Sächsisches Archivblatt 1/2005

In neuem Layout informiert Heft 1/2005 des Sächsischen Archivblattes über Aktuelles und Wissenswertes aus der Arbeit des Sächsischen Staatsarchivs. Berichtet wird u. a. über Erschließungsergebnisse, Ausstellungen und verschiedene Veranstaltungen. Eine pdf-Version des Heftes kann von den Seiten des Sächsischen Staatsarchivs heruntergeladen werden:

http://www.sachsen.de/de/bf/verwaltung/archivverwaltung/elemente/media/Archivblatt_1_2005.pdf 

Inhalt:

  • FESTAKT ZUR GRÜNDUNG DES SÄCHSISCHEN STAATSARCHIVS (DR. JÖRG LUDWIG)
  • GRUSSWORT ZUR GRÜNDUNG DES SÄCHSISCHEN STAATSARCHIVS (DR. THOMAS DE MAIZIÈRE)
  • FOTOS UND ANDERE BILDQUELLEN DER FIRMA BLEICHERT, LEIPZIG (MARION FECHNER)
  • AUF DASS DIE DATEN NICHT VOR DEN BÜRGERN DAVONLAUFEN… (DR. ANDREA WETTMANN)
  • SÄCHSISCHER ARCHIVTAG 2004 (BIRGIT HORN-KOLDITZ)
  • BESTÄNDEABGRENZUNGEN UND -ERGÄNZUNGEN MIT SACHSEN-ANHALT (DR. VOLKER JÄGER)
  • RETTE SICH, WER KANN! (STEFAN GÖÖCK)
  • KRIEGSVERLUSTE IN WWW.LOSTART.DE DOKUMENTIERT (ECKHART LEISERING)
  • GESCHICHTE(N) ZAUBER – STEPPKES REISEN IN DIE VERGANGENHEIT (RAMONA SCHÄDLICH)
  • VON ELEKTRONISCHEN AKTEN BIS ZU BIOLOGISCHEN ARBEITSSTOFFEN (DR. THEKLA KLUTTIG)
  • FORTBILDUNGSVERANSTALTUNG FÜR GESCHÄFTSSTELLEN DER STAATSANWALTSCHAFTEN (DR. BURKHARD NOLTE)
  • ANLEITUNG ZUR WELTEROBERUNG (DR. MATHIS LEIBETSEDER/DR. ROUVEN PONS)
  • AUTHENTIZITÄT UND IDEALISIERUNG (MONA HARRING)
  • 200 JAHRE BROCKHAUS: WANDERAUSSTELLUNG IM STAATSARCHIV LEIPZIG (MARION BÄHR)
  • AUSSTELLUNG „ODSUN“ IM STAATSARCHIV LEIPZIG (INGRID GROHMANN)
  • LIEBLINGSKINDER UND KAMELE (UTE DIECKHOFF)
  • „ARBEITE MIT, PLANE MIT, REGIERE MIT!“ IM KASSELER FRIDERICIANUM (DR. THEKLA KLUTTIG)
  • TRANSPORT V/11 NACH THERESIENSTADT (VIOLA DÖRFFELDT/ DR. JÜRGEN NITSCHE)
  • AUFNAHMEN DES ZERBOMBTEN DRESDEN IN DER FOTOSAMMLUNG WINKLER (DR. NILS BRÜBACH)
  • DIE WERKSTATT IM STAATSARCHIV CHEMNITZ (DR. PETER HOHEISEL)
  • STAATSARCHIV LEIPZIG ERINNERT AN BAUMEISTER ARWED ROSSBACH (DOREEN ETZOLD)
  • BERICHTIGUNGEN
  • REZENSIONEN

Info:
Sächsisches Archivblatt. Mitteilungen des Sächsischen Staatsarchivs
Heft 1 /2005

Herausgeber:
Sächsisches Staatsarchiv,Wilhelm-Buck-Str.4,01097 Dresden
Telefon:(03 51)5 64 -37 40,Fax:(03 51)5 64 -37 39
Schriftleitung und Redaktion:
Dr. Jörg Ludwig (Sächsisches Staatsarchiv)
joerg.ludwig@smi.sachsen.de  

Bewertungsalltag: Aufheben oder verbrennen?

