Das neue Themenheft der Lauenburgischen Heimat widmet sich der „Franzosenzeit“ im Herzogtum. – Einquartierungen, Kriegsabgaben, Sondersteuern, Rekrutierungen von jungen Männern, die bis nach Russland marschieren mussten – die Eroberungszüge Napoleons und deren Folgen warfen vor 200 Jahren auch über das Herzogtum Lauenburg einen tiefen Schatten. Zwischen 1810 und 1813 war das Gebiet ein Teil des französischen Kaiserreiches.
1803 begann die zehnjährige Besatzungszeit. Aus diesem Anlass hatte der Heimatbund und Geschichtsverein Herzogtum Lauenburg e.V. damit begonnen, die 200 Jahre zurückliegenden Ereignisse aufzuarbeiten. Einige der neueren Forschungsergebnisse wurden dann bei einem Seminar der Freien Lauenburgischen Akademie vorgestellt und diskutiert. Jetzt liegen die Arbeiten der Wissenschaftler und Heimatforscher zusammengefasst in Heft 165 der Lauenburgischen Heimat vor, das sich als Themenheft ganz auf die „Franzosenzeit“ konzentriert.
Berichtet wird über die damaligen Ereignisse in Geesthacht, Relikte der französischen Besatzungsszeit im Raum Ratzeburg, den Freiheitskampf gegen die Besatzer und eine Reihe anderer Aspekte. Auch ein Kapitel über den lauenburgischen Beitrag zur Versöhnung der beiden Völker, nämlich die kommunale Verbrüderungsarbeit, ist dabei.
Zu den Autoren des Heftes gehören Dr. Martin Kleinfeld vom Freilichtmuseum Kiekeberg, Kreisarchivarin Cordula Bornefeld, Dr. Helmut Stubbe da Luz von der Universität Hamburg, Heimatforscher Helmut Knust aus Geestacht und Archivar Dr. William Boehart aus Mölln.
Quelle: Kieler Nachrichten, 12.3.2004
Rumänien am Rande Europas
Das sich in seinem Selbstverständnis seit je stark auf Europa, und hier speziell Frankreich und den deutschsprachigen Kulturraum beziehende Rumänien wird, wenn am 1. Mai 2004 die EU-Osterweiterung in Kraft tritt, draussen bleiben. Doch Frustration und realer Abstand zu Europa sind gleichermaßen groß. – Von den Nöten der kontinentalen Randlage Rumäniens in Europa handelt ein Essay des im Banat geborenen Berliner Schriftstellers und Publizisten Richard Wagner in der NZZ.
Der Frankreich-Kult in Rumänien war stets einer der Eliten. Das Land aber, das aus historisch recht unterschiedlich gewachsenen Regionen besteht, blieb gleichermassen an den deutschen Kulturraum angebunden. Das Banat, Siebenbürgen und die Bukowina waren bis 1918 Teil des habsburgischen Reiches. Die Monarchie Altrumäniens stammte aus dem Haus Hohenzollern-Sigmaringen. Zahlreiche Akademiker haben an deutschen Universitäten studiert. Von Nae Ionescu, dem Ideologen der orthodoxen Rechten der dreissiger Jahre, bis zu dem Heideggerianer Constantin Noica, der in der Ceausescu-Zeit eine wichtige kulturelle Folie für den Nationalkommunismus lieferte, aber auch einen dezidiert europäischen Kulturbegriff zu verteidigen wusste.
Über die Doppelmonarchie und das Kaiserreich verliefen die Handelswege, zu ihnen bildeten sich Nachbarschaften. Während das Französische sich, aus der Ferne betrachtet, vorzüglich zum Träumen eignete, verlangte die deutsch geprägte Nachbarschaft nach einem Pragmatismus für den alltäglichen Umgang miteinander. Von Frankreich, in dem man den Garanten gegen die mitteleuropäische Übermacht sah, hat man, im Überschwang der Anlehnung, den Zentralismus der Verwaltung übernommen, den rumänische Regionalisten heute wieder bekämpfen.
Die rumänische Nation hat sich in einer Randlage gebildet. In ihrem Geschichtsverständnis begreifen sich die Rumänen als ein doppeltes Bollwerk Europas. Im Mittelalter gegen die Türken, als sie sich, im Unterschied zu Serben und Bulgaren, der Hohen Pforte gegenüber den Status von tributpflichtigen Fürstentümern bewahren konnten. Im 20. Jahrhundert gegen den Bolschewismus: Hier galt Rumänien als Teil des antisowjetischen cordon sanitaire, der den Kommunismus von Europa fernhalten sollte.
