Wydenbruck im Musil-Archiv

Mit einer Zuwendung von 15.000 Euro durch die Privatstiftung Kärntner Sparkasse war das Musil-Institut der Universität Klagenfurt jetzt in der Lage, den Nachlass der Kärntner Schriftstellerin Nora Purtscher-Wydenbruck (1894-1959) für Kärnten zu sichern. Die Privatstiftung Kärtner Sparkasse ist u.a. bestrebt, Kärntner Identität und Geschichte zu erhalten und zu bewahren. 

Anfang Oktober 2005 wurde der Ankauf des Nachlasses im Musil-Archiv offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Nora Purtscher-Wydenbruck wurde 1894 in London geboren und verbrachte ihre Kindheit auf Schloss Meiselberg bei Maria Saal (Kärnten). Mit ihrem Mann, dem Maler Alfred Purtscher ging sie nach Jahren in Pörtschach 1926 nach London, wo sie bis zu ihrem Tod lebte und wirkte. Nora Purtscher-Wydenbruck machte sich im englischsprachigen Raum einen Namen als Übersetzerin der Werke von Rainer Maria Rilke und Christine Lavant. Bei ihrem Tod hinterließ sie 1959 ein großes eigenständiges Werk und viele unveröffentlichte Texte, die nun wissenschaftlich bearbeitet und fachgerecht zugänglich gemacht werden können.

Kontakt:
Robert Musil Institut für Literaturforschung/Kärntner Literaturarchiv
Bahnhofstraße 50
A-9020 Klagenfurt
Tel.: ++43 (0) 463 2700 2900
Fax: ++43 (0) 463 2700 2999
musil@uni-klu.ac.at

Quelle: advantage.at, 12.10.2005

Diagnose »lebensunwert« – Ausstellung im Stadtarchiv Dieburg

Sie kamen aus schwierigen Familienverhältnissen, waren mehrfach in der Schule sitzen geblieben und von zu Hause abgehauen. Man bescheinigte ihnen asoziale Züge und ethische Gleichgültigkeit, steckte sie in Anstalten. Die Zwangssterilisation oder gar der „Gnadentod“ sollten verhindern, dass diese „sozial auffälligen“ und „nicht systemkonformen Elemente“ Familien gründen oder Kinder zeugten. Sie waren lebensunwert, und so zerstörte man ihr Leben. Das so genannte „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (14.7.1933) war eine der ersten Maßnahmen, mit der das NS-Regime bereits 1933 seine menschenverachtende Rassenideologie auf eine ganze Bevölkerungsgruppe anwandte. 

Die Stoßrichtung des Sterilisierungsgesetzes lag in der \“Ausmerzung\“ von Krankheitsanlagen, was eine fundamentale Wende in der Gesundheitspolitik bedeutete. Dem Phänomen \’Krankheit\‘ sollte nicht mehr durch eine Verhütung von Erkrankungen, sondern durch die Verhütung kranker Menschen vorgebeugt werden, womit sich der Gegenstand präventivmedizinischer Bemühungen von der Krankheit auf den Kranken selbst verschob (Astrid Ley, 2004). Dieser Perspektivwechsel diente, neben dem langfristigen Fernziel der Beseitigung von Krankheitsanlagen aus dem Genpool der Nation, zugleich der Senkung der so genannten \“Fürsorgelasten\“, wie der Gesetzeswortlaut klarstellte. Eine formale Anknüpfung an rechtsstaatliche Verfahren durch die Errichtung der neuen \“Erbgesundheitsgerichtsbarkeit\“ diente in erster Linie der Suggestion von Rechtssicherheit durch das rechtsförmige Verfahren.

Von 1936 bis 1945 wurden etwa 250.000 körperlich und geistig Behinderte im Rahmen der NS-Euthanasie ermordet, etwa 400.000 Menschen wurden auf der Grundlage des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ zwangssterilisiert. Bis heute kämpfen Opfer um Rehabilitierung und die Annullierung dieses Gesetzes. Die Ausstellung „Lebensunwert – zerstörte Leben“, eine Wanderausstellung des „Bundes der ‚Euthanasie’-Geschädigten und Zwangssterilisierten“ e.V. (BEZ), die das Stadtarchiv Dieburg im November im Dieburger Rathaus präsentiert, erinnert an zwangssterilisierte und „Euthanasie-geschädigte“ Menschen, und zeigt die gesellschaftlichen Bedingungen auf, die zu ihrer Ausgrenzung, Verstümmelung oder Tod führten. 

