Zeitz. 36 Seiten umfasst der „Bericht über die Durchführung einer Organisationsuntersuchung in der Stadtverwaltung Zeitz“ der zuständigen Arbeitsgruppe des Burgenlandkreises allein für das Hauptamt / Sachgebiet Wohnen und Wohngeld sowie Stadtarchiv und Versicherungen, für das Hoch- und Tiefbauamt und zur Schreibkraft des Personalrates.
Diesen Teil stellte der Dezernent der Kreisverwaltung und Chef der Kommunalaufsicht nun den Stadträten im Hauptausschuss vor. Seine Ausführungen machten deutlich, wo wie viel Personal eingespart werden kann. Allerdings, betonte der Dezernent, unter Berücksichtigung der weiteren Übernahme von freiwilligen Aufgaben, sofern solche in einem Bereich anfallen.
Für das Archiv beträgt die rechnerische Empfehlung der Arbeitsgruppe zur Stellenbemessung 4,81. Besetzt ist das Archiv mit 4,9. Sollte man sich entschließen, keine freiwilligen Aufgaben – wie etwa Ausstellungsgestaltung, Betreuung von Praktikanten, Betreuung wissenschaftlicher Arbeiten etc. – mehr auszuführen, würden noch einmal 0,47 Stellen eingespart.
Kontakt:
Stadtarchiv Zeitz
Schloss Moritzburg
Schlossstraße 6
06712 Zeitz
Postfach 1420
06694 Zeitz
Telefon (0 34 41) 21 20 54
Telefax (0 34 41) 21 40 40
E-Mail: stadtarchiv@zeitz.de
http://www.stadtarchiv.zeitz.de/
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, 15.2.2004
Stadtarchiv Wiesbaden stolz auf 2.000 Meter geordnetes Material
Der Dreißigjährige Krieg, einer der verheerendsten in der europäischen Geschichte, hat auch Wiesbaden schwer gebeutelt. Die Stadt hat Teile ihres Gedächtnissen lassen müssen: Das Archiv wurde geplündert – wie die Mitglieder und Freunde des Fördervereins Stadtmuseum erfuhren, die dem Stadtarchiv einen Besuch abstatteten.
Ein wichtiges Dokument aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg ist noch vorhanden: Die Urkunde, mit der 1351 Sonnenberg die Stadtrechte verliehen wurden. Ein großer Verlust ist der Stadtplan von 1547, unwiederbringlich dahin. Schließlich kamen auch 1717 viele Dokumente abhanden. In diesem Jahr packte die Wiesbadener die große Aufräumwut, vermeintlich Wertloses wurde in großen Mengen weggeworfen. So die Historikerin Dr. Brigitte Streich, Leiter des Stadtarchivs. Die Chancen, der dokumentarischen Wahrheit auf die Spur zu kommen, sanken auch in Zeiten, in denen manche Rathaus-Öfen mit alten Akten geheizt wurden.
Nach dem Uhrturm war das alte Rathaus lange Aufbewahrungsort für Karten, Pläne, Plakate, Karteien und Verzeichnisse aller Art, die Auskunft über das alltägliche Leben geben. Mit jedem Archiv-Umzug verschwand Archivgut. Es gab auch Zeiten, in denen nicht allzu viel aufzubewahren war. So kommt es, dass zahlreiche Städte von der Größe Wiesbadens stattlichere Archive besitzen. Immerhin kann das Wiesbadener Stadtarchiv heute auf 2.000 Meter benutzbares Schriftgut stolz sein, wohl geordnet und Blatt für Blatt leicht auffindbar. Aber etwa die gleiche Menge Material wartet darauf, dass sich jemand ihrer annimmt. Den insgesamt neun Stadtarchiv-Mitarbeitern stehen ehrenamtliche Helfer zur Seite. Dr. Streich ist aber auch dankbar, wenn Praktikanten der Universität Mainz mit anfassen. Gelegentlich ist auch Geld für kleinere Werkverträge übrig.
Eingeteilt wird in die Zeit bis 1866 – also den Beginn preußischer Zeit – es folgen Kaiserreich, Erster Weltkrieg, Weimar und die NS-Zeit bis 1945, der Rest rangiert unter „moderne Zeit“. Die NS-Zeit ist nicht besonders gut dokumentiert, berichtet die Leiterin des Stadtarchivs. Bevor die Amerikaner im März 1945 in Wiesbaden einmarschierten, hatte sich Bürgermeister Felix Piékarski aus dem Staub gemacht. Er nahm lastwagenweise Akten mit, die er vernichten ließ.
Die Akten, die in der „modernen Zeit“ in den Ämtern der Stadtverwaltung erzeugt werden, landen im Stadtarchiv. Wenn es um die der Bauverwaltung oder des Friedhofsamts geht, werden sie sorgfältig aufbewahrt, so wie es das Hessische Archivgesetz aus dem Jahr 1989 vorschreibt. Insgesamt 30 Ämter liefern zu. „Unser größter Kunde ist das Sozialamt,“ so Dr. Streich. Mit den Produkten dieses Amts geht man in besonderer Weise um: „Wir übernehmen nur den Buchstaben `M` – weil die Akten so gleichförmig sind.“
Ein digitales Multi-Media-Archiv baut gerade Dr. Thomas Weichel auf, Historiker und ständiger Mitarbeiter des Stadtarchivs. Zu seinem Schätzen gehören Ausschnitte aus Streifen des Filmpioniers Edy Dengel, die ersten Mainzelmännchen, die aus Wiesbaden kamen, oder bewegte Bilder von Schlittschuhlaufenden auf dem zugefrorenen Rhein. Weichel, der oft Bilder in Kisten und Kartons angeliefert bekommt, bereitet die Bildsammlung auf. Sein Ziel ist es, die wichtigsten Archivmaterialien (Manuskripte, Briefe und ganz besonders Fotos) in digitalisierter Form zu speichern und zu verwalten. Es geht also einerseits um Sicherung und Erhalt, andererseits darum, Archivmaterial allen Interessierten zur Verfügung zu stellen: das sind Architekten, Denkmalpfleger oder Heimatforscher ebenso wie etwa die Mitarbeiter der Medien, die häufig über das Internet bedient werden.
