Ein Pergament von 1318, Zeitungsstapel aus dem Jahr 1870, Rechtssprüche von 1604: das Göppinger Stadtarchiv im „Alten Kasten“ enthält mehr als einen Kilometer Akten, Urkunden und Zeitzeugnisse. Der Stadtarchivar gewährte jetzt einen Einblick in seine Schätze.
Knapp ein Dutzend Göppinger ließen sich von Archivar Martin Mundorff allerlei Geschriebenes aus 700 Jahren Geschichte zeigen. Das älteste Dokument im Stadtarchiv holte Mundorff aus einem unauffälligen Umschlag: In der Pergamenturkunde von 1318 geht es um ein Rechtsgeschäft der Herzöge von Teck mit dem Ritter Heinrich von Hörningen. Obwohl das Dokument „erstaunlich gut erhalten“ war, wie ein Besucher bemerkte, konnten es nur wenige Anwesende entziffern. „Das ist doch wie Zeitunglesen“, lachte Mundorff dagegen. Als Archivar hat er mit der Sütterlin-Schrift keine Probleme.
Viel schwieriger sei dagegen der Umgang mit den alten Papieren aus dem Zeitungsarchiv. Im Alten Kasten sind Schlagzeilen aus Göppingen bis zurück ins Jahr 1827 gesammelt. Leider sei das Papier seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr so reißfest, bedauerte Mundorff. „Manchmal muss man nur leicht mit dem Finger darüber fahren und es reißt.“ Deshalb will man in Göppingen wichtige Dokumente nach und nach auf Mikrofilm bannen. So möchte der Archivar auch für die Zukunft sicher stellen, dass Schulklassen und andere Besucher in die Geschichte ihrer Stadt eintauchen können. Die alten Zeitungen seien dafür eine hervorragende Möglichkeit, erklärte Mundorff.
Doch nicht nur in den Presseerzeugnissen spiegelt sich die Göppinger Stadtgeschichte. Zu seinen besonderen Schätzen zählt Mundorff auch die alten Gerichtsprotokolle, die nachträglich ordentlich gebunden wurden. Das erste Gerichtsprotokoll aus der damaligen Amtsstadt Göppingen stammt aus dem Jahr 1604. Es behandelt einen Rechtsstreit zwischen dem Sattler Jakob Kimmbein und dem Bäcker Friedrich Zwicker. Die beiden Ebersbacher beschwerten sich, allerdings vergeblich, über ein Urteil des Ebersbacher Dorfrichters.
Kontakt:
Stadtarchiv Göppingen
Hausanschrift: Schlossstraße 14, Alter Kasten, 73033 Göppingen
Postanschrift: Stadt Göppingen Archiv und Museen, Postfach 11 49, 73011 Göppingen
Quelle: Stuttgarter Zeitung, 3.9.2003.
Kino in Erkrath wird zum Archiv
Das Kassenhäuschen verwaist, Kisten und Gerümpel bestimmen das trostlose Bild im Foyer: Im Erkrather Kaiserhof-Kino wird kein Film mehr gezeigt. Das Kino wird zum Stadtarchiv. Künftig soll Erika Stubenhöfer mit ihrem Stadtarchiv die leer stehenden Vorführsäle beziehen. Die Vitrinen sind bereits abgebaut. Einen Betreiber, der auf wirtschaftlicher Basis dort weiter Filme zeigen will oder kann, ließ sich nicht anlocken – ein Blick auf die Zahlen vertrieb auch die gutwilligsten Programmkinobetreiber letztlich.
Der Seniorenrat ist verschnupft über das Aus und kritisiert Bürgermeister Arno Werner. Gern hätte die Vertretung der älteren Erkrather im alten Kino ein- bis zweimal im Monat Rühmann-Filme oder ähnliche Klassiker gezeigt. Auch der Jugendrat hatte Interesse signalisiert. Ziel sei es gewesen, so Vize-Vorsitzender des Seniorenrats Jürgen Hampel, eventuell in Zukunft wieder einen normalen Kinobetrieb zu ermöglichen. Er wollte verhindern, dass die Säle umgebaut werden und die Vorführgeräte abgebaut.
