Wegfall von 40 Stellen im Springer-Archiv

Schwerer Schlag für den Medienstandort Hamburg: Fast 200 Stellen fallen in der Branche wegen Blattverlagerungen und verstärkter Zusammenarbeit weg. Nach der Übernahme der Verlagsgruppe Milchstraße hat der Münchner Burda-Konzern den Abbau von rund 150 Jobs vor allem in Verwaltung und im kaufmännischen Bereich angekündigt. Die angekündigte Zusammenarbeit von «Spiegel» und Axel Springer AG im Archivbereich kostet 40 Stellen.

Die Großverlage «Spiegel» und Axel Springer wollen in Zukunft große Teile ihrer Archive gemeinsam nutzen und so hohe Summen einsparen. Als Basis soll das bisherige elektronische Pressearchiv des «Spiegels» dienen, in das Teile der «Springer»-Bestände übertragen werden, wie beide Häuser am Montag mitteilten. Dadurch falle Doppelarbeit weg, weil beispielsweise nicht mehr ein und derselbe Text in zwei Archiven gespeichert werden müsse. Durch die Zusammenarbeit werden 40 Arbeitsplätze im Springer-Archiv wegfallen, wie es in Verlagskreisen hieß. Die Mitarbeiter würden in Redaktionen versetzt oder der Abbau sozialverträglich geregelt.

Nach Angaben der Journalistengewerkschaft DJU sind seit 2001 in der Hansestadt tausende Jobs im Medienbereich weggefallen.

Quelle: AP / Yahoo Nachrichten, Pressemitteilung Axel Springer, 14.2.2005

Bildarchiv der Gemeinde Dahlem

In 2000 Fotografien wird die wechselvolle Geschichte der heutigen sechs Dorfgemeinschaften der Gemeinde Dahlem und das Entstehen ihrer sozialen und wirtschaftlichen Strukturen dokumentieren. Aufgebaut wurde das Gemeindebildarchiv vom früheren Gemeindedirektor Hubert Büth in Zusammenarbeit mit dem Schmidtheimer Realschullehrer Bodo Bölkow. Die beiden sammelten und reproduzierten nicht nur viele Bilder. Sie recherchierten auf Altentagen auch den Hintergrund der Bilder und versahen diese mit einem detaillierten Kommentar. Erst in dieser Kommentierung besteht der eigentliche Wert des Bildarchivs. Denn ohne detaillierte Beschreibung wären viele der Fotos spätestens für nachfolgende Generationen völlig wertlos.

Die Idee für das kommunale Bildarchiv geht auf den Gemeinderat zurück, der sich 1989 für einen Bildband aussprach. Viele Bürger folgten daraufhin dem Aufruf, historische Bilder für dieses Buch zur Verfügung zu stellen. Die "Altertümchen" wurden sorgfältig im Kaller Medienzentrum des Kreises Euskirchen auf Postkartengröße reproduziert. Die Originale gingen selbstverständlich unversehrt an die Besitzer retour.

Bis in das Jahr 1870 reicht die Bildersammlung zurück. Weit über 15 prall gefüllte Bände stehen in den Stahlregalen. Gegliedert ist das Archiv in Themenbereiche wie Ortsansichten, Hausansichten, Vereinsleben, Kirchen und kirchliche Feste, Berufsleben, Land- und Forstwirtschaft sowie Persönlichkeiten und besondere Ereignisse. Die Sammlung ist noch immer nicht abgeschlossen. Nach wie vor fänden Bürger bei Aufräumarbeiten oder Umzügen historische Fotografien auf ihrem Dachboden oder im Keller, die dann ins Rathaus gebracht würden.

Das gut sortierte Archiv ist denn auch die ideale Voraussetzung für diverse Bildbände und Broschüren, die vom Arbeitskreis "Kultur und Geschichte" herausgegeben werden. Vom großformatigen Gemeindebildband, der ersten Veröffentlichung aus dem kommunalen Bilderschatz, sind nur noch wenige Exemplare zu haben. In einem Ergänzungsband wurde Ende letzten Jahres die Identität sämtlicher Personen, die im Bildband auftauchen, recherchiert. Zwei weitere Broschüren beschreiben die Geschichte der Wegkreuze in der Gemeinde sowie die Historie des Klosters Maria Frieden.

