Aus Anlass der 200. Wiederkehr der Besetzung Wiens durch die französische Armee zeigt das Wiener Stadt- und Landesarchiv ab September 2009 die Kleinausstellung "Wien 1809". Die Ausstellung widmet sich den Gegebenheiten in der Stadt jenseits der Schlachten von Aspern und Wagram im Jahr 1809. Hungerkrawalle und Feste, geistreiche Konversation mit dem Feind in den Salons und Handgreiflichkeiten in den Vorstädten kennzeichnen den Aufenthalt der Franzosen und ihrer Verbündeten in Wien. "Er bezauberte mich wie die Schlange den Vogel", schrieb Franz Grillparzer über Napoleon. Wie tausende Wienerinnen und Wiener bewunderte er seine militärischen Paraden.
Belagerung und Übergabe
 Die Versorgung der Bevölkerung wurde 1809 infolge von Hamsterkäufen und  Engpässen bei Transportmitteln bereits vor der Belagerung zum Problem. Wer  konnte, war geflüchtet. 1805 war die Stadt dem französischen Feldherrn ohne  Gegenwehr übergeben worden. Diesmal sollte sie laut kaiserlichem Befehl  unbedingt verteidigt werden. Das Bombardement in der Nacht vom 11. auf den 12.  Mai ließ jedoch die Verteidigungsbereitschaft rasch sinken. Am 13. Mai rückten  die Truppen der Grande Armée in die Stadt ein.
Einquartierung und Versorgung
 Napoleon beließ die städtische Verwaltung. Er stellte ihr nur Beamte des  französischen Gouvernements bei. Die Bürgerwehr blieb erhalten und wurde mit der  Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung betraut. Es mussten beinahe so viele  Soldaten einquartiert und verpflegt werden, wie Wien Einwohner hatte. Das war  ein logistisches Problem, dem sich der Wiener Bürgermeister Stephan von  Wohlleben täglich zu stellen hatte. Die große Zahl der Verwundeten der  Schlachten bei Aspern am 21. und 22. Mai und Wagram am 5. und 6. Juli ließ den  Bedarf an Spitälern und Spitalsbedarf stark steigen. Die Versorgungslage in der  Stadt wurde zunehmend schlechter und führte zu Unruhen in der Bevölkerung.
Friedensverhandlungen und Abzug
 Während der Friedensverhandlungen normalisierte sich das Leben in der Stadt. Die  Theater spielten Stücke, die bislang von der österreichischen Zensur verboten  waren. In den Salons diskutierten österreichische und französische Gelehrte. Am  15. August wurde der 40. Geburtstag des französischen Kaisers mit großem Aufwand  und im Beisein österreichischer Nobilitäten gefeiert. Einiges Aufsehen erregte  ein Attentatsversuch des 17-jährigen Friedrich Staps auf Napoleon am 13.  Oktober, einen Tag vor Friedensschluss. Am 15. Oktober zog das erste  französische Korps von Wien ab, tags darauf folgte ihm der Kaiser. Eine Wiener  Abordnung bat in Schönbrunn um "Verschonung der Vestungswerke der Stadt von der  Sprengung". Sie wurde nicht vorgelassen. Bis 10. November wurden nach und nach  die Stadttore und Basteien zerstört. Die Wirksamkeit der Verteidigungsanlagen  wurde immer öfter in Frage gestellt. Ein halbes Jahrhundert später wurde der  Entschluss gefasst, die Festungswerke abzureißen und die Ringstraße zu bauen.  Eine neue Ära hatte begonnen.
Ausstellungsdauer und Ort
 Termin: 4. September 2009 bis 29. Januar 2010 
 Ort: Wiener Stadt- und Landesarchiv, 11., Guglgasse 14, Zugang über Gasometer A,  Foyer im 4. Stock
 Eintritt frei