Allerdings: Eigene Mittel hat der Seniorenrat kaum – 500 Euro stehen ihm in diesem Jahr zur Verfügung. Nur einen der beiden Säle zu nutzen, mache Umbauarbeiten notwendig, die rund 25.000 Euro kosten, hatte die Verwaltung mitgeteilt. Die Säle für die städtischen Akten und das Archivmaterial zu nutzen, kommt billiger: Der Boden kann geneigt bleiben, nichts muss umgebaut werden und Erika Stubenhöfer hat ihren Schreibtisch dort, wo es früher Popcorn zu kaufen gab. Dort gibt es auch Tageslicht.
Die Säle werden nun die Relikte aus der Stadtgeschichte aufnehmen, vermutlich auch Dokumente über Erkraths nunmehr vergangene Kinogeschichte. Der schräge Fußboden stört dabei nicht, fehlendes Tageslicht ist eher von Vorteil. Bislang lagert das Material im Keller des Rathauses, wo es schwer zugänglich und zudem der Feuchtigkeit ausgesetzt ist.
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Stadtarchiv Erkrath
Bahnstr. 16
D-40699 Erkrath
Telefon: 0211-2407-1014
Telefax: 0211-2407-1009
Quelle: NRZ-online, 2.9.2003
Neue historische Quellen im LHA Koblenz
Jubel im Landeshauptarchiv Koblenz: Den Geschichtsforschern ist es gelungen, ihren »Schatz« um zwei für die Region bedeutende Adelsarchive zu erweitern.
So konnten sie einen großen Teil des Archivs der Familie von Frentz aus Mechernich-Antweiler übernehmen. Allerdings waren die Unterlagen 1945 alliierten Soldaten in die Hände gefallen, die sie zerwühlten und teilweise sogar zerrissen. Für die Koblenzer Archivare bedeutet das: Ordnung schaffen.
Anders das Hausarchiv Bell, das in bester Ordnung ist und Forschern deshalb bereits zur Verfügung steht. Seine Besitzer hatten die für die Familie so wichtigen Dokumente 1795 aus Furcht vor der Zerstörungswut französischer Truppen in eine Wand ihres neuen Hauses eingemauert. So blieben die Urkunden und Aufzeichnungen, die bin ins 14. Jahrhundert zurückreichen, zwar unversehrt – aber auch für 140 Jahre verschollen.
Kontakt:
Landeshauptarchiv Koblenz / Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz
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56010 Koblenz
Telefon: 0261-91290
Fax: 0261-9129112
eMail: info@landeshauptarchiv-ko.de
oder: post@landeshauptarchiv-ko.de
Quelle: Rhein-Zeitung, 1.9.2003, 3.
Sieben Jahrhunderte jüdisches Leben in Lemgo
Eine Premiere besonderer Art fand kürzlich in Lemgo statt. Erstmals führte der Stadtrundgang „Jüdisches Leben in einer alten Stadt“ ins Stadtarchiv. Dort wurden den Gästen zum Abschluss der Führung zahlreiche ergänzende Unterlagen präsentiert.
Der Lemgoer Rundgang zum jüdischen Leben wird bereits seit 1994 angeboten und vor allem von Erwachsenengruppen wahrgenommen. Nach dem Rundgang, begleitet von Stadtführern Liesel Kochsiek-Jakobfeuerborn schloss sich erstmals ein Besuch im Stadtarchiv an. Archivleiterin Dr. Gisela Wilbertz erläuterte die von ihr zusammengestellten Unterlagen. Sie spiegeln Ereignisse und Schicksale wider, wie sie nicht nur in Lemgo für die Geschichte der jüdischen Minderheit „typisch“ waren, sondern weit darüber hinaus. Ältestes Stück der Lemgoer Überlieferung ist eine Urkunde von 1351. Auch in Lemgo war es zu einem Pogrom gekommen. In der Urkunde verlangte der Landesherr, Edelherr Otto zur Lippe, von den Lemgoern dafür Entschädigung.
Meist nur in begrenzter Zahl durften sich Juden irgendwo niederlassen. Die Stadt Lemgo duldete zunächst nur eine Familie, im 17. Jahrhundert zwei und seit 1735 drei Familien. Dafür benötigten diese eine besondere Erlaubnis („Geleit“) des Landesherrn, die nur gegen hohe Geldzahlungen zu haben war. Das Original eines solchen „Geleitbriefs“ mit Siegel und Unterschrift des Grafen Simon August zur Lippe ist in den Lemgoer Akten aus dem Jahr 1720 für Isaak Goldschmidt erhalten. Als Simon August 1728 erkrankte, wurden in Lippe alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde aufgerufen, für ihn zu beten.
