Das Ende der schwedischen »Makellosen« 1564. Lübecker versenken das größte Kriegsschiff des 16. Jahrhunderts

Im Rahmen einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck geförderten Aktenerschließung ist die Archivmitarbeiterin Frau Dr. Dagmar Hemmie im Archiv der Hansestadt Lübeck auf den spektakulären siebenseitigen Bericht über den Untergang der „Mars/Makalösa“ gestoßen, dem berühmtesten und größten Schlachtschiff des 16. Jahrhunderts.

Besonders wichtig an dem Aktenfund: Schwedische Fachleute suchen händeringend nach solchen Informationen. Denn 2011 haben Taucher vor der Nordküste Ölands das Wrack entdeckt. 440 Jahre war es verschollen, viel ist über das Schiff bisher nicht bekannt. Mit einer Länge von 50 bis 70 Metern war es das größte Kriegsschiff seiner Zeit, größer noch als das berühmte schwedische Kriegsschiff, die „Vasa“, die 1628 auf ihrer Jungfernfahrt unterging. Der Wrackfund der Mars hält nicht nur die schwedische Fachwelt bis heute in Atem, es werden auch erneut Fragen nach den Gründen und den historischen Umständen aufgeworfen, die vor 500 Jahren zum Untergang der „Makellosen“ geführt hatten. Die neugeordneten Lübecker Akten sind nun der Schlüssel für viele dieser Fragen. Aber nicht nur der Bericht Knevels findet sich hier, sondern viele für die schwedische Nationalgeschichte und für die Hanseforschung/das Hansemuseum einzigartige Schriftstücke, die bald der internationalen Forschung auch im Internet bekannt gemacht werden.

Das Ende der schwedischen »Makellosen«1564. Lübecker versenken das größte Kriegsschiff des 16. Jahrhunderts

„500 erschlagen, 100 gefangen“: So heißt es lapidar, aber wohl mit großem Stolz im Bericht des Lübecker Ratsherren und Flottenkommandeurs Friedrich Knevel über die Enterung und Zerstörung der schwerbewaffneten „Mars“, die auch „Makalösa“ (die Makellose) oder „Jutehattaren“ (Dänenhasser) genannt wurde. Am 30. Mai 1564 ging die riesige „Makellose“, das Flaggschiff des schwedischen Königs Erik XIV., unter, nachdem es Lübecker Seeleuten gelungen war, sich dem Schlachtschiff trotz ihrer überlegenen Feuerkraft zu nähern und sie zu entern. Durch einen Kanonenschuss – möglicherweise auch an Bord geworfenes Feuer – geriet das stolze Flaggschiff mit 600 Mann Besatzung und etwa 100 Kanonen in Brand und explodierte. Ihr Untergang war eine Episode im Seegefecht gegen eine große schwedische Flotte während des „Nordischen Siebenjährigen Krieges“ von 1563-1570. Es ging (wieder einmal) um die Vorherrschaft in der Ostsee. Lübeck stand dabei als kleinerer Bündnispartner an der Seite des Königreichs Dänemark.

Der jüngst entdeckte Bericht verbarg sich unter den 1,1 Regalkilometern an Akten, die vor über 20 Jahren aus Archiven der DDR und UdSSR nach der kriegsbedingten Auslagerung wieder nach Lübeck kamen und von denen große Teil bisher noch nicht wieder geordnet und registriert werden konnten.

Wie nachhaltig und gerne man sich in Lübeck an dieses nicht kriegsentscheidende Ereignis von 1564 erinnerte, zeigt auch das große Gemälde im „Roten Saal“ des Rathauses. Das Bild, ein Geschenk von Senator Possehl an seine Vaterstadt im Jahr 1901, zeigt eben diese Szene der Schlacht vor Gotland, als das Lübecker Kriegsschiff „Der Engel“ das Flaggschiff der Schweden eroberte. Übrigens: Der Kriegsruhm des Ratsherrn Knevel währte nicht lange. 1565 musste er sich vor dem Lübecker Rat wegen einer gescheiterten Seeoperation vor Bornholm verantworten.

Dagmar Hemmie u. Jan Lokers

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