Rückblick auf den Kölner Archiv-Einsturz nach einem halben Jahr

Vor genau sechs Monaten, am 3. März 2009, stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln ein. Der Kölner Stadt-Anzeiger nimmt dies zum Anlass, einen zusammenfassenden Überblick über den Stand der Dinge zu geben.

1. Wie viel Archivgut konnte bislang geborgen werden?

Rund 85 Prozent sind nach den Worten von Archiv-Direktorin Bettina Schmidt-Czaia inzwischen gesichert worden. Davon seien 35 Prozent schwer beschädigt, 50 Prozent wiesen mittlere Schädigungen auf, lediglich 15 Prozent seien leicht geschädigt. Schmidt-Czaia geht davon aus, dass aus dem Grundwasser weitere zehn Prozent des Archiv-Materials geborgen werden können. Darunter befänden sich unter anderem Handschriften der Komponisten Giuseppe Verdi und Engelbert Humperdinck. Der Rat hat Anfang August 2009 vier Millionen Euro zur Verfügung gestellt, damit nach einer Sicherung der Grube durch Stahlwände diese Archivalien mit einem Spezialbagger ans Tageslicht geholt werden können. Die Verwaltung rechnet damit, dass diese Arbeiten in etwa 15 Monaten abgeschlossen sein können.

2. Wo lagert das geborgene Archivgut jetzt?

Derzeit gebe es zwanzig "Asyl-Archive". Darunter sind das Archiv des Erzbistums Köln und die Diözesanbibliothek, die Archive verschiedener Landschaftsverbände, das Archiv der Uni Münster, das Archiv der Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach, das Landesarchiv Schleswig-Holstein und einige mehr.

3. Ist schon mit der Restaurierung einzelner Archivalien begonnen worden?

Laut Schmidt-Czaia sind drei Stücke in der Werkstatt des Stadtarchivs Neuss wiederhergestellt worden, die jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen, „damit man sieht, was alles möglich ist“.

4. Wie lange wird die Restaurierung dauern und wie teuer wird sie sein?

„Wir gehen von 30 bis 50 Jahren aus“, sagt die Direktorin. Die Kosten schätzt sie „auf einen hohen dreistelligen Millionenbereich“, in der Vergangenheit war schon einmal die Summe von 350 Millionen Euro genannt worden. Zur Finanzierung ist unter anderem die Gründung einer Stiftung geplant. Aber für Schmidt-Czaia ist die Restaurierung „eine nationale Aufgabe“, an der sich auch Bund und Land beteiligen müssten.

5. Wo wird das neue Stadtarchiv stehen?

Die Verwaltung schlägt einen Standort am Eifelwall vor, die Politik muss nun darüber entscheiden. Nach derzeitigem Stand geht Schmidt-Czaia davon aus, dass das neue Haus im Jahr 2014 steht.

6. Wann werden die Arbeiten an der Unglücksbaustelle Waidmarkt fortgesetzt?

KVB-Vorstandssprecher Jürgen Fenske kann noch keinen Termin nennen: Der Zeitpunkt des Weiterbaus hänge unter anderem davon ab, wann die Bergung der Archivalien endgültig abgeschlossen und in welchem Zustand das Bauwerk sei. Davon hänge auch die Sanierungsplanung ab, die bereits angelaufen sei. Ebenso steht noch nicht fest, mit welchem Verfahren gebaut wird: denkbar sind Arbeiten unter Druckluft, eine Vereisung oder eine Betonierung unter Wasser.

7. Verzögern diese Arbeiten die Inbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn?

Ursprünglich war Ende 2010 angepeilt, jetzt ist selbst 2013 fraglich. An allen anderen Baustellen liefen die Arbeiten planmäßig weiter.