Besonders gefesselt waren die Besucher von mehreren Pergamentzetteln, die man 1734 nach seiner Verhaftung dem Rabbiner Ephraim Hirschel abnahm. Ephraim Hirschel gehörte zu den so genannten „unvergleiteten“ Juden, die sich nirgendwo rechtmäßig niederlassen durften und deshalb zum unsteten Umherziehen gezwungen waren. Wie seine ebenfalls einbehaltenen Pässe zeigen, hatte er sich bereits an vielen Orten, immer nur kurzfristig, aufgehalten. Da im 18. Jahrhundert die Bevölkerungszahl stark anstieg, ging es immer mehr jüdischen Menschen so wie Ephraim Hirschel.
Diese Situation zu verändern, hatten sich die Aufklärer auf die Fahnen geschrieben. Es war der Lemgoer Christian Wilhelm Dohm (1751-1820), Diplomat in preußischen Diensten, der 1782 das bedeutendste und einflussreichste Werk zur Unterstützung dieser Forderung veröffentlichte: „Über die bürgerliche Verbesserung der Juden“. Bereits acht Jahre vorher äußerte der junge Jurist Dohm diesen Grundgedanken erstmals in einem Beitrag, den er in den „Lippischen Intelligenzblättern“,der ersten Lemgoer Zeitung, publizierte. Dohms Gedanken wurden in Lippe sehr bald aufgegriffen. Doch erst 1858 erließ die Regierung des lippischen Fürstentums ein so genanntes Emanzipationsgesetz, das die Geleitbriefe und Sonderzahlungen abschaffte und den jüdischen Einwohnern bürgerliche Gleichberechtigung gewährte. Die Integration und Anerkennung der jüdischen Bürger in Lemgo endete nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933. In den 1980er Jahren begann in Lemgo die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte der Stadt. 1986 wurden in der neu gegründeten Reihe „Forum Lemgo“ die Erinnerungen von Karla Raveh, einzige Überlebende der Familie Frenkel, veröffentlicht. In den folgenden Jahren wurden der Platz der 1938 zerstörten Synagoge an der Neuen Straße zum Mahnmal umgestaltet und im „Frenkel-Haus“ in der Echternstraße 70, Karla Ravehs Elternhaus, eine museale Dokumentationstätte zum jüdischen Leben in Lemgo eingerichtet.
Kontakt:
Stadtarchiv Lemgo
Süsterhaus, Rampendal 20a
32657 Lemgo
Leitung:
Dr. Gisela Wilbertz
Tel. 0 52 61 / 21 34 13
Fax 0 52 61 / 2 13 54 13
E-Mail G.Wilbertz@lemgo.de
stadtarchiv@lemgo.de
Sekretariat:
Tel. 0 52 61 / 21 32 75
Quelle: Lippische Landes-Zeitung, 2.9.2003
Neuer Archivar für Bad Neuenahr-Ahrweiler
Diplom-Archivar Steffen Schütze aus Chemnitz ist die neue Archivfachkraft, welche zukünftig Aktenbestände und weitere archivwürdige Unterlagen des Landkreises Ahrweiler sowie der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sichten, aufarbeiten und ordnen wird. Landrat Dr. Jürgen Pföhler und Bürgermeister Dr. Hans-Ulrich Tappe stellten den 35-Jährigen jetzt der Öffentlichkeit vor.
Während das Archiv des Kreises im Verwaltungsgebäude auf der Wilhelmstraße untergebracht ist, wird das Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler voraussichtlich ab Ende 2004 in den Blankartshof in Ahrweiler ziehen.
Auf städtischer Seite wird Steffen Schütze, der an der Universität Leipzig Geschichte studiert und an der Fachhochschule Marburg seine Ausbildung zum Diplom-Archivar absolviert hat, dann auch vornehmlich für den Aufbau dieses neuen Archivs zuständig sein.
Kontakt:
Kreisverwaltung Ahrweiler, Kreisarchiv
Wilhelmstraße 24-26
D – 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
Fon: (02641) 975-583 Fax: (02641) 975-456
Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler
Hauptstraße 116
D – 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
Fon: (02641) 31516 Fax: (02641) 31516
Quelle: Kölnische Rundschau online, 31.8.2003
Neuer Kreisarchivar warnt vor geschichtsloser Zeit
Manfred Waßner, der neue Kreisarchivar, tritt am heutigen 1. September sein Amt im Esslinger Landratsamt an. Ende Februar 2003 wurde der jetzt 33-Jährige als Nachfolger des 2002 verstorbenen Dr. Christoph J. Drüppel vom Verwaltungs- und Finanzausschuss unter vier in die engere Wahl genommenen Kandidaten gewählt (insgesamt gab es 35 Bewerbungen).
