Kreuznachs »Gedächtnis der Verwaltung«

Das Stadtarchiv Bad Kreuznach sichert Unterlagen mit Bezug zur Stadt Bad Kreuznach und den eingemeindeten Ortschaften Bosenheim, Ippesheim, Planig und Winzenheim. Darüber hinaus verfügt das Archiv über einzelne Akten oder kleinere Konvolute aus Orten der direkten Umgebung. Die Urkunden reichen in das Jahr 1241 zurück; es gibt Akten vom 16. Jahrhundert bis zum Ende des 19. Jahrhundert und Streubestände aus dem 20. Jahrhundert.

Die Stadtarchivarin von Bad Kreuznach, Franziska Blum-Gabelmann, und ihr Team gaben zum örtlichen \“Tag des offenen Archivs\“ einen Überblick über die Funktionen der Einrichtung für die Bürger. Anhand des Themenschwerpunkts Gerberhandwerk konnten sich die Besucher auch ein Bild davon machen, wie die vielfältigen Quellen des Stadtarchivs für eine Forschungsaufgabe, sei es ein familiengeschichtliches oder stadtgeschichtliches Thema, genutzt werden können.

Als \“Gedächtnis von Verwaltung und Stadt\“, das Kulturgüter wie Nachlässe und Sammlungen sowie das immaterielle Erbe der Information für die Bürger bewahre und zugänglich mache, sei das Archiv Dienstleistung und kein Luxus, hob Blum-Gabelmann hervor. Seit zehn Jahren ist das Stadtarchiv im Pförtnerhaus am Schlosspark untergebracht. Hier kann aus räumlichen Gründen nur ein Bruchteil des gesamten Dokumenten- und Nachlassmaterials aufbewahrt werden. Etwa sechs mal soviel lagert verteilt in den städtischen Ämtern. Oberbürgermeister Andreas Ludwig signalisierte in seinem Grußwort, dass er sich für eine räumliche Ausdehnung des Archivs einsetzen werde. 

Kontakt:
Stadtarchiv Bad Kreuznach
Dessauerstraße 49
55545 Bad Kreuznach
Tel.: 0671 / 920 11 62
Fax: 0671 / 920 77 92
stadtarchiv-bad-kreuznach@t-online.de

Quelle: Christine Jäckel, Allgemeine Zeitung, 27.9.2005

Hervorragende Absolventen erhielten FHP-Preis

Im Rahmen der Immatrikulationsfeier der Fachhochschule Potsdam am 26. September wurden hervorragende Absolventinnen und Absolventen mit dem FHP-Preis für herausragende Diplomarbeiten von den Dekanen und Studiengangsleitern ausgezeichnet. 

Im Studiengang Archiv des Fachbereichs Informationswissenschaften wurde Peter Fauck für seine Diplomarbeit „Perspektiven der Auswertung von massenhaft gleichförmigem Schriftgut für die historische Forschung am Beispiel von Kreditakten“ mit dem FHP-Preis gewürdigt. Im Studiengang Bibliothek wurde Claudia Kunze (39) ausgezeichnet. Das Thema ihrer Diplomarbeit lautete „Wissensmanagement bei einem Automobilzulieferer – Identifikation und Klassifikation des für das Unternehmen relevanten Wissens“.

