Aus evangelischen Archiven 45/2005

Unter neuer Herausgeberschaft erschien Heft 45 der Zeitschrift \“Aus evangelischen Archiven\“, die diesmal drei Themenblöcke behandelt: Rechtliche Gestaltungsfragen beim Erwerb von Beständen, archivische Essentials in den Bereichen Erschließung, Schriftgutmanagement und Benutzung sowie der regionale Fokus Siebenbürgen.

Das Editorial gibt Auskunft über die Beiträge: Achim Baumgarten und Werner Jürgensen lenken in ihren Beiträgen das Augenmerk auf die verborgenen Fallstricke in den in allen Archivsparten verbreiteten Depositalverträgen. Ebenso sensibilisiert der Beitrag von Ulrike Höroldt für die bei Ankäufen aus dem Antiquariatshandel zu beachtenden eigentumsrechtlichen Aspekte.

Hochaktuell ist der Beitrag von Udo Wennemuth über die Implementierung eines elektronischen Aktenplans im Gesamtkonzept einer Vernetzung der badischen Landeskirche. Gabriele Stüber widmet sich sich mit der Erstellung von Online-Findmitteln einem Teilaspekt der laufenden Diskussion um Erschließungsstandards. Nicht zuletzt in Zeiten knapper werdender personeller Ressourcen muss die Intensität der Verzeichnung im Einzelfall sorgfältig differenziert werden. Jürgen Gröschl berichtet über zwei Verzeichnungsprojekte im Archiv der Franckeschen Stiftungen in Halle, die auf der technischen Grundlage von allegro-c betrieben wurden. Das Referat von Wolfgang Günther, das Fragen um Digitalisate von Kirchenbüchern sowie um die zunehmende Einführung gleitender Sperrfristregelungen behandelt, wurde bei der Fachtagung anlässlich des Jubiläums der Personenstandsarchive Brühl und Detmold gehalten.

Wolfram Theilemann setzt die intensive – und teilweise etwas angestrengt anmutende – Bewertungsdebatte im Deutschland der neunziger Jahre in Bezug zur archivischen Realität in Rumänien. Dieser Aufsatz leitet über zum Themenkreis Siebenbürgen, dem auch die Beiträge von Helmut Baier und Christa Stache gewidmet sind. Wolfgang Krogel setzt mit seinen Reflexionen über Möglichkeiten und Grenzen kirchlicher Erinnerungsarbeit den Schlusspunkt.

Inhalt:

  • Achim R. Baumgarten: Nachlässe als Deposita im Bundesarchiv (7)
  • Werner Jürgensen: Depotverträge in kirchlichen Archiven (27)
  • Ulrike Höroldt: Rechtliche Aspekte beim Erwerb von Archivalien aus dem Antiquariatshandel – Der Erwerb einer Urkunde Ottos I. aus dem Jahre 960 für das Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt auf einer Schweizer Auktion (42)
  • Udo Wennemuth: Elektronisches Ablagesystem im Projekt "Vernetzung" in der Evangelischen Landeskirche in Baden. Ein Werkstattbericht (58)
  • Gabriele Stüber: Indizierung und Titelaufnahme bei Online-Findmitteln. Oder: Erschließung auf dem Prüfstand – Ein Situationsbericht mit Perspektive (80)
  • Jürgen Gröschl: Kooperative Erschließungsprojekte im Archiv der Franckeschen Stiftungen am Beispiel des Berliner Francke-Nachlasses und der Handschriften zur Dänisch-Halleschen Mission (90)
  • Wolfgang Günther: Personenstandsüberlieferung in evangelischen Archiven (102)
  • Wolfram G. Theilemann: Bewertungsnotstand. Die deutsche Bewertungsdiskussion und die Probleme kirchenarchivarischer Praxis im ZAEKR Sibiu/Hermannstadt (118)
  • Helmut Baier: Rettung des Kulturgutes religiöser Minderheiten am Beispiel Siebenbürgen (Transsylvanien/Rumänien) oder wie beharrlicher, oft auswärtiger Sachverstand Fakten schaffen kann (153)
  • Christa Stache: Quellen zur Geschichte der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin (163)
  • Wolfgang G. Krogel: Landeskirchengeschichte und Erinnerungskultur. Ein Praxisbericht über Erinnern und Gedenken in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg (174)
  • Bernd Hey: Buchbesprechung: Landesarchiv NRW (Hg.): Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 2004 (193)

