Schüler-Projektarbeit im StA Neu-Isenburg

Eine Projektwoche der Gymnasiums Goetheschule in Neu-Isenburg hat bei einigen Schülern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Sie werden von nun an ihren Heimatort mit anderen Augen sehen. An vier Tagen bemühten sich 16 Oberstufenschüler des Gymnasiums die Geschichte Neu-Isenburgs zwischen 1933 und 1945 zu beleuchten. Die 16 bis 20-Jährigen zogen Bücher und Zeitungsbände heran, sichteten Karten- und Bildmaterial und stellten ihre Ergebnisse auf großen Infotafeln zusammen.

Die Schülerinnen und Schüler behandelten in Gruppenarbeit Themen wie Judenverfolgung, NS-Propaganda oder Flakstellungen in Neu-Isenburg. Eine Gruppe ging sogar mit der Digitalkamera auf die Pirsch und fotografierte Orte aus derselben Perspektive, wie sie alte Bilder zeigten und fertigten daraus Fotomontagen.

Stadtarchivarin Claudia Lack, die den Schülern das gesamte Material zur Verfügung stellte, war – wie die Frankfurter Neue Presse berichtet, zum Schluss so begeistert, dass sie das vollendete Werk sofort als Ausstellung ins Stadtarchiv holte.

Info:
Die Ausstellung «Neu-Isenburg zwischen 1933 und 1945» ist im Stadtarchiv freitags 15 bis 18 Uhr oder nach Terminvereinbarung zu sehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Neu-Isenburg
Beethovenstraße 55
D-63263 Neu-Isenburg
Telefon:  0 61 02 / 24 99 11
claudia.lack@stadt-neu-isenburg.de

Quelle: Valerie Ponell, Frankfurter Neue Presse, 13.5.2004

Bunsen-Vorlesung aus dem Jahr 1859 entdeckt

Am 17. Mai wird in Heidelberg das Manuskript einer Vorlesung des Chemikers Robert Wilhelm Bunsen der Öffentlichkeit vorgestellt. Dr. habil. Christof Schulz vom Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg fand das bedeutende Zeitdokument aus dem 19. Jahrhundert.

Den Mitschrieb hatte Ferdinand Karl Friedrich König, Bunsens Assistent an der Ruperto Carola, 1859 verfasst. Danach blieb das Dokument jedoch über mehrere Generationen kaum beachtet im Besitz der Familie, bis es Christof Schulz zufällig bei einem privaten Besuch in Stanford unter die Augen kam. Er cmachte einige Fotos, die er mit einem Bericht an die Bunsen-Gesellschaft, die Fachgesellschaft für Physikalische Chemie, schickte, wo die Meldung sofort große Wellen schlug.

Bislang ist laut idw-Bericht an eine wissenschaftliche Erarbeitung des Inhalts nicht gedacht, da es sich um den Tafelabschrieb einer Grundlagen-Vorlesung handelt. Dennoch habe das Dokument zumindest wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung, da es doch einen tiefen Blick in die Wissenschaft des 19. Jahrhunderts in Heidelberg biete.

Kontakt::
Dr. habil. Christof Schulz
Physikalisch-Chemisches Institut
christof.schulz@pci.uni-heidelberg.de
http://www.pci.uni-heidelberg.de/pci/cschulz

Quelle: Heiko P. Wacker, idw-online, Mitteilung von Dr. Michael Schwarz (Uni Heidelberg), 13.5.2004

Neuenbürger Stadtarchiv wird eingeweiht

Ratschreiber Pietsch hat in Neuenbürg die zentrale Unterbringung des Archivs organisiert, wie die Pforzheimer Zeitung heute berichtet. Im einem denkmalgeschützten ehemaligen Lagerhaus ist das Archiv nun untergebracht, das am Samstag offiziell eingeweiht wird. Die Aufgabe, dem Denkmalschutz gerecht zu werden und innen funktionsgerechte Räume zu schaffen, ist vorbildlich gelöst. Die Haustechnik und Sicherheitstechnik sind auf der Höhe der Zeit.

