Archive in Nordhessen online

Am 22. Juni 2012 präsentierte die Arbeitsgemeinschaft der Archive in Nordhessen einen ersten gemeinsamen Internetauftritt. Seit gut 10 Jahren haben sich Archive verschiedenster Institutionen aus der Region mit teilweise durchaus unterschiedlichen Schwerpunkten zum gegenseitigen Informationsaustausch und Unterstützung zusammengeschlossen. Nicht zuletzt durch das anstehende Kasseler Stadtjubiläum – 2013 wird Kassel 1.100 Jahre alt – und die zahlreichen damit verbundenen Projekte, kommen momentan immer mehr Benutzer in die Archive.

Um hierbei eine Hilfestellung und erste Orientierung zu bieten, präsentieren sich die Archive der Arbeitsgemeinschaft nun unter www.archive-nordhessen.de im Internet. Interessierte finden hier zu jedem Archiv eine Kurzbeschreibung mit den wichtigsten Informationen, aber auch Hinweise zur Recherche im Archiv und zur einführenden Literatur. Zusätzlich werden die jeweiligen Bestände der Archive beschrieben, so dass jeder historisch Interessierte einen Überblick erhält und weiß, wohin er sich mit seiner Fragestellung am besten wenden kann. Denn schließlich gilt es, in den mehr als zehn Archiven in und um Kassel, historische Schätze wie alte Akten, Fotos, Karten, Pläne oder Plakate zu entdecken.

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Abb. von links nach rechts: Carsten Deiters (Konzeption), Siegfried Schmoll (Kasseler Sparkasse, Historisches Archiv), Cornelia Wenzel (Stiftung Archiv der Deutschen Frauenbewegung), Annelie Rau (Bundesarchiv Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder), Dr. Susanne Rappe-Weber (Archiv der deutschen Jugendbewegung), Prof. Dr. Christina Vanja (Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen), Dr. Karl Traugott Goldbach (Spohr Museum), Karin Stengel (documenta Archiv), Dr. Bettina Wischhöfer (Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck), Foto: Landeskirchliches Archiv Kassel

Im Beisein des Ersten Beigeordneten des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Dr. Andreas Jürgens, und einführenden Worten von Prof. Dr. Christina Vanja stellte Carsten Deiters, der den Internetauftritt konzipiert und gestaltet hat, zusammen mit den Vertretern und Vertreterinnen der Archive die Website bei einem Pressetermin in den Räumen des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen vor.

Vertreten sind das Archiv der deutschen Jugendbewegung (Burg Ludwigstein, Witzenhausen), das Landeskirchliche Archiv Kassel, das Archiv der Kasseler Sparkasse, das Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, das Bundesarchiv Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder, die Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung, das Deutsche Musikgeschichtliche Archiv, das documenta Archiv, das Stadtarchiv Kassel, das Stadtarchiv Baunatal und das Spohr Museum und Archiv.

Link: www.archive-nordhessen.de

Archiv und Wirtschaft 2/2012

In Kürze erscheint Heft 2/2012 der Zeitschrift "Archiv und Wirtschaft", herausgegeben von der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW). Die Aufsätze der aktuellen Ausgabe behandeln das Thema Nachlassbildung am Beispiel des Unternehmers Nicolaus August Otto, sodann einen Zustandsbericht über japanische Unternehmensarchive und schließlich die Neue Deutsche Biographie (DNB).

Inhaltsverzeichnis "Archiv und Wirtschaft" 2/2012

AUFSÄTZE

Ulrich S. Soénius: Ein Erfinder und sein Nachlass. Theorie und Praxis der Nachlassbildung am Beispiel des Unternehmers Nicolaus August Otto (1832-1891) (60-68)

Yuko Matsuzaki: Bijinesu Akaibuzu: Recent Events and Professional Conditions in Japanese Business Archives (69-75)

Bernhard Ebneth: Die Neue Deutsche Biographie (NDB): Vom Lexikon zum Online-Informationssystem (76-84)

BERICHTE

Kai Bosecker: „Wind of Change“ – Wirtschaftsarchive in Transformationsprozessen. Arbeitstagung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e. V. vom 6.–8. Mai 2012 in Leipzig (84-88)

Timo Gruber: 45. Jahrestagung des Arbeitskreises der Chemiearchivare innerhalb der VdW vom 13. bis 14. November 2011 in Hanau (88-89)

