Sowohl bei der Denkmalpflege, bei der Kantonsbibliothek wie beim Staatsarchiv mangelt es keineswegs an Arbeit. Es geht dabei um Auseinandersetzung mit der hiesigen Geschichte und um Dienstleistungen für die Öffentlichkeit. Zum fünften Mal gaben die drei Institutionen des Schweizer Kantons Appenzell einen gemeinsamen Jahresbericht heraus, der einen interessanten Einblick in ihre Tätigkeit ermöglicht. Neben den unerlässlichen Statistiken zur Dokumentation der Arbeit wird auf einzelne Aspekte der vielfältigen Aufgabenstellungen ausführlicher eingegangen.
Bei der Denkmalpflege unter der Leitung von Fredy Altherr fällt im Berichtsjahr 2002 (Download als pdf) die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach Bauberatungen und Unterstützungsbeiträgen auf. Statt wie im Vorjahr 27 bewilligte Beiträge waren es deren 50. Trotzdem ist die Summe der gesetzlich zugesicherten Beiträge mit gut 300.000 Franken aus der kantonalen Denkmalpflege (mit Gemeinde- und Bundesbeiträgen sind es insgesamt gegen eine Mio. Franken) nicht sehr stark angestiegen, was mit dem Fehlen von aufwendigen Grossprojekten zusammenhängt.
Denkmalpfleger Fredy Altherr interpretiert die Zunahme in wirtschaftlich eher schwierigen Zeiten als «Zeichen einer gut funktionierenden Bewilligungspraxis für Massnahmen an geschützten Bauten und Objekten». Bauwillige würden vermehrt auf die erforderliche Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege aufmerksam gemacht. Die fachliche Erfassung und sachkundige Betreuung von denkmalrelevanten Bauvorhaben wirke sich auf verschiedenen Ebenen positiv aus. Allen voran nennt der Denkmalpfleger die Sicherung der Bausubstanz und damit der Lebensqualität in den geschützten Ortsbildern und Kulturobjekten. Die Attraktivität des Kantons als Ausflugs- und Ferienziel verdiene die Anstrengungen ebenso wie das einheimische Gewerbe, das nur mit anspruchsvollen Sanierungsaufträgen sein traditionelles Wissen und Können erhalten könne.
Kantonsbibliothekar Matthias Weishaupt weist in seiner Berichterstattung auf die Betreuung zahlreicher Nachlässe hin und beklagt, dass meist eine systematische Erschliessung mit den zur Verfügung stehenden personellen Ressourcen immer wieder zurückgestellt werden müsse. Auch das Problem der Stellvertretung und Entlastung des Kantonsbibliothekars mit einer 80-Prozent-Anstellung bleibe ungelöst. Als neue Dienstleistung hat sich die Ausleihe von digitalisierten Bilddokumenten etabliert.
Auch im Staatsarchiv erfolgte der erste Schritt ins digitale Zeitalter mit der Einführung einer leistungsfähigen Datenbank. Den Bezug neuer Magazin- und Büroräume in Bankgebäude am Obstmarkt bezeichnet Staatsarchivar Peter Witschi als «Quantensprung». Kantonsbibliothek wie Staatsarchiv wissen auch um die Bedeutung von Öffentlichkeitsarbeit und haben zahlreiche Aktivitäten entwickelt.
Kontakt:
Kulturdirektion
des Kantons Appenzell A.Rh.
Sekretariat
Herr Michael Urech
Regierungsgebäude
9102 Herisau
Tel: 071 353 68 21
Fax: 071 353 64 97
ed@ed.ar.ch
Quelle: Tagblatt (Appenzeller Zeitung), 6.2.2004
Geplanter Umzug des Stadtarchivs Lübbecke scheitert erneut
„Ich will die Sanierung der Hauptschule, aber das Stadtarchiv will ich hier nicht“. Burghard Grote, Grünen-Politiker, machte seinem Ärger im Ausschuss für Schule, Kultur, Jugend und Sport Luft. Die Opposition unterstütze Grotes Ansicht, also wurde die Unterbringung des Lübbecker Stadtarchivs abermals vertagt.
Damit scheiterte der geplante Archivumzug aus dem Alten Rathaus in die Schule nun bereits zum fünften Mal. „Die SPD hat der Verwaltung den Auftrag gegeben, nach Alternativen zu diesem Standort zu suchen“, verkündete der SPD-Fraktionsvorsitzende Arnold Oevermann. Geschehen sei aber bislang nichts, also könne auch kein ein Beschluss gefasst werden.