Oft ist das Scannen der alten Fotos die geringste Arbeit. Weichel beschreibt am Beispiel einer alten Fotografie, die den Platz zwischen den Nassauer Hof und dem alten Vier-Jahreszeiten-Gebäude zeigt, dass die ursprüngliche Datierung falsch war. Auf dem Foto ist auch eine Pferdebahn zu sehen, die erst 1875 eingeweiht wurde. Aus dem Jahr 1872, als die Pferdebahn noch heftig im Stadtparlament diskutiert wurde, konnte die frühe Ablichtung also nicht stammen. Alle Bildtexte werden übrigens so eingegeben, dass sie untrennbar mit dem digitalisierten Bild verbunden sind.
Die vielen dekorativen Stücke des Stadtarchivs werden schon mal im Original ausgeliehen, sofern das ihren Erhaltungszustand nicht gefährdet. So besorgte sich das Projektbüro Stadtmuseum hier Exponate für die Ausstellung über die 1950er Jahre und eine preußische Akte, die während der Bauzeit des Museums angelegt wurde, tat gute Dienste, als es jetzt um den Umbau ging.
Kontakt:
Stadtarchiv Wiesbaden
Im Rad 20
Postleitzahl/Ort: 65197 Wiesbaden
Telefon: 0611 / 31-3329, 31-3747, 31-5429
Fax: 0611 / 31-3977
E-Mail: stadtarchiv@wiesbaden.de
Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 14.2.2004
Geschichte der Aufhebung der Geheimhaltung der sowjetischen Parteiarchive
Der Internet-Zeitung „Russland.RU“ liefert Michail Prosumenschtschikow, stellvertretender Direktor des Russischen Staatlichen Archivs der Geschichte der Neuzeit, einen Beitrag zur Geschichte der Aufhebung der Geheimhaltung der sowjetischen Parteiarchive.
In den Jahren der Sowjetmacht vereinigte die höchste Führung der kommunistischen Partei die Funktionen der Partei- und der Staatsführung in sich. Im ZK der KPdSU wurden praktisch alle Fragen entschieden: Angefangen von Problemen der Weltraumforschung, der Verteidigung und der Staatssicherheit bis hin zu der Herausgabe von Lehrbüchern und der Anfertigung von Souvenirs. Jedes Dokument des ZK wurde damals, unabhängig von seiner Bedeutung, mit verschiedenen Geheimhaltungsvermerken versehen. Die Dokumente der Abteilungen, Kommissionen und des Büros des ZK der KPdSU trugen in der Regel den Vermerk „geheim“, selten „streng geheim“. Die Unterlagen des Sekretariats und erst recht des Politbüros des ZK der KPdSU waren schon durchweg streng geheime Dokumente. Die wichtigsten Dokumente erhielten den höchsten Geheimhaltungsgrad und wurden in der so genannten „besonderen Aktenmappe“ aufbewahrt.
1991 erhob die Öffentlichkeit die Forderung, die Parteigeheimnisse zu lüften. Es stellte sich aber heraus, dass mehr als 95 Prozent der im Russischen Staatlichen Archiv für die Geschichte der Neuzeit (russische Abkürzung: RGANI) zusammengetragenen Dokumente sich in geheimer Aufbewahrung befinden.
Das RGANI hatte aber weder einen Bestandsbildner noch einen Rechtsnachfolger. Der erstere fehlte, weil die KPdSU aufgelöst worden war, der letztere, weil keine der kommunistischen Parteien, die sich heute in Russland betätigen, eine offizielle Rechtsnachfolgerin der KPdSU ist. Das RGANI erhielt aber nicht das Recht, den Vermerk „Geheim“ aufzuheben. Auf diese Weise entstand ein ernsthaftes Problem: Durch wen und wie konnte die Geheimhaltung der Archivdokumente aufgehoben werden. Und es bedurfte einer sofortigen Lösung.
In den Jahren 1992/93 galt bei der Aufhebung der Geheimhaltung von Archivdokumenten das Prinzip der „revolutionären Zweckmäßigkeit“, was bedeutete, dass die Dokumente oft spontan publik gemacht worden waren.
1992 verfasste Rudolf Pichoja, damaliger Chef des Föderalen Archivdienstes, eine provisorische Anweisung, die es den ehemaligen Parteiarchiven erlaubte, Dokumente verschiedener Abteilungen des ZK, die mit Geheimhaltungsvermerken versehen worden waren, zu verleihen. Gerade damals, während der Verhandlung des „Falls KPdSU“ im Verfassungsgericht der Russischen Föderation, wurde eine Menge von Dokumenten aus den Parteiarchiven, den Archiven des Komitees für Staatssicherheit, des Außenministeriums und des Verteidigungsministeriums publik gemacht.
Das Hauptmassiv der Archivdokumentation des RGANI bilden Dokumente, die nach 1952 geschaffen worden sind, ein Teil der Staatsgeheimnisse, die sie enthalten, ist auch heute noch aktuell. Darum löste der massenhafte und schlecht lenkbare Prozess der Aufhebung der Geheimhaltung der Dokumente in einer Reihe von Ländern eine negative Reaktion aus und schuf Probleme für die außenpolitische Tätigkeit des neuen Russland.