Andreas Knura und Kai Franke: Archivrecht für Wirtschaftsarchivare: Sensibilisierung – Orientierung – Professionalisierung. 73. VdW Lehrgang vom 6. bis 9. November 2011 in Heidelberg (90-91)

Evelyne Mosset: OS-Tool: Instrument zur Erstellung eines Ordnungssystems (92-95)

REZENSIONEN

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (Hrsg.): Krupp – Fotografien aus zwei Jahrhunderten (Michael Klein) (95-96)

Johannes Bähr und Bernd Rudolph: 1931 Finanzkrisen 2008, hrsg. v. d. Eugen-Gutmann-Gesellschaft e. V. (Volker Beckmann) (96-98)

Alexandra Lutz (Hrsg.): Zwischen analog und digital – Schriftgutverwaltung als Herausforderung für Archive. Beiträge zum 13. Archivwissenschaftlichen Kolloquium der Archivschule Marburg (Manfred Witt) (98-99)

Clemens Rehm und Nicole Bickhoff (Hrsg.): Rechtsfragen der Nutzung von Archivgut. Vorträge der Frühjahrstagung der Fachgruppe 1 – Staatliche Archive – im VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V. am 29. April 2010 in Stuttgart (Frank Becker) (100-101)

Hans-Christoph Seidel: Der Ruhrbergbau im Zweiten Weltkrieg. Zechen – Bergarbeiter – Zwangsarbeiter (Stefan Przigoda) (101-104)

Nachruf Dr. Evelyn Kroker (Michael Farrenkopf und Renate Köhne-Lindenlaub) (105-108)

Dr. Carl Anton Reichling 90 Jahre alt (Klara van Eyll) (108-109)

Rezensionsliste (109-110)

Impressum (112)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
Redaktion "Archiv und Wirtschaft"
c/o Bertelsmann AG
Corporate History
Carl-Bertelsmann-Straße 270
33311 Gütersloh
Telefon: 030-25561150
0160-96736653 (mobil)
Telefax: 05241-80689992
Martin_Muenzel@Yahoo.com
www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift 

Handschriften-Experte aus Tschechien schreibt die Wallace-Urkunde für Schottland neu

Die berühmte und auf der Welt einzige Urkunde, die das Wirken des schottischen „Freiheitshelden“ William Wallace („Braveheart“) dokumentiert, wird im Archiv der Hansestadt Lübeck verwahrt. Sie gilt in Schottland quasi als Nationalheiligtum. Im August 2012 wird dieses zentrale Stück schottischer Identität nach Edingburgh „reisen“, um dort im Parlament für kurze Zeit feierlich ausgestellt zu werden.

Da die Urkunde wegen ihres Wertes nur kurze Zeit in Schottland bleiben kann, bevor sie in die Hansestadt zurückkehrt, haben die Schotten den Wunsch geäußert, wenigstens ein Duplikat des Wallacebriefes zu bekommen. Dieser Bitte konnte sich die Hansestadt nicht entziehen. Doch es gibt ein Problem: Wie soll man von Pergament und Siegel, das schon sehr zerbrechlich ist, ein Faksimile fertigen, ohne das Original zu gefährden?

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Abb.: William Wallace (um 1270-1305), Kupferstich, 17./18. Jahrhundert, Quelle: http://hdl.loc.gov/loc.pnp/cph.3c20690

Zwar hat das Archiv mittlerweile ein bundesweit einmaliges Verfahren entwickelt, das Siegel schonen zu duplizieren, aber der Text konnte bisher „nur“ durch ein Foto ausgedruckt auf Pergament nachgeahmt werden. Auf Vermittlung der schottischen Kollegen ist derzeit David Frank aus Prag im Archiv zu Gast. Frank ist Bilderrestaurator und hat spezielle Fertigkeiten, mittelalterliche Handschriften zu schreiben und nachzuahmen. Es ist erstaunlich, ihm bei seiner „Fälschertätigkeit“ zuzusehen: Originale Schrift und „Fälschung“ sind fast nicht zu unterscheiden, zumal wenn letztere noch auf Pergament geschrieben wird.

