Zum 60. Jahrestag Kolloquium in Eisleben

Im April 1945 war die damals 24.000 Einwohner zählende Stadt Eisleben mit zusätzlich 14.000 Flüchtlingen belegt, hinzu kamen viele Verwundete und mehr als 2.000 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Dr. Marion Ebruy, Vorsitzende des Mansfelder Heimatvereins, sprach darüber während des Kolloquiums, das die Stadt Eisleben gemeinsam mit dem Heimatverein und der Landeszentrale für politische Bildung zum 60. Jahrestag des Kriegsendes veranstaltete.

\"Stadtarchivarin

Sie verwies dabei auf Schreiben an die Stadtverwaltung, in denen sich Eisleber über das Verhalten der Besatzungsmacht beklagten und Schadenersatz erbaten. Aus einem Aktenvermerk der Mansfeld AG geht hervor, dass mehr als 15.000 Kilogramm Feinsilber abgeliefert werden mussten. Eine Empfangsbestätigung \“haben wir trotz unserer mehrfach geäußerten Bitte nicht erhalten\“, zitierte Dr. Ebruy.

Professor Mathias Tullner (Universität Magdeburg) erläuterte die besonderen Bedingungen, die die US-Streitkräfte in Eisleben vorfanden. Es habe Leute gegeben, die vor dem Einmarsch der Amerikaner aktiv wurden, sagte er mit Blick auf die von den Kommunisten Otto Gotsche und Robert Büchner geführte Widerstandsgruppe. \“Das haben die Amerikaner honoriert\“, sagte Tullner, der im Folgenden die Konflikte darstellte, die schon bald zwischen Kommunisten und Besatzungsmacht aufbrachen.

Zeitzeugen berichteten unter anderem über die Internierungen, die die amerikanischen Besatzer im berüchtigten Lager Helfta vorgenommen haben, sowie über weitere, zum Teil sehr emotionale Erlebnisse. Es wurde im Rahmen der Veranstaltung dazu aufgefordert, das Erlebte aufzuschreiben und dem Stadtarchiv zu übergeben.

Kontakt:
Mansfelder Heimatverein e.V.
Stadtarchiv
Andreaskirchplatz 10,
06295 Lutherstadt-Eisleben
Ansprechpartner: Dr. Marion Ebruy
Telefon: 03475-602800

Quelle: Burkhard Zemlin, Mitteldeutsche Zeitung, 14.4.2005

Süße Rübe ziert Wappen

Beim Durchforsten alter Kirchenbücher ist der Heimatverein Osmünder Spritze 1811 e.V. auf zahlreiche bisher unbekannte Zeugnisse aus der 190-jährigen Geschichte des Saalkreises (Sitz: Halle) gestoßen. Eine Sensation nannten die Hobby-Forscher um Ingolf Brömme ein Schreiben aus dem Jahre 1894, das die Schutzmarke von Ferdinand Knauer im Briefkopf führt. Der Pflanzenzüchter gilt als der Urvater der heutigen Zuckerrübe. Als erster Landwirt weltweit zog der Gutbesitzer aus Osmünde Rüben mit sehr hohem Zuckergehalt. Dieser Züchtungserfolg gelang ihm Mitte des 19. Jahrhunderts. Der daraus erzielte Gewinn bildete den Grundstock vieler weiterer Unternehmungen, beispielsweise die Kohleschächte im benachbarten Gröbers.

\"Riesenrübe

Die Schutzmarke zeigt eine Hand, die eine mächtige Rübe mit üppigen Blättern festhält. Lorbeerkranz und Initialen des Namens runden das über 100 Jahre vergessene Wappen ab. Die Entdeckung ist Bestandteil systematischer Nachforschungen zur Orts- und Kreisgeschichte. Dazu nutzen die Osmünder neben dem Staatsarchiv in Merseburg auch das Kirchenarchiv in Landsberg, wo offenbar viele Unterlagen aus Osmünde lagern.

Kontakt:
Osmünder Spritze 1811 e.V.
Ingolf Brömme
Lindenstr. 40
06184 Osmünde

Quelle: Ralf Böhme, Naumburger Tageblatt, 14.4.2005

Kultur- und Heimatverein präsentiert Ergebnisse

Die Mitglieder des Kultur- und Heimatvereins Weißandt-Gölzau 1990 e.V. haben es sich zur Aufgabe gemacht, das ländliche Leben im 20. Jahrhundert in Weißandt-Gölzau und Umgebung soweit wie möglich zurück zu verfolgen und nieder zu schreiben. Anlässlich des amerikanischen Einzuges im anhaltinischen Weißandt-Gölzau vor 60 Jahren richtete der Verein in diesem Zusammenhang dieser Tage eine Veranstaltung zum Thema \“Frühjahr 1945 – Das Kriegsende in unserer Region\“ aus. Sie fand große Resonanz.

