Reise in die Hölle – Straflager Workuta

Nach Workuta, einem Teil des Archipel Gulag wurden Hunderttausende von Stalins Gegnern deportiert: NDR-Autorin Rita Knobel-Ulrich hat sich mit drei deutschen ehemaligen Häftlingen auf den gleichen Weg gemacht, den sie damals im Viehwaggon zurücklegen mussten, von Berlin über Moskau nach Workuta.

Sie war mit ihnen auf Spurensuche: Im KGB-Archiv durften die inzwischen Rehabilitierten ihre Häftlingsakte einsehen und im Butyrki-Gefängnis in Moskau ihre alte Zelle besuchen. Mit dem Zug ging es weiter nach Workuta – auf jener Eisenbahnstrecke, die von Gulag-Häftlingen im eisigen russischen Winter gebaut wurde.

Bis minus 46 Grad, mussten wir raus, sagt Anita Wille. Als 17-Jährige wurde sie zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Horst Schüler und Lothar Scholz schufteten im Kohleschacht. In Workuta überlebten nur die Jungen. Immer noch leben die Kinder und Enkel der ehemaligen Häftlinge in der Stadt am Eismeer, denn auch wer aus der Lagerhaft entlassen wurde, musste zur ewigen Verbannung in Workuta bleiben.

Sendetermin: Mo., 16.2.2004, 20.15 Uhr

Quelle: NDR Fernsehen

Königliche Kindheit in stürmischen Zeiten

Der Fernsehredakteur und Romanautor Gunter Haug nimmt mit seinem neuesten Werk „In stürmischen Zeiten“ ein spannendes Kapitel der Landesgeschichte unter die Lupe. Er schildert die Jugendjahre des späteren Königs Wilhelm I. von Württemberg, der sich immer wieder gerne im Lautertal, bei Marbach oder Wimsen aufhielt.

Der spätere König ist gerade einmal fünf Jahre alt, als er unter Anwendung von Gewalt mit seinem Vater Friedrich vom russischen Zarenhof abreisen und dort seine Mutter zurücklassen muss. Er wird sie nie wieder sehen. Seine Jugend ist geprägt von der rücksichtslosen Härte und den jähzornigen Anfällen seines Vaters, dem Thronanwärter unter Herzog Carl Eugen, späteren Kurfürsten und schließlich erstem König von Württemberg.

Vor dem realen Hintergrund der historischen Ereignisse entfaltet Haug ein faszinierendes Panorama einer Zeit, in der Württemberg vom Herzogtum zum Königreich aufsteigt und auf gut das Doppelte seiner Fläche anwächst. Großzügig entschädigt Napoleon das Herzogtum Württemberg für den Verlust linksrheinischer Gebiete, zwei Jahre später, nach dem Sieg über das österreichische Kaiserreich kommen die vorderösterreichischen Besitzungen hinzu und damit auch Teile des Lautertals.

Haug will historische Ereignisse in lebendiger Form vermitteln. Schließlich ist „In stürmischen Zeiten“ ein klassischer Roman, der sich aber entlang historischer Fakten bewegt. 
„Die geschichtlichen Ereignisse und Daten müssen stimmen“, erzählt Haug. Also hat er im Staatsarchiv, der Landesbibliothek oder in zahlreichen Biographien den historischen Stoff gesichtet und darauf die Handlung des Romans aufgebaut. Der Roman markiert zugleich den ersten Teil einer neuen Reihe unter dem Motto „Erzählte Landesgeschichte“. Historische Ereignisse und Zusammenhänge sollen dem Leser fernab einer wissenschaftlich sachlichen Aufbereitung, sondern vielmehr in einer spannenden Handlung verpackt, nahe gebracht werden. In dieser Reihe soll im kommenden Jahr auch ein Buch über die Gundelfinger erscheinen.

Info:
Gunter Haug: „In stürmischen Zeiten“ – Die Jugendjahre König Wilhelms I. von Württemberg, 272 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 3-87181-530-6.

Quelle: Alb Bote, 11.2.2004

Kindern den Zugang zur Geschichte ermöglichen

Auch im vergangenen Jahr hat der Wehrheimer Geschichts- und Heimatverein wieder Zeichen gesetzt – vor allem mit mehreren Ausstellungen im Stadttormuseum, Vorträgen, Führungen durch historische Stätten und nicht zuletzt mit der großen Jubiläumsveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen des Vereins.