In einem Team mit acht Kräften will der aus Münsingen kommende Waßner vor allem für „die Sicherung der Überlieferung und die Transparenz in den Verwaltungsvorgängen“ eintreten. Der neue Kreisarchivar warnt grundsätzlich vor geschichtsloser Zeit, mahnt an, sich für Archivbelange auch im weitesten Sinn einzusetzen. Infolge der Verwaltungsreform komme absehbar eine „Mammutaufgabe“ auf die Kreisarchive zu.
Manfred Waßner hofft entsprechend darauf, dass die neuen Herausforderungen übergreifend auf allen Verantwortungsebenen gesehen und berücksichtigt werden. Konkret: Während anderswo mit Personaleinsparungen gerechnet werde, müsse man bei den Kreisarchiven wohl umgekehrte Schlussfolgerungen ziehen. An Personalaufstockungen oder Personalumschichtungen wäre zu denken, könnte Resümee sein.
Denn ganz sicher wirkt es sich aus, dass sehr wahrscheinlich mehrere bisher selbstständige Ämter in die Landratsämter eingegliedert werden (etwa Schulamt und viele mehr; Forstämter, Landwirtschaftsämter etwa sind betroffen, landesweit würden mehrere hundert Neuerungen stattfinden). Was bisher staatlich archivarisch betreut wurde, müsste zukünftig größtenteils wohl in Kreisarchiven mit gesichert werden. Mittels Arbeitskreisen werde man die Umstellungen vermutlich angehen, aber was künftig dann zu geschehen hat, das müsse personalmäßig endgültig noch abgeklärt werden.
Waßner, der von Münsingen nach Bissingen/Teck umziehen will, ist ledig und hofft darauf, Anfang nächsten Jahres seinen Doktortitel an der Universität Tübingen zu bekommen. Momentan schreibe er noch an seiner Dissertation zum Thema „Niederer Adel im späten Mittelalter“, aufgezeigt am Beispiel der Familie Speth. Diese habe auf der Alb oder in Neckartenzlingen gewohnt, in Neckartailfingen (die Familie Kaib zähle mit dazu) oder in Lenningen (auf der Sulzburg, die heute noch als Ruine erhalten ist). Viele Bereiche waren einst im Besitz dieser Adelsfamilie, die auch im Schurwald anzutreffen war.
Der neue Kreisarchivar hat einst Geschichte, Deutsch und Chemie studiert, war seit Mai 2000 im höheren Archivdienst. Die Ausbildung führte ihn über Marburg und Stuttgart. In den letzten 15 Monaten koordinierte er in der Landesarchivdirektion die Arbeiten im Rahmen des Landesrestaurierungsprogramms. Manfred Waßner kennt entsprechend viele Problembereiche im Zusammenhang mit notwendiger „Massenentsäuerung“. Dabei geht es insbesondere um Papier, das seit 1850 schlechter geworden sei und das nun für Archivzwecke aufbereitet oder vom Dokument her gesichert werden müsse.
Die Bestandserhaltung ist für den neuen Kreisarchivar das Wichtigste. Er will auch mit den Gemeinden gut zusammenarbeiten und werde mehrere Gemeindearchive mitbetreuen.
Hinsichtlich der neuen Techniken mahnt Waßner an, darauf zu achten, dass man die Datenformate, Materialien und notwendigen Maschinen oder Apparaturen erhält. Originale solle man sichern und möglichst auch verfilmen. Es sei nötig, dafür zu sorgen, dass Dokumente als authentisch erkennbar sind. Bei Verwaltungsvorgängen müsse aus archivarischer Sicht ein Missbrauch ausgeschlossen werden. Verwaltungshandeln müsse nachvollziehbar bleiben. Akteneinsicht zu gewährleisten, das sei relativ einfach handhabbar, aber Übersicht über digitale Daten zu bekommen, das sei schwieriger abzusichern.