Maik Büchner (36) arbeitete im Rahmen einer ABM an dem Projekt des Kultur- und Heimatvereins mit, wird dies auch nach Abschluss der Maßnahme tun. Dabei seien die Gespräche, die für das Projekt über das Kriegsende 1945 mit Zeitzeugen geführt werden, längst nicht mehr an den Ort Weißandt-Gölzau gebunden. Einwohner aus umliegenden Gemeinden berichteten mittlerweile ebenso und gaben zudem Hinweise auf neue Gesprächspartner. 

Längst blickten die Vereinsmitglieder nicht nur in die Archive der Region. Sie recherchierten u.a. im Landesarchiv, Militärarchiv Freiburg und Bundesarchiv Koblenz, nahmen Kontakt zum US-National-Archiv Washington auf. Von dort wurde ihnen Material über den Einsatz der US-Einheiten in der Region zugestellt. Nur so wurde es möglich, dass die Besucher der letzten Abendveranstaltung mehr über den Todesmarsch von KZ-Häftlingen durch den Ort, über die Einquartierung von etwa 3.000 befreiten KZ-Häftlingen in Prosigk oder über das Kriegsgefangenenlager des Schwelwerkes Gölzau erfuhren.

Kontakt:
Kultur u. Heimatverein 1990
Frau Edith Ruprecht
Dorfstr. 21
Tel. 034978/21230
06369 Klein-Weißandt

Quelle: Sylvia Czajka, Mitteldeutsche Zeitung, 15.4.2005

Nasse Akten werden schockgefrostet

Archive beherbergen größtenteils Einzelstücke, die im Brandfall oder durch Wasserschaden unwiederbringlich verloren gehen können. Aus diesem Grund erarbeitet das Sankt Augustiner Stadtarchiv derzeit einen \“Notfallplan\“. Neben präventiven Maßnahmen hat der Leiter der Einrichtung, Michael Korn, minutiös erarbeitet, wie im \“Fall der Fälle\“ vorzugehen wäre, um zumindest Teile des kostbaren Guts zu retten.

\"Stadtarchivleiter

Bis ins 16. Jahrhundert reichen die Nachbarschaftsbücher, Akten oder Urkunden zurück, die im Untergeschoss des Rathauses aufbewahrt werden. \“Wir haben allein zwei Kilometer Regalfläche für Schriftgut\“, berichtet Korn, seit 2003 Stadtarchivar. Hinzu kommen eine Bildsammlung mit etwa 15 000 Fotos und Postkarten aus hundert Jahren sowie Zeitungen von 1922 bis heute – reiche Beute für zündelnde Flammen. \“Notfallpläne gibt es jedoch in vielen Archiven noch nicht\“, so Korn. \“Dabei ist es sehr wichtig, bei einem größeren Problem innerhalb weniger Stunden reagieren zu können.\“ Für das Stadtarchiv in Solingen, in dem er zuständig war für die Bestandserhaltung, hat er bereits ein ähnliches Konzept entwickelt.

Eine wichtige Rolle spielt die Vorbeugung. Über Brandmelder mit einer Direktschaltung zur Feuerwehr verfügt das Aktenmagazin im Augustiner Rathaus schon lange. Erst seit dem vergangenen Jahr werden hingegen die Klimawerte laufend überwacht, um gute Lagerbedingungen für die historisch wertvollen Unterlagen zu schaffen. Eine Klimaanlage gibt es nicht, dafür sind Messgeräte aufgestellt: Etwa 50 Prozent relative Luftfeuchtigkeit und 16 bis 18 Grad Raumtemperatur bedeuten ideale Bedingungen für die papieren Zeitzeugen. \“Da heißt es, gezielt zu heizen und zu lüften.