Der rumänische Nationalstolz positioniert sich auf einem europäischen Fundament, hat aber auch Abgrenzungsbedürfnisse. Der reale Abstand Rumäniens zu Europa an, drücke sich in vielerlei gesellschaftlichen Pittoresken aus, beispielsweise in der verblüffenden Untätigkeit der Behörde zur Aufarbeitung der Securitate-Akten, deren Archiv sich, man höre und staune, beim heutigen Geheimdienst befindet.
Die meisten Rumänen machen sich keine Illusionen über den Zustand, sie möchten ihm bloss eine bessere Verfassung geben, als Garantie gegen den Zerfall. Für sie ist die EU die Inhaberin der ultima ratio, an der man teilhaben will, deren Autoritätsanspruch man aber auch gerne mit Beschimpfungen beantwortet.
Quelle: NZZ, 12.3.2004
Opel hat eine neue Oldtimer-Werkstatt
Opel widmet sich stärker seiner Historie: Die werkseigenen Oldtimer haben einen neuen Platz gefunden und an der Konzeption für ein eigenes Museum wird schon gebastelt. Das Gebäude „K 6“, ehemals Bahnhof und bis zuletzt für Produktionszwecke genutzt, dient seit Jahresanfang als zentrale Oldtimer-Halle. Im Erdgeschoss stehen etwa 90, mit Tüchern zugedeckt, die zuvor über verschiedene Lager im Werk verteilt waren. Der älteste ist der Lutzmann von 1899, der jüngste ein Vectra-Sportwagen.
Eine kleine Werkstatt gibt es hier auch, mit vier Monteuren, natürlich alles auch privat Oldie-Fans. Der Vorarbeiter ist Albert Hagels, der sich schon seit 15 Jahren um Opels alte Autos kümmert. Zur Zeit stehen ein Olympia 52 und ein Manta 400 zur Aufbereitung auf den Hebebühnen. Ein spezielles Ersatzteillager ist auch schon im Aufbau. Es ist gar nicht so leicht, die benötigten Teile zum Restaurieren und Reparieren der Oldtimer immer aufzutreiben. Aber es gibt auch Unterstützung: Zum Beispiel von Werksangehörigen, die Teile vorbei bringen. Oder von Opels Werkstätten, die benötigte Bleche nachbauen. So hat man schon ein logistisches Netzwerk geschaffen.
Bei rund 40 Veranstaltungen und Ausstellungen will Opel in diesem Jahr mit Oldtimern auftreten, erklärte Heinz Zettl gestern. Opels Veranstaltungsmanager – offizieller Titel: Leiter institutionelle Aktivitäten – ist auch für Historie und Archive zuständig. Er besitzt auch persönlich vier Oldtimer, aus den Jahren 1951 bis 1966. Und er freut sich darüber, dass die Historie im Unternehmen „immer höheren Stellenwert bekommt“. Das liegt wohl auch an Vorstandschef Carl-Peter Forster, der Oldie-Fan und schon bei Rallyes mitgefahren ist.
Aber auch bei Veranstaltungen im eigenen Haus sollen die betagten Gefährte verstärkt eingesetzt werden: Derzeit ist eine Ausstellung bei „Opel Live“, die die Vorläufer des Astra zeigt. Und im Ausstellungsraum in der City heißt das Motto „Zeichen der Zeit“. Auch hier stehen Wagen, die in der neuen Oldtimer-Werkstatt herausgeputzt worden sind.
Generell ist man gut bestückt und die meisten Wagen sind gut in Schuss, sagt Zettl. Man ist aber auch immer noch auf der Suche: Vor allem aus den 70er Jahren würde man noch einige Modelle gerne ankaufen. Es finden sich auch Fahrzeuge hier, die gar nicht fahren können: Studien von Messen, die gezeigt, aber nicht verwirklicht wurden. Die 2000 Quadratmeter mit den 90 Wagen reichen übrigens nicht aus: Im Keller stehen weitere 70, aus den 50er und 60er Jahren. Und es gibt zwei weitere Lager.