„Die Ausstellung informiert nicht nur über ein dunkles Kapitel unserer Geschichte sondern greift auch hochaktuelle Themen auf,“ so Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith. Denn auch die aktuelle Sterbehilfe-Debatte oder die gegenwärtige Entwicklung der Humangenetik und die Anstrengungen zur genetischen Verbesserung des Menschen sind angesprochen.

Die Ausstellung „Lebensunwert – zerstörte Leben“ wird am Freitag, 4. November um 19 Uhr von Bürgermeister Dr. Werner Thomas im Rathaus eröffnet und ist bis zum 25. November zu sehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Dieburg und Archiv Löwengasse
Rathaus
Markt 4, Zimmer 206
D-64807 Dieburg
Tel.: (06071) 2002-206 
info@Dieburg.de

Weitere Informationen:
Bund der \“Euthanasie\“-Geschädigten und Zwangssterilisierten e.V.
Schorenstraße 12
D-32756 Detmold
Telefon: (05231) 5 82 02 
Telefax: (05231) 30 04 49

Zunftbuch aus St. Goar kehrt zurück

Ein mehr als 350 Jahre altes Zunftbuch aus St. Goar ist aus den USA an den Rhein zurückgekehrt. Wie das Landeshauptarchiv Koblenz mitteilte, galt das Buch seit langem als verschollen. Alliierte Soldaten hatten es nach dem Zweiten Weltkrieg mitgenommen. Erst vor kurzem habe ein früherer US-Armee-Angehöriger das wertvolle Archivstück im deutschen Generalkonsulat in Boston abgegeben – mit der Ziel, das Buch seinen rechtmäßigen Eigentümern zukommen zu lassen. Gestern überreichten Vertreter der Bundesregierung das hervorragend erhaltene „Zunft-Buch vom Jahr anno 1649 der Schneyderzunft zu St. Goar“ dem Landeshauptarchiv.

Die Schneiderzunft von St. Goar benutzte das Buch bis zum Jahr 1726 für wichtige Aufzeichnungen, etwa über ihre Mitglieder und Lehrlinge. Das Archivstück ist 96 Blatt stark und stellt eine wertvolle Quelle für die Geschichte der Wirtschaft und Bürgerschaft von St. Goar dar. Das alte Archiv der Stadt St. Goar ist seit 1983 im Landeshauptarchiv hinterlegt.

Kontakt:
Landeshauptarchiv Koblenz / Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz
Postfach 201047
56010 Koblenz 
Telefon: 0261-91290 
Fax: 0261-9129112 
post@landeshauptarchiv-ko.de

Quelle: Sächsische Zeitung, 12.10.2005

Meerbusch mit den Augen des Ikarus

Eine am 9. Oktober eröffnete Ausstellung des Stadtarchivs Meerbusch mit dem beziehungsreichen Titel \“Mit den Augen des Ikarus\“ präsentiert rund 350 Luftbilder des Meerbuscher Stadtgebiets. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1913 bis 2004 und dokumentieren die städtebauliche Entwicklung Meerbuschs.

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Initiator und \“Macher\“ der Ausstellung ist der Meerbuscher Stadtarchivar Michael Regenbrecht. Gemeinsam mit Planern sowie Kartografie- und Denkmalschutz-Fachleuten des Technischen Dezernates hat er über Monate tausende Luftbilder aller Art gesichtet, sortiert und reproduzieren lassen. Ein schwieriges Unterfangen, galt es doch, Negative, Digital- und Mikrofilm-Aufnahmen ebenso wie vergilbte Papierfotos in moderne Großformat-Qualität zu bringen.

Das Material stammt unter anderem aus dem Stadtarchiv und dem Kreisarchiv Neuss, dem Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, dem Medienzentrum des Landschaftsverbandes Rheinland und aus den Beständen der Meerbuscher Stadtplaner selbst. Sogar im Landeshauptarchiv Rheinland-Pfalz in Koblenz wurden alte Aufnahmen aufgestöbert. Andere kamen vom Heimatkreis Lank, vom Meerbuscher Geschichtsverein und aus Privatbesitz.

Vertreten sind Aufnahmen aller Meerbuscher Stadtteile. \“Die Gegenüberstellung von einst und heute ist ungemein reizvoll und spannend\“, verspricht Stadtarchivar Regenbrecht, der sich wie sein Mitstreiter Frank Schmitter vom Fachbereich Planen und Bauen überzeugt zeigt, dass die Ausstellung ein Publikumsmagnet wird.