Die nationalbewussten Schotten werden hocherfreut sein, bald ein Duplikat ihres Symbols nationaler Freiheit im Land zu haben. Das Original im Lübecker Archiv wird dadurch keineswegs an Wert verlieren, ist sich der Lübecker Archivleiter Dr. Jan Lokers sicher: „Das Original bleibt das Original und hat den Schauer des Echten und Authentischen. Denn schließlich ist das Original der Mona Lisa im Louvre etwas anderes als ein Poster davon an der heimischen Wand.“

William Wallace und Andreas von Murray als Heerführer des schottischen Reiches machen in der Urkunde den Städten Lübeck und Hamburg bekannt, dass Schottland von den Engländern zurückerobert werden konnte und die schottischen Häfen frei seien. Die Kaufleute von Lübeck und Hamburg erhalten darin Handelsfreiheit nach allen schottischen Städten, eine direkte Einladung zum Wirtschaftsaustausch also.

Kontakt:
Archiv der Hansestadt Lübeck
Am Mühlendamm 1-3
23552 Lübeck
Telefon: 0451 122 4150
archiv@luebeck.de
http://archiv.luebeck.de

Quelle: Hansestadt Lübeck, Pressemitteilung, 19.6.2012

»What dust will rise from one horseman?« Die Konsistorialbibliothek Hanau und die dOCUMENTA (13)

Der Titel einer Installation von Michael Rakowitz auf der dOCUMENTA (13) leitet sich von einem afghanischen Sprichwort über Zusammenarbeit ab: „Wieviel Staub kann ein einzelner Reiter schon aufwirbeln?“ Präsentiert werden durch Brand stark beschädigte Bücher – Folge eines Bombenangriffs der British Royal Air Force, der im September 1941 die Landesbibliothek Kassel, gegründet im 16. Jahrhundert von Landgraf Wilhelm IV. und seit 1779 im heutigen Museum Fridericianum beheimatet, zerstörte. 400.000 Bände (etwa 90 Prozent des Bestands) gingen verloren, der Rest konnte mit Wasserschaden gerettet werden.

Mit Hilfe afghanischer und italienischer Steinmetze ließ Rakowitz auf der Grundlage dieser Überlieferung Nachbildungen einer Anzahl verlorener Bände aus Travertin, einem Stein aus den Bergen von Bamiyan, anfertigen. Dort wurden vor einigen Jahren monumentale Buddha-Statuen von den Taliban gesprengt.

Die steinernen Bücher wecken Assoziationen mit Grabsteinen. Die verlorenen Bücher und die Bücher aus Stein werden zusammen mit dem Bruchstück eines Meteoriten, der 1954 auf die Erde traf, Fragmenten der zerstörten Buddhas und einer sumerischen Keilschrift-Tontafel aus der irakischen Antike (2.200 v.Chr.), die durch ein Feuer zufällig erhalten blieb, ausgestellt. Rakowitz setzt sich zeit- und ortsübergreifend mit der Zerstörung von Büchern und der Verwüstung von Kulturerbe und Menschenleben auseinander.

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Abb.: Michael Rakowitz, „What dust will rise?“ Die theologischen Handschriften der Hanauer Konsistorialbibliothek auf der dOCUMENTA (13) im Museum Fridericianum als Teil der Installation (Foto: Landeskirchliches Archiv Kassel 2012) – Die zwanzig durch Feuer stark beschädigten theologischen Handschriften der Hanauer Konsistorialbibliothek sind auf der dOCUMENTA (13) im Museum Fridericianum als Teil der Installation von Michael Rakowitz zu betrachten: „Books damaged by fire and deemed too unimportant to restore after bombing oft he Fridericianum, 1941“. Im Vordergrund sind einige Bände aus Travertin, einem Stein aus den Bergen von Bamiyan, zu sehen.

Die bewegte Geschichte der Konsistorialbibliothek Hanau lohnt, noch etwas mehr Staub aufzuwirbeln. Die Landesbibliothek befand sich bis 1941 in einem Gebäude am Friedrichsplatz (heute Museum Fridericianum). 400.000 Bände sind bei einem Bombenangriff Anfang September 1941 in Flammen aufgegangen. Von dieser Zerstörung betroffen war auch die Konsistorialbibliothek Hanau, deren Standort mit Vertrag vom 1. März 1926 als Leihgabe der Evangelischen Landeskirche in Hessen-Cassel vom Landeskirchenamt im Renthof 5 in die Landesbibliothek verlegt worden war, um sie der Öffentlichkeit besser zugänglich zu machen.

Die Hanauer Konsistorialbibliothek (etwa 4.500 bis 5.000 Bände vorwiegend theologischen Inhalts) hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine andere Reise hinter sich. Sie wurde im Rahmen der Vereinigung der drei Konsistorien Kassel, Marburg und Hanau zu einem Gesamtkonsistorium Kassel, die 1873 stattfand, im darauf folgenden Jahr nach Kassel in das Landeskirchenamt im Renthof 5 verbracht.

