Schatzkammer Nassaus. Tag der offenen Tür und Krimilesung im Hessischen Hauptstaatsarchiv

Am Sonntag, den 17. Juni 2012, lädt das Hessische Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden zu einem Tag der offenen Tür ein. Anlässlich des 200. Jubiläums des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung präsentiert es an diesem Tag seine Schätze. Erstmals werden in einer Ausstellung mit dem Titel "Schatzkammer Nassaus" künstlerisch und historisch hochwertige Objekte der Sammlung Nassauischer Altertümer aus dem Stadtmuseum Wiesbaden und dem Archiv des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung aus dem Hessischen Hauptstaatsarchiv kombiniert. Diese Glanzstücke waren seit Langem nicht mehr ausgestellt oder wurden noch nie in der Öffentlichkeit präsentiert.

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Außerdem bietet das Hessische Hauptstaatsarchiv ein abwechslungsreiches Programm: Führungen durch das Haus, seine Magazine und die Restaurierungswerkstatt, Sonderverkauf von Publikationen, Filmvorführungen über das Hauptstaatsarchiv, Lese- und Schreibübungen für Groß und Klein in der deutschen Schrift des 19. Jahrhunderts sowie Informationsveranstaltungen für Orts- und Familienforscher.
Als besonderer Abschluss der Veranstaltung wird ab 16 Uhr der Krimi-Autor Jan Seghers aus seinem Roman "Die Akte Rosenherz" lesen. Zu diesem Roman recherchierte der Autor im Hessischen Hauptstaatsarchiv über den Mord an der Prostituierten Helga Matura im Frankfurt der 60er Jahre.

Der Eintritt für den Tag der offenen Tür und die Lesung ist frei.

Das Hessische Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden verwahrt als historisches Archiv die Archivalien aus dem Gebiet des ehemaligen Herzogtums Nassau und der Landgrafschaft Hessen-Homburg. Als Zentralarchiv übernimmt es Unterlagen der hessischen Ministerien sowie aller Behörden, Gerichte und staatlichen Einrichtungen mit Zuständigkeit für das gesamte Land Hessen. Es ist damit die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen zur Geschichte Nassaus und der hessischen Geschichte nach 1945.

Wann: Sonntag, den 17. Juni 2012
Was: Tag der offenen Tür • 11–16 Uhr
Lesung von Jan Seghers • ab 16 Uhr
Wo: Hessisches Hauptstaatsarchiv

Kontakt:
Hessisches Hauptstaatsarchiv
Mosbacher Str. 55
65187 Wiesbaden
Tel.: 0611/881-0
Fax -145
poststelle@hhstaw.hessen.de
www.hauptstaatsarchiv.hessen.de

Wechsel vom Stadtarchiv Ratingen ins Kreisarchiv Mettmann

Der stellvertretende Leiter des Stadtarchivs Ratingen, Joachim Schulz-Hönerlage, übernimmt zum 1. Juli 2012 die Leitung des Kreisarchivs Mettmann. Nachfolger in Ratingen, und damit Stellvertreter der Archivleiterin Dr. Erika Münster-Schröer, die seit 2007 zugleich die Stadtbibliothek leitet, wird der bisherige städtische Veranstaltungsmanager Ratingens, Erik Kleine Vennekate, der nebenbei Geschichte studiert hat.

Diplom-Archivar Schulz-Hönerlage, der auch das im Zweijahresrhythmus erscheinende "Ratinger Forum" herausgab, wird weiterhin im Vorstand des Heimatvereins Ratingen bleiben. Als langjähriger Sprecher des Arbeitskreises der Archive im Kreis Mettmann ist er gut vernetzt. Im Ratinger Stadtarchiv war er seit September 1993 tätig, lernte vorher beim Land im Personenstandsarchiv Rheinland und im Hauptstaatsarchiv NRW.