Nach wie vor ist der Arbeitskreis dankbar dafür, wenn er mit alten Dokumenten versorgt wird.

Neben dem Bildarchiv hat die Gemeinde Dahlem selbstverständlich auch ein "normales" Archiv, das aus über 2000 Akten besteht, sortiert in Hunderten von Archivkartons. Das älteste Dokument stammt aus dem Jahre 1806 und hat die Vermessung der Heide- und Ödlandländereien in Schmidtheim zum Gegenstand.

Herrscherin über beide großen Archive ist Melanie Meyer. Die junge Dame arbeitet seit sechs Jahren im Schmidtheimer Rathaus und hat den Aufbau des Bildarchivs quasi mitbegleitet. Frau Meyer hilft nicht nur aus, wenn beispielsweise Bürger eine Vereinschronik erstellen wollen und Bildmaterial benötigen. Sie hält auch für Interessierte die Veröffentlichungen des Arbeitskreises bereit.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 14.2.2005

Ausstellung des Deutschen Kabarettarchivs

\“Die Welt als Cabaret – Wie Kabarett in Deutschland begann\“, so lautet der Titel der Ausstellung, die jetzt im Hofheimer Kreishaus zu sehen ist. Der erste Teil der Wanderausstellung \“100 Jahre deutsches Kabarett\“ dokumentiert die Anfänge des Kabaretts in Deutschland von 1901 bis 1916. Sie ist Teil des Projekts \“KabarettKleinKunst\“, das vom Arbeitskreis \“Kulturvernetzung im Kreis\“ ins Leben gerufen wurde.

Dieses Forum, in dem sich die Kulturbeauftragten der Städte und Gemeinden regelmäßig treffen, besteht seit 2003. Ziel ist es, die Kultur und die Entwicklung einer regionalen Identität zu entwickeln. Die ausgestellten Bilder und Zitate sind Reproduktionen, die von der Mainzer Stiftung \“Deutsches Kabarettarchiv\“ zur Verfügung gestellt wurden. Die Originale sind in Mainz, im so genannten \“Proviant- Magazin\“ zu sehen, wo es neben dem umfassenden Kabarett- Archiv auch ein Fastnachtsarchiv gibt.

Walter Schuhmacher, Vorsitzender der Stiftung Deutsches Kabarettarchiv, beschrieb zur Ausstellungseröffnung im Kreishaus in einem kurzen Vortrag, welchen Wandel Kabarett im Laufe der Jahre durchlebt hat. Der Begriff Kabarett kam in Deutschland zum ersten Mal um 1900 auf – das direkte Vorbild lieferten die im Pariser Künstlerviertel Montmartre entstandenen \“Cabarets artistiques\“. Dort präsentierten Bohémiens in als Bühne genutzten Kneipen einem meist bürgerlichen Publikum Malerei, Dichtung und Musik. Ziel war es damals, Kunst zum Bestandteil des Alltags zu machen und Kabarett schien dafür ein hervorragendes Forum zu sein.

1901 galt das Kabarett als Experimentiertheater – es wurde viel improvisiert. In dieser Zeit entstanden rund 40 Kabaretts allein in Berlin. Die Erotik stand ab 1904 im Vordergrund – hier zeigte sich \“Sex sells\“ (Sex fördert den Verkauf), auch schon zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Erst 1910 fand das Kabarett seinen Weg zurück zur literarischen Unterhaltung: Poesie, Tanz und moderne Musik standen im Vordergrund.

\“Heute ist Kabarett alles, was Aktualität hat und einen Hauch von Improvisation. Es gibt Künstler, die Leben vom Wort, Humoristen aber auch Grimassenschneider. Kabarett darf alles, nur nicht langweilen\“, so Schuhmacher.

