Ausstellung zu mittelalterlicher Liturgie als Einbandmakulatur

Als im Herzogtum Württemberg nach 1534 die Reformation eingeführt und die Klöster aufgehoben wurden, waren auch die alten liturgischen Bücher für den Gottesdienst, für Gebet und Gesang nutzlos geworden. Der wertvolle Beschreibstoff, das beschriftete Pergament, konnte wiederverwendet werden. Zahlreiche liturgische Bücher wurden in ihre einzelnen Blätter zerlegt, makuliert und beschnitten, um sie als günstiges Einbandmaterial wieder zu gebrauchen.

Die Ausstellung "Musikalische Fragmente" nimmt die verschiedenen Entwicklungsstufen dieser Fragmente von der liturgische Handschrift, der Einbandmakulatur bis zum Forschungs- und Restaurierungsobjekt in den Blick und entführt in die Welt klösterlicher Musik im Mittelalter.

\"Abb.:

Abb.: Totenmesse, um 1500. HStAS J 522 E III Nr. 473 (Foto: Landesarchiv BW)

Mit dem Verlust zahlreicher Choralhandschriften gingen bedeutende Zeugnisse klösterlicher Musik im Mittelalter unwiederbringlich verloren. Die als Einbandmakulatur erhaltenen musikalischen Fragmente geben Einblicke in diese Welt des Gregorianischen Chorals und zeigen die Entwicklung der Notation vom 10. bis zum 16. Jahrhundert in ihren reichen Facetten auf. Neben frühesten Zeugnissen aus dem 10. und 11. Jahrhundert führen Spuren zu längst verloren geglaubten musikalischen Zeugnissen einst bedeutender religiöser Zentren wie etwa den Klöstern Hirsau und Maulbronn.

Alte Gesänge in neuem Klang
Anhand neu eingespielter Tonaufnahmen zum Klingen gebracht, eröffnen die musikalischen Fragmente nicht nur Einblicke in eine besondere religiöse Welt, sondern machen sie auch auditiv erfahrbar. Darunter präsentiert sich ein bislang verschollenes Zeugnis mittelalterlicher Mehrstimmigkeit nach über 500 Jahren in neuem Klang.

… als Einbandmakulatur
Schon vor der Reformation kamen Choralhandschriften durch liturgische Neuausrichtung und formale Vereinheitlichung außer Gebrauch. Die Zerstörung und Wiederverwendung als Einbandmakulaturen steht im Blickpunkt der Präsentation. So dokumentieren etwa zahlreiche französische Fragmente in württembergischen Verwaltungsrechnungen eine weite Streuung in unterschiedlichste Richtungen, die die Beantwortung der drängenden Frage nach der Herkunft dieser musikalischen Fragmente erschwert.

… als Archivgut
Unter den Archivbeständen besitzen die als Einbandmakulatur erhaltenen Fragmente eine besondere und bisher nur ansatzweise erfasste Bedeutung für die Musikgeschichte und Liturgieforschung. Die fachgerechte Verwahrung, Erhaltung und wissenschaftliche Erschließung dieser Objekte stellt Archivare und Restauratoren vor besondere Herausforderungen.

…als Restaurierungsobjekt
Die restauratorische Perspektive lenkt schließlich den Blick auf das Objekt selbst und führt ein in die mittelalterliche Handschriftenherstellung. Vielfältige Spuren am Pergament verweisen auf seine wechselhafte Geschichte und eröffnen Rückschlüsse auf Herstellung und Verwendungszweck. So unterlagen die Fragmente bei der zweiten Nutzung als Einbandmakulatur einer ungleich höheren Beanspruchung, wie diese an mechanische Abschabungen ablesbar ist. Wassereintrag schädigte die farbigen Verzierungen und Beschriftungen, unsachgemäße Lagerung setzte das Pergament Nagetieren aus. Einige dieser Schäden können von Restauratoren behoben oder zumindest reduziert werden. Im Vordergrund steht dabei vor allem die dauerhafte Sicherung dieser großartigen Zeugnisse mittelalterlicher Musik.

