Von der diesjährigen Jahrestagung der Vereinigung der deutschen Wirtschaftsarchivare (2.-5. Mai), die unter dem Leitthema „Mit einem Bein im Knast? – Rechtsfragen im Wirtschaftsarchiv“ stand, berichtet Helen Müller in H-Soz-u-Kult.
Dr. Jochen Hecht, Stellvertretender Leiter des Archivs der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU), referierte demnach über das „Spannungsverhältnis zwischen Gesetzeslage und öffentlicher Erwartung“, in dem sich insbesondere seine Behörde befindet. Die BStU bemühe sich gleichermaßen um die Aufarbeitung der Arbeit der Stasi wie um den Personen- und Datenschutz. In ihrer Funktion, staatliches Handeln zu dokumentieren und zu kontrollieren, sei auch die Rolle von Archiven der Wirtschaft zu überdenken.
Dr. Lothar Ulsamer (DaimlerChrysler AG) erläuterte in seinem Vortrag über die „Auskunftspflicht von Unternehmen unter Berücksichtigung internationaler Rechtssysteme – Erfahrungen aus der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft ,Erinnerung, Verantwortung und Zukunft'“ die veränderten Umstände, die zu Beginn der 1990er Jahre zu der verstärkten Auseinandersetzung mit der Fremd- und Zwangsarbeiterproblematik geführt hatten. Für deutsche Unternehmen bedeute die Auskunftspflicht ein großes Risiko, denn minimale Fehler bei der Offenlegung von Aktenmaterial können zu großen Problemen bei Prozessen führen. Hier sei auch die Rolle des Unternehmensarchivars neu zu überdenken.
Den vollständigen Tagungsbericht von Helen Müller (Gütersloh) findet man unter http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=429.
100 Jahre Martin-Luther-Gemeinde Werne
Rechtzeitig zur 100. Wiederkehr des Tages der Kircheneinweihung in Werne am 17. Mai 1904 erschien jetzt das Julibäumsbuch „100 Jahre jung“. Einem großen Redaktionsteam konnte Pfarrer Hartmut Marks anlässlich der Präsentation des Buches danken, das nicht nur die 100-jährige Geschichte der Martin-Luther-Kirchengemeinde Werne „auflistet“, sondern als Beweis für das aktive Gemeindeleben und das gute Mit- und Nebeneinander der Konfessionen in Werne gelten kann.
Nicht von ungefähr zählt dann auch der seit zwei Jahrzehnten bestehende Ökumenische Gesprächskreis mit seiner Beschreibung des „Weges zu Maria“ zu den Autoren dieses Buchs, das dank vieler Sponsoren realisiert werden konnte. Weitere Themen sind unter anderem die Kostbarkeiten in Werne, das Judentum in der Lippestadt, die 15 Jahre Osterausstellung, der Bergbau und die Kirchenfenster.
Für Pfarrer Marks hat die Arbeit am Buch einen nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt: „Auf diese Art und Weise haben wir jetzt ein Archiv!“
Kontakt:
Kirchengemeinde Werne
Wichernstr. 4
59368 Werne
Telefon (0 23 89) 33 33
Telefax (0 23 89) 53 79 69
Gemeindebezirk I – Martin-Luther-Kirche
Pfarrer Hartmut Marks
Wienbrede 14, 59368 Werne
Telefon (0 23 89) 4 59 70
Telefax (0 23 89) 53 81 64
Quelle: Westfälischer Anzeiger, 18.5.2004
Quellen zur Ortsgeschichte in St. Galler Archiven
Die drei Archive St. Gallens, in deren Sprengel die Gemeinde Gaiserwald liegt, hatten dieser Tage rund 40 interessierte Gaiserwalder zu Besuch. Im Stiftsarchiv, Staatsarchiv und Stadtarchiv St. Gallen hatten Leiter und Mitarbeiter vieles vorbereitet, informiert das Tagblatt. Wenngleich Gaiserwald in den ältesten Aufzeichnungen nicht erwähnt werde, konnte Peter Erhart, stellvertretender Stiftsarchivar, viel über die Besiedlung des Landes zur Zeit des Mönches Gallus (um 600) und der Jahrhunderte danach zeigen und erklären. Und aus dem Jahr 1476 stammt ein Dokument mit Familiennamen von Gaiserwaldern – Soldaten, die sich an der Schlacht bei Murten beteiligt haben. Stiftsarchivar Lorenz Hollenstein konnte u.a. das Lehensbuch von Gaiserwald für die Jahre von 1417 bis 1783 präsentieren. Aufgezeichnet sind rund 250 Flurnamen, wovon viele heute nicht mehr verwendet werden.