Der Beschlussvorschlag beinhaltete, dass die Verwaltung beauftragt wird, mit der Schule ein Raumkonzept zu erstellen, das gleichzeitig eine Lösung für die Unterbringung des Archivs darstellen sollte. Außerdem sollte die Verwaltung ein Sanierungskonzept, das bis zum Jahr 2007 abgeschlossen sein sollte, für das Schulgebäude erarbeiten.
Drei mögliche Standorte innerhalb der Schule am Wiehenweg zieht die Verwaltung in Betracht. Ziel dieser Konzepte sei es, so wenig wie möglich in den Schulalltag einzugreifen, hob der Fachbereichsleiter Schule, Horst Heidrath, hervor.
Alle denkbaren Varianten wurden auch errechnet, zudem ein Vergleich zwischen Umbaumaßnahmen in der Schule sowie Anmietung im Telekomgebäude kalkuliert. Demnach würde die Stadt für den Bau in der Schule bei einer Nutzungsdauer von 20 Jahren 400.000 Euro investieren, bei gleicher Mietdauer müsste sie im Telekomgebäude knapp 800.000 Euro für die Miete bezahlen.
Auf Antrag der SPD wurde der Beschlussvorschlag abgelehnt und vertagt. Die CDU stellte sich dagegen hinter den Vorschlag der Verwaltung. Da die Schule in dieses Konzept miteingebunden werde, sei der Vorschlag annehmbar, meinte Uwe Kröger, stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender.
Kontakt:
Stadtarchiv Lübbecke
Am Markt 3 (Altes Rathaus)
D-32312 Lübbecke
Telefon: 05741-298257
Telefax: 05741-90561
info@luebbecke.de
Quelle: NW Lübbecke, 5.2.2004
Kreisarchivarin mit der Liebe zur Insel
Zum 40. Todestag am 6. Februar 2004 erinnert die Ostsee-Zeitung an die Bergener Bürgerin, Studienrätin und Kreisarchivarin Magdalene Hänsel. Sie wurde am 26. Mai 1889 in Bergen (Rügen) als Tochter eines Rechtsanwalts und Notars geboren. Von Ostern 1895 bis Herbst 1903 besuchte Hänsel eine Privatmädchenschule in Bergen. 1903 bis 1905 war sie auf der Höheren Töchterschule in Altenburg/Thüringen. Danach besuchte sie von 1906 bis 1908 das Lehrerseminar in Stettin-Friedenshof und legte 1909 in Greifswald die Lehrerinnenprüfung ab. An den Universitäten Jena, München und Greifswald studierte sie von 1912 bis 1916 die Fächer Geschichte, Deutsch und Englisch und bestand 1917 in Greifswald ihre Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen.
In den 20er Jahren war Frl. Hänsel Lehrerin an der Höheren Mädchenschule in Bergen, wurde Studienassessorin und ab 1930 Lehrerin am hiesigen Gymnasium. Ihr großes Interesse und ihre Liebe galt der Geschichte ihrer rügenschen Heimat, der sie sich in ihrer Freizeit und ihren Studien widmete, was sich in zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen widerspiegelte. Die historische Kommission zu Pommern stufte Magdalene Hänsel 1936 als eine besondere Kennerin der Geschichte Bergens ein. Sie befasste sich insbesondere mit der Erforschung und Erfassung alter Rügener Flurnamen und arbeitete dabei eng mit Prof. Dr. Haas zusammen.
Neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin war Magdalene Hänsel Kreisarchivarin im Stadtarchiv Bergen. In den „Monatsblättern“ der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde beschreibt Frl. Hänsel das Stadtarchiv Bergen. Sie erläutert, dass dieses Archiv leider über die Anfänge der Stadtgeschichte keine Auskunft geben kann, da die große Feuersbrunst 1690 alle Akten vernichtete. Noch vorhandenes Schriftgut ließ Bürgermeister Jendrich in einem Repertorium ordnen (1724-1740). Fräulein Hänsel schreibt, dass in der Folgezeit vieles durch Unachtsamkeit verloren ging. Das Stadtarchiv gibt aber über die Entwicklung der Stadt, die Verfassung, über Besitz, Rechtstitel, Stadtbild, Handwerk und Zünfte und die Bewohner Auskunft, bewahrt Stadtpläne auf (sogenannte Urbarien von 1787/88 vom Kirchenprovisor Huldberg und 1853 vom Regierungsfeldmesser Amtsberg), Einwohnerververzeichnisse seit 1767, Chronik der Stadt Bergen von Rektor Droysen und vieles mehr. Fräulein Hänsel schreibt in ihrem Beitrag, dass gerade in Pommern, wo die Quellen spärlich fließen, ein Überblick über die vorhandenen Bestände besonders wichtig ist. Diese Bestände zu sichten, ordnen und zu bewahren war Magdalene Hänsels besonderes Verdienst.