8. Wie viele Gutachter sind zur Ermittlung der Schadensursache eingeschaltet?

Laut Fenske fünf: Drei ermitteln im Auftrag der Staatsanwaltschaft, ein Gutachter von der Universität Kassel im Rahmen des gerichtlichen Beweissicherungsverfahrens, das die KVB eingeleitet hat, und ein Sachverständiger einer Tüv-Tochter im Auftrag der KVB. Nach den Worten von Günther Feld, Sprecher der Staatsanwaltschaft, ist derzeit „nicht absehbar“, wann die Ermittlungen zur Unglücksursache abgeschlossen sein werden.

Links: Bilder und Filme zum Einsturz des Archivs unter

Quelle: Matthias Pesch, KSTA, 2.9.2009

 

Arbeitsvorrat im Stadtarchiv Dreieich unerschöpflich

Seit November 2008 ist Reinhard Pitterling (50) Leiter des Stadtarchivs Dreieich und arbeitet sich seither in sein neues Aufgabengebiet ein, die Leitung des Stadtarchivs ein. Als beruflicher Quereinsteiger besucht er Kurse an der Archivschule Marburg und hospitierte bereits in verschiedenen Archiven, um sich mit den vielfältigen Aufgaben theoretisch und praktisch vertraut zu machen, um die anspruchsvolle Tätigkeit eines Archivars ausüben zu können.

Seit 1987 im Dienst der Stadt Dreieich war Reinhard Pitterling in unterschiedlichen Aufgabengebieten tätig. Die längste Zeit war er für die Erhebung der so genannten „Fehlbelegungsabgabe“ zuständig. Seit dem Beginn der Erhebung im Jahr 1993 bis zum Herbst 2008 war er von Anfang an mit der Aufgabe betraut. Auch bei der Erarbeitung des ersten Mietspiegels für Dreieich und der Fortschreibung konnte der gelernte Diplom-Soziologe seine Kenntnisse aus der empirischen Sozialforschung einbringen.

Damit die heutigen Ereignisse und das Verwaltungshandeln für zukünftige Generationen nachzuvollziehen bleibt, werden Unterlagen der Stadtverwaltung im Stadtarchiv archiviert. Eine Aufgabe ist, die systematische Übernahme, Erfassung, Ordnung, dauerhafte sachgerechte Aufbewahrung und Erschießung von Schrift-, Bild- und Tonträgern sowie elektronischer Speichermedien zu gewährleisten. Dies gilt für den Bestand der ehemaligen selbstständigen Vorgängerstädte und -gemeinden, für Akten der Stadt Dreieich ab 1977 wie auch für Nachlässen von Personen oder Heimatforschern, die im Archiv für Erforschung folgender Generationen aufbewahrt werden sollen.

„Der Arbeitsvorrat in unserem Stadtarchiv ist schier unerschöpflich, da ist jede helfende Hand willkommen,“ so Pitterling weiter. Deshalb freut er sich auch über die Unterstützung durch den ehrenamtlichen Helfer Hans Ludwig Schäfer, der eine große Hilfe bei der Bewältigung der anfallenden Tätigkeiten ist.

Die Lagerung des gesamten Bestands in archivgerechter Weise, der Aufbau eines Fotoarchivs sowie den Übergang in das elektronische Zeitalter sicher zu stellen, sind anstehenden Aufgaben für die nächste Zeit – und natürlich das Beibehalten des hohen Standards des Stadtarchivs Dreieich, das bei anderen Kommunen als vorbildlich gilt und an dem auch die Vorgänger im Stadtarchiv wesentlichen Anteil haben.

Kontakt:
Stadtarchiv Dreieich
Reinhard Pitterling
Hauptstraße 45
63303 Dreieich
Telefon 06103 – 601-193
Telefax 06103 – 601-8193
Reinhard.Pitterling@dreieich.de

Quelle: Achim Ritz, FR, 1.9.2009; Stadt Dreieich, Pressemitteilung, 1.9.2009

Magdeburgs Archive bilden Notfallverbund

Sechs Archive aus Magdeburg wollen im Fall von Katastrophen wie Hochwasser und Bränden künftig enger zusammenarbeiten. Eine entsprechende Übereinkunft zu einem Notfallverbund soll am 3. September 2009 unterzeichnet werden. Dies sei unter anderem eine Reaktion auf den verheerenden Brand der Anna Amalia Bibliothek in Weimar sowie den Einsturz des Kölner Stadtarchivs, sagte Landtagssprecherin Ursula Lüdkemeier.