Im Stadtarchiv griff der Leiter Stefan Sonderegger eine Episode jüngeren Datums heraus: 1948 wurde eine Delegation aus Engelburg in St. Gallen vorstellig «zum Zwecke der Eingemeindung». Die ablehnende Begründung der St. Galler: Gesuchsteller mausarm, schlechtes Strassennetz, 80 Prozent katholisch-konservativ.
Abtwil wie Engelburg haben sich in den letzten Jahrzehnten zu grossen Wohngebieten entwickelt, St. Josefen, das einstige Zentrum der Gemeinde Gaiserwald, blieb klein. Staatsarchivar Markus Kaiser machte anhand von alten Landkarten und Fotos auf die Veränderungen aufmerksam. Aufzeichnungen der kantonalen Gebäudeversicherungsanstalt lassen ab 1807 im Staatsarchiv die Häusergeschichte lückenlos verfolgen, ab 1876 geben Zivilstandsregister über die Bevölkerungsentwicklung Auskunft, ab 1900 ermöglichen Steuerregister Rückschlüsse auf die wirtschaftlichen Verhältnisse.
Quelle: Notker Angehrn, St. Galler Tagblatt, 17.5.2004
Deutsches Zeitungsmuseum eröffnet
Auf rund 500 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden im gerade eröffneten Deutschen Zeitungsmuseum (DZM) im saarländischen Wadgassen Exponate zur geschichtlichen Entwicklung, zur technischen Herstellung und zur Distribution der Zeitung gezeigt. Der Bestand des DZM, der in einem aufwändig restaurierten ehemaligen Prämonstratenserklostergebäude aus dem 12. bzw. 18. Jahrhundert präsentiert wird, besteht aus rund 4.000 Exponaten zur Zeitungsgeschichte sowie einer umfangreichen Fachbibliothek und einem Archiv.
Der Bestand geht hauptsächlich auf die Sammlung des Zeitungswissenschaftlers Dr. Martin Welke zurück, die 1998 als Schenkung der Saarbrücker Zeitung in die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz eingebracht wurde sowie auf eine Schenkung der Gesellschaft zur Förderung der Buchkultur e.V.
Die Ausstellung ist auf zwei Etagen in drei thematische Bereiche gegliedert: „Geschichte der Zeitung“ von den Anfängen bis 1962, „Technikhistorische Aspekte der Zeitungsherstellung“ und „Unsere Zeitung heute“. Neben der klassischen Museumsarbeit versteht sich das Museum vor allem auch als außerschulischer erlebnisorientierter Lernort, der die Bedeutung der Zeitung und anderer Druckmedien auf interessante und lebendige Art vermitteln will.
Link: http://www.kulturbesitz.de
Kontakt:
Deutsches Zeitungsmuseum
Am Abteihof 1
66787 Wadgassen
Quelle: Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, 16.5.2004
Geschichtswerkstatt Oestrich besucht Stadtarchiv Iserlohn
Da die Mitglieder der im Februar gegründeten Oestricher Geschichtswerkstatt im Zuge der von ihnen beabsichtigten Aufarbeitung der Historie des Dorfes in Zukunft auch häufiger das Stadtarchiv Iserlohn zu besuchen haben, erhielten sie dieser Tage eine Führung durch das gerade in sein neues Domizil in der Alten Post eingezogene Archiv.
Stadtarchivar Götz Bettge berichtete der Gruppe zunächst von der Geschichte des heutigen Archivgebäudes und erläuterte die Umbaumaßnahmen. Dann erläuterte er die Aufgaben des Stadtarchivs, das jährlich etwa zehn Prozent der städtischen „Produktion“ an Akten aufzunehmen hat.
Aber es befindet sich eben auch das Schriftgut der 1975 von der Stadt Iserlohn eingemeindeten Gemeinden (wie Oestrich) sind im Stadtarchiv. Bettge würdigte in diesem Zusammenhang, so berichtet der Iserlohner Kreisanzeiger, ganz besonders die Leistung des Oestricher Standesbeamten und Heimatfreundes Walter Ewig, der sehr viele Schätze retten konnte und dem Archiv zur Verfügung stellte. Abschließend zeigte Bettge den Oestricher Besuchern noch zwei „Leckerbissen“: Eine der ältesten Darstellungen Oestrichs aus dem Jahr 1763 und eine Akte über die Erbauung des Schulhauses von 1813.