Quelle: Ostsee-Zeitung, 5.2.2004
56. Westfälischer Archivtag am 16./17. März in Brakel
Der Westfälische Archivtag gehört zu den bedeutendsten regionalen Archivveranstaltungen in der Bundesrepublik. Der Archivtag ist an einem übergreifenden Rahmenthema ausgerichtet, das sowohl im historischen Kontext wie auch im Hinblick auf archivfachliche Detailaspekte behandelt wird. Die Teilnehmerzahlen bewegen sich zwischen etwa 150 und 200 Personen.
Das Rahmenthema des diesjährigen 56. Westfälischen Archivtages lautet:
„Verwahren, Erhalten, Nutzbarmachen – 15 Jahre Archivgesetz in Nordrhein-Westfalen“.
Programm:
16. März 2004
Eröffnung und Grußworte
Eröffnungsvortrag
PD Dr. phil. habil. Barbara Stambolis (Universität Paderborn): Des Krummstabs langer Schatten. Das Hochstift Paderborn als Geschichts- und Gedächtnislandschaft
1. Arbeitssitzung:
15 Jahre Archivgesetz NW – Bilanz und Perspektiven
Einführung und Moderation: Prof. Dr. Norbert Reimann (Westfälisches Archivamt, Münster)
- Prof. Dr. Janbernd Oebbecke (Kommunalwissenschaftliches Institut der Universität Münster):
Archivbenutzung in verändertem rechtlichen Umfeld - Dr. Alexander Dix (Landesbeauftragter für den Datenschutz und für das Recht auf Akteneinsicht in Brandenburg):
Gleiche Transparenz in Verwaltung und Archiven - Manfred Müller (Stadt Lichtenau):
Das Archivgesetz aus Sicht eines Bürgermeisters einer kleinen Kommune
Arbeitsgruppen:
Archivpraxis unter den Bedingungen der Archivgesetzgebung
- Verwaltungsinterne Öffentlichkeitsarbeit als archivisches Arbeitsfeld
(Moderation: Hans-Jürgen Höötmann, Westfälisches Archivamt, Münster) - Kooperation mit Schulen (Moderation: Dr. Susanne Freund, Institut für
vergleichende Städtegeschichte, Münster / Dieter Klose, Staatsarchiv Detmold) - Stadtmarketing und Archive (Moderation: Michael Gosmann, Stadtarchiv Arnsberg)
- Sammlungstätigkeit von Archiven (Moderation: Dr. Gunnar Teske, Westfälisches Archivamt, Münster)
Mittwoch, 17. März 2004
2. Arbeitssitzung: e-Government und Archive
Moderation: Dr. Mechthild Black-Veltrup (Staatsarchiv Münster)
- Dr. Lutz Gollan (Städte- und Gemeindebund NRW, Düsseldorf):
Gemeinschaftsprojekt e-Government NRW – Effizienz durch Kooperation - Dr. Gudrun Klee-Kruse (Nottuln):
Die digitale Signatur - Susanne Harke-Schmidt (Stadtarchiv Kerpen),
Martina Zech M.A. (Stadtarchiv Wesseling):
Einführung digitaler Archivierungssysteme – Mitwirkung der Archive - Andreas Kratz M.A. (DISOS GmbH, Berlin):
e-business in der Wirtschaft am Beispiel von Kreditakten
Aktuelle Stunde
Moderation: Prof. Dr. Norbert Reimann (Westfälisches Archivamt, Münster)
Sachstandsberichte zu aktuellen Fragen, u. a.:
– Katastrophenschutz, Notfallmaßnahmen
– Rechtsstreit um ein Kirchenbuch
Kontakt/Anmeldung:
Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Westfälisches Archivamt
Jahnstr. 26
48147 Münster
Tel. 0251 591-5779
Fax 0251 591-269
E-Mail: s.heil@lwl.org
Homepage: www.westfaelisches-archivamt.de
Diskussion über Zukunft des Tübinger Stadtmuseums
Das Tübinger Stadtmuseum hat in seiner relativ kurzen Geschichte bereits eine beachtliche Serie von „Pleiten, Pech und Pannen“ hinter sich. Der negative Höhepunkt war in jüngster Vergangenheit die Diebstahl-Serie eines Mitarbeiters, die darauf folgende Entlassung der Museumsleiterin und der umstrittene Entschluss der Oberbürgermeisterin, einige der gestohlenen Grafiken nicht zurückzufordern, sondern stattdessen Geld zu nehmen. Doch auch das Konzept des Stadtmuseums selbst steht mittlerweile in der Diskussion. So liegen inzwischen gleich sechs Modelle auf dem Tisch, die dem Museum wieder in die Gänge helfen sollen.
