Johanna Schopenhauers Testament

Das Archivzentrum der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main hat das Testament von Johanna Schopenhauer aus dem Jahre 1830 erworben. Damit steht der internationalen Schopenhauer-Forschung ein weiteres wichtiges Dokument zur Geschichte der berühmten Familie aus dem 19. Jahrhundert zur Verfügung.

Das Testament wurde Anfang Juni von dem Antiquariat Susanne Koppel in Hamburg angekauft. Es belegt, dass die 1766 in Danzig geborene Johanna Schopenhauer, Mutter des berühmten Frankfurter Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860) ihre Tochter Adele (1797-1848) als Alleinerbin eingesetzt hat. Das Dokument gibt zudem wertvolle Hinweise auf die schlechte wirtschaftliche Situation von Johanna. So sei sie „wohl überzeugt, dass sie [Adele] durch diese Erbschaft nicht entschädigt wird, für den Verlust den sie an ihrem meiner Verwaltung anvertrautem väterlichem Vermögen erlitten hat.“

Im Jahre 1819 geriet das Handelshaus Abraham Ludwig Muhl & Co., bei dem Johanna Schopenhauer ihr ganzes Vermögen angelegt hatte, in Zahlungsschwierigkeiten. Beim anschließenden Vergleich verlor sie 70 Prozent ihres Vermögens. Ihr Sohn Arthur, der sich vorher den Anteil am väterlichen Erbe hatte auszahlen lassen, verweigerte die Unterstützung. Sie musste sich jetzt selbst um ihre Einkünfte sorgen. Ihre Schriftstellerei wurde zu einer wichtigen Einkommensquelle. Sie veröffentlichte Reiseerzählungen, Romane und Novellen.

Auf Adeles Drängen willigte Johanna ein, nach Bonn umzuziehen. Das Vorhaben scheiterte an den hohen Mieten in Bonn, daher zogen sie erst nach Unkel am Rhein, und verbrachten nur die Wintermonate in Bonn, bis sie 1832 ganzjährig dorthin übersiedelte. Johannas Gesundheit verschlechterte sich, worunter ihre schriftstellerische Tätigkeit litt und die finanzielle Situation sich weiter verschärfte. Kurz vor ihrem Tod 1838 verfasste sie ein letztes Testament und zog nach Jena, wo sie nach wenigen Wochen in Armut verstarb.

Das Testament vom 12. April 1830 mit der neuen Signatur Schop XXVI, 43 ist sehr gut erhalten. Das Doppelblatt mit rotem Lacksiegel wurde handschriftlich verfasst. Die Seiten sind rechts bestoßen und haben eine Knickfalte. Am Zeilenende wird „Johanna Henriette verwitwete Schopenhauer geborene Trosiener“ genannt.

Das Archivzentrum freut sich, – neben der im Mai des vergangenen Jahres erworbenen Urkunde des Handelshauses Muhl & Co – ein weiteres zentrales Dokument zur wissenschaftlichen Untersuchung des schwierigen Verhältnisses von Arthur Schopenhauer zu seiner Mutter Johanna in seinen Beständen zu wissen, was zudem ein bedeutendes Exponat der Jubiläumsausstellung zum 150-jährigen Todestag des berühmten Frankfurter Philosophen im September des kommenden Jahres sein wird. Das Testament und zahlreiche weitere originale Dokumente der Familie Schopenhauer können bis dahin von Montag bis Freitags jeweils von 9:30 – 16:30 h nach Voranmeldung und im Rahmen der Benutzungsordnung eingehend untersucht werden.

Kontakt:
Dr. Mathias Jehn
Leiter des Archivzentrums
Leiter der Frankfurt-Abteilung
Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg
Bockenheimer Landstrasse 134-138
60325 Frankfurt am Main

Quelle: Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Pressemitteilung, Frankfurt am Main, 24.6.2009

Forschungsprojekt Arisierung und Wiedergutmachung in Mannheim

Im Juli 2009 startet ein Projekt, das sich umfassend mit der Erforschung von “Arisierung“ und Wiedergutmachung in Mannheim während des Zeitraums von 1933 bis 1969 beschäftigt. Die Studie wird vom Lehrstuhl für Neuere und Neuste Geschichte der Universität Mannheim in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Mannheim – Institut für Stadtgeschichte durchgeführt. Es ist das erste Forschungsprojekt in Baden-Württemberg, welches die beiden bisher getrennt voneinander betrachteten Themenstränge „Arisierung“ unter nationalsozialistischer Diktatur und Wiedergutmachung nach dem Zweiten Weltkrieg konzeptionell miteinander verknüpft und wissenschaftlich aufarbeitet. Die Mannheimer Studie betritt hier in besonderem Maße wissenschaftliches Neuland und liefert an einem lokalen Beispiel weiterführende Erkenntnisse.

