Ausstellung im Schwandorfer Rathaus über den Ersten Weltkrieg

Eine weitere Ausstellung anlässlich des 1000-jährigen Stadtjubiläums der Stadt Schwandorf trägt den Titel  „Zuerst Begeisterung, dann Not und Drangsal“. Organisiert wurde die Ausstellung von Stadtarchivar Josef Fischer und dem Geschichtslehrer am Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium, Erich Zweck. Beide sind sich sicher, damit eine wichtige geschichtliche Lücke zu schließen. Denn gegenüber dem Zweiten Weltkrieg traten die Auswirkungen des Ersten Weltkriegs auf die heimische Bevölkerung zumeist in den Hintergrund. Umfangreiches Archivmaterial dazu befindet sich im Stadtarchiv. Einiges davon erscheint auch in der Begleitbroschüre, die auf  knapp 100 Seiten sehr viele Informationen, Fotos und Zeitzeugnisse, die die vier Jahre des Ersten Weltkriegs in Schwandorf dokumentieren, enthält. In der Ausstellung selbst sind die Lebensverhältnisse und die Stimmung der Schwandorfer Bevölkerung im Verlaufe des Krieges dargestellt, so dass sich ein allmählicher Wandel von der anfänglichen Begeisterung bis hin zur zunehmenden Not und Drangsal gut erkennen lässt. Anhand von Diktaten und Schulaufsätzen, Zeitungsartikeln, Feldpostbriefen,  Zeitungsanzeigen, Spendenaufrufen, Plakaten und Fotos wird dieses anschaulich erläutert. In diesen Zusammenhang passen aber auch die Lebensmittelrationierungen und Notrezepte, durch die die heimische Bevölkerung die direkten Auswirkungen des Krieges zu spüren bekam. Aber auch Informationen zur Herstellung von Granaten in der heimischen Tonwarenfabrik sowie über die Lagerung und Explosion von Pulver in der Wackersdorfer Straße beim Schützenheim, wodurch sämtliche Häuser in Schwandorf beschädigt wurden, sind vorhanden und dürften auch für so manchen geschichtsinteressierten Einheimischen neu sein.

Kontakt:
Stadtarchiv Schwandorf
Stadtverwaltung
Kirchengasse 1
92421 Schwandorf (Bayern)

Quelle: Mittelbayerische Zeitung, 17.10.2006

Die Geschichte der Sozialhilfe in Bocholt

Zu einem Vortrag unter dem Titel „Geschichte der Sozialhilfe in Bocholt“ lädt am Donnerstag, dem 26. Oktober, der Gesprächskreis Bocholter Stadtgeschichte ein. Der Leiter des Fachbereiches Soziales bei der Stadt Bocholt, Franz-Josef Tacke, spricht über die Entwicklung der Sozialhilfe als kommunale Pflichtaufgabe. Das städtische Sozialamt hat sich vom Fürsorgeamt zu einem sozialen \“Multikonzern\“ mit vielfältigen Aufgaben entwickelt. Neben der Gewährung von Sozialhilfe umfasst das Tätigkeitsfeld auch Hilfen für Flüchtlinge, die örtliche Wohnungsbauförderung und Wohnraumvermittlung und seit kurzem auch die Integration von arbeitssuchenden Menschen in den ersten Arbeitsmarkt. Der Vortrag findet statt im Stadtarchiv Bocholt. Beginn ist um 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstr.76
D-46397 Bocholt
Tel.: 02871-953-349
Fax: 02871-953347
stadtarchiv@mail.bocholt.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Bocholt, 18.10.2006

Nutzung des Wiener Stadt- und Landesarchivs

Im Rahmen von drei Vorträgen unter dem Motto \“Kein Buch mit sieben Siegeln\“ lädt das Wiener Stadt- und Landesarchiv dazu ein, die wertvollen Bestände näher kennen zu lernen, und führt in die \“Geheimnisse\“ von deren Benützung ein. Die Vorträge, die jeweils am Freitag Nachmittag in der Zeit zwischen 15.30 Uhr und 17.00 Uhr im Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs stattfinden, sind gratis. \“Wie benütze ich die das Archiv?\“ steht am Freitag, den 20.Oktober auf dem Programm. Karl Fischer, stellvertretender Leiter des Archivs, gibt hierzu jede Menge wertvolle Informationen. Am Freitag, den 3. November, geht es um \“Personengeschichtliche Unterlagen im Wiener Stadt- und Landesarchiv\“. Den Abschluss macht der Vortrag am 17. November, der sich dem Thema \“Unterlagen zu Häusern, Plätzen, Örtlichkeiten\“ widmen wird.