Die Transparenz müsse gewährleistet bleiben, dafür will sich Waßner stark machen. Der 33-Jährige baut auf die bisherige Arbeit von Dr. Drüppel auf, und er lobt seinen Vorgänger im Amt: „Was Dr. Drüppel geleistet hat, das ist bemerkenswert.“
Zu seinen großen Aufgaben zählt Waßner auch das Burgenprojekt (Burgstellen werden im Kreis vermessen und katalogisiert). Außerdem oder insbesondere will er sich der Kreisbeschreibung widmen (2006 wolle man damit beginnen, derzeit laufe die Planung).
Da er im Kreis Esslingen auf „vorbildliche Zustände“ im archivarischen Bereich stoße, sei es ihm auch möglich, die Kontakte zu den Kommunen zu vertiefen.
„Das Gedächtnis der Verwaltung“, wie die Archive oft genannt werden, soll sinngemäß möglichst ganz gut bleiben. Darauf will der neue Kreisarchivar den größten Teil der Arbeitskraft ausrichten. Waßner hält „Kulturarbeit“, wie sie in einigen anderen Kreisen praktiziert wird, ebenfalls für wichtig und für eine „gleichzeitige Aufgabe“ im Kreis Esslingen, aber mit Blick auf Sicherung der Überlieferung für eine „nachgeordnete“ Herausforderung. Speziell die Bewältigung der Aufgaben im Zusammenhang mit der Verwaltungsreform im Land hätten jetzt eindeutig Vorrang.
Dass man in finanziell schwierigen Zeiten weniger an Personalaufstockungen als mehr an Personalreduzierungen denke, das sei verständlich. Aber: Die Wichtigkeit der nun jungen Herausforderungen gebiete es, sich damit zu beschäftigen. Die Kreisarchive würden viele neue Aufgaben zu bewältigen haben und dem müsse personalmäßig auch entsprochen werden. Wie immer man die künftigen Probleme löst: Waßner will seinen Arbeitgeber nicht gleich verschrecken, sondern bietet seine ganze Kraft zur Lösung aller Fragen an. Er werde die Kooperation zu allen Stellen suchen und möglichst noch ausbauen, und auf ihn könne man bauen. Ab heute ist er im Amt, in einem der Chefbüros im grünen Bau in Esslingen, der Stellung als Assessor oder Archivrat entsprechend in hoher Etage.
Kontakt:
Kreisarchiv Esslingen
Pulverwiesen 11
D-73726 Esslingen am Neckar
www.landkreis-esslingen.de
Kreiarchiv@landkreis-esslingen.de
Tel: (0711) 3902-2340 Fax: (0711) 3902-1045
Quelle: Nürtinger Zeitung, 1.9.2003
Arbeitskreis möchte eine Hachberg-Bibliothek für heimatkundliche Literatur
Die geistige und kulturelle Ausstrahlung Emmendingens wäre ohne engagierte Arbeitskreise und Bürger wesentlich geringer. Mit neuen Ideen bereichern sie die Kreisstadt. Der „Arbeitskreis für Heimatkunde“, der seit 1953 besteht und in dem 15 Menschen mitwirken, möchte in Emmendingen eine Hachberg-Bibliothek aufbauen. Sprecher des Arbeitskreises sind Günter Schmidt und Bernd Kellner. Sie sind dabei, in Emmendingen eine heimatkundliche Literatursammlung aufzubauen.
Diese Sammlung soll die Keimzelle für die Hachberg-Bibliothek werden. Darunter verstehen die Initiatoren eine regional-historische Literatursammlung des Hachberger Landes und seiner angrenzenden Gebiete. Durch die Bibliothek könnte eine Lücke zwischen Stadtarchiv, Stadtbibliothek und vielleicht sogar dem Tagebucharchiv geschlossen werden. Im liebevoll gestalteten Giftschrank in Emmendingen hat der Arbeitskreis für die Hachberg-Bibliothek bereits 300 Bücher gesammelt.
Darunter befindet sich auch die gebundene „Schauinsland“-Zeitschrift seit dem Jahre 1873 – eine besonders wertvolle historische Sammlung. Auch weitere Bücher aus der Region befinden sich bereits dabei, etliche sind auf wissenschaftlicher Basis aufgebaut.