Schulz-Hönerlage tritt beim 46. Rheinischen Archivtag am 21. und 22. Juni 2012 in Ratingen ein letztes Mal in seiner alten Funktion auf. Das Ratinger Stadtarchiv wurde übrigens 1762 erstmals schriftlich erwähnt, wird in diesem Jahr also 250 Jahre alt.

Kontakt:
Stadtarchiv Ratingen
Mülheimer Str. 47
D-40878 Ratingen
Telefon: 02102-550-4190/-4191
Telefax: 02102-550-9419
stadtarchiv@ratingen.de

Quelle: Cordula Hupfer, RP Online, 7.6.2012

Notfallbox für Stadtarchiv Leverkusen

Das Stadtarchiv Leverkusen erhielt jetzt als dreizehntes rheinisches Kommunalarchiv vom Archivberatungs- und Fortbildungszentrum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR-AFZ) ein Notfallboxenset. Die Boxen enthalten alles, was ein Archiv im Schadensfall zur Bergung von Archivalien und zum Schutz der Archivare braucht: Folien, Schreibmaterial, Overalls, Gummistiefel, Taschenlampen, Messer oder Mehrfachsteckdosen. Dr. Claudia Kauertz, Leiterin der Archivberatungsstelle, und Markus Vieten, Mitarbeiter der Werkstatt für Papierrestaurierung im LVR-AFZ, übergaben das Set am 6. Juni 2012 an Marc Adomat, Beigeordneter Schulen, Kultur, Jugend und Sport, und Gabriele John, Leiterin des Stadtarchivs Leverkusen. Für das Stadtarchiv ist die Übernahme der Box eine von einem ganzen Bündel von Maßnahmen, die zum Schutz und zur Sicherung der Archivbestände beitragen sollen.

Nachdem das LVR-AFZ bereits im letzten Jahr mit finanzieller Unterstützung der Bundesinitiative Bestandserhaltung bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz 10 Notfallboxensets im Wert von 10.000 Euro erwerben konnte, wurden für 2012 – wiederum mit Hilfe der Bundesinitiative – erneut Mittel zur Anschaffung von 10 Boxensets bereitgestellt. Insgesamt sollen 28 größere Kommunalarchive im Rheinland mit Notfallboxen ausgestattet werden.

Der beste Notfall ist der, der gar nicht erst eintritt. Langfristiges Ziel ist die Erreichung einer flächendeckenden Notfallvorsorge im Rheinland. Die Übergabe dieser "Erste-Hilfe-Koffer für Archivalien" ist daher mit der Gründung von Notfallbünden verknüpft, in denen sich benachbarte Archive zur gemeinsamen Nutzung der Box und gegenseitigen Hilfe im Schadensfall verpflichten. Bei der Übergabe vertreten waren deshalb auch die Archive der Städte Monheim am Rhein (Michael Hohmeier) und Langenfeld (Marco Klatt), weitere Nachbarstädte haben Interesse an der Teilnahme im Notfallverbund Leverkusen gezeigt.

Die Tagungen und Fortbildungen, die das LVR-AFZ für Archivmitarbeiter zu diesem Thema anbietet, stoßen auf breite Resonanz. Dies bestätigt den LVR in der Einschätzung, dass die Notfallvorsorge als Präventivmaßnahme zur Sicherung und Erhaltung des kulturellen Erbes derzeit noch zu den bislang vernachlässigten Aufgaben in den Archiven gehört.

Kontakt:
Stadtarchiv Leverkusen
Landrat-Trimborn-Platz 1
51379 Leverkusen
Tel. 0214 – 406 4251
Fax 0214 – 406 4252
stadtarchiv@kulturstadtlev.de