Das TAGBLATT ließ auf einem Podium folgende verschiedene Experten zu Wort kommen:
- Brigitte Russ-Scherer, Oberbürgermeisterin von Tübingen
- Gottfried Korff, Kulturwissenschaftler und Ausstellungsmacher
- Martin Beutelspacher, ehemalige Stadtmuseums-Mitarbeiter und Leiter des Mindener Stadtmuseums
- Kirsten Fast, Chefin des Landesmuseumsverbandes und Leiterin des Stadtmuseums Esslingen
- Hans Otto Binder, Vorsitzender des Museums-Freundeskreises
Sechs Modelle für die Zukunft des Museums stehen zur Debatte:
Modell 1 – Kulturamt: 4 Wechselaustellungen im Jahr, davon 2 stadtgeschichtliche Zusammenarbeit mit der Universität und dem KünstlerbundAusbau des museumspädagogischen Programms, Ausbau des Museumsshops. Sparfaktor: 2 Wechselaustellungen weniger als bisher, Vermietung von Räumen, Einsparung von 2,5 Stellen auf 5,5 Stellen, Kürzungen der Leiterstellen auf ¾ und ½ Sekräteriatsstelle.
Modell 2 – Stadtarchiv: 1-2 stadtgeschichtliche Ausstellungen im Jahr, 2-3 Ausstellungen durch Kooperation. Sparfaktor: 3,5 Stellen weniger, also Personal auf 4,5 Stellen und wissenschaftliche Stellen um mindestens 1 BAT zurückgestuft, 110 000 Euro Einsparung im Jahr.
Modell 3 – Stiftung: Etwa 100 000 Euro Stiftungskapital aus dem Verkauf gestohlener Gegenstände, aus Versicherungssumme und Rückzahlungen des Diebes, Verkauf weiterer Sammlungsgegenstände, Umfang der Ausstellungstätigkeit offen und in Eigenverantwortung der Stiftung. Sparfaktor: keine BAT-Verträge, befristete Arbeitsverhältnisse.
Modell 4 – Managed by Kunsthalle: Zunächst befristeter Management-Vertrag mit der Kunsthalle, 1 stadtgeschichtliche Ausstellung pro Jahr, enge Kooperation mit dem Stadtarchiv, außerdem Kooperationsausstellungen, darunter auch Kunstausstellungen gemeinsam mit Galerien, Einrichtung eines Touristenbüros im Haus. Sparfaktor: Reduktion der Stellen um 3,25 auf 4,75, darunter ½ Leiterstelle, 1 Stelle für Sammlung und Inventarisierung, 100 000 Euro Personaleinsparung.
Modell 5 – Kooperation mit Reutlingen: Noch nicht präzisiert. Sparfaktor: Einkauf der Leitungsfunktion, Synergieeffekte.
Modell 6 – Stadthaus: Multifunktionales Forum, das Raum für Ausstellungen, Messen, Märkte, Workshops, Empfänge, Feste bietet. Kooperation mit Uni, Stadtarchiv, Verein der Freunde etc. Trägerschaft offen. Schaufenster aktueller wissenschaftlicher und lokaler Innovationen, Öffnung des unteren Geschosses durch größere Fenster, Stadthaus-Shop mit Infos über Tübinger Projekte und Initiativen, erweiterte Öffnungszeiten, Bildung eines Stadthausbeirates. Sparfaktor: 4 Stellen (eine Leitungsstelle, eine halbe wissenschaftliche Mitarbeiterstelle plus Kassen- und Aufsichtspersonal).
Die Modelle und andere Vorschläge und Meinungen zur Zukunft des Tübinger Stadtmuseums können aber auch online diskutiert werden: Diskutieren Sie online mit!
Kontakt:
Stadtmuseum Tübingen
72070 Tübingen
Kornhausstraße 10
Tel.: 07071/2041-711 u. 945460
Fax: 07071/945489
stadtmuseum@tuebingen.de
www.tuebingen.de
Quelle: Tagblatt, 5.2.2004
Stadt Riesa eröffnet neues Archiv
Herbert Küttner stöbert in Akten von Zwangsversteigerungen aus den 30er Jahren. Der Heimatautor ist in seinem Element und freut sich, dass das Riesaer Stadtarchiv ein attraktives neues Domizil bekommen hat und lobt: „Sehr übersichtlich.“ Das mit dem Stöbern wird nicht immer so einfach sein wie am Tag der offenen Tür zur Eröffnung. Vielleicht will Archivchefin Steffi Brandenburger zum Tag des Denkmals wieder in die neuen Räume auf der Goethestraße 66 einladen. Ansonsten ist es das Beste, vorher anzurufen und die Wünsche mitzuteilen: „Denn Archiv-Arbeit ist vor allem Sucharbeit“, sagt Steffi Brandenburger .