Info:
Musikalische Fragmente. Ausstellung zu mittelalterlicher Liturgie als Einbandmakulatur
Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Stuttgart, und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Studiengang Konservierung und Restaurierung von Graphik, Archiv- und Bibliotheksgut, Fellbach.
Konzeption und Bearbeitung: Annekathrin Miegel, Peter Rückert, Andreas Traub, Andrea Pataki-Hundt
Leihgaben und Unterstützung: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart und Stadtarchiv Schwäbisch Hall

Ausstellungszeitraum: vom 16. Juni bis 27. August 2010

Ort:
Landesarchiv Baden-Württemberg
Hauptstaatsarchiv Stuttgart
Konrad-Adenauer-Straße 4
70173 Stuttgart
Telefon: 0711/212-4335
Telefax: 0711/212-4360
hstastuttgart@la-bw.de
www.landesarchiv-bw.de

Öffnungszeiten
Montag 9.15-17.00 Uhr
Dienstag und Mittwoch 8.30-17.00 Uhr
Donnerstag 8.30-19.00 Uhr
Freitag 8.30-16.00 Uhr
Eintritt frei

Link:
Virtueller Rundgang durch die Ausstellung

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Ausstellungshinweis.

Im Alten Neues über Königsbrunn entdecken

Über die Königsbrunner Stadtarchivarin Susanne Lorenz und ihr Tätigkeitsfeld berichtet die Augsburger Allgemeine. Seit 2001 betreut die 39-jährige Absolventin der bayerischen Archivschule das Stadtarchiv Königsbrunn. Lorenz entstammt einer alteingesessenen Königsbrunner Familie. 1864 zog ihr Ururgroßvater Peter Streicher von Unterbergen über den Lech und ließ sich im Südosten Königsbrunns nieder.

Die Unterlagen der Stadt reichen indes nicht so weit zurück. Gemeinderatsprotokolle finden sich erst ab November 1865 im Archiv – obwohl Königsbrunn schon im Januar 1842 zur Gemeinde erhoben wurde. Die offenkundigen Verluste resultieren vermutlich aus dem Umstand, dass die jeweiligen Bürgermeister die Akten der Gemeinde zu Hause aufbewahrten und an ihre Nachfolger weiterreichten. Erst 1938 wurde das damalige Armenhaus zum Rathaus umgebaut wurde

Frühe Dokumente zur Geschichte Königsbrunns finden sich allenfalls als Kopie im Stadtarchiv. Viele davon hatte Albert Teichner Anfang der 1980er Jahre für sein Buch „Königsbrunn – die Stadt auf dem Lechfeld“ anfertigen lassen. Akten der Kommune, ihre Sitzungsprotokolle, Rechnungen, Verträge und notarielle Urkunden sind das Rückgrat des Stadtarchivs. Hinzu kommen weitere Quellengattungen, wie Landkarten und Stadtpläne aus verschiedenen Jahrzehnten sowie Zeitungen.

Stadtarchivarin Lorenz interessiert sich zudem für ergänzende Sammlungen zur Stadtgeschichte und appelliert an ihre Mitbürger, ihr historisches Schriftgut aus Privat-, Firmen- und Vereinsbesitz anzubieten, so wie vor einigen Monaten geschehen, als sie eine dicke Mappe mit Unterlagen zur Organisation des Festes zum 100-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr anno 1973 erhielt.

Kontakt:
Stadtarchiv Königsbrunn
Schwabenstraße 43
86343 Königsbrunn
Telefon 08231/606-221
Fax: 08231/606-28255
susanne.lorenz@koenigsbrunn.de

Quelle: Hermann Schmid, Augsburger Allgemeine, 20.6.2010

Ehemaliger Leiter des Historischen Archivs Köln verstorben

Am 11. Juni 2010 verstarb der langjährige Leiter des Historischen Archivs der Stadt Köln, Dr. Hugo Stehkämper. Der 1929 geborene Historiker wirkte seit 1961 im Kölner Stadtarchiv, zunächst als Archivrat, seit 1969 als Leitender Stadtarchivdirektor. Am Beginn seiner Amtszeit fiel der von Stehkämpers Vorgänger erreichte Archivneubau und damit der Umzug der Institution an die Severinstraße (1971). Gegen den zeitgenössischen Trend, Archive künstlich zu klimatisieren, entschied man sich für eine bauphysikalische Klimatisierungslösung, die möglichst selbstregulierend und mit wenig zusätzlicher Klimatechnik auskam. Dieses so genannte Kölner Modell für die Klimatisierung wurde zum Vorbild für viele nachfolgenden Archivbauten. Mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 3. März 2009 sah er sein "Lebenswerk zerstört".

