Hitlerjunge Quex im Cinema Münster

Mehr als 1.100 Spielfilme wurden zwischen 1933 und 1945 in Deutschland gedreht. Rein quantitativ lässt sich das sogenannte „Dritte Reich“ damit als absolute Boomzeit der Kinokultur in Deutschland klassifizieren.

Eine cineastische Rarität präsentiert das Westfälische Landesmedienzentrum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe gemeinsam mit dem münsterischen Programmkino Cinema am 6. Januar 2005: den NS-Propagandafilm „Hitlerjunge Quex„. Er beschreibt, wie der Druckerlehrling Heini Völker aus Berlin sich vom Kommunisten zum mutigen Hitlerjungen wandelt, für den die braune Jugend zum Familienersatz wird. Als er eines Tages von Kommunisten erstochen wird, stirbt er mit dem Hitlerjugend-Lied auf den Lippen einen dramatisch inszenierten Märtyrertod. In der „melodramatischen Schlussapotheose“ (Hilmar Hoffmann) tritt aus dem Körper des sterbenden Hitlerjungen Quex ein Heer aus Braunhemden und Fahnen ins Blickfeld, bis das Hakenkreuz einer Fahne als Erlösung signalisierendes Emblem das Film füllt.“

Szenenfoto

Die 1933 von Hans Steinhoff inszenierte Produktion mit dem Untertitel „Ein Film vom Opfergang der Jugend“ griff auf mehrere populäre Leinwandidole der Weimarer Zeit (Heinrich George, Berta Drews, Hermann Speelmans) zurück, um die „Kampfzeit der Bewegung“ zur Legende zu stilisieren.

Das Westfälische Landesmedienzentrum zeigt den Film, der normalerweise nicht öffentlich aufgeführt werden darf, mit Unterstützung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung am Donnerstag, 6. Januar 2005 um 19.00 im Programmkino Cinema (Warendorfer Str.45-47, Münster). Als Referent wird mit Dr. Gerd Albrecht einer der profiliertesten Fachleute zum Thema „Spielfilme im Dritten Reich“ zur Verfügung stehen.

„‚Hitlerjunge Quex‘ macht beispielhaft deutlich, dass sich die Filmproduktion des ‚Dritten Reiches‘ zum Transport ihrer ideologischen Inhalte aller verfügbaren psychologischen und suggestiven Manipulationsmethoden bediente“, erläutert Dr. Markus Köster die Gründe, warum das LWL-Landesmedienzentrum den Film präsentiert.

Info:
Der Eintritt beträgt für Studierende 5 Euro, für sonstige Interessierte 6,50 Euro.
Vorbestellungen unter info@cinema-muenster.de; Tel. 0251/30300.

Kirchengeschichte Brockels

Im niedersächsischen Brockel (Kirchenkreis Rotenburg) kümmert sich Pfarramtssekretärin Doris Wesseloh auch um die Vergangenheit der Heilig-Kreuz-Kirchengemeinde. Pünktlich zum 200-jährigen Jubiläum der Kirche hat sie eine 68-seitige Broschüre über die Entstehung des Gotteshauses zusammengestellt, gespickt mit Geschichte und Geschichtchen aus der Gemeinde sowie einer Pfarrerliste von 1560 bis heute. 

Für ihre kleine Publikation (Auflage: 500) griff sie auf Unterlagen des Brockeler Kirchenarchivs zurück. Bei den bis ins 17. Jahrhundert zurückreichenden Quellen handelt es sich um Protokolle von Vorstandssitzungen, Verzeichnisse von Hochzeiten, Taufen und Todesfällen, Inventarlisten etc. Die erarbeitete Chronik wirft Streiflichter auf die wichtigsten historischen Ereignisse der Gemeinde und des Kirchbaus seit der urkundlichen Ersterwähnung 1190: Entworfen wurde Heilig-Kreuz in seiner heutigen Form von Moorkommissar Diedrich Kohlmann aus Bremervörde, dem Nachfolger des berühmten Jürgen Christian Findorff (1720- 1792), der eine wichtige Rolle bei der Besiedlung des Elbe-Weser-Dreiecks spielte. Dieser Kohlmann hat ein unkonventionelles Gotteshaus geschaffen: So steht der Turm nicht, wie üblich, im Westen der Kirche, sondern er wurde in den Osten verlegt. Neuartig war auch der Versuch, den Kanzelaltar vor der Mitte der südlichen Längswand aufzustellen.