Mit sieben Tonnen Papier in 1.600 Kartons zogen die Archivmitarbeiter aus dem Museum auf die Goethestraße. Es wurde auch Zeit. Nicht nur, weil der Umbau des Museums ansteht, sondern insbesondere, um die historischen Akten unter günstigeren klimatischen Bedingungen lagern zu können. Da tut schon eine Heizung Wunder, um Temperatur und Luftfeuchte stabil zu halten. Das fordert der Gesetzgeber, und es verlängert das Leben der teilweise 400 Jahre alten Akten. Wertvolle Lehensbriefe aus dem 17. Jahrhundert zum Beispiel. 680 laufende Meter Archivmaterial schlummern in den grauen Stahlregalen. Für die schwunghaft wachsende Papierschlange wurde es ohnehin langsam zu eng auf dem Poppitzer Platz. Die nächsten 30 Jahre sollte sie jetzt bequem wachsen können und auch noch Platz für das Bauarchiv lassen. Das zieht in den kommenden zwei Jahren um.
In die umfangreichen Rekonstruktionsarbeiten am neuen Archiv-Gebäude investierte die Stadt rund 728.000 Euro. Saniert wurde das ehemalige Waren- und spätere Wohnhaus zwischen Februar und Dezember 2003. Eine böse Überraschung bereitete den Bauleuten der Hausschwamm in den Wänden des alten Gemäuers. Trotzdem blieb der Zeitverzug geringfügig. Mit dem Umzug verbessern sich die Bedingungen sowohl für die Mitarbeiterinnen als auch die Nutzer des Archivs schlagartig. So stehen jetzt zum Beispiel fünf Plätze in einem Leseraum zur Verfügung. Ahnenforschung liege jetzt sehr im Trend, sagt Steffi Brandenburger. Das führt vor allem Westdeutsche ins Riesaer Archiv. Heimatautoren sind oft bei ihr oder auch Studenten für die Diplomarbeit. Oberbürgermeisterin Gerti Töpfer wünschte den Mitarbeiterinnen, „dass sie hier viele Akten finden, die Positives über die Entwicklung Riesas beinhalten.“
Ein ganz besonders wertvolles Dokument werden die Chronisten wie Heimatforscher aber vergeblich suchen. Es ist zugleich das älteste und wichtigste Riesas: die Stadtrechtsurkunde von 1623. Die schlummert sicher verwahrt in einem Panzerschrank des Rathauses. In welchem, ist streng geheim.
Kontakt:
Stadtarchiv Riesa
Goethestraße 66
01589 Riesa
03525/ 63 40 00
Quelle: Sächsische Zeitung, 4.2.2004
Burgenländische Kulturinitiativen
Das Kulturreferat der Landesregierung Burgenland (A) schreibt dieses Jahr gleich acht verschiedene Preise bzw. Initiativen im Kultur- und Wissenschaftsbereich aus. Die Gesamtdotation beträgt 19.000 Euro. „Unsere Wettbewerbe sollen zu neuen Aktivitäten herausfordern und auf die Vielfalt und Qualität der Kultur- und Wissenschaftsinitiativen im Burgenland aufmerksam machen“, betonte Kulturlandesrat Helmut Bieler.
Die Kulturwettbewerbe des Landes Burgenland umfassen sechs Ausschreibungen und zwei Initiativen. Große Breitenwirkung erwartet sich Bieler insbesondere vom Schulprojekt „Burgenland 1945 – 1955“ im Rahmen der kulturellen Dorferneuerung. Diese Initiative wird in Kooperation mit dem burgenländischen Landesschulrat durchgeführt, der bereits seit Jahren diese Initiative unterstützt. Bei diesem Projekt handelt es sich um keine allgemeine Ausschreibung, sondern um eine Initiative, die ausschließlich mit Schulen durchgeführt wird. „Dabei schlüpfen Schüler in die Rolle von Historikern und versuchen, Aspekte der burgenländischen Zeitgeschichte der Jahre 1945 – 1955 herauszuarbeiten“, sagte Bieler. Unter der Anleitung erfahrener Geschichtswissenschaftler sollen Aspekte der Alltagsgeschichte, aber auch regionale Spezifika der sogenannten „Russenzeit“ im Zuge von Zeitzeugeninterviews ausgearbeitet werden.