Nach dem Brand vergingen siebzig Jahre. Erst bei der Vorbereitung einer Installation für die dOCUMENTA (13) rückten die zerstörten Handschriftenbände wieder in das Bewusstsein. Der amerikanische Künstler Michael Rakowitz wählte sie nach einem Hinweis von Dr. Konrad Wiedemann, dem Leiter der Handschriftenabteilung in der Murhardschen Bibliothek, für ein documenta-Projekt aus. Die mühsame Recherche nach den Titeln der teilweise verbrannten Handschriften brachte auch den Leihvertrag zwischen Landeskirchenamt und Landesbibliothek aus dem Jahr 1926 wieder an das Tageslicht. So war nun innerhalb kürzester Zeit ein Leihvertrag zwischen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Geschäftsführung der dOCUMENTA (13) vorzubereiten und abzuschließen. Die Übergabe an einen Vertreter der documenta fand am 16. Mai 2012 statt.

Genug Staub aufgewirbelt, nach dem Ende der dOCUMENTA (13) werden die Handschriften im Landeskirchlichen Archiv Kassel deponiert.

Bettina Wischhöfer

 

Neumarkt weiht neues Stadtarchiv für 1,6 Millionen Euro ein

Am 15. Juni 2012 hat Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann im Beisein zahlreicher Ehrengäste das neue Stadtarchiv in Neumarkt eröffnet. In seiner Ansprache wies er darauf hin, dass die Stadt hierfür rund 1,6 Millionen Euro ausgegeben und in einer Bauzeit von rund eineinhalb Jahren moderne Archivräume geschaffen habe, die den heutigen hohen Ansprüchen an ein Archiv genügen. "Es ist schon mehr als ein symbolisches Zeichen, dass jetzt mit dem Stadtarchiv das jüngste neben dem ältesten Gebäude in der Altstadt, dem ‚Schreiberhaus\‘ steht", stellte Oberbürgermeister Thumann fest. "Das neue Stadtarchiv ist eine Bereicherung für die Altstadt und ergänzt städtebaulich hervorragend das Ensemble in der Bräugasse."

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Abb.: Eröffnung des neuen Stadtarchivs Neumarkt in der Oberpfalz mit Archivleiter Dr. Frank Präger, 7. v.l. (Foto: Stadt Neumarkt)

Für die Festrednerin der Einweihung, die Generaldirektorin der Staatlichen Archive Bayerns Dr. Margit Ksoll-Marcon besitzt das Neumarkter Stadtarchiv "Schätze an Archivalien, die einmalig sind." So könne das Neumarkter Archiv so viele Kaiser- und Königsurkunden zur Stadtgeschichte aufweisen wie kaum eine andere Stadt. Das älteste dieser Dokumente datiere immerhin aus dem Jahr 1235 und stammt von Friedrich II. Weiter zeigte sie die Geschichte des Archivwesens in Neumarkt auf. Unter dem Titel "Das Stadtarchiv Neumarkt – Aufbewahrungsort für Dokumente aus 777 Jahren Stadtgeschichte" schlug sie einen Bogen von den Anfängen des Archivs bis hin zur heutigen Zeit.

Architekt Michael Kühnlein erläuterte die wichtigsten Stationen des Neubaus. Nach dem Abbruch des an dieser Stelle befindlichen maroden Gebäudes im Juli 2010 hatten die Arbeiten für das Stadtarchiv dann im Herbst 2010 begonnen. Am 11. Oktober 2010 konnte die Grundsteinlegung gefeiert werden. Er dankte ausdrücklich Oberbürgermeister Thumann, dem Stadtbauamt und allen beteiligten Firmen für die sehr gute Zusammenarbeit, die diesen Neubau entstehen habe lassen und überreichte im Beisein der Festgäste symbolisch den Schlüssel an Oberbürgermeister Thomas Thumann, Kulturamtsleiterin Dr. Gabriel Moritz und den Leiter des Stadtarchivs Dr. Frank Präger. Den kirchlichen Segen erteilten anschließend Domkapitular Norbert Winner und Dekan Dr. Norbert Dennerlein.