Dem Verbund werden das Landeshauptarchiv Magdeburg, das Stadtarchiv Mageburg, das Parlamentsarchiv, das Archiv des Bistums Magdeburg, das Archiv der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und die Stasi-Unterlagenbehörde angehören.

"Katastrophenfälle sind in der Regel für ein einzelnes Archiv überhaupt nicht zu schultern, aus dem Grund müssen Kollegen aus anderen Einrichtungen rasch einspringen", erklärte Detlev Heiden, Abteilungsleiter des Landeshauptarchivs, gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung. Das betreffe die fachkundige Bergung und Sicherung von bedrohten Beständen, aber auch die Bereitstellung von Ausweichflächen. Es sei geplant, Alarm- und Notfallpläne zu erstellen und dann untereinander auszutauschen.

Quelle: Christian Schafmeister, Mitteldeutsche Zeitung, 31.8.2009; Landtag Sachsen-Anhalt, Pressemitteilung, 31.8.2009.

Lesung und Werk-Ausstellung von Hugo Ernst Käufer in Witten

Vor 70 Jahren, am 1. September 1939, fand der deutsche Überfall auf Polen statt. Mit diesem Tag begann der Zweite Weltkrieg, der bislang größte und verheerendste Konflikt in der Menschheitsgeschichte, der nahezu 60 Millionen Kindern, Männern und Frauen das Leben kostete. „Der Zweite Weltkrieg ist heute noch Ursache für die meisten Konflikte in der Welt“, so Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin des Stadtarchivs Witten.

Das Stadtarchiv eröffnet aus diesem Anlass am Donnerstag, 3. September, um 18 Uhr in seinem Foyer, Ruhrstraße 69, eine kleine Werkausstellung mit dem Titel „Hugo Ernst Käufer – Versuch über den Frieden“. „Der in Annen geborene Schriftsteller schenkte dem Stadtarchiv im letzten Jahr seine Publikationen wie Bücher, Hörbücher und Druck-Grafiken als ‚Vorlass’, den wir nun der Öffentlichkeit vorstellen und wozu wir ein Findverzeichnis erstellt haben. Sehen, Hören und Stöbern im Werk Käufers sind erwünscht“, so Dr. Martina Kliner-Fruck. „Im Mittelpunkt der kleinen Werkausstellung, die bis zum 25. September montags und donnerstags von 8 bis 16 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung (Tel. 02302/581-2416) besichtigt werden kann, stehe der Gedichtzyklus „Hoffnung ist…“, den Hugo Ernst Käufer dem Stadtarchiv Witten anlässlich des diesjährigen Antikriegstags widmete und für den wir sehr dankbar sind“.

Ab 19 Uhr folgt im Märkischen Museum noch eine Lesung aus den Werken Hugo Ernst Käufers, gesprochen von Hugo Ernst Käufer und Simon Meienreis. Den Gedichtzyklus „Hoffnung ist…“ hat Prof. Jürgen Löchter vertont. Er wird als musikalische Uraufführung (am Akkordeon: Jürgen Löchter, Bariton: Günter Lesche) im Rahmen der Lesung präsentiert werden. Der Eintritt für beide Veranstaltungen – Ausstellung und Lesung – ist frei.

Informationen zu den Akteuren

Hugo Ernst Käufer, geboren 1927 in Annen, lebt in Bochum. 1967 gehörte er zu den Mitbegründern der Literarischen Werkstatt Gelsenkirchen, aus der 1971 der „Werkkreis Literatur der Arbeitswelt" hervorging. Der Schriftsteller und Bibliothekar erhielt für seine mehr als 100 Buchveröffentlichungen zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u. a. 2002 den Literaturpreis Ruhr. Bis 1987 war er als Direktor der Stadtbücherei Gelsenkirchen tätig. Hugo Ernst Käufer ist bis heute mit seiner Geburtsstadt Witten eng verbunden.