Das Stadtarchiv umfasst das ehemalige Archiv der Stadt Neuenbürg und die Archive der Teilorte Arnbach, Dennach und Waldrennach, die bisher vor Ort untergebracht waren. Dass sich jetzt endlich alles unter einem Dach befindet, freut Klaus Pietsch sehr.

Das Neuenbürger Archiv sei sehr dicht und aussagekräftig, vor allem ab Mitte des 18. Jahrhunderts, urteilt Karl Mayer, der als Mitarbeiter des Kreisarchivs des Enzkreises im Auftrag der Stadt Neuenbürg für die Beratung und fachgerechte Gestaltung des Archivs verantwortlich ist. Der große Brand, der im Mai 1783 auch das Rathaus zerstörte, habe weniger vernichtet als lange vermutet, resümiert Mayer. Zum Bestand gehören mehr als 1.800 Akten, rund 600 Bände sowie Urkunden, Karten und Pläne. Das älteste Dokument ist eine Heiligenrechnung über das Kirchenvermögen der Kirchengemeinde Neuenbürg aus dem Jahre 1540.

Info:
Am kommenden Samstag, 15. Mai, wird das Stadtarchiv um 16 Uhr offiziell eingeweiht. Bis 19 Uhr finden stündlich Führungen für interessierte Bürger und Gäste statt. Weitere Führungen gibt es am Sonntag, 16. Mai, von 13 Uhr bis 17 Uhr. 

Kontakt:
Rathaus Neuenbürg
Rathausstraße 2
75305 Neuenbürg
Tel. 0 70 82 / 79 10-0 (Zentrale)
Fax 0 70 82 / 79 10-65 
stadtverwaltung@neuenbuerg.de

Quelle: Friedrich Eschwey, Pforzheimer Zeitung, 12.5.2004

Dokumentation zum 17. Juni 1953 in Hennigsdorf

Das Denkmal gegenüber dem ehemaligen Borsig-Werk in Berlin-Tegel hat die beiden Studentinnen Rita Hiepler und Inge Braun inspiriert, Nachforschungen zu den Ereignissen des 17. Juni 1953 anzustellen. „Hier zogen am 17. Juni 1953 Stahlarbeiter aus Hennigsdorf vorbei zur Stadtmitte und forderten die Wiedervereinigung des deutschen Volkes durch freie Wahlen“, heißt es auf der 1963 von der Firma Borsig gestifteten Bronzeplatte. Wenngleich in Tegel kaum mehr in Erfahrung zu bringen war, so konnten die beiden Berlinerinnen aber in Hennigsdorf umso mehr erforschen. Sie wurden vor allem im Stadtarchiv fündig.

Hiepler und Braun sind an der Technischen Universität immatrikuliert, und zwar im so genannten „Berliner Modell – Ausbildung für nachberufliche Aktivitäten„. Inge Braun war Chefsekretärin und Personalreferentin, Rita Hiepler Krankenschwester und Hygienefachkraft. Nun haben sie sich den Wunsch erfüllt, eine Uni zu besuchen. Das Thema ihrer Projektarbeit, die sie im Stadtarchiv Hennigsdorf übergaben, lautete: „Der Marsch der Hennigsdorfer Stahlarbeiter zur Stadtmitte am 17. Juni 1953“. Sie haben einem Bericht der Märkischen Allgemeinen zufolge mit Teilnehmern des Demonstrationszuges gesprochen, die Archivmaterialien studiert und vor allem in drei Etappen selbst den 27 Kilometer langen Weg von Hennigsdorf durch Tegel und Wedding bis zur Leipziger Straße in Berlin-Mitte zu Fuß erkundet. Die historischen Stätten hielten sie im Bild fest und ergänzten die neuen Aufnahmen mit historischen Fotos.

Kontakt:
Stadtbildstelle / Stadtbibliothek
Am Bahndamm 19
16761 Hennigsdorf
03302/87 73 11
stadtarchiv@hennigsdorf.de 
www.hennigsdorf.de

Quelle: Ulrich Bergt, Märkische Allgemeine, 11.5.2004

Leitfaden „Akte, Vorgang und Vermerk“ des StA Mannheim

Das Stadtarchiv Mannheim informiert darüber, dass es im Rahmen seiner Zuständigkeit für die Schriftgutverwaltung der Stadt – als Teil der verwaltungsinternen Beratungsdienstleistungen – einen knapp gefassten Leitfaden zur Schriftgutverwaltung „Akte, Vorgang und Vermerk“ erstellt hat.