\“KabarettKleinKunst\“ startet mit der Ausstellung und präsentiert bis zum 15. Juli zwölf Kabarett- und Comedyveranstaltungen sowie einen Chansonabend in neun Städten und Gemeinden des Kreises. Unter anderem sind auch \“Mundstuhl\“ sowie die Stand-up Comedians von \“Nightwash\“ mit von der Partie. \“Die Kabarettwochen bieten ein unterhaltsames Programm, das mit bekannten Größen aus Kabarett-, Comedy- und Chansonszene aufwarten kann. Uns steht eine heitere Kultursaison bevor\“, so Kulturdezernent und Landrat Berthold Gall. Eine Veranstaltungsübersicht von \“KleinKunstKultur\“ gibt es auf der Internetseite des Kreises unter \“Kultur und Freizeit\“.

Quelle: Wiesbadener Kurier, 14.2.2005

Belasten Bundesarchiv-Dokumente SPD-Politiker?

Der Regierungskoordinator für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit, Karsten Voigt, soll im Herbst 1987 vertrauliche Militärstudien der Nato an die damalige DDR-Regierung geliefert haben.

Die für Spionagedelikte zuständige Bundesanwaltschaft habe das Justizministerium über diesen Verdacht bereits im Dezember vergangenen Jahres in einem ausführlichen Dossier unterrichtet, berichtet FOCUS. Der bei Generalbundesanwalt Kay Nehm angelegte Beobachtungsvorgang zum Fall des SPD-Spitzenpolitikers Voigt basiere auf kopierten Parteiakten der SED, die Sicherheitsexperten des Bundesnachrichtendienstes (BND) bereits im Juni 1998 in einer Außenstelle des Bundesarchivs in Berlin entdeckt hätten.

Aus internen Mitteilungen eines Abteilungsleiters im Zentralkomitee der SED an Politbüro-Mitglied Egon Krenz gehe hervor, dass Voigt zwei Nato-Berichte bereits vor deren Beratung und Verabschiedung im Nato-Militärausschuss seinen Kontaktleuten in Ost-Berlin übergeben habe.

Wie FOCUS weiter berichtet, schildern die Nato-Analysen geheime Konzepte des Luft- und Bodenkriegs sowie Modernisierungsprogramme bei den chemischen Waffen. Auch sensible Verteidigungsanalysen sowie die Umstände eines möglichen Einsatzes von nuklearen Waffen seien in den von Voigt weitergegeben Papieren geschildert worden.

Ein früherer General aus dem Führungsstab der Streitkräfte im Verteidigungsministerium sagte FOCUS, dass die Herausgabe dieser Unterlagen die Sicherheit der Nato eindeutig beeinträchtigt habe. Auf eine FOCUS-Anfrage zum Fall Voigt sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft, dass ein privater Hinweis eingegangen sei, dem jetzt nachgegangen werde. Weiteres wollte sie nicht mitteilen. Das Justizministerium lehnte eine Stellungnahme strikt ab.

Der frühere SPD-Außenpolitiker Voigt, der in den 80er-Jahren mit der DDR Abrüstungsverhandlungen geführt hatte, sagte FOCUS, er habe kein Verschlussmaterial an Ost-Berlin weitergegeben. Diese Papiere und Berichte bezögen sich zwar auf interne Unterlagen, aber die Inhalte seiner Berichte an den Militärausschuss waren seinerzeit bereits öffentlich.

Nach FOCUS-Recherchen wurden die im Bundesarchiv entdeckten Voigt-Papiere bereits im Juni 1998 dem damaligen BND-Präsidenten und heutigen Justizstaatssekretär Hansjörg Geiger vorgelegt. Er habe damals, drei Monate vor der Bundestagswahl, eine interne Untersuchung abgelehnt. Die belastenden Originaldokumente seien mittlerweile aus den Beständen des Archivs verschwunden. Eine akribische Suche der Bundesanwaltschaft in Berlin sei ohne Erfolg geblieben, so FOCUS.