Kontakt:
Stadtarchiv Iserlohn
Theodor-Heuss-Ring 5
58636 Iserlohn
Telefon: 02371 / 217-1920 / -1921 / -1922
Telefax: 02371 / 217-2982
archiv@iserlohn.de
Quelle: Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung, 13.5.2004
Degradierung ins Archiv
Petra Lewandowski ist nicht ganz freiwillig ins Stadtarchiv Leipzig gewechselt. Die vorläufige Degradierung der persönlichen Referentin von Stadtkämmerer Peter Kaminski (CDU) hängt vielmehr mit einem Fax zusammen, das sie im April 2004 an einen Frankfurter Anwalt schickte, wie die Leipziger Volkszeitung berichtet. Der Jurist vertritt Roland Poser, einen früheren Wahlkampfhelfer Kaminskis, in einem Prozess gegen die Tageszeitung „Die Welt„.
Lewandowski benutzte für ihr Anschreiben einen offiziellen Briefbogen der Stadt Leipzig. Im Anhang: eine Eidesstattliche Versicherung, die der Kämmerer am 11. Februar 2004 im Rechtsamt „zur Vorlage an den Dienstherrn“ abgegeben hatte. Ein Redakteur der „Welt“ sagte der LVZ, das Fax von Lewandowski sei bei dem Prozess am Frankfurter Landgericht aufgetaucht. Deshalb habe er sich im Rathaus erkundigt, ob die Kommune durch die Herausgabe des internen Dokuments Poser eventuell helfen will. – Sowohl die Stadt als auch Lewandowski lehnten gestern jeden Kommentar ab. Kaminski erklärte: „Ich habe Frau Lewandowski beauftragt, die Eidesstattliche Versicherung an den Anwalt zu faxen.“
Da im Stadtarchiv Leipzig die Gelegenheit besteht, sich aktenkundlich durchzubilden, sollte Frau Lewandowski die Versetzung nicht als Degradierung, sondern vielleicht einfach als Möglichkeit zur Fortbildung verstehen …
Kontakt:
Stadtarchiv Leipzig
Torgauer Straße 74
04318 Leipzig
Postanschrift: 04092 Leipzig
Tel.: (0341) 24290
Fax: (0341) 2429121
Quelle: Leipziger Volkszeitung, 14.5.2004
Burschenverein Hallenberg übergibt seine Chronik
Der Katholische Burschenverein in Hallenberg übergibt seine wertvolle Vereinschronik während des kommenden Pfarrfestes an die Kirchengemeinde. Sie soll dem Archiv der Kirche beigefügt werden, um so besser erhalten zu bleiben. Die Chronik ist das wertvollste, was der Verein in seiner über 250-jährigen Geschichte gefördert und produziert hat.
Das Buch beinhaltet Informationen über alte und junge Ereignisse. So stehen auf den ersten Seiten die Statuten und Mitglieder ab der Gründungszeit im Jahr 1746. Bis 1910 sind sowohl die Mitglieder als auch die Kassenstände und Umsätze vermerkt. Aber auch über das Vereinsleben erfährt man vieles. Am 10. Juni 1937 wurden alle katholischen Vereine verboten, die Staatspolizei hatte den Befehl, sämtlichen Besitz zu konfiszieren. Da die Burschen dazu nicht gewillt waren, war plötzlich alles verschwunden, sodass sich die Polizei mit einem Kassenbuch mit nur 0,87 Reichsmark begnügen musste. Die Flagge des Vereins wurde während des Krieges in einer Milchkanne in die Erde eingegraben und überstand so unversehrt.
Kontakt:
Burschenverein Hallenberg
c/o Markus Franke
Am Hang 16
59969 Hallenberg
Quelle: Westfalenpost (Winterberg), 14.5.2004
„Reservate“ – Fotoausstellung im StA Leinfelden-Echterdingen
Die Stadt Leinfelden-Echterdingen ist eine Hochburg der Fotografie: Hier hat die renommierte Deutsche Fotografische Akademie (DFA), ehemals Gesellschaft Deutscher Lichtbildner (GDL), ihren Sitz. Das Archiv der DFA mit einigen hundert künstlerisch überaus wertvollen zeitgenössischen Fotografien verschiedener Genre befindet sich in der Obhut des Stadtarchivs.