Schon zu Beginn des letzten Jahres, so der Vereinsvorsitzende Helmut Michel, habe man sich auf die Spurensuche nach Wehrheimer Teilnehmern im Kampf um Stalingrad gemacht und sei fündig geworden. Viele Einzelschicksale seien hier zu Tage geführt worden. Zu drei Ausstellungen im Stadttormuseum habe man insgesamt beinahe 700 Besucher zählen können.

Das „Wohnen im Baudenkmal“, letztes Jahr Thema zum Tag des offenen Denkmals, habe Archivar Robert Velte auch diesmal wieder in verständlicher aber auch humorvoller Weise im Rahmen eines Rundgangs durch die Wehrheimer Altstadt veranschaulicht. Zu diesem Thema gehörten natürlich auch Geschichten über die Entwicklung des alten Ortskerns und das Leben der damals dort ansässigen Bewohner.

„Wir müssen den Jüngsten unter uns, den Kindern, den Zugang zur Geschichte ermöglichen“, sagte Michel. Der Altbürgermeister hat sich selbst darum gekümmert und im Zuge etlicher Veranstaltungen den Kindern das Leben auf einem römischen Kastellhof verdeutlicht, ihnen historische Stätten in Wehrheim gezeigt oder Spiele aus Großmutters Zeiten mit den Kindern gespielt. Michel wünscht sich die Mitarbeit der jüngeren Generationen im Geschichtsverein; „unser Verein besteht ja nicht nur aus älteren Leuten – die Jungend von heute wird später einmal unser Wissen an ihre Kinder weitergeben müssen“, bemerkte Michel.

Bei den Wahlen zum Vereinsvorstand wurden die Mitglieder einstimmig in ihrem Amt bestätigt. Wiedergewählt wurden auch die beiden Archivare Dr. Johanna Koppenhöfer und Robert Velte. Für die arbeitsaufwändigen Archivarbeiten stellten sich Stefan Velte, Almut Gwiasda und Hartmut Bender zur Verfügung. 

Kontakt:
Geschichts- und Heimatverein Wehrheim
Helmut Michel
Usinger Straße 2
61273 Wehrheim

Quelle: Usinger Anzeiger, 11.2.2004

Gotha: Stiftung Schloss Friedenstein wird gegründet

Am 11. Februar wurde in der Residenzstadt Gotha mit einem Festakt die „Stiftung Schloss Friedenstein Gotha“ gegründet. Gleichzeitig wird das Schloss offiziell in die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten übertragen.

Laut Satzung soll die neugegründete Stiftung die musealen und kulturellen Einrichtungen der historisch gewachsenen Schloss- und Schlossparkanlage betreiben. Dazu gehören neben den Kunst- und wissenschaftlichen Sammlungen des Schlossmuseums, des Museums für Regionalgeschichte und Volkskunde auch das Museum der Natur und das Ekhoftheater.

Außerdem soll die Stiftung in Kooperation mit der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, der Sammlung des Verlages Justus Perthes (der sogenannten Perthes-Bibliothek und Perthes Kartensammlung) sowie dem Verlagsarchiv Klett-Perthes, dem Staatsarchiv Gotha und der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten diese historisch gewachsene Sammlung als einzigartiges Zeugnis der Kulturgeschichte erfahrbar machen.

Die Stiftung erhält jährliche Zuwendungen der Stadt Gotha und des Freistaates Thüringen. Die Stadt Gotha wird die Stiftung mit einem jährlichen Zuwendungsanteil von 75 Prozent, der Freistaat mit 25 Prozent finanzieren. Die Zuwendungen des Freistaats betragen derzeit rund 824.000 Euro. Für die Stadt Gotha reduzieren sich die bisherigen Aufwendungen für die Parkpflege (rund 400.000 Euro jährlich) um 80 Prozent, außerdem wird der bisher von der Stadt Gotha getragene jährliche Bauunterhalt des Schlosses in Höhe von rund 200.000 Euro künftig von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten getragen. Ein erster Teilabschnitt der Sanierung des Schlosses soll noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden.