Mit der Diplomarbeit „Retrokonversion des Zettelkatalogs der Magazinbestände in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam mittels Fremddatenübernahme und Umsetzung mit MySQL und PHP“ überzeugte Monika Eidt im Studiengang Dokumentation. Seit der Einführung elektronischer Kataloge und dem Abbruch der konventionellen Katalogisierung stehen die Bibliotheken vor der Herausforderung, eine möglichst bruchlose Konversion ihrer Katalogdaten in eine maschinenlesbare Form zu realisieren. Die Magazinbestände der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam bis Erwerbungsjahr 1994 sind z.Zt. nur über Zettelkataloge recherchierbar. Aufgrund der angespannten finanziellen und personellen Lage ist ein Retrokonversionsprojekt unter Einsatz des eigenen Stammpersonals oder einer Fremdfirma nicht möglich. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde deshalb auf der Basis des Open-Source-Softwarepaketes LAMP (Linux, Apache, MySQL, PHP) und eines Z39.50-WWW-Gateways des Kooperativen Bibliotheksverbundes Berlin-Brandenburg (KOBV) ein Verfahren entwickelt, das die automatisierte Suche in Verbundkatalogen und anderen Internetquellen ermöglicht und so die Voraussetzung für die Retrokonversion des Standortkataloges mittels automatisierter Fremddatenübernahme schafft. Monika Eidt, Jahrgang 1978, ist inzwischen als Informationsspezialistin in München bei einem Fachinformationsdienstleister tätig. 

Info:
Einzelne Arbeiten sind unter www.fh-potsdam.de mit ausführlicheren Texten verlinkt.

Quelle: Medieninformation #111 der FH Potsdam, 26.9.2005

Informations-Trockennahrung als Diät gegen den digitalen Alzheimer: iPRES-Vorträge online

\“Unserer Gesellschaft droht der digitale Alzheimer, wenn wir nicht schleunigst etwas dagegen unternehmen\“, prophezeite Dr. Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen Bibliothek, in ihrem Vortrag auf der internationalen iPRES-Konferenz in Göttingen, auf der sich Mitte September zwei Tage lang rund hundert Teilnehmer aus dem In- und Ausland mit aktuellen Fragestellungen der digitalen Langzeitarchivierung beschäftigten. Die Vorträge der Konferenz sind weitgehend online verfügbar unter http://www.langzeitarchivierung.de/ipres, eingebettet in die Übersicht des Konferenzprogramms.

Die hohe internationale Beteiligung an der iPRES-Konferenz – knapp die Hälfte der Teilnehmer kam aus dem Ausland, aus den USA, China und Europa – lasse hoffen, so Prof. Dr. Elmar Mittler, Direktor der gastgebenden Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB), dass internationale Kooperationen zustande kommen und bereits existierende Ansätze verstärkt werden. Die nächste internationale Konferenz zur digitalen Langzeitarchivierung jedenfalls soll im Laufe des Jahres 2006 in den USA stattfinden.

Niggemann wies am Rande der iPRES darauf hin, dass in Deutschland die gesetzliche Grundlage für die nationalbibliothekarische Sammlung digitaler Medienwerke zurzeit erst mit einer Gesetzesnovellierung geschaffen wird. Ausreichende Kenntnisse und Technologien würden noch erarbeitet, um alle digitalen Werke und Daten auch in Zukunft zugänglich zu halten. \“Die Fragestellungen der digitalen Archivierung können nur in einer kooperativen Form gelöst werden. Wir müssen auf ein koordiniertes Netz vertrauenwürdiger digitaler Magazine hinarbeiten, die mit einer gemeinsamen Archivierungspolitik die Langzeitarchivierung ebenso wie die Langzeitbenutzbarkeit sicherstellen\“, so Niggemann.

Die auf der iPRES von John Kunze (California Digital Library) zur Archivierung vorgeschlagene Fall-Back-Lösung der \“desiccated formats\“, der \“ausgetrockneten Formate\“, soll auch nach seiner eigenen Einschätzung nicht mehr als eine Notlösung sein. Kunze selber setzt darauf, die Einfach-Formate nur sicherheitshalber parallel zu den Originaldaten zu speichern und sich grundsätzlich den dauerhaften Zugang zu den Originalformaten zum Ziel zu setzen. Zwar zählt das Argument, reine Textdateien seien heute die einzig noch lesbaren Dateien aus der Anfangszeit der Computertechnologie, doch gebe es mittlerweile zu viele Computerdateien, deren Textanteil viel zu gering sei, um sie sinnvoll in diesem Format abzuspeichern. \“Plain Text oder Raster-Bilddateien können nur in Frage kommen, wenn andere Lösungen technisch oder finanziell nicht machbar sind\“, so Hans Liegmann von der Deutschen Bibliothek und Projektleiter des dort angesiedelten BMBF-Projektes \“nestor – Kompetenznetzwerk zur Langzeitarchivierung und Langzeitverfügbarkeit digitaler Quellen für Deutschland\“ und damit Mitveranstalter der iPRES-Konferenz. Liegmann liebäugelt mit dem von Steven Abrams, Direktor des Digital Library Programs der Harvard University Library, vorgetragenen Ansatz, Informationen zu heute gebräuchlichen Datenformaten in Datenbanken (format registries) dauerhaft zu speichern. Abrams machte auf der Konferenz aber auch deutlich, dass ohne öffentliche Registrierungsmechanismen (Global Digital Format Registry, GDFR) hier wenig Erfolge zu erwarten sind.

