake die Geschicke des damals noch eigenständigen Landes Lippe. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten war er Mitglied des Lippischen Landtages. Schon im April 1945 nahm er das Steuer wieder in die Hand und gab den politischen Kurs vor. Er regelte den Anschluss an das Land Nordrhein-Westfalen, wurde erster Regierungspräsident der neugeschaffenen Detmolder Bezirksregierung, erster Vorsteher des Landesverbandes Lippe und bekleidete bis ins hohe Alter zahlreiche politische Ämter, darunter als Mitglied des Detmolder Kreistages und in der Landschaftsversammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. 

Kein anderer Politiker hat die Geschicke Lippes über Jahrzehnte hinweg so nachhaltig geprägt und gab Anlass zu so vielen Geschichten wie Heinrich Drake. Wer sich auf die Spur Heinrich Drakes begeben will, dem werden zwei Sonderführungen geboten. „Alt-Lemgo“-Mitglied Hermann Hentschel führt durch Drakes Geburtsstadt Lemgo. Dr. Andreas Ruppert, Leiter des Stadtarchivs Detmold, sucht in Detmold die wichtigsten Stationen des politischen Lebens Drakes auf. Dazu gehört das Gebäude des ehemaligen Lippischen Landtages, in dem er am 21. Januar 1947 das Ende der politischen Selbständigkeit Lippes verkündete. Fünf Vorträge renommierter Referenten aus Lippe beleuchten die verschiedenen Zeitepochen, vor deren Hintergrund Drakes Wirken zu sehen ist. Den Beginn machen Dr. Stefan Wiesekopsieker und Prof. Heide Barmeyer-Hartlieb, beide stv. Vorsitzende des Lippischen Heimatbundes, die zu den frühen Jahren Drakes während der Kaiserzeit und der Weimarer Republik referieren. Drakes Stellung in der NS-Zeit und in der unmittelbaren Nachkriegszeit betrachtet Dr. Andreas Ruppert. Ex-Regierungspräsident Walter Stich geht anschließend auf die politischen Ämter seines berühmten Vorgängers im demokratischen Nachkriegsdeutschland ein. Den Abschluss bildet Dr. Hansjörg Riechert vom Kreisarchiv Lippe mit einem humorigen Vortrag zur Person Heinrich Drakes, über den bis heute zahlreiche Anekdoten in Lippe kursieren. Viel Mühe geben sich auch die Schülerinnen und Schüler der beiden Heinrich-Drake-Schulen in Lemgo und Detmold. Sie erarbeiten eine Ausstellung mit Fotographien und Dokumenten, die den Lebensweg des ehemaligen „Landesvaters“ nachzeichnen. Die Ausstellungen werden im Schmiedeamtshaus Lemgo, im Foyer der Bezirksregierung Detmold und anschließen in der Zusammenschau im Kreishaus Detmold bis Februar 2007 zu sehen sein (Programm). 

Veranstaltet wird das Jubiläum vom Landesverband Lippe zusammen mit der Bezirksregierung Detmold, dem Kreis Lippe, den Städten Detmold und Lemgo sowie dem Lippischen Heimatbund.

Kontakt:  
Landesverband Lippe
Schloss Brake
Schlossstraße 18
32657 Lemgo
Tel.: 05261-25020
Fax: 05261-250287
info@landesverband-lippe.de 

Quelle: Pressemeldung Landesverband Lippe

Erhaltenswerte Kulturlandschaft Altes Land

Ein Workshop mit dem Thema „Landschaft lesen – historische Kulturlandschaft erkennen und bewahren“ fand am 28.10.2006 in der Gemeinde Jork statt, die gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) und dem Niedersächsischen Heimatbund (NHB) Heimatvereine, Tourismusexperten und Kulturbeauftragte zu diesem Projekttag eingeladen hatte. Hauptthema war dabei die Frage, wodurch wird eine historische Kulturlandschaft geprägt, und wie kann man ihre Bedeutung anschaulich und praktisch vermitteln. In diesem Zusammenhang wurde auch das Langzeitprojekt LancewadPlan vorgestellt, das eine Bestandsaufnahme der Kulturlandschaften vorlegt, ihre Vielfalt beschreibt und hinsichtlich aktueller und künftiger Einflüsse analysiert. Ziel ist es, zusammen mit den Menschen vor Ort, eine Managementstrategie zu formulieren, die anhand von ‚guten Beispielen’ den Weg für eine solche nachhaltige Entwicklung bereitet. Dr. Ulf Ickerodt (NDL), Projektleiter des LancewadPlan, erläuterte den interessierten Teilnehmern die Besonderheiten der historischen niedersächsischen Kulturlandschaften und führte ihnen noch einmal die Einzigartigkeit des Alten Landes vor Augen. Er erläuterte, dass zur Zeit die historische Kulturlandschaft der drei Meilen erforscht werde. Mit einer Veröffentlichung der Ergebnisse über die Kirchspiele, die Bodenkultivierung, die Siedlungsgeschichte und noch vorhandene Baudenkmäler werde im Frühjahr 2008 gerechnet. Dann sei es Aufgabe der bei der Tagung Anwesenden, sich für die Verbreitung dieser Forschungsergebnisse einzusetzen. 