Ziel des Forschungsvorhabens ist die umfassende Aufarbeitung der Verdrängung der Juden aus dem Mannheimer Wirtschaftsleben. Dem Forschungsvorhaben ist insbesondere daran gelegen, das Verhältnis von ideologischen und wirtschaftlichen Motiven hinter der „Arisierung“ aufzuklären, lokale Prozesse der Verdrängung aus dem Wirtschaftsleben in seinen verschiedenen Phasen zu analysieren und herauszufinden, inwieweit örtliche Stellen und Personen der Landes- und Reichspolitik vorauseilten oder folgten. Daran anknüpfend zielt es darauf ab, die geschichtswissenschaftlichen Fragen zur Wiedergutmachung ab 1945 in ihrer politischen, juristischen und gesellschaftlichen Dimension zu ergründen. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Untersuchung der Praxis in Mannheim gelegt. Das Forschungsprojekt stützt sich sowohl auf Quellen in öffentlichen als auch in privaten Archiven. Aufgrund der engen Verquickung von Staat, Stadt und Wirtschaft in der NS-Zeit lassen sich auf diese Weise die Vorgänge einschließlich des Handelns der Firmen und Privatpersonen bestmöglich rekonstruieren.

Das Gesamtvolumen des Forschungsprojektes beträgt ca. 200.000 €. Die Stadt Mannheim beteiligt sich mit 35.000 € daran. Weitere 150.000 € bis 170.000 € sollen durch private Spenden aus der Mannheimer Wirtschaft und Stiftungen aufgebracht werden. Insbesondere die Heinrich-Vetter und Wilhelm-Müller-Stiftung sowie Wirtschaftsverbände wie zum Beispiel die IHK haben eine finanzielle Unterstützung des Projektes bereits fest zugesichert. Stadt und Wirtschaft Mannheims nehmen mit ihrer Unterstützung für diese historische Untersuchung eine Vorreiterrolle ein. Keine größere Stadt in Baden-Württemberg hat die Geschichte der Arisierung oder Wiedergutmachung bislang gründlicher erforscht. Der Standort Mannheim stellt sich damit nicht nur seiner Vergangenheit, sondern leistet auch einen Beitrag zum verantwortungsbewussten Handeln.

Das in enger Kooperation mit dem Stadtarchiv Mannheim durchgeführte Forschungsvorhaben steht unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Dr. Johannes Paulmann, dem Lehrstuhlinhaber für Neuere und Neuste Geschichte an der Universität Mannheim. Frau Dr. Christiane Fritsch, eine für die Zeit des Nationalsozialismus als auch des Kalten Krieges ausgewiesene Wissenschaftlerin, betreut das Projekt. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Bürgermeister Michael Grötsch appellieren gleichermaßen an Privatpersonen und Unternehmen, sofern diese Unterlagen zu diesem Themenkomplex besitzen oder sich an dem Projekt beteiligen möchten, sich entweder mit dem Lehrstuhl von Prof. Dr. J. Paulmann oder mit Dr. Ulrich Nieß, dem Leiter des Stadtarchivs – ISG in Verbindung zu setzen.

Kontakt
Historisches Institut 
Universität Mannheim 
Prof. Dr. Johannes Paulmann 
68131 Mannheim 
Tel.: 0621 / 181 – 2260 oder – 2255 
Fax: 0621 / 181 – 2254 
j.paulmann@uni-mannheim.de 

Stadtarchiv Mannheim 
Collinistraße 1 
Dr. Ulrich Nieß 
68161 Mannheim 
Tel.: 0621 / 293 – 7025 
Fax: 0621 / 293 – 7476 
ulrich.niess@mannheim.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Mannheim, 23.6. 2009