Die Ergebnisse sollen in einer Ausstellung im Landesmuseum Burgenland im Jubiläumsjahr 2005 verarbeitet werden. Die von den Schülern geführten Interviews dienen dem Aufbau einer Audiothek und werden im Burgenländischen Landesarchiv aufbewahrt und stehen für weitere wissenschaftliche Forschungen zur Verfügung.
Als wesentlich bezeichnete der Landesrat das Ziel, dass mit den Wettbewerben und Initiativen auch eine geeignete Vermittlung verbunden ist. „Kultur braucht den öffentlichen Raum und die breite Auseinandersetzung. Darum haben wir auch heuer dafür gesorgt, dass die verschiedenen Wettbewerbsbeiträge nicht in irgendeinem Archiv liegen bleiben, sondern mit dem interessierten Publikum diskutiert werden können.“
Kontakt:
Die jeweiligen Bewerbungen sind mit dem vorgegebenen Kennwort zu versehen und an das Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt. 7 – Kultur, Wissenschaft und Archiv, Europaplatz 1, 7000 Eisenstadt zu richten.
Nähere Informationen zu den Wettbewerben erteilt Mag. Dieter Szorger vom Kulturreferat der Landesregierung (Tel.: +43 2682 600 2452, Fax.: +43 2682 600 2058, e-mail: dieter.szorger@bgld.gv.at. Unter http://www.burgenland.at/ausschreibungen wurde auch auf der Homepage des Landes ein Bereich mit den aktuellen Ausschreibungen des Kulturreferates eingerichtet, der die Ausschreibungstexte ständig abrufbar macht.
Quelle: ÖJ-Österreich-Woche, 4.2.2004
Protokolle der „Krieger-Kameradschaft 1873“ im STA Giengen
Der gewonnene Krieg von 1870/71 hatte für die Zeitgenossen eine zentrale Bedeutung. Durch die Gründung des Deutschen Kaiserreiches in Folge des Zusammenschlusses der kleindeutschen Staaten war ein alter Traum in Erfüllung gegangen. Der militärische Sieg über den „Erbfeind“ Frankreich und der Aufstieg zu einer europäischen Großmacht schuf in ganz Deutschland ein ausgeprägtes nationales Bewusstsein. Nach den gemeinsamen Entbehrungen im Felde und den militärischen Erfolgen schlossen sich ehemalige Kriegsteilnehmer in den ersten Friedensjahren auf örtlicher Ebene zu zahlreichen Veteranen- und Kriegervereinen zusammen.
In Giengen riefen 1872 die so genannten Ausmarschierten der Kriege von 1866 und 1870/71 ins Gasthaus zum Schlüssel zur Gründung eines Veteranenvereins auf. Zu den Mitgliedern zählten allerdings auch einige Altveteranen aus den napoleonischen Kriegen 1813/15. Von ihnen waren 1877 noch drei am Leben. Die feierliche und öffentlichkeitswirksame Fahnenweihe fand 1873 statt. Die Ausrichtung patriotischer Feiern wie der Sedan-Tag oder des Königs Geburtstag hatte sich der Verein zu einer seiner Aufgaben gemacht. In der Bevölkerung fanden sie großen Anklang.
Ein zweiter Zusammenschluss ehemaliger Kriegsteilnehmer zum so genannten Kriegerverein wurde im Jahr 1881 von 41 Kriegsteilnehmern in der Gaststätte zum „Bad“ ins Leben gerufen. Ihm schlossen sich 1924 die elf noch lebenden Mitglieder des sich auflösenden Veteranenvereins an. Sie fanden dort als Ehrenmitglieder Aufnahme. In der Folgezeit trug die neue Vereinigung den Namen „Veteranen- und Krieger-Verein“. Er hatte sich, ähnlich wie die „Vorgänger“, mit finanzieller Unterstützung der Stadt die Pflege der Kameradschaft sowie Hilfe für Mitglieder und deren Angehörigen im Krankheits-, Not- und Sterbefall zum Ziel gesetzt. Mit Familienausflügen, Weihnachtsfeiern, Waldfesten, Gedenkfeiern und anderen Veranstaltungen trat er an die Öffentlichkeit. Nach dem Ersten Weltkrieg wuchsen dem Verein neue Mitglieder zu. Im Jahre 1931 umfasste er immerhin noch 290 Personen bei rund 3.600 Einwohnern der Stadt.