Nachdem der Platz im bisherigen Stadtarchiv im Dachgeschoss der "Bräugassenschule" knapp geworden war, hatte sich die Stadt zum Neubau entschlossen, der im Herbst 2010 begonnen wurde. Auf rund 360 Quadratmetern Nutzfläche bietet das neue Stadtarchiv Raum für die vielen Urkunden, Dokumente und Unterlagen. Es ist von seiner Ausstattung und Größe her für die Zukunft gerüstet. Das neue Archiv erstreckt sich auf vier Nutzungsebenen, wobei im Erdgeschoss der Eingangsbereich mit Leseräumen für die Besucher zu finden ist, während im Unter-, Ober- und Dachgeschoss die eigentlichen Archivräume angesiedelt sind. Der Bruttorauminhalt beträgt 2.253 Kubikmeter und es sind Regale mit einer Länge von 180,5 laufenden Metern vorgesehen.

Für Oberbürgermeister Thumann sind Stadtarchive nicht nur klassische Verwaltungseinrichtungen, sondern sie dienen der Pflege historischen Wissens und sind Aufbewahrungsort für Dokumente aus vielen Jahrhunderten. "Das Stadtarchiv ist das Gedächtnis unserer Stadt. Es ist die zentrale Stelle stadtgeschichtlicher Dokumentation und erste Anlaufstelle für recherchierende Wissenschaftler, den geschichtlich interessierten Laien und für die gesamte Stadtverwaltung."

Das Archiv nahm am Montag, 18. Juni 2012 seinen regulären Betrieb auf.

Kontakt:
Stadtarchiv der Stadt Neumarkt i.d.OPf.
Bräugasse 1
92318 Neumarkt
Tel: 09181 / 26 1663
stadtarchiv@neumarkt.de 

Quelle: Stadt Neumarkt i.d.Opf., Pressemitteilung, 15.6.2012

Ausstellung in Wien zur Motorisierungswelle der 1950er Jahre

Das Wiener Stadt- und Landesarchiv zeigt von 5. April bis 26. August 2012 eine Ausstellung über die Wiener Verkehrsplanung der 1950er Jahre. – Für Mobilität im innerstädtischen Raum sorgte noch in der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkrieges in erster Linie das dichte Wiener Straßenbahnnetz. Unmittelbar nach Kriegsende dominierten Militärfahrzeuge sowie Fußgängerinnen und Fußgänger das Straßenbild. Nach der raschen Wiederherstellung des Fuhrparks der Verkehrsbetriebe schien die Dominanz der Straßenbahn ungebrochen. Schon zu diesem Zeitpunkt war der Stadtplanung jedoch klar, dass das Zeitalter des Individualverkehrs bald anbrechen sollte. Schon zu Beginn der 1950er Jahre erforderte der sprunghaft angestiegene Autoverkehr erste Maßnahmen, die der Trennung von Autos und Fußgängerinnen sowie Fußgängern dienten.

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Abb.: Verkehrsunfall in den 1950er Jahren (MA 8 / Vr LG4640-05)

In den 1950er Jahren wurden wichtige Unterführungen gebaut. 1951 am Matzleinsdorfer Platz, 1953/55 die "Jonas-Grotte" bei der Oper, 1958/59 der Südtiroler Platz und 1960/61 das "Jonas-Reindl" am Schottentor. Die Zahl der Pkw stieg weiter an. Daraus entstanden neue Herausforderungen und Probleme. Dem damaligen Zeitgeist entsprechend setzte eine im Jahr 1955 einberufene Verkehrsenquete auf die Beseitigung von "Verkehrshindernissen". In der City war die Parkplatznot so groß, dass Parkraumbewirtschaftung geplant und erste Parkgaragen wie jene am Schottentor gebaut wurden.

Zu den Schattenseiten der Motorisierungswelle zählte die hohe Zahl an Verkehrstoten. Im Wien der späten 1940er und der 1950er Jahre krachte es am laufenden Band. Straßenbahn gegen Lkw, Lkw gegen Pkw, Pkw gegen Motorrad und nicht zuletzt Pkw gegen Fußgängerinnen und Fußgänger. Vor allem Kinder und alte Menschen waren nicht gewohnt, mit der Verkehrslawine im Alltag umzugehen. Es gab weitreichende Planungen wie der Wiental-Autobahn, die jedoch nicht verwirklicht wurden. Bürgerinnen und Bürger sowie die Politik behielten eine gewisse Skepsis gegenüber allzu großen Veränderungen des Stadtbilds. Diese Skepsis schwächte die Entwicklung Wiens zur "Autostadt" ab.