Das Bistum Trier im Nationalsozialismus

„Das Bistum Trier im Nationalsozialismus aus der Sicht von Partei und Staat“ ist der Titel eines Buches, das der Historiker Peter Brommer am Montag, 6. Juli 2009 um 19 Uhr im Trierer Dom- und Diözesanmuseum vorstellen wird. Brommer, Archivdirektor im Landeshauptarchiv Koblenz, zeigt anhand bisher unbekannter Archiv-Dokumente die Lage der katholischen Kirche im Bistum Trier während der Zeit des Dritten Reichs von 1933 bis 1945. Die Quellenpublikation dokumentiert mit bisher unveröffentlichten Quellen, wie Staat und Partei die Arbeit kirchlicher Einrichtungen und Vereine behinderten, wie die Bespitzelung kirchlicher Kreise vonstatten ging und wie die Prozesswelle gegen Geistliche, Klöster und den Bischof organisiert wurde. Auch Beispiele des Widerstands vor allem durch Pfarrer werden aufgezeigt.

Info:
Peter Brommer: Das Bistum Trier im Nationalsozialismus aus der Sicht von Partei und Staat. Quellenpublikation. (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte Band 126), 680 Seiten, Mainz 2009. Das Buch wird an diesem Abend nur 30 Euro statt später 45 Euro kosten. 

Kontakt
Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Trier
Windstraße 6-8
54290 Trier
Tel.: 0651 / 7105 – 255
Fax: 0651 / 7105 – 348
museum@bgv-trier.de

Quelle: Bistum Trier Aktuell, 24.6.2009

Stadtarchiv Stuttgart auf Findbuch.net

Das Stadtarchiv Stuttgart hat mit Hilfe von "Findbuch-Net" einen Großteil seiner Findmittel online zugänglich gemacht.

Über "Findbuch.Net", verlinkt mit der Homepage des Stadtarchivs Stuttgart, können die interessierten Nutzer nun auf über 90 Prozent der Bestände zugreifen, nämlich über 400 Bestände mit etwa 100.000 Datensätzen. Für die übrigen zugänglichen Archivalien sind Bestandsbeschreibungen vorhanden. Damit befindet sich das Stadtarchiv hinsichtlich des Abdeckungsgrads seiner Bestände im Spitzenbereich der deutschen Archive.

Die Dokumente können im Internet bestellt und drei Werktage später eingesehen werden. Zur Sichtung und Auswertung kommen die Benutzerinnen und Benutzer weiterhin in den Lesesaal des Stadtarchivs, Silberburgstraße 191. Die Nutzung und die Fachberatung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind weiterhin kostenlos. Nur wenn die Mitarbeiter im Archiv für einen Nutzer recherchieren, werden Gebühren fällig.

Link: www.stadtarchiv-stuttgart.findbuch.net

Kontakt:
Stadtarchiv Stuttgart
Silberburgstr. 191
70178 Stuttgart
Telefon: (07 11) 2 16-62 43
Fax: (07 11) 2 16-45 56
Juergen.Lotterer@stuttgart.de

Ausstellung im Staatsarchiv Ludwigsburg über Hitlers Verbrechen aus französischer Sicht

Am 16. Juni 2009 wurde im Staatsarchiv Ludwigsburg die Ausstellung "Hitlers Verbrechen – Eine Ausstellung der französischen Besatzungsmacht 1945/1946" mit einem Vortrag von Prof. Peter Longerich eröffnet. Der renommierte NS-Forscher, der jüngst mit einer Biographie über Heinrich Himmler Aufsehen erregte und der unter dem Titel \’Davon haben wir nichts gewusst!\‘ Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933–1945 eine Untersuchung über den Kenntnisstand der deutschen Bevölkerung über den Holocaust während des Dritten Reichs vorgelegt hat, vermittelte einen Überblick über den Stand der Erforschung der NS-Verbrechen.

1945 – Europa in Trümmern, Millionen Opfer weltweit. Neben der Verurteilung der Täter sah es die französische Besatzungsmacht als vordringlich an, die deutsche Bevölkerung über die Ziele, Methoden und Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft zu informieren. Da unmittelbar nach Kriegsende Massenkommunikationsmittel wie Zeitungen, Zeitschriften oder Kinos mit Wochenschauen nicht zur Verfügung standen, erarbeitete die französische Regierung noch 1945 die Wanderausstellung Hitlers Verbrechen / Crimes Hitlériens. In ihr nahmen sowohl die Ursachen des Nationalsozialismus wie auch die Dokumentation von Schicksalen in deutschen Konzentrationslagern und von Massakern in Frankreich einen breiten Raum ein. Die Ausstellung wurde ab Juni 1945 zunächst in Paris, dann in mehreren Städten der französischen Besatzungszone gezeigt.