Link: http://www.ekd.de/archive/deutsch/zeitschrift.htm 

Info:
Aus evangelischen Archiven (Neue Folge der "Allgemeinen Mitteilungen"), Nr. 45, 2005
Im Auftrag des Verbandes kirchlicher Archive in der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche 
herausgegeben von Stefan Flesch und Udo Wennemuth
ISSN: 1617-8238

Bezugsadresse
Verband kirchlicher Archive / Geschäftsführung
Goethestr. 27
30169 Hannover

Andrang beim Tag der offenen Tür im Wormser Stadtarchiv

Die kürzlich neu erschienene "Geschichte der Stadt Worms" stand im Zentrum des am vergangenen Samstag durchgeführten Tages der offenen Tür im Stadtarchiv Worms. Archivleiter Dr. Gerold Bönnen lobte bei diesem Anlass die \“großartige Identifikation\“ der Archivmitarbeiter mit dem aufwändigen Buchprojekt. Basis des Werkes ist das Material, das im Stadtarchiv lagert.

Durch die Magazine des Archivs führte Martin Geyer die interessierten Besucher am Tag der offenen Tür, vorbei an den praktischen Rollschränken mit dem gesamten Quellenschatz der Stadt. Zu betrachten waren unter anderem aber ein farbenprächtiger Stammbaum, ein sorgfältig restaurierter Vertrag aus dem Jahr 1242 sowie das \“Reformationsbuch\“ aus dem Jahr 1499, das erstmals das Wormser Wappen zeigt.

Einen Fotoflohmarkt mit vielen Raritäten bot das Fotoarchiv. Dort wurden die freundlichen Mitarbeiterinnen, die nicht nur das riesige Archiv verwalten, sondern dieses auch durch neue Fotos immer wieder ergänzen, nach ganz speziellen Motiven gefragt, die auf Wunsch herausgesucht und nachgemacht werden konnten. Guten Zuspruch fanden auch die stündlichen Führungen durchs jüdische Museum mit Dr. Irene Spille. Im Lesesaal standen ausrangierte Bücher zum Verkauf.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6 
67547 Worms 
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 00
stadtarchiv@worms.de

Quelle: Ulrike Schäfer, Wormser Zeitung, 4.10.2005

Dortmunder Ausstellung »Aufbau West« über die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen

Eine Ausstellung über die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten sowie aus der SBZ/DDR im Ruhrgebiet nach 1945 ist bis zum 26. März 2006 im Westfälischen Industriemuseum Zeche Zollern II/IV in Dortmund zu sehen. Die Schau mit dem Titel \“Aufbau West\“ zeigt, wie die Menschen aus Ost und West den schwierigen Neuanfang bewältigten, die Produktion in Fabriken und Bergwerken wieder in Gang setzten und in Betrieben und Siedlungen zueinander fanden.

\"Foto:

300 Objekte, 40 Lebensgeschichten sowie zahlreiche historische Fotos, Film- und Tondokumente begleiten die Besucher auf der Zeitreise von 1945 bis in die Gegenwart. Das Spektrum der Exponate ist vielfältig, reicht vom Streichholzbriefchen bis zum Drahtwebstuhl. Vielfach handelt es sich um persönliche Erinnerungsstücke, da die Ausstellung den Blick immer wieder auf einzelne Schicksale lenkt. Den Rahmen für diese Lebensgeschichten bildet die wirtschaftliche Entwicklung in sechs Branchen. An den Beispielen Montanindustrie, Bauwirtschaft, Textil- und Bekleidungsindustrie, Glasherstellung und Maschinenbau macht die Ausstellung die Ausmaße und Folgen des Ost-West-Transfers insbesondere für das Bundesland Nordrhein-Westfalen deutlich.