Quelle: Focus online, 12.2.2005

Änderung der Zuordnung des Staatsarchivs Aargau

Die Aargauer Staatskanzlei wird in diesem Jahr vollständig neu strukturiert. Wie Staatsschreiber Peter Grünenfelder in der Mitarbeiterzeitschrift des Kantons ausführt, beschreitet die Staatskanzlei dabei «schweizweit Neuland». Das Ziel der Reform ist klar: Der Gestaltungsspielraum des Regierungsrates soll erhöht, die Führungsunterstützung gezielt neu ausgestaltet werden. Das Projekt soll bis Ende 2005 abgeschlossen sein, wobei im Laufe des Jahres das Statistische Amt, das Staatsarchiv und das Grossratssekretariat ausgegliedert werden. Noch offen ist die Zukunft der Fachstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern – in dieser Sache wird dem Parlament eine separate Botschaft unterbreitet.

Quelle: Zofinger Tageblatt, 13.2.2005

Filmpremiere \“Kommando Himmelfahrt\“

Wie schon in Folge 1/2005 dieser Zeitung angekündigt, startet die diesjährige Veranstaltungsreihe der Kreisgruppe München am 17. Februar, 19.00 Uhr, im Mathildensaal in München. Der aus Siebenbürgen stammende Regisseur Günter Czernetzky präsentiert seinen Film "Kommando Himmelfahrt z. b.V. 800 ‚Die Brandenburger‘". Der Film "Kommando Himmelfahrt" widmet sich den wenig erforschten Kleinkriegformationen der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs. Die Einheiten waren dem Militärischen Abwehrdienst – geleitet von Admiral Canaris – unterstellt. Sie wurden für den subversiven Kampf hinter den feindlichen Linien ausgebildet und dementsprechend eingesetzt. Die Existenz dieser Trupps war "Geheime Kommandosache". Dementsprechen schwierig und aufwendig gestalteten sich die dokumentarischen Recherchen u. a. im Bundesarchiv, Atb. Militärarchiv Freiburg, in der Deutschen Dienststelle Berlin, im Archiv der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltung. Im Film berichten Mitglieder dieser Sondertruppe, darunter auch Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben, über ihre Ausbildung und Einsätze. Im Anschluss an den Film beantwortet Günter Czernetzky gerne Fragen von Zuhörern.

Der Mathildensaal, Mathildenstraße 4, liegt zentral und verkehrgünstig und ist mit U- und S-Bahnen (Haltestellen Sendlinger Tor und Stachus) sowie Bus und Straßenbahn gut erreichbar.

Der Film wird auch am 17.2. im Rahmen der Berlinale gezeigt.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung, 13.2.2005

Sprach-Archiv in Nijmegen

Ein Foto, das im Gedächtnis bleibt: Ein Europäer im T-Shirt, mit Bleistift und Notizbuch auf den Knien, sitzt neben einem bronzehäutigen Mann mit nacktem Oberkörper. Die interessierte nachfragende Haltung eines deutschen Wissenschaftlers, der über eine fremde Kultur und deren Sprache Nachforschungen anstellt, begegnet dem zurückgezogenen, in seiner Herkunftswelt verhafteten Blick eines Angehörigen des Aweti-Stammes.

Der namenlose Aweti-Mann lebt in Brasilien, in einem 130 Seelen-Dorf im Bundesstaat Mato Grosso. Sein Gegenüber, Sebastian Drude, arbeitet am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin. Drude gehört zum Forschungsteam eines von der Volkswagenstiftung mit 311.000 Euro geförderten Programms, das weltweit bedrohte Sprachen erforscht und dokumentiert. Zusammen mit seinen Kollegen Prof. Hans-Heinrich Lieb und Sabine Reiter ist er in das Gebiet der Quellflüsse des Xingu, eines der größten Zuflüsse des Amazonas, gereist, wo sich zwölf verschiede Indianerstämme mit vergleichbarer Kultur, aber unterschiedlichen Sprachen angesiedelt haben. Die Ergebnisse der Forschungsreisen werden eingespeist in ein zentrales elektronisches Archiv am Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen.