Die neue Präsentation, die vom Landesarchiv Baden-Württemberg und der Pädagogischen Hochschule Freiburg erarbeitet wurde, umfasst nicht nur die rekonstruierte Ausstellung, ihre Vorgeschichte, ihre Hintergründe und Intentionen, sondern auch die zeitgenössischen Reaktionen und Nachwirkungen, die schließlich zur Wiederaufnahme und Neugestaltung der Beziehungen zwischen den beiden Nachbarvölkern geführt haben. Die Ausstellung im Erdgeschoss des Staatsarchivs Ludwigsburg kann bis zum 31. Juli 2009 montags – freitags von  8.30 – 16.30 Uhr und sonntags von 13.30 – 16.30 Uhr besichtigt werden. Zur Ausstellung ist im Verlag W. Kohlhammer ein Begleitband erschienen, der von Hans-Georg Merz und Herbert Uhl bearbeitet wurde.

Kontakt
Staatsarchiv Ludwigsburg
Arsenalplatz 3
71638 Ludwigsburg
Tel.: 07141 / 18 – 6310
Fax: 07141 / 18 – 6311
staludwigsburg@la-bw.de 

Quelle: Aktuelles Staatsarchiv Ludwigsburg; Veranstaltungen Staatsarchiv Ludwigsburg; Ludwigsburger Kreiszeitung, 17.6.2009

Themenabend im Stadtarchiv Münster zur Geschichte Nienberges

Irgendwann wurde es den Bauern in Nienberge mit Johann Conrad Schlaun zu bunt. Man schrieb das Jahr 1753. Der Barockbaumeister hatte wichtige Wege gesperrt und mit einem Schlagbaum blockiert. Als er gar eine Kirchenbank in Sankt Sebastian sein Eigen nannte, war das Fass voll. Ein gewisser Herr von Schenking stürmte samt Verstärkung aus umliegenden Wirtshäusern am Kirchweihfest das Gotteshaus und zertrümmerte die Schlaunsche \“Banck gäntzlich in stücken\“.  Von handfesten Ärgernissen und anderen Begebenheiten berichtet der Themenabend des Stadtarchivs Münster am Donnerstag, 25. Juni 2009. Im Mittelpunkt der historischen Spurensuche steht Nienberge und dessen Entwicklung vom Bauerndorf zum beliebten Stadtteil. Beginn ist um 18 Uhr.  Der Eintritt zum Themenabend ist frei. 

Referent Reinhold Klumpe ist bestens vertraut mit den vielen großen und kleinen Veränderungen des Ortsteils. Er lädt die Zuhörer zu einem Streifzug von den Anfängen bis zur Gegenwart ein und sorgt auch für die Aufklärung des Kirchenbankstreites.  Zum Vortrag präsentiert das Stadtarchiv historische Dokumente aus seinem Bestand, die zur Erforschung der Geschichte Nienberges genutzt werden können. 

Kontakt
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 0251 / 492 – 47 01
Fax: 0251 / 492 – 77 27
archiv@stadt-muenster.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Münster, 19.6.2009

Jüdische Pflegegeschichte jetzt auch im Internet recherchierbar

Ein Team aus WissenschaftlerInnen und MitarbeiterInnen der FH Frankfurt hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der jüdischen Krankenpflege in Frankfurt am Main aufzuarbeiten. Die Ergebnisse fließen in einen Internetauftritt, der ein ganzes Netzwerk an spannenden Lebensläufen und Wissenswertem bereithält. Auf dem Programm der Auftaktveranstaltung zum Start des Webauftrittes \“Jüdische Pflegegeschichte/Jewish Nursing History – Biographien und Institutionen in Frankfurt am Main\“ am 24. Juni 2009 im Audimax der Fachhochschule Frankfurt am Main – University of Applied Sciences (FH FFM) stehen Vorträge \“Zur Entstehung des Projekts\“, \“Vorstellung des Webauftritts\“ und \“Ausblick – Wie es weitergehen könnte\“. Veranstalter sind der Fachbereich 4: Soziale Arbeit und Gesundheit und die Bibliothek der FH FFM.