Einen ähnlichen Weg verfolgt der international, in Deutschland besonders von der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) mitentwickelte \“Metadata Encoding and Transmission Standard\“ (METS) – ein Containerformat zur Beschreibung digitaler Dokumente. Eine METS-Datei besteht aus dem digitalen Objekt (content file) und weiteren Metadaten, die die Struktur und den Inhalt der \“content file\“ darstellen. Selbst Audio- und Videomaterial lassen sich damit, so Markus Enders, technischer Leiter des Digitalisierungszentrums der SUB und im Board der internationalen Arbeitsgruppe METS, für lange Zeit zugänglich archivieren.

Internationale Zusammenarbeit wird als einer der Wege gesehen, die hohen Forschungs- und Durchführungskosten der Langzeitarchivierung auf mehrere Schultern zu verteilen und gleichzeitig durch die Anlage redundanter Archive eine gewisse Absicherung gegen Kriegseinflüsse oder Naturkatastrophen zu erreichen. Dr. Heike Neuroth, Organisatorin der iPRES-Konferenz und Leiterin der Forschungsabteilung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB), freute sich demzufolge auch über die breite internationale Teilnahme an der iPRES. Nicht nur europäische und amerikanische Wissenschaftler, auch die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) und die National Library of China (NLC) waren auf der Konferenz mit Beiträgen vertreten. \“Allmählich wächst bei der chinesischen Bevölkerung die Akzeptanz des Internets als viertem Medium\“, erläuterte Chunming Li von der NLC, und demzufolge befasse sich seine Institution auch seit 2003 mit Wegen und Möglichkeiten zur langfristigen Archivierung chinesischer Web-Inhalte.

Neuroth führt neben den Kosten noch ein weiteres gewichtiges Argument für die internationale Zusammenarbeit an: \“Niemand kann alles archivieren, dazu fehlt einfach das Know-How.\“ Sie unterstrich in ihrer iPRES-Abschlussrede, dass jetzt für die langfristige Erhaltung digitaler Daten eine gemeinsame Infrastruktur aufgebaut und Kompetenzzentren etabliert werden müssten.

Deutschland sei grundsätzlich bei der Forschung und Entwicklung der digitalen Langzeitarchivierung gut aufgestellt, betonte SUB-Direktor Mittler: \“Es gibt sicherlich auf jedem Gebiet irgendwo auf der Welt jemanden, der etwas besser ist als wir, aber in der Summe sind wir weit vorne aufgestellt und haben vor allem unsere Arbeiten in Deutschland durch die Projekte nestor und Kopal schon gut miteinander verbunden. Wir wissen, dass die digitale Langzeitarchivierung ein Millionengrab werden kann und müssen auf jeden Fall Doppelentwicklungen vermeiden.\“ In beiden Projekten sind Bibliotheken, Archive, Museen und bei Kopal auch Industriepartner vertreten. \“nestor\“ scheint auch in Europa eine Vorbildfunktion einzunehmen; so werden nestor-Vertreter schon im November auf einer Konferenz der Königlichen Bibliothek der Niederlande dieses Netzwerk und sein Zusammenwirken vorstellen.