Veranstaltungsdetails
Termin: 5. April bis 26. August 2012
Ort: Wiener Stadt- und Landesarchiv, 11., Guglgasse 14
Zugang über Gasometer A, Foyer im 4. Stock
www.wien.gv.at/kultur/archiv

Detmolder Tagungsband über Jüdische Genealogie im Archiv

Im Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe in Detmold werden rund 900 Geburts-, Heirats- und Sterberegister von Juden aus ganz Westfalen, Lippe und dem Rheinland aus dem 19. Jahrhundert aufbewahrt. Dies stellt eine besondere, zudem seltene Quellensammlung dar. Denn zum einen haben die Machthaber zur Zeit des Nationalsozialismus viele Unterlagen aus jüdischen Familien, Gemeinden und Archiven zerstreut und zerstört. Zum anderen legten schon in den Jahrhunderten zuvor viele jüdische Gemeinden oft keinen Wert auf die schriftliche Dokumentation des Gemeindelebens.

Dr. Bettina Joergens vom Landesarchiv in Detmold hat ein Buch über "Jüdische Genealogie im Archiv, in der Forschung und digital" herausgegeben. Der Inhalt beruht auf zwei Tagungen, die das Landesarchiv 2010 und 2011 veranstaltet hat. Die in dem Band enthaltenen Beiträge spannen den Bogen von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart – von der Quellen- und Archivkunde bis hin zur "Oral History". Sie diskutieren die Bedeutung von Familie und Genealogie in der jüdischen Kultur sowie Fragen nach der Kultur des Gedenkens und der Geschichtsdidaktik zum Holocaust.

Info:
Bettina Joergens (Hg.): Jüdische Genealogie im Archiv, in der Forschung und digital,
Veröffentlichung des Landesarchivs NRW, 230 Seiten,
Klartext-Verlag 2011, 24,95 Euro, ISBN 978-3-8375-0678-5.

Kontakt:
Landesarchiv NRW
Abteilung Ostwestfalen-Lippe
Willi-Hofmann-Str. 2
32756 Detmold
Tel.: +49 5231 766-0
Fax: +49 5231 766-114
owl@lav.nrw.de

Quelle: Lippische Landes-Zeitung, 15.6.2012

Bildungspartnerschaft mit Stadtarchiv Lippstadt besiegelt

Was ist eigentlich ein Archiv und wozu braucht man das? Welche Aufgaben hat ein Archivar und wer bestimmt, was im Archiv aufbewahrt wird? Fragen über Fragen, die sich unter anderem auch die Schüler der Lippstädter Grundschule An der Pappelallee gestellt haben. Daraus entstanden ist der Wunsch nach einer engeren Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Lippstadt. Diese wurde mit der Unterzeichnung einer "Bildungspartnerschaft Archiv und Schule" jetzt offiziell besiegelt. Dazu waren die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3d mit ihrer Lehrerin Gabriele Niemeier-Illies und Schulleiterin Bettina Pichmann ins Archiv gekommen.

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Abb.: Schulleiterin Bettina Pichmann (r.), Konrektorin Gabriele Niemeier-Illies (hinten links) und Stadtarchivarin Dr. Claudia Becker (2.v.r.) besiegelten gemeinsam mit Schülern der Klasse 3d die Bildungspartnerschaft (Foto: Stadt Lippstadt)

"Für die Kinder ist es bereits der zweite Besuch im Archiv", erzählt Gabriele Niemeier-Illies. Beim ersten Mal hatten die Schüler gemeinsam mit Stadtarchivarin Dr. Claudia Becker das Archiv erforscht und dabei nicht nur etwas über die Lippstädter Stadtgeschichte erfahren, sondern auch alte Urkunden gesehen und gelernt, wie ein Archivar entscheidet, welche Dinge aufbewahrt werden und welche nicht. "Das Spannendste war für die Kinder sicherlich, als sie selbst sortieren mussten", so Dr. Claudia Becker über die ersten Praxiserfahrungen der Schüler im Archiv. Und genau dieser Praxisbezug soll die Bildungspartnerschaft, der eine Initiative des Landes zugrunde liegt, ausmachen. "In der dritten Klasse nehmen die Schüler im Sachunterricht die Lippstädter Stadtgeschichte durch", erklärt Bettina Pichmann. Durch den Besuch und die praktische Arbeit im Stadtarchiv werde das theoretische Wissen noch mehr vertieft und die Schüler würden früh an die Arbeit und die Möglichkeiten im Archiv herangeführt.