Über die archivarischen Tätigkeiten von Tina Oostendorp (40), die seit 20 Jahren das Stadtarchiv Rees führt, berichtet die NRZ und richtet dabei den Blick insbesondere auf Bewertungsfragen. Denn neben der Beantwortung von Anfragen, dem Erarbeiten von Ausstellungen oder der Ahnenforschung habe sie " auch vieles tun, was staubtrocken ist", so die Zeitung. "Klassische Archivarbeit eben", so Tina Oostendorp

Alle Akten würden letztlich im Archiv landen, vom Bußgeldbescheid bis zum \“Antrag und Bewilligungsbescheid Kanalisation Kläranlage Empel-Millingen". Alles müsse gesichtet, dann großenteils vernichtet werden. Nur fünf Prozent der Dokumente, so lautet die Richtlinie, sollen der Nachwelt erhalten bleiben. So habe sie Anfang der Woche sieben Kubikmeter Akten vernichtet, erzählt Tina Oostendorf, weil deren rechtliche Aufbewahrungspflicht erloschen war und sie entschieden habe, dass diese Akten für die Nachwelt keine Bedeutung haben. Die Dokumente sind dann in einen abschließbaren Container gewandert und unverzüglich Richtung Müllverbrennungsanlage transportiert worden.

Tatsächlich sei die Übernahmequote nicht nur in Rees höher, da Bewertungsentscheidungen unwiderruflich sind. Jüngst hatte Oostendorp beispielsweise zu entscheiden, ob Akten zu Altpapier werden sollten, in denen die Baumaterialen eines Schulbaus aus den 19 50er Jahren aufgelistet waren. Vielleicht wolle ja in hundert Jahren jemand Forschung in diese Richtung betreiben…

Kontakt:
Stadtarchiv Rees 
Sahlerstr. 8 
D-46459 Rees
Telefon: 02851-58106
Telefax: 02851/965025
Tina.Oostendorp@stadt-rees.de
stadtarchiv-rees@web.de

Quelle: Maria Raudszus, NRZ Emmerich, 27.7.2005

Schwarzenbeker Chronik erscheint im September

Die Archivgemeinschaft der Städte Schwarzenbek, Geesthacht und Lauenburg, der Gemeinde Wentorf bei Hamburg und des Amtes Hohe Elbgeest besteht seit zwei Jahrzehnten. Die Archivgemeinschaft galt von Anfang an als Modelleinrichtung und wurde damals landesweit auf Informationsveranstaltungen vorgestellt. Maßgeblich beteiligt war das Landesarchiv Schleswig. Inzwischen gibt es weitere Kooperationsmodelle, die im 1992 erlassenen Landesarchivgesetz verankert sind.

Inzwischen sind alle Archive der an der Archivgemeinschaft beteiligten Städte und Gemeinden eingerichtet und werden kontinuierlich mit Verwaltungsunterlagen und Dokumenten aus privaten Sammlungen ergänzt. \“Die Archive nehmen ihre Aufgabe als öffentliches Gedächtnis der Region sehr ernst\“, sagt Archivar Dr. William Boehart. Boehart hat jetzt ein neues Buch, eine Chronik über Schwarzenbek in den Jahren 1950 bis 2004 geschrieben, das im September in einer Auflage von 1.000 Exemplaren zum Preis von 20 Euro erscheint. In der Chronik hat jedes Jahr eine eigene Seite bekommen, wie Schlaglichter sind die Ereignisse des jeweiligen Jahres festgehalten, darunter das Stadtjubiläum, die Frauenhauseröffnung, der Rathausbau oder die Brückeneinweihung als für Schwarzenbek wichtige Ereignisse.