Die Göttinger iPRES-Konferenz wurde mit internationaler Unterstützung im Rahmen des Projekts \“nestor – Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung\“ von der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen organisiert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) waren Förderer der Veranstaltung.

Abstracts:

Weitere Informationen über das Tagungsprogramm und Informationen zu Referenten stehen online auf http://www.langzeitarchivierung.de/ipres.

Pressekontakt
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Feldbergstr. 49
60323 Frankfurt am Main
presse@langzeitarchivierung.de 
Tel +49 69 71 03 43 42 
Fax +49 69 71 03 43 46 

Quelle: Pressemitteilung "nestor – Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung", 27.9.2005

Aktenflut durch Verwaltungsreform

Der Abteilung Staatsarchiv Ludwigsburg des Landesarchivs Baden-Württemberg geben rund 680 staatliche Behörden aus dem Regierungsbezirk Stuttgart Akten ab. Aktuell stapeln sich im Magazin des Ludwigsburger Staatsarchivs die Kisten, weil viele Behörden wegen der Verwaltungsreform ihre Aktenbestände ausgemistet haben. Für das Archiv bedeutet dies zum Teil regelrechte Rettungsaktionen. 

Die Anfang 2005 in Kraft getretene Verwaltungsreform stellt für Baden-Württemberg die größte Umstrukturierung der Landesverwaltung seit der Kreisreform 1972/73 dar. Von der Reform sind insgesamt über 450 Behörden und Ämter mit rund 20.000 Beschäftigten betroffen. Von den Behörden sollen über 350 abgebaut, zusammengelegt oder eingegliedert werden. Jeder fünfte Arbeitsplatz soll innerhalb von fünf bis sieben Jahren eingespart werden. Vier Schwerpunktthemen umfasst die Verwaltungsreform des Landes Baden-Württemberg: Verwaltungsstruktur-Reform, Aufgabenabbau und Aufgabenkritik, Qualitätsmanagement mit den Behördenwettbewerben des Landes sowie Deregulierung. Aus archivarischer Sicht stellt sich das Tempo, mit dem die Verwaltungsreform umgesetzt wird, als Problem dar, denn innerhalb weniger Monate müssen die Ämter den Prozess bewältigen.

Zahllose Behörden sind noch damit beschäftigt, umzuziehen und sich neu zu strukturieren. Die Aufhebung von Dienststellen hat nicht nur für die davon betroffenen Beschäftigten erhebliche Folgen, sondern auch für die Aktenüberlieferung. Elke Koch vom Ludwigsburger Staatsarchiv hat in den vergangenen Monaten oft tagelang Dachböden und Keller durchforstet. Koch und ihr Kollege Martin Häussermann sind wegen der Verwaltungsreform zu einer Art Sondereinsatzkommando des Staatsarchivs geworden. Für die Archivare besteht – sofern sie schnell genug handeln – die Chance, historisch wichtige Akten und Güter in die Hände zu bekommen. Für die sich neu strukturierenden Behörden stellt die Sicherung alter Akten allerdings nicht die höchste Priorität dar, was in der Konsequenz auch zu Verlusten führt.

Kontakt:
Staatsarchiv Ludwigsburg
Arsenalplatz 3
71638 Ludwigsburg
Telefon: 07141/18-6310 (Lesesaal -6337)
Telefax: 07141/18-6311
staludwigsburg@la-bw.de

Quelle: Lukas Jenkner, Stuttgarter Zeitung, 26.9.2005

Archiv der Fuldaer Turnerschaft übergeben

Mehr als 150 Jahre lang hat die Fuldaer Turnerschaft von 1848 e.V. (FT) an der Stadtgeschichte Fuldas mitgeschrieben. Der Verein bestimmte in seinen Anfangsjahren nicht nur das sportliche, sondern auch das politische Leben der Domstadt mit. Eine Dokumentation der Stadt Fulda, 1998 zum 150-jährigen Vereinsjubiläum herausgegeben, erinnerte an die besondere Bedeutung der Fuldaer Turnerschaft für Fulda.