Der Werbefotograf und Kunstlichtprofi Charles Compère zählt zur Elite der deutschen Fotografen, erfreut sich weltweiter Anerkennung, hat mehrere FH-Gastprofessuren inne und ist Ehrenmitglied der Deutschen Fotografischen Akademie (DFA). Im Verlauf von mehr als 40 Jahren hat Compère ein ebenso umfangreiches wie vielschichtiges Gesamtwerk geschaffen, das unter anderem auch Reise- und Erlebnisfotografien aus fernen Ländern, sowie Unterwasserfotografie, umfasst.
Derzeit sind Arbeiten von Professor Charles Compère im Rahmen der Foto-Ausstellung „Reservate – Landschaften in Ausschnitten“ im Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen zu sehen. Die Ausstellung läuft noch bis zum 25. Juli.
Kontakt:
Stadtarchiv Leinfelden-Echterdingen
Schönaicher Sträßle 4
70771 Leinfelden-Echterdingen
(Firmengebäude MHZ-Hachtel)
Dr. Bernd Klagholz
Leiter des Stadtarchivs LE
Tel. 0711-9975409
Fax 0711-9975410
b.klagholz@le-mail.de
http://www.stadtarchiv.leinfelden-echterdingen.de/
Quelle: Cornelia Nawrocki, Stuttgarter Wochenblatt, 13.5.2004
Schüler-Projektarbeit im StA Neu-Isenburg
Eine Projektwoche der Gymnasiums Goetheschule in Neu-Isenburg hat bei einigen Schülern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie werden von nun an ihren Heimatort mit anderen Augen sehen. An vier Tagen bemühten sich 16 Oberstufenschüler des Gymnasiums die Geschichte Neu-Isenburgs zwischen 1933 und 1945 zu beleuchten. Die 16 bis 20-Jährigen zogen Bücher und Zeitungsbände heran, sichteten Karten- und Bildmaterial und stellten ihre Ergebnisse auf großen Infotafeln zusammen.
Die Schülerinnen und Schüler behandelten in Gruppenarbeit Themen wie Judenverfolgung, NS-Propaganda oder Flakstellungen in Neu-Isenburg. Eine Gruppe ging sogar mit der Digitalkamera auf die Pirsch und fotografierte Orte aus derselben Perspektive, wie sie alte Bilder zeigten und fertigten daraus Fotomontagen.
Stadtarchivarin Claudia Lack, die den Schülern das gesamte Material zur Verfügung stellte, war – wie die Frankfurter Neue Presse berichtet, zum Schluss so begeistert, dass sie das vollendete Werk sofort als Ausstellung ins Stadtarchiv holte.
Info:
Die Ausstellung «Neu-Isenburg zwischen 1933 und 1945» ist im Stadtarchiv freitags 15 bis 18 Uhr oder nach Terminvereinbarung zu sehen.
Kontakt:
Stadtarchiv Neu-Isenburg
Beethovenstraße 55
D-63263 Neu-Isenburg
Telefon: 0 61 02 / 24 99 11
claudia.lack@stadt-neu-isenburg.de
Quelle: Valerie Ponell, Frankfurter Neue Presse, 13.5.2004
Bunsen-Vorlesung aus dem Jahr 1859 entdeckt
Am 17. Mai wird in Heidelberg das Manuskript einer Vorlesung des Chemikers Robert Wilhelm Bunsen der Öffentlichkeit vorgestellt. Dr. habil. Christof Schulz vom Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg fand das bedeutende Zeitdokument aus dem 19. Jahrhundert.
Den Mitschrieb hatte Ferdinand Karl Friedrich König, Bunsens Assistent an der Ruperto Carola, 1859 verfasst. Danach blieb das Dokument jedoch über mehrere Generationen kaum beachtet im Besitz der Familie, bis es Christof Schulz zufällig bei einem privaten Besuch in Stanford unter die Augen kam. Er cmachte einige Fotos, die er mit einem Bericht an die Bunsen-Gesellschaft, die Fachgesellschaft für Physikalische Chemie, schickte, wo die Meldung sofort große Wellen schlug.
Bislang ist laut idw-Bericht an eine wissenschaftliche Erarbeitung des Inhalts nicht gedacht, da es sich um den Tafelabschrieb einer Grundlagen-Vorlesung handelt. Dennoch habe das Dokument zumindest wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung, da es doch einen tiefen Blick in die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts in Heidelberg biete.
Kontakt::
Dr. habil. Christof Schulz
Physikalisch-Chemisches Institut
christof.schulz@pci.uni-heidelberg.de
http://www.pci.uni-heidelberg.de/pci/cschulz
Quelle: Heiko P. Wacker, idw-online, Mitteilung von Dr. Michael Schwarz (Uni Heidelberg), 13.5.2004