\“Um die Akten vor eventuellen Wasserschäden zu schützen, ist über den Regalen ein \“Spritzschutz\“ angebracht, der die dort verlaufenden Rohre umschließt. \“Wenn es ein Leck gibt, soll das Wasser dadurch aufgehalten werden und zur Seite spritzen\“, erläutert der Archivar. Bei akuten Wasserschäden würden Luftentfeuchter aufgestellt, zwischen die Seiten der Bände Löschpapier eingelegt und der Trocknungsprozess durch den Einsatz von Föns beschleunigt. Zur Prävention gehört auch die Lagerung der Schriftstücke in lichtundurchlässigen, säurefreien und alterungsbeständigen Kartonagen. \“Zudem würden sie sich so im Notfall besser transportieren lassen, als wenn die Akten lose in den Regale lägen.\“ Darüber hinaus führen Korn und sein Kollege Michael Becker detailliert Buch über die Bestände und deren Lagerungsort, \“um im Ernstfall zu wissen, was wo ist\“.

Träte dieser doch einmal ein, träfe es das Archiv nicht unvorbereitet. Korn hat eine Prioritätenliste erstellt nach der Wertigkeit der Archivalien. Danach hätten die Akten des alten Amtes Menden die \“höchste Dringlichkeitsstufe\“ und wären als erste zu retten, es folgten die Protokolle des Rates, der Ausschüsse und der Gemeinderäte und an dritter Stelle Fotos und Dias. \“Plakate und Flugschriften\“ stehen an letzter Stelle der Liste.

Mehr als ein mögliches Feuer fürchtet Korn das Löschwasser. \“Wenn die Unterlagen nass werden, haben Schimmelpilze und Mikroorganismen ideale Bedingungen.\“ Um deren Tun zu unterbinden, sieht der Notfallplan vor, die Akten binnen zwölf Stunden in zwei Kühlhäuser in Troisdorf und Köln zu transportieren. \“Es darf kein fleischverarbeitender Betrieb sein, sonst würde die Gewerbeaufsicht einschreiten.\“ Dort würden sie bei minus 18 Grad schockgefrostet. \“Das stoppt das Eindringen des Wassers, die Mikroorganismen könnten sich nicht entwickeln\“, erläutert Korn. Wieder lesbar soll die Unterlagen eine Gefriertrocknung machen, wie sie auch bei der Obsttrocknung angewandt wird: Mittels Unterdruckschränken wird das gefrorene Wasser in einen gasförmigen Zustand überführt.

Mit der Feuerwehr hat Korn Kontakt aufgenommen zwecks eines behutsamen Einsatzes der Löschmittel. Die Devise lautet, sparsam vorzugehen mit reinem Wasser und Pulver sowie Schäume nur bei akuter Gefährdung von Personen einzusetzen. \“Denn die darin enthaltenen aggressiven Säuren würden die Schriften zerfressen, und dagegen gibt es kein Mittel.\“ Vor Ort wäre zudem ein \“Notfallteam\“ des Westfälischen Archivamtes aus Münster. \“Die haben das Know-how und sind drei, vier Mal im Jahr bei Einsätzen in NRW draußen.\“ Das nähere Rheinische Archiv- und Museumsamt hat eine derartige Spezialistentruppe noch nicht.

Verschont gebliebene Unterlagen würden laut Plan in Augustiner Sporthallen zwischengelagert. Um das umfangreiche Material zu transportieren, hat der Stadtarchivar Verbindung zu Baumärkten aufgenommen, die umgehend Verpackungen, Schutzkleidung und Transportgerät liefern könnten, \“da dürften wir auch nachts anrufen\“. Ein Verzeichnis mit allen wichtigen Telefonnummern vom Hausmeister bis zu Speditionen ist daher ein Kernstück des Notfallplans. Einen Testlauf indes wird es nicht geben. \“Der wäre nicht zu organisieren\“, sagt Korn, der den Plan in den nächsten Wochen fertig stellen will. \“Obwohl ich hoffe, dass wir ihn niemals benötigen.\“

Kontakt:
Stadtarchiv Sankt Augustin
Markt 1
53757 Sankt Augustin
Telefon 02241/243-508
Telefax 02241/9274-41
stadtarchiv@sankt-augustin.de
http://www.sankt-augustin.de/stadtarchiv

Quelle: Michael Hochheuser, Kölner Stadt-Anzeiger, 14.4.2005

Ausstellung über Feldpostbriefe

Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes zeigt das Museum für Kommunikation in Berlin (Link) seit dem 8. April die Ausstellung "Überlebenszeichen" über deutsche Feldpostbriefe. Rund 40 Milliarden Briefe von und an deutsche Soldaten seien zwischen 1939 und 1945 geschrieben worden, teilte das Museum mit.

Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit Studierenden der Humboldt-Universität entstanden ist, wolle die "Feldpost in der Familienerinnerung" thematisieren. Die Exponate zeigten die persönlichen Sichtweisen der Soldaten auf den Krieg. Das Museum, das auch das Feldpost-Archiv im Internet betreibt, verfügt nach eigenen Angaben über die zweitgrößte Sammlung an Feldpostbriefen in Deutschland.

Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Mai zu sehen. Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und am Wochenende von 11 bis 19 Uhr.

Kontakt:
Museum für Kommunikation Berlin
Leipziger Straße 16
D-10117 Berlin-Mitte
Telefon +49 (0)30 202 94 0
Telefax +49 (0)30 202 94 111
E-Mail: mk.berlin@mspt.de

Quelle: epd-Wochenspiegel 14/2005, 18.

80 Jahre Pfarrhausarchiv

Einblicke in 500 Jahre evangelisches Pfarrhaus gibt eine Sonderausstellung im Eisenacher Lutherhaus. Anlass für die bis zum 28. August 2005 dauernde Ausstellung ist das 80-jährige Jubiläum der Gründung des Evangelischen Pfarrhausarchivs. Die Sonderausstellung präsentiert insbesondere Bücher, Handschriften und Kunstwerke von Menschen, die aus einem evangelischen Pfarrhaus stammen. So werden zum ersten Mal bisher nicht veröffentlichte handschriftliche Notizen von Albert Schweitzer, ein Eintrag von Friedrich Nietzsche in einem Album, ein Brief von Eduard Mörike an Gustav Schwab und ein Brief von Matthias Claudius an seine Söhne gezeigt. Unter den zahlreichen Gemälden und Grafiken befinden sich unter anderem Werke von Hans am Ende, der zur Künstlerkolonie Worpswede gehörte. Ausgestellt wird auch Porzellan von Johann Joachim Kändler, einst Porzellanmodelleur in Meißen, und ein Kräuterbuch von Hieronymus Bock, Aufseher eines herzoglichen Gartens, aus dem Jahr 1572.

Das Evangelische Pfarrhausarchiv wurde 1925 in Merseburg von dem Pfarrer August Angermann (1867-1948) zum 400. Jubiläum der Hochzeit Martin Luthers mit Katharina von Bora begründet. Mit dem Archiv sollte dokumentiert werden, dass viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Wissenschaftler, Künstler, Unternehmer und Politiker, ihre familiären Wurzeln im Pfarrhaus hatten und haben. Das in den ersten Jahrzehnten schnell gewachsene Archiv verfügt heute über mehr als 40.000 Archivalien, darunter Stammbücher, Briefe, Münzen, Medaillen, Gemälde und Kleinplastiken.

1932 wurde das Archiv nach Wittenberg in das ehemalige kurfürstliche Schloss verlegt. Dem Thüringer Landesbischof Moritz Mitzenheim ist es zu danken, dass das Archiv nach dem Krieg in Eisenach untergebracht werden konnte. Nach dem Wiederaufbau des Lutherhauses erhielt es 1956 hier seinen endgültigen Platz. In der 1996 völlig neu konzipierten ständigen Ausstellung wird die Geschichte des evangelischen Pfarrhauses von der Reformation bis in die Gegenwart dargestellt. Das Archiv selbst wird ständig ergänzt. So sind in den letzten Jahren Nachlässe von Pfarrerfamilien aufgenommen worden. Auch werden Medienberichte über evangelische Pfarrhäuser bis heute ausgewertet und gesammelt. Erfasst werden auch die Namen deutschsprachiger evangelischer Pastorinnen und Pfarrer und deren Kinder, die bedeutende wissenschaftliche, kulturelle oder künstlerische Aktivitäten entfaltet haben. Diese Pfarrhauskartei umfasst bisher 30.000 Namen nebst biografischen Angaben.

Kontakt:
Lutherhaus Eisenach
Lutherplatz 8
99817 Eisenach
Telefon: 03691/29830
Fax: 03691/298331
lutherhaus@t-online.de
www.lutherhaus-eisenach.de

Quelle: ELKTh Online, 7.3.2005

Gefahr im Verzug für Bonner Stadtarchiv

Ungezählte Bücher, Bilder, Akten, Fotos und Plakate, die in den Magazinen des Bonner Stadtarchivs lagern, weisen nach Auskunft von Norbert Schloßmacher, Leiter des Stadtarchivs, teilweise „irreparable Schäden“ auf. Um zu retten, was noch zu retten ist, sei „größte Eile“ geboten, denn es handele sich um Unikate. Da der Etat des Archivs in den vergangenen Jahren stets gekürzt wurde, hofft Schloßmacher nun, dass der Rat die 17.000 Euro, die im Haushalt 2005 für Restaurierungen eingeplant sind, auch bewilligt.