Eine besondere Bedeutung soll die neue Oldtimer-Halle von Opel demnächst dadurch erfahren, dass sie auch in die Werksführungen einbezogen wird, für diejenigen, die sich für die alten Autos interessieren.
Außerdem wird schon eine Konzeption für ein Opel-Museum erstellt, das sich dann wohl vorne im Altwerksbereich finden wird. „Da wird kräftig daran gearbeitet“, sagt Zettl und ist guter Hoffnung, dass eine Realisierung bald möglich ist.
Quelle: Ralf Schuster, Main-Spitze, 12.3.2004
Zusatzschilder geben Auskunft über bekannte Lüner Persönlichkeiten
Kennen Sie Heinrich Otto Gresch? Dr. Alma Langenbach? Pfarrer Nigge? Drei der bekannten Lüner nach denen hiesige Straßen benannt sind. Wofür sie berühmt waren, sollen die Lüner Ende des Monats erfahren, wenn das Stadtarchiv die zusätzlichen Infoschilder übergibt. Die Idee, den Straßenschildern Erklärungen zum Namensgeber zuzufügen, stammt vom Förderverein für Kunst und Kultur, dessen Vorsitzender Stadtarchivar Fredy Niklowitz bis vor kurzem war.
Für 64 Straßenschilder, unter anderem die von Gresch, Langenbach und Nigge, hat der Verein schon Sponsoren gefunden. 100 Euro kostet die Zusatztafel, die unter dem jeweiligen Straßenschild das Geburts- und Sterbedatum und die herausragende Leistung des Namensgebers erklärt.
„Unser Ziel ist es, alle nach Lüner Persönlichkeiten benannten Straßen zu beschildern“, erklärt Stadtarchivar Fredy Niklowitz. Um dieses Ziel zu erreichen, fehlen noch 13 Schilder für folgende Straßen: Schulz-Gahmen-Straße, August-Wegmann-Straße, Wilhelm-Meier-Straße, Dr.-Hans-Greef-Straße, Friedrich-Surmann-Straße, Hans-Herwig-Straße, Dr.-Lappe-Weg, Bernhard-Falk-Straße, Alfred-Seepe-Straße, Werner-Warsinsky-Weg und die Dr.-Flumen-Straße. Wer die Schilderpatenschaft für einen der berühmten Herren übernehmen möchte, kann sich im Stadtarchiv melden.
Kontakt:
Stadtarchiv Lünen
Willy-Brandt-Platz 1
44532 Lünen
Tel.: (02306) 104 – 1526
Fax: (02306) 104 – 1460
Fredy.Niklowitz.85@luenen.de
Quelle: WAZ Lünen, 10.03.2004
Stadtmuseum Wiesbaden im Jahr 2008?
Kulturdezernentin Rita Thies, die bei der ersten Hauptversammlung des Fördervereins Stadtmuseum über den Sachstand des Projekts Stadtmuseum berichtete, ist guter Dinge. Die mit Vertretern aller Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung besetzte Steuerungsgruppe hat das vom wissenschaftlichen Beirat entwickelte Konzept inzwischen genehmigt. Im Projektbüro Stadtmuseum zeigte sich Thies zuversichtlich, dass die Stadtverordneten das Konzept im April verabschieden, „wir 2004/5 mit der Planung durchkommen, 2006/7 bauen und das Museum 2008 eröffnen“.
Gerade in Zeiten der Globalisierung brauchten die Wiesbadener ein solches Haus zur „Selbstwahrnehmung, -vergewisserung, Positionsbestimmung im Spiegel der Geschichte“ und damit zur Sinnstiftung für alle Altersstufen. Ein Stadtmuseum zeige Erklärungszusammenhänge auf und schärfe den Blick für Veränderungen, sagte Thies in ihrem Vortrag. Das sei für jede deutsche Stadt wichtig, da die gebrochene historische Identität die Positionssuche erschwere.
Parallel zu Wechselausstellungen zeige die Dauerausstellung in drei Abteilungen die Stadtentwicklung von den naturräumlichen Gegebenheiten bis heute. Hauptakzente lägen dabei auf dem Bade- und Kurwesen und der politischen Geschichte Wiesbadens. An Beispielen der mehrere Hunderttausend Stücke umfassenden, bislang im Landesmuseum eingelagerten Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA), die die Stadt zurückerhalten soll, werde erläutert, nach welchem System man im 19. Jahrhundert sammelte. Thies versicherte: „Die Sammlung wird nicht zerrupft“. Man wolle nur Teile davon an andere Museen verleihen.