1993 nahm die Führung des Landes zwei neue Gesetze an: „Über die Archive und den Archivbestand der Russischen Föderation“ und „Über das Staatsgeheimnis“, die den Prozess der Aufhebung der Geheimhaltung von Archivdokumenten regelten. 1994 setzte der Präsident Russlands Boris Jelzin eine Sonderkommission zur Aufhebung der Geheimhaltung der ehemaligen Parteidokumente ein, zu der Vertreter verschiedener Ministerien, Wissenschaftler, Archivare und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gehörten.
Es entstand aber ein Problem mit jenen Dokumenten, die früher in Übereinstimmung mit der Anweisung von Rudolf Pichoj, Chef des Föderalen Archivdienstes, publik gemacht worden waren. Ensprechend den neuen Gesetzen mussten alle diese Dokumente, selbst wenn sie bereits an die Öffentlichkeit gelangt waren, dem offiziellen Verfahren der Aufhebung der Geheimhaltung unterzogen werden. Viele davon erhielten damals erneut den Vermerk „geheim“. Die Kommission kann es sich aber als ein unstrittiges Verdienst anrechnen, dass sie die Geheimhaltung von mehreren Tausend Aktenmappen sowohl aus dem RGANI als auch aus anderen Archiven aufgehoben hat.
Am 11. Juli 1997 versammelte sich die Kommission zu einer ordentlichen Sitzung, der es, wie sich später herausstellte, beschieden war, zur letzten zu werden. Seit diesem Tag begann für die Archive die dritte Periode der Aufhebung der Geheimhaltung von Dokumenten, die sich heute nicht anders als „bürokratische Spiele“ bezeichnen lässt.
Im Laufe von nahezu fünf Jahren konnten die Beamten verschiedener Ämter nicht die Frage lösen: Durch wen, wie und wann wird die Geheimhaltung der ehemaligen Parteidokumente aufgehoben und ob das überhaupt in der nächsten Zukunft getan werde. In diesem ganzen Zeitraum ist es dem Archiv lediglich gelungen, in der Zwischenamtlichen Kommission zum Schutz des Staatsgeheimnises die Aufhebung der Geheimhaltung von einigen Hundert Dokumenten durchzusetzen. Für das Archiv, das Hunderttausende Aktenmappen zählt, ist das wie ein Tropfen auf einen heißen Stein.
Am 2. Juni 2001 schien es gelungen zu sein, das Problem über den toten Punkt hinweg zu bringen. Der Präsident der Russischen Föderation Wladimir Putin unterzeichnete den Erlass Nr. 627, laut dem die frühere Kommission zur Aufhebung der Geheimhaltung von Dokumenten der KPdSU aufgelöst und alle ihre Funktionen auf die Zwischenamtliche Kommission zum Schutz des Staatsgeheimnisses übertragen worden waren. Der Präsident erteilte der Zwischenamtlichen Kommission den Auftrag, im Laufe von zwei Monaten das Verfahren zur Aufhebung der Geheimhaltung ehemaliger Parteidokumente festzusetzen.
Die Kommission hat aber seit Januar 2002 bis heute nicht das Hauptnormativdokument bestätigt, das das Verfahren zur Aufhebung der Geheimhaltung und der Verlängerung der Fristen der Geheimhaltung der Archivdokumente regelt. Negativ wirkt sich auf den Prozess der Aufhebung der Geheimhaltung der ehemaligen Parteidokumente auch die Unvollkommenheit der Normativbasis aus. Die Experten geben oft subjektive und nicht immer begründete Gutachten ab, mitunter auch Formulierungen, die von der russischen Gesetzgebung nicht vorgesehen sind.
Das langsame Tempo der Aufhebung der Geheimhaltung der Dokumente erklärt sich auch noch dadurch, dass Vertreter verschiedener Ämter die Arbeit zur Begutachtung der Dokumente als zusätzliche Belastung empfinden, die Ministerien und Ämter tragen aber keine Verantwortung dafür, dass ihre Dokumente immer noch die Geheimhaltungsvermerke tragen.
Die heutige Kommission hat bisher den Großteil des Arbeitsplans für 2002 nicht erfüllt. Wenn dieses Tempo der Aufhebung der Geheimhaltung beibehalten wird, so wird dieser Prozess in den nächsten 100 Jahren wohl kaum abgeschlossen werden. Das RGANI hat wiederholt bei verschiedenen Instanzen das Recht beantragt, selbstständig die Geheimhaltung jener Dokumente aufzuheben, die sich nicht anders als unbegründet geheimgehalten bezeichnen lassen. Welches Staatsgeheimnis können zum Beispiel das Programm des Festkonzertes, das der Begehung des Geburtstages von Lenin gewidmet war, oder der Beschluss des ZK der KPdSU über die Herausgabe eines Nachschlagebuches über den Fußball enthalten? In den Jahren der Sowjetmacht wurden in der Zeitung „Prawda“ und in der Zeitschrift „Kommunist“ auf Beschluss des ZK der KPdSU ständig die Beschlüsse der Partei zu Wirtschaftsfragen, zum Bauwesen und zur Propaganda veröffentlicht. Im RGANI werden sie aber nach wie vor in geschlossenen Depots aufbewahrt.
In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts „schenkte“ Präsident Boris Jelzin während seiner Besuche in Tschechien, Südkorea und Deutschland den Regierungen dieser Länder wiederholt Riesenmengen der Xerokopien von Dokumenten, die im RGANI und in anderen Archiven aufbewahrt werden. Die ganze Welt macht sich seit vielen Jahren schon mit diesen Dokumenten bekannt, sie sind in Artikeln und Monographien veröffentlicht und in viele Sprachen übersetzt worden. Aber die russischen Wissenschaftler, die einige Angaben aus diesen Materialien verwenden möchten, müssen eine ausländische Ausgabe, die sie veröffentlicht hat, ausfindig machen, eine Rückübersetzung besorgen und sich dabei in der Anmerkung nicht auf das Archiv, in dem das jeweilige Dokument immer noch mit dem Geheimhaltungsvermerk aufbewahrt wird, sondern auf die ausländische Publikation berufen.