Links:

Kontakt:
Archivgemeinschaft der Städte Schwarzenbek, Geesthacht und Lauenburg/Elbe sowie der Gemeinde Wentorf bei Hamburg und des Amtes Hohe Elbgeest
Dr. William Boehart
Rankestr. 4
23879 Mölln
william.boehart@schwarzenbek.de

Quelle: Silke Geercken (LN), Kieler Nachrichten, 23.7.2005

Blick ins Bornhöveder Amtsarchiv

Als der Bornhöveder Amtsleiter Ernst Timm 2001 in den Ruhestand ging, bot er der Gemeinde an, ehrenamtlich ein Amtsarchiv für die Gemeinde Bornhöved aufzubauen und zu pflegen. Das 1992 vom Land Schleswig-Holstein erstmals verabschiedete Archivgesetz sieht dabei drei Möglichkeiten zur Umsetzung solch eines Archivs vor: Jedes Amt oder jede Gemeinde legt ein eigenes Archiv an. Oder es wird ein Gemeinschaftsarchiv mit anderen Körperschaften, wie z.B. in Schwarzenbek, eingerichtet. Die dritte Alternative ist, alle archivwürdigen Unterlagen im Landesarchiv Schleswig zu lagern.

Man entschied sich in Bornhöved für das eigenständige Archiv vor Ort, interessierten Bürgern einen kurzen Weg zu ermöglichen. Viele Akten haben sich in den letzten 13 Jahren angesammelt, die Timm nun für archivwürdig befindet oder auch nicht. Wenn das Dokument den Auswahlkriterien entspricht, müssen alle Büro- und Heftklammern oder andere metallische Teile entfernt werden. Die ältesten Dokumente sind vermutlich die Parzellierungspläne um 1770, die vor rund 28 Jahren zufällig auf dem Dachboden der Bornhöveder Kirche gefunden wurden. Nachdem die Preußen die Leibeigenschaft beendet und eigenständige Gemeinden geschaffen hatten, standen anfangs die Ländereien allen Bauern zur Verfügung. Dann wurden Flurstücksgrenzen gezogen und jeder Bauer erhielt seine Scholle zugeteilt. Diese Parzellierung und Vermarkung des Landes sind in den Plänen festgehalten. 

Zur Zeit ist der 69-jährige Ernst Timm dabei, ein Findbuch anzulegen. Alle Schlagworte, die in einer Gemeinde vorkommen können, sind in diesem Buch enthalten, welches dann der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen wird, so dass interessierte Bürger Einsicht in die Akten haben können.

Kontakt:
Amt Bornhöved 
Lindenstraße 5 
24619 Bornhöved 
Telefon: 04323/9077–0 
Fax: 04323/9077–27 
info@amt-bornhoeved.de

Quelle: Silvie Domann, Lübecker Nachrichten, 29.7.2005

Kalandsbruderschaften im mittelalterlichen Güstrow

Im Güstrower Museum und im Schweriner Landeshauptarchiv gibt es Funde zu Kalandsbruderschaften, Verbindungen von Geistlichen und Laien, die in den meisten mittelalterlichen Städten wohl aus Nachahmung der Mönchsorden entstanden sind. Diese Vereinigungen taten sich mit der Zielstellung zusammen, sich regelmäßig zu frommen Zwecken zu versammeln. Dazu stifteten sie in den Kirchen eigene Altäre und Vikarien. Zu den Aktivitäten zählten Prozessionen, die Verteilung von Almosen an Arme, das Schlichten von Streit zwischen Konfliktparteien u.a.m.

In Güstrow gab es nachweislich mehrere geistliche Bruderschaften. Nach Recherchen von Besser und Lisch gab es in Güstrow zwischen 1339 und zum Ausgang der Reformation neun verschiedene Bruderschaften. Der Geheime Archivrat Dr. Friedrich Lisch, der 1834 vom Großherzog zum Archivrat an das Schweriner Archiv berufen wurde, entdeckte um 1840 im Güstrower Archiv mehrere handschriftliche Bücher, darunter auch ein Protokollbuch mit Aufzeichnungen von der Bruderschaft (Kaland) St. Gregorius und St. Augustinus. Das Archiv befand sich damals noch im Güstrower Rathaus. Als Lisch später die Handschriften auswerten wollte, waren sie nicht mehr auffindbar. Erst nach jahrelangen Nachforschungen wurden die Schriften im Büro des Bürgermeisters Dahse gefunden, der sie dann Lisch zur Verfügung und Bearbeitung stellte.

Der Pergament aus dem 15. Jahrhundert enthielt Aufzeichnungen über Statuten, Einkünfte, Messen und viele andere Nachrichten über die Bruderschaft. Im Anhang der Schriftstücke befand sich ein Speisezettel. Danach gehörte gutes Essen und Trinken zu den annehmlichen Gepflogenheiten der Kalandsmitglieder, wenngleich die Einkünfte nicht immer ausreichten, um sich an dem Zusammenkunftstag gut zu bewirten und auch Bedürftige zu versorgen.