Der Standort dieser Hachberg-Bibliothek ist vorerst ein kleines Zimmer im Haus der Geyer-zu-Lauf-Sammlung an der Karl-Friedrich-Straße 49. Dort steht auch bereits ein so genannter „Giftschrank“ für besonders wertvolle und heikle Literatur. Dieser für diesen Zweck extra angefertigte zweitürige Bücherschrank, wurde vom Heraldiker Ludwig Köllhofer liebevoll und gekonnt mit den Emmendinger Wappen und denen der Ortsteile bemalt. Bernd Kellner und Herbert Burkhardt gaben dafür wichtige Hinweise.
Über die Hachberg-Bibliothek sprach Schmidt bereits mit Oberbürgermeister Ulrich Niemann und Kulturamtsleiter Hans-Jörg Jenne. Beide stehen dieser Bürgerinitiative offen gegenüber und begrüßen das Engagement. Auch wollen sie den Arbeitskreis unterstützen. Haus Leonhardt wäre ideal Laut Schmidt hat die Initiative den Wunsch, dass die Hachberg-Bibliothek eines Tages ins Haus Leonhardt am Marktplatz ziehen könnte. Der Arbeitskreis will für die Bibliothek vorerst keine öffentlichen Mittel beanspruchen, sondern versuchen, sie durch Spenden, Flohmärkte und viel Eigenleistung auf- und auszubauen. Damit diese regionale Literatursammlung vielseitig und umfangreich gestaltet werden kann, ruft der Arbeitskreis die Einwohnerschaft von Emmendingen und seiner Umgebung auf, Bücher und Schriften zu spenden. Auch Haushaltsauflösungen, Vermächtnisse und Nachlässe sollten unter diesem Gesichtspunkt durchgesehen werden. Ganz unerheblich seien die Themen, Sachgebiete oder Erhaltungszustände. Auch beschädigte Exemplare könnten für die Bibliothek von Bedeutung sein. Am Samstag, 13. September, veranstaltet die Geyer-zu-Lauf-Sammlung an der Karl-Friedrich-Straße 49 ein Hoffest. Bei diesem Tag der offenen Tür kann bereits ein Blick auf die Hachberg-Bibliothek geworfen werden.
Quelle: Badische Zeitung, 30. August 2003
Kings Archiv wird versteigert
Das Archiv des 1968 ermordeten US-Bürgerrechtlers Martin Luther King jr. wird versteigert. Unter anderem kommt dabei ein Entwurf seiner berühmten „I have a dream“-Rede unter den Hammer.
Das Auktionshaus Sotheby's schätzt den Wert der Sammlung auf rund 30 Millionen Dollar. Es handle sich um eines der für die US-Geschichte wichtigsten Archive, sagte Sotheby's-Vizechef David Redden. Die rund 7.000 Gegenstände umfassende Kollektion ist noch bis zum 8. September in den New Yorker Räumlichkeiten des Auktionshauses zu besichtigen. Ein Termin für die Versteigerung wurde bisher nicht festgesetzt. Das Archiv umfasst unter anderem Manuskripte, Notizzettel, Bücher und Briefe des Friedensnobelpreisträgers aus den Jahren 1948 bis 1968.
Darunter befindet sich auch ein getippter Entwurf der Rede „I have a dream“, die sich gegen die ungleiche Behandlung der Minderheiten in den USA richtete und am Freitag zum 40. Mal jährte. Auch eine Einladung zu dem Begräbnis des 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy sowie Kings Korrespondenz mit dem einstigen Präsidenten Richard Nixon und dem Literaturnobelpreisträger John Steinbeck ist in dem Archiv enthalten.
Schon bevor der 1929 geborene King seine historische Rede vor dem Lincoln-Memorial vor zehntausenden Zuhörern in Washington gehalten hatte, war der Baptisten-Pastor in den 50er Jahren zu einem der wichtigsten Anführer der schwarzen Bürgerrechtsbewegung aufgestiegen. Nach dem Vorbild Mahatma Gandhis entwickelte er den gewaltlosen Widerstand zur Waffe der Schwarzen gegen ihre Diskriminierung in der US-Gesellschaft. King wurde wegen seiner Rolle mehrfach inhaftiert und sah sich wiederholt Mordanschlägen ausgesetzt. Am 4. April 1968 wurde er in Memphis erschossen.
Sotheby's hofft, dass das Archiv auf Interesse von Universitäten, Bibliotheken oder Museen treffen wird. Gesucht werde ein Käufer, der das Material öffentlich zugänglich machen und in seiner Zusammenstellung erhalten werde, hieß es. Die Nachlassverwalter hätten das letzte Wort darüber, wer den Zuschlag erhalte. Sotheby's gab nicht bekannt, warum das Material von Kings Familie zur Versteigerung frei gegeben wurde.