\“Der Webauftritt erschließt die Welt der Frankfurter jüdischen Pflegegeschichte auf verschiedenen Wegen: in vertiefenden Beiträgen zu Ereignissen, Persönlichkeiten und Einrichtungen; durch Entdecken der Lebens- und Arbeitsorte auf virtuellen Stadtkarten und vielen Abbildungen in der Medienbibliothek, mittels Recherche nach Personen, Institutionen, Gebäuden, Orten oder Quellen. Er bietet einen Fundus nicht nur für familienbiographisch und wissenschaftlich Forschende, sondern auch für jene, die allgemein an jüdischer Sozial- und Kulturgeschichte und Frankfurter Stadtgeschichte interessiert sind. Der Auftritt bietet keine abschließende Darstellung des Forschungsgegenstandes, vielmehr werden weiterhin neue Informationen erhoben und eingearbeitet. Daher ist das Projekt auch offen für Hinweise von Nutzern\“, so Brigitte Nottebohm, Leiterin der Bibliothek.

Ausgangspunkt des Projekts, das auf Frankfurt am Main bezogen, eine Verknüpfung zwischen klassischer Pflege und jüdischen Pflegeaspekten, architektonischen, städtebaulichen und geschichtlichen Sachverhalten ermöglichen möchte, war die Dissertation der Professorin Hilde Steppe. Ihr hat die FH FFM die Basis der Sammlung \“Dokumentationsstelle Pflege/Hilde-Steppe-Archiv\“ zu verdanken. Mit der Arbeit \“… den Kranken zum Troste und dem Judentum zur Ehre…\“ aus dem Jahr 1997 zur Geschichte der jüdischen Krankenpflege in Deutschland habe sie ein Standardwerk geschaffen, so die Hochschule. Weitere Quellen sind die Dokumentationsstelle und Einrichtungen der Stadt Frankfurt. 

Die deutschlandweit einzigartige Sammlung Dokumentationsstelle Pflege/ Hilde Steppe Archiv entstand auf Initiative von Hilde Steppe (06.10.1947 – 23.4.1999), die bereits früh damit begann, Quellen zur Geschichte der Pflege zu sammeln. Zunächst war die Sammlung im Berufsfortbildungswerk des DGB (BfW) in Frankfurt. Dort arbeitete Hilde Steppe seit 1978 als Lehrerin, seit 1980 als Leiterin. Nachdem sie 1992 ins Hessische Ministerium für Umwelt, Energie, Jugend, Familie und Gesundheit in Wiesbaden gewechselt war, übergab sie die Sammlung 1995 der Fachhochschule Frankfurt am Main. Diese vereinbarte Schenkung sah die Übergabe, Sicherstellung und den Aufbau der Sammlung vor. Leider verstarb Hilde Steppe kurz nach ihrer Berufung als Professorin an die Fachhochschule Frankfurt am Main am 23. April 1999. Anlässlich eines Hilde Steppe gewidmeten Akademischen Gedenktages am 06.10.1999 wurde die Dokumentationsstelle Pflege umbenannt in Dokumentationsstelle Pflege / Hilde Steppe Archiv.

Der Doppelcharakter der Sammlung dokumentiert sich in ihrem Namen: Es handelt sich nicht nur um ein Archiv, das klassische Archivalien wie z.B. Nachlässe beinhaltet, es bewahrt viel mehr Materialien, die geeignet sind, die Entwicklung der in Deutschland jungen Wissenschaft der Pflege zu dokumentieren. So begleitet die Dokumentationsstelle Pflege durch das Sammeln unterschiedlicher Medien zur Pflegehistorie (Quellen- und Sekundärliteratur, Biographien von Personen aus der Krankenpflege, historische Postkarten und Nachlässe) die Entwicklung der im akademischen Bereich noch jungen Wissenschaft. Eine Sammlung von Interviews (auf Kassetten und in transkribierter Form), in den 1980er Jahren beginnend bis Mitte der 1990er Jahre, lassen lebendige Einblicke in die Entwicklung der Pflege zu. Schwerpunkte der Sammlung sind: Krankenpflege im Nationalsozialismus, jüdische Krankenpflege, Kriegskrankenpflege, Entwicklung der Aus- und Weiterbildung der Pflege, Akademisierung der Pflege, Krankenpflege als Frauenberuf und Feminismus, Aspekte der Gesundheitspolitik aus Sicht der Pflege.