Auf alle Appelle der Forscher und Archivare, dem gesunden Menschenverstand zu folgen und das eigene Land nicht in eine widersinnige Lage zu versetzen, geben die Beamten verschiedener Ämter, unter ihnen auch der heutige Chef von Rosarchiv, Wladimir Koslow, die gleiche Antwort: „Die Publikation eines Dokuments kann nicht als Grund für die Aufhebung seiner Geheimhaltung dienen“.
Kontakt:
Rossiiskii gosudarstvennyi arkhiv noveishei istorii (RGANI)
Адрес: 103132, Москва, ул. Ильинка, 12, подъезд 8
Код: 8 (095)
Тел.: 206-50-30; Факс: 206-23-21; 206-55-87; Чит. зал: 206-38-15
E-mail: puzanova_la@gov.ru
Проезд: метро Китай-город, Площадь Революции, Лубянка
Время работы: Вторник – четверг 9.30-17.00
Quelle: Russland Online, www.RUSSLAND.ru, 14.2.2004
Ermittlungen um „Bundeslöschtage“ nur eine schmutzige Kampagne?
In einem Kommentar zu den Ermittlungen zu den sog. „Bundeslöschtagen“ spricht FAZ-Redakteur Rainer Blasius in seiner Zeitung von einer „Blamage“ für die Sonderermittler der Bundesregierung und bezeichnet deren Tätigkeit – obwohl ja immer noch Originalakten fehlen – als „eine schmutzige Kampagne gegen Kohl und seine Mitarbeiter“:
„Die Jagd auf angebliche Datenlöscher und Aktenvernichter im Ministerialbeamtenrang ist zu Ende. Vor genau vier Jahren hatte Kanzleramtschef Steinmeier den 'Sonderermittler' Hirsch (FDP) berufen. Im Juni 2000 war der in seinem Abschlußbericht zu dem Ergebnis gekommen, daß der Datenbestand im IT-Netz des Kanzleramtes kurz vor der Regierungsübergabe 1998 'zu zwei Dritteln zentral und heimlich gelöscht worden' sei. Viele frohlockten über die entdeckten angeblichen „Bundeslöschtage“ am Ende der Ära Kohl. Sie wurden sogar als flankierende Maßnahme zu einer Unterschlagung von Regierungsschriftgut hingestellt.
Den Hirsch-Bericht nahm Steinmeier zum Anlaß, gegen einen früheren Abteilungsleiter im Kanzleramt und einen Referatsleiter Strafanzeige wegen des Verdachts der Datenveränderung zu stellen. Dreimal folgten die erfahrenen Bonner Berufsermittler dem Hobbyermittler Hirsch nicht: Im Januar 2001, im März 2003 und im Oktober 2003 wollten die Staatsanwälte – die selbst öffentlich und wiederholt als 'faul', 'untertänig' und 'kohlhörig' beschimpft wurden – das Verfahren einstellen. Zweimal setzten sie ihre Arbeit auf Wunsch des Kanzleramtes und der vorgesetzten Generalstaatsanwaltschaft fort. Aber die Dauer ihrer Recherchen änderte nichts an dem Befund: Die Vorwürfe erwiesen sich als unhaltbar.
Trotzdem weigerte sich die Regierungszentrale unter Steinmeiers Leitung, daraus frühzeitig Konsequenzen zu ziehen. Statt der Fürsorgepflicht nachzukommen, setzte er über Jahre die unter Verdacht gestellten Beamten und deren Familien einem Spießrutenlauf aus. Im vergangenen Oktober äußerte sich Steinmeier sibyllinisch, aber der Generalstaatsanwalt, ein politischer Beamter und SPD-Mitglied, verstand ihn sofort und wertete die letzte Reaktion als Fachaufsichtsbeschwerde – obwohl er in Köln doch minutiös über die Tätigkeit seiner Bonner Ermittler informiert war, die in Verfahren von herausragender Bedeutung einer ständigen Berichtspflicht ihm gegenüber unterliegen. So konnte die Blamage für Hirsch und Steinmeier um weitere vier Monate verzögert werden. Obschon in unserer Zeit das Wort Skandal überstrapaziert wird, muß festgehalten werden, daß es sich hier um nichts anderes als um eine schmutzige Kampagne gegen Kohl und seine Mitarbeiter gehandelt hat.“
Quelle: FAZ, 14.2.2004, Nr. 38, S. 1
Wie Nazi-Verfolgte in Italien Zuflucht fanden
Dieser Tage wurde im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München die Doppelausstellung „Zuflucht und Widerruf“eröffnet. Sie erinnert insb. an die Rettung von 73 jüdischen Kindern, hauptsächlich aus Deutschland, die von 1942 bis 1943 in dem norditalienischen Städtchen Nonantola aufgenommen wurden und dann in die Schweiz fliehen konnten.
Die Vermittlung von Wissen über das Judentum, dessen Geschichte und dessen wertvollen Beitrag auch zur Kultur Bayerns sei nach wie vor unumgängliche Aufgabe der historisch-politischen Bildungsarbeit, konstatierte der bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel anläßlich der Eröffnung am Mittwoch. Und der Generaldirektor des Bayerischen Hauptstaatsarchivs Hermann Rumschöttel ergänzte: Da Bayern historisch und geografisch mitten in Europa liege, werde die z.T. aus Italien übernommene Doppelausstellung am rechten Ort gezeigt. Das umso mehr, als sie vom Bayerischen Staatsarchiv noch um die Biografien einer Reihe von jüdischen Italien-Emigranten erweitert wurde, die aus Bayern stammen oder wichtige Jahre, vor allem in München, verbracht haben.