Problematisch sei, einen aussagekräftigen Fundus vor und nach der Nassauer Zeit (1806 bis 1866) zusammenzutragen. Außer Steinzeitzeugen wären kaum Dokumente erhalten, sagte die Kulturdezernentin. „Eine Bilddokumentation der Stadt gab es nie, wir versuchen zurzeit, sie über Pressearchive aufzubauen.“ Das Stadtarchiv rette alle Dokumente, „die noch zu retten sind“. Bärbel Maul, die mit Bernd Blisch im Projektbüro den Sammlungsaufbau betreut, ergänzte: „Die größten Lücken bestehen im 20. Jahrhundert.“ Deshalb starte jetzt ein Sammelaufruf an die Bürger. Rita Thies setzt auch beim Museumsbetrieb auf ehrenamtliche Helfer. Das Stadtmuseum sei ein „Forum bürgerlichen Engagements“, erinnerte sie. Die Wiesbadener selbst könnten nicht nur Aufsicht führen, sondern auch „qualitativ gute Führungen gewährleisten“ und verstärkt Ankäufe finanzieren.
Kontakt:
Förderverein Stadtmuseum Wiesbaden e.V.
Idsteiner Strasse 20
65193 Wiesbaden
Fax 0611-7888854
Tel. 0611-714061
Tel. 0611-52 18 18
info@stadtmuseum-wiesbaden.de
www.stadtmuseum-wiesbaden.de
Quelle: Wiesbadener Kurier, 11.3.2004
Kulturhistorischer Verein Feldmoching sucht Räume
Die Zukunft der Geschichte Feldmochings liegt derzeit in den Händen der Stadt. Der „Kulturhistorische Verein Feldmoching auf dem Gfild“ sucht seit Jahren nach geeigneten Räumen für sein Archiv. Jetzt würde sich eine gute Chance ergeben: Die Bezirksinspektion soll noch in diesem Jahr schließen. Der Verein könnte sich die Räume gut als Archiv vorstellen. Denn auch die Geschichte des Gebäudes würde passen. Das Haus war vor der Eingemeindung des damals eigenständigen Dorfes Feldmoching im Jahre 1938 das Gemeindehaus.
Bis jetzt lagern die vereinseigenen historischen Unterlagen in einem angemieteten Keller. Auf nur 22 Quadratmetern stapelt sich wertvolles historisches Material. „Wir mauern uns systematisch ein. Neuzugänge werden vor die Bestände gepackt, eine Ordnung ist nicht möglich“, klagt der Vereinsvorsitzende Helmut Kessler: Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des ehemaligen Dorfes anhand alter Fotos und Urkunden zu dokumentieren und der Öffentlichkeit durch Ausstellungen zugänglich zu machen. Das ganze Gemeindehaus will Kessler gar nicht. In einem Schreiben an dem Bezirksausschuss wünscht er sich lediglich zwei Zimmer. Eines für das Archiv und eines zum Arbeiten. Hier könnten dann auch die Ausstellungen vorbereitet werden. Die Lokalpolitiker sind von dieser Idee sehr angetan und wollen nun die Stadt auffordern, die frei werdenden Räume dem Verein zu überlassen.
Kontakt:
Kulturhistorischer Verein Feldmoching auf dem Gfild e.V.
Feldmochingerstr.393
80995 München
Tel.: 089/3147575
http://www.kvf.de.vu/
Quelle: Merkur Online, 11.3.2004
Ausstellung „Alkohol – Sünde oder Sucht“
Die historische Ausstellung „Alkohol – Sünde oder Sucht. Enthaltsamkeit, Trinkerfürsorge und Suchtberatung in Kirche und Diakonie“ des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen, des Hauptarchivs und der Historischen Sammlung der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel und des Archivs des Evangelischen Johanneswerks e.V. wird – im Rahmen des Themenjahrs „Mahlzeit!“ – am 26. März im Historischen Museum Steinhagen eröffnet.