Der von Dagmar Kift herausgegebene Katalog zur Ausstellung beinhaltet neben einer ausführlichen und reich bebilderten Dokumentation der Ausstellungsabteilungen auch mehrere wissenschaftliche Beiträge zur Verortung des Ausstellungsthemas \“Aufbau West\“ im Forschungskontext. Dabei plädiert Alexander von Plato im Ergebnis seiner erfahrungsgeschichtlichen Untersuchungen für einen zurückhaltenden und differenzierten Gebrauch des Begriffs \“Integration\“, wenn es um die Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen in die westdeutsche Gesellschaft geht. Die damalige Wirtsgesellschaft war selbst von starken Friktionen gekennzeichnet. Auch die Einheimischen mussten sich nach dem Zweiten Weltkrieg ändern, so dass sich beide Parteien, Einheimische wie Flüchtlinge, \“in eine neuen Welt integrieren mussten\“. Zum Beleg führt von Plato stabilisierende wie destabilisierende Elemente der Integration an: War einerseits der Arbeitsmarkt in den 1950er Jahren hochgradig aufnahmefähig, so besaßen die Flüchtlinge andererseits vergleichsweise schlechtere Ausgangsbedingungen als die Einheimischen, mussten auf berufsfremden Feldern arbeiten, waren von Feindseligkeiten und Vorurteilen betroffen, ebenso wie von der Trennung von ihren Familien. – Nach Jahrzehnten stellen sich daher heute auch intergenerationell unterschiedliche Langzeitwirkungen der Integrationserfahrungen ein: Versuchte die zweite Generation noch schmerzvoll, sich von der Erfahrungswelt ihrer Eltern zu lösen, so geht die dritte Generation dahin, sich ihrer Wurzeln zu versichern. Hierzu bietet die Ausstellung reichlich Gelegenheit.

Die Ausstellung \“Aufbau West\“ auf dem historischen Zechengelände in Dortmund-Bövinghausen ist dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr zu sehen (Eintritt Erwachsene 5€, Kinder und Jugendliche 2€). Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm begleitet die Ausstellung, darunter Filmnächte und Lesungen. Zudem werden museumspädagogische Programme, Führungen und Projekte für unterschiedliche Altersstufen angeboten.

Link: www.ausstellung-aufbau-west.de

Info:
Dagmar Kift (Hg.): Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder.
Ausstellungskatalog: Essen (Klartext Verlag) 2005, 19,90 Euro, 287 S., ISBN 3-89861-542-1

Kontakt:
Westfälisches Industriemuseum
Landesmuseum für Industriekultur
Zeche Zollern II/IV
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Tel. 0231-6961-111
Fax: 0231-6961-114
zeche-zollern@lwl.org
www.zeche-zollern.de

Quelle: ddp/Freie Presse, 18.9.2005

Neue Stadtgeschichte für Magdeburg

1996 hatte der damalige Oberbürgermeister Magdeburgs angeregt, zum 1200-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2005 eine neue Stadtgeschichte erscheinen zu lassen. Innerhalb des Kuratoriums \“1200 Jahre Magdeburg\“ gründete sich im gleichen Jahr unter der Leitung des Direktors der Museen Magdeburg, Prof. Dr. Matthias Puhle sowie des Direktors der Stadtbibliothek, Peter Petsch, der \“Arbeitskreis Stadtgeschichte\“, der als periodisch tagender wissenschaftlicher Beirat fungierte. 1998 wurde in einem Methodenkolloquium in der Landeshauptstadt unter Mitwirkung ausgewiesener Fachwissenschaftler auf dem Gebiet der Stadtgeschichte das Vorhaben im Detail beschlossen.

2000 konnte mit der Einstellung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters in der Stadtbibliothek Magdeburg der entscheidende redaktionelle Schritt zur Vorbereitung der Publikation getan werden. Seit 2004 gab es eine enge Kooperation mit den Jubiläumsvorbereitungen des Büros 12hundert. Bis zur Drucklegung begleitete die Redaktion eine inhaltliche und gliedernde Abstimmung der Beiträge, die Entstehung des Bandes sowie die beteiligten Autoren und die umfangreiche Bildredaktion. Im Zusammenwirken zwischen Stadtarchiv, Stadtbibliothek und Magdeburger Museen, insbesondere aber mit dem Institut für Geschichte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg konnte das umfangreiche Projekt nun zum Abschluss gebracht werden.