Das Aweti gehört zu den Tupi-Sprachen, einer der größten Sprachfamilien in Südamerika, zu der rund 60 Sprachen zählen. Wie das Griechische in Europa, ist das Aweti isoliert, weil es zu keiner anderen Indianersprache in einem engen verwandtschaftlichen Verhältnis steht. Und gerade das macht sie für die Wissenschaftler so interessant. Es sei erstaunlich, dass diese Sprache noch existiert, da in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nur noch etwa zwei Dutzend Sprecher am Leben waren, sagt Drude. Inzwischen hat sich die Sprechergemeinschaft konsolidiert. Doch durch den wachsenden Kontakt mit der Außenwelt ist die kulturelle Identität der Aweti erneut gefährdet. Noch schicken Eltern ihr Kinder zwar nicht auf eine portugiesischsprachige Schule. Aber die Neugier auf die Welt draußen und das wachsende Bedürfnis nach westlichen Gütern und Medizin lassen die Zukunft des Volkes unsicher erscheinen. Schon jetzt, so das Fazit der Wissenschaftler, gehen Mythen und Rituale verloren. Städte rücken näher und Firmen der Holz- und Agrarindustrie etablieren sich immer mehr im näheren Umfeld der Indianerstämme.

Die Aweti sind kein Einzelfall. Von Nord- und Mittelamerika über Südamerika, Afrika, Asien bis nach Australien und in die ozeanische Inselwelt hinein leben Völker, deren kulturelles Erbe durch Kolonisation, politische Machtwechsel oder den zunehmenden Einfluß der Weltsprachen gefährdet ist. Darunter das von den kanadischen Ureinwohnern gesprochene Beaver und die in Oklahoma, USA, gesprochene Indianersprache Wichita. Ziel sei, möglichst viele in ihrer Existenz bedrohte Sprachen aufzuzeichnen. Denn mit jeder verlorenen Sprache, drohen auch lebendige Zeugnisse wie Mythen, Rituale und Traditionen zu verschwinden, so Vera Szöllösi-Brenig von der Förderinitiative "Dokumentation bedrohter Sprachen".

Quelle: Anke-Sophie Meyer, Berliner Morgenpost, 13.2.2005

Fünf-jähriges Bestehen des Amtsarchivs Nordstormarn

Im Kellergeschoss des Amtes Nordstormarn befindet sich eine "Schatzkammer": Dort bewahrt das Archiv für die zwölf Gemeinden und die Amtsverwaltung umfangreiche Unterlagen aus der Vergangenheit auf.

Reinfeld/Heidekamp – "Der Mensch ist ein geschichtliches und geschichtsbewusstes Wesen, das seinen Standpunkt sucht", weiß Archivar Neidhart Poedtke (73) aus Heidekamp, der zum 650-jährigen Bestehens seines Heimatortes im Jahre 2002 eine Chronik für die Gemeinde verfasste. Grundlage der Arbeit bildet der Beschluss des Amtsausschusses Nordstormarn aus dem Jahre 1999, mit welchem die damals 50 000 Mark zur Einrichtung eines Archivs bewilligt wurden. "Vorbildlich für Schleswig-Holstein", freut sich Sönke Hansen als Leitender Verwaltungsbeamter. Das Amt hat im Übrigen einen Beratungsvertrag mit dem Landesarchiv in Schleswig abgeschlossen.

Ein Kellerraum wurde mit einer Klimaanlage ausgestattet, um Luftfeuchtigkeit und Temperatur optimal zum Schutz der Akten regulieren zu können. Davor befindet sich der Arbeitsraum des Archivars und seiner Mitarbeiterin Gisela Gaede-Mohr aus Rehhorst. Beide sind jeweils donnerstags von 8 bis 12 Uhr anwesend und empfangen dann auch Besucher, die Einblick in die Unterlagen nehmen wollen.