Quelle: Reuters, 28.8.2003
Deutschorden-Wappen-Infos aus dem Staatsarchiv Opava (Troppau)
Laut Dekret des Kulturministeriums der Tschechischen Republik in Prag besteht seit 1991 die Tätigkeit des Deutschen Ordens im Land wieder mit dem Sitz in Opava (Troppau). Die Historische Deutschorden-Compagnie steht seit 1992 im engen Kontakt mit der ehemaligen Ordensburg Busau. Mehrere Besuche führten zu einem Austausch von Erkenntnissen der gemeinsamen Geschichte. Zu den Besuchern der Reisekontakte gehörte auch der Aufsichtsratvorsitzende der Deutschordens-Museums GmbH, Dr. Eugen Volz und der jetzige Komtur des Deutschen Ordens für Mergentheim Professor Dr. Hubertus Brünner.
Darüber hinaus besteht ein reger Austausch von Publikationen des Deutschen Ordens mit dem Staatsarchiv in Troppau. Der Leiter Dr. Karel Müller ist ein interessierter Fachmann und Freund der Deutschordens-Vergangenheit in Nordmähren. So erschien Ende des Jahres 2002 eine bebilderte Broschüre mit verschiedenen Beiträgen. Darunter auch eine Zusammenstellung der noch vorhandenen Wappen und Wappengalerien des Deutschen Ordens im tschechischen Schlesien und Nordmähren, die sich an kirchlichen und weltlichen Gebäuden befinden.
Es ist gelungen, über 50 Steinplatten dieser Art zu finden und 14 Wappengalerien zu identifizieren, die sich heute noch in Freudenthal, Busau, Troppau, Freiwaldau, Oberlangendorf, Kotzendorf usw. befinden. Es handelt sich um die Wappen von Hochmeistern, Statthaltern und Hauskomturen, deren Namen auch in Mergentheim bekannt und nachweisbar sind. Erfreulicherweise sind die Wappentafeln noch in einem guten Erhaltungszustand.
Kontakt:
Staatsarchiv Troppau/Opava:
Zemsky Archiv V Opave
Snemovni ul. C 1
CZ 74622 Opava
Fax: 00420 653 623 476
Quelle: Fränkische Nachrichten, 28.8.2003
Proteste in Spanien wegen Subventionen für Franco-Stiftung
Ungeachtet der Proteste von Bürgergruppen und Opposition unterstützt die spanische Regierung die nach dem Diktator Francisco Franco benannte Stiftung. Gemäss Medienberichten gewährte das Kulturministerium kürzlich eine Subvention von knapp 27.000 Euro.
Die von der Tochter des 1975 gestorbenen Diktators geleitete Stiftung organisiert unter anderem die jährlichen Gedenkfeiern zum Todestag des Militärherrschers. Auf ihrer Internetseite verteidige sie zudem den Aufstand der faschistischen Generäle unter Franco, der 1936 zum Spanischen Bürgerkrieg führte, hiess es weiter.
Die linke Opposition warf der konservativen Regierung eine Verherrlichung des Franquismus vor und forderte die Rücknahme der Gelder. Eine Vereinigung von Diktatur-Opfern kritisierte, die Regierung unterstütze eine Organisation, die einen «brutalen Mörder» wie einen Helden verehre.
Die Subvention wurde erteilt, um die Archive der Stiftung zu modernisieren. «Damit soll dazu beigetragen werden, diese Epoche der spanischen Geschichte besser kennen zu lernen», verteidigte sich Kulturministerin Pilar del Castillo.
Die 1977 gegründete Institution verwaltet rund 30.000 Dokumente aus dem persönlichen Nachlass des Diktators und aus der Zeit seiner Herrschaft. Bis auf Historiker, die dem extrem rechten Lager zugeordnet werden, habe aber bislang kein Wissenschaftler das Material sichten dürfen.
Namhafte Historiker wie Javier Tusell, Santos Juliá oder Paul Preston fordern daher seit langem, die private Stiftung unter öffentliche Verwaltung zu stellen. Sie befürchten zudem, dass kompromittierende Dokumente aus der Franco-Zeit vernichtet werden.
Quelle: swissinfo, 26.8.2003