Die jetzige Kirche ist die dritte in Brockel. Nach dem im 12. Jahrhundert erwähnten Gotteshaus erfolgte 1437 der erste Neubau als "Eigenkirche" des Klosters. Nachdem gegen Ende des 18. Jahrhunderts die alte Kirche baufällig wurde, konnte 1804 der Neubau eingeweiht werden.

Kontakt:
Ev.-luth. Pfarramt
Pastor W. Merz
Dorfstraße 4
27386 Brockel
Tel.: 04266/2216

Quelle: Rotenburger Rundschau, 22.12.2004

Urkunde von 1907 zur Turngeschichte in Worms

Turngeschichte lebt aus der Erinnerung. Umso glücklicher schätzt man sich, wenn Unterlagen und Exponate gefunden werden. Der Turngau Worms erhielt jetzt aus privater Hand eine prächtige Urkunde vom 33. Rheinhessischen Gauturnfest, das am 1. und 2. Juni 1907 in Eich stattfand.

Die Ehrenurkunde ist als Lithografie von Georg Frey (Mainz) ein Kunstwerk. Mit allen Attributen der Turnerwelt (Vier-F-Symbol, Fahnen, Eichenbaum und Wappen) ist jede Urkunde ein Unikat. Die Eintragung des Siegers mit seinen Leistungen ist handgeschrieben und kunstvoll. Die Urkunde werde nun in das Archiv des Nibelungen-Turngaues Worms aufgenommen, sagte die Vorsitzende Margot Ihrig.

Kontakt:
Nibelungen-Turngau Worms
Margot Ihrig
Kriegsheimer Str. 29
67590 Monsheim
Tel. 06243-8601, 
Fax 06243-908428

Quelle: Wormser Zeitung, 22.12.2004

Archivgesetz für Solothurn

Der Kanton Solothurn soll ein Archivgesetz erhalten, mit dem eine lückenlose Überlieferung gewährleistet werden soll. Denn derzeit noch sehe sich das Staatsarchiv immer wieder mit unzureichenden Aktenablagen und Datenverlusten konfrontiert. Akten wurden unkontrolliert vernichtet – nicht zuletzt weil verbindliche Gesetzesnormen fehlten. Die Folgen seien teilweise gravierende Überlieferungslücken. 

Mit dem neuen Gesetz werden die kantonalen Ämter verpflichtet, ihre Dokumente systematisch zu verwalten. Sämtliche Akten, die sie nicht mehr benötigen, müssen sie dem Staatsarchiv Solothurn anbieten. Nur mit dessen Zustimmung dürfen Dokumente vernichtet werden. Das neue Gesetz soll für alle Behörden, Dienststellen und Kommissionen des Kantons gelten. Keine Auswirkungen hat es auf die Gemeinden. 

Kontakt:
Staatsarchiv Solothurn
Bielstrasse 41
CH-4509 Solothurn
Telefon 032 627 08 21
Telefax 032 622 34 87
staatsarchiv@sk.so.ch

Quelle: espace.ch, 22.12.2004

Archiv unterdrückter Literatur

Das von der Stiftung Aufarbeitung geförderte Projekt "Archiv unterdrückter Literatur in der DDR" wird seit 2001 kontinuierlich aufgebaut. Mittlerweile wurden Werke von mehr als 100 Autoren zusammengetragen, die eindrücklich die Existenz eines breiten künstlerischen Schaffens jenseits des offiziellen Literaturkanons in der DDR belegen, dem die Öffentlichkeit aus thematischen, formal-ästhetischen, letztlich jedoch aus politischen Gründen verweigert wurde. Mit dem Aufbau des Archivs soll den in der DDR unterdrückten Schriftstellern ein Stück moralische Wiedergutmachung zuteil sowie daran erinnert werden, wie geistige Autonomie in einer Diktatur bewahrt wurde. Die Erfassung der Autoren wird in diesem Jahr abgeschlossen. 