In Folge der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 fielen die Vereine der Gleichschaltung zum Opfer. Der Krieger- und Veteranen-Verein wurde in „Kriegerkameradschaft 1873 im Kyffhäuserbund“ umbenannt und als Mitglied in den „Württembergischen Kriegerbund“ aufgenommen, der in der Organisation des NS-Reichskriegerbundes eingebunden war. Nur wenig ist von den Aktivitäten dieses Vereins in den Dokumenten des Stadtarchivs überliefert.
Umso höheren Stellenwert erhält dadurch ein Protokollband, der von 1934 bis 1945 geführt wurde. Dieses Buch wurde unlängst von Helmut Heiser aus Giengen dem Stadtarchiv zur Aufbewahrung übergeben. Der Band stellt nicht nur ein für Giengen relativ seltenes Dokument aus der Zeit des Nationalsozialismus dar, sondern spiegelt auch ein Stück Stadt-, Vereins- und Gesellschaftsgeschichte aber auch den Zeitgeist wider. Damals zeichnete als Vorstand Karl Mühlberger, der das Amt von Gottlieb Schmid im Oktober 1933 übernahm. Mühlberger starb im Mai 1944. Seine Nachfolge trat der Stellvertreter, nun „Kameradschaftsführer“ Ernst Finckh an. Am Anfang unterhielt der Verein noch eine Sterbekasse und leistete Krankenunterstützung. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges beschränkten sich die Aktivitäten vorwiegend auf die Teilnahme an Kundgebungen und Beerdigungen von Veteranen oder gefallenen Soldaten. Die Eintragungen im Protokollband enden mit dem Kriegsende in Giengen im April 1945, eine Woche vor dem Einmarsch amerikanischer Truppen in Giengen.
Kontakt:
Stadtarchiv Giengen
Kirchplatz 2,
89537 Giengen an der Brenz
Stadtarchivar Dr. Alexander Usler,
Tel. 07322/4803
Quelle: HZ online, 4.2.2004
ARMA offline
Die Homepage der „Association of Records Managers and Administrators“ (ARMA) ist seit einiger Zeit nicht zu erreichen. Daher soll kurz darauf hingewiesen werden, was ARMA eigentlich darstellt. ARMA ist eine internationale informationswissenschaftliche Vereinigung aus Nordamerika mit über 10.000 Mitgliedern. Diese kommen aus dem Archivwesen verwandten Berufssparten, sind zumeist sog. „records manager“. ARMA kooperiert insofern u.a. mit Bibliothekaren und Archivaren. Neben dem derzeit im Netz nicht zu erreichenden Dachverband (www.arma.org) besteht die ARMA aus diversen Regionalgruppen („Chapter“), die sich v.a. über den nordamerikanischen Kontinent verteilen und teilweise eine jahrzehntelange Verbandstradition aufweisen.
Als nicht-kommerzieller Berufsfachverband des Informationsmanagements beschäftigt sich ARMA vor allem mit Fragen der Schaffung, des Gebrauchs, der Vermittlung und der Aufbewahrung von „Informationen“ und ihren Medien. Es geht dabei um Aufbewahrungsfristen und -modalitäten, um Fragen der Handhabung und Bewertung, sowie um die Problematik der Datenmigration („we are involved in optical imaging, document management, magnetic media, and micrographics“).
Die Gewährleistung der authentischen und zeitnahen Informationsvermittlung gemäß der gesetzlichen Bestimmungen hat sich die ARMA auf ihre Fahnen geschrieben, sich dafür einem Kodex fachlicher Grundsätze („Code of Professional Responsibility“) unterworfen.
Code of Professional Responsibility
„Preamble
Information and records management is that field within the information profession responsible for managing the creation, use, maintenance, and disposition of records generated in the normal functioning of all types of organizations.
The Association of Records Managers and Administrators (ARMA International) is a not-for-profit organization representing professionals in the field of information and records management. Its primary purpose is the advancement of records and information management through education and professional development.
Purposes of the Code
This code is intended to increase the awareness of ethical issues among information and records management practitioners and to guide them in reflection, decision making, and action in two broad areas of ethical concern: society and the profession.
The Social Principles
Because of their responsibilities to society, information and records managers:
- Support the free flow and oppose censorship of publicly available information as a necessary condition for an informed and educated society.
- Support the creation, maintenance, and use of accurate information and support the development of information management systems which place the highest priority on accuracy and integrity.
- Condemn and resist the unethical or immoral use or concealment of information.
- Affirm that the collection, maintenance, distribution, and use of information about individuals is a privilege in trust: the right to privacy of all individuals must be both promoted and upheld.