Der Kampf gegen die Trunksucht und den „Teufel Alkohol“ hat eine lange evangelische Tradition von den ersten Mäßigkeits- und Enthaltsamkeitsvereinen bis hin zu der Trinkerfürsorge, den Suchtberatungsstellen und Fachkliniken der Inneren Mission und der Diakonie. Die Ausstellung geht auf die unterschiedlichen Strategien der „Antialkoholiker“ (Mäßigkeit oder Enthaltsamkeit) ebenso ein wie auf die Sicht des Alkoholismus als Sünde (Pfarrer) oder Krankheit (Arzt). Zur Ausstellung ist ein Begleitband im Verlag für Regionalgeschichte erschienen.
Info:
Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 26. März 2004, um 17.00 Uhr
im Historischen Museum Steinhagen, Kirchplatz 26, 33803 Steinhagen
Programm:
- Eröffnung und Begrüßung: Prof. Dr. Bernd Hey, Landeskirchliches Archiv Bielefeld/Historisches Museum Steinhagen
Grußworte:
- Landeskirchenrat Dr. Rainer Dinger, Evangelische Kirche von Westfalen
- Pastor Friedrich Schophaus, Vorsitzender der v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel
- Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorstandsvorsitzender des Ev. Johanneswerks e.V. Bielefeld
Rundgang durch die Ausstellung mit Matthias Rickling (Landeskirchliches Archiv), Kerstin Stockhecke, M.A. (Hauptarchiv und Historische Sammlung Bethel) und Bärbel Thau, M.A. (Archiv des Ev. Johanneswerks e.V.).
Ausstellungsort:
Historisches Museum Steinhagen
Kirchplatz 26
33803 Steinhagen
Marienthaler Psalter soll als Kunstband erstmals an die Öffentlichkeit
Die Klosterbibliothek der Zisterzienserinnen im Stift St. Marienthal ist ein Tresor mit Reichtümern des geschriebenen Wortes. Unter den Zeugnissen alter Buchdruckkunst lagern hier Werke, die reichlich zwei Jahrhunderte vor der Erfindung der beweglichen Lettern entstanden sind. Zu denen zählt auch der Marienthaler Psalter.
Zwei Messingschnallen halten die 190 Seiten Pergament unter dem Leder des Einbandes verschlossen. Wenigstens drei Leute, vermutet die Priorin Schwester Hildegard Zeletzki, müssen am Entstehen beteiligt gewesen sein. Denn es galt nicht nur die lateinischen Buchstaben der einzelnen Psalme handschriftlich auf das reichlich A5-formatige Pergament zu bringen. Insgesamt 32 farbige Darstellungen gibt es dazwischen. Darunter sieben ganzseitige Miniaturen. Den Psalter selbst einmal in den Händen zu halten, war auch im Leben von Schwester Hildegard ein bedeutsamer Moment. „Da war ich schon lange im Kloster“, erinnert sie sich, „ehe ich ihn einmal anfassen durfte“. Die einzigartige Prachthandschrift zählt zu den geistlichen Bausteinen des Ostritzer Klosters, das um 1230 entstand und damit gleichzeitig in die Gründungszeit der Marienthaler Zisterzienserinnenabtei fällt.
Im Bamberger Raum, berichtet die Priorin über jüngste Forschungsergebnisse, soll das Buch entstanden sein. Von dort stamme auch die Klostergründerin. Ob sie das Werk hierher mitbrachte, wird vielleicht einmal belegbar sein. Bisher könnten 60 bis 80 Seiten über die Geschichte des Psalters Auskunft geben, verrät Schwester Hildegard konkrete Planungen für eine Art Kunstband. „Das liegt uns schon sehr am Herzen.“ Ausschließlich die farbigen 32 Abbildungen des Marienthaler Psalters soll er in hoher Qualität wiedergeben. Denn ein wesentlich aufwendigerer Nachdruck als so genanntes „Faksimile“ ließ sich schon zu DDR-Zeiten finanziell nicht realisieren. Zum Glück hatte schon Mitte der 80er Jahre ein noch heute bestehender katholischer Verlag die Bildnisse des echten Psalters auf Dias gebracht. Ein Buchdruck kam aber nicht zu Stande. Gegenwärtig lehnt die Verlags-Chefetage einen Kunstband über den Marienthaler Psalter ab. „Wir suchen jetzt einen Verlag, der das übernimmt“, sagt Schwester Hildegard. Dabei lässt sie die Druckkosten zunächst mal ganz außer Acht. Denn stolze 3.000 Euro kostet allein der Rückkauf der Dias. Aus veröffentlichungsrechtlichen Gründen kommt man um die Bezahlung nicht herum. Der „Freundeskreis der Abtei St. Marienthal e. V.“, der das Kloster unterstützt, startete deshalb einen Spendenaufruf. Schwester Hildegard hofft auf das Gelingen des zweiten Versuches zur Veröffentlichung des Psalters. „Er“, unterstreicht die Priorin, „ist eine der wenigen Prachthandschriften auf deutschem Gebiet, die noch nicht veröffentlicht wurden“.