Kontakt:
Landeshauptarchiv Schwerin
Graf-Schack-Allee 2
D-19053 Schwerin 
Telefon: (03 85) 5 92 96-0 
Telefax: (03 85) 5 92 96-12 
poststelle@landeshauptarchiv-schwerin.de

Stadtmuseum Güstrow
Franz-Parr-Platz 10
18273 Güstrow

Quelle: Ulrich Schirow, Güstrower Anzeiger, 29.7.2005

Filmchronik des >>Nassen Dreiecks<<

Eine einmalige Zusammenstellung historischer Filmaufnahmen erzählt die Geschichte des "Nassen Dreiecks\“ zwischen Hamburg und Bremen, das die heutigen Landkreise Cuxhaven, Osterholz und Stade sowie den Altkreis Bremervörde einschließt. Die Chronik berichtet vom Norddeutschen Bund und der Kaiserzeit, zeigt das Leben während der Weimarer Republik und unter der Nazidiktatur, dokumentiert die Nachkriegszeit und die Wirtschaftswunderjahre der jungen Bundesrepublik. 

Die FilmChronik ist ein historischer Bilderbogen: bewegte und bewegende Bilder von Arbeit und Freizeit, von der politischen, kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des "Nassen Dreiecks", aber auch vom alltäglichen Leben der Bevölkerung in der Stadt und auf dem Land, von der Moorkultivierung und vom Deichbau. Zu sehen sind unter anderem die Städte Buxtehude, Stade, Cuxhaven und Bremerhaven, Dörfer wie Worpswede, Fischerhude, Neu St. Jürgen, Otterndorf und York, sowie Bilder aus dem Sietland und dem Teufelsmoor. 

Die historischen Filmaufnahmen hat die TeleFactory AG in verschiedenen nationalen und internationalen Archiven, Stadtarchiven, Museen, Vereinen und Verbänden sowie bei Privatpersonen recherchiert. Gerade Aufnahmen aus der Hand von Amateurfilmern zeigen unverstellt das Leben der Menschen im Alltag und an Festtagen. Die historischen Filmaufnahmen werden ergänzt von Fotos, Karten und Interviews.

Info:
FilmChronik \“Im Nassen Dreieck – Zwischen Hamburg und Bremen 1866-1959", 75 min.,
zu bestellen als VHS zum Preis von 25 Euro und als DVD zum Preis von 29,90 Euro über den Cuxlandshop

Quelle: Niels Kanning, Osterholzer Kreisblatt, 26.7.2005

Widerstände gegen Aufarbeitung von Klinik-Zwangsarbeit

Als vor fünf Jahren Wissenschaftler der Abteilung Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Göttingen (Link) damit begonnen haben, den Einsatz von Zwangsarbeitern an den Göttinger Unikliniken während der NS-Zeit zu untersuchen, sollte dies ein bundesweit einmaliges Forschungsprojekt mit Vorbildfunktion sein. Die Untersuchungen sollten die genauen Umstände klären, unter denen Zwangsarbeiter an den Göttinger Uni-Kliniken eingesetzt waren. 

Der Vorstand des Bereichs Humanmedizin in Göttingen bekundete damals, dass er das Projekt unterstütze. Doch die Erfahrungen der beteiligten Forscher lassen Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Aussage aufkommen. Immer wieder stieß der Arbeitskreis bei seinen Recherchen, die ergaben, dass zwischen 1939 und 1945 über 120 Zwangsarbeiter als Arbeitskräfte ausgenutzt wurden, auf interne Widerstände. So durften die Historiker neu aufgefundene Archivakten zunächst nicht in ihre Untersuchung einbeziehen, und ihr bereits vor drei Jahren vorgelegter Abschlußbericht ist immer noch nicht veröffentlicht.