Kontakt:
Stadtarchiv Meerbusch
Karl-Borromäus-Str. 2a
40667 Meerbusch (Büderich)
Telefon 02132 / 769 680
archiv@meerbusch.de
 

Quelle: Frank Buschkämper, Westdeutsche Zeitung, 29.9.2005

Kreativ und mitdenkend – erster FAMI Archiv im Saarland

Bereits seit 2004 absolviert Florian Wagner im Stadtarchiv Saarbrücken eine Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FAMI), Fachrichtung Archiv. Er ist damit der erste FAMI dieser Richtung im Saarland und wurde für den Ausbildungsplatz unter fünfzig Bewerbern ausgewählt. Voraussetzungen für den Beruf seien, so erläutert Saarbrückens Archivleiterin Dr. Irmgard-Christa Becker gegenüber der Saarbrücker Zeitung, Interesse an Geschichte, Ordnungssinn, die Fähigkeit zu strukturieren und neben der Mittleren Reife eine gute Beherrschung der deutschen Sprache.

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(Abb.: Azubi Florian Wagner mit Kulturdezernent Walter Schwarz-Paqué und der Leiterin des Stadtarchivs Saarbrücken, Dr. Irmgard-Christa Becker; Foto: Stadtpressestelle)

FAMI-Azubi Wagner konnte in seinem ersten Ausbildungsjahr bereits tief in die Berufspraxis hineinschnuppern: Die Ausbildung sei abwechslungsreich und ganz und gar kein reiner Schreibtischjob. Derzeit verzeichnet Wagner Karten und Pläne, erfasst zudem die 33.000 historischen Dias aus Saarbrücken auf elektronischem Wege. Der angehende FAMI wird aber auch in der Benutzerbetreuung eingesetzt und erledigt Rechercheanfragen für Familienforscher aus dem ganzen Land.

Die Archivmitarbeiterinnen zeigen sich begeistert von ihrem jungen Kollegen, der selbständig, kreativ und mitdenkend agiert. Im Rahmen seiner Ausbildung absolviert Florian Wagner auch Praktika in anderen Einrichtungen, so in der Saarbrücker Stadt- und Universitätsbibliothek und beim Saarländischen Rundfunk. Der Berufsschulunterricht findet in Calw statt. Als Beschäftigter im Mittleren Dienst könnte der FAMI nach seinem Abschluss in Archiven und Bibliotheken größerer Städte und Gemeinden arbeiten, aber auch im Werksarchiv eines größeren Unternehmens. Florian Wagner ist sich bewusst, dass er sich in seinem Beruf bundesweit zu orientieren hat.

Kontakt:
Stadtarchiv Saarbrücken
Nauwieser Straße 3 
66104 Saarbrücken 
Telefon: 0681/905-1258
Fax: 0681/905-1215 
stadtarchiv@saarbruecken.de

Quelle: Silvia Buss, Saarbrücker Zeitung, 9.9.2005, B6

Archivlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns online

Die Geschichte des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Vorläuferterritorien spiegelt sich in Urkunden, Amtsbüchern, Akten, Plakaten, Zeitungen und vielen anderen historischen Quellen wider. Die Horte dieser Schätze sind Landes-, Kreis-, Stadt-, Kirchen-, Universitäts- und weitere Archive, deren Gesamtheit die Archivlandschaft des Landes ausmacht. Der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA) hat es sich schon bald nach seiner Gründung zur Aufgabe gemacht, die Erkundung dieser Landschaft zu erleichtern. Als Ergebnis dieser Bemühungen erschien 1996 die Publikation „Archivlandschaft Mecklenburg-Vorpommern“, die schnell vergriffen war und deshalb im Jahr 2000 eine aktualisierte Neuauflage erfuhr [Archivlandschaft Mecklenburg-Vorpommern. Ein Archivführer / hrsg. vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Vereins deutscher Archivare, Neubrandenburg 1996 (2. Aufl. Greifswald 2000)].