Man findet darunter vier Mitglieder der Münchner Mediziner-Familie Ortenau; den Schriftsteller Alfred Neumann, der Lektor im Georg- Müller-Verlag und – wie Brechts Schwager Otto Zoff – Dramaturg an den Kammerspielen war; Elisabeth Castonier, bis zur Entlassung 1933 ebenfalls Lektorin und Übersetzerin bei Georg Müller; Albert Einsteins Vetter Alfred, gebürtiger Münchner und Musikwissenschaftler; Eva Fiesel, Inhaberin der ersten weibliche Privatdozentur an der Ludwig-Maximilians-Universität; den Münchner Verleger und Expressionismus-Förderer Kurt Wolff; die Schwabinger Dichter-Legende Karl Wolfskehl und den Münchner Rechtsanwalt Max Hirschberg, bekannt als Verteidiger Fechenbachs im sogenannten Dolchstoß-Prozeß. Sie konnten sich noch vor den Nazis retten.
Anders die Münchner Kunsthändlerin und Pensionsinhaberin Maria Ehrlich: Im Jahr 1943 wegen „Wehrkraftzersetzung“ in Genua inhaftiert und von Italien nach Deutschland ausgeliefert, wurde die damals 80 Jahre alte Frau am 10. Februar 1944 in Stadelheim hingerichtet.
Info:
Die Ausstellung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Schönfeldstraße, ist geöffnet bis 15. April; montags bis donnerstags 8 – 18 Uhr, freitags 8 – 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Informationen über das umfangreiche Begleitprogramm gibt es über die folgenden Internet-Adressen www.gda.bayern.de oder www.juedischekulturmuenchen.de
Kontakt:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv
Schönfeldstraße
80539 München
(Postfach 221152, 80501 München)
Tel. 089/28638-2575, Fax 089/28638-2954
E-Mail: poststelle@bayhsta.bayern.de
Quelle: Süddeutsche Zeitung, 14.2.2004
Stasi-Akten belasten „Verdiente Ärztin“ der DDR
Unter dem Decknamen „Ausmerzer“ landete ein Vorgang in der Sperrablage des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), der jetzt Euthanasie-Vorwürfe gegen die bekannte Medizinerin und ehemalige Jenaer Universitätsprofessorin Rosemarie Albrecht zu bekräftigen scheint.
Die Staatsanwaltschaft Gera erhebt gegen die mittlerweile 88-jährige Frau Albrecht Anklage wegen Mordes. Die Ärztin soll in der Nazizeit eine Patientin des psychiatrischen Krankenhauses Stadtroda durch zu hohe Schlafmittelgaben getötet haben. Ursprünglich war gegen Albrecht in mehr als 159 unklaren Todesfällen ermittelt worden.
Die ehemalige Dekanin der medizinischen Fakultät Jena bestreitet die Vorwürfe. Zum ersten Mal, seit der Thüringer Stasi-Landesbeauftragte Jürgen Haschke im März 2000 Anzeige erstattete, äußerte sie sich öffentlich zu den Euthanasie-Vorwürfen. Frau Albrecht erklärt, das Verfahren werde ihr nach jahrelangen öffentlichen Anschuldigungen endlich die Möglichkeit bieten, ihre Unschuld zu beweisen. „Ich habe keinen Grund, irgendetwas zu verheimlichen“, sagt Albrecht mit fester Stimme. „Ich habe keinem Menschen ein Haar gekrümmt!“ Zu einem Verhör sei sie sofort bereit. Der Anwalt der Ärztin argumentiert, das Verfahren hätte auf Grund der Verjährung eingestellt werden müssen.
Die Ermittlungen gegen Albrecht dauern jetzt schon mehrere Jahre an. Ins Rollen gebracht hatten sie Akten der DDR-Staatssicherheit. Aus ihnen ging hervor, dass in den 60er Jahren Nachforschungen eingestellt worden waren, um auf hochgestellte Persönlichkeiten des DDR-Gesundheitswesens Rücksicht zu nehmen. Zu diesen zählte auch Albrecht.
Es geht um zwei fragwürdige Jahre der jungen Ärztin in der damaligen Thüringischen Landesheilanstalt Stadtroda. 1940 fand die Absolventin hier ihre erste Anstellung. Hier stieg sie in Zeiten des Ärztemangels schnell auf und leitete bald die psychiatrische Frauenstation mit 200 Betten. Einige ihrer Patientinnen überwies damals der Jenaer Arzt Jussuf Ibrahim, dessen Verstrickung in Euthanasie-Morde erst 2000 durch eine Kommission in Jena nachgewiesen wurde. Die nach ihm benannte Straße, auf der Rosemarie Albrecht wohnt, wurde in Forstweg umbenannt.
Die ungewöhnliche Zahl von 159 Todesfällen auf der Stadtrodaer Frauenstation gibt bis heute Rätsel auf. Schon 1964 hatte die DDR-Stasi Zweifel, ob „Herz- und Kreislaufschwäche“ der Behinderten wirklich als Todesursache in Frage käme, und ermittelte in Jena. Während auf andere ehemalige Jenaer Ärzte, die inzwischen im Westen lebten, mit dem Finger gezeigt wurde, blieb die inzwischen „national anerkannte und international bekannte“ Professorin Albrecht unbehelligt. Ihre Stasi-Akte enthüllt, dass das damalige MfS sich gegen genauere Untersuchungen sträubte. „Da die Angeklagte eine hohe Position bekleidet, könnte eine Untersuchung zu Ergebnissen führen, die im Gegensatz zu den Bedingungen unserer Gesellschaft stehen“, notierte ein Stasi-Offizier in ihrer Akte.