Nun konnte Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller vom FT-Vorsitzenden, Klaus Helmerich, das FT-Archiv in Empfang nehmen – symbolisch in Form eines handgeschriebenen Buchs über die Gefallenen des Vereins sowie einen Aktenband. Lange habe sich der Vereinsvorstand Gedanken gemacht, was mit dem Vereinsarchiv geschehen solle. Ein Brand sei der letzte Antrieb gewesen, sich dafür zu entscheiden, die historischen Vereinsakten in die Obhut des Fuldaer Stadtarchivs und dessen Leiter Dr. Thomas Heiler zu geben. Die Freude über den Zugewinn machte Archivleiter Heiler unmissverständlich deutlich, denn dem Archiv gehe es nicht nur darum, das von der Stadtverwaltung produzierte Aktenmaterial aufzunehmen, sondern auch darum, die nicht amtlichen Quellen zu sichern.

Kontakt:
Stadtarchiv Fulda
Bonifatiusplatz 1-3
36037 Fulda 
Tel.: 0661/102-1450
Fax: 0661/102-2451
stadtarchiv@fulda.de

Quelle: Fulda Info, 23.9.2005

Ehrenamtliche Babenhäuser Stadtarchivarin 80

1983 ließ sich Ria Fischer, die jetzt ihren 80. Geburtstag feierte, vom Babenhäuser Bürgermeister überreden, ehrenamtlich die Leitung des Babenhäuser Stadtarchivs zu übernehmen. Während ihrer langjährigen Archivtätigkeit hat sie dazu beigetragen, dass das Archiv wieder in Ordnung kam und eine Auskunftsstelle für Anfragen und Nachforschungen geworden ist. Viele Nachfragen sind genealogischer Natur. 

Einmal wöchentlich ist das Babenhäuser Archiv im alten Burgmannenhaus nahe dem Breschturm geöffnet. Ria Fischer, die auch in dem 25 Jahre alten Heimat- und Geschichtsverein aktiv ist, gilt als exzellente Geschichtenerzählerin, ist selbst ein wandelndes Archiv. Frau Fischer begann noch vor dem Zweiten Weltkrieg mit einer Lehre als kaufmännische Angestellte und blieb Babenhausen auch später treu. Die alte Stadt ist für sie wie ein offenes Buch mit vielen Geschichten. 

Kontakt:
Stadtarchiv Babenhausen
im Burgmannenhaus
Tel.: 06073/712056 
Stadt Babenhausen
Marktplatz 2
D-64832 Babenhausen
internet@babenhausen.de 
http://www.babenhausen.de
Öffnungszeiten Mittwoch von 15.00 bis 18.00 Uhr

Quelle: Darmstädter Echo Online, 23.9.2005

Möglichkeiten benutzerorientierter Erschließung in Archiven

In seiner Anfang des Jahres am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam angefertigten Diplomarbeit zum Thema \“Möglichkeiten benutzerorientierter Erschließung in Archiven\“ geht Dr. Sebastian Beck (Düsseldorf) von mehreren Prämissen aus: 1) Die Archive wollen heute den Zugang zum Archivgut erleichtern. Zusätzliche Benutzergruppen sollen für die Archive gewonnen werden. 2) Die Archivbenutzer wünschen einen möglichst raschen und vollständigen Zugang zum Archivgut. Dazu gehören entsprechende Recherchemöglichkeiten. Auch möchte der Benutzer das Archivgut nach seiner eigenen Fragestellung auswerten können. 3) Das Provenienzprinzip ist als Ordnungsprinzip des Archivgutes unverzichtbar, birgt als Rechercheprinzip jedoch große Nachteile, da es behördengeschichtliche Kenntnisse verlangt.