Mit deren sich abzeichnendem Ausverkauf sah sich der Landesverband vor die Frage gestellt, ob und wie der interessierten Öffentlichkeit künftig der erste Einstieg in die reichhaltige und vielfältige Archivlandschaft ermöglicht wird. Dabei war die Frage nach dem „Ob?“ aufgrund der anhaltend starken Nachfrage, aber auch aufgrund des öffentlichen Auftrags der Archive und nicht zuletzt aus eigenem Interesse schnell positiv beantwortet. Schwieriger gestaltete sich die Frage nach dem „Wie?“, galt es doch zwischen den Bedürfnissen einer möglicherweise eher traditionell orientierten Klientel und den Segnungen sich stetig verbessernder technischer Möglichkeiten abzuwägen. Den Ausschlag zugunsten letzterer, d.h. zugunsten zeitgemäßer Websites, gab nicht zuletzt der in Zeiten immer knapper werdender Mittel mehr denn je zu berücksichtigende Kostenaspekt. Im Ergebnis dieser Überlegungen steht seit Jahresbeginn die mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern erschaffene „Archivlandschaft online“ zur Verfügung (www.vda.lvmecklenburg-vorpommern.archiv.net). Sie bietet in wiederum aktualisierter Fassung all’ die gewohnten Informationen aus den bisherigen Broschüren, mittlerweile für 52 Archive aus sieben verschiedenen Sparten.

Das Gewohnte verbindet sich jedoch mit den modernen Präsentationsformen des Internets, die kundenorientiertere Möglichkeit zur künftig schnelleren Aktualisierung eingeschlossen. Wie gehabt werden unter verschiedenen Buttons kurz, knapp und anschaulich die Basisinformationen (Archivname, -anschrift und -träger, Leiter/in, Öffnungszeiten, Archiv- und Bibliotheksbestände sowie Findhilfsmittel, Archivgeschichte und Veröffentlichungen, Homepage) zu den einzelnen Archivstandorten dargestellt. Im Übrigen ist auf den Informationsseiten zu den Archiven, deren Bestände bisher schon in „Ariadne“ online recherchierbar waren [Alvermann, Dirk / Block, Stephan / Weidauer, Alexander, Archive Mecklenburg-Vorpommerns online, in: Zeitgeschichte regional 7. Jg. 2003, H.2, S. 97-99], gleich ein entsprechender Link eingearbeitet (Abb. 1). Verbessert wurde sowohl die spartenbezogene als auch die topologische Orientierung anhand der Namen der Kreise und kreisfreien Städte, wie aus den linken Frames der Abb. 1 und 2 ersichtlich wird. Darüber bleibt der zurückgelegte „Weg durch die Landschaft“ mittels einer horizontalen Navigationsleiste nachvollziehbar, wie in Abb. 1 und 3 zu sehen ist. Gänzlich neu ist der topografische Zugang über interaktive Karten: Bereits die Startseite öffnet sich mit einer Karte des Bundeslandes, die die Kreise bzw. kreisfreien Städte abbildet (Abb. 2). Über einen Mouseklick auf diese Landeskarte oder die Topologischen Auswahl wird eine Umrisskarte des jeweils interessierenden Kreises erreicht, in der sich dessen – gleichfalls interaktiv unterlegte – Archivstandorte finden (Abb. 3).

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Abbildung 1: Kurzübersicht über die Bestände des Kreisarchivs Nordvorpommern (Screenshot-Ausschnitt)

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Abbildung 2: Startseite für die virtuelle Archivlandschaft Mecklenburg-Vorpommern (Screenshot-Ausschnitt)

Diese strukturiertere Orientierung macht den neuen „Landschaftsführer“ sehr viel benutzerfreundlicher als bisher. Die Ermittlung aller Archive an einem Standort setzte bislang mühseliges Durchblättern der Broschüre voraus – nun wird nach einem Mouseklick auf die Landkarte klar, dass beispielsweise im Müritzkreis neben dem Kreisarchiv und dem Stadtarchiv Waren auch das Amtsarchiv Moltzow zu finden ist (Abb. 3). Möglicherweise verdeutlicht sich einem weniger versierten oder landesfremden Archivbenutzer erst jetzt, dass Forschungen beispielsweise zur Geschichte der Region um Wismar nicht nur einen Besuch im Stadtarchiv, sondern (mindestens) auch im Kreisarchiv Nordwestmecklenburg erfordert. Oder dass sich für eine Arbeit zur neueren Literatur in Mecklenburg-Vorpommern nicht allein das bekannte Rostocker Kempowski-Archiv, sondern auch das etwas jüngere Greifswalder Wolfgang-Koeppen-Archiv empfiehlt. Wenn die in der Archivlandschaft bereit gestellten Basisinformationen erst einmal das Interesse geweckt haben, ist es in vielen Fällen möglich, sich über einen Link direkt auf die Homepage des jeweiligen Archives zu begeben (siehe Abb. 1) und dort weiter zu recherchieren. Und darüber hinaus ist dann, wie oben bereits angedeutet, bei den in „Ariadne“ verbundenen Archiven auch noch die Gelegenheit zur sofortigen Recherche gegeben.