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Der Haushaltsentwurf für 2005 sieht für das Stadtarchiv Bonn einen Gesamtbetrag von 873.000 Euro vor; davon entfallen 80 Prozent auf die Personalkosten. Schloßmacher bedauert, dass der Personalbestand auf nunmehr 18 Mitarbeiter geschrumpft wurde. Diese seien sehr motiviert, doch „unsere Aufgaben sind sehr zeitaufwändig, und es ist schon frustrierend erkennen zu müssen, dass wir längst nicht alles schaffen“. Nun erwägt er, die Möglichkeit der Ein-Euro-Jobs zu nutzen, insbesondere für die Digitalisierung von Fotos. Die Abteilung Dokumentation ist das größte Sorgenkind. Ungezählten Exponaten der mehrere Millionen Fotos, Negative, Postkarten und Plakate umfassenden Sammlung droht der Verfall, weil sie seinerzeit entweder schlecht fixiert worden oder von Schimmel oder Pilzen befallen sind. Daher sollen sie, soweit möglich, restauriert und/oder digital gespeichert werden.

Sorgen bereite zudem die Stadthistorische Bibliothek mit ihren rund 130.000 Bänden. Die zwischen Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts hergestellten Bücher, rund 15.000 Stück, müssen entsäuert werden, wobei die Stadt auch, gegen Bezahlung, eine Massenentsäuerungsanlage des Landschaftsverbandes Rheinland nutzen kann.

In einem Kommentar für den General-Anzeiger vertritt Bernd Leyendecker die Meinung, dass man angesichts der desolaten Bonner Haushaltssituation tunlichst behutsam mit dem Ruf nach \“Mehr Geld!\“ umgehen sollte, wenn es darum gehe, Missstände oder Defizite in der städtischen Infrastruktur beseitigen zu wollen. Gleichwohl dulde das Stadtarchiv keinen Aufschub, da sich dessen Archivgut teilweise in miserablem Zustand befinde. Die von Wasserschäden und Schimmel betroffenen Unikate bedürfen dringend der Restaurierung. Daher sollten sich die Ratsmitglieder vor den Haushaltsberatungen noch einmal an Ort und Stelle die zerfetzten und beschädigten Dokumente anschauen und genau überlegen, wie sie den Etat des Stadtarchivs ausstatten wollen. Denn hier sei Gefahr im Verzug.

Kontakt:
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn (Stadthaus Ebene 0)
Tel.: 0228/ 77 2410
Fax: 0228 / 77 43 01
stadtarchiv@bonn.de

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 12.4.2005; Bernd Leyendecker, General-Anzeiger, 12.4.2005

Restaurierungs-Ausstellung auf Reisen

Die in Archiven und Bibliotheken lagernden kostbaren historischen Dokumente sind oft vom schleichenden Verfall bedroht. Viel Interesse wird einer Ausstellung über Papierrestaurierung und -konservierung des Steiermärkischen Landesmuseums in Slowenien, Ungarn und Kroatien entgegengebracht: Die im Vorjahr gezeigte Schau \“Sind sie noch zu retten. Restaurierung und Konservierung von Schriftgut\“ wird von Mai bis September in Maribor (Marburg), Ptuj (Pettau), Celje (Cilli) sowie Ljubljana (Laibach) zu sehen sein. 

Die in Graz konzipierte Schau zeigt häufige Schadenstypen an Archivalien und Bibliotheksgut, erläutert ihre Ursachen und Restaurierungsverfahren. Viel Restaurierungsaufwand wäre zu vermeiden, mancher Schaden mit einfachen Mitteln zu verhindern, wenn Dokumente und Fotografien richtig gelagert und behandelt werden würden. Darüber informiert die Ausstellung ebenso wie über die Digitalisierung wertvoller Archivalien, durch die neue Nutzungsformen geschaffen und so die Originale geschont werden.