In Bezug auf die sich hieraus ergebende Frage, wie nämlich die Erschließung des Archivgutes auch für weniger erfahrene Nutzer benutzerfreundlicher gestaltet werden kann, vertritt die Arbeit dieselbe Ansicht, die auch in der archivwissenschaftlichen Literatur immer wieder vertreten wird: Am Provenienzprinzip als Ordnungsprinzip des Archivgutes soll unbedingt festgehalten werden. Dem Benutzer sollen aber weitere Möglichkeiten zur Recherche in Archivbeständen geboten werden, in erster Linie sachthematische Zugriffsmöglichkeiten. Die parallele Anwendung verschiedener Recherchemethoden bietet auch die beste Gewähr, alles relevante Material zu erfassen.

Als eine offene Frage müsse, so Beck, angesehen werden, wie sich der Erschließungszustand eines Bestandes auf dessen Benutzungen auswirkt. Regina Keyler und Thomas Aigner behaupten, eine gute Erschließung bzw. eine Veröffentlichung der Findmittel im Internet verringere die Benutzungen. Laut Beck sei es jedoch durchaus vorstellbar, dass Bestände derart schlecht erschlossen sind, dass Interessierte von einer Benutzung geradezu abgeschreckt werden.

Info:
Sebastian Beck: Möglichkeiten benutzerorientierter Erschließung in Archiven. Diplomarbeit zur Erlangung des Grades eines Diplom-Archivars (FH), Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Informationswissenschaften, Studiengang Archiv, Januar 2005

Download: http://www.augias.net/doc/Beck_FHP2005.pdf 

Kontakt
Dr. Sebastian Beck
sebbeck[at]debitel.net

Das Frensdorfer Modell

Als erste Gemeinde im Landkreis Bamberg hat Frensdorf jetzt seinen Altaktenbestand fachmännisch ordnen und in einem Findbuch verzeichnen lassen. Der wissenschaftliche Dokumentar Norbert Buhl war mit der Erschließung des in mehreren Jahrhunderten angesammelten Aktenmaterials beauftragt – insgesamt 1.900 Archivalieneinheiten aus Frensdorf und den einst selbständigen Gemeinden Birkach, Herrnsdorf und  Reundorf. Als zweite Kommune im Landkreis Bamberg hat sich bereits die Gemeinde Pommersfelden für die Ordnung der Unterlagen ihrer vier Altgemeinden nach dem "Frensdorfer Modell" entschieden. 

Kreisarchivpfleger Philipp Hümmer hofft, dass noch viele andere Landkreisgemeinden diesem Beispiel folgen, nicht zuletzt, um die Nutzung der Gemeindearchive zu erhöhen. Bislang konnten die Gemeinden ihre Archive kaum zur Nutzung anbieten, weil die Voraussetzungen dafür fehlten. Auch Dr. Klaus Rupprecht vom Bamberger Staatsarchiv wünscht, dass das "Frensdorfer Modell" Vorbildfunktion für viele Landkreisgemeinden erhält.

Die Beauftragung des selbstständigen Dokumentars ist für die Gemeinden zwar nicht kostenlos, dafür stünde ihnen jedoch mit Norbert Buhl ein erfahrener Fachmann zur Verfügung, der lange Zeit im Staatsarchiv tätig war und der binnen sechs Monaten die Bestände ordnet. Die 25 Laufmeter Akten aus Frensdorf mussten dafür allerdings zunächst ins Staatsarchiv Bamberg, das bei der Arbeit begleitend und unterstützend tätig war.

Kontakt:
Gemeinde Frensdorf
Kaulberg 1
96158 Frensdorf
Tel.: (0 95 02) 94 49 -0
FAX: (0 95 02) 94 49 -44

Quelle: Evi Seeger, Fränkischer Tag (Bamberg), 23.9.2005

Werlpreis für Michael Jolk

Der Werler Michael Jolk (37) kam erstmals 1981 mit dem Stadtarchiv Werl und Stadtarchivar Heinrich Josef Deisting in Berührung. Seither ließ ihn die Geschichte nicht mehr los, und auch wenn in den neunziger Jahren ein Diplom in Elektrotechnik erwarb, fand er Zeit und Gelegenheit für historische Forschungen und zum Publizieren. – Die Werlpreis-Jury beobachtete seine Aktivitäten seit langem und erkannte Jolk nun in diesem Jahr den Werlpreis zu.