Im Sommer 2001 stießen die Wissenschaftler auf bislang unbekannte Patientenunterlagen der Klinik für Neurologie und Psychiatrie, in denen auch Daten über Zwangsarbeiter zu erwarten waren. Der Klinkvorstand untersagte ihnen jedoch die Auswertung und berief sich dabei auf den Datenschutz der Patienten und die ärztliche Schweigepflicht. Der Medizinhistoriker Andreas Frewer, der das Projekt initiiert und geleitet hat, hält das Argument für vorgeschoben. Auch der Landesbeauftragte für den Datenschutz und der Leiter des Göttinger Stadtarchivs hielten die Bedenken für unbegründet. Trotzdem blieben die Akten über eineinhalb Jahre gesperrt. Erst als das Wissenschaftsmagazin \“Nature\“ darüber berichtete, lenkte der Vorstand ein.

Für das laufende Forschungsprojekt war dies zu spät, im Abschlußbericht blieben die Akten unberücksichtigt. Die Sperrung sei gegen das Entschädigungsgesetz, das Archiv- und das Grundgesetz gewesen, das die Freiheit der Forschung garantiere, sagt Frewer, inzwischen Professor an der Medizinischen Hochschule Hannover. Der Bereich Humanmedizin will die Akten zwar weiter bearbeiten lassen, teilte Pressesprecher Stefan Weller mit. Dies solle allerdings \“unter einem anderen Blickwinkel\“ und \“nicht mit dem Thema Zwangsarbeiter\“ geschehen.

Info:
Andreas Frewer, Günther Siedbürger (Hrsg.), Medizin und Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Einsatz und Behandlung von \“Ausländern\“ im Gesundheitswesen, Frankfurt/New York: Campus 2004

Kontakt:
Bereich Humanmedizin – Universität Göttingen
Abt. Ethik und Geschichte der Medizin
Prof. Dr. Claudia Wiesemann
Humboldtallee 36
37073 Göttingen
Tel.: 0551-39 90 06
Fax: 0551-39 95 54

Quelle: Heidi Niemann, Ärzte Zeitung, 26.07.2005

Lob und Anerkennung für die scheidende Lemgoer Stadtarchivarin

Die Lemgoer SPD-Stadtratsfraktion überzeugte sich jetzt im städtischen Archiv von der Qualität der wissenschaftlichen Arbeit, die hier bisher von Dr. Gisela Wilbertz geleistet worden ist. Zurückgreifen kann die Historikerin auf viele wertvolle Originale aus dem Mittelalter bis zur Neuzeit, die in den Regalen über vier Etagen lagern. In Westfalen hat neben der Alten Hansestadt Lemgo nur noch die Stadt Soest eine ähnlich reichhaltige, gut sortierte und qualitativ hochwertige Bibliothek von Urkunden.

Was Gisela Wilbertz aus diesem historischen Schatz zu machen verstand, hat sie in verschiedensten Veröffentlichungen vorgestellt. Diese sind ein wahrer Schatz für die Kulturschaffenden und Basiswissen für Stadtführer, Historiker und Heimatkundler. Ende August tritt die Archivleiterin nun nach jahrzehntelanger erfolgreicher Tätigkeit in der Alten Hansestadt in den Ruhestand.

Für die Lemgoer SPD-Fraktion ist in Verantwortung vor dem historischen Erbe wichtig, dass die Nachfolger im Amt die erfolgreiche, wissenschaftliche Auswertung der Lemgoer Geschichte fortsetzen können. Darum wird die SPD für eine qualifizierte Neubesetzung der Archivleiterstelle nachhaltig werben.

In der Lemgoer Stellenausschreibung für die nun gesuchte Nachfolge in der Leitung des Stadtarchivs, die in der aktuellen Ausgabe von DER ARCHIVAR (3/2005) nachzulesen ist, hat sich die oben zitierte Anerkennung für das wissenschaftliche Wirken der scheidenden Stadtarchivleiterin allerdings nicht so nachhaltig, wie von der Minderheitenfraktion im Lemgoer Stadtrat gewünscht, niedergeschlagen:

\"Stellenausschreibung:

Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus
Rampendal 20a
32657 Lemgo
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 2 13 54 13
stadtarchiv@lemgo.de

Quelle: Lemgo-News.de, 22.7.2005; Abb.: DER ARCHIVAR, H. 3, 58. Jg., Juli 2005, 243.