Der Bedarf nach einer solchen kurzen Handreichung sei schon häufiger geäußert worden, zumal die Beachtung der wichtigsten Spielregeln der konventionellen Verwaltung eine wichtige Voraussetzung für die Einführung der elektronischen Akte ist. Auch aus Sicht des Archivs rechnet der Aufwand der Beratung bei der Schriftgutentstehung sich allemal durch die quantitativen und qualitativen Verbesserungen bei der Überlieferungsbildung.

Der Leitfaden „Akte, Vorgang und Vermerk“ ist ebenso wie eine Präsentation für die Multiplikatorenschulung „Akten – nur Staub und Langweile?“ als pdf-Datei herunterladbar unter: www.stadtarchiv.mannheim.de, Rubrik Veröffentlichungen.

Kontakt:
Stadtarchiv Mannheim
Collini-Center
68161 Mannheim
Postfach 10 00 35
68133 Mannheim 
Bearbeiter: Dr. Christoph Popp
Tel. 0621-293 7027 / 7481
Fax 0621-293 7476 / 7748
www.stadtarchiv.mannheim.de
christoph.popp@mannheim.de 

Online-Archiv der Hannoverschen Landeskirche

Das Landeskirchliche Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers teilt mit, dass man fortan dessen „Online-Archiv“ auf der Internetseite http://lkah.archiv-online.net/ finden kann.

Das Online-Archiv enthält ausgewählte Bestände, die häufig im Landeskirchlichen Archiv benutzt werden. Zusätzlich können auf Wunsch kurzfristig weitere Bestände in das Internet gestellt werden, auch wenn diese nur auf ein Einzelinteresse stoßen. Nach Absprache wird ein solcher Bestand befristet im Internet zu finden sein. Der Besteller kann ihn dann erkunden und entscheiden, ob sich ein Besuch zur Archivalieneinsicht auch lohnt.

Zur Zeit befinden sich die Bestände Hanns Lilje, Karl Wagenmann, Gerhard Uhlhorn, Landesverein für Innere Mission, Generalsuperintendentur Aurich und Konsistorium Rinteln im Internet. 

Die Bestände sind frei benutzbar. Um mögliche Recherche-Ergebnisse speichern und ausdrucken zu können, ist eine Anmeldung mit minimaler Dateneingabe notwendig.

Über Besuche und Rückmeldungen freut sich das:
Landeskirchliche Archiv Hannover
Goethestr. 27
30169 Hannover
z.Hd. Jörg Rohde M.A.
joerg.rohde@evlka.de
Tel.: 0511/12141-985 
Fax.: 0511/1241-770

Ulrich Raulff und Mörike kommen nach Marbach

Die Marbacher Literaturinstitute haben ihre monatelange Suche nach einer neuen Führung erfolgreich beendet und den Journalisten Ulrich Raulff zum neuen Direktor berufen. Der 1950 geborene Raulff ist zur Zeit noch im Kulturressort der „Süddeutschen Zeitung“ tätig. Von 1997 bis 2001 arbeitete der studierte Philosoph und Historiker im gleichen Bereich bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung„. 1977 hatte er in Marburg promoviert, 1995 habilitierte er an der Humboldt-Universität Berlin. Raulff wird zum 1. November 2004 auf dem Chefsessel des Schiller-Nationalmuseums und des Deutschen Literaturarchivs in Marbach Platz nehmen, teilte eine Sprecherin der Schiller-Gesellschaft mit.

Auf seine Archiv- und Museumserfahrungen angesprochen, sagte der neu gewählte Direktor der FAZ zufolge: „Es ist mir vollkommen klar, dass ich vieles sehr schnell lernen muss.“ Die jüngste Neuanschaffung, über die Raulff sich freuen darf, ist der Nachlass des Dichters Eduard Mörike. Der kommt ins Schiller-Nationalmuseum und Deutsche Literaturarchiv zurück. Dies sagte Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) am Samstagabend bei der Eröffnung der Ausstellung „Mörike und die Künste“ in Marbach. Der Kaufpreis von zwei Millionen Euro würde zur einen Hälfte von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg und aus Privatisierungserlösen gezahlt. Die andere Hälfte würde von privaten Geldgebern gedeckt. Verkäufer des privaten Nachlasses ist die Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen.