Info:
Spendenkonto des „Freundeskreises der Abtei St. Marienthal e. V.“: LIGA Spar- und Kreditgenossenschaft, Filiale Dresden, BLZ 75 090 300, Konto 8298291332
Kontakt:
Zisterzienserinnenabtei Klosterstift St. Marienthal
St. Marienthal 1
02899 Ostritz
Telefon: (03 58 23) 7 73 00
Fax: (03 58 23) 7 73 01
kloster-marienthal@t-online.de
Quelle: sz-online, 9.3.2004
Archiv-Nachrichten Niedersachsen 7/2003
Die von der Arbeitsgemeinschaft niedersächsischer Kommunalarchivare e.V. (ANKA) und der niedersächsischen Archivverwaltung herausgegebene Zeitschrift „Archiv-Nachrichten Niedersachsen. Mitteilungen aus niedersächsischen Archiven ist mit ihrem Heft 7/2003 erschienen.
Inhalt:
ANKA-Tagung 2003: Bedrohte Erinnerungen. Kommunalarchive und die Sicherung des historischen Erbes
- Manfred Anders: Erhaltung von historischem Bibliotheks- und Archivgut (S.9)
- Claus Ahrens: Oldenburg – Ein Gang durch die Stadtgeschichte (S.15)
- Ludwig Remling: Familienforscher im Kommunalarchiv (S.27)
- Ulf Bollmann: Genealogie und wissenschaftliche Prosopographie (S.31)
- Michael Schuetz: Die ANKA und die Ausbildung „Fachangestellte/r fuer Medien- und Informationsdienste“ (S.37)
- Rickmer Kießling: Anforderungen an Archivbauten: Raumbedarf, Bautechnik, Klima, Ausstattung (S.42)
- Birgit Geller: Notfallvorsorge im Archiv: Von der Risikoanalyse zum Notfallplan (S.54)
- Carl-Hans Hauptmeyer: Gemeindeschriftgut als Quelle der Landes- und Regionalgeschichte (S.66)
- Dagmar Kleineke: Aufgaben und Arbeiten der Ortsheimatpfleger im Landkreis Goettingen (S.72)
- Michael Schuetz: Entfremdung von Archivalien – Zwei Beispiele aus der Praxis (S.75)
Aus der Arbeit der Archive
- Hans-Martin Arnoldt: Digitale Karten – Herausforderung fuer die Archive? Sachstandsbericht zu neuen Formen der kartographischen Ueberlieferung (S.81)
- Karljosef Kreter: Kalliope meets Mommsen – Autograph trifft Nachlass: Annaeherungen zwischen Nachlassbestaenden und Autographensammlungen (S.89)
- Christian Hoffmann: Die Erschließung der Wasserbaubestaende im Staatsarchiv Stade. Teil 1: Die Akten der Wasserbauspezialbehoerden (S.99)
- Helmut Jaeger: Registratur und Archiv in der Zentralverwaltung des Bistums Osnabrueck oder Ein gespanntes Verhaeltnis wird „abgewickelt“ (S.107)
Aktuell und interessant
- Online-Findbuch zum Nachlass Elisabeth Selbert im Archiv der deutschen Frauenbewegung (S.111)
- Die Arbeitsgemeinschaften der Kommunalarchive in Nordrhein-Westfalen (S.114)
- Die Flaechengroeße der niedersaechsischen Territorien in der Fruehen Neuzeit (S.116)
- Neue Wege der Kommunikation: Die Mailing-Liste „GESCH-NDS-INFO“ (S.119)
Nachlese(n):
- Bernd Huettner, Archive von unten. Bibliotheken und Archive der neuen sozialen Bewegungen und ihre Bestaende (S.120)
- Rainer Poeppinghege, Die Wiederentdeckung einer historischen Kategorie. Zur neueren biografischen Familienforschung (S.123)
- Leser fragen – wir antworten (S.124)
ANKA-Angelegenheiten
- [BKK-Gutachten] Archivierung und Nutzung digitaler Unterlagen in Kommunalarchiven (S. 126)