Auf einer vom Hörfunkprojekt "Erinnerungen für die Zukunft" von NDR 1 und RadioMV und der Stiftung Aufarbeitung herausgegebenen Audiodokumentation werden vorab ausgewählte Texte aus dem Fundus des Archivs vorgestellt (Bezug der CD über die Stiftung Aufarbeitung, Otto-Braun-Str. 70-72, 10178 Berlin).

Quelle: Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Newsletter Aktuelles aus der DDR-Forschung. Berlin, 22.12.2004

Teile des KOMINTERN-Archivs online

Im Rahmen des XV. Internationalen Archivtages in Wien wurde Ende August 2004 (Link) das von der Russischen Archivverwaltung (Rosarchiv) und internationalen Partnern (u. a. Schweizerisches Bundesarchiv, Deutsches Bundesarchiv, Library of Congress, Schwedisches Nationalarchiv) getragene Projekt zur Internetpräsentation von KOMINTERN-Akten vorgestellt und der offizielle Startschuss für die Internetpräsentation gegeben. Im Rahmen des 1993 gestarteten Projektes sind ca. 240.000 Akten des multilingualen KOMINTERN-Archivs in der Datenbank erfasst und ca. 1,2 Millionen Seiten digitalisiert worden. 

Der Zugriff auf die Texte ist kostenlos; der Vollzugriff auf die erfassten Daten inkl. der digitalisierten Dokumente, d. h. der graphische Zugriff, ist indes kostenpflichtig. Die Nutzungsbedingungen sind unter www.komintern-online.ru bzw. unter www.comintern-online.com einzusehen.

Quelle: Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Newsletter Aktuelles aus der DDR-Forschung. Berlin, 22.12.2004

Aus den Archiven der Robert-Havemann-Gesellschaft

Im Dezember 2004 wird die Erschließung folgender Bestände abgeschlossen: persönliche Archivbestände von Heiko Lietz und Annette Beleites, der Nachlass von Bernd Holtfreter sowie der Bestand der Ev. Samaritergemeinde Berlin und ihres Friedenskreises, die Bestände der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen in den Bezirksverordnetenversammlungen Berlin-Weißensee 1990-1995, Pankow 1990-1995 und in Prenzlauer Berg 1990-1999. Im Ergebnis liegen elektronische Findhilfsmittel und Verzeichnisse auf Papier vor. Findbücher werden im Laufe des Jahres 2005 erstellt. Darüber hinaus wird im Dezember 2004 ein Findbuch zum Bestand Neues Forum, mit umfangreicher Einleitung zur Geschichte des Neuen Forums sowie des Bestandes und einer Chronologie zur Verbandsgeschichte, erscheinen.

Link: www.havemann-gesellschaft.de (Rubrik "Projekte"). 

Kontakt
Anne-Dorothee Vogel, 
Tel: 030/4471 0821,
anne.vogel@havemann-gesellschaft.de, 
oder Tina Krone, 
Tel: 030/4471 0817, 
tina.krone@havemann-gesellschaft.de, 
Schliemannstraße 23, 
10437 Berlin

Quelle: Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Newsletter Aktuelles aus der DDR-Forschung. Berlin, 22.12.2004

DEFA-Stiftung erwarb Zeitzeugen TV-Archiv

Bereits im Juni dieses Jahres hat die DEFA-Stiftung das umfangreiche private Zeitzeugenarchiv des Filmemachers und Publizisten Thomas Grimm übernommen. Grimm porträtierte mehrere hundert Persönlichkeiten für Zeitzeugen TV. Die zum Teil durchaus streitbaren Dokumentationen sind auf mehr als 3.500 Videokassetten festgehalten. Die Reportagen zeichnen ein eindrucksvolles Bild erlebter Geschichte des 20. Jahrhunderts. 

Link: www.defa-stiftung.de 

Quelle: Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Newsletter Aktuelles aus der DDR-Forschung. Berlin, 22.12.2004

Gutachten zur Rudolf-Dietz-Schule in Naurod

In dem heftigen Streit um die Benennung der Nauroder Grundschule nach dem nassauischen Heimatdichter Rudolf Dietz (siehe den ausführlichen Bericht vom 5.12.2003) übergab Professor Dr. Peter Steinbach (Uni Karlsruhe) jetzt ein 33-seitiges Gutachten an Wiesbadens Oberbürgermeister Diehl und stellte es der interessierten Öffentlichkeit vor. Quintessenz aus der Beschäftigung mit dem ihm zur Verfügung stehenden Teil des Dietz-Nachlasses: Heute würde er eine Schule nicht mehr nach Rudolf Dietz benennen. 