Jürgen Löchter, geboren 1939 in Witten, international bekannter Solist, Komponist und Pädagoge, ist bis heute in renommierten Ensembles für Neue Musik tätig. Der ehemalige Leiter der Städtischen Musikschule Witten ist nach langjähriger Tätigkeit als Lehrbeauftragter seit 1991 Professor an der Kölner Hochschule für Musik. Jürgen Löchter erhielt als Solist und Komponist zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen.

Simon Meienreis (22) lebt als Student der Volkswirtschaftslehre und freier Texter in Bochum.

Günter Lesche, Jahrgang 1936, ist seit den 1960er Jahren als Konzert- und Oratoriensänger erfolgreich. 1995-2003 war er als Beauftragter und Vertreter der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung der deutschen Kultur auf Konzertreisen u. a. mit Jürgen Löchter in der Russischen Förderation und in Kasachstan.

Kontakt:
Stadtarchiv Witten
Ruhrstraße 69
58452 Witten
Telefon: 02302-581-2415
Telefax: 02302-581-2497
stadtarchiv@stadt-witten.de

Quelle: Stadt Witten, Pressemitteilung, 1.9.2009

Wiener Stadt- und Landesarchiv startet Schulprojekt zur NS-Zeit

Im Herbst 2009 startet das Wiener Stadt- und Landesarchiv in Kooperation mit dem Wiener Stadtschulrat ein Schulprojekt zur NS-Zeit. Dabei werden SchülerInnen der 7. Klasse Oberstufe des Gymnasiums Rosasgasse in Meidling im Rahmen des Wahlpflichtfachs Geschichte an Archivalien zum Nationalsozialismus studieren. Konkret werden die Auswirkungen von Ideologie und Taten des NS-Verbrecherregimes auf Wien erarbeitet. Das Pilotprojekt entstand anlässlich der Vorkommnisse in den Konzentrationslagern Ebensee und Auschwitz im Frühjahr 2009 und ist als Ergänzung zum Schulunterricht und den Fahrten zu Gedenkstätten wie Mauthausen gedacht.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny begrüßt die vorbildliche Initiative des Wiener Stadt- und Landesarchivs zur Vertiefung der Kenntnisse von Wiener SchülerInnen über den Nationalsozialismus: "Damit wird das pädagogische Spektrum des zeitgeschichtlichen Unterrichts um eine interessante Facette bereichert", so Mailath.

Im Rahmen einer Projektarbeit erhalten die SchülerInnen exklusiv die Möglichkeit, in den Depots des Wiener Stadt- und Landesarchivs die Dimensionen des NS-Verbrechens anhand der Masse an überlieferten Dokumenten zu ersehen. Sie werden durch ihre Lehrer in die Materie eingeführt und von ArchivarInnen bei ihrer Arbeit unterstützt. Die Archivalien werden die Themenblöcke Vermögensentzug und Beraubung; Rassenwahn, Verfolgung und Vernichtung; Sozialisation und Gleichschaltung sowie gesamtgesellschaftliche Kontrolle abdecken.

Über eindrückliche Dokumente zu konkreten Lebenssituationen von WienerInnen – jung und alt, reich und arm, christlich und jüdisch – werden Einzelschicksale erfahrbar. Am Ende der Projektarbeit steht eine von den SchülerInnen verfasste Publikation. Nach einer Evaluierung soll die Kooperation zwischen Wiener Stadt- und Landesarchiv und dem Wiener Stadtschulrat fortgesetzt werden, sodass ab 2010 bis zu zwei Schulklassen im Monat vertiefte Einblicke in die Zeit des Nationalsozialismus erhalten können.