Kontakt
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Gasometer D, Wien 11, Guglgasse
Zugang über Gasometer A
Tel.: (+43 1) 4000-84831 
Fax:  Inland: (01) 4000-99-84819, Ausland: (+43 1) 4000-84809
kre@m08.magwien.gv.at

Quelle: Pressemeldung Stadt Wien, 16.10.2006

Münster und die Hanse

Münster und die Hanse stehen beim Themenabend im Stadtarchiv am Montag, 23. Oktober, im Mittelpunkt. Schon um das Jahr 1000 werden in London neben den Handelsleuten aus Köln auch Kaufleute aus Dortmund, Soest und Münster erwähnt. Münster ist damit nachweislich schon in der Frühzeit der „Hanse“ Mitglied dieser Vereinigung der Fernkaufleute, die sich später zum mächtigen Bund der Hansestädte ausweiten wird. Während die drei westfälischen Städte zunächst auf gleicher Augenhöhe an der Hanse teilhaben, nimmt Münster im 16. Jahrhundert eine Sonderrolle ein: Die Stadt wird zum Haupt der münsterländischen Prinzipal- und Beistädte. Über \“Geschichten\“ rund um diese Hansestädte berichtet Dr. Hannes Lambacher beim Themenabend. Der Leiter des Stadtarchivs Münster und ausgewiesene Kenner der Hansegeschichte wählt dazu aufschlussreiche Quellen aus dem reichen Archivfundus. Beginn ist um 18 Uhr bei freiem Eintritt. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl bittet das Stadtarchiv jedoch um Anmeldung.

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel. 02 51/4 92-47 03
Fax 02 51/4 92-77 27
archiv@stadt-muenster.de 

Quelle: Presseinformation Stadt Münster, 17.10.2006

Freischaltung der Online-Beständeübersicht für die Archive im Südwesten

Auf dem erweiterten Archivportal für den Südwesten des Landesarchiv des Saarlands und der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz können nun die Bestände des Landeshauptarchivs Koblenz, des Landesarchivs Speyer und des Landesarchivs des Saarlandes gleichzeitig durchsucht werden. Insgesamt erstreckt sich der Fundus der seit 1999 kontinuierlich auf- und ausgebauten Online-Plattform durch die Integration der saarländischen Bestände auf 4.457 Bestände und 489.701 Findbucheinträge. Zudem können bereits 25.000 Bilder online recherchiert werden.

Mit der Freischaltung der Online-Version der Beständeübersicht beginnt ein neues Kapitel in der saarländischen Archivgeschichte. Das Landesarchiv Saarbrücken stellt zentrale Informationen über seine Quellenbestände, die bisher nur in einer internen Arbeitsdatenbank verfügbar waren, zur allgemeinen Nutzung ins Internet. Alle Interessenten der saarländischen Geschichte erhalten so die Möglichkeit, sich jederzeit über Art, Umfang, Laufzeit, Inhalt oder Findmittel der im Landesarchiv verwahrten Geschichtsquellen zu informieren. Um die Benutzung der über das „Archivportal für den Südwesten“ zugänglichen Datenbank zu erleichtern, wurde das System mit Volltext-Recherche und einer internen Verlinkung ausgestattet.

Links:

Quelle: Rhein-Zeitung, 17.10.2006

Eröffnung der Unia-Archive in Zürich

Die Übernahme der umfangreichen Archive der Gewerkschaften GBI, SMUV, VHTL und unia ist ein Meilenstein in der Sammeltätigkeit des Schweizerischen Sozialarchivs. Die umfangreichen Akten der Unia-Vorgängergewerkschaften gehören zu den wichtigsten Quellenbeständen zur Schweizer Sozialgeschichte. Sie enthalten reichhaltiges, von der historischen und sozialwissenschaftlichen Forschung bisher nur bruchstückhaft ausgewertetes Material (Akten, Druckerzeugnisse und audiovisuelle Quellen), das bis in die 1830er Jahre zurückreicht.

Die Gewerkschaft Unia und das Schweizerische Sozialarchiv eröffnen gemeinsam die Archive der Unia-Vorgängergewerkschaften GBI, SMUV, VHTL und unia-actions. Am 28. Oktober 2006 bietet sich erstmals die Gelegenheit, einen Blick ins Archiv zu werfen. Dabei wollen Unia und Schweizerisches Sozialarchiv zur Diskussion über die sich wandelnde Beziehung von Gewerkschaft, Arbeit und Gesellschaft anregen: Was haben Geschichtsforschung, Literatur und Politik den Gewerkschaften zu sagen? Welches Bild wollte und will die Gewerkschaftsbewegung der Öffentlichkeit vermitteln – und wie wird sie tatsächlich wahrgenommen? Diesen und anderen Fragen gehen wir im Rahmen der Veranstaltung nach.