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Abbildung 3: Übersichtseite für die Archive im Landkreis Müritz (Screenshot-Ausschnitt)

Beispiele dieser Art ließen sich in nicht unerheblicher Zahl fortsetzen. Als Fazit bleibt, dass der einfache und dennoch sehr gut strukturierte Zugang es jedem Interessenten ermöglicht, den von ihm gewünschten Zielpunkt in der Archivlandschaft Mecklenburg-Vorpommern gegebenenfalls auf verschiedenen Wegen und in jedem Fall mühelos zu erreichen.

Quelle: Matthias Manke, Zeitgeschichte regional 9. Jg. 2005, H.1, S. 99-100, mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.

Dr. Matthias Manke ist Vorstandsmitglied im Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Verbandes deutscher Archivare und Archivarinnen e.V. (VdA) und Archivar im Landeshauptarchiv Schwerin.

Sammlung Schmees für Sögel

Der 70-jährige Heimatforscher Heinz Schmees hat der Kommune Sögel zum 1. Oktober seine umfangreiche Sammlung historischer Fotos, Urkunden und Archivalien zur Geschichte der Hümmlinggemeinde auf dem Wege einer Schenkung überlassen. Um den \“Nachlass für sein Archiv\“ zu regeln, habe Schmees mit Freude das Angebot der Gemeinde angenommen, seine Sammlung in den Räumlichkeiten des ehemaligen Schücking-Museums dauerhaft und sachgerecht unterzubringen.

Über nahezu 50 Jahre hat Heinz Schmees Dokumente zur Heimatgeschichte zusammengetragen. Die Sammlung ist so groß geworden, dass das Privathaus Schmees für die Unterbringung der Materialien nicht mehr ausgereicht hat. Die Sammlung umfasst unter anderem rund 25.000 historische Fotos, zahlreiche Urkunden und archivalische Stücke, 60 vertonte Diaserien über den Hümmlingort, eine nahezu komplette Zeitungssammlung seit dem Jahr 1948 sowie einen Fundus an Materialien, die Schmees von Privatpersonen überlassen worden waren. 

Im neuen Domizil steht die Sammlung Schmees, die in ihrer Einheit erhalten bleiben soll, auch anderen interessierten Heimatfreunden zur Einsicht offen. Dass Heinz Schmees selbst seiner Leidenschaft, der Erforschung der Geschichte Sögels, noch lange aktiv nachgehen könne, wünschte ihm Bürgermeister Wellenbrock bei der Übergabe der Sammlung. Dazu zähle auch, dass er einmal jährlich zu unterschiedlichen Themen eine heimatkundliche Ausstellung im Ludmillenhof organisiere, so wie zuletzt die bemerkenswerte Dokumentation anlässlich des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 60 Jahren.

Kontakt:
Samtgemeinde Sögel 
Ludmillenhof 
49751 Sögel 
Telefon: +49 59 52 – 2 06 0 
Telefax: +49 59 52 – 2 06 666 
samtgemeinde@soegel.de 

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung, 8.10.2005

Fotosammlung zeigt Innsbrucker Stadtgeschichte

3.000 Besucher zählte die im vergangenen Jahr erstmals im Stadtmuseum Innsbruck organisierte Ausstellung fotografischer Dokumente aus der Sammlung Kreutz. Bis zum 13. Januar 2006 ist nun der zweite Teil des Ausstellungsprojektes unter dem Titel „Flug Bahnen. 100 Jahre elektrische Straßenbahn. 80 Jahre Innsbrucker Flughafen“ zu sehen.

Die Fotosammlung von Walter Kreutz umfasst rund 60.000 Negative. Zum Thema \“Flug Bahnen\“ hat er für Innsbrucks Stadtarchiv seinen Fundus gesichtet. Es gibt einen doppelten Anlass für die Ausstellung im Stadtarchiv Innsbruck: den 80. Geburtstag des Innsbrucker Flughafens und die Tatsache, dass bereits seit 100 Jahren die Straßenbahn durch die Innsbrucker Maria-Theresien-Straße fährt.

Die ausgesuchten Fotografien sind ein thematisch fokussierter Streifzug von 1905 bis heute. Die Straßenbahn-Bilder beispielsweise sind Beweis für die erstaunliche Metamorphose, die Innsbruck in den vergangenen 100 Jahren durchgemacht hat. Ergänzt werden die Fotos durch einige Vitrinen u.a. mit alten Plänen, Plakaten, Flugzetteln, einer Schaffnermütze und Kondukteurszange.