Kontakt:
Magistratsabteilung 8
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Guglgasse 14, 5. Stock, Top 508, Eingang: Gasometer D (Zugang von Gasometer A)
1110 Wien
Telefon +43 1 4000 84808
Fax +43 1 4000 84809
post@ma08.wien.gv.at
www.archiv.wien.at

Quelle: Stadt Wien, Pressemitteilung, 31.8.2009

Ausstellung: Wien 1809

Aus Anlass der 200. Wiederkehr der Besetzung Wiens durch die französische Armee zeigt das Wiener Stadt- und Landesarchiv ab September 2009 die Kleinausstellung "Wien 1809". Die Ausstellung widmet sich den Gegebenheiten in der Stadt jenseits der Schlachten von Aspern und Wagram im Jahr 1809. Hungerkrawalle und Feste, geistreiche Konversation mit dem Feind in den Salons und Handgreiflichkeiten in den Vorstädten kennzeichnen den Aufenthalt der Franzosen und ihrer Verbündeten in Wien. "Er bezauberte mich wie die Schlange den Vogel", schrieb Franz Grillparzer über Napoleon. Wie tausende Wienerinnen und Wiener bewunderte er seine militärischen Paraden.

Belagerung und Übergabe
Die Versorgung der Bevölkerung wurde 1809 infolge von Hamsterkäufen und Engpässen bei Transportmitteln bereits vor der Belagerung zum Problem. Wer konnte, war geflüchtet. 1805 war die Stadt dem französischen Feldherrn ohne Gegenwehr übergeben worden. Diesmal sollte sie laut kaiserlichem Befehl unbedingt verteidigt werden. Das Bombardement in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai ließ jedoch die Verteidigungsbereitschaft rasch sinken. Am 13. Mai rückten die Truppen der Grande Armée in die Stadt ein.

Einquartierung und Versorgung
Napoleon beließ die städtische Verwaltung. Er stellte ihr nur Beamte des französischen Gouvernements bei. Die Bürgerwehr blieb erhalten und wurde mit der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung betraut. Es mussten beinahe so viele Soldaten einquartiert und verpflegt werden, wie Wien Einwohner hatte. Das war ein logistisches Problem, dem sich der Wiener Bürgermeister Stephan von Wohlleben täglich zu stellen hatte. Die große Zahl der Verwundeten der Schlachten bei Aspern am 21. und 22. Mai und Wagram am 5. und 6. Juli ließ den Bedarf an Spitälern und Spitalsbedarf stark steigen. Die Versorgungslage in der Stadt wurde zunehmend schlechter und führte zu Unruhen in der Bevölkerung.

Friedensverhandlungen und Abzug
Während der Friedensverhandlungen normalisierte sich das Leben in der Stadt. Die Theater spielten Stücke, die bislang von der österreichischen Zensur verboten waren. In den Salons diskutierten österreichische und französische Gelehrte. Am 15. August wurde der 40. Geburtstag des französischen Kaisers mit großem Aufwand und im Beisein österreichischer Nobilitäten gefeiert. Einiges Aufsehen erregte ein Attentatsversuch des 17-jährigen Friedrich Staps auf Napoleon am 13. Oktober, einen Tag vor Friedensschluss. Am 15. Oktober zog das erste französische Korps von Wien ab, tags darauf folgte ihm der Kaiser. Eine Wiener Abordnung bat in Schönbrunn um "Verschonung der Vestungswerke der Stadt von der Sprengung". Sie wurde nicht vorgelassen. Bis 10. November wurden nach und nach die Stadttore und Basteien zerstört. Die Wirksamkeit der Verteidigungsanlagen wurde immer öfter in Frage gestellt. Ein halbes Jahrhundert später wurde der Entschluss gefasst, die Festungswerke abzureißen und die Ringstraße zu bauen. Eine neue Ära hatte begonnen.