1980 berief die Universität Köln Hugo Stehkämper in die Senatskommission für die Geschichte der Universität zu Köln, seit 1981/82 führte er Lehrveranstaltungen am Historischen Seminar durch, vor allem zur Geschichte der Stadt Köln. Im Jahr 1987 wurde er auf Vorschlag der Fakultät zum Honorarprofessor der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln ernannt. In dieser Eigenschaft lehrte er, über seine Pensionierung im Jahr 1994 hinaus, in Köln.

Stehkämper arbeitete nach seiner Pensionierung eng mit der 1995 neu gegründeten Historischen Gesellschaft Köln zusammen. Das ehrgeizige Ziel einer 13-teiligen Reihe zur Historie der alten Römerstadt Köln konnte er jedoch nicht mehr erleben. Dabei arbeitete Stehkämper bis zuletzt an dem dritten Band dieser Reihe, der sich mit dem Mittelalter und dort der Epoche zwischen 1074/75 bis 1288 beschäftigte. Das Manuskript ist zu einem großen Teil geschrieben und sollte 2011 vollendet werden; die Historische Gesellschaft wird dafür Sorge tragen, dass dieser umfangreiche Band mit zahllosen, von Stehkämper eigens erarbeiteten Karten, in seinem Sinn vollendet, erscheinen wird. 2009 hatte Stehkämper die Herausgeberschaft aus gesundheitlichen Gründen an Professor Dr. Werner Eck übergeben, wie der Haus- und Grundbesitzerverein bekannt gab. Hugo Stehkämper verstarb im Alter von 81 Jahren.

Quelle: Köln Nachrichten, 14.6.2010; Ralph Jessen, Nachruf, Uni Köln.

Große Resonanz auf Archivpädagogenkonferenz

Vom 3. bis 5. Juni 2010 fand in Kooperation mit dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv in der FH Potsdam und im Deutschen Rundfunkarchiv Potsdam-Babelsberg die 24. Archivpädagogenkonferenz zu dem Thema „Bewegte Bilder − Filme als historische Quellen“ statt. Die Tagung stieß auf außergewöhnlich große Resonanz. Es nahmen insgesamt 60 Archivar/innen und Vertreter/innen der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit sowie Studierende der FH Potsdam teil.

Die Bandbreite der Themen am ersten Tagungstag reichte von den Einsatzmöglichkeiten einer filmischen Stasi-Quelle in der Bildungsarbeit (Dr. Axel Janowitz / BStU Berlin), der Nutzung von Amateurfilmen in der Kulturarbeit (Gabriele Konsor / Atelier Havelblick Strodehne), der archiv- und museumspädagogischen Arbeit im Filmmuseum Potsdam (Beate Rabe) bis zu einem Praxisbericht zur Geschichte im Film (Dr. Peter Schweinhardt / Filmgymnasium Potsdam-Babelsberg). Am zweiten Tagungstag stellte Angelika Hörth das Deutsche Rundfunkarchiv Potsdam-Babelsberg vor. Dr. Jörg-Uwe Fischer referierte über die Magazinsendung „Prisma“ des DDR-Fernsehens als Quelle der Alltags- und Konsumgeschichte der DDR und Alexandra Luther informierte über das Onlineangebot „Wendezeiten 1989/90“. Mit der anschließenden Hausführung und der Abschlussdiskussion wurde das umfassende Tagungsprogramm am Samstag um 13.30 Uhr beendet.

Der intensive interdisziplinäre Austausch gab neue Impulse für die Historische Bildungsarbeit und Archivpädagogik, die Filme künftig auf unterschiedlichen Ebenen als Vermittlungsmedium stärker in den Blick nehmen wird.

Quelle: VdA, Aktuelles, 11.6.2010

Kommunalarchive im Kreis Olpe

Anlässlich der Verabschiedung von Dieter Tröps, Kreisarchivar in Olpe und Leiter des Geschäftsstelle des Olper Kreisheimatbundes, in den Ruhestand, wurde von diesem jetzt sein jüngstes Werk, das er als Redaktionsleiter der im Jahr 2006 vom Olper Stadtarchivar Josef Wermert gegründeten Arbeitsgemeinschaft der Kommunalarchivare der Städte und Gemeinden des Kreises Olpe betreut hat, der Öffentlichkeit vorgelegt: \“Kommunalarchive im Kreis Olpe. Geschichte – Bestände – Benutzung\“ lautet der Titel des neuen Archivführers, der als Band 34 in der Schriftenreihe des Kreises Olpe erschienen ist.