- Support compliance with statutory and regulatory laws related to recorded information
The Professional Principles
Because of their responsibilities to their employers or clients as well as to their profession, information and records managers:
- Pursue appropriate educational requirements for professional practice, including a program of ongoing education and certification.
- Accurately represent their education, competencies, certifications, and experience to superiors, clients, co-workers and colleagues in the profession.
- Serve the client or employer at the highest level of professional competence.
- Recognize illegal or unethical situations and inform the client or employer of possible adverse implications.
- Avoid personal interest or improper gain at the expense of clients, employers, or co-workers.
- Maintain the confidentiality of privileged information.
- Enrich the profession by sharing knowledge and experience; encourage public discussion of the profession's values, services, and skills.
- Are actively committed to recruiting individuals to the profession on the basis of competence and educational qualifications without discrimination.“
Die folgende Linkliste gibt einen ausschnitthaften Überblick über Kooperationspartner der ARMA:
- Academy of Certified Archivists www.certifiedarchivists.org
- AIIM International www.aiim.org
- American Library Association www.ala.org
- American National Standards Institute www.ansi.org
- Business Forms Management Association www.bfma.org
- Contingency Planning & Management www.contingencyplanning.com
- Library and Information Technology Association www.lita.org
- NARA, US National Archives & Records Administration www.archives.gov
- Professional Records & Information Services Management www.prismintl.org
- Society For Information Management www.simnet.org
- The Computing Technology Industry www.comptia.org
- The International Facility Management Association www.ifma.org
- The Society of American Archivists www.archivists.org
Rathenau-Archiv zieht ins Freienwalder Gärtnerhaus
Rundum saniert ist das um 1800 errichtete Gärtnerhäuschen im Schlosspark von Bad Freienwalde. In diesem Sommer wird dort das Rathenau-Archiv einziehen, sagt Reinhard Schmook, Geschäftsführer der Walther-Rathenau-Stift GmbH. Diese war 1991 in Erinnerung an den früheren deutschen Außenminister gegründet worden. Der Politiker hatte das Freienwalder Schloss 1909 gekauft und restauriert.
Nach und nach sollen die bereits 1992 angefertigten Kopien des rund 70.000 Blatt zählenden Nachlasses von Berlin und Freiburg in das Gärtnerhäuschen gebracht werden, sagt Schmook. Die 1945 nach Moskau verschleppten Originale befänden sich bis heute in Russland. Jüngste Meldungen, wonach die Erben Rathenaus auf die Rückgabe verzichtet hätten, bezeichnete Schmook als „Ente“. Die Familie werde alles tun, um den Fundus zurückzubekommen. Das habe ihm Bernd Mossner, der Sohn einer Nichte von Rathenau, versichert. Es handle sich um Familien- und nicht um Staatseigentum und falle damit nicht unter die Beutekunstgesetze. „Russland steht in der selbstgefassten Verpflichtung, Privateigentum zurückzugeben“, sagt Schmook. Der damalige Präsident Boris Jelzin habe 1997 die ersten elf Mappen aus dem Rathenauschen Privatarchiv zurückgebracht. Nun müsse man aber befürchten, dass es sich wieder hinziehen werde. Es gehe nicht nur um Manuskripte, sondern auch um Gegenstände wie Rathenaus Diplomatentasche.
Die Pläne zur Einrichtung eines Archivs in Bad Freienwalde seien von diesen Entwicklungen allerdings unberührt, versichert Schmook. Die Originale – wenn sie zurückgegeben werden – kämen mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin ins Bundesarchiv. In die Stadt am Oderbruch sollen allein die Kopien gebracht werden. Der Teil aus Berlin, der bei der Rathenau-Gesellschaft sowie Forschern liege, komme schon bald nach Freienwalde.
Extra dafür wurde das Gärtnerhäuschen von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Potsdamer Kulturministerium und dem Landkreis Märkisch-Oderland saniert. Das Archiv soll 2005 zur zentralen Forschungsstätte für Leben und Wirken Walther Rathenaus ausgebaut werden. Es wäre eine ideale Ergänzung zur Rathenau-Gedenkstätte, die 1991 im Schloss eingerichtet worden war.
Die Restaurierung des Schlosses dauert noch an. Die Gedenkstätte ist derzeit nicht zugänglich. Besucher können sich aber im Teehäuschen die Ausstellung „Rathenau – Preußischer Jude, deutscher Europäer“ anschauen. Geöffnet ist außer montags von 9 bis 17 Uhr, am Wochenende ab 11 Uhr.
Kontakt:
Walther-Rathenau-Stift gGmbH
Schloss Freienwalde
16259 Bad Freienwalde (Oder)
Quelle: Morgenpost, 3.2.2004