Kontakt:
Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Badgasse 2
6010 Innsbruck
Telefon: +43 (0) 512 / 58 73 80-13 
Telefax: +43 (0) 512 / 58 73 80-8
stadtarchiv@magibk.at

Quelle: E. Schlocker, Tiroler Tageszeitung, 6.10.2005

Oberpfälzer Archivare trafen sich in Schwandorf

Die Oberpfälzer Archivare treffen sich alle zwei Jahre in verschiedenen Archiven. In diesem Jahr war das Stadtarchiv im Schwandorfer Rathaus Mittelpunkt der Oberpfälzer Archivpflegertagung. 32 Archivare aus der ganzen Region besuchten das Archiv in Schwandorf, das unter der Führung von Stadtarchivar Josef Fischer einen Einblick in seine Bestände gab.

Dr. Maria Sagstetter, Leiterin des Staatsarchivs Amberg, das die kommunalen Archive betreut, war voll des Lobes über das hiesige Archiv und dessen Leiter Fischer. Sie verweise bei Gesprächen zu Archiven oft auf Schwandorf, das seit 1972 Sitz des Landratsamtes des Landkreises Schwandorf ist. Inzwischen tauchten auch in Publikationen Beiträge auf, deren Autoren sich auf Material aus dem Schwandorfer Archiv stützen. 

Was die Archivpfleger umtreibt, ist die angespannte Finanzsituation der Kommunen. Laut Sagstetter würden deshalb Belange der Archivare, wie Raumsituation, Konservierung und Erschließung von Quellen sowie Personalfragen hintanstehen. Dabei werde die Arbeit nicht weniger. Das Zeitalter der Digitalisierung komme den Archiven dabei nicht gerade zupass. Die modernen Speichermedien garantieren nach den Worten von Sagstetter weder eine ausreichende Haltbarkeit noch eine dauerhafte Lesbarkeit. Bisher gebe es keine Lösungen für eine Langzeitarchivierung. Viele Akten würde es inzwischen nur noch digital geben.

Kontakt:
Stadtarchiv Schwandorf
Spitalgarten 1
92421 Schwandorf

Quelle: Der Neue Tag, 6.10.2005

Kein Weißwäscherkongress

Den 75. Deutschen Archivtag in Stuttgart lässt der Berliner Historiker Kurt Pätzold im Neuen Deutschland Revue passieren und vermerkt, dass die Debatte zum Rahmenthema \“Das Archivwesen und der Nationalsozialismus\“ erst in der letzten Sitzung auf den wunden Punkt gebracht wurde. Da widersprach Lorenz Mikoletzky, Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs und Präsident des Internationalen Archivrates, vehement dem Gastredner Wolfgang Ernst von der Berliner Humboldt-Universität, der in den Jahren der Nazidiktatur einen modernisierenden Aufstieg der technisch-handwerklichen Entwicklung der Archivarbeit zu erkennen glaubte.

Mikoletzky bestand darauf, dass fachliche Tätigkeit und deren Zwecke und Ziele eine dialektische Betrachtung erfordern und konsequenten Standpunkt einfordern. Der Wiener Archivdirektor verwies während der Diskussion darauf, dass Archivare in der NS-Zeit mehr oder minder bereitwillig Auskunft über \“arische\“ oder \“nichtarische\“ Herkunft von Personen gaben. Damit wären sie Mittäter gewesen, hätten indirekt geholfen, Juden ihren Mördern auszuliefern. Ihre Schuld mehre auch, dass sich diese Fachleute eines Teils der Habe der Deportierten bemächtigten: der hinterlassenen privaten Familien- oder Geschäftsarchive. Auch im Handwerklichen, so wurde ergänzt, hätten sich Archivare nicht an ihren bis dahin geltenden Kodex gehalten. Die Archivstäbe, die der Wehrmacht in die eroberten Länder von den Niederlanden und Frankreich bis in die Ukraine folgten und im rückwärtigen Heeresgebiet operierten, scherten sich keineswegs um das sonst stets heilig gehaltene Provenienzprinzip. Unter dem Druck der Besatzungsmacht wurden Archive überfallener Staaten geplündert. Solche Feststellungen beendeten den Archivtag, auf dem es jedoch auch Versuche gegeben habe, die Geschichte des Faches und der Zunft zu schönen, wenngleich solche Bemühungen nicht vorherrschend gewesen seien.

Quelle: Kurt Pätzold, Neues Deutschland, 5.10.2005