Programm (pdf):
http://www.sozialarchiv.ch/aktuell/UniaArchiveD.pdf

Kontakt:
Schweizerisches Sozialarchiv
Stadelhoferstrasse 12 
CH-8001 Zürich 
Telefon 043 268 87 40 
Fax 043 268 87 59 
sozarch@sozarch.unizh.ch
www.sozialarchiv.ch.

Landesarchiv Baden-Württemberg diskutiert erste Ergebnisse zur Archivierung elektronischer Unterlagen

Im Landesarchiv Baden-Württemberg wird für die unterschiedlichen Aspekte der Archivierung digitaler Unterlagen – von der Langzeitarchivierung digitaler Dokumente, über die Digitalisierung vom Mikrofilm, die Mikroverfilmung von Scans bis zur digitalen Reproduktion von Archivgut – eine ganzheitliche Konzeption entwickelt. Da die inzwischen erarbeiteten Lösungsansätze aber erhebliche Auswirkungen auf alle archivischen Tätigkeitsfelder haben, wurden sie in einer Auftaktveranstaltung am 10. Oktober 2006 im Kollegenkreis intensiv diskutiert.

\"Landesarchiv

Zentral für das Landesarchiv ist die Einbindung digitaler Dokumente in die Tektonik der Archivabteilungen. Digitale Dokumente bleiben innerhalb des vorhandenen, bei Nutzern und Wissenschaft eingeführten Signaturschemas auffindbar und sind nur durch einen vorgesetzten Buchstaben als \’digital\‘ gekennzeichnet. Auch die Bewertung elektronischer Unterlagen wird im Verbund mit der Bewertung der analogen Unterlagen stattfinden.

Die Erfahrungen mit den ersten Übernahmen elektronischer Unterlagen in einen Massenspeicher und die aufgebaute IT-Infrastruktur ermöglichen nun, digitale Daten stabil zu archivieren sowie Migrationen und technische Formatanpassungen etc. zu dokumentieren. Dabei wird es unerheblich sein, in welcher Form die elektronischen Dokumente entstanden sind, sei es als \’born digital documents\‘, durch Digitalisierung von Mikrofilm oder als digitale Reproduktionsvorlagen von Archivgut.

Die Diskussion um den Mikrofilm als Speichermedium wurde mit Blick auf den alterungsbeständigen Farbmikrofilm wiederbelebt. Zudem stehen v.a. durch die Sicherungsverfilmung für Baden-Württemberg prinzipiell 115 Millionen Aufnahmen zur Verfügung, die, ohne die Originale noch einmal zu belasten, digitalisiert werden könnten, um so in Intra- oder Internet ortsunabhängig genutzt werden zu können. Die jahrzehntelange Stärke der Archive auf diesem Gebiet – auch im Vergleich zu den Bibliotheken – könnte bei Einsatz entsprechender finanzieller Ressourcen nachhaltig genutzt werden.

Die konstruktive Diskussion zeigte eindrucksvoll, dass die Beschäftigung mit digitalen Unterlagen im Archiv kein abgetrennter Bereich für Spezialisten sein kann. Um Strategien erfolgreich in die Praxis umsetzen zu können, werden alle Abteilungen des Landesarchivs in den weiteren Entwicklungsprozess eingebunden sein. Als nächste Phase wird dabei die Übernahme elektronischer Unterlagen im Feldversuch des Alltags angegangen; die Voraussetzungen für diesen Schritt sind erarbeitet. Drohenden Verlusten von digitalen Unterlagen bei Behörden und Institutionen des Landes kann jetzt wirkungsvoll entgegengetreten werden.

Das Landesarchiv Baden-Württemberg wird im Laufe des Jahres 2007 die soweit erarbeiteten Lösungsansätze vorstellen. Damit hofft das Landesarchiv bundesweit fachlich einen Impuls setzen zu können, durch den zugleich auch öffentlich bewusst gemacht werden soll, dass Archive für die Zukunft arbeiten.