Rund 1500 Akten liegen in Kartons im Regal. Das Archiv ist in drei Bestände unterteilt: Dokumentation der Verwaltungsarbeit des Amtes und der Gemeinden; schulische Angelegenheiten aus Gegenwart und Vergangenheit sowie geschichtliche Quellen von Kommunen, Verbänden, Parteien und Priavtpersonen. Insbesondere die Schulchroniken seien auch Spiegelbilder des Dorfgeschehens und der politischen Verhältnissen in den verschiedenen Zeitepochen, so der ehrenamtliche Archivar.

Quelle: Bernd Nursey, Kieler Nachrichten, 12.2.2005

Schmimmelpilze im Archiv des Bezirksgerichts Oberwart / Steiermark

Schutzbekleidung ist derzeit im Archiv des Bezirksgerichts Oberwart notwendig. Im Keller wurde massiver Schimmelpilzbefall festgestellt. Tausende Kilo Akten mussten bereits ausgelagert und spezialbehandelt werden, so Gerichtsleiter Theodor Moor.

Auf den Pilzbefall stieß man bei der Überstellung von Akten ins Landesarchiv. Im vor etwa zwölf Jahren eingerichten Keller wurden vor allem Grundbücher und Grundbuchakten gelagert. Wie die Feuchtigkeit in dem Übermaß hineingekommen ist, wisse man nicht, so Moor.

Da Pilze bei angeschlagenem Immunsystem gesundheitsgefährlich sein können, habe man Maßnahmen ergreifen müssen. Zum Betreten des Kellers sind Schutzoverall, -maske und -handschuhe erforderlich. Das Ausheben alter Akten erfolgt über eine Sammelbestellung: Ein Bediensteter geht zwei bis drei Mal in der Woche in den Keller, sucht alles zusammen und reinigt die Akten, bevor er sie nach oben bringt.

In einer angemieteten Halle werden die bereits ausgelagerten 15 Tonnen Akten "entpilzt": Die Ordner müssen Seite für Seite behandelt werden, um die Sporen abzutöten. In einem anderen Keller liegen weitere "zigtausende Akten", berichtet Moor. Sie müssen nun ebenfalls durchgesehen werden.

Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) bemühe sich nun um Expertisen zur Sanierung des Gebäudes. Ob die behandelten Grundbücher wieder im Keller untergebracht werden, sei eine Frage der Bauphysiker.

Quelle: Kleine Zeitung, 12.2.2005

Restaurierung von Sergei Eisensteins »Panzerkreuzer Potemkin«

Der Münchner Filmhistoriker Enno Patalas, der schon Fritz Langs „Metropolis“ und „M“ restaurierte, hat jetzt die vollständigste Fassung von Sergei Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ vorgelegt. Seine Arbeit beschreibt er in der WELT.

Ein Ruf wie Donnerhall: Es geht um ein Werk, das wie kein anderes die Vorstellungen geprägt hat, die das 20. Jahrhundert sich vom Film „als Kunst“ machte. Mit „Panzerkreuzer Potemkin“ fand er zu seiner Identität als technisches Medium: ein Konstrukt aus fotografierten und montierten Realitätspartikeln, Mensch (Masse) und Maschine – Triebkräfte ein und desselben dynamischen Prozesses.

Der „Potemkin“ war nie ein „verlorener“ Film. 1958 wählten hundert Filmhistoriker aus aller Welt ihn zum „besten Film aller Zeiten“. Zu sehen war er damals in einer Tonfassung von 1950, in der ein paar Dutzend Einstellungen fehlten oder umgesetzt waren, mit Lenin-Zitaten vorneweg und im Schlußkommentar. In der Bundesrepublik wurden wiederum die Titel ersetzt durch einen Text von Friedrich Luft, der die künstlerischen Meriten des Films pries und seine historischen Implikationen kleinredete.