Kontakt:
Deutsche Schillergesellschaft e.V.
Schiller-Nationalmuseum
Deutsches Literaturarchiv
Schillerhöhe 8-10/1
71672 Marbach am Neckar
Telefon: +49 (0)71 44 / 8 48-0
Telefax: +49 (0)71 44 / 8 48-2 99

Quelle: Onlineportal stimme.de, 10.5.2004; FAZ, 10.5.2004, S. 37 u. 40; Esslinger Zeitung, 10.5.2004

 
 
10.05.2004

Frühjahrstagung der Medienarchive in Zürich

Zur Behandlung der Frage, wie die Aufgaben des Speicherns, Bewertens, Erschliessens und Reproduzierens publizistischer Produkte im heutigen wirtschaftlichen und technischen Umfeld gelöst werden können, traf sich die Fachgruppe der deutschen Medienarchivare und Mediendokumentare im VdA (FG7) mit der Schweizerischen Vereinigung für Dokumentation (SVD) in Zürich zu ihrer Frühjahrstagung 2004. Das Programm der Tagung stand unter dem Titel «Volle Speicher, leere Kassen – Bewahren, Verwerten und Kassieren als Chance» (Abstracts der Referate).

Aufgabe auch von Medienarchiven ist es, Bewertungsentscheidungen zu treffen und Informationsmengen methodisch nachvollziehbar qualitativ zu verdichten und gleichzeitig quantitativ einzuschränken. Totalüberlieferungen sind sachlich nicht sinnvoll und auch nicht finanzierbar. So werden bestimmte Medienproduktionen zur Langzeitsicherung ausgewählt, andere selektiv archiviert, der große Rest aber bewusst vernichtet.

Die Entscheidungsprozesse über die Bildung von repräsentativen Überlieferungen, die eine praxisorientierte Handhabung der Daten in der Zukunft erst ermöglichen, werden angesichts der Vergänglichkeit neuer Technologien beschleunigt. Experimente im Textbereich zeigen, so berichtet die NZZ in ihrem Bericht über die Zürcher Tagung, dass die automatisierte Verdichtung von Information auf Schlagwortebene vielversprechende Fortschritte gemacht hat. Eine Untersuchung des deutschen Fraunhofer-Instituts mache deutlich, dass bereits heute automatisierte Erschliessungsverfahren qualitativ befriedigende Resultate liefern können, die die Arbeit der Archivarinnen und Archivare unterstützen.

Quelle: NZZ Online, 7.5.2004

Gedenkbuch für NS-Opfer in Brandenburg

Das Brandenburgische Landeshauptarchiv Potsdam arbeitet an einem „Gedenkbuch für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus in der Region Brandenburg“. Ausmaß, Ablauf und Umfang der Deportationen von Brandenburger Juden sind bisher erst in Ansätzen erforscht. Die Erstellung einer Datenbank zum Schicksal dieser Bürgerinnen und Bürger unter der NS-Diktatur anhand der im Brandenburgischen Landeshauptarchiv zugänglichen Quellen sowie ausgewählter Archivalien im Archiv der Stiftung Neue Synagoge Berlin Centrum Judaicum bildet hierfür eine wichtige Grundlage.

Kulturstaatssekretär Christoph Helm hat letzte Woche gemeinsam mit Archivdirektor Klaus Neitmann erste Ergebnisse des Gedenkbuchprojektes vorgestellt.