Ausstellungsdauer und Ort
Termin: 4. September 2009 bis 29. Januar 2010
Ort: Wiener Stadt- und Landesarchiv, 11., Guglgasse 14, Zugang über Gasometer A, Foyer im 4. Stock
Eintritt frei

Historische Orte des Genusses – Tag des offenen Denkmals am 13. September 2009

Das Thema des Tages des offenen Denkmals am 13. September 2009 lautet "Historische Orte des Genusses". Orte des Genusses, der Freude und der Erholung gibt es überall. Sie sind ebenso vielfältig wie individuell. Für den einen ist es sein Garten oder ein öffentlicher Park, für den anderen ein Konzertsaal, ein Gasthof oder der heimische Platz vorm Kamin. Als historische Bauten entsprechen diese Orte damit einem breiten Spektrum unserer Denkmallandschaft. Das Motto des Tags des offenen Denkmals "Historische Orte des Genusses" geht auf diverse Vorschläge von Veranstaltern der Aktion zurück. Es wurde aufgegriffen, weil es die Veranstalter nicht festlegt, sondern ein vielfältiges Thema ist, das die unterschiedlichsten Zugriffe ermöglicht.

Fünf Schritte zum Genuss in der Kirche. Ein Beitrag zum Tag des offenen Denkmals 2009: „Historische Orte des Genusses“ (von Rüdiger Sareika):

"Nur ein Mensch, der mit allen Sinnen genießen kann, ist in der Lage, Gott zu erfahren. – Kirchbauten können Menschen bei dieser elementaren und zutiefst religiösen Seinserfahrung unterstützen. Gott selbst braucht die Kirchen nicht, wo doch die Welt seiner „Füße Schemel“ ist. Alle sakralen Räume sind letztlich Hilfskonstruktionen der Menschen für Gotteserfahrungen.

Beginnen wir mit dem Genuss des Raums. „Du stellst meine Füße auf einen weiten Raum“ heißt es in Psalm 39,1. Weite und die Erfahrung von Freiheit gehören zu den wesentlichen Botschaften des Christentums und lassen sich im Kirchraum genießen. Die lichte Höhe eines Kirchenschiffs richtet den Besucher auf, gibt seinen Gedanken und Gefühlen eine neue Freiheit. Die Mauern grenzen ab von der Last des Alltags. Die Raumerfahrung ist eine ganz andere als in den eigenen vier Wänden oder in einem Museum. Ganz deutlich wird der Mensch hier auf sich selbst verwiesen und auf seinen Bezug zu einer anderen Sphäre. Der Raum hilft, ganz bei sich zu sein.

Bewegung ist eng mit der Raumerfahrung verbunden. Ein Kirchraum fordert auch immer dazu auf, in ihm aus zu schreiten, auf und ab zu gehen, den Altar zu umrunden, die Seitenaltäre zu erkunden, die Vielfalt des Raums zu entdecken. Festes Kirchengestühl kann dabei manchmal hinderlich sein. Dennoch sollte man sich nie um den Genuss der Bewegung im Kirchraum bringen lassen.

Das Licht – Kirchen sind Orte, die von Beginn an mit den Mitteln der Lichtkunst gestaltet wurden. Gottes Wort „Es werde Licht.“ macht die Schöpfung erst sichtbar. Das Licht lässt uns die Schönheit der Welt erkennen. Aber das Licht selbst ist schon Schönheit für sich und vermittelt eine ganz eigene Erfahrung von Genuss. So haben die Architekten das Licht in den Kirchen auf vielfache Weise gestaltet. Größe und Formen der Fenster steuern den Lichteinfall, farbige Gläser sorgen für erstaunliche Lichtreflexe, Hell- und Dunkelzonen schaffen eine eigene Lichtarchitektur. Ebenso wie Kerzenglanz kann eine künstlerisch eingesetzte elektrische Beleuchtung, die Freude am Zusammenspiel der Lichtstrukturen erhöhen.

Stille ist gerade in unserer hektischen und reizüberfluteten Zeit ein seltener Genuss. Selbst in lauten Innenstädten halten die dicken Mauern der Kirchen den Lärm zu einem großen Teil ab. Kirchen können schlicht als ästhetisch ansprechende Räume belebender Stille genossen werden. Kaum ein anderes Gebäude bietet diese Möglichkeit.

