In einem kleinen Museum im Nachbarhaus der um 1740 errichteten Synagoge in Celle wird am 31. Juli 2008 um 19 Uhr eine Ausstellung über den Osnabrücker Rechtsanwalt und \“Judenretter\“ Hans Calmeyer durch ihren Kurator, den Historiker und Medienwissenschafler Joachim Castan, eröffnet. Beteiligt an der Ausstellung in Celle ist auch das Stadtarchiv Celle. Stadtarchivarin Sabine Maehnert erklärte, dass hier erstmals viele Bilder und Privatfotos aus dem niederländischen Forschungsinstitut für Zeitgeschichte gezeigt werden. Die Ausstellung thematisiert das Leben und Werk des Osnabrücker Rechtsanwalts Hans Calmeyer (1903–1972), der während der deutschen Besatzung der Niederlande Tausende von Juden vor der Deportation und damit vor der Ermordung in den NS-Vernichtungslagern bewahrte. Konzipiert wurde die Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstags von Hans Calmeyer im Juni 2003 vom Erich Maria Remarque-Friedenszentrum in Osnabrück. Wie bedeutend sein Handeln während der Zeit des Nationalsozialismus war, geriet in der Nachkriegszeit in Vergessenheit und interessierte viele auch gar nicht mehr. Aus diesem Grunde ist die Geschichte von Hans Calmeyer ein bisher weitgehend unbekanntes Kapitel in der Chronik der Judenrettung im 2. Weltkrieg. Erst 1988 begann man damit, seine Geschichte zu erforschen und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er daraufhin 1992 von Yad Vashem als "Gerechter der Völker" geehrt und ihm 1995 posthum die höchste Auszeichnung seiner Heimatstadt Osnabrück, die Mösermedaille, verliehen.
Schwerpunkt der Ausstellung ist Calmeyers Zeit in den Niederlanden. Thematisiert wird, wie die „Dienststelle Calmeyer“ in die deutsche Besatzungsverwaltung eingebettet war und wie es gelang, bürokratische Freiräume für die Rettung von Juden zu schaffen. Aus den Quellen geht dabei hervor, daß Calmeyer zwar im Verbund mit Mitarbeitern seiner Dienststelle und vertrauten Niederländern zusammenarbeitete – der Motor und Zentrum der Rettungsaktion war er indes selbst. Dargelegt wird außerdem, wie Calmeyer zu einem Menschen wurde, der innerhalb des NS-Systems sich gegen die Barbarei des Holocausts stellte. Deshalb wird Calmeyers Leben vor und nach seiner Zeit in den Niederlanden ebenfalls dokumentiert. Anhand von Schriftstücken, Fotografien und Graphiken werden selbst administrative Vorgänge anschaulich dargestellt. Zusätzlich bieten Zeitzeugenaussagen und die Darstellung von Einzelfällen die Möglichkeit, einzelne Aspekte zu personalisieren. Als Ergänzung zur Ausstellung ist auch ein von Joachim Castan verfasster Katalog erschienen. Die Ausstellung ist bis zum 5. Oktober 2008 in Celle zu besichtigen.
Kontakt:
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Westerceller Straße 4
29227 Celle
Tel.: 05141 / 93600 – 0
Fax: 05141 / 93600 – 29
stadtarchiv@celle.de
Erich Maria Remarque-Friedenszentrum
Markt 6
49074 Osnabrück
Tel.: 0541 / 969 – 2448 oder 0541 / 323 – 2109
Fax: 0541 / 323 – 4355
remarque-zentrum@uni-osnabrueck.de
Quelle: epd Niedersachsen-Bremen, 21.7.2008; Ausstellungen Erich Maria Remarque-Friedenszentrum