Quelle: RegioWeb, 11.2.2004

Umfangreiche Chronik über das Siebengebirge

„Es wird späterer Geschichtsschreibung überlassen bleiben müssen, die vaterländische Tat heimattreuer Einwohner der Siebengebirgsgegend ins rechte Licht zu setzen, und ich zweifle nicht daran, dass man auch in späterer Zeit die Akten des Siebengebirgsvereins ausgraben wird, um geschichtliches Material darin zu finden.“ Diese Zeilen eines unbekannten Zeitgenossen finden sich im umfangreichen Archiv des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), das seit einigen Tagen im Bonner Stadtarchiv untergebracht ist.

Nicht zuletzt dadurch sind die Grundlagen geschaffen worden, nicht nur die „vaterländischen Taten“ der Siebengebirgsbewohner wissenschaftlich korrekt aufzuarbeiten. Die Ausführungen stammen aus dem Jahre 1923 und sind Teil eines fünfseitigen Augenzeugenberichts über die Separatistenkämpfe im Siebengebirge. Der Leiter des Bonner Stadtarchivs, Dr. Norbert Schloßmacher, ist froh, „dass die Überlieferung des Vereins jetzt bei uns liegt und den Bürgern die Möglichkeit gegeben wird, die Unterlagen einzusehen“.

Insgesamt 775 Aktenstücke mit einem Umfang von 36 Regalmetern hat Archivmitarbeiter Daniel Schütz in den vergangenen Monaten fachgerecht geordnet. Die „absolut mustergültige“ Aktenführung des 1869 gegründeten Vereins war dem Archivar dabei sehr dienlich. Trotzdem war es nach Ansicht von VVS-Geschäftsführer Herbert Losem und VVS-Vorsitzenden Herbert Krämer an der Zeit, die umfangreiche Dokumentensammlung des Vereins in die Hände von „Profis“ zu geben.

2001 entschied der Verein, den Bestand fachgerecht archivieren zu lassen. Der Grund dafür ist zum einen die aktenunverträgliche Feuchtigkeit im Forsthaus am Lohrberg, wo der Bestand bislang untergebracht war. Die Geschichte des VVS sei außerdem seit jeher eng mit der Stadt Bonn verbunden, berichtet Krämer. Zudem dokumentiert der Aktenbestand nicht nur die Vereinsgeschichte, sondern ist gleichzeitig eine Chronik des Zeitgeschehens im Siebengebirgsraum.

Kontakt:
VVS
Margarethenhof
Königswinterer Str. 409
Eingang Löwenburger Straße
53639 Königswinter
Tel.  02223 – 90 94 94
Fax: 02223 – 90 97 00
info@naturpark-siebengebirge.de
www.naturpark-siebengebirge.de

Quelle: Kölnische Rundschau, 11.2.2004

Geheimnis um mittelalterlichen Ring von Paußnitz gelüftet

Experten haben erstmals eine verschlüsselte religiöse Inschrift auf einem Ring aus dem Mittelalter entziffert. Der 5,1 Gramm schwere Silberring wurde vor mehr als 100 Jahren in Paußnitz (Sachsen) gefunden. Die Zeichen des mittelalterlichen Silberstückes bedeuten in mittelhochdeutscher Schrift «NAINE MI XPS», was so viel heißt wie «Verneine mich, Christus», sagte der Münchner Anthropologe Olav Röhrer-Ertl am Mittwoch in Halle.

Er interpretierte den Satz im Sinn einer religiösen Bittformel auch als «Vernichte mich, Christus», als Ausdruck innigster religiöser Hingabe zur Erlangung des Seelenheils. Der Ring habe wahrscheinlich einem Kreuzfahrer gehört.

Die Inschrift wurde in etwa einjähriger Arbeit von Experten aus Halle und München entschlüsselt. Nach Angaben von Röhrer-Ertl gibt es insgesamt 25 bis 30 Ringe mit solchen Inschriften, die aber alle noch nicht vollständig entziffert wurden. Jedes der zwölf Felder auf der Außenseite des Ringes ist mit einem Zeichen versehen. Als Vorbild für die Mehrzahl der Buchstaben, die mittels Verfremdung und Drehung verschlüsselt wurden, diente die bis ins 9. Jahrhundert verwendete eckige Auszeichnungsschrift irischer Handschriften.