Beruflich hatte sich Michael Jolk eigentlich weiter der Elektrotechnik widmen wollen. 1997 erreichte ihn jedoch ein Angebot vom Freiherrn von Fürstenberg, bei dem eine halbe Stelle winkte. Die andere Hälfte bot ihm das Stadtarchiv Werl. Jolk war beruflich angelangt, wo er privat längst war. 2001 gab es beim Baron die volle Stelle, seither betreut Jolk, nebenher noch Ratsherr der SPD, eines der größten Adelsarchive in Westfalen; er kümmert sich um Diplomarbeiten, Dissertationen und Habilitationen, hält Vorträge und schreibt. – Die Verleihung des begehrten Preises geschieht am kommenden Mittwoch. 

Kontakt:
Stadtarchiv Werl
Rathaus
Hedwig-Dransfeld-Str. 23-23 a
59457 Werl
Tel. 0 29 22 / 800 1018 (Heinrich Josef Deisting) 
Fax: 0 29 22 / 800 1099
post@werl.de

Quelle: Matthias Dietz, Soester Anzeiger, 23.9.2005

Staub im Stadtarchiv Krefeld

Die aus Bremen stammende Künstlerin Renate Georgi zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung "Staub", die noch bis zum 21. Oktober in den Räumen des Stadtarchivs Krefeld läuft, Arbeiten über die Allgegenwart dieses Materials am vermeintlich passenden Ort. Der Leiter des Stadtarchivs, Paul-Günter Schulte, freut sich stets darüber, wenn sich Künstler in ihren Ausstellungen mit dem Alltag im Archiv auseinandersetzen, weist allerdings auch darauf hin, dass man sich wohl kaum vorstellen könne, wie viel Staub im Archiv gewischt werde.

Der Staub der Jahrhunderte wird dennoch häufig mit dem Archiv assoziiert, wenngleich eigentlich für jeden Ort gilt: Staub ist allgegenwärtig, Luft ohne Staub kommt so gut wie nicht vor. \“Staub: Feinste in der Luft schwebende Teilchen mit weniger als 0,01 mm Durchmesser.\“ Diese lexikalische Definition liest man auf einer von etwas über 50 grauen DIN-A-5-Karteikarten, die die Künstlerin Georgi im Foyer des Archivs aufgehängt hat. Weitere Zitate stammen überwiegend aus belletristischer Literatur. Doch diese Annäherung ist nur eine Ebene, auf der sich Georgi mit Staub auseinandergesetzt hat.

Auf einer zweiten Ebene wird gesammelter Staub minimalistisch präsentiert. In zwei Vitrinenschränken stehen je sieben Petrischalen, auf die Georgi verschiedenfarbige Stäube gestreut hat, die alle aus Krefeld stammen. Roter Ziegelstaub ist dabei, schwarze Asche, graue Zigarettenasche. Auf einer dritten Ebene schließlich wird Staub im Video auf einem Monitor und als Projektion auf eine Wandfläche visualisiert. Vor schwarzem Hintergrund wirbeln da Staubflocken durch die Luft, dieser Mikrokosmos erinnert in der Wandprojektion auch an den großen Kosmos.

In Renate Georgis Ausstellung \“Staub\“ wird sonst Unsichtbares oder zumindest gerne Übersehenes so präsentiert, dass man sich zum Nachdenken darüber angeregt fühlt. 

Kontakt:
Stadtarchiv Krefeld
Girmesgath 120
47803 Krefeld
Tel. 02151/862700
Fax: 02151/862710
stadtarchiv@krefeld.de
www.krefeld.de  

Quelle: Klaus M. Schmidt, Westdeutsche Zeitung, 22.9.2005