- Aus der Mitgliederversammlung der ANKA e.V. (S.132)
- Vorschau auf die Mitgliederversammlung 2004 (S.133)
- Regionalgruppen und ANKA-Arbeitsgruppen (S.134)
- 2004 tagt die ANKA in Diepholz: Ein kurzes Stadtportraet (S.139)
- Programm der 42. Arbeitstagung der ANKA e.V. [19.-21.4.2004] (S.140)
BEKANNTMACHUNGEN UND TERMINE (S.142)
DAS LETZTE ZUM SCHLUSS
Vorsicht: Diensteifer kann archivarischer Freiheit schaden (S.146)
Info:
Archiv-Nachrichten Niedersachsen. Mitteilungen aus niedersächsischen Archiven. Göttingen
Bezugsadresse:
ANKA e.V. c/o Stadtarchiv Göttingen
Hiroshimaplatz 4
37083 Göttingen
Tel. 0551/400-3121
Fax 0551/400-2764
e.Boehme@goettingen.de
Homepage: http://www.nananet.de/institut/stadtarchiv/ANKA/index.htm
Programm 64. Südwestdeutscher Archivtag im Juni 2004
Der 64. Südwestdeutsche Archivtag findet vom 18. bis 20. Juni 2004 in Weingarten (Oberschwaben) statt. Das Rahmenthema der Veranstaltung lautet „Historische Bildungsarbeit. Kompass für Archive?“
Programm:
Freitag, 18. Juni 2004:
- 14.00 Uhr: Arbeitssitzung Arbeitkreis Archivpädagogik im VdA
- 15.00 Uhr: Führung „Die Basilika und die Klostergebäude auf dem Martinsberg“; Treffpunkt: Vorplatz Basilika
- 17.00 Uhr: Triariersitzung
- 20.15 Uhr: Vortrag zur Stadtgeschichte: „1200 Jahre Heilig-Blut-Tradition“, Prof. Dr. Norbert Kruse, Kornhaus
Samstag, 19. Juni 2004
- 9.00 Uhr: Eröffnung des 64. Südwestdeutschen Archivtages durch den Tagungspräsidenten Oberarchivrat Dr. Clemens Rehm, Generallandesarchiv Karlsruhe
- Grußworte
- 9.30 Uhr: Archiv und Stadtgeschichtsforschung. Anmerkungen eines historischen Dienstleisters, Dr. Uwe Schmidt, Selbständiger Historiker, Ulm
- 10.00 Uhr: Mit den Augen der anderen sehen. Vom pädagogischen Umgang mit Archivalien, Dr. Gabriele Stüber, Zentralarchiv der Evang. kirche der Pfalz, Speyer
- 10.30 Uhr: Kaffeepause
- 11.00 Uhr: Geschichtswettbewerbe als Herausforderung und Chance für Archive, Roswitha Link, Stadtarchiv Münster
- 11.30 Uhr: Historische Vereine zwischen traditionellem Ehrenamt und bürgerschaftlichem Engagement, Dr. Wolfgang M. Gall, Stadtarchiv Offenburg, Präsident des Historischen Vereins Mittelbaden
- 12.15 Uhr: Mittagspause
- 14.00 Uhr: Ad fontes: Eine Einführung in den Umgang mit Quellen im Archiv, Andreas Kränzle/Stefan Kwasnitza, Universität Zürich
- 14.45 Uhr: Das Projekt ‚Archiv und Schule’ in Bayern, Dr. Michael Stephan, StA München
- 15.15 Uhr: Kaffeepause
- 15.45 Uhr: Für Wissenschaft und Kulturtourismus: Internetpräsentation „Klöster in Baden-Württemberg“ als Baustein eines landeskundlichen Informationssystems, Dr. Wolfgang Zimmermann, Landesarchivdirektion Baden-Württemberg
- 16.15 Uhr: Zur Systematik der Öffentlichkeitsarbeit in Archiven, Ursula Meier, Archiv für Zeitgeschichte, Zürich
- 16.45 Uhr: Abschlussdebatte
Kontakt:
Dr. Kurt Hochstuhl
Geschäftsführender Präsident
Staatsarchiv Freiburg
Colombistr. 4
79098 Freiburg
0761/3806011
http://www.lad-bw.de/staf