Praktisch ging es dann auch beim aktuellen Besuch der Schüler zu. Mit Feder und Tinte lernten die rund 20 Schüler unter der Anleitung von Dr. Claudia Becker die alte "Deutsche Schrift". Die Stadtarchivarin war beeindruckt von ihren gelehrigen Schreibschülern, die in dem neu erlernten Sütterlin auch schnell einen unschlagbaren Vorteil erkannten: "Das ist eine richtig coole Geheimschrift", waren sich alle einig. Wie lange sich dieser Vorteil hält, bleibt jedoch abzuwarten, denn die neue Bildungspartnerschaft zwischen Schule und Archiv sieht vor, dass in Zukunft alle dritten Klassen für zwei praktische Unterrichtseinheiten das Archiv besuchen. Bis es soweit ist, können die Schüler der 3d allerdings noch getrost in ihrer neuen Geheimsprache kommunizieren.

Kontakt:
Stadtarchiv Lippstadt
Soeststraße 8
59555 Lippstadt
Telefon 02941 / 980-262
stadtarchiv@stadt-lippstadt.de

Grundschule An der Pappelallee (Gemeinschaftsgrundschule)
Ulmenstraße 35
59557 Lippstadt
Telefon: 02941 / 21 760
Telefax: 02941 / 21 785
GS-Pappelallee@t-online.de

Quelle: Stadt Lippstadt, Pressemitteilung, 13.6.2012

Die Babenbergermark um die Jahrtausendwende – zum Millennium des heiligen Koloman

Das Millennium des Märtyrertods des irischen Pilgers Koloman in Stockerau im Jahre 1012 wurde vom Niederösterreichischen Institut für Landeskunde zum Anlass genommen, die Zeit der Jahrtausendwende im niederösterreichischen Raum näher zu untersuchen und dazu ein Symposion zu veranstalten. Nähere Erkenntnisse sollen sowohl Referate von Historikern als auch von Archäologen erbringen. Außerdem werden die Nachbarregionen einbezogen.

Das Programm und das Anmeldeformular ist zu finden unter:
http://www.noe.gv.at/Bildung/Landeskundliche-Forschung/Institut-fuer-Landeskunde/Symposion_2012.html

Kontaktstelle des Landes für das NÖ Institut für Landeskunde:
Amt der NÖ Landesregierung
Abteilung NÖ Landesarchiv und NÖ Landesbibliothek
Mag. Dr. Willibald Rosner
post.k2institut@noel.gv.at 
Tel: 02742/9005/16255
Fax: 02742/9005/16550
3109 St. Pölten, Landhausplatz 1, Haus Kulturbezirk 4

Das Gedächtnis der Universität Münster feiert 100-jährigen Geburtstag

Im Alter quält uns so manches Zipperlein: Wir verlegen die Brille, vergessen Namen und erinnern uns immer schlechter an Zurückliegendes. Zum Glück ist beim Universitätsarchiv Münster das Gegenteil der Fall: Im Juni feiert das „Gedächtnis der Uni“ 100-jähriges Jubiläum – in den Akten, Tagebüchern, Briefen, Listen oder Fotos liegen hunderte interessante Geschichten und Anekdoten.

„Es ist toll, direkt an der Quelle zu sitzen“, schwärmt Universitätsarchivarin Dr. Sabine Happ. Im Juni 1912 beschloss der Senat die Gründung des Archivs, doch erst 2005 bekam es mit Sabine Happ eine hauptamtliche Leiterin. Bis dahin lag die Leitung 26 Jahre lang ehrenamtlich bei Prof. Wilhelm Kohl, dem früheren Direktor des Staatsarchivs. Ihm standen mehrere hauptamtliche Mitarbeiter zur Seite. Zuerst richtete die WWU ihr Archiv im Hauptgebäude am Domplatz ein. Nach einer kriegsbedingten Auslagerung ins Staatsarchiv Münster und einer Zwischenstation an der Steinfurter Straße befindet es sich seit 1996 am Leonardo-Campus.

Sabine Happ, ihre fünf Mitarbeiter und zwei studentische Hilfskräfte sorgen dafür, dass im Gedächtnis der Universität weder Erinnerungslücken noch zu viel Ballast anfallen. Die Einrichtungen der WWU bieten dem Archiv nach bestimmten Aufbewahrungsfristen ihre Akten an. Dann bewerten die Archivare, welche Unterlagen aufgehoben werden sollen. „Das wichtigste Kriterium ist dabei die historische Relevanz“, erklärt Sabine Happ. Darunter fällt Rechtliches, etwa Kooperationsverträge zwischen der WWU oder dem Universitätsklinikum. Dazu gehören aber auch Beschlüsse aus Senat, Rektorat und Hochschulrat oder Flyer und Plakate – „als schöne Überlieferung des Uni-Alltags“.