Kontakt:
Dr. Clemens Rehm
Landesarchiv Baden-Württemberg
Stabsstelle des Präsidenten / Abteilung Fachprogramme und archivische Bildungsarbeit
Eugenstraße 7
D-70182 Stuttgart
Telefon: ++49 (0)7 11/ 212-4288
clemens.rehm@la-bw.de
www.landesarchiv-bw.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Pressemitteilung, 13.10.2006

Adenauers Amtszeit vollständig dokumentiert

Mit dem Jahresband 1963 der "Kabinettsprotokolle der Bundesregierung" wird der insgesamt sechzehnte Band dieser Editionsreihe des Bundesarchivs vorgelegt. Er umfasst das letzte Amtsjahr von Bundeskanzler Konrad Adenauer, dessen 14-jährige Amtszeit hiermit in dieser Edition vollständig dokumentiert ist.

Innenpolitisch war das Jahr 1963 geprägt durch den Kanzlerwechsel von Adenauer zu Erhard, durch die Auseinandersetzungen um die Kriegsfolge- und Wiedergutmachungsgesetzgebung sowie um die Steuer- und Haushaltspolitik und die Folgen der Spiegel-Affäre. Aufsehen erregten Berichte über die Verletzung des Brief- und Fernmeldegeheimnisses durch den Verfassungsschutz. Im Mittelpunkt der außenpolitischen Themen der Kabinettsberatungen standen das Scheitern des Beitritts Großbritanniens zur EWG, die Agrarpolitik der Gemeinschaft, der deutsch-französische Freundschaftsvertrag sowie das Röhrenembargo, der Besuch von US-Präsident Kennedy und das Atomteststopp-Abkommen.

Der Wechsel im Amt des Bundeskanzlers markiert eine der bedeutendsten innenpolitischen Zäsuren der Nachkriegsgeschichte. Nach 14 Jahren gab Adenauer, der die Bundesrepublik in den Jahren des Wiederaufbaus, der Eingliederung in den Westen und des wirtschaftlichen Aufstiegs maßgeblich geprägt hatte, die höchste politische Verantwortung ab. Nur widerwillig überließ er das Amt seinem langjährigen Weggefährten Ludwig Erhard, dem er die Kompetenz, dem Land in einer komplizierten außenpolitischen Lage den richtigen Weg zu weisen, unverhohlen absprach.

Der Band wurde, unter Mitwirkung von Ralf Behrendt, Josef Henke und Uta Rössel, von Ulrich Enders und Christoph Seemann bearbeitet und für das Bundesarchiv von Hartmut Weber herausgegeben. Er umfasst 637 Seiten und kann über den Buchhandel bezogen werden (ISBN 3-486-57918-5). – Der Jahresband 1963 wird am 26. Oktober 2006 vom Bundesarchiv in Koblenz im Rahmen einer Präsentationsveranstaltung vorgestellt.

Link: Ausführliche inhaltliche Beschreibung des Editionsbandes

Kontakt:
Ute Simon
Bundesarchiv
Potsdamer Str. 1
56075 Koblenz
Telefon: 0261 / 505 299
u.simon@barch.bund.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 10.10.2006

Neuer Band des »Wormsgau« erschienen

Das Stadtarchiv Worms und der Altertumsverein präsentieren mit dem neuen Band 24, 2005/06 der wissenschaftlichen Zeitschrift "Der Wormsgau" wieder eine Reihe neuer Aufsätze, Berichte und Buchbesprechungen zu Themen aus der Geschichte der Stadt Worms, ihrer Bauten, Familien und Institutionen zwischen der Spätantike und dem 20. Jahrhundert. Der neue Band der Zeitschrift wird im Rahmen des Vortrags von Frau Dr. Heberer vom Landesamt für Denkmalpflege (Mainz) am 26.10.2006 um 19 Uhr im Andreasstift vorgestellt. Frau Heberer stellt zum Teil erst in allerjüngster Zeit ermittelte Befunde zur Baugeschichte des Andreasstifts vor. Stadtarchiv Worms und Altertumsverein laden zu Vortrag und Vorstellung des neuen, mehr als 250 Seiten umfassenden Bandes herzlich ein, der Eintritt ist frei, Mitglieder können den Band mitnehmen.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Tel.: (0 62 41) 8 53 – 47 00 (bis – 47 07)
Fax: (0 62 41) 8 53 – 4710
stadtarchiv@worms.de 

Quelle: Stadtnachrichten Worms, 16.10.2006

HR-Film »Der große Raub«

»Der große Raub« ist der Titel eines Films des Hessischen Rundfunks, der am Donnerstag, 19. Oktober 2006, um 19.30 Uhr im Rahmen des Begleitprogramms der Ausstellung "Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933 – 1945" im Foyer des historischen Neustädter Rathauses in Hanau gezeigt wird. Im Anschluss diskutieren die Autoren mit dem Publikum. Die Ausstellung wurde konzipiert vom Fritz Bauer Instituts und dem Hessischen Rundfunk. Anhand zahlreicher Dokumente, Fotografien und Exponate wurde die Geschichte des gesetzlich legalisierten Raubzuges und seiner Opfer sowie die zentrale Rolle des Fiskus in dem Geschehen dargestellt.