Der Ring war im Februar 1898 von dem Gutsbesitzer Emil Schreiber in Paußnitz in einem kleinen Keramikgefäß mit zusammen rund 500 Silbermünzen gefunden worden. Der gesamte Schatz datiert aus der Zeit um 1150. Lange galt der Ring in der Fachwelt als verschollen. Erst im Jahr 2001 tauchte er im Rahmen einer wissenschaftlichen Sichtung der Münzbestände im Tresor des Museums Halle wieder auf.

Quelle: dpa, 11.02.2004

Katalog der Codices Palatini germanici

Nachdem die wissenschaftliche Erschließung der lateinischen Palatina-Handschriften mit dem Erscheinen des letzten und vierten Katalogbandes im Jahre 2002 abgeschlossen wurde, gibt die Universitätsbibliothek Heidelberg nun einen ersten Band mit Beschreibungen von 183 deutschen Handschriften der ehemaligen Bibliotheca Palatina heraus. Hiermit werden der Fachwissenschaft Beschreibungen zur Verfügung gestellt, die den heute geltenden Normen und Richtlinien einer modernen Handschriftenkatalogisierung entsprechen. Gefördert wurde die Bearbeitung der Handschriften durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).

Der erste Band der neu bearbeiteten Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg umfasst den Signaturenabschnitt der Codices Palatini germanici (Cod. Pal. germ.) 1 bis 181. Am Anfang stehen im hier behandelten Signaturensegment verschiedene Texte und Sammelhandschriften astrologisch-astronomischen Inhalts. Einige besonders bedeutende Handschriften seien im folgenden genannt: Einen umfangreichen Bestandteil mit überwiegend theologischer Literatur leiten zwei mehrbändige illuminierte Übersetzungen der Bibel aus den Werkstätten Ludwig Henfflins (Cod. Pal. germ. 16-18) und Diebold Laubers (Cod. Pal. germ. 19-23) ein (s. die Darstellung der Judith mit dem Haupt des Holofernes aus der Bibel (AT), Cod. Pal. germ. 21, 70v, 1441-1449). Reformatorisches Schrifttum ist in dem beschriebenen Teilbestand unter anderem durch Abschriften von Predigten Martin Luthers vertreten (Cod. Pal. germ. 41-49). Hierunter befindet sich auch ein aus dem Jahr 1530 stammendes Autograph des Reformators (Cod. Pal. germ. 40). Es folgen einige Handschriften mit literarischen Texten. Hierzu gehören beispielsweise der 'Ackermann aus Böhmen' des Johannes von Tepl (Cod. Pal. germ. 76), der Prosaroman 'Pontus und Sidonia' (Cod. Pal. germ. 142) oder der 'Herpin' Elisabeths von Hessen-Nassau (Cod. Pal. germ. 152). Aus dem Besitz beziehungsweise dem Umfeld der für ihre literarischen Interessen bekannten Pfalzgräfin Mechthild (1419-1482), stammen unter anderem ein Manuskript mit den 'Translatzen' des Niklas von Wyle (Cod. Pal. germ. 101) und ein Exemplar des 'Buchs der Beispiele' von Antonius von Pforr (Cod. Pal. germ. 84).

Die Codices Palatini germanici bilden heute die älteste, über Jahrhunderte gewachsene Sammlung deutscher Manuskripte, die sich geschlossen erhalten hat. Überwiegend handelt es sich bei den Palatini germanici um die volkssprachigen Anteile der Schlossbibliotheken der Heidelberger Kurfürsten und ihrer Familien. Die insgesamt 848 Handschriften waren bis zum Dreißigjährigen Krieg Teil der zu ihrer Blütezeit weltberühmten Heidelberger Bibliotheca Palatina. Unter dieser Bezeichnung werden im Kern die Buchbestände der Universität, der Stiftsbibliothek in der Heiliggeistkirche und der Schlossbibliothek der Kurfürsten von der Pfalz verstanden, die von Kurfürst Ottheinrich (1502-1559; reg. 1556-1559) vereinigt worden waren. Durch wertvolle Zugänge wurde sie auch später noch vermehrt. Etwa ein Drittel des Gesamtbestandes überliefert Medizinisches und Alchemisches. Die zweitgrößte Gruppe ist die der theologischen Codices. Etwa 120 Handschriften lassen sich den Historici zuordnen. Erst an vierter Stelle sind die gut 100 Handschriften zu verzeichnen, die mittelhochdeutsche und frühneuhochdeutsche Literatur überliefern.

Auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes war die Bibliothek nach der Eroberung Heidelbergs durch katholische Truppen im Jahr 1622 dem Vatikan als Kriegsbeute übergeben worden. Insgesamt gelangten so etwa 3500 Handschriften und mindestens 12.000 gedruckte Titel nach Rom. Die lateinischen, griechischen und hebräischen Handschriften sowie die Gesamtzahl der Drucke befindet sich noch heute dort während die Codices Palatini germanici aufgrund von Vereinbarungen, die während der Pariser Friedensverhandlungen getroffen worden waren, 1816 nach Heidelberg zurückkehrten.

Info:
Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg (Cod. Pal. germ. 1-181), bearbeitet von Karin Zimmermann unter Mitwirkung von Sonja Glauch, Matthias Miller und Armin Schlechter, Wiesbaden 2003, Dr. Ludwig Reichert Verlag (Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg 6), 620 S. mit 9 Farbabb., 32 s/w-Abb. (3-89500-152-X), Preis: ca. 138 Euro

Kontakt:
Dr. Nicole Kloth
Universitätsbibliothek Heidelberg
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 06221 542570, Fax 542623
Kloth@ub.uni-heidelberg.de

Stadtgeschichte für Grundschulen

Der Heimatverein Coesfeld e.V. und das Stadtarchiv Coesfeld haben eine Mappe erarbeitet, um Lehrern der Primarstufe die Möglichkeit zu geben, sich über die Stadt Coesfeld zu informieren. Eine Umfrage an den neun Grundschulen hatte ergeben, dass im Primarstufenbereich ca. 47% aller Lehrerinnen und Lehrer nicht in Coesfeld wohnen. Sie sind deshalb oft auf Informationen angewiesen, die aus dem Kollegium kommen oder in Handreichungen kurz und knapp wesentliche Themenschwerpunkte des Sachkundeunterrichts der Klassen 3 und 4 abdecken.

Die knapp 100 Seiten dicke Mappe gibt hierfür von der Stadtgründung bis zur Abwasserentsorgung, von der Coesfelder Kreuzverehrung bis zur Eisenbahn lehrerspezifische Basisinformationen, benennt Lernorte in Coesfeld, gibt Kontaktadressen, liefert aber auch in einem zweiten Teil Quellenmaterial – wie Fotos und kleinere Texte auf Folien – für den Unterricht. Zu den jeweiligen Abschnitten werden vertiefende Literaturangaben genannt. Die als Ordner konzipierte Unterrichtshilfe ist auf Erweiterung angelegt. Jeder Grundschule  wurde zu Weihnachten für jede Klasse drei und vier ein Exemplar übergeben.

Kontakt:
Stadtarchiv Coesfeld
Walkenbrückenstrasse 25
48653 Coesfeld
Tel: 02541 939-1055
E-Mail: norbert.damberg@coesfeld.de

Philipp den Großmütigen online entdecken

500 Jahre alt und doch lebendig. Auf einer Internetseite präsentieren die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und das Hessische Staatsarchiv in Marburg den weltweit bekanntesten hessischen Landgrafen: Philipp den Großmütigen – www.philipp-von-hessen.de. Sie stellten den Web-Auftritt am 6. Februar in Frankfurt am Main vor. Er ist Teil des Projektes „Mit dem Glauben Staat machen“, zu dem auch eine Wanderausstellung gehört.