Anfang 1926, kurz nach seiner Moskauer Premiere, wurde „Potemkin“ erstmals in Berlin gezeigt. Der Regisseur Piel Jutzi hatte aus Eisensteins fünf Akten sechs gemacht, das Drama so zur Chronik verflacht. Kein „Kettenglied der revolutionären Arbeiterbewegung Rußlands“, sondern „eine irgendwie zufällige, untypische Meuterei mit historisch neutralem Hintergrund“, fand Eisenstein.

Im März 1926 verbot die Filmprüfstelle den Film, im April gab sie ihn frei mit 14 Schnittauflagen. Die Änderungen wurden im Originalnegativ des Films vorgenommen, das Goskino dem linken Berliner Verleih Prometheus verkauft hatte. In diesem Zustand kam das Negativ nach Moskau zurück. Die russische Fassung von 1950, mit von Stumm- auf Tonfilmnorm gestreckter Bildfrequenz und einer neuen Musik, respektierte die deutsche Bearbeitung. Zwischentitel wurden neu aufgenommen. Die „Jubiläumsfassung“ von 1976, von Sergej Jutkewitsch, war der bislang bemühteste und gelungenste Versuch, dem Eisensteinschen Original nahezukommen. Dessen Einstellungsfolge wurde wiederhergestellt, Mängel des Gosfilmofond-Materials wurden behoben durch Rückgriffe auf das Duplikatnegativ des New Yorker Museum of Modern Art (MoMA), dem der Eisenstein-Schüler Jay Leyda in den Dreißigern eine Kopie verschafft hatte.

Für die Sicherung des Films in seiner ursprünglichen Form brachte das Jubiläum nichts. 1986 konfrontierte die Frankfurter Junge Deutsche Philharmonie uns im Münchner Filmmuseum mit dem Wunsch, für Aufführungen eine Kopie bereitzustellen. Wir schnitten eine Gosfilmofond-Kopie um, ergänzten sie in großer Eile mit Duplikaten aus dem Londoner National Film Archive und versahen sie mit deutschen Titeln. Das Ergebnis war ein Kompromiß zwischen Eisenstein- und Jutzi-Fassung. Unvergeßlich ist mir der Effekt, den bei der Aufführung in der Münchner Philharmonie das Finale des dritten Akts machte – wenn die von Hand rot gefärbte Fahne am Mast hochsteigt.

Mit der „Berliner Fassung“ bekommt jetzt die Geschichte des „Potemkin“ ein neues Kapitel. Zwar erwies sich die Hoffnung, auf das in Moskau verwahrte Kameranegativ zurückgreifen zu können, als illusorisch – Gosfilmofond befand es für nicht mehr kopierbar. Doch fielen Tests des Bundesarchivs, Abteilung Filmarchiv mit zunächst nur als Ergänzung gedachten Londoner Kopien positiv aus. Das waren vor allem die zwei Kopien der ersten Generation, also direkt vom Kameranegativ gezogen – eine Ende der zwanziger Jahre aus Deutschland importierte und die dem Londoner Archiv vom MoMA überlassene Kopie.

Insgesamt kommt die neue „Berliner Fassung“ auf 1335 Einstellungen, 15 mehr als die bisher vollständigste, die „Jubiläums-Fassung“, 45 mehr als die Gosfilmofond-Überlieferung. Dazu die 146 Vorspann- und Zwischentitel; die 13 in der MoMA-Kopie fehlenden ließen sich nach Moskauer Quellen rekonstruieren, darunter das legendäre Trotzki-Motto: „Der Geist der Revolution schwebte über dem russischen Lande. Irgendein gewaltiger und geheimnisvoller Prozeß vollzog sich in zahllosen Herzen: die Individualität, die eben erst sich selbst erkannt hatte, ging in der Masse und die Masse in dem großen Elan auf.“ Die Sätze könnten Eisenstein das Konzept für seinen Film eingegeben haben.

Quelle: Enno Patalas, WELT.de, 12.2.2005