Kontakt:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Direktor: Dr. Klaus Neitmann
Postfach 60 04 49
14404 Potsdam
Zum Windmühlenberg
14469 Potsdam
Tel.: (0331) 5674-0
Fax: (0331) 5674-112, -212
poststelle@blha.brandenburg.de
http://www.landeshauptarchiv-brandenburg.de/

Quelle: Berliner Morgenpost, 8.5.2004

Das Landesarchiv NRW in der Wissensgesellschaft

In der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld nahm Professor Wilfried Reininghaus, der Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen (Link) im Rahmen eines Vortrags Anfang Mai Stellung zu den Aufgaben und Perspektiven der neuen Archivstruktur in der Wissensgesellschaft. Einführend erläuterte er die mit Jahresbeginn 2004 eingetretene Organisationsveränderung des nordrhein-westfälischen Staatsarchivwesens, in dem nun die vier staatlichen Archive (Düsseldorf, Münster, Detmold und Brühl) verbunden sind. Damit sei eine lange Zeit tragfähige Struktur, die im Prinzip seit der Begründung von Archivsammelstellen in Rheinland und Westfalen 1829 bestanden habe, reformiert worden.

Grund für die Veränderungen, die zur Einrichtungen mehrerer zentraler Abteilungen (Steuerung; Orga/Personal; Technik) unter einem Präsidenten geführt haben, waren mangelhafte Konzepte der Archive für das IT-Zeitalter, fehlende Bewertungskonzepte (bis hin zu Fragen der Archivtechnik), aber auch fehlendes Personal und unzureichende Bestandserhaltungskapazitäten. Dem neuen Landesarchiv stehen 195 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung, weniger als vorgesehen, die sich um die Aktenproduktion von 300.000 Mitarbeitern in Landesdiensten zu kümmern haben. Dabei lautet jedoch eine aus dem – selbst das Archivgesetz dominierenden – Budgetrecht des Landtags resultierende Vorgabe des Kabinetts, dass der jährliche Zuwachs an Schriftgut der Landesbehörden nur ein Prozent bzw. höchstens 2,2 lkm betragen dürfe.

Derartige Vorgaben, die teilweise mit der Fehleinschätzung der Politik und der öffentlichen Verwaltungen in die Möglichkeiten papierarmer oder digitaler Überlieferungsbildung einhergehen, werden durch den gleichzeitigen Ausbau der Informationstechnik noch forciert. Es fehlten aber noch, so Reininghaus in einem zweiten Teil seines Vortrags, der sich auf das Perspektivpapier „Die deutschen Archive in der Informationsgesellschaft“ der von ihm geleiteten Arbeitsgruppe „Informationsmanagement der Archive“ stützte (vgl. die Veröffentlichung in: Der ARCHIVAR, Jg. 57, 2004, Heft 1, 28-36), ausreichende strategische Überlegungen dazu, wie das archivische „Gedächtnis“ der Informationsgesellschaft nach den durch den PC und das Internet eingetretenen Medienumbrüchen zu sichern sei. Von besonderer Wichtigkeit seien u.a. die Metadatenarbeit, die Entwicklung gescheiter Bewertungskriterien, wie auch die Herausforderungen der Langzeitarchivierung elektronischer Unterlagen, soll es nicht zu irreparablen Schäden an der authentischen historischen Überlieferung kommen.

Reininghaus hob noch einmal die Überlieferungsbildung als strategische Kernaufgabe hervor, betonte dabei im letzten Teil seiner Ausführungen u.a. die Wichtigkeit eines verbesserten Dialoges mit der Forschung, da sich die archivische Diskussion sehr speziell entwickelt habe. Quellenkritik und Quellenkunde seien stärker einzubinden, um bei Bewertungsfragen klären zu können, welche Teile der Überlieferung als historisch wertvoll zu erachten sind. Ein Problem einer intensiveren Kooperation mit den historischen Wissenschaften sei dabei der allgemeine Rückgang hilfswissenschaftlicher Seminare, was im Zuge der Neuorganisation der Studiengänge hin zum B.A./M.A.-System möglicherweise noch spürbarer werde. Es müsse aber darum gehen, die Interessen der Forschung zu kennen und zu erkennen, auch wenn diese häufig wechselten und nicht sämtliche Forscherfragen der Zukunft im Voraus erdacht und bei der Überlieferungsbildung berücksichtigt werden könnten – ein engagiertes Plädoyer für eine stärkere Diskussion zwischen Archiven der Forschung, sowie den Bibliotheken und Museen, darüber, was eine Gesellschaft von sich erinnert wissen will!