Sakralräume sind aber auch immer Klangräume. Und Klängen zu lauschen ist ein besonderer Genuss. Auch über den Klang erfährt sich der Mensch. Die eigene Stimme wahrzunehmen, gehört zu den elementaren Erfahrungen. Wer einmal allein in einer Kirche ist und einfach zu summen anfängt, wird merken, wie sie oder er vom Klang der eigenen Stimme im Kirchraum verwandelt wird. Die Ausbreitung der selbsterzeugten Schallwellen wird spürbar, der Körper fühlt sich von ihnen getragen und beruhigt.

Das sind nur erste Schritte, um Kirchen als Orte von Glück und Seligkeit zu genießen. Die Wahrnehmung vieler weiterer Details kann den Charakter der Kirche als „Genussmittel“ beträchtlich erhöhen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Pfarrer oder Architekten."

Link: www.tag-des-offenen-denkmals.de

Kulturbotschafter im Mülheimer Stadtarchiv

Dreißig junge Kulturbotschafter aus Mülheim an der Ruhr bringen ihren jüngeren Mitschülern die Kultureinrichtungen der Stadt nahe. Zwei von ihnen sind Alina Stanke (16) und Lisa Marie Appel (14). Die Zehntklässlerinnen des Karl-Ziegler-Gymnasiums werben unter ihren neuen Mitschülern aus der fünften Klasse für das Stadtarchiv Mülheim.

Seit März haben sich Lisa Marie und Alina im Stadtarchiv schlau gemacht. Ihre 28 Zuhörer aus der Klasse 5c hören ihrem Vortrag über die Stadtgeschichte aufmerksam zu. Immer wieder wird gezielt nachgefragt. In ihrer knapp 30-minütigen Präsentation haben die Kulturbotschafterinnen Vortrag und Bild \“ideal miteinander kombiniert\“, begeistert sich die Klassen- und Geschichtslehrerin Mirijam Kjurktschiew. Ebenso wie ihre Schüler konnte die Lehrerin beispielsweise lernen, dass das Karl-Ziegler- und das Otto-Pankok-Gymnasium aus der selben Keimzelle, nämlich der 1836 gegründeten Höheren Bürgerschule, hervorgegangen sind.

„Die Arbeit hat wirklich Spaß gemacht, weil sie mit soviel Elan recherchiert haben”, lobt Projekt-Mitarbeiterin Johanna Geistert den Einsatz von Alina und Lisa-Marie im und für das Stadtarchiv. „So erfahren Kinder, dass Geschichte sehr viel näher an ihrer Lebenswirklichkeit dran ist, als wenn sie diese nur aus dem Geschichtsbuch lernen”, lobt Kai Rawe, Leiter des Stadtarchivs, dessen Kulturbotschafterinnen.

Kontakt:
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstraße 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Tel: 02 08 / 455 4260
Fax:02 08 / 455 4279
stadtarchiv@stadt-mh.de

Quelle: Thomas Emons, Der Westen/WAZ, 25.8.2009

Auf den Spuren Limburger Handelshäuser

Der Stadtarchivar von Limburg an der Lahn, Dr. Christoph Waldecker, führte die Sommertour der Nassauischen Neuen Presse (NNP) auf den Spuren Limburger Handelshäuser. In Limburg gab es zahlreiche Märkte, neben dem heute noch bekannten Fischmarkt, Kornmarkt oder Rossmarkt auch noch den Schuhmarkt, den Buttermarkt, den Markt der Gaden, den Heu- und Kohlenmarkt und den Leinenmarkt. Die ganze Stadt war ein Warenhaus, es gab alles, was zum täglichen Leben benötigt wurde, aber bei ganz verschiedenen Anbietern. Es war die Zeit, in der die Wollenweber Wohlstand in die Stadt brachten. Das änderte sich, als Limburg zum Erzbistum Trier kam. Die Bedeutung der Stadt nahm deutlich ab und erlebte erst mit der Anbindung an die Lahntalbahn eine neue Blüte.