Als vorbildliches Beispiel für die Bewahrung und Verbreitung des kulturellen Erbes kann bereits das Altländer Archiv angesehen werden, in dem schon seit vielen Jahren die historische Entwicklung im Alten Land dokumentiert und aufgearbeitet wird. Der Bestand des Altländer Archivs umfasst Akten des Gräfengerichts, des Amtes Jork (von 1885 bis 1932 Kreis Jork) sowie vereinzelt auch Amtsgerichtsakten der Hauptmannschaften des Alten Landes (das Alte Land war in 12 Hauptmannschaften und sechs Vogteien eingeteilt). Einen relativ großen Bereich machen die so genannten Deich-, Siel- und Wasserakten aus. Die Meilen teilten sich in verschiedene Deichrichterschaften und Deichverbände. Die Akten des Deichverbandes 2. Meile finden sich fast komplett im Archiv. Heute beherbergt es das Gemeindearchiv der Einheitsgemeinde Jork und umfasst damit – neben den Beständen des Altländer Archivs – alle Bestände der vor 1972 sieben selbständigen Gemeinden Jork, Borstel, Ladekop, Königreich, Estebrügge, Moorende und Hove. Das Archiv wurde 1930 von dem Schulrektor Hans Peter Siemens als Altländer Archiv gegründet. Jede Gemeinde des Alten Landes zahlte zur Pflege und Unterhaltung des Archivs einen bestimmten Beitrag, so erklärt es sich, dass aus allen drei Meilen Bestände im Archiv vorkommen. Eine umfangreiche Foto- und Negativsammlung, allein ca. 20.000 Negative eines ehemaligen Redakteurs der Heimatzeitung aus den Jahren 1955 – 1976, ergänzen die Bestände. Die Bibliothek zur Heimatgeschichte umfasst ca. 4.000 Bände. Kartenmaterial aus allen drei Meilen ist vorhanden. Die Bestände sind durch ein Findbuch erschlossen. Seit 1990 wird das Archiv hauptamtlich betreut. Die Archivleiterin Susanne Höft-Schorpp wird durch zwei ehrenamtliche Helfer und Helferinnen unterstützt. Die Ergebnisse der Archivarbeit werden regelmäßig in Beiträgen zur Ortsgeschichte im Jahrbuch des Altländer Archivs allen Interessierten mitgeteilt.

Kontakt
Jork Archiv
Westerladekop 4
21635 Jork
Tel.: 04162 / 9569
Fax: 04162 / 600409
hoeft-schorpp.jork@kdo.de

Quelle: Tageblatt, 30.10.2006; Altländer Archiv; LancewadPlan Schleswig-Holstein

Angst und Hoffnung deportierter Juden

Eine sehenswerte Ausstellung wird am Sonntag, den 5.11.2006 um 11 Uhr in den neuen Räumen des Wittener Stadtarchivs in der Ruhrstraße 69 / Ecke Husemannstraße eröffnet. Bis zum 28. November wird dort in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Witten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft unter dem Titel „Angst und Hoffnung deportierter Juden“ eine Rauminstallation der Bildhauerei-Klasse der Volkshochschule Hattingen gezeigt. Die insgesamt 16 mehrfarbigen, 2,50 mal 0,50 Meter hohen Holzschnitt-Stelen sind unter der Leitung und Mitarbeit des Hattinger Künstlers Michael Görler entstanden, der sich in Witten einen besonderen Namen als Karikaturist der lokalen WAZ/WR gemacht hat. Seit 2005 haben die zehn Mitglieder der Bildhauerei-Klasse an dieser Rauminstallation gearbeitet. Sie sind ein Versuch, sich dem Thema Angst und Hoffnung von Häftlingen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern bildhauerisch anzunähern. Zwar wurde die Rauminstallation schon in der Synagoge der Jüdischen Kultusgemeinde Dortmund und im Stadtmuseum Unna gezeigt, doch Michael Görler hat für das Stadtarchiv Witten drei weitere 3,10 m hohe, farbige Holzschnittstelen mit den Titeln Rebecca Hanf, Emil Landau und Bernhard Bamberger geschaffen. Insofern erlebt die Ruhrstadt bei der Ausstellungseröffnung eine echte Premiere. Dafür sorgen übrigens auch Musikschulchef Michael Eckelt, Sophia Godau und Ingmar Wichert mit Musikbeiträgen und Rezitationen. Dr. Martina Kliner-Fruck, Historikerin und Leiterin des Stadtarchivs Witten wird in die Ausstellung einführen. Die Ausstellung ist montags, dienstags, donnerstags von 8 bis 16 Uhr, aber auch nach telefonischer Vereinbarung zu besichtigen. 

Kontakt:
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58449 Witten
Fon: (02302) 581-2416
Fax: (02302) 581-2497
stadtarchiv@stadt-witten.de

Quelle: Universitätsstadt Witten, Pressemeldung, 31.10.2006