Die Schule ist allerdings bereits 1958 nach dem Mundart-Poeten benannt worden, den Steinbach in Bezug auf die NS-Zeit als \“typischen Angepassten" charakterisierte. Die Benennung der Nauroder Schule sei eine Chance, die Auseinandersetzung um Dietz zu nutzen, die Restauration, vor allem aber die Rolle der Anpasser im Dritten Reich zu beleuchten. Wenn man Dietz in seine Zeit stelle, verliere er viel an Dramatik: \“Er verarbeitet die Witze seiner Zeit und tappt in die Falle, bei seiner Zuhörerschaft damit Anklang zu finden.\“ Dietz sei ein Anti-Republikaner, und seine Ausrutscher wie ein Hitler verherrlichendes Gedicht von 1936 seien schlimm gewesen, so Steinbach. Aber die Frage, ob er aktiv mit der NS-Völkermordpolitik in Zusammenhang zu bringen ist, habe er zu verneinen. 

Zwei kritisierte Gutachten des Wiesbadener Stadtarchivs vergleicht der Karlsruher Wissenschaftler mit staatsanwaltlichen Plädoyers, sieht sie in der Pro-und-Contra-Debatte als Partei-Argumentation. "Aufgabe des Stadtarchivs wäre es gewesen, Gründe und Einwände zu prüfen, nicht aber selektiv belastende Stellen zusammenzutragen." Was den Verbleib der Tagebücher von Rudolf Dietz angehe, die nach Steinbachs Ansicht eindeutig ins Stadtarchiv gehörten, habe er die Auskunft bekommen, dass das Familienmitglied, das im Besitz der womöglich brisanten Unterlagen ist, diese "im Augenblick verlegt" habe.

Kontakt:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20 
65197 Wiesbaden 
Telefon: 0611 / 31-3329, 31-3747, 31-5429 
Fax: 0611 / 31-3977 
stadtarchiv@wiesbaden.de 

Quelle: Heinz-Jürgen Hauzel, Wiesbadener Tagblatt, 21.12.2004; Christian Albers, Wiesbadener Tagblatt, 21.12.2004

Chemie-Unternehmen schenken Wesel historische Karten

In Wesel fand eine vorweihnachtliche Bescherung statt, von der das Stadtarchiv profitiert. Die in Wesel ansässige Byk-Chemie und die Altana Chemie schenkten der Stadt und ihren Bürgern eine Sammlung französischer Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert – Darstellungen zur gesamten Festungsanlage. Die neun handgezeichneten und -kolorierten Originale, die lichtempfindlich sind und zur Übergabe in reproduzierter Form ausgehängt wurden, können fortan im Stadtarchiv bewundert werden.

Altana und Byk hatten den kostspieligen Erwerb möglich gemacht. Man sei sich der öffentlichen Verantwortung bewusst und versuche, \“der Stadt etwas zurückzugeben\“, deren Name durch die Chemie-Unternehmen in alle Welt getragen werde. Die Schenkung erfolgte durch das Altana eigene Bildungs- und Kulturforum.

Stadtarchiv-Leiter Roelen erläuterte die Entstehungszeit der Karten von 1807/08: Damals schritten die französischen Besatzer der Stadt mit dem Umbau der Festungsanlagen voran. Die Weseler Zitadelle sollte in eine Gesamtanlage auf der künstlich geschaffenen Büdericher Insel integriert werden. Die jetzt überreichten Karten dokumentieren den Baufortschritt des abgelaufenen Jahre 1807 und die Pläne für das neue Jahr 1808. Die erste Karte zeigt dabei das Umland der Stadt Wesel, Fähren und Brücken. Von den ursprünglich elf Karten des Konvoluts fehlen die beiden, die die Weseler Festung zeigen. Aber eine im Stadtarchiv Wesel bereits vorhandene Karte schließe diese Lücke.

Kontakt:
Stadtarchiv Wesel
Klever-Tor-Platz 1
46467 Wesel
Telefon: 0281-1645-401
Telefax: 0281-1645-397
martinroelen@wesel.de

Quelle: Joachim Freund, NRZ Wesel, 21.12.2004