In dem Web-Auftritt lassen sich Informationen über die wesentlichen Leistungen des hessischen Landgrafen, aber auch Veranstaltungstermine abrufen. Ein multimediales und interaktives Online-Spiel lädt Besucherinnen und Besucher ein, in das Leben zur Zeit Philipps in Hessen einzutauchen. Die Spieler beteiligen sich aktiv, indem sie mit dem Kundschafter „Johann“ Abenteuer bestehen und ihm helfen, Informationen zu besorgen. Auf diese Weise erfährt der Surfer spielerisch von den herausragenden Verdiensten Philipps: seinem Einsatz für Arme und Kranke, der Gründung wichtiger Bildungseinrichtungen, der Ausbreitung des evangelischen Glaubens und seinen politischen Strategien. Unter den erfolgreichen Teilnehmern werden am 500. Geburtstag des Landgrafen am 13. November fünf DVD-Player ausgelost.

In der virtuellen „Bibliothek“ finden Surfer neben zahlreichen Hintergrundtexten eine bebilderte Biografie Philipps, Anekdoten aus seinem Leben sowie ein Interview mit einem Psychiater, der heute in einem der von Landgraf Philipp gegründeten Hospitäler arbeitet.

Das Internet-Angebot motiviert geschichtlich interessierte Erwachsene auf der Suche nach Fakten, aber auch Kinder, Jugendliche und Spielbegeisterte, sich mit Landgraf Philipp und der Reformation in Hessen auseinander zu setzen.

Links:

Quelle: Glaube Aktuell, 8.2.2004

DVD zum Thema Zwangsarbeit

Auch im Münsterland wurden während des Zweiten Weltkrieges zahllose Zwangsarbeiter in Landwirtschaft und Industrie eingesetzt. Das Schicksal dieser Menschen greift eine DVD auf, die das Landesmedienzentrum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) und der münsterische „Geschichtsort Villa ten Hompel“ heute vorgestellt haben.

Erschienen ist die Produktion mit dem provokanten Titel „Ausgebeutet für die Volksgemeinschaft?“ in der neuen Reihe „Historisches Lernen multi-medial“. „Die DVD macht in 14 Filmsequenzen und über 40 ergänzenden multimedialen Materialien eindringlich sichtbar, wie Menschen zwischen 1940 und 1945 nach Deutschland verschleppt und hier ausgebeutet wurden“, erläutert Prof. Dr. Alfons Kenkmann von der Villa ten Hompel, der als Herausgeber gemeinsam mit dem Leiter des LWL-Landesmedienzentrums, Dr. Markus Köster, für das Konzept der Reihe verantwortlich zeichnet.

Im Mittelpunkt stehen Zeitzeugenaussagen von drei ehemaligen Zwangsarbeitern und einer Zwangsarbeiterin aus der Ukraine. Sie haben ihre Erinnerungen zwischen 1998 und 2002 niedergeschrieben, um vom Stadtarchiv Münster einen Nachweis über ihre Zwangsarbeit zu bekommen. Die Berichte der vier stehen exemplarisch für das Schicksal sowjetischer Zwangsarbeiter in der Industrie, in der Landwirtschaft und bei der Reichsbahn. „Die DVD erinnert an die Verschleppung der Opfer und sie versucht die Lebensbedingungen und Alltagserfahrungen der Zwangsarbeiter in Deutschland zu rekonstruieren. Gleichzeitig beleuchtet sie die Organisation und den Stellenwert der Zwangsarbeit im System der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft“, erklärt die Historikerin Gaby Flemnitz, die das neue Medium gemeinsam mit Karl Reddemann inhaltlich konzipiert hat.

Ergänzend zu den Filmsequenzen haben Flemnitz und Reddemann umfangreiches multimediales Begleitmaterial zusammengestellt: Schriftquellen im Original, Fotos, Tabellen und historische Filmaufnahmen erläutern und vertiefen das Thema. Diese Materialien lassen sich problemlos präsentieren und ausdrucken. Die DVD ist für das historische Lernen konzipiert, für das Selbststudium ebenso wie für Vorträge, für die Unterrichtsvorbereitung und für unterschiedliche Lehr- und Lernformen.

Info:
Interessierte können die DVD 'Ausgebeutet für die Volksgemeinschaft? Zwangsarbeit im Münsterland während des Dritten Reiches' beim Westfälischen Landesmedienzentrum (medienzentrum@lwl.org, Warendorfer Str. 24, 48133 Münster, Tel.: 0251/591-3902) für 19,90 Euro kaufen.