1998 wies das Hessische Finanzministerium die Finanzbehörden des Landes an, in ihren Aktenbeständen nach Unterlagen über die fiskalische Ausplünderung als Juden Verfolgter zu suchen. Die Übergabe der in Hessen aufgefundenen Dokumente an das Hessische Staatsarchiv in Wiesbaden gab Anlass zu einem Dokumentations- und Forschungsprojekt, das vom Fritz Bauer Institut durchgeführt wurde. Die gesichteten Devisenakten, Steuerakten, Vermögenskontrollakten und Handakten jüdischer Rechtsanwälte belegen eindrücklich die fiskalische Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung Hessens im \“Dritten Reich" und dokumentieren darüber hinaus die Umsetzung jener Gesetze und Verordnungen, die nach 1933 dieses Vorgehen legalisierten. Die Akten zeigen, dass die sogenannte Arisierung jüdischer Unternehmen nur die \“Spitze des Eisberges\“ gewesen ist: In enger Kooperation zogen unterschiedliche Dienststellen in Finanzbehörden, Zollfahndung und Devisenstellen gemeinsam mit der Gestapo und anderen Organisationen in gesetzlich legalisierten Aktionen Sparbücher, Devisenguthaben und Wertpapierdepots jüdischer Bürger ein. Sie belegten ihre Opfer mit Sondersteuern und Strafkontributionen und versteigerten öffentlich das Hab und Gut der aus Deutschland Geflohenen oder Deportierten. Diese Ausplünderung war ein wichtiger Teil der Vernichtungsmaschinerie und zugleich Bestandteil der NS-Kriegswirtschaft.

Für ihren Film aus dem Jahr 2002 haben die Autoren Henning Burk und Dietrich Wagner diese Zeugnisse aufgeschlagen und eindrucksvoll dokumentiert. Penibel führen die Akten Buch über die Zahlung der Reichsfluchtsteuer, die zahlen musste, wer Deutschland verließ; über die Erhebung der Judenvermögensabgabe, über das Hab und Gut derer, die ab 1941 in die Lager deportiert wurden. Sie enthalten auch die Namen der Opfer. Henning Burk und Dietrich Wagner haben Überlebende gesucht: Sie sprachen mit Charlotte Guthmann-Opfermann, die mit ihrer Familie aus Wiesbaden ins Lager Theresienstadt deportiert wurde, zuvor aber für die Unterbringung im \“Reichsaltersheim\“ das monatliche \“Pflegegeld\“ auf Jahre im Voraus hatte bezahlen müssen. Robert Goldmann, Sohn einer angesehenen Arztfamilie, die vor der antisemitischen Verfolgung von der Bergstraße nach Frankfurt geflüchtet war, erzählt, wie bei der Auswanderung in die Vereinigten Staaten vom einstigen Vermögen der Familie noch zehn Reichsmark geblieben waren. Wolfgang Lauinger, Sohn des Journalisten Arthur Lauinger, berichtet, wie seinem Vater die kostbare Bibliothek gestohlen wurde und er gezwungen war, das Familiensilber weit unter Wert zu verkaufen.

Die Akten enthalten auch die so genannten Vermögensaufstellungen, die die Deportierten vor ihrem Abtransport in die Vernichtungslager ausfüllen mussten, um der Finanzverwaltung die anschließende \“Verwertung\“ ihrer letzten Habseligkeiten zu erleichtern: Möbel, Geschirr und Wäsche wurden überall im Deutschen Reich in öffentlich angekündigten Auktionen versteigert, und oft wurden Bombengeschädigte dabei bevorzugt. Peter Cahn, Sohn von Max und Tilly Cahn, liest aus dem Tagebuch seiner Mutter, die das Geschehen kommentierte: Dem Raubmord wurde das \“Mäntelchen der Volkswohlfahrt\“ umgehängt. 

Kontakt:
Dr. Bettina Hindemith
Hessischer Rundfunk
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
-Ausstellungen-
60222 Frankfurt am Main
Tel.: 069/155-4038
Bhindemith@hr-online.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Hanau, 16.10.2006; Uni-Protokolle der Justus-Liebig-Universität Gießen, 20.1.2003