Kontakt
Dokumentationsstelle Pflege / Hilde-Steppe-Archiv
Kleiststr. 31
Gebäude 3, 4. OG, Raum 415
60318 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 1533 – 28 47
Fax: 069 / 1533 – 24 65
kontakt@hilde-steppe-archiv.de

Bibliothek der FH FFM
Gebäude 3 + 4
Brigitte Nottebohm
Kleiststr. 31 (Eingang EG)
60318 Frankfurt am Main 
Tel.: 069 / 1533 – 2460 oder – 3087 
Fax: 069 / 1533 – 2465 
nottebom@bibl.fh-frankfurt.de 

Quelle: Pressemitteilung der FH FFM, 22.6.2009; Institution Dokumentationsstelle Pflege / Hilde-Steppe-Archiv

Kunstaktion am Güterbahnhof in Worms

Zum Gedenken an die Deportationen aus Worms während des NS-Regimes ist am kommenden Donnerstag, 25. Juni 2009 ab 18 Uhr am ehemaligen Güterbahnhof (in der Güterhallenstraße, gegenüber der Einmündung Würdtweinstraße) die Kunstaktion \“Namen aufheben\“ zu sehen. Zur Errichtung einer \“Gedenkstätte Güterbahnhof\“ wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Am Güterbahnhof verließen drei große Gruppen Wormser Bürger ihre Heimatstadt, um in die Vernichtungslager deportiert zu werden. Am 16.5.1940 waren es 61 Sinti und am 19. März und am 14. September 1942 waren es 174 Mitbürger jüdischen Glaubens. Der Ort, an dem sie ein letztes Mal den Boden ihrer Heimatstadt berührten, sollte auch ein Ort des Gedenkens an das Schicksal dieser Mitbürger werden. Als Auftakt für die Schaffung einer \“Gedenkstation Güterbahnhof\“ sprechen Karl Saulheimer, der dieses Vorhaben angeregt hat, und Kulturkoordinator Volker Gallé am Donnerstag, 25.6. um 18 Uhr am Ort des Gedenkens. 

Atelier eye-D-ear realisiert die temporäre Kunstaktion \“Namen aufheben\“. Das Verschwinden der Menschen und das \“Aufheben\“ der Namen im Gedächtnis der Teilnehmer wird Inhalt der Aktion sein. Die Namen der Deportierten sind auf gelben Zeichenkarton gedruckt, auf den Gleisen ausgelegt und mit Steinen beschwert. Die Teilnehmer heben die Namensblätter auf, lesen laut die Namen vor, nehmen die Blätter mit und können im Stadtarchiv Worms weitere Informationen über die Opfer finden. Der Ort bleibt leer zurück. Im Stadtarchiv kann man nicht nur Geschichte und Biografien recherchieren, sondern auch für 12 Euro eine CD-Rom erwerben, auf der die Rechercheergebnisse von Dr. Karl und Annelore Schlösser zur Verfolgung der Juden in Worms aufbereitet sind. 

Die Veranstaltung am kommenden Donnerstag ist Teil der von der Stadt Worms koordinierten Reihe \“Deportationen Worms 1949/42\“, die mit dem \“Zug der Erinnerung\“ im März begann und mit der Ausstellung \“Sonderzüge in den Tod\“ in der Gedenkstätte Osthofen fortgesetzt wurde. 

Kontakt
Stadtarchiv Worms
Raschi-Haus
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Tel.: 0 6241 / 8 53 – 47 00 (bis – 47 07)
Fax: 0 6241 / 8 53 – 4710
stadtarchiv@worms.de

Quelle: Stadtnachrichten Worms, 22.6.2009

Ehemalige Augenklinik wird zum Haus der Stadtgeschichte in Mülheim an der Ruhr

Nach Abschluss der zur Zeit stattfindenden umfangreichen Umbau- und Sanierungsmaßnahmen wird das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr voraussichtlich im Herbst 2010 in eine ehemalige Augenklinik umziehen. Es wird sich die Räumlichkeiten allerdings mit der Musikschule teilen, denn es ist ein erklärtes Ziel der Stadt, den Bürgern Mülheims künftig Geschichte und Musik unter einem Dach anzubieten. Rund zehn Millionen Euro investiert die Leonhard-Stinnes-Stiftung, der das Gebäude gehört, in das Projekt.

