Die Geschichte(n) des Goldenen Buches Mülheims 1914 bis 1999

Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte Mülheim an der Ruhr.

Das erste Goldene Buch der Stadt Mülheim an der Ruhr wurde im Jahre 1914 von dem Webereibesitzer und ehrenamtlichen städtischen Beigeordneten Carl Roesch gestiftet. Von 1918 bis 1999 dienten seine insgesamt 377 Pergamentseiten als Chronik städtischer Ereignisse und Besucher. Das 15 Kilo schwere Goldene Buch gleicht einem Kaleidoskop der Stadtgeschichte im 20. Jahrhundert.

Die Liste derer, die ihre markante Unterschrift in das mit 58 Edelsteinen besetzte Buch setzen durften,  ist lang. Sie umfasst den Dirigenten Wilhelm Furtwängler (1940), die Nobelpreisträger Max Planck (1942) und Karl Ziegler (1963), Politiker wie Willy Brandt (1960), den Boxer Max Schmeling (1974), Papst Johannes Paul II. (1987) und viele mehr.

Im ersten Goldenen Buch Mülheims haben sich aber nicht nur berühmte und wichtige Gäste der Stadt eingetragen. Bis in die 1950er Jahre bemühte die Stadt auch Kaligrafen, um wichtige Stationen der Stadtgeschichte, wie etwa das Kriegsende 1945 und den nachfolgenden Wiederaufbau, ins kunstvolle Wortbild zu setzen.

Die womöglich spannendste Geschichte des Goldenen Buches sieht man nicht: „1934 gibt es eine fein säuberlich herausgetrennte Seite. Es wird von Zeitzeugen kolportiert und Indizien weisen darauf hin, dass sich hier Adolf Hitler eingetragen hat, als er nicht zum ersten und letzten Mal im Uhlenhorst seinen frühen Förderer, den langjährigen Bergbaumanager Emil Kirdorf, auf dem Streithof im Uhlenhorst besuchte“, erklärt der Stellvertretende Leiter des Mülheimer Stadtarchivs, Jens Roepstorff, die Lücke gegenüber der WAZ.

Einen ernsten, zugleich Versöhnung stiftenden Moment hält das Goldene Buch im Oktober 1988 fest: 50 Jahre nach der Reichspogromnacht, in der auch Mülheims Synagoge am Viktoriaplatz niedergebrannt wurde, besuchten 21 ehemalige jüdische Mülheimer, die nach 1933 vor der nationalsozialistischen Verfolgung in alle Welt fliehen mussten, die Stadt. – Das Goldene Buch dokumentiert in seinen Einträgen nicht nur Autographen, sondern Geschichte und Geschichten aus Mülheim an der Ruhr.

Die am 12.5.2022 eröffnete Ausstellung „Gäste und Grüße – Das Goldene Buch der Stadt Mülheim an der Ruhr 1914 bis 1999“ im Haus der Stadtgeschichte Mülheim an der Ruhr vermittelt einen Eindruck von den im Buch enthaltenen Einträgen und bietet darüber hinaus Hintergrundinformationen zu den Ereignissen, die im Buch ihren Niederschlag gefunden haben.

Die Ausstellung ist bis zum 19.8.2022 im Haus der Stadtgeschichte zu sehen. Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag, 9 bis 21 Uhr (Sa, So geschlossen).

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Haus der Stadtgeschichte
Von-Graefe-Straße 37
45470 Mülheim an der Ruhr
Tel.: 0208 455 4260
Fax: 0208 455 58 4260
stadtarchiv@muelheim-ruhr.de
www.stadtarchiv-muelheim.de

Quelle: Stadt Mülheim an der Ruhr, Ausstellungen 2022: Gäste und Grüße, 13.5.2022; Thomas Emons: Welche Geschichte(n) Mülheims Goldenes Buch erzählt, in: WAZ, 12.5.2022; Reiner Terhorst: Beeindruckende Einträge ins erste Goldene Buch der Stadt, in: Mülheimer Woche / lokalkompass.de, 11.5.2022

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