Am 15. Jahrestag der Deutschen Einheit erschien der Band \“Magdeburg. Die Geschichte der Stadt 805-2005\“. Auf 1.100 Seiten bieten 45 Autorinnen und Autoren neue und vielseitige Blicke auf 1200 Jahre Magdeburger Geschichte. Die Beiträge erheben den Anspruch, ein aktuelles wissenschaftliches Niveau in lesbarer Form zu bieten. Herausgeben wurde das Buch \“Magdeburg. Die Geschichte der Stadt 805-2005\“ von Peter Petsch und Matthias Puhle. Es erscheint im Verlag Janos Stekovics, Doessel bei Halle, ist über den Buchhandel erhältlich und kostet 50 Euro.

Quelle: Presseinformationen der Landeshauptstadt Magdeburg, 30.9.2005

Freundeskreis Stadtarchiv Jülich in Aktion

Der im Mai 2005 gegründete gemeinnützige Verein \“Freundeskreis Stadtarchiv Jülich\“ hat sich vorgenommen, die Arbeitsbedingungen und die Ausstattung im Jülicher Stadtarchiv zu verbessern (vgl. dazu die Berichte vom 11.5.05 und vom 23.5.05). Im Rahmen des Erntedankfestes am vergangenen Sonntag betrieb der Freundeskreis von 11 bis 14 Uhr daher einen Stand am Jülicher Kulturhaus, wo die Vorstandsmitglieder des Freundeskreises Interessierte über die Ziele des Vereins und die Aufnahmebedingungen informierten.

Stadtarchivar Dr. Horst Dinstühler bot unterdessen Führungen durch das Archiv an. Wegen der räumlichen Enge war dies nur in kleinen Gruppen möglich. Beim Rundgang konnten sich die Besucher von der Notwendigkeit überzeugen, die Arbeitsbedingungen für den Archivar und die Nutzer zu verbessern. Aus Magazinbeständen wurden am Info-Stand größere Mengen von Heimatliteratur und historische Schriften aus der Zeit ab 1955 zum Vorzugspreis angeboten. Der Erlös kommt dem Stadtarchiv Jülich zu Gute.

Kontakt:
Stadtarchiv Jülich
Dr. Horst Dinstühler
Kleine Rurstraße 20
52428 Jülich
Tel.: 02461/936320
Fax: 02461/936367
archiv@juelich.de

Quelle: das JÜLICHt, 29.9.2005

Robert Kretzschmar neuer VdA-Vorsitzender

750 Archivarinnen und Archivare aus ganz Deutschland waren diese Woche in Stuttgart zusammengekommen, um erstmals übergreifend die Rolle ihrer Kollegen im Nationalsozialismus kritisch zu beleuchten. Trotz Entnazifizierung hätten viele Nazi-Archivare in der Bundesrepublik und auch in der DDR große Karrieren gemacht, sagte Dr. Robert Kretzschmar vom Hauptstaatsarchiv Stuttgart zum Auftakt des 75. Deutschen Archivtages

Kretzschmar wurde im Verlauf des Archivtags zum neuen Vorsitzenden des Berufsfachverbandes VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. gewählt. Er folgt damit Professor Dr. Volker Wahl im Amt, dem Direktor des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar, der seit 2001 VdA-Vorsitzender gewesen ist. Als Leiter des Stuttgarter Hauptstaatsarchivs im Landesarchiv Baden-Württemberg ist Dr. Kretzschmar Ansprechpartner für die abteilungsbezogene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie für übergreifende und Querschnittsaufgaben. Ein inhaltlicher Schwerpunkt seiner Tätigkeit sind die Theorie und Praxis der archivischen Überlieferungsbildung bzw. die Erstellung von Bewertungsmodellen, wie sie unter anderem in dem zunächst von Kretzschmar geleiteten VdA-Arbeitskreis Archivische Bewertung thematisiert werden.