Quelle: Leverkusen.com, Pressemitteilung, 6.6.2012

Kreisarchiv Kleve erhält Fotoalbum des ehemaligen Landrates Egon Bönner

Als der Landrat des Kreises Geldern, Egon Bönner (1901-1981), im Februar 1939 den Kreis verließ, um seine Tätigkeit als Bürgermeister und Kämmerer der Stadt Essen aufzunehmen, erhielt er ein ganz besonderes Geschenk: ein Fotoalbum, das ihn an seine Zeit im Kreis Geldern erinnern sollte. Das Album enthält die persönliche Widmung der Bürgermeister aus dem Kreis sowie zahlreiche schwarz-weiß Fotos aus den kreisangehörigen Kommunen. Abgebildet sind neben Gesamtansichten insbesondere prägnante Gebäude, wie z.B. Rathäuser, Bahnhöfe, Herrensitze und Mühlen aus dieser Epoche. Darüber hinaus zeigt das Album Szenen aus dem Alltagsleben und wenige Innenaufnahmen. Alle Fotos sind beschriftet. Der lederne Schmuckeinband des Albums trägt die Initialen des Landrates.

Die große historische Bedeutung des Albums ist offensichtlich: Es überliefert Ansichten, Gebäude und Alltagssituationen, die die Kommunen vor den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges zeigen. „Die meisten Fotos waren uns noch nicht bekannt“, berichtet Kreisarchivarin Sturm, „von einigen Gebäuden hatten wir sogar bisher gar keine Fotos im Kreisarchiv.“

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Abb.: Persönliche Widmung der Bürgermeister unter einer Tuschezeichnung der Villa von Eerde, dem damaligen Landratsamtes des Kreises Geldern (heute Stadtverwaltung Geldern) (KA Kle F3, 5).

Steiger-Fotos

Belichtung und Komposition der Bilder sind sehr ähnlich. Die Kreisarchivarin vermutet deshalb, dass sie alle vom selben Fotografen stammen. Wer dieser Fotograf war, geht aus dem Album nicht hervor – Ein Abgleich mit den Fotosammlungen des Kreisarchivs hat jedoch ergeben, dass einige Fotos vom Fotografen Ewald Steiger stammen, der zurzeit der Zusammenstellung des Albums im nahegelegenen Moers wohnte. Andere Bilder passen in Fotoserien, die Steiger anfertigte. „Wir gehen deshalb davon aus, dass es sich bei allen Aufnahmen um Steiger-Fotos handelt. Das Album spricht somit nicht nur für sich, sondern ergänzt darüber hinaus die Fotosammlung Steiger, die sich bereits im Kreisarchiv Kleve befindet“, erläutert die Kreisarchivarin.

Besonderes Geschenk

Das Album wurde dem Kreis Kleve im Mai 2012 aus privater Hand überlassen. Wie es vom Landrat Bönner in Privatbesitz gelangte, kann nicht mehr rekonstruiert werden. Fest steht jedoch, dass die jeweiligen Besitzer sehr pfleglich mit dem Album umgegangen sind. „Das Album ist in einem erstaunlich gutem Zustand“, so Sturm. „Häufig finden wir bei älteren Unterlagen Verunreinigungen oder mechanische Schäden, oft fehlen Fotos. Dieses Fotoalbum hingegen ist vollständig erhalten und in einem einwandfreien Zustand.“ Es ist ein ganz besonderes Geschenk – nicht nur für den damaligen Landrat Bönner, sondern auch für den Kreis Kleve heute.

Kontakt:
Kreisarchiv Kleve
Boeckelter Weg 2
47608 Geldern
Tel.: 02831 391-814
Fax: 02831 391-860
kreisarchiv@kreis-kleve.de

Quelle: Kreis Kleve, Pressemitteilung, 22.5.2012

Stadtarchiv Worms digitalisiert Postkartensammlung

Unter den Sammlungsbeständen des Stadtarchivs Worms nimmt die umfangreiche Serie Wormser und auswärtiger Postkarten eine besondere Stellung ein. In den letzten Monaten wurden die mehr als 3.400 Originale mit Bezug auf Worms komplett digitalisiert, beschrieben und in die Archivdatenbank eingespeist.

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Schwerpunkte der Sammlung sind u.a. zum Teil seltene Sammelansichten von Sehenswürdigkeiten der Stadt seit etwa 1870 sowie Militär- und Propagandapostkarten vor allem aus dem 1. Weltkrieg.