Das Steiermärkische Landesarchiv bemüht sich auch um die Vermittlung seines Know-How an Archive in Südosteuropa. Immer wieder lädt man beispielsweise Restauratoren u.a. aus Bosnien-Herzegowina und Montenegro zu Schulungen nach Graz ein, die die spezifischen Methoden der Bekämpfung der Mikroben und der Konservierung erlernen sollen. 

Kontakt:
Steiermärkisches Landesarchiv
Landesarchivdirektor Hofrat Hon.-Prof. Dr. Josef Riegler MAS 
Karmeliterplatz 3, 
A-8010 Graz, Austria 
Telefon: (0316)877-4028 
Fax: (0316)877-2954 
fa1d@stmk.gv.at

Quelle: Kleine Zeitung (Steiermark), 12.4.2005

Standardwerk über die Königsegger

Königsegg und Aulendorf – das ist ein halbes Jahrtausend gemeinsame Geschichte. Im Marmorsaal zu Aulendorf, im ehemaligen Schloss derer von Königsegg-Aulendorf, hat Dr. med. Horst Boxler jetzt sein Buch über die Königsegger vorstellen können. \“Es hat in der Familie alles an Schicksalen und Charakteren gegeben: genutzte Aufstiegschancen, brillante Königsministerialen und unbelehrbare Raufbolde, Prunksüchtige und Protagonisten bei der Rettung des Abendlandes, ketzerische Kirchenfürsten und Fromme, Berechnende und Samariter, Grausame und Kunstsinnige, Schwache und Starke\“, resümierte Dr. Boxler. 

Zwölf Jahre lang hat der praktizierende Neurologe an der \“Geschichte der Reichsgrafen zu Königsegg seit dem 15. Jahrhundert\“ (910 Seiten) und einem Anhangband (250 Seiten) gearbeitet. \“Disziplin ist alles\“, sagt Horst Boxler. Schon das Recherchieren, das Suchen in Archiven sei eine wahre Lust gewesen, sagte er im Gespräch mit der SZ

Mündliche Überlieferung im Sinne der Oral History zu sichern war Boxler neben all der Archivarbeit ein besonderes Anliegen. So hat er Katharina Olbrisch, eine geborene Freiin von Königsegg, besucht, die den ostpreußischen Zweig der Familie repräsentiert. Ihr hat er viel Erinnerung an die untergegangene Adelskultur Ostpreußens zu verdanken. \“Die radikale damnatio memoriae der sowjetischen Sieger in Ostpreußen\“, das Auslöschen der Erinnerung an das Deutschtum, habe auch vom Erbe der Königsegger im Osten kaum einen Stein, kein Grabmal, kaum Dokumente übrig gelassen. Das, was in Erfahrung zu bringen war, hat Dr. Boxler aufgeschrieben.

Kontakt:
Dr. med. Horst Boxler
Kaiserstr. 93
79761 Waldshut-Tiengen
Telefon: 0 77 51 / 21 80

Quelle: Gerhard Reischmann, Schwäbische Zeitung Online, 12.4.2005

Frauen in Essen

Noch bis Ende Mai haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ihre Beiträge für den Geschichtswettbewerb zum Thema "Frauen in Essen" abzugeben. \“Einige Arbeiten sind bereits eingegangen. Die Schüler haben unter anderem Essener Frauen in der Politik porträtiert\“, sagt Klaus Wisotzky, Leiter des Stadtarchivs Essen. Das Stadtarchiv, der Historische Verein für Stadt und Stift und das Ruhrlandmuseum richten den Geschichtswettbewerb gemeinsam aus. Das Thema des Wettbewerbs wurde anlässlich der Ausstellung \“Krone und Schleier\“ ausgewählt, die im Ruhrlandmuseum zu besichtigen ist.

Das Thema \“Frauen in Essen\“ ist wegen seines breiten Spektrums sehr interessant. Die teilnehmenden Schüler können alle möglichen Aspekte der Frauengeschichte in Essen vom frühen Mittelalter bis heute behandeln. Aufgerufen sind die 5. bis 13. Klassen aller Schulformen. Es können schriftliche Arbeiten jeder Länge, Fotoarbeiten, Hörspiele, Drehbücher für ein Theaterstück oder Filmarbeiten abgegeben werden. Sowohl Schülern als auch Schulen winken Preise.

Kontakt:
Stadtarchiv Essen
Steeler Str. 29
45127 Essen
Tel.: 0201 / 88-41300
Fax: 0201 / 88-41313
info@archiv.essen.de

Quelle: Ilias Abawi, WAZ Essen, 11.4.2005