Mit dieser Veröffentlichung präsentieren die Archivare der acht im Kreis Olpe befindlichen Kommunalarchive erstmals eine Gesamtübersicht über ihre Bestände. Diese enthält weiterhin Angaben über die Benutzungsmöglichkeiten ihrer Einrichtungen sowie geschichtliche Darstellungen über die Archive und Archivsprengel. Im November 2007 war im Arbeitskreis der Kommunalarchivare des Kreises Olpe der Beschluss gefasst worden, das Handbuch zu erarbeiten.

\"Kommunalarchive

Seit Beginn der 1980er Jahre haben die Kommunalarchive im Olper Kreisgebiet im kulturellen Leben einen immer höheren Stellenwert erhalten. Auch die Zahl der Benutzer dieser Kultureinrichtungen, deren Arbeit seit 1989 und in der Neufassung von 2010 durch das Archivgesetz NRW verankert ist, hat in diesen Jahren erheblich zugenommen. Eine Übersicht über die Archivbestände im Kreisgebiet war daher mittlerweile ein Desiderat.

Die Arbeit der Archivare hat dazu beigetragen, dass sich die historische Forschungslage im Kreis Olpe seit Jahren wesentlich verbessert hat. Durch die Zugänglichkeit der Archive und die Benutzbarkeit der Archivbestände konnten eine Vielzahl historischer Forschungsarbeiten abgeschlossen und neue Arbeiten angestoßen werden. Für die Verwaltungen wurden darüber hinaus – auch mit dem Einsatz neuer Arbeitstechniken – die Grundlagen zum schnellen Zugriff auf alle benötigten Dokumente geschaffen.

In dem neuen Archivführer berichten die Archivarinnen und Archivare ausführlich über die kommunalen Archive, die Gemeinde- und Stadtarchive sowie das Kreisarchiv Olpe. Adels- und Privatarchive werden in einem einleitenden Kapitel von Peter Worm (LWL-Archivamt für Westfalen) über 70 Jahre Archivpflege im Kreis Olpe besprochen. Pfarr- und Firmenarchive wurden dagegen nicht berücksichtigt.

Kreisarchivar Dieter Tröps verabschiedet sich nach fast 30 Jahren, aber dennoch vorzeitig, in den Ruhestand. Es steht zu wünschen, dass der Kreis Olpe zügig eine adäquate Nachfolgeregelung findet, um die jahrzehntelange archivische Aufbauarbeit und historische Vermittlungstätigkeit zu sichern.

Inhaltsverzeichnis:

Info:
Der Landrat des Kreises Olpe / Arbeitsgemeinschaft der Kommunalarchive des Kreises Olpe (Hg.)
Redaktion: Dieter Tröps:
\“Kommunalarchive im Kreis Olpe. Geschichte – Bestände – Benutzung\“
Schriftenreihe des Kreises Olpe Nr. 34
Olpe 2010
128 Seiten
ISSN: 0177-8153

Quelle: Dieter Tröps, Vorwort, Kommunalarchive im Kreis Olpe; Jochen Krause, SiegerlandKurier.

Westfälische Archivpflegetagung zu Gast in Olpe

Die diesjährige Archivpflegetagung der Evangelischen Kirche von Westfalen fand auf Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde am 16. Juni 2010 in Olpe statt. 35 haupt- und ehrenamtliche Archivare kamen zu dieser 18. Fachtagung des westfälischen Kirchenarchivwesens zusammen und berieten aktuelle Themen aus der Archivpraxis. Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs stehen viele Kommunen vor der Gründung von Notfallverbünden für Archive und Bibliotheken. Auch die Langzeitarchivierung digitaler Daten und elektronischer Speichermedien stellt eine Herausforderung für die historische Überlieferungsbildung dar. Der Sohn des Mitunterzeichners der bekannten Barmer Theologischen Erklärung von 1934, Eduard Putz (1907-1990), Christoph Putz, erinnerte in einer offenen und differenzierten "Annäherung" an seinen Vater. Dr. Hans-Bodo Thieme hielt zum Abschluss der Archivpflegetagung einen anschaulichen Vortrag über die Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Olpe und ihre Pfarrer.