Die „Verdiente Ärztin des Volkes“ avancierte in Jena zu Deutschlands erstem weiblichen Ordinarius einer Hals-Nasen-Ohren-Klinik und zur Dekanin. Der bekannte Euthanasie-Forscher Ernst Klee wies allerdings schon 1985 auf wahrscheinliche Morde an „unwertem Leben“ in Jena und Umgebung hin. 1993 wurde in der Uniklinik erstmals öffentlich darüber diskutiert. Noch im Jahr 2000 gab aber Professor Eggert Beleites, Präsident der Landesärztekammer, eine Ehrenerklärung für Ibrahim ab und verfasste eine Laudatio auf Rosemarie Albrecht zu ihrem 85. Geburtstag.
Nach mittlerweile dreijährigen Ermittlungen hält die Staatsanwaltschaft Gera zumindest in jenem Fall für erwiesen, in dem die 34-jährige Patientin durch überhöhte Schlafmittelgaben getötet worden sei. – „Wir sind allesamt geschockt von diesen Enthüllungen“, sagt Andreas Bley, der Leiter der BStU-Außenstelle in Gera. „Die meisten Ostdeutschen dachten, sie stünden moralisch höher als der kapitalistische Westen Deutschlands, weil sie der offiziellen Linie Glauben schenkten, nach der der sozialistische Staat DDR den Nationalsozialismus ausgerottet habe.“
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BStU
Außenstelle Gera
Amthorstraße 11
07545 Gera
Tel: (03 65) 55 18 – 0
Fax: (03 65) 55 18 – 42 19
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Quellen: Independent, 14.2.2004; MDR, zuletzt aktualisiert: 27. Januar 2004; taz Nr. 7269 vom 28.1.2004, S. 12.
Mehr Platz für Besucher und Bücher in Deggendorf
Neue Räume und mehr Platz für Archivalien und Besucher, darüber freuen sich die Mitarbeiter des Stadtarchivs. Ein halbes Jahr nach ihrem Umzug haben sich Stadtarchivar Erich Kandler und wissenschaftlicher Mitarbeiter Professor Dr. Lutz-Dieter Behrends gut in den neuen Räumen eingelebt.
240 Meter Stellfläche umfasst die Bibliothek jetzt und fünf Arbeitsplätze für Benützer. Davon konnten die Mitarbeiter des Stadtarchivs früher nur träumen. „Wenn in den alten Räumen jemand kam, um etwas nachzuschlagen, musste er auf der anderen Seite meines Schreibtisches Platz nehmen“, erinnert sich Kandler. Mehrere Besucher hatten in den kleinen Räumen nicht Platz und ein Großteil der Bücher der heute in den Regalen der Bibliothek zugänglich ist, musste damals aus Platzgründen im Magazin gelagert werden.
Alte Lexika, Nachschlagewerke oder historische Zeitschriften und Zeitungen finden sich im Stadtarchiv – fesselnde Lektüre und wichtige Quellen für Hobby-Geschichtsforscher, Schüler, die an Facharbeiten schreiben oder Landkreisbürger, die die Chronik ihres Vereins verfassen. Vieles aus den alten Beständen stammt aus Schenkungen oder Nachlässen, für die Kandler und Behrends immer dankbar sind.
Seit 1. Oktober ist das Archiv im so genannten „Haus der Geschichte“ untergebracht. Es vereinigt die Archäologie, Heimat- und Denkmalpflege sowie das Stadtarchiv unter einem Dach und zwar gleich neben dem Neuen Rathaus in der Franz-Josef-Strauß-Straße. „Die kurzen Wege sind ein großes Plus“, findet Erich Kandler.
Mit der Heimat- und Denkmalpflege gibt es enge Berührungspunkte. Die Verwaltung bringt alte Akten zur Durchsicht in das Nachbarhaus. Kandler muss entscheiden: Lohnt es sich, sie aufzubewahren, haben sie historischen Wert? Kaum jemand weiß, dass im Archiv alte Baupläne bis 1950 lagern, alte Zeitungen wie der „Donaubote“ ab 1870 gesammelt wurden und sogar Protokolle von Stadtratssitzungen seit dem Jahr 1555 im Magazin verwahrt werden.
Der einzige Nachteil des Umzugs liegt für Kandler darin, dass sich das Magazin jetzt im Keller befindet und schwere Bände aus dem Bestand mitunter nach oben geschleppt werden müssen. Dafür braucht er das Brecheisen nicht mehr. Damit musste er früher die Rollregale zur Seite schieben, weil sie sich in den alten Boden im Stadtarchiv gegraben hatten.
In Kandlers Arbeitsraum befindet sich die Zeitungsausschnittssammlung. Das wird sorgfältig weitergeführt, wenn auch die moderne Technik ins Archiv Einzug gehalten hat. Mit einem neuen Computerprogramm werden alte Fotos und Postkarten gescannt und archiviert. „Dann brauche ich die alten Bilder nicht jedesmal in die Hand nehmen, wenn ich eins suche“, erklärt Kandler. Im Raum nebenan verfährt Archäologe Manfred Mittermeier genauso mit alten Zeitungsbänden. Sie werden abfotografiert und digitalisiert. So werden die alten Bände geschont und sind jederzeit im Computer verfügbar. Den Wegzug vom Stadtmuseum hat Kandler mit einem weinenden und einem lachenden Auge hinter sich gebracht: „Schließlich bin ich dort eingeschult worden und hatte dort meinen ersten Schultag.“ Das neue Stadtarchiv mag er dennoch nicht mehr missen.