Ein ausgedrucktes Findbuch (mit Vorschaubildern) und ein Blick in die Archivdatenbank vor Ort ermöglichen es den Archivbenutzern, sich einen Eindruck von Umfang, Vielfalt und Qualität aller Wormser Postkarten des Stadtarchivs zu verschaffen. Die Karten sind für die Benutzung freigegeben.

Eine Präsentation des gesamten Materials auch über die Homepage des Stadtarchivs bzw. das Internet wird vorbereitet. Die Sammlungen können während der Öffnungszeiten des Stadtarchivs eingesehen und Reproduktionen angefertigt werden.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Raschi-Haus
Hintere Judengasse 6
D-67547 Worms
Telefon: (0 62 41) 8 53 – 47 00 (bis – 47 07)
Telefax: (0 62 41) 8 53 – 47 99
stadtarchiv@worms.de
www.stadtarchiv-worms.de

Quelle: Stadt Worms, Stadtnachrichten, 1.6.2012

60 Jahre Bundesarchiv – Eine Standortbestimmung

Das Bundesarchiv begeht sein 60-jähriges Jubiläum mit einer wissenschaftlichen Tagung in der Koblenzer Hauptdienststelle am 5. Juni 2012. Am 3. Juni 1952 bezog das neu errichtete Bundesarchiv mit 5 Archivaren das Gebäude des vormaligen preußischen Regierungspräsidenten in Koblenz. Heute werden dessen vielfältige Aufgaben von rund 750 Mitarbeitern an neun verschiedenen Standorten in der Bundesrepublik wahrgenommen. Aus Anlass des 60jährigen Bestehens veranstaltet das Bundesarchiv ein wissenschaftliches Festsymposium in der Koblenzer Hauptdienststelle am Dienstag, dem 5. Juni 2012, von 9.00 – 17.30 Uhr.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen die beim Bundesarchiv aufbewahrten Quellen zur deutschen Geschichte. Mitarbeiter des Hauses stellen die Kriterien und Perspektiven der Überlieferungsbildung zur Diskussion. Das Spannungsfeld zwischen Wissenschaftsfreiheit und Datenschutz wird aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet: Experten aus Politik und Verwaltung erörtern die rechtlichen Grundlagen der Benutzung, während prominente Vertreter aus Forschung und Medien über ihre Erfahrungen bei der Recherche im Archivgut des Bundes berichten.

Das Symposium wird am Vorabend (Montag, 4. Juni 2012, 18.00 Uhr) mit einem einführenden Festvortrag und anschließendem Empfang eröffnet.

Link: Programm der Tagung

Kontakt:
Dr. Tobias Herrmann, Tel. 0261/505-630, e-mail t.herrmann@bundesarchiv.de
Manuela Lange, Tel. 0261/505-350, e-mail m.lange@bundesarchiv.de

www.bundesarchiv.de

Solidarität für das kanadische Archivwesen. Unterstützung der ArchivarInnen und BibliothekarInnen in Kanada erforderlich!

Der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare informiert über den finanziellen Kahlschlag im kanadischen Archiv- und Bibliothekswesen und bittet um Solidarität der deutschen Archivars- und Bibliothekskollegen:

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Fulda. Mitteleinsparungen sind ein Problem, mit dem auch das deutsche Archivwesen allenthalben zu kämpfen hat. In Kanada hat die Regierung nun allerdings so drastische Kürzungsmaßnahmen vorgenommen, dass es das dortige Archiv- und Bibliothekswesen in seiner Arbeitsfähigkeit empfindlich beeinträchtigen wird. Die dortigen Kolleginnen und Kollegen bitten daher um unsere Unterstützung.

Seit einigen Jahren sind die staatlichen Archive und Bibliotheken unter dem Dach der Library and Archives Canada (LAC) organisatorisch zusammengefasst. Die Regierung zwang die LAC nun vor wenigen Wochen, ihr Personal um 20% zu reduzieren. Die LAC musste daraufhin zahlreiche Einschnitte im Service für die Benutzer vornehmen und beispielsweise auch ihr Fernleihe-Programm abbrechen.