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Abb.: In der ehemaligen Augenklinik an der von-Graefe-Straße wird das "Haus der Stadtgeschichte" entstehen. Am Modell: Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, Frank Peter Buchwald (links) und Matthias Knospe vom städtischen Immobilien-Service (Fotos: Walter Schernstein).

Als Begegnungsstätte war das Haus an der Von-Graefe-Straße ursprünglich im Jahr 1901 errichtet worden. Ausflugslokal "Johannisburg" hieß es damals, aber nur wenige Jahre. Im Juli 1907 bereits wurde der Klinikbetrieb aufgenommen. Bis Mitte der 1980er Jahre haben Ärzte dort operiert, dann wurde die neue Augenklinik am Evangelischen Krankenhaus gebaut. An die einstige architektonische Schönheit mit Türmchen erinnert heute nichts mehr. Ein Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstörte die Klinik zum Teil bis auf die Grundmauern.

Die Stadt Mülheim tritt zwar als Bauherrin auf, wird aber die Räume nach Abschluss der Bauarbeiten nur mieten. Künftig stehen außerdem für kulturelle Veranstaltungen nicht nur eine Ausstellungshalle, sondern auch ein Konzert- oder Vortragssaal für ca. 100 Besucher zur Verfügung. Das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr wird somit demnächst mehr Platz als bisher zur Verfügung haben und kann bei Bedarf auch noch zusätzliche Räumlichkeiten für die Unterbringung seiner Archivalien nutzen. Mit diesem erweiterten Raumangebot für das Stadtarchiv kommt die Stadt ihren Bürgern entgegen, deren Interesse an der Stadtgeschichte und auch an der eigenen Familiengeschichte in den letzten Jahren stark gewachsenen ist.

Kontakt
Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr
Aktienstr. 85
45473 Mülheim an der Ruhr
Tel.: 0208 / 455 – 4260
Fax: 0208 / 455 – 4279
stadtarchiv@stadt-mh.de 

Quelle: Andreas Heinrich, derwesten.de, 16.6.2009; Stadt Mülheim an der Ruhr, Pressemitteilung, 18.6.2009

Ausstellung im Stadtarchiv Neuss über Neusser Helden

Am Dienstag, 23. Juni 2009, 19 Uhr, werden im Gartensaal des Clemens-Sels-Museums die Neusser Beiträge zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2008/2009 präsentiert, die im Rahmen einer Ausstellung im Forum Stadtgeschichte im Stadtarchiv Neuss anschließend vom 23. Juni bis zum 18. September 2009 ausgestellt werden. Das Stadtarchiv Neuss hat die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die Lehrerinnen und Lehrer, die deren Arbeiten als Tutoren betreuen, mit fachlichem Rat begleitet. 

Helden: Verehrt – verkannt – vergessen“ hieß das Motto des jüngsten Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten – Jugendliche forschen vor Ort. Zum 21. Mal schickte der vom Bundespräsidenten und der Körber-Stiftung ausgeschriebene renommierte Wettbewerb Schülerinnen und Schüler aller Schulformen und Jahrgangsstufen zu einem gesellschaftlich aktuellen Thema auf historische Spurensuche vor Ort. Mit Unterstützung des Stadtarchivs haben sich zahlreiche Neusser Schülerinnen und Schüler der Klassen drei bis zwölf erfolgreich am Wettbewerb beteiligt. Mit Forscherdrang und Engagement sind sie Themen wie Kardinal Frings, dem Neusser Ehrenmal, der Arbeit der Augustinerinnen, den Kanalarbeitern oder der politischen Debatte um die Ehrung von Widerstandskämpfern unter dem Aspekt von Heldenstatus und -mythos nachgegangen. Daraus sind eindrucksvolle und mit Preisen ausgezeichnete Arbeiten entstanden, die unsere historischen Kenntnisse über Neuss um interessante Forschungsergebnisse bereichern.

Kontakt
Stadtarchiv Neuss
Oberstraße 15
41460 Neuss
Tel.: 02131 / 90 – 4250
Fax: 02131 / 90 – 2433
stadtarchiv@stadt.neuss.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Neuss, 19.6.2009