\"Westfalenpost,

Abb.: Westfalenpost, Ausgabe Olpe, 17.6.2010

Die vom Landeskirchlichen Archiv Bielefeld veranstaltete Tagung wurde umrahmt von einer kleinen Ausstellung zur Notfallvorsorge. Gäste der mittlerweile 18. Archivpflegetagung waren auch Olpes Bürgermeister Horst Müller, Stadtarchivar Josef Wermert, der das Stadtarchiv vorstellte, und Pfarrer Dr. Detlef Metz als Vertreter des Kirchenkreises Siegen.

Das Landeskirchliche Archiv ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche von Westfalen. Mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet es den gegenwärtig 546 Kirchengemeinden den Service, sie bei der Aufbewahrung und Erhaltung ihres Archivgutes zu beraten. Die Archive der Kirchengemeinden sind aus dem Schriftgut ihrer Verwaltung erwachsen und reichen in den älteren Gemeinden manchmal bis in die Zeit vor der Reformation zurück.

70. Südwestdeutscher Archivtag in Müllheim

Sie kommen vor allem aus Baden-Württemberg, aber auch aus Bayern, Frankreich und der Schweiz: Rund einhundert Archivarinnen und Archivare aus kommunalen, kirchlichen, Universitäts- und Landesarchiven treffen sich am 18./19. Juni 2010 zum 70. Südwestdeutschen Archivtag in Müllheim. Thema der Veranstaltung: "Vom Büro ins Depot – Rationelle Verfahren der Bewertung und Übernahme von Akten". Peter Müller vom Landesarchiv Baden-Württemberg in Ludwigsburg organisiert seit zwei Jahren ehrenamtlich als geschäftsführender Präsident den Archivtag.

Der zweitägigen Expertenveranstaltung geht es um ein Grundproblem der Archivare: Es werden immer mehr Akten erzeugt, Daten erfasst und gesammelt, und es sei Aufgabe der Archivare, so Müller, innerhalb der Masse herauszufinden, was man gerne hätte. Denn "nie zuvor in der Geschichte wurden von Behörden, Wirtschaftsunternehmen und Einrichtungen aller Art so gewaltige Mengen Schriftgut produziert". Daran habe auch der zunehmende Einsatz elektronischer Verfahren bislang wenig geändert. Von dieser großen Menge könne aber nur ein kleiner Teil von den Archiven als historisches Quellenmaterial für die Nachwelt überliefert und zugänglich gemacht werden.

Dazu kommt die Begrenzung durch personelle und räumliche Kapazitäten der Archive. Auch deshalb können Archivare nicht alles annehmen, was ihnen – von öffentlicher Seite, aber auch von Privatleuten – angeboten wird. "Die Reduktion ist schon immer wesentlicher Impetus gewesen", betont Müller. Um solche Herausforderungen zu meistern, kommen Referenten wie Jürgen Treffeisen vom Karlsruher Generalarchiv, Bernhard Grau von den Staatlichen Archiven Bayerns in München, Helen Gollin vom Schweizerischen Bundesarchiv in Bern, Christian Casanova vom Zürcher Stadtarchiv und Daniel Peter vom Stadtarchiv im französischen Nancy nach Müllheim.

Eröffnet wird der Archivtag am Freitag, 18. Juni, um 20 Uhr im Müllheimer Bürgerhaus mit einem öffentlichen Vortrag von Ulrich Fischer. Der stellvertretende Leiter des Kölner Stadtarchivs berichtet über den Einsturz des Archivgebäudes und die Bergung der verschütteten und beschädigten Dokumente.

Archivare aus der Region, die kurzfristig am Archivtag teilnehmen wollen, können sich am Samstag, 19. Juni, von 8.30 bis 14 Uhr im Tagungsbüro anmelden. Kosten: 25 Euro. Informationen unter Tel. 07141/186310

Quelle: Badische Zeitung, 17.6.2010

Eine Frage des Standorts in Dülmen

Der Kulturausschuss der Stadt Dülmen beschäftigte sich am 15. Juni 2010 mit möglichen Standorten für ein neues Stadtarchiv Dülmen. Ein beauftragter Architekt aus Münster hatte verschiedene Möglichkeiten aus der fachlichen Sicht bewertet und eine Beurteilung abgegeben. Nun müssen weitere Gespräche geführt werden.