Auf Veranlassung der Regierung strich die LAC am 30. April 2012 weiterhin einen Betrag von 1.700.000 $ für das National Archival Development Programm (NADP). Das Geld wurde bis dahin vom Canadian Council of Archives (CCA) verwaltet und zur Unterstützung der 13 Territorial- und Territorialarchive sowie von kleineren Archiven verwendet. Dies sollte gewährleisten, dass Kanadas Geschichte auch in den Regionen gesichert bleibt und dort erforscht werden kann. Nun ist man in zahlreichen Fällen gezwungen, diese Tätigkeit sofort einzustellen.

Folglich wird der Auftrag der Archive, Dokumente zur kanadischen Kultur und Gesellschaft dauerhaft zu bewahren, Regierungshandeln zu dokumentieren und den Bürgern diese Informationen zugänglich zu machen, erheblich beeinträchtigt werden.

Für den 28. Mai 2012 ist ein Protestmarsch der ArchivarInnen in Ottawa, der Bundeshauptstadt von Kanada, angekündigt. Andere Proteste finden in den kommenden Monaten in ganz Kanada statt.

Mehr Informationen unter: http://archiviststrek2012.tumblr.com

Solch drastische Eingriffe der Regierung in das Archivwesen eines Staates mit einer demokratischen Verfassung sollten die Mitglieder des VdA nicht kommentarlos hinnehmen. Eine Online-Petition gegen den Kahlschlag im kanadischen Archivwesen unter:

http://www.change.org/petitions/make-it-better-write-a-letter-help-save-canada-s-national-archival-development-program

Wir können unsere Kolleginnen und Kollegen mit der Unterzeichnung einer Petition unterstützen!

VdA – 25.05.2012

Handschrift von Mittelalter-Mathematiker Francisco de Mello im Stadtarchiv Stralsund entdeckt

Im Stadtarchiv Stralsund sind fast alle älteren Archiv- und Bibliotheksbestände katalogisiert und für die Nutzung zugänglich. In diesen Beständen befinden sich zahlreiche Raritäten aus unterschiedlichen Jahrhunderten wie Urkunden, Bibeln, Breviere, Inkunabeln, Karten und Chroniken. "Jahrhunderte lang lagerte aber im Bestand eine Handschrift aus dem Jahre 1521, dessen außergewöhnliche Bedeutung wir erahnt, aber erst jetzt hinreichend belegen können. Bei dieser Analyse unterstützte uns maßgeblich der Fachmann auf dem Gebiet mittelalterlicher Handschriften, Dr. Jürgen Geiß, von der Staatsbibliothek zu Berlin", so die Leiterin des Stadtarchivs Dr. Regina Nehmzow.

Die Handschrift mit Kommentaren zur antiken Perspektiven- und Spiegellehre sowie zur Hydrostatik von Euklid bzw. Archimedes stammt aus der Privatsammlung des ehemaligen schwedischen Generalgouverneurs Axel Graf von Löwen, der diese 1761 testamentarisch der Stadt Stralsund übereignete.

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Abb.: Die Eingangsseite der Handschrift von Francisco de Mello (1490-1536) © dapd

Der Verfasser des auf Pergament geschriebenen außergewöhnlichen Buches ist der Portugiese Francisco de Mello. Er wurde 1490 in Lissabon als Sohn eines angesehenen Adligen geboren. Die Familie pflegte enge Kontakte zum portugiesischen Königshaus und Manuel I. (Regierungszeit 1489-1521) schickte den begabten jungen Mann nach Paris zum Studium, wo er von 1512 bis 1521 an der Artistenfakultät Mathematik und Theologie studierte. Sein Lehrer war Pierre Brissot, der ihm Grundlagenwissen in der Arbeit mit den Werken von Euklid und Archimedes vermittelte.