Mehr Platz für das Archiv der Samtgemeinde Salzhausen

Die Samtgemeinde Salzhausen im Norden der Lüneburger Heide wurde 1972 im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform aus 13 Gemeinden gegründet und gehört zum Landkreis Harburg. Die Samtgemeinde hat heute rund 14.500 Einwohner.

Das Archiv der Samtgemeinde Salzhausen wurde im Januar 1984 auf Beschluss der Räte der Samtgemeinde und der Kommune Salzhausen offiziell gegründet. Die Satzung führt aus, dass Gegenstand der archivischen Verwahrung und Betreuung \“das gesamte Schrift-, Bild- und Tongut staatlicher und nichtstaatlicher Dienststellen, Verbände, Vereine, Betriebe und von Einzelpersonen\“ sei.

Das Archiv wird ehrenamtlich geleitet von einem eingespielten Duo: Der 79-jährige ehemalige Tierarzt Dr. Friedrich Reineke ist seit 1986 dabei und arbeitet derzeit vor allem an einem Höfebuch der Hohen Geest. Viele Landwirte, die er in seiner Zeit als Tierarzt zu besuchen hatte, haben ihm die Geschichte ihrer Höfe aufgeschrieben oder erzählt. Der frühere Mineralölchemiker Hans Dieter Müller (66) ist der zweite Mann im Archivteam. Der Vorsitzende der UWG und Ratsherr im Samtgemeinderat Salzhausen kümmert sich dabei vor allem um die Technik, bannt die Historie auf Festplatte.

Die beiden Männer sind jeden Montag Vormittag im Samtgemeindearchiv im Salzhäuser Rathaus anzutreffen. Jetzt sind sie sogar, im Wortsinne, aufgestiegen: vom Keller des Rathauses unters Dach, wo ein Ausbau Platz geschaffen hat für das stetig wachsende Archiv. Die ehrenamtlichen Archivleider unterscheiden bei ihrer Tätigkeit zwischen der Pflicht, amtliche Schriftstücke zu archivieren, und der Kür, Heimatgeschichtliches aufzuschreiben. Ihre Daten ordnen sie unter Oberbegriffen wie: Urkunden, Chroniken, Heimatgeschichte, Wirtschaft, Gemeinleben, Kirche, Schriftgut, Film/Bild, Karten, Archivalien und EDV-Material.

Kontakt:
Samtgemeinde Salzhausen
Rathausplatz 1
21376 Salzhausen
Tel.: 04172 – 9099-0
Fax.: 04172 – 9099-36
rathaus@sg-salzhausen.de

Quelle: Landeszeitung für die Lüneburger Heide, 28.7.2005

Einbrecher im Siegburger Kreishaus

Eine Serie von Einbrüchen erlebt zur Zeit die Kreisverwaltung Rhein-Sieg. Zum vierten Mal innerhalb von vier Monaten ist in der letzten Woche ins Kreishaus eingebrochen worden. Die unbekannten Täter versuchten an verschiedenen Eingangstüren, sich Eintritt zu verschaffen. Sie drangen schließlich in die neuen Sitzungsräume im Erdgeschoss ein und gleich nebenan ins Kreisarchiv.

Bereits 1966 wurde im damaligen Kreis Bonn ein hauptamtlich besetztes Kreisarchiv eingerichtet und 1969 vom Siegkreis, der im Zuge der kommunalen Neugliederung den Namen Rhein-Sieg-Kreis erhielt, mit Personal und Beständen übernommen. Bis 1981 befand sich das Archiv in Bonn, einer Nebenstelle der Kreisverwaltung. Mit Fertigstellung des neuen Kreishauses in Siegburg wurden alle Bereiche des Kreisarchivs sukzessive dorthin verlagert.

Anders als bei den ersten drei Einbrüchen, die bislang aus ermittlungstaktischen Gründen nicht öffentlich gemacht worden waren, besaßen die jetzigen Täter offenbar kaum Ortskenntnisse. Zwar richteten die Einbrecher erheblichen Schaden an, nahmen aber wohl keine Wertgegenstände mit.

Kontakt:
Archiv und Wiss. Bibliothek des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1 (Kreishaus)
53721 Siegburg
Telefon: 02241/13-2567
Fax: 02241/13-3271
archiv@rhein-sieg-kreis.de

Quelle: General-Anzeiger, 22.7.2005