Die Politik hatte vor Monaten das Ziel formuliert, bis zum Stadtjubiläum 2011 eine neue Adresse für das Archiv zu finden. Der bisherige Standort im Souterrain der Hermann-Leeser-Realschule wird fraktionsübergreifend als nicht adäquat angesehen. Das Stadtarchiv würde eine Fläche von 800 Quadratmetern benötigen.

Kontakt:
Stadtarchiv Dülmen
Charleville-Mézières-Platz 2
(im Keller der Hermann-Leeser-Schule)
48249 Dülmen
Tel.: 02594/890815
Fax.: 02594/890817
info@stadtarchiv-duelmen.de

Quelle: Ralf Repöhler, Münsterländische Volkszeitung, 16.6.2010

Archiv als Gedächtnis der Stadt Göppingen

Eine neue Ausstellung im Museum im Storchen gewährt Einblicke in die "Gedächtnis-Leistungen" des Stadtarchivs Göppingen. Im Jahr 2010 begehen Göppingen und die Stadtbezirke Bartenbach und Bezgenriet runde Jubiläen ihrer Ersterwähnung. Diese geben Anlass für viele lokalgeschichtliche Veranstaltungen, die zum überwiegenden Teil ihr Wissen aus den örtlichen Archiven beziehen. Die Ausstellung "Wie war das früher? Das Archiv als Gedächtnis der Stadt" zeigt an ausgewählten Dokumenten aus den Archiven der Stadt und der Stadtbezirke, was wir aus den dort verwahrten Schrift- und Bilddokumenten über den Alltag und das Leben unserer Vorfahren erfahren können.

Beim Stadtarchiv Göppingen belegen die papierenen Bestände fast 2 000 laufende Regalmeter, sie umfassen fast sieben Jahrhunderte. Um zu zeigen, welche Erkenntnisse sich zur Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte aus den meist amtlichen Aufzeichnungen gewinnen lassen, werden in einer Ausstellung im Stadtmuseum im Storchen exemplarisch und im wahrsten Sinne des Wortes Aktenbüschel geöffnet und Amtsbücher aufgeschlagen. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Hochzeitsgut, Kindersterblichkeit, Schuld und Sühne, Handwerk und Zunft. So entsteht ein Einblick in die Lebenswelt der Vorfahren.

Exemplarisch wird dies unter anderem an der Geschichte der Höheren Töchterbildung im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Göppingen und Eckwälden aufgezeigt, die mit der Gründung des „Härlin’schen Töchter-Instituts“ im Jahr 1858 ihren Anfang nahm. Diese Ergebnisse und deren Präsentation beruhen auf der mehrjährigen ehrenamtlichen Forschungsarbeit der Pädagogin und Historikerin Claudia Liebenau-Meyer.

Die Ausstellung "Wie war das früher? – Das Archiv als Gedächtnis der Stadt" wird am 16. Juni 2010 um 19.30 Uhr von Oberbürgermeister Guido Till eröffnet. Eine Einführung in die Ausstellung gibt Diplom-Archivar Martin Mundorff. Über den Themenkreis "Höhere Töchterbildung" spricht Claudia Liebenau-Meyer.

Info:
Ausstellung "Wie war das früher? Das Archiv als Gedächtnis der Stadt"
Öffnungszeiten: Di. bis Sa. 13-17 Uhr, So. und Feiertage 11-17 Uhr
Ausstellungsdauer: bis 29.8.2010

Kontakt:
Städtisches Museum im Storchen
Wühlestraße 36
73033 Göppingen
Tel.: 07161 / 68 63 75
Museen@goeppingen.de

Quelle: Stadt Göppingen, Ausstellungen; Südwest Presse, 15.6.2010

Römergrab im Kölner Stadtarchiv-Krater

An der Stelle des eingestürzten Stadtarchivs in Köln ist per Zufall ein Römergrab entdeckt worden. In etwa neun Metern Tiefe wurden Scherben einer Urne sowie Asche eines Verstorbenen gefunden, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung mitteilte. Allerdings handele es sich bei dem Fund nicht um eine Sensation. Die Einsturzstelle befinde sich an einer Stelle, an der noch weitere Grabstellen aus früheren Zeiten vermutet würden.

Quelle: Rheinische Post, 15.6.2010