In Paris schloss er sich Personen an, die humanistisches Gedankengut vertraten. Zu seinen Freunden zählte u.a. der Mathematiker Gaspar de Lax, der Philosoph, Mathematiker und Schriftsteller Nicolas Clenard und der Philosoph, Jurist und Pädagoge Juan Luis Vivès. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich wurde de Mello Lehrer der königlichen Nachkommen. Darüber hinaus war er auch als Mathematiker und Geograph an der Universität in Lissabon tätig, wo er zeitweilig auch als Rektor amtierte. De Mello gilt als wichtigster Mathematiker Portugals vor Pedro Nunes, dem bedeutendsten portugiesischen Astronomen des 16. Jahrhunderts. Er starb in seiner Heimat am 27.4.1536 kurz nach seiner Ernennung zum Bischof der portugiesischen Kolonie Goa in Westindien.

Während seines Studiums beschäftigte sich de Mello insbesondere mit Euklids Optik und der Hydrostatik von Archimedes und schrieb zu diesen Themen das vorliegende Buch, das nach jüngsten Untersuchungen als Widmungsexemplar für den portugiesischen König angefertigt wurde. Die Handschrift mit prachtvollen Ausschmückungen ist in einem professionellen Schreib- und Malatelier in Paris angefertigt worden.

Die ursprüngliche These, dass das Buch nach der Zerstörung der Königlichen Bibliothek durch das Erdbeben in Lissabon von 1755 dort entwendet wurde und auf bislang unbekanntem Weg in den Besitz des schwedischen Feldherren und späteren Generalgouverneurs von Schwedisch-Pommern Axel Graf von Löwen gelangte, kann nach neueren Untersuchungen nicht mehr bestätigt werden. Nach Kontakten mit Prof. Henrique Leitão vom Institut für die Geschichte der Naturwissenschaften der Universität Lissabon gilt als gesichert, dass die außergewöhnliche Handschrift im 17. Jahrhundert an einen portugiesischen Mathematiker verkauft wurde. Später ist sie dann in den antiquarischen Buchhandel gelangt.

Zu welchem Zeitpunkt das Buch durch den Bibliophilen Axel Graf von Löwen angekauft wurde, ist bislang ungeklärt. Inzwischen gibt es Kontakte zu portugiesischen Wissenschaftlern und Medien, die großes Interesse an der Handschrift bekunden. Die Frage nach einem möglichen Verkauf an den portugiesischen Staat wurde abschlägig beantwortet.

Am 28.6.2012 wird die Handschrift um 17 Uhr im Kapitelsaal des Johannisklosters der Öffentlichkeit präsentiert. Danach ist sie bis zum 15.7.2012 durch alle Interessierten zu besichtigen.

Kontakt:
Hansestadt Stralsund
Stadtarchiv
Am Johanniskloster 35
18439 Stralsund
Tel.: (0 38 31) 66 64 66 und 66 64 88
Fax: (0 38 31) 66 64 64
stadtarchiv@stralsund.de
www.stralsund.de/stadtarchiv

Quelle: Hansestadt Stralsund, Pressemitteilung, 24.5.2012

Neues Zwischenarchiv in Dresden eingeweiht

Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz konnte am 23. Mai 2012 gemeinsam mit Axel Walther, Geschäftsführer der STESAD GmbH, symbolisch den Schlüssel für das neue Zwischenarchivgebäude des Dresdner Stadtarchivs an Thomas Kübler, Leitender Archivdirektor und Amtsleiter des Stadtarchivs Dresden übergeben. Auf dem Areal der ehemaligen Königlich-Sächsischen Heeresbäckerei, Elisabeth-Boer-Straße 7 sind nach zwei Jahren Bauzeit 6.500 Quadratmeter modernste Archivfläche fertig gestellt worden. 15 Kilometer Schriftgut zogen in den letzten Wochen hierher um.