Oft sind die Gewerbe treibenden Familien über Generationen dem Standort und ihrem Gewerbe treu geblieben. Betten-Siebert ist für Waldecker so ein Beispiel. Es wird in der vierten Generation geführt. Der Gründer des Unternehmens stammt aus Thüringen und hat Limburg als Handlungsreisender mit einer Kiepe und seinen Waren auf dem Rücken kennengelernt. 1884 kam es dann zur Gründung des Bettenhandels.

Die Familie Trombetta ist ein Beispiel für eine gelungene Integration, denn die Familie stammt aus Norditalien und siedelte sich im 17. Jahrhundert in Limburg an. Schnell taucht der Name in den Mitgliederverzeichnissen der Zünfte auf, und die Frauen aus der Familie heiraten oft angesehene Limburger Bürger. Bankgeschäfte und Kaffeerösterei des 1796 gegründeten Geschäfts sind später ihre wirtschaftlichen Standbeine.

Letzte Station der NNP-Sommertour war der Neumarkt, der von 1830 an entwickelt wurde. Das Marktgeschehen mit bis zu 600 Stück Großvieh pro Markttag führte jedoch zu Beschwerden der Anlieger über den Gestank, so dass der Handel mit Tieren auf den neuen Marktplatz (Ste.-Foy-Straße) verlegt wurde.

Kontakt:
Stadtarchiv Limburg an der Lahn
Dr. Christoph Waldecker M. A.
Mühlberg 2
65549 Limburg a. d. Lahn
Telefon : 06431 932367
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Quelle: Johannes Laubach, Frankfurter Neue Presse, 25.8.2009

Münster hat ein Drittel der ausgelagerten Kölner Archivalien übernommen

Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs im März 2009 wurden Tausende von Dokumenten auf insgesamt 20 Lagerorte verteilt. Etwa ein Drittel der aus Köln ausgelagerten Archivalien wurde nach Münster gebracht und ist nun in den dortigen Archiven untergebracht. Damit ist Münster der Standort mit den meisten Einlagerungen aus Köln.

Die Archive des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und der Universität Münster sowie das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen mit den Standorten Münster und Coerde haben sich an der Hilfsaktion beteiligt. Von insgesamt 26 Regalkilometern an Dokumenten, die im Kölner Stadtarchiv untergebracht waren, stehen nun etwa 7.400 laufende Meter in Münster. Die restlichen Dokumente wurden auf andere Archive verteilt oder konnten aus den Trümmern des Stadtarchivs bislang nicht geborgen werden. Der Transport nach Münster war mit großem Engagement der Archivmitarbeiter verbunden – die Einlagerung wurde größtenteils vom Personal der münsterschen Archive erledigt.

In Archiven können nur vollständig trockene Dokumente gelagert werden, da sonst Schimmelbefall droht. Ein Teil der geborgenen Dokumente ist beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs und während der Bergungsarbeiten jedoch nass gewordenen. Dieses Archivgut wurde nach der Bergung zunächst tiefgefroren, um weitere Schäden – neben Schimmelbefall drohen auch Verklebungen – abzuwenden. Die betroffenen Archivalien, die derzeit in einem Kühlhaus in Everswinkel untergebracht sind, werden nun nach und nach in der Restaurierungswerkstatt des LWL-Archivamtes gefriergetrocknet. Diese Methode ermöglicht eine schonende Trocknung ohne weitere Folgeschäden. Die Gefriertrocknungsanlage läuft seit dem 12. März 2009 auf Hochtouren. Dennoch werden erst im kommenden Jahr alle Dokumente wieder trocken sein, so die Experten der münsterschen Archive.

Auch in anderer Hinsicht helfen die Archive in Münster bei der Rettung des Archivgutes: Sie bieten den Kölner Archivaren Arbeitsplätze, um das in ihren Magazinen eingelagerte Archivgut zu erfassen und in Schadenkategorien einteilen zu können. Diese Arbeiten werden voraussichtlich im nächsten Jahr beginnen. Wann sie abgeschlossen sein werden, ist noch nicht absehbar. Die Dokumente aus Köln werden jedoch vermutlich noch mehrere Jahre in Münster bleiben.

Quelle: WWU Münster, Pressemitteilung, 25.8.2009