Auf dem diesjährigen Deutschen Archivtag, der in seiner 106-jährigen Tagungsgeschichte nach 1932 erst zum zweiten Mal in Stuttgart stattfand, wurden nicht nur Biografien untersucht, sondern auch Einflüsse der NSDAP auf die Archive. \“Die Archive als wissenschaftliche Institutionen befanden sich im Dritten Reich in keiner unpolitischen Nische, vielmehr leistete der Berufsstand in vielfacher Weise systemkonforme Dienste\“, sagte Kretzschmar, der auch Lehrbeauftragter der Abteilung Landesgeschichte im Historischen Institut der Universität Stuttgart ist. Zwar hätten in den vergangenen Jahren lokale Einzelstudien die Geschichte der Archive aufgearbeitet, aber an einer Gesamtschau fehle es bisher. Nach Darstellung von Kretzschmar spielten die Archive etwa eine wichtige Rolle beim Erbringen von \“Ariernachweisen\“. Sie hätten gezielt Unterlagen zur Diskriminierung und Verfolgung der Juden ermittelt und inventarisiert.

www.archivtag.de

Quelle: Eßlinger Zeitung, 30.9.2005; vgl. auch den Bericht "Namen zu Nummern" in der FAZ, 1.10.2005, 42

EU fördert siebenbürgische Archivforschungen

Die Europäische Kommission fördert im Rahmen ihres Programms \“Kultur 2000\“ von September 2005 bis August 2006 die Erschließung und Zugänglichmachung der bedeutenden Bibliotheks- und Archivbestände der Evangelischen Honterusgemeinde in Kronstadt. Beim Kronstädter Projekt arbeiten das Demokratische Forum der Deutschen im Kreis Kronstadt für Rumänien, die Ungarische Széchényi-Nationalbibliothek für Ungarn und das Siebenbürgen-Institut an der Universität Heidelberg für Deutschland zusammen. 

Nach der Sicherung und Erschließung des von der Honterusgemeinde verwahrten bibliothekarischen und archivarischen Kulturerbes soll dieses über ein Internetportal und über geeignete Nutzungsbedingungen vor Ort zugänglich gemacht werden. Die in Kronstädter Gemeindebesitz befindlichen historischen Bestände, die vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert reichen, sind außerordentlich reichhaltig und eine auf lange Sicht unerschöpfliche Fundgrube für die wissenschaftliche Forschung. 

An dem Vorhaben werden ein wissenschaftlicher Archivar, ein Buchwissenschaftler sowie eine Historikerin mitarbeiten. Weitere einschlägige Projekte sollen die Ergebnisse sichern und verbreiten helfen.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung, Folge 15, 30.9.2005, 6

Rolle der Archivare im Nationalsozialismus

Vor sieben Jahren wurde auf dem Historikertag in Frankfurt die Verstrickung der Geschichtswissenschaft in den Nationalsozialismus erstmals breit thematisiert. Seither war klar, dass auch zahlreiche Archivare mindestens schuldhaft in die NS-Verbrechen verstrickt waren, etwa durch die Plünderung west- und osteuropäischer Sammlungen im Zweiten Weltkrieg und die Unterstützung des Rassenwahns. Auf dem 75. Deutschen Archivtag, der diese Woche in Stuttgart stattfand, beschäftigte sich die Archivarszunft zum ersten umfassend mit der eigenen Rolle im \“Dritten Reich\“.

Den meisten Archivaren gelang ein \“weitgehend unbeschadeter Übergang\“ über die Zäsur 1945 hinweg, so Astrid M. Eckert (Washington). Sie stellten sich selbst als \“unpolitische Fachleute\“ dar, obwohl der Berufsstand \“durch systemkonforme Dienste seinen Anteil am Erhalt der nationalsozialistischen Herrschaftspraxis\“ hatte (Eckert). Bestraft wurden später gleichwohl nur sehr wenige. Verglichen mit dem Historikertag 1998 hielten sich die Emotionen jetzt in Stuttgart in Grenzen – trotz der Schatten, die auf die deutschen Archivare der Jahre 1933 bis 1945 fielen. Tatsächlich gibt es bei den heute aktiven Archivaren erheblich weniger persönliche Schüler-Beziehungen zu NS-belasteten Kollegen als noch vor sieben Jahren bei den Historikern. Hinzu kommt, dass heute die Archive weit weniger politisiert sind als in der Zwischenkriegszeit – nicht zuletzt dank ihrer föderalen Struktur.