Kontakt:
Stadtarchiv Deggendorf
Franz-Josef-Strauß-Straße 5
94469 Deggendorf
Quelle: Deggendorfer Zeitung, 13.2.2004
Das Museum Fleckeby ist nun eine Treppe höher
„Es war eine sehr gute Entscheidung, das Museum im Dachgeschoss der Fleckebyer Hardesvogtei und das Amtsarchiv im ehemaligen Museumsraum einzurichten“, sagt Gübys Bürgermeister Heinz Meggers. Im September letzten Jahres wurde der Amtsausschuss darüber informiert, dass das Dachgeschoss nicht die erforderliche Tragfähigkeit für das Amtsarchiv aufweise. „Wir haben alle nicht damit gerechnet“, blickt Meggers zurück, „dass Papier so schwer sein kann.“ Also musste kurzerhand umdisponiert werden, und in den vergangenen Wochen wurden die zahlreichen Schautafeln, Vitrinen und Museumsstücke eine Treppe höher nach oben transportiert und im ausgebauten Dachstuhl wieder aufgestellt. „Dies geschah in Absprache mit dem Leiter des Schleswiger Landesarchives, Professor Dr. Reimer Witt“, erzählt Schulverbandsvorsteher Heini Schulz, der gemeinsam mit dem Hausmeister der Schule, Manfred Medeke, den Umzug des Museums in die Hand nahm.
Als „ungewöhnlich“ bezeichnet Schulz die Vorgehensweise bei der Sanierung des gesamtes Gebäudes. Schließlich beginne man bei der Instandsetzung zumeist mit dem Dach. Im Falle der Hardesvogtei sei jedoch die Gesamtmaßnahme mit dem Dachausbau zum Abschluss gekommen.
Das ausgebaute Dachgeschoss der Hardesvogtei umfasst rund 220 Quadratmeter. Neben dem Museumsraum gibt es noch ein Giebelzimmer, in dem künftig Sitzungen stattfinden können. Auch der Archivar wird hier sein Büro erhalten. „Außerdem können hier wechselnde Ausstellungen gezeigt werden“, nennt Schulz eine weitere Nutzungsmöglichkeit des Dachgeschosses der Hardesvogtei. Die Ausstellung, die 2001 eröffnet wurde, zeigt die Geschichte der Hardesvogtei seit 1856. Über zehn Jahre lang diente sie dem Hüttener Hardesvogt als Amtssitz und Dienstwohnung. Der Hardesvogt war oberster Verwaltungs- und Justizbeamter sowie Richter in Zivilprozessen. Sein Aufgabenbereich wird anhand der Schautafeln ausführlich erklärt. Auch eine nachgeschneiderte Uniform ist in der Ausstellung zu sehen, die goldenen Knöpfe hingegen sind original. Auf einem Podest ist das Büro des Hardesvogten Maximilian Franciscus Blaunfeldt nachgebaut.
„Wir wollen das Gebäude mehr mit Leben füllen“, wünscht sich Meggers, der sich die Hardesvogtei gut als eine Station innerhalb einer Tagestour durch Schleswig und die Hüttener Berge vorstellen kann. Die Informationsbroschüre über die Hardesvogtei ist sogar in dänischer Sprache erhältlich.
Bis das Amtsarchiv eingerichtet wird, kann es noch ein paar Wochen dauern. Im März, so hofft Meggers, kann die Einweihung der Hardesvogtei gefeiert werden.
Kontakt:
Amt Schlei
Schmiederedder 2
24357 Fleckeby
Fleckeby
Quelle: Eckernförder Zeitung, 12.2.2004
Programm der 42. Arbeitstagung der ANKA
Die 42. Arbeitstagung der ANKA (Arbeitsgemeinschaft der niedersächsischen Kommunalarchivare e.V.) findet vom 19. bis 21. April 2004 in Diepholz statt. Das Oberthema der Veranstaltung lautet „Gewinner oder Verlierer? Die Archive und die Reform der kommunalen Verwaltung“.
Die Tagung wird im Ratssaal des Diepholzer Rathauses (Rathausmarkt 1) durchgeführt. Anmeldungen werden bis Ende März erbeten an das Stadtarchiv Göttingen (Kontakt: stadtarchiv@goettingen.de).
Der Tagungsbeitrag beträgt 25 Euro und ist mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. Nichtmitglieder werden gebeten, den Betrag bis zum 31. März 2004 unter Angabe des Namens auf folgendes Konto der ANKA zu überweisen: Konto-Nr. 15002990, Sparkasse Hildesheim – BLZ 25950002
Programm
Montag 19.04.2004
11.30 Uhr Vorstandssitzung und Pressegespräch
1. Gruppe Stadtführung
14.00 Uhr 2. Gruppe Stadtführung
Arbeitsgruppen:
- AG EDV (Dr. Karljosef Kreter, Stadtarchiv Hannover)
- AG Archivierungsmodelle (Roswita Kattmann, Archiv der Region Hannover/Dr. Uta Reinhardt, Stadtarchiv Lüneburg)
- AG Tarifrecht, (Dr. Dagmar Müller-Staats, Gemeindearchiv Neu Wulmstorf)
15.30 Uhr Begrüßung und offizielle Eröffnung der Tagung
Hans-Werner Schwarz, Bürgermeister der Stadt Diepholz
16.00 Uhr 1. Sektion
Neue Tendenzen in der historischen Forschung und ihre Auswirkung auf die Kommunalarchive
- Zuwanderung und Integration in Niedersachsen von 1945 bis heute
PD Dr. Jochen Oltmer, Universität Osnabrück
17.30 Uhr Pause
19.30 Uhr Öffentlicher Vortrag: Diepholz – Von der Herrlichkeit und der Grafschaft zur Kreisstadt
Falk Liebezeit, Stadt- und Kreisarchiv Diepholz
Ab 20.30 Uhr Interkommunaler Erfahrungsaustausch
Münte, Restaurant Beethoven
Dienstag, 20.04.2004
09.00 Uhr 2. Sektion
Wandel der kommunalen Verwaltungspraxis im digitalen Zeitalter und die Auswirkung auf die Kommunalarchive
- Kommunale Dienststellen stellen sich vor
Geoinformation/Stadtvermessung. Veränderungen der Arbeits- und Dokumentationspraktiken in kartenproduzierenden Verwaltungszweigen
Dr. Ulrike Stampa-Weßel, Sachgebietsleiterin bei der Landeshauptstadt Hannover - Electronic Government
Praktizierte Ansätze und konkrete Perspektiven
Google zeigt bei der Suche nach „eg“ 4,340,000 Treffer weltweit an, 55,900 Seiten allein aus Deutschland. Was versteht man überhaupt unter diesem Begriff? Welche Auswirkungen werden mit dieser Technik in Kürze und auf längere Sicht verbunden sein?