„Im neuen Zwischenarchiv steht mit 30 Kilometern Länge die größte zusammenhängende Regalanlage eines Stadtarchivs. Das papierene Gedächtnis Dresdens – 800 Jahre Überlieferungen bis heute – wohnt nun in einer eigenen Archivstadt", so Thomas Kübler stolz. Das Stadtarchiv, mit dem Historischen Archiv auf der Elisabeth-Boer-Straße 1 und dem neuen Zwischenarchiv Elisabeth-Boer-Straße 7 bilden diese Einheit. Die Kosten für den Umbau betragen etwa 9,5 Millionen Euro.

Im Zwischenarchiv werden alle zu archivierenden Unterlagen nach 1990 unter modernsten klimatechnischen, brandschutztechnischen und sicherheitstechnischen Bedingungen aufbewahrt. Dazu gehören unter anderem Übersiedlungsakten, Jugendhilfeakten, Ausländerakten und Facharbeiterzeugnisse sowie die Patientenunterlagen des Medizinisches Facharchivs. Die Akten im neuen Zwischenarchiv kommen aus den Depots Junghansstraße und Spenerstraße und aus dem Dresdner Rathaus.

Vor drei Jahren fiel die Entscheidung, den ehemaligen Getreidespeicher auf dem Areal der Königlich-Sächsischen Heeresbäckerei zu einem neuen Zwischenarchiv umzubauen. Auf dem Areal ist nun fast alles saniert.

Kontakt:
Stadtarchiv Dresden
Elisabeth-Boer-Straße 1
01099 Dresden
Telefonnummer 0351-4881515
Faxnummer 0351-4881503
stadtarchiv@dresden.de
www.dresden.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Dresden, Pressemitteilung, 23.5.2012

Notfallverbund für Leipziger Bibliotheken und Archive

Am 21. Mai 2012 fand in der Bibliotheca Albertina die offizielle Gründungsveranstaltung des Leipziger Notfallverbundes statt. Als eine der ersten städtischen Einrichtungen treten die Leipziger Städtischen Bibliotheken dem Bündnis zur Notfallvorsorge für Leipziger Archive und Bibliotheken bei. Gestartet wird das Bündnis mit rund 20 Partnern und soll nach und nach möglichst alle in Leipzig ansässigen Bibliotheken und Archive einschließen. Im Bündnis werden Institutionen verschiedener Träger und unterschiedlicher Größen zusammenarbeiten. So sind Einrichtungen des Bundes, des Landes Sachsen und der Kommune ebenso vertreten wie Einrichtungen kirchlicher oder privater Träger.

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Vor dem Hintergrund der folgenreichen Ereignisse und Naturkatastrophen wie dem Oder- und Elbehochwasser, dem Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar 2004 oder dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs lud die Universitätsbibliothek Leipzig im Juli 2009 zu einem ersten Arbeitstreffen zur Initiierung eines Leipziger Notfallverbundes ein. In halbjährlichen Abständen folgten weitere Arbeitstreffen, bei denen Referenten die Erfahrungen bereits bestehender Notfallverbünde vorstellten und verschiedene Fragen der Durchführbarkeit und Prävention erörtert wurden. Im April 2011 wurde der Entwurf für eine „Vereinbarung zur gegenseitigen Unterstützung der Leipziger Archive und Bibliotheken in Notfällen“ vorgelegt.

Ziel und Anliegen dieser Vereinbarung ist die Schadensprävention sowie die Bündelung der verfügbaren Kräfte personeller und sachlicher Art, um die zum Schutz von Kulturgut zu leistenden Aufgaben bei Schadensereignissen wie z.B. Brand, Wasserschäden, Unwetter oder technischen Defekten zu bewältigen. Aufgrund einer verbindlichen Kooperation wurden gemeinsame Gefahrenabwehrpläne erstellt und Maßnahmen zum Verhalten im Notfall sowie zur Noteinlagerung getroffen. Ein Netzwerk der Erreichbarkeit, gemeinsame Schulungen und Übungen und die gegenseitige Kenntnis der Einrichtungen der am Notfallverbund beteiligten Partner sollen eine reibungslose Zusammenarbeit im Notfall sicherstellen.

Quelle: Stadt Leipzig, Medienmitteilung, 14.05.2012