Link: www.archivtag.de

Quelle: Sven Felix Kellerhoff, Die WELT, 30.9.2005

Mikrofilm vs. Digitalisierung

Weil man in zehn oder zwanzig Jahren mit CDs und anderen heutigen Speichermedien vermutlich nichts mehr anfangen kann, bieten immer mehr Dienstleister an, digitale Inhalte analog auf Mikrofilm zu sichern. Dies ist der \“überraschende Trend\“ (Die WELT) auf der \“Archivistica\“, Europas wichtigster Archivfachmesse am Rande des Stuttgarter Archivtages. Einzige Alternative zur Mikroverfilmung ist regelmäßige \“Datenmigration\“, also Übersetzung in die jeweils gebräuchlichen Dateiformate sowie die Anschaffung aktueller Computer – auf Dauer sehr teuer. 

Dagegen kostet die Sicherung auf mindestens 200 Jahre lang nutzbaren Mikrofilmen nur wenige Euro. Spezialfirmen stellten im Rahmen der Fachmesse Geräte vor, mit denen digitale Inhalte seriell verfilmt werden können; Dienstleister empfehlen, bei der Digitalisierung von Akten für zehn Prozent Aufpreis Sicherungsfilme herstellen zu lassen.

Link: www.archivistica.de 

Quelle: Die WELT, 30.9.2005

Späte DDR-Akten zerfallen

Im Dresdner Stadtarchiv gerät die neuere Stadtgeschichte in Vergessenheit – eine späte Folge der Rationalisierungswut der DDR-Behörden. Diese verwendeten selbst für wichtige Akten in den 1970er und 1980er Jahren meist sehr billiges Papier, dessen Schrift inzwischen oft kaum noch zu lesen ist. Rund 30 Prozent des Bestandes aus den letzten beiden Jahrzehnten der DDR, darunter durchaus auch Dokumente mit bis heute rechtlicher Relevanz, seien bereits unwiederbringlich verloren, teilte Stadtarchivdirektor Thomas Kübler mit. Weitere 1.600 laufende Aktenmeter in dem insgesamt rund 10,8 laufende Kilometer umfassenden Stadtarchiv seien unmittelbar vom Verfall bedroht.

Das Problem liegt im damals verwendeten Papier: Oft nutzten die Institutionen Ormig- und Thermokopierpapier, auf das die Aufzeichnungen nur oberflächlich aufgeprägt sind, so dass die Buchstaben und Zahlen recht schnell zerfasern. Zwar gibt es Methoden, um auch altes Papier zu rekonstruieren, angesichts der Fülle des betroffenen Materials in Dresden wäre der Kostenaufwand jedoch immens. Man hat sich daher in Dresden dazu entschlossen, dem Erhalt der Information den Vorrang vor dem Erhalt des Papiers zu geben.

Das Stadtarchiv Dresden will im kommenden Jahr ein auf ein Jahrzehnt angelegtes Verfilmungsprogramm für die DDR-Akten der 1970er und 1980er Jahre starten. Die Rettungsaktion wird etwa eine halbe Million Euro kosten. Aus Kostengründen habe man sich allerdings festgelegt, die Akten auf Schwarz-Weiß-Mikrofilme zu bannen; die authentischere Farbverfilmung wäre zu teuer.

Kontakt:
Landeshauptstadt Dresden 
Stadtarchiv 
Elisabeth-Boer-Straße 1 
01099 Dresden
Tel.: 0351-4881515 
Fax: 0351-4881503
stadtarchiv@dresden.de

Quelle: Heiko Weckbrodt, Dresdner Neueste Nachrichten, 27.9.2005