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Abb.: Den Durchblick behält Dr. Sabine Happ, Leiterin des Universitätsarchivs, trotz der Masse an Akten, die sich in den Regalen stapeln. (Foto: Peter Grewer/WWU)

Was bleibt, bearbeiten die Archivare nach einem ausgeklügelten System: Angelieferte Akten erhalten zuerst eine Zugangsnummer, bis die Archivare sie genau erfassen. Für jeden Bereich hat das Universitätsarchiv einen Bestand angelegt – von A wie Alte Universität (1780 bis 1818) bis Z wie Zeitungsausschnitte. Die Mitarbeiter sichten und verzeichnen alles, was an Akten im Archiv aufläuft, um sie über die Findbücher den Benutzern zugänglich zu machen. Zur Bestandspflege gehört auch mühevolle Kleinarbeit: Metallische Materialien wie Klammern müssen raus, weil sie rosten und langfristig das Papier schädigen. Dann packen die Archivare die Akten in säurefreie Kartonagen und beschriften sie mit einem Etikett.

„Wir machen manchmal tagelang nichts anderes“, seufzt Sabine Happ. „Dafür braucht man schon eine Faszination für altes Papier.“ Im vergangenen Jahr verzeichnete das Team 41.000 Akten – normal sind 6.000 bis 7.000 Akten. Mit den Archivalien könnte man die Strecke zwischen Münster und Nienberge pflastern: 5.000 laufende Regalmeter lagern in den Magazinen am Leonardo-Campus.

Wer sich in die mühevoll sortierten Unterlagen vertieft, erfährt viel über die WWU: etwa die Geschichte der ersten Studentinnen, durch deren große Hüte sich die Studenten während der Vorlesungen gestört fühlten. Da sind außerdem all die Akten des Universitätsrichters, der im 19. Jahrhundert studentische Vergehen ahndete. Geprellte Zechen, zerschlagene Laternen oder nächtliche Ruhestörungen belegte er wahlweise mit Geldstrafen oder einem Aufenthalt im Uni-Karzer. Da sind aber auch die Akten aus der Psychiatrischen Klinik in der NS-Zeit, mit denen Medizinhistoriker erforschen, wie Ärzte bestimmte Krankheitsbilder behandelten – und in einigen Fällen absichtlich falsche Diagnosen stellten, um Patienten vor dem Tod zu retten.

Solange es die Archivare mit Akten, Briefen oder Fotos zu tun haben, stellt sie das vor keine größeren Herausforderungen. Schwieriger wird es mit Tonbändern, Schallplatten oder Disketten: Spätestens in 50 Jahren könnte es an passenden Abspielgeräten mangeln. Überhaupt, die neuen Medien: Sie sind ein Großangriff aufs gute Gedächtnis der Uni. Ginge es nach Sabine Happ, würde sie am liebsten den gesamten Internetauftritt der WWU archivieren. „Der könnte später wirklich interessant sein!“ Noch rätseln Experten weltweit, wie sich digitale Daten langfristig archivieren lassen. „Da hat man’s mit alten Papierakten deutlich einfacher!“

Kopfzerbrechen bereitete dem Team etwa das digitale Vorlesungsverzeichnis: Seit dem Wintersemester 2009/2010 erscheint es nur noch online. „Das Dokument ist rechtsrelevant, die Online-Version aber nicht langfristig gesichert“, erklärt Archiv-Geschäftsführer Robert Giesler. Die Archivare fanden eine vorläufige Lösung – altmodisch, aber bewährt: Jetzt liefert die EDV-Abteilung jedes Semester ein ausgedrucktes Exemplar.

Am 5. September feiert das Universitätsarchiv seinen 100-jährigen Geburtstag mit einer großen Festveranstaltung.

Kontakt:
Universitätsarchiv der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
Leonardo-Campus 21
48149 Münster
Tel.: +49 251 83-32099
Fax: +49 251 83-31777
uni-archiv@uni-muenster.de
http://www.uni-muenster.de/Archiv/

Quelle: Juliette Ritz, wissen|leben – Die Zeitung der WWU Münster, Ausgabe Juni 2012, 4.6.2012