NN
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr Archivpädagogik: Aufbereitung von Quellen für den Schulunterricht
- „Hitler in Göttingen“
Dr. Ernst Böhme/Kerstin Thieler, Stadtarchiv Göttingen - Der „Emslandplan“
Heiner Schüpp, Kreisarchiv Emsland
12.00 Uhr Archive stellen sich vor
- Das Stadtarchiv Wolfsburg
Birgit Schneider-Bönninger, Stadtarchiv Wolfenbüttel
Die Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste
- Auszubildende/Dr. Christine van den Heuvel, Hauptstaatsarchiv Hannover
Neue Mitglieder stellen sich vor
12.45 Uhr Mittagspause
14.30 Uhr Exkursion
(Rückkehr ca. 18.00 Uhr)
19.00 Uhr Empfang der Stadt Diepholz
Mittwoch, 21.04.2004
08.30 Uhr Mitgliederversammlung (Nichtmitglieder sind herzlich eingeladen!)
Tagesordnung:
1. Genehmigung der Tagesordnung
2. Genehmigung des Protokolls der letzten Mitgliederversammlung
3. Geschäftsbericht des Vorstandes
4. Kassenbericht
5. Bericht der Rechnungsprüfer
6. Entlastung des Vorstandes
7. Neuwahl des Vorstandes
8. Haushaltsvoranschlag 2004
9. Bericht aus der BKK
10. Bericht der ANN-Redaktion
11. Künftige Organisation der Tagungen (Tagungsdauer, Exkursion)
12. Ort, Zeit und Themen der nächsten Tagungen
13. Verschiedenes
10.30 Uhr Pause
11.00 Uhr 3. Sektion
Podiumsdiskussion: Neue Organisationsmodelle kommunaler Archivträger. Perspektiven und Erfahrungen
Impulsreferate:
- Die Stiftung Museum Kiekeberg
Prof. Dr. Wolf Wiese, Museum am Kiekeberg - Die Archivgemeinschaft Schwarzenbeck
Dr. William Boehart, Archivgemeinschaft Schwarzenbeck - Das Kommunalarchiv Minden
Dr. Monika Schulte, Kommunalarchiv Minden - Die Niedersächsische Archivverwaltung und die neuen Archivorganisationsmodelle
Dr. Bernd Kappelhoff, Niedersächsische Archivverwaltung
13.30 Uhr Resümee
14.00 Uhr Ende der Tagung
Ringelblum-Archiv in der VHS Recklinghausen
Eine außergewöhnliche Ausstellung ist vom 25. Februar bis zum 2. April im VHS-Haus Recklinghausen zu sehen: Gezeigt werden Bilder und Dokumente aus dem Warschauer Ghetto. „Oneg Schabbat“ lautet der Titel des Projektes. Das hebräische Wort bedeutet Freude an den Sabbat-Treffen. Es ist aber auch der Tarnname für die konspirativ tätige Gruppe von Schriftsteller, Lehrern Geistlichen und Sozialarbeitern, die sich um den Historiker Emanuel Ringelblum (1900-1944) sammelten. Und es bezeichnet das Ergebnis ihrer Tätigkeit: eine einzigartige Sammlung von Dokumenten, die als „Ringelblum-Archiv“ zum Begriff geworden sind.
Dieses Untergrundarchiv befindet sich im Besitz des Jüdischen Historischen Instituts Warschau und gilt als die wichtigste Sammlung von Archivalien zur Geschichte der Vernichtung des polnischen Judentums. Ein Teil davon wird als Ausstellung „Oneg Schabbat“ bis 2005 in verschiedenen Städten des Landes gezeigt.
Die Ausstellung im Willy-Brandt-Haus am Herzogswall 17, wird am Mittwoch, 25. Februar, um 19.30 Uhr eröffnet. Zum Rahmenprogramm gehört am 26. Februar eine intensive Führung für Lehrer, die dabei erfahren, wie sie die Sammlung für ihren Unterricht einsetzen können. Ein alternativer Stadtrundgang ist für den 11. März geplant, ein Abend mit Liedern aus dem Ghetto für den 21. März. Außerdem gibt es zwei Filmabende (24. und 31. März) im Cineworld an der Kemnastraße.
VHS-Leiter Jürgen Pohl hat sich lange um die Ausstellung bemüht und ist froh, sie jetzt endlich zeigen zu können. „Der grauenvolle Ghettoalltag wird in den Dokumenten des Ringelblum-Archivs deutlich, ebenso die Stationen der planmäßigen Vernichtung hunderttausender von Menschen durch die Nazis“, erläutert er.
Kontakt:
Volkshochschule der Stadt Recklinghausen
Willy-Brandt-Haus
Herzogswall 17
45655 Recklinghausen
Telefon: +49 (0)23 61 – 50 20 00
Telefax: +49 (0)23 61 – 50 19 92
volkshochschule@recklinghausen.de
www.vhs-recklinghausen.de
Quelle: WAZ Recklinghausen, 12.2.2004
